Hoffnung

FrauRossi
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Hoffnung

Beitrag von FrauRossi »

Hallo liebe Angehörige und Betroffene,

ich bin FrauRossi Betroffene der Depression.

Nach Ausbruch meiner Depression habe ich recht schnell den Weg in dieses Forum gefunden. Es hat mit oft geholfen, ich habe viele wertvolle Ratschläge und Unterstützung bekommen. Etwas das ich in der realen Welt schon lange nicht mehr finden kann.

Zu Beginn meiner Erkrankung war ich in einer glücklichen Partnerschaft. Heute bin ich Solo.

Deswegen schreibe ich hier. Anfänglich hatte ich trotz schwerer Depression die Hoffnung, ich könnte es schaffen, ich könnte meine Beziehung weiter führen.

Ich musste lehrnen dass dies nicht der Fall war.

Ich lese hier oft mit, von Partnern die Fragen stellen, die nicht mehr können, die Verlassen wurden, die überlegen selbst zu verlassen. Anfänglich habe ich ein paar Beiträge hier verfasst, in der Hoffnung die Krankheit erklären zu können, in der Hoffnung irgendjemandem da draußen sagen zu können: dein Partner ist Krank, er liebt dich noch, auch wenn er sich nicht melden kann.

Aber was habe ich mir dabei gedacht? Ich weis es heute nicht mehr. Diese Krankheit ist sehr tückisch. Zu tückisch für mich wohl.

Warum heißt der Beitrag Hoffnung?
Ich habe unendlich oft in dieses Forum geschaut in der Hoffnung in einem der Beiträge meinen Partner zu erkennen. In der Hoffnung er würde sich hier Rat suchen, er würde hier versuchen die Krankheit zu verstehen.

Nie konnte ich ihn hier entdecken, wohl weil er schlicht nicht hier schreibt. Wohl weil es garnicht möglich ist hier jemanden zu entdecken.

Was hatte ich mir davon erhofft? Ich hatte die Hoffnung er könnte hier das Verständnis für die Krankheit finden dass ich ihm nicht vermitteln konnte.

Heute habe ich die Hoffnung verloren. Es ist nicht möglich diese Krankheit zu verstehen, wenn man sie nicht selbst durchläuft. Ich kann das sagen, weil ich mich erinnere wie es vor der Depression war und ich kann mit Gewissheit sagen nichts und niemand hätte mir begreiflich machen können was Depression bedeutet. Es lag schlicht außerhalb meiner Vorstellungskraft.

Ihr liebt eure Partner? Ihr wollt sie nicht verlieren?
Das ist schön. Dann fragt euch: was liebt ihr an euren Partnern? Ist das noch da? Ist das wirklich in diesem Menschen noch erkennbar? Wenn ja dann haltet fest. Aber fragt euch auch auf wieviele eurer eigenen Bedürfnisse könnt ihr verzichten? Für eine lange Zeit, vielleicht für immer. Wie gut könnt ihr damit umgehen, dass nach der Krankheit ein anderer Mensch euch gegenübersteht? Ist es der Weg einer Veränderung den ihr mitgehen könnt?

Fragt euch auch und beantwortet, egal wie schmerzlich, ehrlich vor euch selbst: wieviel von dem was da ist, noch da ist? entspringt nur eurer eigenen Vorstellung? Was ist euer Idealbild von einer Beziehung? Wieviel davon ist nur eure Erwartung? Wie gut hat euer Partner vor seiner Erkrankung in dieses Bild gepasst? Was hat nicht gepasst und was davon habt ihr ausgeblendet? Euch schön geredet?

Ich möchte niemanden angreifen, ich glaube jeder macht das so. Jeder knüpft Hoffnungen, Vorstellungen, Idealbilder an den Partner.

Ganz sicher ist aber ein Depressiver sehr fern von solchen Bildern. Traurigerweise ist er auch sehr fern von seinen eigenen Idealbildern.

Können Depressive lieben? Ja! Und wahrscheinlich lieben sie euch noch, auch wenn sie nicht anrufen, auch wenn sie ausgezogen sind, auch wenn sie nicht mit euch reden, auch wenn sie nur da liegen, auch wenn sie euch wegstossen, auch wenn sie nichts fühlen, auch wenn sie voller Zweifel sind.

Was davon könnt ihr aushalten? Seid ihr in der Lage euren eigenen Schmerz wegzuschieben? Nicht so wichtig zu nehmen? Der Schmerz der entsteht wenn der Partner euch sagt: ich fühle nichts mehr. Seid ihr in der Lage das nicht auf euch zu beziehen? Das nicht persönlich zu nehmen? Auch wenn es euch sehr persönlich erscheint? Auch wenn eure eigenen Ängste dadurch übergroß werden? Und dann? Wenn da niemand ist der in der Lage ist sich EURE Ängste anzuhören?
Den Eure Bedürfnisse bis ins Mark überfordern?

Seid ihr in der Lage für eine lange Zeit absolut selbstlos zu sein?
Wirklich absolut selbstlos? Niemals auf die Opfer die ihr bringt hinzuweisen? Niemals in Zorn zu geraten? Niemals in diesem Zorn Eurem Partner Vorwürfe zu machen? Zuindest nicht für die Dauer der Krankheit?

Ihr glaubt vielleicht ihr habt eine Ahnung davon wie schlimm diese Krankheit ist. Aber glaubt mir, ihr wandelt im Tal der Ahnungslosen. Und wenn ihr einen Gott habt an den ihr glaubt, dankt ihm jeden Tag auf Knien dafür dass dies so ist.

Ich spare es mir an dieser Stelle nochmals zu erläutern wie es in der depressiven Sichtweise zu geht. Man kann es in unzähligen Beiträgen hier nachlesen.
Aber ich möchte euch erinnern, wenn eure kleine Welt durch einen kranken depressiven Partner aus den Fugen gerät. Dann haltet euch vor Augen, dass eure Welt vielleich erschüttert ist, die eures Partners ist schlicht zerstört, sie ist einfach nicht mehr da. Und sehr wahrscheinlich ringt euer Partner jeden verschissenen Tag mit dem Tod.

