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Weiß keinen Betreff

Verfasst: 29. Jan 2012, 12:35
von akr1969
Hallo zusammen.

Nun sitze ich mal wieder vor meinem PC und würde mir wünschen, es wäre jemand zum reden da. Gestern Abend habe ich meine Frau wieder gen BKH geschickt.Sie hatte wieder einen übelen Depressionsschub. Sie ist nurn seit annähernd 7 Wochen im BKH. Auf einer Station für Depressionskranke und Burn Out. Am Dienstag soll meine Frau entlassen werden. Habe fürchterliche Angst davor. Vor allem nach dem gestrigen Abend. Da ist sie wieder in einen Zustand geraten, wo man nicht mehr an sie ran kommt und egal, was man sagt oder auch nicht löst eine Agression aus, die für sie und auch für mich nicht mehr kontrollierbar ist. In dem Moment muß ich nur noch an meine zwei Kinder (3/13) denken.
Es ist so schwierig, in solchen Momenten das richtige zu tun. Langsam geht auch mir die Kraft aus. Zumal ich seit sieben Wochen aus meinem Job raus bin und mich um meine Kinder, den ganzen Krankenkassekram und den Erhalt des Aufgebauten kümmere.
Um uns besser verstehen zu können, hier ein kurzer Abriss: Ich bin 42 in zweiter Ehe, habe selbst schon zwei Therapien hinter mir. ´95 eine Drogentherapie und 2003 eine Alkoholtherapie. Bin seit dem trocken. Aufgewachsen bin ich in einem Heim. Mit meiner jetzigen Frau bin ich seit 2000 zusammen und seit zwei Jahren verheiratet. Wir haben eine gemeinsame Tochter mit 3 Jahren. Und meine Tochter (13) aus erste Ehe wohnt auch bei uns. Arbeite als Servicetechniker im Aussendienst.
Zu meiner Frau. Sie ist 32. Arbeitet als Kauffrau im Einzelhandel. Wurde in ihrer Kindheit massiv von ihrer Mutter geschlagen.
Ihre Mutter ist schwere Alkoholikerin.
Ihre Eltern sind noch zusammen. Der Vater weiß um die ganze Sache, möchte aber nichts tun, weil sonst das Ansehen in seiner Gemeinde schwindet. Obwohl es ein offenes Geheimnis ist. Nun zum Krankheitsbild meiner Frau. Sie hat einen üblen Kontoll- und Überwachungswahn. Sie muß alles wissen.
Nichts darf auch nur ansatzweise verborgen bleiben. Sie hat zu nichts Vertrauen. Zu sich selber am wenigsten. Und selbst, wenn man ihr die Wahrheit sagt, glaubt sie es nicht. Das führt zu heftigen Wortgefechten, bis hin zu körperlichen Auseinandersetzungen. Selbst wenn man sich aus der Situation hinaus begeben will, ist das für sie eine Missachtung ihrer Persöhnlichkeit. Und sie wird noch wütender.
Und genau so fing es gestern abend wieder an. Ich habe aber dann einen Bruch gemacht und sie gebeten, das sie wieder ins BKH fährt. Was sie dann auch gemacht hat.
Das war ein Fortschritt für sie. Aber das kann ja nicht eweig so weiter gehen. Selbst ein Gespräch mit uns bei einer Psychologin hat nur ansatzweise etwas gebracht.
Nun ja, es gäb noch viel mehr zu erzählen über meine Frau und mich. Die Seele ist ein sehr komplexes Thema. Aber das wisst Ihr ja am besten selbst. Bitte entschuldigt meine Gramatik- und Rechtschreibfehler. Wünsche Euch noch einen schönen Sonntag und vielleicht hat der eine oder andere Lust zu antworten.
Gruß Andy K.
PS: Noch eine etwas schräge Übersetzung des Liedes "The Rose" von Bette Midler.
Gefällt mir besser als das Original, zumal es sehr treffend ist:
Wer nie weint und niemals trauert,
der weiß auch nichts vom Glück.
Wer nur sucht was ewig dauert,
der versäumt den Augenblick.
Wer nie nimmt kann auch nicht geben,
und wer sein Leben lang immer Angst hat vor dem Sterben,
der fängt nie zu leben an.

Wenn du meinst du bist verlassen
und kein Weg führt aus der Nacht.
Fängst du an die Welt zu hassen,
die nur andre glücklich macht.
Doch vergiß nicht an dem Zweig dort,
der im Schnee beinah erfror,
blüht im Frühling eine Rose,
so schön wie nie zuvor.

