Verzweiflung

susiq
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Verzweiflung

Beitrag von susiq »

Hallo liebes Forum,
bin neu hier und brauche mal Eure Meinung, da ich oft verzweifelt bin.
Mein Mann und ich sind seit kurzem verheiratet. Direkt nach der Hochzeit kam bei ihm der schleichende Prozess immer müder zu werden. Er kann seine Arbeit nicht mehr sehen , hatte aber auch immer wieder Phasen wo er sie gut fand. Im Urlaub noch ein liebender freundlicher Mann, der einfach nur sehr erschöft war, wurde er zusehends ausfallend. Ziemliche aggressive Stimmungen mit sehr depressivem Verhalten, Schlafen, alles wird schlecht geredet, meine Freunde sind plötzlich blöd, zieht sich immer mehr zurück. Soziale Kontakte nerven ihn. Es wurde immer schlimmer und ich bin viele male verletzt worden, obwohl ich immer Unterstützung gebe. Zb. Bewerbungen für neuen Job zu machen, nachdem er den Wunsch geäußert hat oder in Absprache auch alles andere an Akten in einem normalen zwei-Personen-Haushalts erledigen. Mittlerweile kaufe ich auch alleine ein, obwohl ich es garnicht dürfte, da ich viele Operationen hinter mir habe.
Aber ich kann nicht alles tun und ne Scheinwelt aufbauen. Kommt aber was ausm Alltag dazu gibt es Ausraster in Form von aggressiven Beschimpfungen. Ich kann nix mehr mit ihm besprechen, habe ich gute Laune muss ich es mir verkneifen. Fühle mich unendlich alleine und überfordert. Durch einen Zusammenbruch ist er vom Hausarzt zum Psychater geschickt worden, der Medikament für den Abend verschrieben hat. Opipramol.Das hat nun einen fürchterlichen Kampft gekostet, dass er sie auch nimmt. Nun ist seine Seele wenigstens manches mal ein wenig aufgeklärt habe ich den Eindruck. Aber Therapie, Reha und eigentlich auch die Tabletten lehnt er immer weiter ab. Angeblich wird er immer dicker.
Ich höre nur , ich muss weiter... wie ein gehetzter Hase auf der Jagd. Und jeden Abend nee ich kann nicht mehr, ich will nicht mehr mein Leben ist nix wert, ich wäre froh ich wäre schwer krank oder tod. Oder er geht ständig manchmal stündlich und flippt richtig aus über jedes Gramm was er zugenommen hat.
Über die Diagnose schwerwiegende Depression habe ich nun viel gelesen und weiss, dass er diese Phasen hat. Wobei sie ja nun nicht mehr unterbrochen werden. Meine Zeit zu hause ist die Hölle. Ich weiss zuhören ist wichtig und so tue ich dass, bleibe ruhig, sage immer wieder :wir finden einen Weg, was möchtest Du, soll ich mit zum Arzt? Also versuche nur Ruhe auszustrahlen. Aber wenn ich dann nach stunden sage Du ich muss mal ins Bett oder wir können gerne reden aber morgen , weil heute lösen wir das eh nicht mehr, Du brauchst auch Ruhe kann ich mir auch noch Vorwürfe anhören. Und das seit Wochen.
Es zerrt an meiner Kraft und ich bin selber schon in trauriger Stimmung. Das ist kein Leben. Er schläft oder schimpft und alles was normales Leben ist will er nicht mehr.
Habe ihm nun auch erklärt, dass er nunmal krank ist und ich das auch mit ihm zusammen durchstehe, nur muss er dann auch was tun. Von alleine geht das nicht weg.
Er meint dann eher er zieht aus, dann hätte ich wieder Leben. Nein sage ich dann: Durch gute und schlechte Zeiten. Ich kann auch mal ohne Dich meine Freunde besuchen, weil ich denke meine sozialen Kontakte tun mir gut und ich brauche das auch. Das legt er mir dann als Freizeitsüchtig aus und wird auch sehr verletzend. Nur ich denke schon, dass ich es doch nicht übertreibe, wenn ich mal am Wochenende Freunde treffe. Bin ja sonst immer da für ihn.
ich aber muss doch auch mit der Krankheit auskommen und habe statt einem lieben Mann nun jemanden, der in jeder Sek. aus der Haut fährt und wie !!!!