Danke fürs lesen. Ich will wie gesagt niemanden angreifen. Aber ich möchte euch sagen verabschiedet euch von euren üblichen Vorstellungen und Träumen, eure Partner haben darauf wahrscheinlich längst schon keinen Zugriff mehr. So traurig es ist, wenn ihr euch für eure Partner entscheidet, wird es eine lange Zeit nicht um euch gehen. Eure Beziehung wird in ein Ungleichgewicht geraten, eines in dem es mehr um den erkrankten Partner geht. (das klingt irgendwie falsch, weil es das nicht richtig trifft.)
Ihr müsst euer Leben anders gestalten, die Krankheit nicht auf euch beziehen, damit ihr nicht selbst
zerbrecht. Euer Partner der Mensch von dem ihr mehr als von jedem anderen erwartet, dass er auf euch eingeht. Kann genau dies nicht mehr. Und ich darf wohl behaupten dass niemand mehr, als der Betroffene selbst, ihm dies (sich selbst) zum Vorwurf macht. Eure Partner sind nicht plötzlich egoistische Arschlöcher, sie sind krank.

Freundet euch mit Veränderung an. Trennt ihr euch wird sich auch alles verändern. Oder? Bleibt ihr, fragt euch wieviel Veränderung kann ich in einer Beziehung aushalten?

Nochmals die Frage: könnt ihr selbstlos lieben?

Könnt ihr das auch wenn die Kinder weinen? Wenn sie fragen warum ist Mama / Papa so komisch. Könnt ihr dass wenn der Partner den Job verliert? Wenn ihr das Haus verliert? Könnt ihr das wenn ihr ein miesen echt beschissenen Tag hattet? Könnt ihr das wenn ihr da sitzt und euch selbst verloren, einsam und ungeliebt fühlt? Könnt ihr das obwohl euer Partner das nicht mehr kann?
Könnt ihr geben ohne zu erwarten? Ohne etwas dafür zurück zu verlangen?

Könnt ihr darauf warten dass eure Partner gesund werden? Ohne zu wissen wie lange es dauert? Ohne zu wissen (Gott sei dank ist das eher selten) dass es je Besserung gibt?

Hoffnung. Ich will sie niemandem nehmen, aber ich möchte euch sagen, auch ich habe gehofft. Ich hoffte auf meinen Partner. Ich fühlte nichts mehr, ich fand alles sinnlos, ich kämpfte jeden Tag gegen Selbstmordgedanken. Alles war unendlich schwer. Aber ich glaubte meinem Partner, wenn er sagt: wir schaffen das zusammen.
Es traf mich schwer dass es nicht so war. Ich hätte es leichter gefunden, wenn er mir gesagt hätte: ich kann das nicht, mich macht das fertig.
Ich hätte es leichter gefunden zu wissen: mein Partner ist dem nicht gewachsen.

Es war so unendlich viel schwerer zu merken dass alles was er sagte nicht der Wahrheit entsprach, dass ich im Nachgang mir jede Menge Vorwürfe anhören musste, zu Dingen wo er vorher sagte: es ist o.k.

Ich habe es überlebt, ich bin auf dem Wege der Besserung. Aber ich bin eine andere geworden. Diese Veränderung war für meine Genesung erforderlich. Für meinen Partner war das nicht aushaltbar. Weder die tiefe Phase der Depression noch die Veränderung in meiner Person.
Ich bin traurig darüber, ja. Aber ich mache ihm keinen Vorwurf.

LG FrauRossi
Kieselstein
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Registriert: 18. Aug 2011, 16:07

Re: Hoffnung

Beitrag von Kieselstein »

Hallo Frau Rossi,

schön, von dir zu lesen:-))). Ich schätze deine Worte immer sehr und dein Beitrag trifft es auf den Punkt!

Ich war in meiner alten Partnerschaft selber über 6 Jahre Angehörige und habe es nicht mehr ausgehalten.
In meiner "neuen" Partnerschaft (besteht schon seit fast 3,5 Jahren) bin ich die Betroffene.
Auch unsere Beziehung wäre fast an meiner Krankheit zerbrochen. Mein Freund war immer mein ein und alles. Ich habe ihn abgöttisch geliebt und alles für ihn getan. Ich habe es nie anders gelernt, als nur für andere Menschen zu leben und sie glücklich zu machen- leider... Dadurch habe ich mich lange von meinem jetzigen Freund abhängig gemacht, was falsch war. Das habe ich in der Therapie erkannt. Die letzte Konsequenz für mich war, auszuziehen und mir wieder eine eigene Wohnung zu suchen.

Nach der Erkenntnis, eigene Bedürfnisse und Wünsche wahrzunehmen und erstmal nur etwas für mich zutun, um überhaupt wieder lebensfähig zu werden, habe ich mich auch sehr verändert. Mein Freund steht mittlerweile nicht mehr an erstes Stelle sondern ich. Er macht es mit, weil er mich liebt. Weil ich ihm aber auch immer zeige, dass ich ihn auch liebe und diese Phase zwar in erster Linie für mich durchleben muss, in zweiter Linie es aber auch für uns möchte. Ich gebe ihm die Möglichkeit, unabhängig von mir, ein erfülltes und schönes Leben zu führen, indem ich nicht mehr klammere, aufmerksam und offen bin.

Bei vielen von euch sieht es anders aus. Das ist mir klar; aber je mehr die Depression fortschreitet und je mehr man in der Therapie lernt, damit umzugehen, desto offener wird man für die Bedürfnisse der Angehörigen und Partner. Das Verhalten ihnen gegenüber ändert sich.
Allerdings ist der Wille, etwas zu verändern, unablässlich. Wenn man es selber nicht will, ist eine Beziehung zu einem Depressiven meiner Meinung nach nicht auf Dauer möglich- Liebe hin oder her.

Wenn euer Bauchgefühl sagt, dass der Partner sich garnicht ändern und seine Krankheit akzeptieren möchte (das lese ich hier fast aus jedem zweiten Beitrag raus; werde es aber nicht weiter kommentieren)dann würde ich mir genau die Fragen stellen, die Frau Rossi in ihrem Beitrag so super herausgestellt hat.
Das muss aber wirklich jeder für sich selber entscheiden. Hört auf euer Bauchgefühl!

Die meisten von uns werden ihre Depression nie wieder los; das sollte euch bewusst sein.
Aber man lernt, damit umzugehen und mehr auf sich und die eigenen Bedürfnisse zu hören.
Eine Beziehung kann dadurch entweder kaputt gehen oder noch weiter wachsen und intensiver sowie für beide erfüllender werden.
Eine Bezihung funktioniert so oder so nur, wenn man ständig dran arbeitet, über alles redet, wenn das gegenseitige Vertrauen und der Glaube an den Partner da ist. Genauso wie die Liebe; alles andere findet sich.

Viele liebe Grüße
bigappel
Beiträge: 1488
Registriert: 10. Dez 2010, 08:10

Re: Hoffnung

Beitrag von bigappel »

Liebe Frau Rossi,

danke für Deine Gedanken.

