Neuanfang II

[Xenia]

So, die zweite Fortsetzung ist da.

Ich wünsche Euch und mir weiterhin einen Neuanfang mit vielen neuen - nach Möglichkeit positiven - Erlebnissen!

Herzliche Grüße und einen schönen Tag wünscht Euch

Xenia

[Schnarchi]

Hi Xenia,
möchte Dir einfach auch mal eben einen Haufen schöner Momente zurück wünschen .
Auf das in Zukunft immer alles so laufen möge wie Du es Dir erträumst.
Im Übrigen ist es immer sehr interessant was Du so schreibst.
Hab' 'nen schönen Tag

[geborgenheit]

Liebe Xenia

Ich werde also meine Antwort auf Deinen Beitrag hier schreiben... Schön, dass Dein Thread so lange erhalten bleibt!

ja, ein Rollenwechsel ist immer zuerst ungewohnt und gleichzeitig oft faszinierend. Ich kann mir aber gut vorstellen, dass diese Rolle ein Rolle ist, welche Dir entspricht. Du hast so einen klaren Verstand. Nun, drei Wochen sind wirklich zu kurz. Aber es gibt Dir die Möglichkeit, Dich näher mit dieser Situation/Möglichkeit zu befassen. Und Du spürst, ob Dein gewünschtes Studium in die richtige Richtung geht! Schritt für Schritt, so wirst Du ergründen, welches Dein Weg, Deine Berufung ist.

Dazu wünsche ich Dir immer wieder die Nötige Weisheit, Gelassenheit und Kraft!

Herzliche Grüsse
Geborgenheit

[Xenia]

Lieber Michael,

ertappt: ein stiller Mitleser !

Aber danke für Deine Wünsche und daß Du mein Geschreibsel interessant findest. Das freut mich. Denn oft denke ich, daß ich letztlich doch wahrscheinlich nur uninteressantes bla bla von mir gebe... Das ermutigt mich, wenn ich von Euch ein solches Feedback bekomme.

Liebe Geborgenheit,

auch ich freue mich, daß es meinen thread jetzt schon so lange gibt und ich es noch nicht aufgegeben habe, mich hier zu Wort zu melden. Manchmal schreibe ich, weil ich denke, daß sich sonst jemand Sorgen macht. Und durch das Schreiben wird so mancher dunkle Moment in meinem Leben ein wenig heller... Ich bin wirklich erstaunt, daß ich es jetzt schon ein dreiviertel Jahr geschafft habe ohne größere Unterbrechungen (außer während meines Klinikaufenthaltes im Sommer) regelmäßig hier zu schreiben. Und es macht mich auch stolz, denn ich denke, daß "mein" thread der einzige ist, den es seit so langer Zeit ununterbrochen gibt... Oder wie sehen das die Herren Moderatoren, bin ich nicht ein gutes Forschungsobjekt ??? Nein, im Ernst: es ist so, daß das tägliche Schreiben hier schon richtig zu meinem Tagesablauf dazu gehört. Und das ist gut für Leute wie mich, die Schwierigkeiten mit jeglicher Art eigenverantwortlicher Tagesstruktur haben...

Heute war kein guter Tag für mich im Praktikum und ich bin heute auch früher wieder nach Hause gegangen. Am liebsten wäre ich gleich um 09.30 Uhr wieder weggegangen (um 09.00 Uhr komme ich immer auf die Station), aber ich habe mich dann noch gezwungen, länger zu bleiben. Obwohl der Vormittag echt super-ätzend war: ich wollte mit einem Patienten in der Abteilungsbeschäftigung etwas machen, d.h. ich wollte nur dabei sitzen und Hilfestellung geben, wenn benötigt. Aber der Patient war total schlecht drauf und ist nach 15 MInuten wieder gegangen. Aus lauter Frustration, daß der Tag schon so toll beginnt (das war um 10.15 Uhr) habe ich angefangen, ein Mandala auszumalen, als die Oberärztin auf die Station kam. Sie sagte mir dann, daß es heute eine Fortbildung gäbe über den Maßregelvollzug in der Schweiz. Das hat mir dann wieder etwas Auftrieb gegeben. Es war dann auch recht interessant, obwohl die Materie für mich nicht neu war, ich kenne es aus Deutschland und in der Schweiz ist es ziemlich genauso geregelt. Es wurden dann die einzelnen juristischen Krankheitsbegriffe erklärt (die ich schon kannte) und ich wartete nur darauf, daß der Oberarzt der forensischen Abteilung (der machte die Fortbildung) auf die Borderline-Störung zu sprechen kommt. Das kam dann natürlich auch und da war es für mich irgendwie vorbei. Ich spürte sofort alle Blicke auf mir und bildete mir ein, daß ich jetzt "entdeckt" sei. Weil man ja mit Borderline-Störung sofort gewisse Sachen assoziiert, wie z.B. Schnittverletzungen. Und mit einer solchen im Gesicht laufe ich ja schließlich herum... Natürlich weiß ich irgendwie, daß man nicht sofort drauf kommt, daß ich mir das selbst zugefügt habe, aber ich dachte halt, daß meine Kollegen jetzt sowieso gerade an Narben denken und wenn sie mich dann sehen... War wahrscheinlich absolut bescheuert von mir, diese Gedanken... Aber heute war ich eben besonders labil und unter der Fassade rumorte es den ganzen Tag schon. Naja, nach der Fortbildung, die kurz nach 12.00 Uhr vorbei war, hing ich dann noch ein bißchen rum, bis ich mir um 14.30 Uhr allen Mut faßte und fragte, ob ich gehen könne. Am Bahnhof mußte ich dann aber leider noch 45 Minuten auf den nächsten Zug warten... Hier wieder angekommen, bin ich gleich zu meinem Psychiater. Ich wollte mal mit ihm sprechen, denn wir hatten in letzter Zeit nur e-mail-kontakt und er hat mir geschrieben, daß er die Medikamente gerne wieder wechseln würde. Jetzt soll ich Edronax nehmen. Bin gespannt, ob es wirkt und wenn ja, wie lange die Wirkung anhält, ob ich vielleicht mal ausnahmsweise länger als ein halbes Jahr bei dem Edronax bleiben kann. Wäre ja mal schön, denn es nervt doch sehr, daß die ADs in schöner Regelmäßigkeit aufhören zu wirken bei mir.

