bin sehr erschöpft

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Bornholm
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Registriert: 30. Jan 2012, 16:17

bin sehr erschöpft

Beitrag von Bornholm »

Hallo,

ich bin neu hier und habe bisher noch wenig Erfahrungen mit der Krankheit, bin Angehörige, mein Mann ist von Deppression wahrscheinlich schon seit Jahren betroffen.
Ich hoffe, das mein Bericht nicht zu lang wird.

Mein Mann hat im November einen Suizid über Facebook bei Freunden und Arbeitskollegen angekündigt in Form eines Nachrufs. Das war für mich und die Kinder ein Schock,ich musste eine Vermisstenanzeige aufgebe und der Albtraum nahm seinen Lauf.
Das schlimmste für mich war es den Kindern, das zu sagen,die Kinder kamen aus der nacheinander aus der Schule und waren geschockt. Die kleine,9J. konnte nicht weinen und war total geschockt die Mama so zu sehen, sie hat im Kinderzimmer stundenlang ihre Barbie gekämmt. Die Polizei kam, nahm alles auf,sie war so verstört und ich konnte ihr nicht helfen, sie immer nur im Arm halten. Meine Mutter kam ich sollte nicht alleine bleiben, sie hat beim Arzt ein Beruhigungsmittel für mich besorgen müssen, ich war ein reines Nervenbündel,ich war nur am zittern, warum ging das zittern nicht weg, es störte mich, ich musste doch stark bleiben.
Meine grosse Tochter (12J.)kommt aus der Schule und bricht fast zusammen, sie vergeht vor lauter Schuldgefühlen(ich auch). Die Kriminalpolizei und die Seelsorge kommen vorbei, sie haben schnell gehandelt.
Wir hatten morgens meinen Mann einen Brief auf den Computer gelegt. Ich habe ihn um eine Aussprache gebeten, weil er fast 6wochen kaum noch, zuletzt gar nicht mehr mit geredet hat. Ich habe ihm geschrieben, das ich ihn immer noch liebe, aber das die Kinder und ich sehr unter der Situation leiden. Das ich mit Ihm zur einer Eheberatung gehen möchte, ob er sich von mir trennen wollte.

Meine grosse Tochter hatte mehr Dampf abgelassen, sie hat ihren Frust freien Lauf gelassen. Sie hat noch heute sehr grosse Schuldgefühle ihm gegenüber,und ist weiterhin sehr unsicher, sie hat Angst etwas falsches zu sagen und spielt ihm die fröhliche,coole Tochter vor. In Wirklichkeit hat sie Angst das er das nochmal versucht.

Er ist morgens wieder aufgetaucht, die Polizei nahm ihn mit in die Psychiatrie.
Nach dem Arztgespräch nahm ich ihn mit nach Hause, im Krankenhaus sprachen wir wieder mehr miteinander als zuvor. Er hat dem Arzt die Ehekrise verschwiegen. Als Grund für sein geplanten Suizid gab er "gekränkte Eitelkeit"an. Der Arzt hat nur geschluckt und zu ihm gesagt,das man so was seiner Familie nicht antun kann.

Er hat immer noch das gleiche Verhalten dentsmuster,sitzt den ganzen Tag vor dem PC,schaut Filme,hört Musik,liest,schläft lange,bleibt bis in der Nacht wach.

Die ganze Verantwortung liegt bei mir und ich kann langsam nicht mehr,habe es ihm auch gesagt. Mir ist manchmal schwindelig,wahrscheinlich vom Sclafmangel,fühle mich total erschöpft und müde. Mein Arzt wollte mich krankschreiben,meinte das es ein Erschöpfungszustand wäre.
Den Kindern geht es auch nicht gut,sie spielen ihm etwas vor- aus Angst das sich das wiederholt.Am Wochenende waren sie beide über Nacht bei Freundinnen, sie hatten sich dort wohler gefüllt als zuhause.
Ich wollte mich mit ihm aussprechen,da er wieder anfängt sich von mir zurückzuziehen und kaum noch mit mir spricht.
Hinzu kommen noch seine Probleme mit der Prostata, ich habe ihn mehrmals gebeten zum Arzt zu gehen,er kann das Wasser kaum noch halten. Er macht nachts in einen Eimer neben dem Bett.Es riecht,die kinder haben es auch schon gemerkt(Hosen)
Ich habe versucht ihm zu sagen,das es so nicht geht,das die kinder sich irgendwann ekeln und schämen,wenn Freundinnen zu Besuch kommen.Es ist ihnen schon peinlich,wenn er tagsüber einnickt,wenn Besuch da ist.
Er reagiert nur mit Sturheit darauf,er hätte mir nichts mehr zu sagen,Kopfhörer auf,fertig.
Ich würde ja eh nur Müll erzählen.
Meine Geduld ist irgendwann auch zu Ende.