Ich möchte gerne meine Gedanken dazu niederschreiben aus Sicht der Angehörigen und Deine interessante Frage, mit deren Antwort ich mich sehr, sehr lange letztes Jahr auseiandergesetzt habe, für mich beantworten:

"Könnt Ihr selbstlos lieben"?

Meine Antwort dazu lautet:

Ja, das kann ich. Allerdings ausschließlich mein Kind und meine Katzen.
Dies begründet sich für mich darin, dass ich mein Kind geboren, also die Verantwortung dafür übernommen habe und meine Tiere aufgenommen, also auch die Verantwortung für diese übernommen habe.

Oberste Priorität bei meinem Kind ist allerdings, dieses altersgemäß loszulassen und diesem Raum für ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.

Gehe ich eine Beziehung ein, übernehme ich auch Verantwortung in einem gewissen Rahmen; allerdings nicht für den Menschen selber.
Dieser ist erwachsen und letztlich eigenverantwortlich; kann er dies nicht leisten, müssen in Teilbereichen die Verantwortlichkeiten gesetzlich übernommen werden.

Völlig selbstlos lieben,
meinen Partner, mit dem ich eine Beziehug führen möchte kann ich, so denke ich, nicht.
Jedenfalls nicht auf Dauer und ich spreche hier von Jahren......... und jedenfalls nicht derzeit, so wie ich derzeit "Beziehung" definiere.

Das überwiegende, was Du schreibst, was der gesunde Partner an Reflektion betreiben sollte, unterstreiche ich sofort:

egal, ob Beziehung zu einem psychisch kranken Menschen, einem sonst kranken Menschen oder gar einem gleichfalls Gesunden.
In meinen Augen ist es immer im Leben notwendig, ein Stückweit zu reflektieren, dem anderen Raum für Eigenständigkeit zu geben, Vertrauen und Arbeit an sich und der Beziehung.

Vielleicht hast Du mitbekommen, dass mein betroffener Mann und ich zwischenzeitlich verheiratet sind.

Bevor wir geheiratet haben, hat mein Mann mir versprochen an seiner Gesundung zu arbeiten und Verantwortung für sich zu übernehmen; wie immer auch beides aussehen wird und wieviel Zeit dies auch immer benötigen wird.

Ich habe versprochen, gut auf mich aufzupassen und ihm soviel Hilfe zu geben, wie notwendig und für mich möglich.

Das ist eine Gratwanderung die nicht immer einfach ist und die vor allem nicht gradlinig verläuft.

Es gibt also Zeiten, in denen Ungerechtigkeit auf beiden Seiten herrscht, Wut, Trauer, Projektion, Angst und was weiß ich, was mir jetzt nicht einfällt..... aber es gibt auch andere Zeiten.

Liebe Frau Rossi, mal unterstellt, ich habe Deinen Beitrag richtig verstanden, dann sieht Du derzeit die Ansprüche an die Nichtbetroffenen so hoch, dass dies nach meinem empfinden niemals real ist, als Paar in Beziehung so zu leben:

wenn ich lebenslänglich nur Geben muß, ohne Nehmen zu können, wenn ich lebenslänglich meinen "Partner" selbstlos lieben muss, wenn ich lebenslänglich in dem totalen Ungleichgewicht leben muss und nicht zuletzt bis an mein Lebensende keuch leben muss, dann muss ich leider sagen:

das kann ich leider nicht leisten.

Vielmehr sehe ich es so, dass die Partnerschaft mit einem psychisch kranken Menschen dann gelingen kann, wenn beide Partner diegleiche Blickrichtung haben, also bereit sind (im Grundsatz) Eigenverantwortung für ihr Leben zu übernehmen, also eben nicht erwarten, vom Partner "geheilt" zu werden, dem Partner zugestehen, eben auch mal wütend sein zu dürfen, enttäuscht, mutzig, motzig, zickig, was auch immer ....... und wenn beide bereit sind, den anderen einfach mit seinen Fehlern zu lieben, aber eben nicht erwarten selbstlos geliebt zu werden.

Du unterschätzt in meinen Augen das Geben der psychisch kranken Partner, weil wir Angehörige uns hier oft nur dann austoben, wenn es schlecht läuft.

Ich z.B. kann für mich und meine Beziehung sagen, dass ich diese in der Tat oft als anstrengend erachte, dann muss ich besser auf mich schauen,
ich bin oft wütend auf meinen Partner, dann
habe ich Gott sei Dank Raum und Menschen, die mir gewähren, dies hier niederzuschreiben (an der Stelle mal Danke an die Moderation ) und die mir ein Feedback geben: hey, Du darfst das; auch auf Kranke darf man mal wütend sein.

Oft muss ich sortieren, wo ich stehe, ob ich wirklih noch bleiben kann, ohne selber krank zu werden..... ja, stimmt....

aber mein Mann:

nimmt mich ernst, wenn er kann,
er hört mir zu, wenn er kann,
er tut mir gut, wenn er kann,
er hat genau so einen Knall, wenn es um unsere Katzen geht, wie ich, dafür liebe ich ihn,
er ist der beste Heimwerker der Welt, er fährt überwiegend Auto, weil ich es nicht mag, er geht einkaufen, er koch schonmal
und es gibt noch tausende Dinge, die ich hier aufführen könnte, die er mir gibt, wo er mir guttut....... Geben & Nehmen halt.

Ich habe eine Liste, auf die ich all die alltäglichen Dinge, für die ich ihn liebe, schreibe, um in den Zeiten, von denen Du sprichst, nämlich die, in denen ein Geben nicht möglich ist, in denen Einsamkeit, Nichtsehen usw. herrscht nochmal klarer macht, das dies kein Dauerzustand ist.....

Bisher kommen wir so ganz gut zu Recht und ich denke auch, dass unsere tiefe Verbundenheit schon etwas Besonderes ist..... aber sollte ich wirklich meinen Mann bis an ´s Lebensende oder besser gesagt, über einen langen Zeitraum von 10, 20, 30 Jahren selbstlos lieben müssen...... so kann ich das vielleicht..... aber ich fürchte, nicht auf Paar-Ebene........

Aber ich hoffe darauf, dass mein Mann dies nie von mir erwarten oder verlangen wird.

Von Herzen liebe Grüße
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
FrauRossi
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Re: Hoffnung

Beitrag von FrauRossi »

Hallo Pia,

ich wollte nicht sagen dieser Zustand muss auf Jahre so sein. Ich sage schon garnicht ein depressiver kann nichts geben.

Ich sage nur die Krankheit verändert alles und das gewohnte und geliebte wird verschwinden. Das auszuhalten ist furchtbar, oder kann furchtbar sein bis hin zur unerträglichkeit.