Naja, war heute wirklich nicht mein Tag - hoffentlich wird es morgen besser!

Herzliche Grüße an alle

Xenia

[C.]

Liebe Xenia,
ich hoffe dir geht es heute morgen wieder ein wenig besser. und ich wünsch dir viel interessantes und spannendes beim praktikum, und einen guten tag. ohne zuviel gedanken um aussehen, eventuelle blicke und so.
gut, dass du weiter schreibst, immer wieder worte findest, oder es wenigstens versuchst selbst wenn's mal ein ganz dunkler tag ist.
weiter so
ich wünsch dir viel kraft, und positive gedanken.
liebe Grüsse,
Clara

[balance]

Hallo Xenia!

Ich hoffe der heutige Tag war ein besserer für Dich als gestern.
Wie sieht es aus wegen dem Treffen mit mir in Basel? Hast Du noch Lust? Wir könnten eine ungefähre Zeit im Cafe im PUK abmachen.
Ich hab mir ja fest vorgenommen, diesen Monat nach Basel zu reisen und das wäre eine Gelegenheit, uns kurz zu beschnuppern.
Ich hoffe ich bring es auch noch zustande diese Woche oder wärst du nächste Woche auch noch da? Es soll aber kein Zwang für Dich sein.
Aber bitte lass es mich bald wissen, ich muss mir auch einen Tag reservieren.

Grüessli von Balance

[Xenia]

Liebe Balance,

ich glaube, es wird nichts aus unserem Treffen. Das hat aber gar nichts mit Dir zu tun, sondern mit meinen Arbeitszeiten in der PUK und meiner langen Fahrtzeit. Ich gehe morgens um 07.00 Uhr aus dem Haus und bin dann bis ca. 16.00 Uhr in der PUK, nehme dann den Zug um 16.45 Uhr und bin so gegen 18.30 Uhr wieder bei mir zu Hause. Das schafft mich völlig. Und hinzu kommt, daß ich eigentlich keine richtige Pause mache, in der ich die Station verlassen würde. Gegen Mittag ist auch immer "Rapport" (da wird berichtet, ob es Neuigkeiten bzw. Auffälligkeiten von den Patienten gibt) und/oder andere Besprechungen. Auch die Fortbildungen sind in der Mittagszeit. Ich könnte max. für eine halbe Stunde die Station verlassen und das würde sich wirklich nicht lohnen, finde ich.

Ich finde es schade, daß aus unserem Treffen nichts wird, aber es läßt sich einfach nicht machen. Aber vielleicht gibt es ja noch eine andere Gelegenheit, daß wir uns mal treffen. Nach München werde ich leider nicht fahren, weil ich arbeiten muß. Aber irgendwann läßt sich ein Treffen bestimmt arrangieren.

Liebe Grüße

Xenia

[Xenia]

Heute war wieder kein so besonders guter Tag im Praktikum, obwohl ich viel zu tun hatte. Aber heute kam ein neuer Patient, er wurde aus dem Gefängnis verlegt, weil er sich selbst verletzt hat. Anscheinend hat er sich mit einem Plastikmesser tiefe Schnitte zugefügt (ich habe es vorgezogen, ihn nicht zu sehen). Es war für mich kaum auszuhalten, wie die anderen darüber gesprochen haben, wie die Narben aussehen und so. Und ich saß dabei und hörte mir das alles an. Alle waren so entsetzt und "das ist aber schlimm" und so. Und für mich war das richtig schlimm. Außerdem hatte ich heute wieder diese Gedanken, daß ich alle nerve und so.

