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Rückfälle

Verfasst: 21. Feb 2004, 08:09
von Moritz
Hallo,
ich leide seit meinem 16 lebensjahr unter schwer depressiven phasen und sozialen ängsten. da ich nun schon öfters die bittere erfahrung eines rückfalls in eine nur noch scherere depression machen musste, würde es mich interessieren wie andere, die davon betroffen sind damit umgehen und wieder neue hoffnung schöpfen können?
kennt jemand das mit den sozialen ängsten? hängt das mit depressiver symptomatik zusammen? von der behandlung macht es soeweit ich informiert bin keine allzu großen unterschiede, dennoch will ich doch genau wissen was es bei mir genau ist.
wünsche ein angenehmes wochenende ohne zuviel negative grübeleien.
liebe grüße
MORITZI

Re: Rückfälle

Verfasst: 21. Feb 2004, 10:43
von Emily
Hallo Moritz,

bist du in Therapie oder hast du schon Therapie(n) gemacht?

LG, Emily.

Re: Rückfälle

Verfasst: 24. Feb 2004, 20:56
von lockenkopf
Lieber Moritz!

Was du schilderst, kommt mir sehr bekannt vor. Ich bin ebenfalls seit meinem 17. Lebensjahr regelmäßig von schweren Depressionen betroffen, zur Zeit durchlebe ich wieder eine schlecht Phase.
Nun ja, du fragst, was anderen in deiner Situation Hoffnung gibt? Die Erinnerung an gute Zeiten und das Bewußtsein, dass diese auch wieder kommen werden. Ich weiß, das muss sich seltsam anhören, wer richtig depressiv ist, hat keine Hoffnung mehr, aber bei mir hilft es. Natürlich weine ich zwischendurch, will aufgeben, mich verkriechen.. aber irgendetwas in mir liebt diese Welt doch..

Würde mich auch eigentlich als lebenslustigen, kontaktfreudigen Menschen beschreiben, aber ich kenne das: auf einmal hat man Angst vor seiner Umwelt, vor Freunden..

Falls du Lust hast, würde ich mich über einen Kommentar oder eine Antwort von dir sehr freuen.

Und: Durchhalten!! Es lohnt sich.

Lieben Gruß, Edith

Re: Rückfälle

Verfasst: 24. Feb 2004, 22:49
von Moritz
Hallo Emily, hallo edith,
mein tag heute war nicht sonderlich gut, aber ich versuche trotzdem mal noch kurz zu antworten.
ich bin seit meinem 24ten lebensjahr in behandlung. bin nun 28. ich dachte zwischendrin öfters mal ich hätte es besiegt. habe dann, allerdings nach absprache mit meinem arzt die medis abgesetzt und einen schlimmen rückfall erlebt. zoloft hilft mir nun nicht mehr. zur zeit nehme ich fluctin. seit 10 tagen. es besteht also noch die hoffnung das es einen aufschwung dadurch gibt. zur phasenprophylaxe nehme ich lamotrigin. nimmst du auch was in der richtung edith? wie kündigen sich die depressiven phasen bei dir an. gibt es da eindeutige auslöser?
ich bin auch in therapeutischer behandlung. habe eine hypnotherapie angefangen um an dinge von früher ranzukommen, die vielleicht zu meinen ängsten beitragen.
es gibt also einige gründe die hoffnung nicht aufzugeben und das tue ich auch nicht.
würde mich freuen was von euch zu hören.
eine schöne gute nacht.
MORITZI

Re: Rückfälle

Verfasst: 25. Feb 2004, 10:25
von lockenkopf
Hi Moritz!

Ich nehme auch Fluoxetin, morgens 20 mg. Das mit dem Medikamente absetzen kommt mir bekannt vor. Jeder Arzt, der mich trifft, wenn ich gerade nicht depressiv bin, sagt sofort: "Sie sind so stark, sie kommen auch ohne klar." Und dann ist es gegen Ende des Jahres doch immer schlimmer geworden.

