Die Unfähigkeit mitzufühlen - Schritte zur Genesung

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crosswalker
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Die Unfähigkeit mitzufühlen - Schritte zur Genesung

Beitrag von crosswalker »

Hallo zusammen,
wie ich schon in einme anderen threadt schrieb, ist mein Mann seit 11/2 Jahren in medikamentöser Behandlung. Davor haben wir eine sehr schwere Zeit durchgemacht, welche in vielen Eurer Berichten gleich klingt.
Auch wenn es nun teilweise schon bergauf geht, es gibt Tage da scheint die Sonne wieder, Unternehmungen machen mehr Spass, es wird wieder öfter Freude und ein gutes Gefühl empfunden, bleibt nach wie vor folgendes Problem:
1.)Er kann sich nach wie vor nicht in andere Menschen hineinversetzen, mitfühlen. Ich glaube sogar, in Bezug auf mich gelingt es am wenigsten.
2.) Ich muss ihn nach wie vor mit Samthandschuhen anfassen, er ist superschnell beleidigt, seine Stimmung ständig kur vor dem umkippen.Kritik oder ein Vorschlag etwas anders zu machen oder etwas zu ändern, werden als Angriff aufgefasst.
3.) Immer Antworten wie: ich bin doch nicht schuld, ich kann doch nicht dafür... Selbst als ich am vergangenen Wochenende über starke Kopfschmerzen klagte, war seine Antwort: ich kann doch nichts dafür!!
Ich weiß, dass eine falsche Wahrnehmung dafür verantwortlich ist und das dies ein Symptom der Erkrankung ist.

Aber kann mir jemand sagen ob die Erkrankung "NUR" mit Medikamenten zu heilen ist und ob diese fehlende Emphatie wieder kommt?
Ändert sich im Laufe der Zeit, irgendwo habe ich gelesen, dass es einfach Zeit braucht, bis die Erkrankung abheilt, die Wahrnehmung wieder soweit, dass das Zusammenleben nicht ständig kurz vor der absoluten Krise steht?
Wer kann mir hier Auskunft geben, einen Hoffnungsschimmer, etwas - so dass ich weiß es lohnt sich stark zu sein und durch zuhalten?
Soll ich darauf bestehn ih beim nächsten Arztbesuch zu begleiten, bekomm ich dort meine natworten?
Ich drehe mich im Kreise und finde keine Ruhe

Liebe Grüße
crosswalker
Salvatore
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Re: Die Unfähigkeit mitzufühlen - Schritte zur Genesung

Beitrag von Salvatore »

Hallo Crosswalker,

meine Meinung als Betroffene ist, dass sich die Depression nur in den seltensten Fällen allein durch Medikamente behandeln lässt.
Denn gerade wenn sie recht langwierig verläuft, so wie es bei deinem Freund ja auch zu sein scheint, gibt es irgendetwas, das die Krankheit aufrecht erhält, d.h. irgendwelche schädlichen Verhaltensweisen, Denkmuster oder/und Strukturen.
Die Medikamente können lediglich - wenn überhaupt - die Symptome bekämpfen oder verringern, greifen aber nicht an der Ursache an.

Das fehlende Einfühlungsvermögen kann seine Ursache sowohl in der Depression als auch in der Medikation liegen. Weißt du, was er nimmt und in welcher Dosierung?
Wenn er vor der Depression empathisch war, wird das mit Sicherheit auch wiederkommen.

In einer Psychotherapie könnte er z.B. daran arbeiten, nicht alles auf sich zu beziehen und auch lernen, dass er er mit seinen darauf begründeten Reaktionen andere verunsichert und verletzt.
Leider sind Männer zu häufig nicht in der Lage, sich zu einer Therapie aus eigenem Willen durchzuringen.

Ich hatte hier schon mal Büchertipps gepostet, ich suche den Faden mal raus und hole ihn nach oben, vielleicht ist was für dich dabei, das dir hilft.

Lg, Salvatore
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ndskp01
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Re: Die Unfähigkeit mitzufühlen - Schritte zur Genesung

Beitrag von ndskp01 »

Ja, der erfolgversprechendste Wege, Depressionen zu heilen, besteht in einer Kombination von Psychotherapie und Medikamentierung. Das Medikament alleine macht nicht gesund, es lindert nur die akuten Symptome.