Ich sage auch nicht einem depressiven darf man nicht die Meinung sagen oder ihm seine Wünsche mitteilen. All das ist möglich. Nur die eigenen Erwartungen gilt es zu überprüfen.

Und oft lese ich hier dass die Erwartungen nicht mehr erfüllt werden. Daher schrieb ich was ich eben schrieb. Nicht weil ich sagen wollte an der Seite eines depressiven muss man alles schlucken und zurückstecken. Wohl aber dass man Verständnis entwickeln muss für etwas das man nicht versteht. Das man eine andere Form finden muss. Wenn man denn festhalten will an der Beziehung.

Dir und deinem Partner scheint das gelungen zusein. Das ist wunderbar und mir gibt es die Hoffnung dass es da draußen jemanden geben kann...

LG FrauRossi
joy
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Re: Hoffnung

Beitrag von joy »

Hallo Frau Rossi,

ich finde deinen Beitrag hier etwas schwierig.
Es gibt wohl durchaus Beziehungen, die eine Depression überstehen. Meine z.B. besteht jetzt seit 20 Jahren, obwohl ich mehr als Scheisse während meiner Depression gebaut habe.
Wenn ich als Angehöriger deinen Beitrag lesen würde, dann würde mich jeder Mut verlassen, verstehst du was ich meine ?

Joy
FrauRossi
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Re: Hoffnung

Beitrag von FrauRossi »

Hallo Joy,

ja ich weis sehr gut was du meinst.

Ich möchte niemandem die Hoffnung nehmen, im Gegenteil.

Es ist doch so wie Pia schreibt, wenn beide etwas dazu tun im Rahmen ihrer Möglichkeiten ( und die können bei einem depressiven mitunter sehr beschränkt sein) dann kann es auch in einer Partnerschaft klappen.,

Aber die an die ich mich hier richte, schreiben nur allzu oft davon wie sie kämpfen bis zur Selbstaufgabe und das finde ich falsch.

An der Seite eines Partners gesund oder krank selbstbestimmt zu bleiben und zu leben, ist für viele eine Schwierigkeit. Daher Frage ich so wie ich oben eben gefragt habe und nicht unbeabsichtigt auch etwas provokant.

LG FrauRossi
joy
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Re: Hoffnung

Beitrag von joy »

Frau Rossi, es klang aber so für mich, dass du auch gerne deinen Partner an deiner Seite gehabt hättest, auch mit einem Stück Selbstaufgabe, oder ?

Joy
twinkle152
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Re: Hoffnung

Beitrag von twinkle152 »

hallo Joy,
ich kann dir nur aus meiner Sicht sagen,das ich das nicht so sehe.

Bei mir hat Frau Rossi zumindest Recht denn ich habe ihm immer gesagt:" wir schaffen das gemeinsam".
Doch er hat es wohl nicht mehr glauben können und es hat ihn mehr Kraft gekostet wie mich.
Denn ich weiss nicht wie oft er mir was gesagt hat und ich einfach nur halb hin gehört habe, ohne seine Anspielungen zu verstehen.
Es tut auch weh wenn man hört ich fühle nichts mehr für dich!
Oder meine Gefühle haben sich geändert(wobei bei geändert hatte ich schon wieder Hoffnung).
Ich würde den Beitrag von Frau Rossi nicht als deprimierent oder Hoffnungslos bezeichnen.
Im Gegenteil.
Ich habe ihn gelesen und auf die meisten ihrer Fragen würde ich immer noch mit ja antworten.
Ich würde mit meinem Ex Partner jederzeit wieder eine Beziehung beginnen.
Nur nie wieder so wie es war.
Jeder hat eine zweite Chance verdiehnt ob krank oder Gesund.
Wir hatten z.b. eine so intensive Beziehung (jeden Tag zusammen von Morgens bis Abends ,dann auch noch gemeinsames Hobby).Das es einfach nicht gut war.
Für keinen von uns beiden.
Aber ich wollte es ja so und aus liebe zu mir hat er es versucht.
Er hatte sogar angefangen den Sport meiner Kids zu machen ,damit sie ihn bewundern.
Das hat er mir danach unter Tränen erzählt.
Ich habe das alles nie wahrgenommen.
Leider.
Er hatte ständig den Druck funktionieren zu müssen obwohl ich ihm den nie gemacht habe(aber wahrscheinlich habe ich das unbewusst gemacht!).

Er hat gesagt mach doch mal was alleine,tu was für dich.
Dann habe ich ihn angenöhlt :nein ich möchte ja was mit dir machen.
Ich habe an mich gedacht,denn es ging mir immer so gut wenn er bei mir war(ich,ich ,ich).
In der Situation habe ich das nicht gesehen.
Die vielen Kleinigkeiten die ich und auch er zum Schluss falsch gemacht haben.
Werden wahrscheinlich auch in nicht depressiven Beziehungen vor kommen.
Denn nicht miteinander reden über Probleme ist immer schlecht.
Er hat mir aber auch immer gesagt wenn ich gefragt habe was ist:nein ich möchte jetzt nicht es kostet zu viel Kraft!
Das konnte ich auch nicht verstehen.
Denn ich dachte reden macht es leichter.
Das für ihn morgens das Aufstehen schon schwerst Arbeit war konnte ich nicht nachvollziehen.
Wie auch !!
Dann kam meine Unsicherheit dazu etwas falsch zu machen.
Nur nicht kritisieren,denn sonst tut man ihm weh.
Weil ich wollte das es ihm gut geht.
Was habe ich danach getan ihm das alles vor geworfen.
Ich sehe ihren Beitrag als sehr aufschlussreich an!
Es werden bei keinem alle Sachen zu treffen.
Aber man kann sich selbst hinter fragen.
Wenn man mit dem schlimmsten rechnet dann kann es ja nur besser kommen !
Das soll jetzt nicht zynisch klingen.
Wie gesagt es zählt immer der Mensch und man muss sich nur Fragen ist er für mich so besonders das ich damit umgehen kann und ich denke viele Angehörige werden auch die Fragen von Frau Rossi mit "Ja " für sich beantworten,weil ihre Partner und ihre Partnerschaft es einfach Wert sind es zu probieren und nicht auf zu geben.
FrauRossi
Beiträge: 3166
Registriert: 2. Jul 2011, 11:23

Re: Hoffnung

Beitrag von FrauRossi »

Hallo Joy,

Ja und nein. Ich hätte gerne meinen Partner an meiner Seite gehabt. Einen Partner der echtes Verständnis gehabt hätte. Aber nicht bis zur Selbstaufgabe. Aber genau zu dieser Selbstaufgabe ist es wohl gekommen, wie mir im Nachgang über Monate vorgehalten wurde.