Wieder kein guter Tag für mich. Ich weiß nicht, warum ich das alles überhaupt noch mache. Und abends, wenn ich im Bett liege muß ich heulen. Macht echt keinen Spaß...

Xenia

[balance]

Hallo Xenia

Nur kurz, muss ins Bett, bin schon so müüde.
Danke für Deine Antwort. Schade das wir uns nicht treffen können, aber ich verstehe Dich sehr gut. Hätte ja sein können, dass Du zwischendurch mal eine längere Verschnaufpause gehabt hättest.
Nun ich wünsche Dir trotzdem dass Du diese Zeit in der "schlimmen" Abteilung noch aushalten kannst und wünsche Dir alle Kraft dazu.

Liebe Grüsse von Balance

[mautzihh]

Liebe Xenia,

dass die Situation mit dem neuen Patienten und seinen Verletzungen für Dich sehr schwer zu ertragen war, kann ich Dir sehr gut nachfühlen. Allerdings hast du es ausgehalten und kein Mensch hat etwas gemerkt! Das zeigt, wie stark Du schon geworden bist - Du kannst wirklich stolz auf Dich sein! Allerdings ist es nicht verwunderlich, dass Du am Abend Tränen brauchst, um den Druck los zu werden. Ich hoffe, es konnte Dich erleichtern.

Warum Du das alles machst und aushältst? Du prüfst, ob Deine Vorstellungen von dieser Tätigkeit der Realität entsprechen und ob Du wirklich Spass an dieser Tätigkeit haben kannst, wenn Du sie später dauernd ausüben wirst. Und deswegen ist es gut, dass Du nicht nur ausgesucht gute und leichte Tage in Deinem Praktikum erlebst, sondern auch schwierige.Es ist ganz normal, dass Du bei einer anspruchsvollen Tätigkeit noch dazu in der Anfangszeit nicht nur Zuckerschlecken kennen lernst. Durch die Mischung kannst Du abwägen, ob der Spass, den Du in den letzten Tagen hattest, die schwierigen Stunden gestern und heute wett macht.

Ich finde es toll, wie tapfer Du bis jetzt dieses Praktikum durch stehst. Immerhin ist es nicht einfach eine neue Tätigkeit, sondern wie Du schon so gut beschrieben hast, findest Du Dich auf der anderen Seite wieder, was bestimmt eine große Anspannung in Dir auslöst.

Für morgen wünsche ich Dir wieder einen der besseren Tage mit viel Kraft und auch Freude in Deiner Abteilung. Ich drück Dir die Daumen und bin schon gespannt auf Deinen morgigen Bericht.

Ganz liebe Grüsse und gute Nacht

Mautz

[balance]

Guten Tag Xenia!

Ich hoffe dass ich Dir nicht zusätzlich Druck gemacht habe mit dem Treffen. Es ist gut dass Du Dich auch ausheulen kannst.Das bringt Dir wieder ein Stück Erleichterung.
Bald hast Du diesen ersten wichtigen Schritt für Deinen
N e u a n f a n g geschafft und darauf darfst Du erstmal stolz auf Dich sein!
Dabei darfst Du aber den eigentlichen Sinn nicht vergessen, den diese für Dich, wenn auch oft sehr harten Momente, beinhaltet. Jeder auch nur so kleine Schritt, wird Dich ein Stück weiter bringen in Deinen Entscheidungen.
Ich wünsch Dir dass Du einen Therapeuten findest, der Dich dabei begleitet und unterstützen kann.
Uebrigens geht es mir ähnlich wie Dir, dass ich meine langjährige Krisentherapeutin letzte Woche nun definitiv verabschieden musste. Gut es ging nicht heute auf morgen,was es mir einfacher machte, es zog sich über ca. 1 Jahr dahin, indem ich sie nur alle 3 Monate sah oder wenn ich wieder eine akute Krise hatte. Aber ich hab sehr viel aufarbeiten können in diesen 8 Jahren und musste seit 4 Jahren nicht mehr in die Klinik, in der ich nicht nur einmal gelandet bin und mir sehr viel gebracht hat in den vielen Monaten, die ich dort verbracht habe. Nun hab ich bald einen ersten Termin bei einer neuen Therapeutin, die mir nicht ganz fremd ist. Es geht noch nicht ganz ohne Psych.,schon wegen der Medis und meine Lebensumstände lassen es auch nicht zu. Könnte auch ein ganzes Buch darüber schreiben.
Vielleicht werde ich meine Geschichte irgendwo mal plazieren und mich auch näher vorstellen. Im grossen und ganzen sehe ich mich hier in vielen Aeusserungen von Betroffenen wieder und kann sehr gut mit ihnen mitfühlen.
Nun werd ich mich wieder dem Alltäglichem zuwenden und Dir "Daumen drück".
Uebrigens ist bald Basler Fasnacht, da könntest Dich ja hinter so einer wüsten Maske verstecken und allen das Fürchten lehren!