Wie kündigen sich solche Phasen bei mir an? Es ist so ein leichter Abstieg, stetig geht es bergab. Am Anfang merke ich, dass ich plötzlich keine Lust mehr habe, zu einer party oder so zu gehen. Dann kommt irgendwann die Angst dazu, die Angst vor Leuten, dann gehe ich nicht mehr ans Telefon, kann mich nicht mehr konzentrieren.. bis ich merke, dass ich wieder mittendrin sitze in der Depression.

Eindeutige Auslöser? Nein. Ich kann nie eine bestimmte Situation oder einen Menschen oder ein Ereignis angeben, was diese erneute depressive Phase jetzt bei mir ausgelöst hat.

Lieben Gruß (freu mich auf Antwort??)

Edith

Re: Rückfälle

Verfasst: 25. Feb 2004, 13:55
von Moritz
hallo edith,
schön von dir zu hören. heute ist zwar auch nicht viel besser, aber was soll's ... zum mails schreiben reicht's ja noch.
es scheint uns wirklich ähnlich zu gehen. mich würde interessieren ob du was zur phasenprophylaxe bekommst und wie alt du bist. (verstehe das mal nicht falsch ... eigentlich möchte ich nur wissen wie lange du schon mit den wiederkehrenden depressionen lebst??).
bei mir war es bisher eigentlich schon immer so dass ich die depression auf leute oder ereignisse zurückführen konnte. ich hatte und habe schwierigkeiten mich abzugrenzen, schwierigkeiten in gruppen zurecht zu kommen und v.a. mit meinem selbstwert. da es bei mir immer auslöser gibt denke ich oft das es an mir liegt dass ich depressiv werde. tut es ja auch irgendwie. schwer da die richtige einstellung zu finden!
bist du in deinen gesunden zeiten frei von ängsten oder bleibt dir was davon erhalten?
wie sprichst du denn auf das fluctin an? was hast du für nebenwirkungen? machst du auch therapie? kannst du gerade normal arbeiten gehen, oder schmeißen dich die depressionen auch völlig aus der bahn?
neugierige grüße....
bis heute abend
MORITZI

Re: Rückfälle

Verfasst: 29. Feb 2004, 11:52
von Moritz
hallo edith,
sag' mal hab ich zuviele fragen gestellt, oder?
was ist denn mit dir??
melde dich doch kurz mal.
ich hoffe es geht dir einigermaßen.
MORITZI

Re: Rückfälle

Verfasst: 1. Mär 2004, 16:59
von lockenkopf
Hey Moritz!!

Nein nein nein, du hast nicht zu viele Fragen gestellt. War nur seit Donnerstag zu Hause, dort haben wir kein Internet.

Tut mir leid, dass meine Antwort so lange auf sich warten ließ!

Ja, ich habe gerade wieder angefangen, Therapie zu machen; bin auch gerade auf dem Weg dorthin. Mal sehen, ob es was bringen wird, mit neuen Therapeuten ist es nie so einfach, außerdem halten die mich immer für sehr stark und selbstbewußt, weil ich mir über die Jahre eine dicke Maske angelegt habe..

Bin übrigens 21 Jahre alt und seit meinem 17. Lebensjahr betroffen. Ansonsten bin ich groß, blond, blauäugig und.. nein Scherz.

Werde bald mehr schreiben, hab aber Morgen noch eine Klausur, für die ich lernen muss!!

Also, habs halbwegs gut, schreib mal wieder und ganz liebe Grüße: Edith

Re: Rückfälle

Verfasst: 5. Mär 2004, 20:56
von lockenkopf
Hallo Moritz!!!

Es tut mir sehr leid, dass ich so lange nicht mehr geschrieben habe, aber ich bin diese Wochen gerade erst umgezogen, und das war ganz schön anstrengend, und der neue Anschluß ließ auch noch eine ganze Weile auf sich warten, gelobt sei das Monopol der Telekom.

Wie geht es dir? Hilft dir das Fluoxetin (Fluctin)? Ich habe damit eigentlich sehr gute Erfahrungen gemacht, nur in der ersten Zeit bin ich davon sehr sehr müde geworden und habe auch tagsüber viel geschlafen.

Ich wollte mich heute Abend mal daran setzen, deine Fragen zu beantworten.