Ich habe ihn gefragt,ob er lieber ohne uns leben möchte,ob wir uns eine gewisse Zeit trennen sollen,es kommt keine Antwort.

Ich habe mir nachts schon ausgemalt wie ich die Möbel umstelle,die Trennungsgedanken habe ich schon seit September. Meine Freunde sagen,das es mir alleine besser gehen würde.

Zu den Kindern ist er lieb und lässt sich nichst anmerken.
Die kleine schluckt immer noch ihren Kummer hinunter,sie sagte mir, "Mama,ich wünsche mir mein altes Leben zurück, ich möchte das Papa nicht weiter so ein Kauz ist.
Die grosse schreibt heimlich Briefe,die sie ihm aber nicht gibt,darin sind viele Vorwürfe und Anklagen. Sie beschwert sich darin das er mich allein lässt und es mir schlecht geht.
Sie hat mir die Briefe zum lesen gegeben.
Sie weint meistens am Wochende heimlich und sagt mir, das sie es so leid ist immer so zu tun,als ob alles in Ordnung ist.
Man hat den Kindern und mir therapeutische Hilfe angeboten,die Kinder wollen nicht mit Fremden darüber reden.
Ich sehe aber,wie die Kinder leiden,ich habe ihm auch gesagt,das die kinder damit nicht ferig werden.

Die Familientherapeutin bringt mir im Moment nicht viel,sie fragt mich immer wie es weitergehen soll.Darauf habe ich nie eine Antwort. Sie erklärt mir immer wieder das ich verständnis für ihn haben muss.

Heute ist er zum ersten Gespräch beim Psychiater,mal sehen...Er wollte nicht das ich mitkomme.
Eine Ärztin hat ihn zur Tagesklinik geraten, aber bringt das soviel?
Was machen die da? Er hat sich auf die Wwarteliste setzen lassen(Beginn März/April)
Zum Infogespräch wollte er mich auch nicht mitnehmen. Ich habe keine Ahnung wie es da abläuft.
Im Moment fühle ich mich nur einsam- trotz Zweisamkeit?
Ich versuche soviel Verständnis wie möglich aufzubringen,aber im Moment fühle ich mich so leer und erschöpft,ich will nicht genauso werden (Familientherpeutin sieht die Gefahr bei mir) Manchmal ist mir nur noch zum Heulen zumute und manchmal bin auch schrecklich wütend, das ich nur schreien mag.

Ich fühle mich zuhause genauso unwohl wie die Kinder,einfach nur raus...

Ich hoffe das es nicht zu lang geworden ist...Ich könnte noch viel mehr schreiben,aber das sprengt den Rahmen.Vielleicht ein Teil 2

Ich würde mich freuen von Euch zu hören, vielleicht gibt es den einen oder anderen,der auch die Sorgen um die Kinder dabei hat.

Liebe Grüsse
Mira
julcas
Beiträge: 569
Registriert: 11. Mär 2011, 17:57

Re: bin sehr erschöpft

Beitrag von julcas »

Hallo Mira,

willkommen hier im Forum. Ich kann so gut verstehen, das es dir und den beiden Mädels nicht gut geht. Ich schicke euch eine Umarmung die von Herzen kommt.

Erlaube mir bitte, ein paar Fragen zu stellen. Du schreibst:
" Er ist morgens wieder aufgetaucht, die Polizei nahm ihn mit in die Psychiatrie. nach dem Arztgespräch nahm ich ihn mit nach Hause, im Krankenhaus sprachen wir wieder mehr miteinander ...."
Wie lange war dein Mann in der Psychiatrie, wann und wie lange im Krankenhaus?
Wird dein Mann therapiert?