Gruß, Puk
crosswalker
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Re: Die Unfähigkeit mitzufühlen - Schritte zur Genesung

Beitrag von crosswalker »

Guten Morgen und Danke für die Antworten.

Vielleicht habt Ihr noch ein paar Tipps für mich, wie ich meinen Partner von einer Therapie überzeugen kann?
Sein Arzt hat ihm wohl gesagt, dass dies nicht nötig wäre, da dabei manchmal Sachen ans Tageslicht kommen, die besser im Verborgenen bleiben.
Ich habe ihn vor 11/2 jahren nur mit der Konsequenz einer eventuellen Trennung zum Arzt bekommen. In der Form möchte ich ihn nun nicht überzeugen müssen.
Aber so wie es jetzt ist, ist es auch schwer.
Das schlimmste, bzw. das was ich als schlimmstes empfinde: ich bin irgendwie immer Schuld, immer der Auslöser. Selbst ein freundliches " Erzähl doch mal" nach einem langen Arbeitstag und wenn ich das dann auch noch wiederhole, also 2x sage, so ist es in seinen Augen eine Forderung, welcher er nicht nachkommen kann.
Und sofort gibt es Zoff: Du hackst nur auf mir rum, usw.
Ich bleibe dann ganz ruhig, sage ihm: das ist doch gar nicht so, schau mal ich ahbe doch nett mit Dir reden wollen, Du hast gar keinen Grund Dich auf zuregen, alles ist gut und entspannt. Das macht dann alles nur noch schlimmer. Er wird aufgeregter und aufgeregter. Zu guter Letzt nehmen wir uns in der regel aber in die Arme und bauen so wieder Nähe auf. Leider aber nur weil ich gaaaanz ruhig bleibe.
DAS IST SO SCHWER. In der Nacht danach werde ich verrückt vor Kummer, kann nicht schlafen. Möchte am liebsten selber nicht mehr Leben obwohl mein Leben doch gut ist.
Ich werde immer dünner, ich radier mich aus.
Stunden später fange ich mich aber wieder und bin innerlcih wieder ausgeglichener.
Doch schwindet meine Kraft immer mehr, je länger es dauert, desto dünnhäutiger werde ich, desto tiefer wird der kummer.
ICH WILL NICHT DASS ER DIESE KRANKHEIT HAT:
Es gibt bestimmt viel schlimmere Krankheiten, wo man zusehen muß, dass der geliebte Partner stirbt und man nicht helfen kann, aber bei diesen Erkrankungen IST MAN NICHT SCHULD!!!!
Salvatore
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Re: Die Unfähigkeit mitzufühlen - Schritte zur Genesung

Beitrag von Salvatore »

Hallo crosswalker,

eine Therapie bringt nur dann etwas, wenn ER dahinterstellt, die Therapie und an sich arbeiten möchte.
Du müsstest ihn also überzeugen, nicht überreden. (Was wesentlich schwieriger ist.)
Vielleicht hat er Angst oder auch falsche Vorstellungen vor Therapie. Dabei muss man als Frau berücksichtigen, dass viele Männer es eben mit dem "Gefühlskram" nicht so haben und auch gelernt haben, dass es "weibisch" ist, über Gefühle zu reden oder zu weinen - ein Indianer kennt eben keinen Schmerz.

Ich habe mir eben deinen anderen Fred angesehen und finde es seltsam, dass er laut Psychiater keine Therapie machen soll. Ich kann mir allerdings kaum vorstellen, dass der Arzt das SO gesagt hat - vielleicht hat dein Mann auch nur gehört, was er hören wollte?
Möglich wäre z.B., dass der Psychiater gesagt hat, eine AMBULANTE Therapie mache im Moment keinen Sinn und damit ausdrücken wollte, dass er besser stationär aufgehoben wäre (um sich erstmal zu stabilisieren). Ist aber reine Spekulation.

Es scheint auch so, als wäre er medikamentös noch nicht so richtig eingestellt, was allerdings blöderweise auch sehr schwierig/langwierig sein kann. Wenn ich dich richtig verstanden habe, nimmt er jetzt nur Sertralin.
Was ist denn mit seinen Schlafstörungen, hat sich das gebessert? Er kam doch mit Mirtazapin gut klar, warum wurde das nach dem eher misslungenen Absetzversuch nicht wieder hochdosiert?
Ich finde es übrigens nicht bevormundend, wenn du mit zum Arzt möchtest. Du hast ja selbst ganz viele Frage - wenn du deinem Mann sagst, dass du deswegen gerne das nächste Mal mitkommen möchtest und er das ok findet...
Wenn er es nicht möchte, würde ich allerdings an deiner Stelle auch nicht darauf bestehen. Vielleicht schreibst du dann ein paar Fragen auf, die du ihm mitgibst?

