"Alte Liebe"

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Höd
Beiträge: 21
Registriert: 24. Jan 2004, 08:54

"Alte Liebe"

Beitrag von Höd »

Hallo,

ich weiß nicht, ob das Thema in dieses Forum passt: Habt Ihr durch Eure Depression auch Tätigkeiten aufgegeben, die Ihr so gerne bzw. häufig gemacht habt, dass Ihr sie als Teil Euer Selbst empfunden habt? Und jetzt, da dieser Teil nicht mehr da ist, fühlt Ihr Euch "amputiert", nicht vollständig?

Das können ganz gewöhnliche Dinge sein, wie regelmäßige Besuche oder Spaziergänge. Oder auch ernsthafte "Hobbies" wie Kampfkünste, Malerei, Musik oder eine Sportart. Besonders schlimm ist es, wenn man in dieser Sache gut war, mit ihr "geatmet" hat.

Ich fühle derzeit diese Leere, diesen fehlenden Teil irgendwie sehr stark. Da liegt vielleicht daran, dass ich jetzt viel klarer in Bezug auf meine Depression sehe (Erkennen und Akzeptieren sind eben doch zwei verschiedene Schritte auf dem Pfad der Heilung).

Erzählt doch von Euren Erfahrungen. Besonders interessant wäre es, wenn jeder sich einfach Techniken ausdenkt oder vorstellt, die zur Zurückgewinnung der Tätigkeit führen können. Meinen Fall werde ich später vorstellen.

Ich hoffe auf einen freundschaftlichen und fruchtbaren Austausch.

Sascha
Nicht nur was geschieht ist wichtig, sondern wie ich damit umgehe.
Josie
Beiträge: 38
Registriert: 10. Jan 2004, 19:07

Re: "Alte Liebe"

Beitrag von Josie »

Hallo Sascha,

ja ich kenne das.

Zwar bin ich nicht sicher, ob ich selbst jetzt an einer Depression leide. Eher ist es bei mir eine Enttäuschung, die ich derzeit verarbeite.
Aber auch diese lähmt mich derzeit in allen Dingen. Alles hat so einen grauen Schleier und macht nicht mehr richtig Spaß. Mir haben bisher immer Sport, mein Garten und Malen gut getan. Aber nichts von diesen Dingen gehe ich im Moment an. Ich schaffe es nicht mal mehr, ein Buch in Ruhe zu lesen, weil meine Gedanken ständig abschweifen und ich nicht mehr weiß was ich will.

Ist es bei Dir ein ähnliches Gefühl?

Gruss
Josie
Höd
Beiträge: 21
Registriert: 24. Jan 2004, 08:54

Re: "Alte Liebe"

Beitrag von Höd »

Hallo,

ja genau das ist das Gefühl. "Der Zauber ist weg", sagte man wohl dazu. Aber es kommt mir so vor, als könnte ich meine Hand nicht benutzen. Ich sage: Bewege Dich. Aber sie rührt sich nicht. Und am meisten erschreckt mich dabei, dass es einem Teil von mir egal ist, während der Rest von mir brüllt: "Das ist Deine Hand. Sie gehört zu Dir."

Gruß
Nicht nur was geschieht ist wichtig, sondern wie ich damit umgehe.
Josie
Beiträge: 38
Registriert: 10. Jan 2004, 19:07

Re: "Alte Liebe"

Beitrag von Josie »

Hallo Sascha,

ja, es ist genau das Gefühl, dass ich auch kenne.

Leider habe ich noch kein Patentrezept gefunden. Wäre sicher auch zuviel verlangt.
Mir macht es aber Angst.

Häufig ist es bei mir abends besser. Irgendwie kommt dann ein bißchen mehr Energie und es scheint alles geordneter. Gerade so, als ob ich das Gefühl habe, dann zur Ruhe zu kommen und in meinem "Nest" zu Hause zu sein.

Um wieder auf den richtig Weg zu kommen, und herauszufinden, an welchen Tagen es mir besser geht habe ich angefangen in einem Kalender nur stichpunktartig jeden Tag etwas zu schreiben.

vielleicht gelingt es mir herauszufinden, welche Situationen mich mehr blockieren als andere.