Re: Weiß keinen Betreff

Verfasst: 29. Jan 2012, 13:03
von akr1969
Folgendes möchte ich noch hinzufügen.
Am meisten macht mir zu schaffen, das ich niemals als Vater so gut sein kann, das die Situation keine Narben in der Seele meiner Kleinen hinterlässt. Man merkt es ihr zwar jetzt nicht an, aber sie werden da sein. Und wenn ich daran denke, was alles folgen könnte... Wie Verlust der vertrauten Umgebung ect. Da wird mir speiübel und ich heule. Ich liebe meine Frau und meine Kinder.
Habe jetzt auch ein paar Beiträge gelesen. Und ich muß vielen recht geben. Auch für mich ist das Gefühl, das sich der Partner immer mehr von einem entfernt, am schlimmsten. Und wenn man es auch noch gesagt bekommt, bricht eine Welt zusammen. Schlimm sind die Besuch bei ihr im BKH. Braucht sie Nähe? Will sie Abstand? Wie geh ich mit ihr am besten um?

Re: Weiß keinen Betreff

Verfasst: 29. Jan 2012, 15:26
von wütend
Lieber Andy

mein Rat an dich, versuche deine Frau zu einer Paartherapie zu bewegen. Eure Probleme löst ihr mit Sicherheit nicht alleine, ihr braucht beide Hilfe dazu.

Und noch etwas sehr wichtiges. Deine Frau hat mit Sicherheit nicht nur eine Depression. Das Verhalten deiner Frau läßt auf eine Persönlichkeitsstörung (vielleicht Paranoide PS) schließen.

http://de.wikipedia.org/wiki/Pers%C3%B6 ... %C3%B6rung

Re: Weiß keinen Betreff

Verfasst: 29. Jan 2012, 17:50
von akr1969
Danke für Deine Antwort.
Laut BKH Ärzte hat meine Frau nur einen Burn Out.Wie gesagt, sie wird am Dienstag entlassen. Davor habe ich Angst. Zumal es Zuhause richtig ruhig und harmonisch läuft.
Sobald aber sie da ist, sind wir alle in einer
"Hab acht" Stellung. Das macht das ganze so was von zäh. Ich war mit meiner Kleinen heute lange spazieren. Konnte viel Nachdenken. Bin ich zu egoistisch? Weil ich versuche, hier neue, bessere (für uns) Struckturen aufzubauen?
Das zu schützen und nicht aufgeben zu wollen, was mir/uns über die Jahre lieb geworden ist? Ich eher an die Kinder und mich denke, als an meine Frau?
Man kann schon auch gefahr laufen, in so einer Situation selbst depresiv zu werden.
Mein Vorteil ist nur, das ich auf zwei Therapien war und mit mir und meinen Macken umzugehen weiß.

Re: Weiß keinen Betreff

Verfasst: 29. Jan 2012, 19:54
von twinkle152
Hallo Andy K.
kann dich so gut verstehen mein Betroffener Partner kommt am Donnerstag aus seiner 8 Wöchigen Reha und ich weiß noch nicht was mich erwartet.Ich habe auch zwei kids(13 und 17)die nicht von ihm sind .Ihn aber lieb haben wie ihren eigenen Vater.
Nun hast du auch gerade erlebt das ihr letztes Zuhause sein nicht positiv war.Das macht den Gedanken natürlich nicht leichter und die Angst nicht kleiner.
Mein Betroffener hat mir erzählt das das Burnout nur erfunden wurde für Arbeitgeber es das aber garnicht gibt!Burnout sind wohl immer Depressionen.Es kommt wohl nur darauf an welche Art der Betroffene hat.
Wenn ich da falsch informiert bin korrigiert mich bitte!
Denn ich bin ja noch neu hier und auch in dieser Materie.
Wünsche dir auf jedenfall viel Kraft ,die du für dich und deine kids brauchst.
Darf ich dich fragen wie lange deine Frau schon erkrankt ist?

Re: Weiß keinen Betreff

Verfasst: 29. Jan 2012, 20:29
von akr1969
Die Depressionsschübe hat sie wohl, seit sie mich bei der Selbstbefriedigung (Entschuldigung für die Offenheit)erwischt hat.
Sie hatte wohl ein Trauma in ihrer Kindheit.
Aber da habe ich es noch nicht auf Depressionen geschoben, weil es dann nur in diesem Bereich zu verbalen und auch körperlichen Übergriffen kam. Richtig schlimm wurde es erst, als sie letztes Frühjahr eine schwere Mandelentzündung hatte. Da war und ist auch jetzt noch ein hoher Steptokokenwert in ihrem Blut festgestellt worden. Es ist noch nicht völlig erwiesen, das sie Depressionen auslösen und/oder verstärken können. DA wird gerade geforscht.
Die Ursache für ihre Depressionen und auch das so gut wie nicht vorhande Selbstwertgefühl liegt in der Kindheit.