Du schreibst auch, dass es Phasen gibt, in denen es gut läuft. DAS ist dann der Zeitpunkt mit ihm zu sprechen und ihn zu fragen, was er sich von dir wünscht, was ihm in der schlimmen Phase hilft und was nicht.
Vielleicht haltet ihr sogar eine Vereinbarung schriftlich fest, was er machen soll und was du machen sollst - damit es nicht in Vergessenheit gerät.

Ich kann natürlich nur von mir sprechen, aber in der Depression will ich am liebsten meine Ruhe haben und finde es ganz schlimm, wenn mir dann jemand auf die Pelle rückt, weil er mir unbedingt helfen will wo er mir eh nicht helfen kann.
Allerdings kannst du als Angehöriger eigentlich nur verlieren. So kann es passieren, dass wenn mein Mann mit mir spricht ich denke "Warum quatscht der mich zu, ich kann mich doch eh nicht drauf konzentrieren, warum hält er nicht einfach den Mund". Aber wenn er nicht mit mir redet, dann denke ich "Warum redet er nicht mit mir, ist er sauer, ich kann doch auch nichts dafür, er beachtet mich überhaupt nicht, ich bin ihm wohl egal".
Zum Glück kann ich das dann als Depression identifizieren und weiß auch, dass es weder mit ihm noch mit mir was zu tun hat, sondern eben die Krankheit ist, die spricht/denkt. Und dann sage ich auch, ob ich mir gerade Nähe oder Freiraum wünsche - und es kommst nicht zum Streit.

Das absolut Wichtigste aber bist DU für DICH. Sorge für dich, behalte dich im Auge. Es wird häufig ein Vergleich herangezogen, der aber auch sehr stimmig ist: Wenn im Flugzeug die Sauerstoffmasken herunterfallen, sollst du erst dir selbst deine Maske aufziehen und erst danach anderen dabei helfen.
Es nützt deinem Freund gar nichts, wenn du kaputtgehst. Und dir auch nicht.
Also: Schau, dass du ohne schlechtes Gewissen das tust, was zuallererst für dich gut ist. D.h. auch, ausreichend und abwechslungsreich zu essen, mit Freunden auszugehen, zum Sport, ins Theater - was immer du gern gemacht hast, bevor du dich 24/7 mit deinem Mann beschäftigt hast. Hast du Hobbys? Gehe ihnen nach, auch wenn du vielleicht das Gefühl hast, egoistisch zu sein, denn das ist absolut nicht so.
Denn wenn du zusammenbrichst - wer kümmert sich dann um dich?

Lg, Salvatore
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susiq
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Re: Die Unfähigkeit mitzufühlen - Schritte zur Genesung

Beitrag von susiq »

Hallo Crosswalker!
Du sprichst mir aus dem Herzen ! All das erlebe Ich auch gerade ! Lag hier mit dicker Blasenentzündung und Reaktion null ! Vielmehr noch dieses nervige : Ich kann nix dafür! Da bin Ich echt verzweifelt! Und war so was von traurig. Sehr oft hadere Ich mit dem Schicksal, Frage mich oft warum wieso ? Es ist schwer zu packen und eigentlich muss der Kranke selber seinen Weg finden . Lasse Ich ihm aber Ruhe , wertet er es als Trennungsgrund oder nicht mehr lieben.
Trennungen habe Ich nun schon etliche hinter mir , Diskussionen auch und tausend Gespräche wie es weiter gehen soll.
Wenn dich also jemand versteht dann Ich !
Es gibt aber auch Tage an denen es besser wird, seine Gefühle so sind, dass Ich mit ihm reden kann.
Er aber hat eine Therapie angefangen und ne Reha macht er auch.
Anders würde Ich nicht weiter können. In der Therapie sagt ihm ein Fremder was seine Krankheit bedeutet, nicht Ich. Diese Grenze ist mir sehr wichtig!