Tschüss und Grüessli
Balance

[geborgenheit]

Liebe Xenia

erträgst Du es, wenn ich Dich kurz drücke? Ich weiss, wie schwierig es ist, in einem Praktikum nicht den Mut zu verlieren. Und noch schwieriger ist es, sich nicht persönlich angegriffen zu fühlen, wenn ein Patient nicht mitmacht, nicht mag.

Wenn Du an Dich selber denkst, dann kann ich mir vorstellen, dass es bei Dir auch Tage gegeben hat, in denen jemand von der Klinik versuchte, etwas mit Dir zu tun und Du hattest einfach keine Kraft. Das hatte wohl dann auch nicht mit dem Pfleger, der Pflegerin zu tun, sondern viel mehr mit Dir selber. Ich kann mir gut vorstellen, dass es bei "Deinem" Patienten genau so ist. Er hatte einen schlechten Tag und das hat überhaupt nichts mit Dir und Deinen Fähigkeiten zu tun.

Dein zweites Gefühl, dass nun alle wüssten, dass Du Borderlinerin bist, ist sicher auch schwer auszuhalten. Aber auch hier: Es ist eine Krankheit und nicht eine Wertung. Für mich heisst es NICHT: Borderline = schlecht. Und ich glaube nicht, dass alle auf Station sofort denken, hei, die Xenia ist eine Borderlinerin... Ich habe Deine Narbe ja gesehen und käme nie im Leben auf die Idee, dass Du Dich selber geschnitten hast. Es könnte auch ein Sturz auf eine Glasplatte gewesen sein oder sonst ein Unfall. Deine Angst, "entdeckt" zu werden, macht Dich wohl beinahe verrückt. So kommt Einiges zusammen.

Es ist im Sozialbereich sehr schwer, sich und seine Geschichte von der Arbeit zu trennen. Und doch denke ich, dass man sich hier einen gewissen Abstand schaffen muss. Sonst geht man kapputt. Mein Verhalten hat wohl Auswirkungen auf den Patienten, aber mein Verhalten ist nicht verantwortlich für die Krise, in der der Patient steckt. Diese Grenze zu spüren ist nicht immer einfach, sie ist oft sehr fein. Aber es ist notwendig, eine Grenze zu ziehen. Nur so kann man lernen, professionell zu arbeiten und doch auf den Patienten einzugehen.

Ich hoffe, dass Du in dieser Phase auch begleitet wirst von Deinem Team. Denn es geht sicher Allen ähnlich, die mit dieser Arbeit beginnen, egal ob Borderliner, Depressiver oder Gesund.

Herliche Grüsse und viel Mut!

Geborgenheit

[Xenia]

Grüezi!

Heute habe ich es nicht mehr ausgehalten und bin früher gegangen. Ich mußte sowieso den ganzen Tag schon gegen die Tränen ankämpfen. Und da war mir der Tag heute auf der Station einfach zuviel. Außerdem war ich heute richtig unzufrieden mit dem Ablauf des Praktikums. Irgendwie fühlt sich keiner zuständig für mich, wenn ich mal eine Frage habe, geht sie unter. Heute hatte ich mal eine Frage zu einem AD, ich wollte eigentlich nur wissen, wie der Wirkstoff heißt, da die Medikamente in der Schweiz größtenteils einen anderen Namen haben als in Deutschland. Tja, wurde vergessen. Ich habe dann leider auch nicht die Kraft, immer hinterher zu sein und tausendmal zu fragen. Gestern hatte ich eine Frage zu einem Patienten, der mit der Diagnose "wahnhafte Störung" (was immer das sein soll) und Verdacht auf bipolare Störung auf die Station kam und jetzt seine U-Haft auf der Station absitzt und begutachtet wird. Mir stellte sich da die Frage, ob er paranoide Vorstellung hat, weil er eine Psychose hat oder ob er gerade in einer Manie mit psychotischen Inhalten steckt. Ich habe also den Stationsarzt gefragt, der mir angefangen hatte, zu erklären, daß die Abgrenzung schwierig ist und so, als die Oberärztin hinzu kam und irgendwas wollte. Das Gespräch mit dem Arzt war dann für mich natürlich beendet. Und später habe ich ihn dann auch nicht mehr gesehen. Das nervt mich ehrlich. Heute habe ich mal die Schwester aus der Forensischen Ambulanz gefragt, ob ich in der nächsten Woche mal bei ihr einen Tag verbringen kann. Wahrscheinlich werde ich am Montag bei ihr sein. Vielleicht kann die mir ja ein bißchen was zu den Gutachten erzählen und so. Schließlich brauche ich ja für die Uni Bern ein detailliertes Zeugnis über das Praktikum. Da muß ich schon darauf achten, daß ich auch wirklich was mitkriege. Denn das Leben auf einer psychiatrischen Station kenne ich nun wirklich zur Genüge, das ist nicht neu für mich.