Meine Freundin meint ich muss ihn gegen die Wand fahren lassen.Also sein Leidensdruck muss noch grösser werden. Und wenn er dann eingewiesen werden muss. Das letzte mal hat der Arzt ihn nur nicht eingewiesen, weil ich da war. Das hat er nun verstanden und nun macht er da immer auf Schauspieler. Reisst sich zusammen.
Das ist soo schwer und muss für ihn noch schlimmer sein.
Ich persönlich würde ihm ne Reha oder Aufenthalt in ner Klinik "gönnen" um das Hamsterrad mal zu durchbrechen aber er lehnt alles ab. Auch die Krankheit. Kann er nicht mit umgehen sagt er. Arzt sagt aber immer wieder, dass er schwerwiegend erkrankt ist und er neben den Tabletten ne Therapie braucht. Er hat teilweise Panikattacken, die Stunden dauern, kurz unterbrochen werden und dann wieder schlimmer auftreten.
Sein Job ist mittlerweile die Hölle von Dauerüberforderung. Hat er auch Recht mit. Nur dann sage ich: Wir sind nur zu zweit, erstmal machst Du krank, dann ne Reha und dann mal sehen. Solltest Du Krankengeld bekommen werden wir das auch schon schaffen. Wirste Arbeitslos werden wir auch , nachdem Du mal zur Ruhe gekommen bist, ne Lösung finden. Sieht er auch nicht ein.

Das kann man doch nicht mit ansehen. Und die Sturheit macht alles schlimmer.
Mein neuester Spruch ist: Ich weiss keine Lösung, weil ich bin kein Therapeut. Ist ja auch so. Habe ihm auch gesagt, wenn er weiter diese Todeswünsche äußert, dann werde ich das dem Arzt sagen. Ich kann und werde nicht zugucken, wenn er es ernst meint.

Ich möchte nicht, dass jemand mich hier für ne Jammersuse hält, darum geht es mir nicht. Sondern wie verhält man sich als Angehöriger? Wie bekommt das eigene Ich noch Platz, damit es nicht mitgerissen wird?? Darf ich gehen, wenn auch er es nicht will? Wie halte ich aggressive häufige Phasen durch??
Was macht Ihr?
Susiq
bigappel
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Re: Verzweiflung

Beitrag von bigappel »

Hallo Susi,

herzlich Willkommen hier im Forum.

Diagnosen zur etwaigen Depression Deines Mannes, kann und möchte ich hier natürlich nicht erstellen; aber was Du schreibst klingt natürlich nicht nach glücklichem, ausgeglichenem Verhalten Deines Mannes.

Gott sei Dank kenne ich diese aggressiven Ausraster meines Partner, der schon sehr
lange erkrankt ist, nicht. Vermutlich wären wir ab einem gewissen Grad dann auch
nicht mehr zusammen.

Was tun?

Auf Dich achten.

Es ist nicht leicht, wenn man so ein Häufchen Unglück zu Hause hat, selber auszugehen,
sich wohl zu fühlen. Aber es ist richtig!

Du bist für Dich verantwortlich und Du übernimmst soweit für Dich möglich die
Verantwortung für Deinen Mann, wenn Du weißt wie das konkret aussehen soll
bzw. bei Suizidalität gibt es eh nur einen richtigen Weg………..

Soll heißen: macht Dein Mann Dir Vorwürfe, dass Du Freizeitsüchtig bist oder ähnliches:
biete ihm Deine Hilfe nach seiner Ansage oder seinem Hinweis doch an, so fühlt er sich
nicht "im Stich" gelassen und erkläre ihm, dass Deine Möglichkeiten ihm zu helfen begrenzt
sind und es nichts bringt, wenn Du auch noch mit schlechtem Gefühl zu Hause sitzt (so in
der Art, vielleicht).