Wie weit du es noch schaffst musst du entscheiden! Ich merke leichte !! Besserung !
Schicke Dir mal ganz Liebe grűsse! Ganz Liebe Gedanken! Du bist wertvoll und lasse deinen Ärger über die Krankheit auch mal raus ! Das muss sein. Sei nicht traurig!!
Alles Liebe , sonnige Gedanken
Susiq
fine.kraut

Re: Die Unfähigkeit mitzufühlen - Schritte zur Genesung

Beitrag von fine.kraut »

>>. In der Therapie sagt ihm ein Fremder was seine Krankheit bedeutet,<<

Liebe Susig

dem ist ganz klar nicht so. In einer Psychotherapie erarbeitet man (Patient) sich die Bedeutung seiner Krankheit selber. Vom Therapeuten wird einem nichts einfach so mitgeteilt.
fine.kraut

Re: Die Unfähigkeit mitzufühlen - Schritte zur Genesung

Beitrag von fine.kraut »

Liebe crosswalker

Hier mal die Sicht eines Angehörigen und Betroffenen.

>> Selbst ein freundliches " Erzähl doch mal" nach einem langen Arbeitstag und wenn ich das dann auch noch wiederhole, also 2x sage, so ist es in seinen Augen eine Forderung, welcher er nicht nachkommen kann.<<
Ja, er kann ihr nicht nachkommen!
Wo ist das Problem das zu akzeptieren?


>>Und sofort gibt es Zoff: Du hackst nur auf mir rum, usw.<<
Verständlich. Ich würde auch pampig werden, wenn mein Mann mich während voller Erschöpfung zu einem Gespräch nötigen würde.
Und ich selber habe von meinem Mann wärend seiner depressiven Episode auch schon zur Antwort bekommen:"Du belastet mich. Willst Du das ich gehe?"



>>Ich bleibe dann ganz ruhig, sage ihm: das ist doch gar nicht so, schau mal ich ahbe doch nett mit Dir reden wollen, Du hast gar keinen Grund Dich auf zuregen, alles ist gut und entspannt. Das macht dann alles nur noch schlimmer.<<
Klar macht es das. Du sprichst deinem Freund seine vollkommen richtige Wahrnehmung ab.
Du bedrängst ihn, dein Freund fühlt sich dadurch belastet und dann behauptest Du, das ist ja garnicht so.


>> Er wird aufgeregter und aufgeregter. <<
Zu recht!


>>DAS IST SO SCHWER. In der Nacht danach werde ich verrückt vor Kummer, kann nicht schlafen. Möchte am liebsten selber nicht mehr Leben obwohl mein Leben doch gut ist. Ich werde immer dünner, ich radier mich aus.
Stunden später fange ich mich aber wieder und bin innerlcih wieder ausgeglichener.
Doch schwindet meine Kraft immer mehr, je länger es dauert, desto dünnhäutiger werde ich, desto tiefer wird der kummer.<<

Ich denke, Du könntest professionelle Unterstützung ducheinen eigenen Psychotherapeuten oder eine Beratungsstelle gebrauchen um zu lernen mit der Situation besser fertig zu werden.



>>ICH WILL NICHT DASS ER DIESE KRANKHEIT HAT:<<
Wenn Du keinen Partner mit Depression haben willst, dann suche dir einen anderen.
Wenn Du aber bei deinem Partner bleiben willst, dann hilft es nur deiner Partner so zu akzeptieren wie er ist, mit seiner Krankheit.


>>Es gibt bestimmt viel schlimmere Krankheiten, wo man zusehen muß, dass der geliebte Partner stirbt und man nicht helfen kann, aber bei diesen Erkrankungen IST MAN NICHT SCHULD!!!!<<
Wer ist schuld, woran?
Salvatore
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Re: Die Unfähigkeit mitzufühlen - Schritte zur Genesung

Beitrag von Salvatore »

Hallo Fine,

ich kann dir nicht zustimmen.
Zum einen ist es in der Kognitiven Verhaltenstherapie sehr wohl so, dass der Therapeut einem auch sagt, worin SEINER Meinung nach Probleme liegen können und was man dagegen tun könnte.
Das hat trotzdem nichts damit zu tun, fremdbestimmt zu sein, denn es wird eine Strategie erarbeitet, die für den Patienten passt.
In den analytischen Therapien hast du recht, dort leistet der Patient die Hauptarbeit.