Heute war dann auch noch die Oberarztvisite, in der auch über den neuen Patienten gesprochen wurde, der sich selbst verletzt. Oh je, ich wußte ja schon vorher, daß Borderline-Patienten nicht gerade zu der Gruppe Patienten gehören, die in der Psychiatrie gerne gesehen werden. Aber das ganze dann in der Praxis voll mitzubekommen ist schon hart für mich gewesen. Okay, dieser Patient ist mir auch suspekt, ich kenne selbstverletzendes Verhalten bei Gefangenen und oftmals wird es halt eingesetzt, um Lockerungen oder andere Vorteile zu erreichen. Aber irgendwie ist es ganz schön schlimm für mich, daß ich dann da sitze und zuhöre, was die Leute für eine Meinung haben... War nicht schön und wirkte auch nicht gerade entspannend, wie Ihr Euch sicherlich vorstellen könnt...

Jetzt muß ich mich erstmal hinlegen. Vielleicht bin ich später in der Lage, Eure Postings, Geborgenheit und Balance zu beantworten.

Grüße

Xenia

[SRT]

Hallo Xenia,
wie gehts dir?
Immerhin hast du schon 2 Wochen rum.
Das es manchmal mit der Wertschätzung von Patienten nicht weit her ist hab ich auch immer wieder im Klinikalltag erlebt.Umgekehrt ist auch der Patient als solcher nicht das am einfachsten zu handhabende Wesen auf diesem Planeten.
Schlimm wird es,und das durfte ich als Kollege erleben,wenn der kollegiale Zusammenschluss nur über die Ablehnung der Patienten funktioniert.Frei nach dem Motto:
Wie schön könnte das Leben sein wenn der Patient (Klient,Betreute u.s.w)nicht wär.
Aber das sind Extreme...obwohl ...mir hat so eine Situation den Rest gegeben.
Jetzt möchte ich dir,obwohl wir in diesem Forum sind was "normales"wünschen


Hab ein schönes erholsames Wochende und alles gute für die nächste Woche

INUIT

[Xenia]

Guten Morgen allerseits!

Gestern war ich so müde, daß ich schon um 19.30 Uhr eingeschlafen bin. Ich bin dann um 21.30 Uhr nochmal aufgewacht, habe es gerade noch so geschafft, mich "bettfertig" zu machen und ins Bett zu fallen. Nach so viel Schlaf bin ich leider immer noch nicht wach...

Ich glaube, daß es wichtig ist, auch mal seinem Ärger über die Patienten Luft zu machen. Und so lange es nicht nur so ist, ist es ja auch in Ordnung. Es ist nur so, daß Borderline-Patienten schon eine spezielle Patientengruppe sind (das kann Dr. Niedermeier sicherlich gerne bestätigen . Und oftmals ist es halt so, daß es schon reicht, daß ein Pat. diese Diagnose hat, um das Team aufzuspalten in eine Gruppe, die versucht, diesen Pat. als einen Patienten unter vielen zu sehen und die versucht, so etwas wie Verständnis aufzubringen und in eine andere Gruppe, die von vornherein negativ eingestellt ist und diesen Pat. so schnell wie möglich wieder loswerden möchte... Ich wußte das ja schon vorher, aber es war dennoch interessant, wie sehr das Team aufgespalten ist. In einer Besprechung wurde dieser Pat. besprochen und sofort war die Diskussion relativ emotional, was ja normalerweise eigentlich nicht üblich ist.