Verbringe Zeit mit Freunden oder sonstigen Dingen, die Dir gut tun und Kraft geben;
jeder Angehörige kennt hier die Zeiten, wo man sich auf jeden Fall vom Partner abgrenzen
muss, um nicht selber unterzugehen und sich runterziehen zu lassen.

Wenn Dein Mann nicht Krankheitseinsichtig ist, machst Du im Grunde nicht viel,
außer - solange dies für Dich tragbar ist - ihm zeigen, dass er nicht alleine dasteht,
bei einer etwaigen Behandlung/Therapie, was auch immer.

Ich selber habe meinen LG quasi kurz vor dem Aus der Beziehung vor das Ultimatum
gestellt, Klinik oder ab sofort wieder Leben als Single und er ist brav in die Klinik getigert, aber wirklich so richtig hat ihm die Zeit dort erst etwas gebracht, als er sich drauf einlassen wollte.

Was ich allerdings in der Zeit gelernt habe was mir wichtig erscheint, ist, dass auch ein
psychisch erkrankter Mensch Grenzen in seinem Verhalten benötigt.

Wenn etwas also für Dich höchstpersönlich nicht mehr akzeptierbar ist, setz ihm Grenzen,
krank sein heißt nicht ein "Freifahrtschein" für Alles.

Und vor allem: nur wenn es Dir selber gut geht, Du noch Kraft besitzt, kannst Du ihn ggf. unterstützen zu genesen.

Du trägst in erster Linie für Dich die Verantwortung.

Alles Liebe
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
susiq
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Re: Verzweiflung

Beitrag von susiq »

Liebe Pia!
DANKE DANKE für deine Zeilen. Ich gebe Dir Recht und komme im Moment nur zu Recht weil ich im jetzt und hier denke und mich informiere. Es gibt Freunde, die er selber eingeweiht hat und die stehen absolut an meiner Seite. Trotzdem denke ich manchmal wo soll das enden?
Nun muss er noch mehr Tabletten nehmen und der Arzt hat gesagt zu ihm, dass er sehr sehr schwer krank ist. Und ohne Therapie kommt er nicht raus. Mal sehen ob er es macht. Infos und Adressen habe ich gesammelt.
Werde sehen , bin trotzdem oft ueberfordert...
Lerne gerade sehr viel , weiss aber noch nicht wofür. Weiss man ja meist erst hinter her...
LG
Susiq
Susiq
pero
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Re: Verzweiflung

Beitrag von pero »

Hallo susiq,
Pia hat völlig recht. Wichtig ist das es Dir gut geht, nur so kannst Du Deinem Mann eine Stütze sein.
Für mich bedeutet das das Du mit ihm sprichst (auch über Deine Gefühle), Deine Hilfe anbietest, ihn dabei aber nicht entmündigst oder bevormundest.
Es ist ein schmaler Grad. Auf der einen Seite ist es Sinn im Auge zu behalten ob er noch weiter abgleitet, aber es ist auch nicht gut wenn er sich überwacht fühlt.
Bei mir war es so das meine Frau mich mit Nachdruck zum Arzt begleitet hat und das war für mich auch richtig. Aber dann hat sie mir wieder die Kontrolle überlassen.

Wie gesagt ist es schwer die richtige Balance zu finden, aber ich glaube das in jeder Krise auch etwas positives steckt. Wenn man sie als Paar übersteht, so kann das der Beziehung eine besondere Stärke und Verbundenheit hinzufügen.

lg
pero
Was die Raupe Ende der Welt nennt, nennt der Rest der Welt Schmetterling.
Icediamond
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Re: Verzweiflung

Beitrag von Icediamond »

Hallo Susiq!