Zu deinem zweiten Posting: Auch in einer schweren Depression kann und soll es nicht sein, dass der Kranke sämtliche Verantwortung, für sich und für andere, einfach so abgibt.
Auch schwer Depressive können Absprachen einhalten - wenn sie es nicht mehr können und auch nicht mehr in der Lage zu (Selbst-)Verantwortung sind, gehören sie stationär.
Woher soll crosswalker wissen, wann es für ihren Mann ok ist, angesprochen zu werden und wann nicht? Das ist nicht möglich, meine ich. Und deshalb muss ihr Mann ebenso lernen, mit ihr zu kommunizieren wie sie mit ihm. Dann kann er zu ihr sagen: es geht jetzt nicht, bitte lass mich in Ruhe.
Da ist also nicht nur crosswalker gefragt, sondern ebenso ihr Mann. Wenn die Ehe halten soll, sind BEIDE gefragt und nicht nur einer.
Die Probleme in Gänze dem "gesunden" Partner in die Hände zu legen und zu sagen, jetzt geh damit um oder lasse dich scheiden finde ich, mit Verlaub, ziemlich infam.

Diese Auffassung schreibt dir eine ebenfalls in (langen) Phasen schwer depressive

Salvatore

(Die übrigens auch schon mehrmals in der Klinik war und das erste Mal nicht direkt ganz freiwillig.)
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fine.kraut

Re: Die Unfähigkeit mitzufühlen - Schritte zur Genesung

Beitrag von fine.kraut »

Liebe Salvatore

>>Zum einen ist es in der Kognitiven Verhaltenstherapie sehr wohl so, dass der Therapeut einem auch sagt, worin SEINER Meinung nach Probleme liegen können und was man dagegen tun könnte.<<
Das habe ich bei meiner Verhaltenstherapeutin nie so erlebt. Es war allein meine Aufgabe meine Probleme zu benennen. Und auch die Bedeutung der Probleme hat sie mir nicht vorgegeben.


>>Das hat trotzdem nichts damit zu tun, fremdbestimmt zu sein, denn es wird eine Strategie erarbeitet, die für den Patienten passt.<<
Bei den Strategien zur Problemänderung war meine VT dagegen konkreter. Aber auch das habe ich nicht als Fremdbestimmung empfunden.


>>In den analytischen Therapien hast du recht, dort leistet der Patient die Hauptarbeit.<<
Ja, und zwar der gesammten Psychotherapie.


>>Zu deinem zweiten Posting: Auch in einer schweren Depression kann und soll es nicht sein, dass der Kranke sämtliche Verantwortung, für sich und für andere, einfach so abgibt.<<
Ich bin der Meinung, das ein jeder die Verantwortung für sich selber zu tragen hat, ganz gleich ob depressiv oder nicht.



>>Auch schwer Depressive können Absprachen einhalten<<
Selbstverständlich!



>>Woher soll crosswalker wissen, wann es für ihren Mann ok ist, angesprochen zu werden und wann nicht? Das ist nicht möglich, meine ich.<<
Ich denke, wenn jemand auf auf eine Gesprächaufforderung nicht reagiert, will oder kann er dieser nicht folgen. Dann lasse ich denjehnigen in Ruhe, ganz einfach.


>> Und deshalb muss ihr Mann ebenso lernen, mit ihr zu kommunizieren wie sie mit ihm. Dann kann er zu ihr sagen: es geht jetzt nicht, bitte lass mich in Ruhe.<<
Ich denke, das aus der Situation herraus bereits klar war, das der Mann jetzt nicht komunizieren will oder kann.



>>Da ist also nicht nur crosswalker gefragt, sondern ebenso ihr Mann. Wenn die Ehe halten soll, sind BEIDE gefragt und nicht nur einer.<<
In einer Ehe sind immer beider gefragt. Es geht aber nun mal garnicht, einen Partner mehrmals zur Komunikation aufzufordern, wenn dieser nicht komunizieren will.