Daher hätte ich eine ehrliche Meinung und Entscheidung auch gegen mich im Vorfeld bevorzugt.

Ich unterstelle keine böse Absicht, oder überhaupt Absicht, aber seine Bedürfnisse waren so eng an mich geknüpft dass meine Erkrankung und auch der Prozess der Besserung der mit Veränderungen einherging, ihn zu tiefst verletzt haben.
Keiner gewinnt etwas wenn man sich etwas Vormacht. Daher mein Rat sich selbst und seine Absichten und Erwartungen genau zu überprüfen und auch genau zu betrachten: was kann mein Gegenüber mir tatsächlich geben.

Lg FrauRossi
joy
Beiträge: 460
Registriert: 12. Mai 2011, 17:32

Re: Hoffnung

Beitrag von joy »

Hallo Frau Rossi,

ich würde dich jetzt gerne vom Gegenteil überzeugen, aber ich denke es macht keinen Sinn, dafür bist du zu überzeugt.

Ich hoffe darauf, dass sich auch hier mal viele melden, wo es gut gegangen ist.

Joy
Quappe
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Re: Hoffnung

Beitrag von Quappe »

*meld*

Ich gehöre wohl zu den begünstigten Fällen, in denen die akute Depression des Partners nicht so lange dauert wie bei vielen Anderen. Ich habe auch hier nicht so viel gepostet, mehr mitgelesen und mir viel aus den anderen Threads herausgepickt.

Mir persönlich hat die Zeit arg zu knabbern gegeben - gerade weil man so unwissend ist und die Krankheit erst einmal kennen lernen und vielleicht in Ansätzen nachvollziehen muss. Man steht die meiste Zeit da wie im falschen Film. Und auch bei mir gab es Phasen, in denen ich nicht wusste ob wir so weitermachen können. Obwohl ich vorher im Leben niemals auf die Idee gekommen wäre, dass mir in so einem Moment einmal die Puste ausgehen könnte.

Aber gerade WEIL man sich als Angehöriger nicht selbstlos aufgeben darf muss die eigene Persönlichkeit erhalten bleiben.Und ich meine, dass man natürlich zweifeln darf. Und man darf auch wütend sein. Und Ansprüche haben. Und man muss das auch sagen dürfen. Depression heißt nicht, dass man den Partner unter einer Käseglocke belassen muss. Denn ansonsten legt man sich auf kurz oder lang entweder mit dazu oder ... geht endgültig. Beides logische Konsequenzen - aber eine Lösung? Ich weiß nicht.

Seine eigenen Bedürfnisse nicht mehr zu kommunizieren gibt garantiert jeder Beziehung (ob gesund oder nicht) den Todesstoß. Man muss sich einfach äußern. Nicht ausgesprochene Erwartungen führen nämlich mit ziemlicher Sicherheit zu grandioser Enttäuschung, Frust und Unsicherheit auf beiden Seiten.

Den Grat dabei herauszufinden, der genau der Richtige ist, gleichzeitig schmal und breit genug, ist nicht einfach. Vor allem, da er sich täglich, stündlich, minütlich verändern kann.

Den Leidensdruck, den man als Angehöriger aushalten können muss kann man nicht einfach pauschalisieren. Genau wie man Liebe sehr individuell definiert ist auch die "richtige" Entscheidung über ein Bestehen der Partnerschaft in solch schweren Zeiten sehr persönlich. Der Eine schafft es - der Andere kann nicht mehr.

Wie es bei uns weitergehen wird kann man nicht sagen. Schließlich können Depressionen jederzeit wiederkehren. Aber dass meine Beziehung nicht daran eingegangen ist und ICH für mich die Depression meines Partners in den Staub getreten habe - das weiß ich. Diese Runde geht einfach an mich! Und ich sitze wieder fest im Sattel.

Ich meine, es ist keine Schande emotional zu stolpern und auch einmal zu fallen. Nur ob man liegen bleiben und aufgeben möchte muss man selbst entscheiden. Manchmal ist liegenbleiben und tot stellen eine gute Lösung. Und manchmal eben nicht.
Frodoboss
Beiträge: 62
Registriert: 8. Okt 2012, 13:27

Re: Hoffnung

Beitrag von Frodoboss »

Hallo, ich habe das Problem das mein Mann ausgezogen ist und seine Depression aber verleugnet, er hat mir gesagt, er muss allein sein, er liebt mich nicht mehr, erzählt mir er hätte eine andere, anderen erzählt er was anderes, das stimmt nicht, das hätte er nur gesagt, damit ich ruhe gebe usw. alles sehr durcheinander, er ist weg und ich leide wie ein Hund, auch weil ich weiß das es ihm nicht gut geht....
GeB
Beiträge: 12
Registriert: 30. Okt 2012, 08:48

Re: Hoffnung

Beitrag von GeB »

Hallo,

ich bin neu in diesem Forum und hab seit ein paar Tagen öfter mal ein paar Beiträge gelesen.

Besonders der Beitrag „Hoffnung“ hat mir wenn auch nur ein bißchen, aber immerhin, Kraft gegeben. Danke dafür Frau Rossi!

Um kurz zu erzählen:

Mein Freund und ich sind seit ca. 8 Monaten ein Paar. (Klingt jetzt im ersten Moment nicht sehr lange) Es sei zu erwähnen, wir haben uns bereits vor ca. 5 Jahren kennengelernt und auch wenn wir 4 Jahre keinen Kontakt hatten und auch nichts voneinander wussten, hatten wir uns beide nicht vergessen können. Irgendwann hatte ich den Mut mich bei ihm zu melden und die vier Jahre waren wie vergessen und wir haben eine Beziehung begonnen, voller Vertrauen, Liebe, Seelenverwandtschaft, die ich selbst nicht in Worte fassen konnte. Wir haben durch „das uns“ wieder angefangen zu glauben dass doch eine Liebe bis ins hohe Alter möglich ist. Denn diesen Glauben hatten wir beide durch gescheiterte Beziehungen bereits aufgegeben. Und daran auch festgehalten. Pläne geschmiedet für die gemeinsame Zukunft. Über Ehe und Kinder wurde gesprochen und auch mein Umzug zu ihm (ca. 150 km) Entfernung war geplant für Ende nächstes Jahr.