Gestern hatte ich schon mein Abschlußgespräch mit der Oberärztin (leider etwas unvorbereitet, aber sie ist nächste Woche nicht da). Und da haben wir auch über diesen Patienten gesprochen und ich meine in ihrer Stimme Ablehnung gehört zu haben, als sie sagte, daß es sich ja vielleicht doch um eine BPS handeln könnte. Aber heute denke ich wieder anders darüber, wahrscheinlich muß ich für mich die Sache ein bißchen entspannter betrachten. Ich glaube nämlich, daß ich diese Geschichte verzerrt wahrgenommen habe und viel auch an meiner ablehnenden Haltung gegenüber BPS-Patienten liegt. Ich selbst komme ja mit den BPS'lern auch nicht zurecht und komme daher auch nie auf diese Station, sondern auf die Station, auf der affektive Störungen behandelt werden. Und auch ich habe bei mir Wut festgestellt, als ich in der Übergabe gehört habe, daß dieser Patient am Abend zuvor gesagt hat, daß er sich von seinen Impulsen distanziert, um dann, nachdem er eine PET-Flasche in der Iso haben durfte, diese zu zerbeißen und die frisch genähte Wunde wieder zu öffnen. Das hat mich schon sehr wütend gemacht. Naja, jetzt sitzt er halt immer noch in der Iso, die Toilette ist abgeschlossen und er bekommt nur aus einem Pappbecher zu trinken, wenn er läutet. Auch beim Essen wird er jetzt überwacht, obwohl er nur einen Löffel bekommt und Pappgeschirr (igitt!). Wenn er duschen will, dann darf er das nur unter Beobachtung von zwei (!!) männlichen (und großen) Pflegern. Genauso, wie wenn er sich die Beine vertreten darf. Das darf er nur in der Zeit, in der sich Früh- und Spätdienst überschneiden und somit ausreichend Personal vorhanden ist. Dann wird der Trakt, in der sich die drei Isos befinden nochmal extra abgeschlossen und er darf in Begleitung von zwei männlichen Pflegern (rechts und links) den Gang auf und ab gehen. Die Oberärztin will halt - verständlicherweise - auf der sicheren Seite sein. Hinzu kommt die schwierige Situation des Pat., er befindet sich nämlich in Abschiebehaft (Ausschaffungshaft heißt das in der Schweiz) und wird am Montag früh abgeholt und zum Flughafen transportiert... Es ist schon irgendwie hart... Andererseits klingt die Geschichte, die er über sich erzählt hat absolut unglaubwürdig. Naja, wir werden wohl nicht erfahren, was wirklich mit ihm ist...

So, jetzt muß ich gleich weg.

Leider geht es mir immer noch schlecht, ich habe keine Ahnung, wie ich das Wochenende auf normalem Weg verbringen soll. Es ist auch leider niemand da, mit dem ich mich heute abend oder morgen treffen könnte. Das sind tolle Aussichten...

Liebe Grüße

Xenia

[Xenia]

So, jetzt starte ich mal wieder meinen täglichen Monolog , irgendetwas scheine ich falsch zu machen, früher haben seltsamerweise mehr Leute geschrieben... Wenn Euch etwas nervt, würde ich mich freuen, wenn Ihr es mich wissen lassen könntet!! Ich würde auch versuchen, nicht allzu beleidigt zu sein...

Na gut, zum heutigen Tag. Ich wohne zwar in einer Großstadt, aber sie scheint immer noch zu klein zu sein. Es ist folgendes passiert: meine Freundin macht gerade einen Berufsfindungskurs vom Arbeitsamt aus. Dort hat sie eine Dozentin, von der sie mir schon öfter erzählt hat. Sie scheint echt fit zu sein und meine Freundin meinte, daß die Dozentin sicherlich auch schon schwierige Zeiten erlebt hat. Nun, diese Dozentin hat wohl diese Woche irgendwann mal gesagt, sie hätte in der Zeitung einen Artikel gelesen über eine junge Frau, die ihren Ex-Ehemann angezeigt hat. Es handelte sich um den Artikel, der über "mein" Verfahren in der Zeitung erschienen ist, aber das ist ja schon fast fünf Wochen her (oh Mann, das kommt mir schon viel länger vor). Ich fragte dann nochmal nach dem Namen der Dozentin und mit Hilfe einiger sms an U. fanden wir dann heraus, daß diese Dozentin auch eine Ex meines Ex' ist und auch ein Kind von ihm hat. Ich hatte ihren Namen schon im psychiatrischen Gutachten gelesen. Naja, das hat mich schon heruntergezogen. Und die Welt ist anscheinend echt klein... Natürlich habe ich diese Begebenheit sofort als Zeichen gesehen, daß ich mich verletzen soll. Bescheuert, ich weiß. Aber ich habe leider oft solche Anwandlungen, irgendetwas als Zeichen für mich zu deuten, bin halt etwas durchgedreht. Also auf jeden Fall war der Tag für mich dann gelaufen. Ich bin nach Hause und wollte schlafen. Aber das ging natürlich nicht, weil ich die ganze Zeit nur am Grübeln war. Ich hätte nicht gedacht, daß es mich so runterzieht. Die ganze Geschichte mit meinem Ex ist jetzt auf einmal wieder sehr nah an mich herangerückt, ich kann meine Gedanken nur schwer auf etwas anderes lenken. Und wenn ich etwas anderes denken kann, dann ist das auch nicht gerade so erbaulich: dann denke ich nämlich daran, daß ich am Dienstag meinen vorletzten regulären Termin bei meinem Krisentherapeuten habe. Und ich weiß immer noch nicht, wie ich die Trennung von ihm überleben soll. Es hängt einfach viel an ihm - zuviel. Er bestimmt einen Großteil meines Lebens: vieles mache ich nur ihm zuliebe... Ich habe Angst davor, diese Sicherheit im Rücken nicht mehr zu haben. Wie soll ich es schaffen, dann nicht alles den Bach runtergehen zu lassen?? Mein Psychiater meint zwar auch, daß es gut wäre, wenn ich jemanden neues suchen würde, aber er stimmt mir auch zu, daß diese Suche ziemlich aussichtslos ist. Tolle Aussichten, wie ich finde.