>>Die Probleme in Gänze dem "gesunden" Partner in die Hände zu legen und zu sagen, jetzt geh damit um oder lasse dich scheiden finde ich, mit Verlaub, ziemlich infam.<<
Wer hat wem geraten sich scheiden zu lassen?
susiq
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Re: Die Unfähigkeit mitzufühlen - Schritte zur Genesung

Beitrag von susiq »

Hallo Fine,
laut meines Partners erfährt er gerade sehr wohl beim Therapeuten wie krank er ist. Der macht seit 5 Stunden nichts anderes als ihm zu erklären, wie schwer seine Erkrankung mittlerweile fortgeschritten ist. Nur so versteht er es auch im Moment. Wenn ich etwas sage , sage ich es auch als die Geliebte, somit nicht gerne von ihm gehört.
Sagt aber der Therapeut etwas ist er schockiert aber versteht so langsam wie es ihm geht.
Der stellt ihm auch viele Fragen und arbeitet mit ihm dadurch, sagt ihm auch wir kriegen das hin aber es wird dauern.
Er erarbeitet auch tägliches Leben mit ihm. Wann was machen z.B. oder macht Vorschläge und hat ihm auch gesagt er arbeitet nun viel mit ihm (schnell aufeinander folgende Termine von 5-7 Tage) aber eigentlich müsste er in einen stationären Aufenthalt.
Da gibt es aber keine Termine und da er auch Reha bereits bewilligt hat, wird so verfahren.

Deinem Gehen oder Bleiben kann ich auch nicht so ganz zustimmen. Ja ich gebe Recht, wenn man etwas nicht mehr kann, soll man es aufhören. Es ist aber schwer zu akzeptieren, dass der Mensch, der der Lebenspartner ist, der den man liebt, teilweise mit solcher Gefühlskälte reagiert.
Es ist auch schwer zu verstehen wie man was wann sagen kann , wann belaste ich, wann nehme ich zuviel ab???
Es bleibt trotz allem was ich über die Krankheit gelernt habe an manchen Tagen schwer sich darauf einzustellen.
Ich bleibe immer noch weil ich liebe, weil ich mich entschieden habe dem Menschen den ich liebe in guten und schlechten Tagen zur Seite zu stehen. Und nun kommt die Schwierigkeit: Genau das soll ich mal ja mal nicht!!!
Somit komme auch immer und immer wieder an meine Grenzen!!!
Und mein wichtigster Ansprechpartner ist weg, mein Liebespartner auch.
Mein Glück ist, dass er teilweise wieder kommt... Auch wenn die schlimmen Tage überwiegen, kommen auch andere.
Nur es begleiten ja auch Sorgen !!! Monatliches Geld z.B. Leben was man sich aufgebaut hat.
Ich will sagen, man bei dieser Krankheit schwer sagen , dann gehe wenn Du es nicht kannst.
Mit der Liebe bleibt auch die Hoffnung des Angehörigen und das ist gut so.

Nichts bleibt ja immer so stehen im Leben wie es gerade ist.

Ich will sagen: Hätte mein Partner sich den FUß umgeknickt und wäre aggressiv, weil es nicht schnell heilt und würde böse werden, dann würde ich mich umdrehen und sagen: DU KANNST MICH MAL!!! Da könnte ich mich auseinandersetzen.
Jetzt ist er auch krank aber eine Auseinandersetzung funktioniert nicht!!
Somit schwer!!
Ich hoffe Du verstehst es richtig wie ich es meine

Dieses Forum hier zB. hilft mir oft einiges zu verstehen...
Und in der Rubrik Angehörige muss es auch manchmal sein, dass man sich auskotzt...

Ich habe zwar viele Freunde , nur die verstehen das auch nicht immer alles. Und klar, wenn es mir dann auch mal schlecht geht, weil es mir unendlich fehlt mit meinem Partner über Banales wie Arbeit oder Leben zu reden und lachen , dann sagen die auf Dauer GEHE!! Weil die verstehen die Krankheit auch nicht.
Somit empfehlen Sie ja Taten wie Trennung aus einem anderen Blickwinkel.

Wollte ich nur mal so anmerken
LG
Susiq
susiq
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Re: Die Unfähigkeit mitzufühlen - Schritte zur Genesung

Beitrag von susiq »

@ Crosswalker

Wie ich ihn zur Therapie bekommen habe???
Ich habe ihn behandelt wie normal und da kam er nur noch an seine Grenze, hat dann selber gemerkt, dass er einen Ausflipper nach dem anderen bekommt und nicht geregelt. Habe ihn nie mehr wach gemacht am Wochenende und da stellte er fest, dass er garnicht mehr aus dem Bett kam.
Dann war ich beim Hausarzt und der hat sehr ausführlich mit mir gesprochen und mir den Eindruck schwere Depression bestätigt.
Dann als er beim nächsten mal dort war hat der Hausarzt es ihm erklärt und dann wollte er zur Therapie. Hat einen Facharzt für Psychatrie aufgesucht und Tabletten erhalten.