In guten Zeiten bin ich völlig frei von Depressionen und Ängsten, mir geht es blendend. Manchmal vielleicht sogar zu gut, es kam ab und zu mal die Frage auf, ob ich vielleich manisch-depressiv sei; dies konnte allerdings bisher nicht eindeutig geklärt werden.

Ich bin auch seit einigen Wochen wieder in Therapie. Im Moment habe ich noch nicht das Gefühl, dass es mich irgendwie weiterbringt, aber direkt nach der Stunde geht es mir eigentlich immer besser, weil ich einfach froh bin, über meine Probleme reden zu können.

Ich bin übrigens auch neugierig.. Sprichst du mit Freunden über deine Krankheit? Lebst du in einer Beziehung? Wie gehen diese Menschen damit um, und wie gehst du vor allem mit ihnen um? Was machst du beruflich?

(Ich habe es übrigens aufgegeben, mit Freunden oder meinem Freund (damit wäre diese Frage wohl auch beantwortet..) darüber zu reden, weil ich zu dem Schluß gekommen bin, dass es sie überfordert. Und ich bin Studentin. VWL.)

Also, ich würde mich riesig freuen, von dir zu lesen und hoffe, dass ich dir mit meinen doch sehr persönlichen Fragen nicht zu nahe getreten bin?

Liebe Grüße, Edith

Re: Rückfälle

Verfasst: 8. Mär 2004, 21:31
von Moritz
hallo edith,
mir geht es nicht so sehr besonders gut, aber ich möchte dir heute trotzdem
antworten....
ich bin manisch-depressiv. heute bipolar I, wobei ich nur eine sehr kurze
manische phase hatte ansonsten v.a. depressive phasen. ich studiere medizin,
bin aber momentan beurlaubt... will sagen krank geschrieben... heißt an der
uni halt so...
mit freunden und auch familie kann ich ganz offen über meine depressionen
reden. das allerdings auch erst seit vier jahren, als ich damals einfach
auch nicht mehr anders konnte. es geht mir gut damit offen zu sein. meine
eltern können mittlerweile recht gut damit umgehen einen sohn zu haben, der
immer wieder depressiv wird. sie mußten aber sicher auch umdenken und
dazulernen. sie haben sich häufig selbstvorwürfe gemacht. meine mutter hat
sich immer wieder gefragt, ob sie denn als mutter was falsch gemacht hätte
.... was auch denke ich normal ist ... und was ich mich auch fragen würde an
deren stelle.
ich weiss nicht wie ich dir das sagen oder erkären soll, aber durch meine
krankheit habe ich angefangen andere maßstäbe und andere erwartungen an mich
und an das leben zu haben. mir ist es wichtiger geworden ein paar gute
freunde zu haben, mit denen ich offen sein kann, als viele kumpels und
bekannte mit denen ich auf partys und in discos rumhängen kann. .... wobei
auch diese menschen trotzdem damit überfordert sind wirklich
nachzuvollziehen was mit einem passiert wenn man ein schwere depression
durchmacht - da hast du wohl recht. viele wissen auch einfach nicht wie sie
sich verhalten sollten.
meine freundin kenne ich seit drei jahren und wir leben momentan auch
zusammen. sie hat oftmals das problem, dass sie mein rückzugsverhalten mit
sich selbst in verbindung bringt und denkt das läge an ihr. ansonsten kommen
wir relativ gut mit meinen derzeitigen beschwerden zurecht und ich kann ihr
viel erzählen.
nur mit neuen leuten, die mich noch nicht kennen tue ich mir schwer und bin
immer unsicher inwieweit ich ihnen von meiner krankheit erzählen soll und
will.
ich wollte dich fragen ob du aufgrund deiner depressionen schon mal dinge
abbrechen musstest und nicht weitermachen konnest. wie gingst du in der
schule damit um? was für beschwerden hast du vor allem?
ich mache mir oft noch vorwürfe dass ich so bin.
nun aber mal genug.
ach ja von dem fluctin habe ich bisher nur einen ausschlag bekommen von den
positiven wirkungen habe ich noch nicht sehr viel gespürt. ich bin etwas
bedröhnt davon.
freue mich von dir zu hören...
MORITZI