Doch vor etwa 4-5 Wochen war auf einmal alles anders. Er hat keine Nähe zugelassen, keine Liebe erwidert, keine Gefühle gezeigt und ich wusste nicht wie ich damit umzugehen hatte. Nach vielen Gesprächen wurde mir klar dass er einen Burn-Out hatte. Doch damit gab ich mich nicht zufrieden, da musste mehr sein, so dachte ich.. Durch meine Frage ob er ggf. an Depressionen leidet, konnte er selbst keine Antwort finden. Allerdings hatte er bereits ein Krisen-Gespräch bei einer Psychologin die meine Vermutung bestätigte. Eine Therapie ist nun der nächste Schritt.

Doch ich verstand immer noch nicht was mit diesem lebenslustigen, liebevollen Mann passiert war. Auf einmal hatte er Zweifel und wie er sagte den Glauben an uns verloren. Er wusste allerdings nicht warum oder wie es wieder werden kann. Auf meine Aussage er würde mir fehlen (da wir uns eine Zeit lang nicht gesehen haben) kam nur ein „OK“. Ob er mich denn noch liebte, beantwortete er mir nicht. Er brauchte Ruhe, Zeit und schon gar keine Vorwürfe. Also hielt ich mich ein paar Tage komplett zurück und doch kam jeden Tag zumindest eine Nachricht um mir eine Gute-Nacht zu wünschen.
Dann war wieder ein paar Tage Ruhe! Am Wochenende haben wir dann auf seinen Wunsch länger telefoniert, er hat mir viel über seine Stunde bei seiner Psychologin erzählt und auch das er bei einer Heilpraktikerin war und wie es jetzt weiter geht. Ich habe ihn weder gedrängt noch gefragt. Ich wollte nur wissen was das nun für uns bedeutet. Daraufhin kam, das er schaut am Wochenende zu kommen. Aber mehr weiß ich nun leider noch nicht.

Jetzt habe ich den Beitrag „Hoffnung“ gelesen. Und auf die Frage: kann ich selbstlos lieben. Kann ich nur sagen: Ja solange ich mir trotz der Kälte seiner Gefühle sicher sein kann. Und genau das ist mein Problem. Wie kann man sich sicher sein wenn von heute auf morgen alles anders ist? Wie kann man fühlen wenn nichts mehr kommt? Ich klammer mich an jeden Rettungsring um wieder auf die Füße zu kommen. Aber ich kann nicht verstehen. Und das ist glaub das größte Problem. Ich versuche es, aber wie wenn man ausgeschlossen wird? Keine Hilfe will? Ich habe angefangen Fragen die mir durch den Kopf gehen oder Gedanken aufzuschreiben um ihn momentan nicht damit zu belasten. Fragen die ich mir meist am nächsten Tag selbst beantworten kann. Doch auch Fragen auf die ich keine Antwort bekomme? Wie die Frage warum schiebt man den Menschen der einem immer Kraft, Ruhe und Liebe gab auf einmal weg? Kann man die Hilfe nicht annehmen? Oder kann man Nähe nicht ertragen? Mehr wie zu sagen Wir-schaffen-das-gemeinsam kann ich derzeit nicht. Doch er selbst glaubt daran nicht mehr.

Ich denke dass diese Fragen immer wieder hier zu lesen sind. Aber wer kann mir darauf eine Antwort geben?

Es wäre schon ein paar hilfreiche und aufbauende Tipps von euch zu bekommen.

Danke und liebe Grüße
Bernstein
FrauRossi
Beiträge: 3166
Registriert: 2. Jul 2011, 11:23

Re: Hoffnung

Beitrag von FrauRossi »

Hallo Bernstein,

ich finde es gut wie du damit umgehst!

Du möchtest einen Rat, wie du spühren kannst dass du noch geliebt wirst, wenn da scheinbar nichts mehr kommt?

Also erstmal finde ich die Idee super, deine Fragen für dich selbst aufzuschreiben.

Meine Antwort: Dein Freund schreibt dir jeden Abend eine GuteNachtNachricht. Das ist schon viel wert.

Was auch viel wert ist: er erzählt dir von deiner Therapie. Damit drückt er sein Vertrauen zu dir aus.

Er kann wohl grad keine Nähe zeigen und keine Gefühle äussern, so wie man es herrkömmlich gewohnt ist. Aber das heißt noch lange nicht dass er dich nicht mehr liebt.

Wie kannst du die Zeichen finden mit denen er dir doch noch etwas zeigt? Ich weis es nicht genau denn ich kenne euch ja nicht. Aber ich kann dir sagen dass die Zeichen winzig sind und ganz und gar versteckt sein können.

z.B. schon allein dass er dir sagt er kann nicht. Kann ausdrücken dass er in dir trotz allem die Person vermutet die das irgenwie verstehen kann, die das irgendwie mit ihm durchsteht.

Ich weiß nicht ob dir das hilft, aber ich kann es nicht besser erklären.

Sei für ihn da, signalisiere dass du es bist. Aber setze ihn nicht unter Druck.

Ich wünsche Euch von Herzen dass ihr es zusammen schafft.

LG FrauRossi
bigappel
Beiträge: 1488
Registriert: 10. Dez 2010, 08:10

Re: Hoffnung

Beitrag von bigappel »

Hallo Bernstein,

herzlich willkommen hier.

Es ist sicherlich provozierend, aber Du schreibst: Du kannst selbstlos lieben, solange Du der Gefühle Deines Freundes für Dich sicher sein kannst.

Mh. Ich definiere selbstlos lieben ziemlich anders..... nämlich konkret erwartungslos;
leider musste ich mir im Laufe der letzten Jahre auch zugestehen, dass ich nicht völlig selbstlos lieben kann.... jedenfalls nicht auf Paarebene; aber das muss wirklich jeder für sich selber entscheiden.

Bisher haben wir immer wieder die Kurve bekommen.....

LG
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
GeB
Beiträge: 12
Registriert: 30. Okt 2012, 08:48

Re: Hoffnung

Beitrag von GeB »

Hallo Frau Rossi,
Hallo Pia,

ich danke euch beiden herzlichst für eure Antworten.

Zu Frau Rossi:

Es wäre schön wenn diese Gute-Nacht-Nachrichten täglich kämen. Leider sind diese seit ca. 2 Wochen auch ausgeblieben. Ich für meinen Teil habe mich allerdings auch nicht gemeldet, um ihn nicht das Gefühl zu geben gedrängt zu werden, wenn er sich melden möchte bin ich da. Wenn nicht dann verstehe ich das auch.

Das er mir von seiner Therapie erzählt hat, hat mir auch ein Stück weit gut getan. Nur ist es für mich immer noch schwer zu fühlen was in ihm vorgeht. Wie auch, ich stecke nicht in seiner Haut. Ich kann es versuchen zu verstehen. Aber mehr kann ich leider nicht.