Ich kann mir sehr gut vorstellen, daß es Dir im Moment echt schlecht gehen muß.
Ja, Deinem Mann geht es schlecht, aber auch in diesen Situationen darf man sich selbst nicht vergessen.
Hier ein paar kleine Tipps, die ich in meiner schlimmen Zeit meinem Mann gegeben habe :

http://www.depressionen-verstehen.de/angehoerige/tipps/

Ich habe sehr lange gebraucht um zu verstehen, was da mit mir passiert und wollte es mir auch nicht eingestehen, daß ich krank bin.
Für mich klingt es so, als wenn Dein Mann auch in so einer Phase steckt.
Solange er nicht versteht, was los ist, kannst Du machen und tun "bis der Arzt kommt"!
Er muß lernen Hilfe anzunehmen und zu verinnerlichen.
Ich wäre damals eher verreckt, als das ich jemals Hilfe angenommen hätte.
Aber ich habe gelernt, daß man manchmal ohne fremde Hilfe nicht weiter kommt im Leben.
Ein riesen Schritt für mich!

Das Wichtigste ist, wie die anderen schon geschrieben haben, den kranken Menschen nicht zu bedrängen.
Manchmal fällt es einem schwer sich zusammen zu reißen und nicht einfach heraus zu hauen, daß der Partner sich nicht so hängen lassen soll.
Aber deine Geduld und deine Bemühungen sprechen für dich!

Klingt blöd, aber du mußt den Umgang mit ihm neu lernen.
Und wie du schon richtig erkannt hast. Depressionen verlaufen in Phasen. Mal hoch , mal runter.
Das ist ja der Scheiß.

Ich vermute, daß dein Mann Agressionen an den Tag legt, weil er vielleicht wütend auf sich selbst ist.
Er funktioniert nicht so, wie er es eigentlich gewohnt ist.
Ich kann mit Agressionen nur sehr schwer umgehen.
Ich bin der Meinung, das du sie dir auch nicht gefallen lassen solltest, wenn sie den Rahmen sprengen sollten.
Ob Depri hin oder her.
Ich hab bei meinem Ex Freund dann immer gesagt: " Ich kann verstehn, daß du wütend bist, aber du machst mir Angst."

Dann war er ganz oft über sich selbst erschrocken und kam dann wieder runter. Kann dir natürlich nicht sagen, ob das in deiner Situation angebracht ist, oder nicht.
Das kannst einzig und allein nur du selbst entscheiden.

Du bist auf dem richtigen Weg, indem du auch mal was für dich machst und dich ablenkst (auch wenn er das nicht mag)!
Es ist sehr schwer jemanden mit Depressionen zu verstehen, weil der Erkrankte oftmals selbst nicht versteht, was mit ihm los ist.
Aber einfach nur für den anderen da sein, ihm Aufmerksamkeit schenken, und in den richtigen Momenten auch mal ein bißchen anschieben, ist schon sehr viel wert.

Ich schicke Dir viel Kraft und Zuversicht!

Paß gut auf Dich auf und vergiss dich selbst nicht!

Liebe Grüße
Icediamond
susiq
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Registriert: 4. Nov 2011, 22:13

Re: Verzweiflung

Beitrag von susiq »