Du schreibst das man dir und den Kindern therapeutische Hilfe angeboten hat, doch die Kinder nicht mit Fremden darüber reden möchten.
Das kann ich natürlich gut nachvollziehen, doch ich glaube unbedingt das therapeutische Hilfe für euch alle 3 (natürlich auch für deinen Mann) total wichtig ist. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie eure Kinder unter der Situation leiden. Vielleicht wäre es ein Anfang, wenn du den Kindern anbietest, sie zu begleiten zum Therapeuten.?
Ich würde dir gern raten, dir eine Auszeit zu nehmen, doch ich weiß nicht, ob dies möglich ist. Die Kinder haben doch jetzt Ferien, oder? Vielleicht könnt ihr etwas Schönes unternehmen, Rodeln, Schwimmen, Kino oder so?

Auf jeden Fall möchte ich dir Mut machen, dir deine Angst und deine Sorgen und auch deine Wut hier von der Seele zu schreiben.

Ich wünsche dir viel Kraft für dich und die Kinder.

lg julcas
Bornholm
Beiträge: 6
Registriert: 30. Jan 2012, 16:17

Re: bin sehr erschöpft

Beitrag von Bornholm »

Hallo julcas,

vielen Dank für deine Umarmung,es hat sehr gut getan.
Zu deinen Fragen: Mein Mann war für 48 Stunden in der geschlossenen Abt. im Krankenhaus. Ich habe mit dem behandelen Arzt lange gesprochen, er hat es mir überlassen, ob ich es mir zutraue meinen Mann mit nach Hause zu nehmen.
Mein Mann hat mir sehr leid getan ,ich war auch sehr geschockt über das was ich gesehen habe,auf der geschlossenen Abteilung.
Mein Mann hat mir zu dem das blaue vom Himmel versprochen, in der Hoffnung das ich ihn nur so schnell wie möglich da raus holen soll.
Alle haben mich gewarnt, das es womöglich zu früh wäre.
Er nimmt jetzt Medikamente, ging dreimal zu Gesprächen mit einer Psychotherapeutin,die ihm zu einer Tagesklinik geraten hat.
Heute war er zum ersten Gespräch zu einem Psychiater,der ihn aber nicht auf Dauer behandeln kann, weil er schon so viele Patienten hat. Also wieder auf der Suche gehen.
Mein Mann wollte nicht das ich heute mitkomme zum Gespräch. Wäre es sinnvoller beim ersten Gespräch dabei zu sein ?

LG
Mira
julcas
Beiträge: 569
Registriert: 11. Mär 2011, 17:57

Re: bin sehr erschöpft

Beitrag von julcas »

Hallo MIra,

>Mein Mann hat mir sehr leid getan ,ich war auch sehr geschockt über das was ich gesehen habe,auf der geschlossenen Abteilung.>

Das kann ich gut verstehen, wobei es für die Situation bei euch zu Hause sicher gut gewesen wäre, wenn er in der Klinik geblieben wäre.

>Mein Mann hat mir zu dem das blaue vom Himmel versprochen, in der Hoffnung das ich ihn nur so schnell wie möglich da raus holen soll. Alle haben mich gewarnt, das es womöglich zu früh wäre.>

Mach dir jetzt bloß keine Vorwürfe, das du ihn nach Hause geholt hast. Er ist dein Mann und es ist wirklich verständlich das du so reagiert hast.

>Er nimmt jetzt Medikamente, ging dreimal zu Gesprächen mit einer Psychotherapeutin,die ihm zu einer Tagesklinik geraten hat.>

Hat er weitere Termine bei der Psychologin?

Ja, einen Termin zu bekommen beim Psychiater kann schwer sein. Vielleicht kannst du dir im Internet eine Liste ausdrucken, von Psychiatern in eurer Nähe?

>Mein Mann wollte nicht das ich heute mitkomme zum Gespräch. Wäre es sinnvoller beim ersten Gespräch dabei zu sein ?>

Ich gehe zu keiner Therapiestunde mit. Das ist Sache des Betroffenen. Es ist seine Krankheit und seine Therapie. Ich glaube, es ist sehr selten, das ein Angehöriger mit geht zur Therapie.

Ich weiß es ist leicht gesagt, die Therapie deinem Mann zu überlassen, doch du hast keine andere Chance. Du solltest dich wirklich um dich und deine Kinder kümmern, du kannst deinem Mann nicht helfen.

Und wenn er weiter von Suizid redet, warte nicht sondern ruf die Polizei an.

Ich wünsche dir viel Kraft.

lg julcas
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