Sein Zustand wurde aber trotzdem so schlimm, dass er nur noch gezittert hat stundenlang, gezuckt hat, aggressiv wurde, dass er dann selber gesagt hat ich will in die Klinik.
Ich muss dazu sagen, dass wir ja auch keinen Therapeuten gefunden haben. Das ging über Monate. So ist er erstmal in der Akutklinik gelandet, die ihn dann erstmal aufgenommen haben. Er war 3 Monate dort, ist jetzt wieder daheim und wir haben Reha-Antrag gestellt, wo er mit der Maßnahme im Oktober beginnen kann.

Der Arzt meinte weg wäre mal gut, weil er sich da ganztägig mal auf sich konzentrieren kann ohne irgendjemanden.
Ich finde das gut, weil es ist und bleibt ja sein Weg!!
Wir können nur begleiten.
Vielleicht versuchst Du es in einem guten Moment nochmal mit nem Gespräch.
Oder ihr besucht zusammen eine Beratungsstelle . Adressen gibt es im Netz.
Mir haben die geholfen mit Rat und Tat und ihm die Angst genommen.
Es gibt auch Beratungsmöglichkeiten bei der Diakonie, die sind meist sehr menschlich. Kannst Du auch erstmal hingehen und die haben vielleicht auch noch Rat.
Ansonsten versuche Abstand zu bekommen zu ihm, lass ihn sitzen und gehe mal alleine raus. Mir hilft das immer und ich habe das Gefühl ihm auch.
Klar lebe ich auch damit, dass er nun manches mal denkt ich würde mir nen anderen suchen. Ich mache es trotzdem. Wenn ich rede, wird es besser und das kann nur auch für ihn gut sein.
Und er hat dann Stunden wo er alleine mit sich ist, also RUHE HAT!!

Von hier aus DRÜCKE ich Dir die Daumen, ich schicke Dir Kraft und liebe Gedanken.

LG
Susiq
Susiq
Salvatore
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Re: Die Unfähigkeit mitzufühlen - Schritte zur Genesung

Beitrag von Salvatore »

Hallo Fine,

da diskutier ich jetzt mal nicht mit dir rum, denn das würde meine Reserven, so überhaupt vorhanden, definitiv überschreiten.

@all: Ich bleibe bei meinem Statement.

Lg, Salvatore
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jettebrot
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Re: Die Unfähigkeit mitzufühlen - Schritte zur Genesung

Beitrag von jettebrot »

Hallo liebe Crosswalker,
zuerst mal "Danke" für Deine Antwort, auch wenn mein Beitrag so ganz an falscher Stelle gelandet ist. Deshalb reihe ich mich wohl besser hier mit ein!
Wie fine.kraut schon sagte, z.B.in einer Psychotherapie. Diese Form habe ich für mich jetzt gewählt.Neben den weiter genannten Möglichkeiten kenne ich auch zwei Personen, die im Glauben Hilfe gefunden haben für sich.Da wir ländlich wohnen ist die Möglichkeit, bestimmte Selbsthilfegruppen aufzusuchen manchmal mit weiten Wegen verbunden.Eine Freundin fühlte sich wohl in einer Angehörigengruppe der AAs,die man häufiger mal vor Ort hat.
Wahrscheinlich ist es wichtig,sich selber wieder zu spüren und eigene Bedürfnisse,die man hat und versuchen sie zu erfüllen. Ich erhoffe für mich, dass das Gedankenkarussel dann auf ein gesundes Maß wieder zurück geht.
Ich musste früh Verantwortung übernehmen, bekam dafür positive Reaktionen, wählte einen entsprechenden Beruf,wieder positive Reaktionen-bei einem depressiven Partner ist das anders und diese Reaktionen kann wohl jeder schlecht aushalten.Damit ich anders damit umgehen kann brauche ich jetzt Unterstützung.
Ein ausgeprägtes "Egal"kann nicht nur aus einer Krankheit heraus kommen, worunter dann wahrscheinlich auch der Betroffene leidet sondern auch und vielleich hattest Du das eher vor Augen, aus einem deutlichen Egoismus heraus und da stimme ich Dir dann zu.
Ich wünsche uns, dass wir für uns den passenden Weg finden
Ganz liebe Grüße Louisa
crosswalker
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Registriert: 25. Jul 2012, 12:08

Re: Die Unfähigkeit mitzufühlen - Schritte zur Genesung

Beitrag von crosswalker »

Hallo zusammen,
meine Güte da habe ich aber was losgetreten!!