Was Du geschrieben hast, das wenn er sagt er kann nicht, für mich bedeuten soll/kann das er in mir die Person vermutet die ihn versteht. Das war schön zu lesen. Denn das hoffe ich auch.

Ich glaube viele Fehler die ich in der Anfangsphase seiner Krankheit machte, hat er mit Sicherheit falsch aufgefasst. Zugegeben war ich teilweise auch ein kleines Biest denn ich wusste nichts von dieser Krankheit, auch nicht das er sie hat. Mein erster Gedanke und leider spukt der trotz meinem aktuellem Wissen immer wieder durch den Kopf, ist natürlich da gibt es jemand anderen...
Aber das möchte ich nicht denken! Ich habe ihm vor ein paar Tagen gesagt: Ich vertraue Dir! Das scheint auch zu ihm vorgedrungen zu sein.
Gestern hat er sich dann auch nach ein paar Tagen "Stille" wieder gemeldet. Er möchte am Wochenende zu mir kommen. Ich sagte (wohlgemerkt in einem leicht neckischen Ton : Hmmm das hört sich ja fast so an als ob du mich sehen möchtest. Darauf kam nur ein: Ich hab deine Ironie schon gehört, aber du sagest du vertraust mir und deshalb bin ich jetzt auch gar nicht drauf eingegangen.

Und dann ist da eines dieser kleinen versteckten Zeichen: obwohl er eigentlich nicht könnte (alleinerziehender Vater und muss sich erst um eine Betreuung bei seinen Eltern kümmern) versucht er es. Ich halte mich daran nun einfach fest.

Zu dir Pia:

Ich verstehe deine Interpretation von selbstloser Liebe! Aber bitte versteh auch meine.

Ich bin ein sehr Nähe-liebender Mensch. Für mich bedeutet es wahnsinnig viel den Menschen den ich von Herzen liebe nicht sehen zu können. Nicht hören zu können und vor allem nicht "da" zu wissen. Er ist momentan einfach "weg". Das ist für mich persönlich ein Kampf und bedarf viel Kraf und Stärke.

Nicht ständig nachzufragen wie ich ihm helfen kann. Ich bin sehr oft versucht ihn einfach anzurufen, doch dann denke ich; vielleicht möchte er es nicht. Dann lass ich es. Für ihn.

Ich versuche auch mein Leben so gut es geht ohne ihn zu meistern. Treffe Freunde, Familie. Gehe aus. Habe seit ein paar Tagen sogar eine Katze. Vielleicht mein kleiner Helfer in dieser Zeit, aber der kleine Kerl macht mich glücklich. Und wenn ich glücklich bin, vielleicht hilft auch das meinem Freund. Zu sehen das ich mich nicht nur um ihn sorge. Vielleicht ist das meine Art der selbstlosen Liebe. Ihm zu zeigen mir geht es gut, damit es ihm wieder gut geht. Ich weiß es nicht.

Grundsätzlich muss glaub ich jeder selbst für sich herausfinden wie man diese Zeit übersteht. Für mich, auch wenn viele den Kopf schütteln, war es ein Weg zu einem Heilpraktiker und sogar zu einer Wahrsagerin. Warum? Irgendwie gab mir das Ruhe und ich konnte Kraft tanken für die nächste Zeit. Ein kleiner Funke kam ja dann gestern schon. Ich glaube einfach daran das es wieder "schön" werden kann. Vielleicht nicht wie es war, aber vielleicht anders und vielleicht konnten wir auch beide aus dieser Zeit lernen. Ich hoffe es.

Liebe Grüße
Bernstein
FrauRossi
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Re: Hoffnung

Beitrag von FrauRossi »

Hallo Bernstein und Pia,

ich glaube absolut selbstlose Liebe gibt es nicht, ausser vielleicht man ist Mönch oder so

Ich versteh dass Bernstein sich auch irgendwie ihrer Liebe rückversichern möchte. Wenn es uns ganz ohne Resonaz erscheint, ganz ohne Hoffnung. Ich weis nicht, ich glaube dann geht es nicht.

Ich meine mit selbstlos, dass man sich von den üblichen Gedanken etc. verabschieden kann für die Dauer der Krankheit und das ist sehr schwer und und sicher auch eben selbstlos.

Ja schade dass die Nachrichten für Bernstein nicht jeden abend kommen. Aber er hat sich gemeldet und ich finde es sehr gut dass er dich besuchen kommen will. Das ist ein wirklich großes Zeichen.

Sei aber nicht traurig wenn es dann plötzlich doch nicht klappen sollte. Die Krankheit ist tükisch und manchmal können einen die Dinge die man slebstgewählt hat trotzdem anfangen zu erdrücken.

WEnn du weiter vertraust und ihm das vermitteln kannst, dann wird er bestimmt einen Weg zu dir finden. Gut ist ja dass er eine Therapie macht.

Ich drücke Euch die Daumen.

LG FrauRossi
GeB
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Re: Hoffnung

Beitrag von GeB »

Leider kommt er nun doch nicht am Wochenende!

Er meinte ob wir es bitte verschieben können, er ist noch nicht so weit. VOm Kopf her und der Ruhe. Er denkt wieder zu viel und ist wieder nervöser.

Ja können wir natürlich. Schade finde ich es natürlich besonders weil wir uns schon ein paar Wochen nicht mehr gesehen haben.

Was ich nur nicht verstehen kann. Er geht in die Arbeit, kann sich auch mal mit Freunden treffen (zwar eher selten). Also er geht raus und hat auch Kontakt mit anderen. Woran liegt es dann, das er es bei mir nicht kann?

Er hat mir gestern gesagt das es auch etwas mit Richtung Borderline zu tun hat bei ihm. Puh das wird ja immer noch mehr?! Langsam kenn ich mich gar nicht mehr aus.

Das sind wieder ein paar wirre Gedanken in meinem Kopf.

Vielleicht weiß jemand meine Gedanken zu entwirren?!

Liebe Grüße
Bernstein
OMG
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Re: Hoffnung

Beitrag von OMG »

>>Was ich nur nicht verstehen kann. Er geht in die Arbeit, kann sich auch mal mit Freunden treffen (zwar eher selten). Also er geht raus und hat auch Kontakt mit anderen. Woran liegt es dann, das er es bei mir nicht kann?<<

Das hat damit zu tun, dass sicherlich viele seiner Freunde, Kollegen nichts über seine Krankheit wissen und folglich muss er sich dort nicht damit konfrontieren lassen.
Ich mache das genauso. Ich bin sehr wohl in der Lage mich mit Freundinnen zu treffen (juhu), auf Arbeit zu gehen (auch juhu), doch den Kontakt zu meinem Freund habe ich abgebrochen (sicher auch aus anderen Gründen). Warum? Weil er mir nicht gut tut! Weil ich in seiner Nähe ständig mit meiner eigenen und seiner Krankheit konfrontiert bin und aufpassen müsste, was ich als nächstes tue und mich seine Nähe viel Kraft kostet.