Okay, ich werde versuchen, nicht alles so negativ zu sehen. Fällt aber verdammt schwer.

Ich würde mich freuen, wenn es mir gelingen würde, jemanden zu finden, zu dem ich Vertrauen fassen kann. Aber ich befürchte, daß ich niemandem mehr diese Chance geben kann...

In meinem gestrigen Abschlußgespräch habe ich wieder einmal gemerkt, daß meine ganz persönliche Diagnostik ziemlich gut ist. Das bestärkt mich natürlich nochmals, an meinem Entschluß, Psychologie zu studieren festzuhalten. Heute habe ich mir überlegt, wie ich am besten in der Schweiz anfangen kann zu studieren - in Deutschland wird es wohl auch zum nächsten Wintersemester nicht klappen. Ich bin auf folgenden Plan gekommen: ich werde versuchen, die Uni Bern davon zu überzeugen, daß ich dort Kriminologie studieren kann. Dieser Nachdiplomstudiengang dauert nur ein Jahr. Und ich habe in den Zulassungsvoraussetzungen der Uni Bern gelesen, daß ich, wenn ich ein Jahr meinen Wohnsitz in der Schweiz habe, nicht mehr nachweisen muß, daß ich in Deutschland auch einen Studienplatz in Psychologie bekommen würde. Ich würde dann zwar meinen Studienwunsch noch einmal um ein Jahr verzögern, aber wenigstens würde ich mich in diesem Jahr fortbilden. Ich werde es auf jeden Fall versuchen, einen Studienplatz in Kriminologie zu bekommen. Natürlich werde ich mich auch wieder in Deutschland um einen Studienplatz in Psychologie bewerben. Es gibt nur ein Problem an der ganzen Sache: Das Kriminologie-Studium kostet SFR 5.000,00, das entspricht in etwa € 3.500,00, die ich bis August bezahlt haben müßte... Aber irgendwie würde ich dieses Geld auch noch zusammenkriegen.

Ich habe gestern der Oberärztin auch gesagt, daß ich ein Zeugnis brauche. Sie meinte, ich soll ihr kurz aufschreiben, was drinstehen soll, sie würde mir dann ein Zeugnis schreiben. Also muß ich tatsächlich einen Tätigkeitsbericht schreiben. Ich habe keine Ahnung, wie ich das anstellen soll, aber ich werde es vielleicht irgendwie hinkriegen...

Schöne Grüße und laßt was von Euch hören, sonst trete ich in einen Schreibstreik, was aber andererseits vielleicht so manchem gefallen würde . Hmm, schwierige Situation - wie ich es mache, mache ich es falsch...

Xenia

[igel]

Liebe Xenia,

gib´Dir Zeit!

Das Dich diese Infos mit der Ex aufgewühlt haben ist ja gar kein Wunder! Da muss eine Grenze her!!!!!!! Die Grenze wird aber ja nicht alleine dadurch gebrochen, dass Du sie getroffen hast. Oh, ich kann das so verstehen. Das passiert Dir nicht nur in der Grosstadt! Laß´die Ex Ex sein und sorge Dich um Dich.

Xenia, Du schaffst das auch ohne Deinen Krisentherapeuten, da bin ich mir ganz sicher.

Ich umarme Dich nochmal - weißt´ja...ist aus der Entfernung -

Alles Liebe,

[Xenia]

Liebe Igel,

danke für die Umarmung aus der Ferne - Du weißt ja, aus der Ferne kann ich soetwas aushalten. Ich arbeite übrigens gerade daran, auch Umarmungen aus der Nähe aushalten zu können... Ist schwer, aber im Grunde mache ich mir doch nur selbst was vor. Ich meine, jeder Mensch braucht eine gewisse Form von Körperkontakt und die damit verbundene Nähe. Naja, wie gesagt, ich übe...