Hast Du schon etwas gefunden, was Dir in ganz kleinen Schritten hilft?

Lieben Gruss
Josie
heike56
Beiträge: 1126
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: "Alte Liebe"

Beitrag von heike56 »

Hallo Josie,

ich habe es genauso wie Du erlebt, dass es mir abends besser ging (was übrigens viele Depressive berichten) und am nächsten Morgen war das alte Problem wieder da.

Ich kenne es auch dass der Antrieb weg ist. Ich habe dann versucht mir zu sagen, fange erstmal an, wenn es überhaupt nicht geht, kann ich wieder aufhören.

Es ist sehr schwierig, aber manchmal klappt es.

Einen Gruß

Heike
Ronja75
Beiträge: 153
Registriert: 22. Mär 2003, 18:35

Re: "Alte Liebe"

Beitrag von Ronja75 »

Ich habe früher viel in Projekten zu AIDS und Sxualität mit Schulklassen gearbeitet. Das war toll, ich bekam ganz schnell Kontakt und eine Vertrauensbasis, es hat einfach Spaß gemacht und hat mir eine Menge gegeben.

Jetzt sind Gruppen von Menschen total anstrengend für mich, cih kann mich nicht konzentrieren und Lärm nicht ertragen

Passt das zu eurem Thema?
Ronja
Ronja75
Beiträge: 153
Registriert: 22. Mär 2003, 18:35

Re: "Alte Liebe"

Beitrag von Ronja75 »

medi
Beiträge: 25
Registriert: 14. Feb 2004, 14:59

Re: "Alte Liebe"

Beitrag von medi »

hallo sascha,
genau das hat sich bei mir auch eingestellt, allerdings sehr langsam, ich habe nach und nach alles aufgegeben , was mir spaß gemacht hat, all die hobbies und nebenaktivitäten und nun bin ich an dem unkt wo´nichts mehr einen sinn ergibt , auch nicht das für was ich meinte alles aufgeben zu müssen, es war definitiv der falsche weg. nach vielen dunklen tagen sehe ich zur zeit ein licht, das mir hoffentlich hilft wieder in ein abwechslungsreicheres leben zu finden, auch wenn ich genau weiß, dass diese furchtbaren geanken und tage nicht der vergangenheit angehören werden. ich hoffe es zeigt dir , dass du nicht allein bist. machs gut viele grüsse
dirk!!
Höd
Beiträge: 21
Registriert: 24. Jan 2004, 08:54

Re: "Alte Liebe"

Beitrag von Höd »

Hallo,

entschuldigt, dass ich mich erst nach so langer Zeit wieder melde.

Wie Dirk es recht schön beschrieben hat, muss wohl ein langfristiger Prozess zum "Abbau" geführt haben. Die Spirale von Nicht-Mehr-Ausführen und das dann zu bemerken führt einen immer weiter weg.
Genauso langsam muss man sich wohl wieder hoch arbeiten: Ausführen und das als positiven Schritt bewerten. Dann sich versprechen, das zu wiederholen. Jedes Mal ein klein wenige mehr, am besten zur gleichen Tage-, Wochen- oder Monatszeit. Ich habe mir einfach Termine gesetzt, denen ich gegenüber anderen absolute Priorität einräume. Und wenn es soweit ist und "die Muse" nicht kommen will oder gar Panik sich breitmacht ("Ich kann nicht, ich will nicht, etc.") verspreche ich mir, die geplante Zeit mich nicht mehr von der Stelle zu bewegen. Meist wird mir so langweilig dabei, dass ich etwas tue. Und das Interessante: Es ist wie beim Essen: Mit dem Kauen kommt der Appetit. Nach einigen Minuten stellte sich so wetwas wie ein Fluss ein. Doch noch sind diese Minuten quälend lang und manchmal bleibe ich nur still da. Aber ich sehe auch diese "untätige Zeit" als Gewinn, weil ich Energie aufgewand habe, es zu versuchen.
Wichtig ist, sich nie zuviel vorzunehmen aber immer ein wenig. Und viel Geduld. Jede Minute bringt Euch Eure "Hand" wieder zurück an ihren Platz.

Alles Gute für Euch.

Sascha
Nicht nur was geschieht ist wichtig, sondern wie ich damit umgehe.
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