Also eines ist doch mal ganz klar, wenn ich schreibe ich will nicht, dass mein Mann diese Erkrankung hat, dann heißt das doch nicht, ich will ihn nur von der Schokoladenseite.
Aber ich freue mich doch auch nicht darüber!!!!
Wir sind verheiratet und halten zusammen.
Die Schwierigkeit besteht doch in erster linie in der Kommunikation. In unserer Familie spricht man in verhältnismäßig leichtem Ton miteinander und so manche schlechte Stimmung konnte ich schon in einer lockeren Art umschiffen.
Eben nach dem Motto: Na, nu erzähl doch mal.
Mag sein dass mein Mann irgendwann lernt, mir zu sagen: heute nicht, doch er tut dies nicht kund!!!! Ich weiß in der Regel vorher nicht, was heute füR einen Stimmungslage ist, bzw. welche in einer Stunde ist.

SpReche ich mit anderen darüber, heißt es meistens: lass ihn doch.
Was ist denn das für eine Art!! Jemanden lassen, in Ruhe lassen, sitzen lassen, reden lassen oder gar verlassen???
Das kann in meinen Augen nicht der richtige Weg sein.
So wie sich die Antwort von liest, habe ich dann doch schuld, wenn die Stimmung umkippt???
Weil ICH nicht den richtigen Weg finde....
Mein Suchen ist allerdings nach dem richtigen Weg für uns beide, wobei ich durchaus die meiste ARbeit beim in Ordnung halten des Weges übernehmen will, da ich ja die Gesunde bin.

Liebe Grüße
Crosswalker
julcas
Beiträge: 569
Registriert: 11. Mär 2011, 17:57

Re: Die Unfähigkeit mitzufühlen - Schritte zur Genesung

Beitrag von julcas »

Hallo liebe crosswalker,

ich will auch nicht, das mein Freund diese Krankheit hat, kann es trotzdem akzeptieren. Das ist ein völlig normales Gefühl, also mach dir da keine Gedanken drüber.

Ich wünsche dir das dein Mann lernt dir zu sagen, heute nicht oder jetzt nicht. Das erleichtert die Situation. Doch manchmal gelingt dem Depr. selbst das nicht, dann ist "in Ruhe lassen" schon der richtige Weg. Bekunden ich bin da für dich, ich glaube an dich. Den Depr. Partner "verlassen" ist eine sehr persönliche Entscheidung, die jeder Angehörige für sich selbst treffen muß. Ich habe mich für meinen Freund entschieden. Das kann ich immer wieder neu für mich hinterfragen und gegebenenfalls neu entscheiden. Ich kann nicht wissen, was die Zeit bringt. Momentan bin ich mit dieser Entscheidung sehr glücklich. Meinem Freund geht es zur Zeit auch deutlich besser.

Es geht nicht um Schuld, bei dieser Erkrankung. Wir sind alle Menschen, mit Bedürfnissen und Wünschen und meiner Meinung nach, darf ich auch dem Depr. sagen, wenn meine Grenze erreicht ist. Selbst wenn dadurch "die Stimmung kippt" Deshalb fühle ich mich nicht schuldig.

Es ist gut, wenn ihr in besseren Zeiten Absprachen treffen könnt. Vielleicht kann dir dein Mann in solchen Zeiten sagen, was ihm hilft und was er sich von dir wünscht, wenn es ihm schlecht geht.

Du machst das ganz gut und ich wünsche euch von Herzen, das ihr diesen Weg gemeinsam geht und das die Sonne bald wieder scheint.

lg julcas
susiq
Beiträge: 101
Registriert: 4. Nov 2011, 22:13

Re: Die Unfähigkeit mitzufühlen - Schritte zur Genesung

Beitrag von susiq »

Julcas ! Tolle Zeilen !
Crosswalker, Ich verstehe dich und hier kannste auch mal sagen, wenn es Dir nicht gut damit geht.
Viel Kraft
Lg
Susiq
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