Ich glaube, daß mich meine Geschichte noch eine Weile belasten wird. Denn so lange ist es ja noch nicht her. Und die letzten zwei oder drei Wochen war einfach so viel anderes los (ist es jetzt immer noch, brauche nur an meinen Krisentherapeuten zu denken...), daß ich gar nicht die Zeit hatte, groß nachzudenken. Daher hatte ich auch nicht die Zeit, mit dem Abschließen anzufangen. Ich merke es ja, daß es in mir drinnen rumort und wie es, kaum daß ich Zeit habe, alles nach oben kommt jetzt an diesem und dem letzten Wochenende. Wahrscheinlich dauert es noch eine Weile, bis es mir besser geht mit meiner Vergangenheit.

Aber ich denke, daß das ein relativ normaler Prozeß ist, den ich gerade durchmache.

Ich schicke Dir eine Umarmung zurück. Ich habe gelesen, daß es bei Dir und Deinem Freund kriselt. Das tut mir leid!

Herzliche Grüße und - wie gesagt - 'ne Fernumarmung von

Xenia

[igel]

Liebe Xenia,

danke für die Umarmung - kann ich auch mal ganz gut gebrauchen. Und ob ich sie zulasse,kommt darauf an, von wem sie kommt...

Das ist doch ganz klar, dass Du mit der Vergangenheit noch immer zu tun hast! Ist ja auch keine einfache gewesen! Ist ja bei mir auch so. Wie Du siehst, habe ich auch mit Trennungsängsten zu tun. Ich frage mich die ganze Zeit, was an meiner Beziehung noch ist. Halte ich aus Liebe oder aus Angst an ihr fest?

Ich finde das Allerwichtigste, dass Du da überhaupt hinschaust!!!!!! Aber auch bei allem Hinschauen muss eben eine Grenze her. Pausen. Ausruhen davon. Behutsam mit sich umgehen.

Deine - ich muss das echt so sagen - wahnhafte Deutung wegen der Ex hast Du doch gut wieder relativiert!? Ich erzähle jetzt einfach mal, das ich sowas auch schon erlebt habe. Den Wahn....schrecklich....

Ich denk´an Dich und manchmal fehlen mir auch einfach die Worte, wenn ich Dich lese. Aber ich bin irgendwie nah bei Dir....

[igel]

...und ich freu´mich, dass Du übst! Weiter so!

[igel]

die Blicke trauen sich nicht mehr
das Starre zu lösen und aufzusehen
der Wunsch, dass es aufhört, keine Gegenwehr

Tage zu träumen, es ist nicht geschehen

ganz eingetaucht in die Dunkelheit
und nicht ein Wort, damit es verborgen bleibt

ein Tag um soviel schwerer, als du tragen kannst
ich hab nur einen von tausend gesehen
du brauchst es nicht zu sagen, weil ich sehen kann
es ist dir an tausend Tagen geschehen

tausend Gebete am Himmel verglühen
Hoffnung zu Asche, die die Erde bedeckt
du warst so durstig, das Wasser so trüb
ganz und gar in deiner Welt versteckt

Wände aus Schweigen ragen hoch hinauf
verbergen die Dinge und ihren Lauf....

[Xenia]

Liebe Igel,

vielen Dank für das Gedicht, das mich ganz traurig werden lassen hat. Es stimmt irgendwie.

Hast Du es geschrieben?

Ganz liebe Grüße

Xenia

[igel]

..nein, Xenia, so kreativ bin ich denn doch nicht...oder ich traue es mich nicht.

Das ist ein Lied-Text. Ich fand, er ist ganz passend für Deine und für meine Stimmung. Mein Freund ist ja weg und mit der Gemütlichkeit ist es nicht so...höre laut Musik. Ich habe schon immer aus Lied-Texten viel für mich selbst gezogen....

Zwischenzeitlich habe ich drei Bilder "gemacht". Ich habe weiße Fotopappe als Passepartout genommen und farbiges (gelb und rot) Briefpapier, das ich zerschnitten habe. Die Teilchen habe ich zu einem Bild aufgeklebt. Ich bin bescheuert!

[Xenia]

Wenigstens bist Du innerhalb Deiner Bescheuertheit noch kreativ... Ich sitze nur rum und gucke an die Wand oder pule in meinem Gesicht herum, was es natürlich nicht gerade verschönert. Habe gerade Medis geschluckt und lege mich wohl gleich ins Bett; hoffentlich kann ich morgen lange schlafen. Mir ist jetzt schon so was von langweilig. Und dasselbe erwartet mich morgen auch noch.

Viel Spaß noch beim Bildchen-Kleben oder was Du sonst noch so machst!

Xenia

[igel]

...schlaf´gut, meine Liebe!!!!!!!!!!! Ruhe Dich aus. Hab´schöne Träume! Noch ein Schmunzler: Letzte Nacht habe ich geträumt, das ich im Wald einen ganz kleinen
Storch gerettet habe. Den habe ich mit nach Hause genommen und ihm KATZENFUTTER gegeben. Wie absurd.

Wünsche Dir bessere Träume! Deine