Ich hasse Depressionen

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Tom72
Beiträge: 18
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Ich hasse Depressionen

Beitrag von Tom72 »

Hallo Ratfragender,
du sprichst mir aus der Seele. Mir geht es genauso, es ist zum Teil noch extremer. Zur Zeit wieder mal ganz schlimm. Ich kämpfe zwar, merke aber selbst, wie ich an die Grenzen komme. Meine Kinder helfen, wo sie können, aber wir begreifen vieles nicht alles ist so unlogisch bei meiner Frau.
Danke für deinen kurzen aber sehr treffenden Beitrag
Gruß Corners.

Vielleicht kannst du ja noch mehr Erfahrungen schildern und berichten, wie du alles meisterst.
Ich hasse Depressionen ebenfalls, wann stellt sich wieder Normalität ein?
Kathryn
Beiträge: 236
Registriert: 1. Dez 2010, 14:41

Re: Ich hasse Depressionen

Beitrag von Kathryn »

hallo corners,

schreib dir mal in diesem thread-weiss du hast noch einen anderen-aber hier hat noch niemand reingeschrieben.
bin zwar kein angehöriger-im gegenteil, ich bin betroffene-aber vielleicht kann ich aus der anderen perspektive einiges erklären. hab den anderen thread gelesen, aber aus dem geht auch nicht viel hervor, aber in diesem thread schreibst du, das einige entscheidung oder handlungen deiner frau unlogisch sind.

zunächst einmal sind depressionen von aussen sowieso sehr unlogisch. wieso hat jemand der ne tolle familie und tolle kinder hat depressionen? zum einen ist die depression eine stoffwechselerkrankung, denn es fehlen wichtige stoffe im gehirn bzw. es sind zu wenig davon da, wie beispielsweise serotonin. aber natürlich hat jede depression auch eine seelische komponente, aber inwieweit, kann ich bei deiner frau nicht sagen. du sagst sie nimmt tabletten-also hat sie einen psychiater?und die hat sie jetzt abgesetzt?von sich aus?oder in absprache mit dem arzt?macht sie eine therapie beim psychologen?

wir depressiven neigen leider dazu, unangenehme dinge zu verdrängen, weil wir so sehr mit unseren qualen, die eine depression so mit sich bringt (interessenverlust, antriebslosigkeit, grübeln etc.)beschäftigt sind, das alles weitere einfach zu viel für uns ist. deshalb verdrängen wir es, schotten uns ab, damit unser ohnehin marodes kartenhaus nicht restlos in sich zusammen fällt. für aussenstehende mag das unverständlich und sehr belastend sein, aber wir sind in einer schleife gefangen aus wollen-aber nicht können, die uns innerlich fast auseinander reisst. wir wissen genau, das wir es eigentlich tun sollten, das wir euch das leben an unserer seite leichter machen sollten aber häufig schaffen wir es einfach nicht, weil uns die depression so sehr blockiert.

warum sie die tabletten abgesetzt hat, vermag ich nicht zu sagen-aber versuch sie dazu zu bewegen sich weiter helfen zu lassen. ich weiß das ist schwierig, notfalls begleite sie zum arzt oder denkt über eine stationäre therapie nach. schon deshalb, damit du auch ein wenig entlastung erfährst. das sie keine lust hat zu arbeiten, kann ich jetzt hier nicht gleich schlussfolgern, weiß selbst wie schwer das ist. zahlreiche wiedereingliederungsversuche sind gescheitert, da ich weder physisch noch psychisch dazu in der lage bin.

aber verlier dich bei alle dem nicht aus den augen, sorge für dich. sicher ist es gut, wenn du dir ebenfalls psychologische hilfe holst und vielleicht macht ihr irgendwann auch eine gemeinschaftliche therapie.

bis dahin, halte durch!
alles liebe
kate
Wer kämpft, kann verlieren- Wer nicht kämpft, hat schon verloren.
3193e42
Beiträge: 238
Registriert: 9. Dez 2011, 01:33
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Re: Ich hasse Depressionen

Beitrag von 3193e42 »

hallo corners,

Kate hat das schon sehr plastisch beschrieben, so sehe ich es auch. Kurz zu mir, bin bzw. war schwer depressiv, mit 4 Suizid versuchen, insgesamt mit allen Pahsen, bin ich etwa 4 Jahre in unterschiedlichen Graden depressiv Krank, die schwere Phase wurde im Dez. 2010 diagnostiziert. Seit ca. 3 Monaten, habe ich die schlimmste Phase überwunden, und seither geht es mir kontinuierlich besser, mit der Hoffnung, das es so bleibt.

Es gibt eine Logik in der Depression, die ist aber in sich geschlossen, wie man sagen würde.

Diese Logik heißt, alle Äußerungen und Handlungen vom Kranken selbst und von allen anderen Menschen, werden unter den Gesichtspunkten "ich bin nichts wert, ich kann nichts, ich bin schuld" bewertet. natürlich kann das individuell abweichen, es kann ev. ein Punkt dazukommen, aber das ist der gemeinsame Nenner aller Depressiven.

Wir leiden unter extremen Selbstwert-Verlust.
Wenn man keinen Selbstwert mehr für sich empfindet, kann man sich auch nicht mehr selbst lieben. Wie in meiner Signatur steht,
Selbstwert ist die Basis ALLER Emotionen!
Ohne Selbstwert gibt es keine Zuversicht, Hoffnung, Motivation, Durchhaltevermögen!

Wen wundert es da, das depressive Menschen nicht mehr arbeiten können. Jeder Mensch, auch der Disziplinierteste kennt die Mühe aufzustehen, und den Tag und die Arbeit zu beginnen. Eine schier völlig überfordernde Aufgabe für einen Depressiven.

Ohne Motivation, kein Vorankommen, ohne Durchhaltevermögen, keine Kraft eine schwierige Aufgabe zu bewältigen!

Dazu kommt die oben erwähnte Dauerüberprüfung, besser gesagt Grübelei, oder Grübelei-Modus, wie ich sage. Ständig wir alles diesen 3 Aussagen unterzogen. Kommt jemand und sagt, "ach komm, lass uns doch mal wegfahren", denkt man "was soll ich denn woanders, ich komme ja hier schon nicht klar, und dann sich woanders hin quälen, nur um das selbe zu erfahren? Man sagt, "Nein danke, keine Lust", weil das den Versuch am endgültigsten beendet.

Reden über die Depression will man auch nicht, lieber verdrängen, wegschauen, wegducken.

So in etwas läuft das ab, es ist natürlich von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Habe aber durch die viele Arbeit in den verschiedenen Foren doch gemerkt, wie einheitlich die Aussagen der Betroffenen doch sind!


Ich finde es ganz toll, wie ihr euch für eure Angehörigen einsetzt, und mehr verstehen wollt, um besser helfen zu können! Prima!



Henry
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Mein Blog http://www.depressionselbsthilfe.blogger.de



*** Selbstwert ist die Basis aller Emotionen! ***



Deutsche DepressionsLiga eV

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