Ich weiß nicht, ob dir das weiterhilft, aber so empfinde ich es.

Liebe Grüße von
Ursula.
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"Wenn Euer Leben Euch wie ein mühseeliger Aufstieg vorkommt, dann denkt an die Aussicht, die Ihr von dort oben haben werdet!" Anonym
GeB
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Re: Hoffnung

Beitrag von GeB »

Danke liebe Ursula!

Ja das hilft mir schon ein wenig.

Natürlich hatte ich auch schon so gedacht. Aber dann kommen wieder meine Ängste und Zweifel hoch! Natürlich "mischen" auch viele mit. Die einen sehen das so wie du, von den anderen kommt wieder: Also ich weiß nicht...irgendwie trau ich dem nicht mehr. Das ist alles so merkwürdig. Klar mach ich mir gern meine eigenen Gedanken. Aber Angst ist leider immer wieder mit dabei.

Deine Buchempfehlung von Melody Beatty müsste übrigens heute in meinem Briefkasten sein. Ich hoffe das mir damit ein bißchen geholfen wird. Irgendwie dreh ich mich grad selbst im Kreis. Ich kann ihm nur Zeit lassen und sagen das ich da bin wenn er mich braucht, mehr kann ich nicht.

Danke für deine Worte
Liebe Grüße
Bernstein
OMG
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Re: Hoffnung

Beitrag von OMG »

Liebe Bernstein,

Ängste und Zweifel an was? An seiner Depression? Warum? Selbst wenn da mehr dahintersteckt, dann ist das Grundproblem das gleiche. Er hat keine Kraft für euch im Moment weißt du. Wenn du das akzeptieren kannst, dann ist auch ihm damit geholfen. Sehr einfach gesagt, doch sehr schwer umsetzbar, wie ich für mich festgestellt habe.

Es ist immer ein langer, langer Weg bis die Akzeptanz der Situation herbeikommt. Oft wird sie durch Zweifel und Hoffnung gleichermaßen blockiert, so dass die Einsicht zur Akzeptanz nicht selten dann zu spät kommt (war bei mir auch nicht anders).

Liebe Grüße an dich von
Ursula.
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GeB
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Re: Hoffnung

Beitrag von GeB »

Liebe Ursula.

Ich zweifel nicht an seiner Depression. Ich hab ihn ja erlebt und zumindest erzählt er mir von sich aus viel von seiner Therapie usw.

Meine Ängste und Zweifel sind anders. Eher so: wird er wieder an uns glauben? Wird er wieder Gefühle zeigen können? Wird er wieder Nähe zulassen? Und vorallem: Wird er das alles mit mir tun? Ich habe Angst davor ihm Zeit zu geben und Geduld zu haben um dann festzustellen das ich umsonst auf ihn "gewartet" habe.

Und ja ich glaube an uns, an ihn! Aber momentan kann ich mir noch nicht vorstellen wie es auf einmal wieder anders werden soll als es jetzt ist. Geht das schleichend? Plötzlich? Ich lese viel über diese Themen, aber Antworten bekommt man dadurch leider auch nicht immer. Ach heut ist einfach ein komischer Tag.

Liebe Grüße
Bernstein
OMG
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Re: Hoffnung

Beitrag von OMG »

Aber das ist ja genau das Grundproblem, was die meisten Angehörigen nicht "loslassen" können.

Die Hoffnung, dass alles wieder wird wie vorher. Ich glaube nicht daran, dass es je werden wird wie vor der Erkrankung. Ich glaube entweder schweißt es näher zusammen, oder die Wege werden sich trennen.

An Dingen festhalten, wie du sie nennst, die noch mit Angst verbunden sind ist für mich persönlich überhaupt nicht auszuhalten, dementsprechend auch keinesfalls zukünftig.

Du machst dich genau durch das Verhalten (durch die Gedankengänge die du hast), was du beschreibst nur selbst kaputt.

Tut mir leid, wenn das so wenig herzlich rüberkommt. Ich habe das nur alles selbst durch und sehr gelitten.

Du bist wertvoll und solltest dich selbst auch so empfinden. Sobald du das nicht mehr kannst, gilt es den Weg auf dem man sich befindet zu überdenken.

Liebe Grüße von
Ursula.
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GeB
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Re: Hoffnung

Beitrag von GeB »

Nein, das denke ich nicht das es wie vorher wird! Ich bin sehr wohl sicher das es anders wird. Es kann wieder schön werden. Es kann aber eben auch ganz vorbei sein.

Dessen bin ich mir schon bewusst.

Deswegen ist mein Weg auch grad der zwischen ja ich glaube dran und nein ich muss loslassen. Ich versuche nur einfach zu verstehen.

Ebenso erwarte ich von ihm keine großen Liebesbeweise. Wie Frau Rossi schrieb kommt es auf kleine versteckte Zeichen an. Die such ich und find sie auch oft.

Es gibt nur soviele Gesichter dieser Krankheit und jedes lässt mich die Sache von einer anderen Seite sehen.

Ich hab das Gefühl das meine Worte leicht verwirrt klingen müssen. Aber so ists auch grad in meinem Kopf.

Liebe Grüße
Bernstein
OMG
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Re: Hoffnung

Beitrag von OMG »

>>Deswegen ist mein Weg auch grad der zwischen ja ich glaube dran und nein ich muss loslassen<<

Das gehört doch zusammen! Auch wenn du die Beziehung weiterhin möchtest, musst du, um dich abgrenzen zu können, damit du eben nicht mehr immer alles verstehen musst/ willst/ sollst, lernen loszulassen.

Genau darum geht es doch.
Deine Gedanken kreisen um ihn, dauerhaft schadet das nur dem "euch". Wenn du mehr bei dir bleibst, wirst du sehen, wie sich die Beziehung weiterentwickelt, ohne dass du immerzu alle Kraft investieren wirst. Die Kraft braucht man doch auch noch für andere Dinge im Leben. Schau, wie sich alles entwickelt, beobachte es, wenn ihr beide eine Biehung wollt und nicht nur du, dann wird sie sich auch weiter entwickeln. Dann aber von beiden Seiten, nicht nur von deiner. Du leistest deinen Beitrag, für den Rest bist du nicht verantwortlich, genau da fängt dann das Loslassen an.

Viel Erfolg dabei!

Liebe Grüße von
Ursula.
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