Re: Weiß keinen Betreff

Verfasst: 29. Jan 2012, 21:11
von wütend
He Andy

das passt definitiv nicht. Ein schwer Depressiver ist zu körperlichen Übergriffen gar nicht in der Lage, dazu fehlt ihm die Energie.

Deine Frau hat warscheinlich eine posttraumatische Belastungsstörung und/oder Persönlichkeitsstörung.

Schau mal hier:
http://www.google.de/search?q=brderline ... 14&bih=617

Re: Weiß keinen Betreff

Verfasst: 29. Jan 2012, 21:31
von akr1969
Tausend Scherben.

Tausend Scherben sind das Maß, in das gerade mein Leben zerspringt.
Da ist eine Krankheit, die Seelen umbringt.
Sie zerrt an der Liebe und an der Lust am Leben.
Und für mich heißt es nun geben ohne zu nehmen.
Sie stürzt Deinen Lieben in die Hölle, ohne ihr zu entrinnen,
ist er wie von sinnen.
Ist das der Mensch den du liebst und kennst?
Für den Du um sein Leben rennst?
Wo Deine Weisheit am Ende ist
Und auch Deine Seele frisst.
Jeder Satz und jedes Wort
trifft den falschen Ort.
Eine Angst kommt in Dir an den Tag,
die längst in dir verborgen lag.
Wo ist der Sinn des Lebens hin?
Sie liegen in den Augen Deiner Kinder drin.
Aber auch sie spüren Dein Leid,
was in Kinderseelen hängen bleibt.
Sie würden dies nie zugeben.
Dazu lieben sie zu sehr das Leben.
Wo ist sie hin die Leichtigkeit des Seins?
Sie ist fort aus meinem Heim.
Die Suche nach einem ruhigen Leben,
wird mir wohl noch bleiben.
Ich habe soviel Liebe zu geben.
Die Lust am Leben wird mich treiben.

Ein kleines Gedicht (mein erstes)!

Re: Weiß keinen Betreff

Verfasst: 30. Jan 2012, 05:31
von akr1969
>Ein schwer Depressiver ist zu körperlichen Übergriffen gar nicht in der Lage, dazu fehlt ihm die Energie.<
Ich bin zwar kein Arzt. Aber ich traue bei so einer komplexen Krankheit auch einem Depressiven viel Energie zu. Hauptsächlich zur Selbstzerstörung.

Re: Weiß keinen Betreff

Verfasst: 30. Jan 2012, 12:40
von Blümli

Re: Weiß keinen Betreff

Verfasst: 31. Jan 2012, 20:29
von akr1969
Nun ja, meine Frau ist wieder da. Nicht mal ne Stunde und die Kontrolle wurde wieder gestartet. Auf der Suche nach irgend einem wahnwitzigen Grund. Hat vielleicht mein Mann mich bei irgendetwas angelogen? Fangfragen....
Böse Blicke.... Schweigen.... körperlicher Abstand.....
Soll das so ewig weiter gehen?

Re: Weiß keinen Betreff

Verfasst: 31. Jan 2012, 20:30
von Bornholm
Hallo Andy,

ich bin auch noch neu hier im Forum, ich finde es rührend welche Sorgen du dir um die Kinder machst.Ich ziehe vor dir den Hut welche Verantwortung du übernimmst, das gleiche könnte ich von meinen Mann nicht erwarten. Ich habe das Gefühl, das es dir im Moment nicht gut geht. Kann mich auch anschliessen,mein Mann hatte im November einen Suizid geplant.
Seitdem geht es den Kindern und mir nicht gut.
Dein Satz,über die "Hab Acht" Stellung passt auch zu unserer Situation. Nur so tun,als ob alles in Ordnung wäre, kann auf Dauer sehr anstrengend sein.

Die Trennungsgedanken kann ich gut nachvollziehen, denke schon seit Monaten daran.
Das ich mich immer wieder dabei ertappe,das ich in der "ich-Form" denke und plane erschreckt mich immer wieder aufs neue.

Ich habe bisher im Forum nicht allzu viele Beiträge von Angehörigen mit Kindern entdeckt,denn es ist schon etwas anderes wenn man eine Beziehung ohne Kinder hat.

Denn so hat man nicht nur eine grosse Verantwortung für die Beziehung, sondern eine sehr grosse den Kindern gegenüber.

Deine Gedichte sprechen einem aus tiefster Seele an.


LG
Mira