Hallo an alle !
Vielen lieben Dank für eure Zeilen. Sie helfen mir sehr und ich habe genau das auch umgesetzt. Ich sage sehr genau wie weh mir manches tut , ich antworte auf Aggression nun mit gehen. Sage das kann ich nicht und ich lasse mich auf deine spirale nicht ein. Ich bin kein aggressiver Mensch und lasse mich von Dir auch nicht dazu machen , damit Du dann deinen Dampf loslaesst.
Brauche ich abends auch mal Ruhe sage ich auch jetzt hoere ich Dir zu danach muss ich mal abschalten.
Nun er war nun zum zweiten mal beim Arzt für Psychologie, der aber keine Therapie im sinne von Verhaltenstherapie macht. Der verordnet die Medikamente. Er muss nun morgens auch noch Sertralin nehmen. Der hat sich auch eine Stunde für ihn Zeit genommen und ihm erklaert, dass er schwer krank ist und ohne Medikamente und Therapie und stationärer Reha er keine dauerhafte Loesung finden wird.
Das hat gesessen. Nun hat er sich sogar bei einem Therapeuten gemeldet. Er ist auch freundlich seit dem, oeffnet sich auch Freunden oder mir.
Ich habe beschlossen ihm auch die Zeiten immer zu lassen , die er braucht um etwas zu entscheiden.
Stecke Grenzen und erklaere auch, wenn ich mal gehe, dass ich das auch mal brauche um Kraft zu tanken und ich nehme, soweit wie ich kann, nichts persoenlich.
Aber es ist schwer! Nur ich war auch noch nie im Leben jemand der einfach aufgibt.
Meine Angst bleibt trotzdem vor der Zukunft. Es tut auch sehr weh ihn so leiden zu sehen . Er hat furchtbare Panikattacken. Ich lerne viel ueber die Krankheit, vorallem durch Euch !! So kann ich auch fundierten Rat weitergeben und Ruhe ausstrahlen.
Das ist er wert .
Kann nur sein, dass er irgendwann geht, weil er fuehlt sich als meine Belastung. Das rede ich ihm dann aber immer aus. Sage wir schaffen das. Kein Zustand bleibt immer gleich ... Somit vergeht auch die Attacke wieder.

Ich danke Euch wirklich für die Zeilen. Dir sind ein Lichtblick und eine Stuetze
Susiq
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Re: Verzweiflung

Beitrag von susiq »

Verzweiflung die naechste :Hallo alle zusammen.
Das ist echt furchtbar hier im Moment!
Gestern war wie immer meine Familie hier.
Er war noch recht freundlich. Als alle weg waren ging garnichts mehr. Er hat wieder versucht alles runter zu machen. Das macht er nur noch. Statt mal einen netten Abend stehen zu lassen will er nach seiner gespielten Show sich dann bei mir ueber alle auslassen. Habe ich gesagt in Ruhe : lass das bitte , lass den Abend doch mal einfach stehen. Alle sind so lieb zu Dir . Und das sind sie echt. Wir sind erst seit 2 1/2 Jahren zusammen und alle haben ihn ins Herz geschlossen. Wir lachen alle gerne . War ihm wieder zu viel. Er wurde wieder verletzend. Er koenne ja ausziehen . Habe ich gesagt : Nein wir sollten einen weg zusammen finden. Ich mache es so wie du es willst. Wenn du Ruhe brauchst ist das ok aber nicht immer dieser Ton von Dir verletzend. Das haette ich nicht verdient. Er haette hier jemanden, der ihm zur Seite steht aber nicht , wenn ich nur schlechte Laune und Aggression aushalten muss. Es war fruchtbar und ich habe such gemeint. Von ihm keine Reaktion!!
Tabletten wollte er auch nicht mehr nehmen . Aber Bier kann er abends trinken. Habe ich auch genau so gesagt.
Ich kann doch nicht immer nix dazu sagen.
Heute hat er den ganzen Tag nicht gesprochen. Nur auf mehrere Fragen bekomme ich mal ne Antwort.
Oder er hat geschlafen. Habe ihn immer wieder alle paar Stunden gefragt ob er was braucht. Teilweise keine Antwort. Ich wollte ihm das Gefühl aber geben es ist einer da. Er hat auch geschlafen.
Ansonsten war ich bei Freunden, die direkt nebenan wohnen. Da wusste er ja wo ich bin.
Die letzte Woche hat er fast nur noch gestottert beim Reden. Und er setzt sich weiterhin dem Stress auf der Arbeit aus. Er will unbedingt endlich körperliche gebrechen haben, damit er daheim bleiben kann. Der Arzt sagt die ganze Zeit er soll nicht mehr arbeiten gehen. Er meint : in meiner Welt geht man arbeiten. Punkt. So sagt er mir das in schärfstem Ton, wenn ich ihn darin bestärke , dass auch er es verdient wieder gesund zu werden. Waere ihm egal .
Ansonsten schaut er Tv oder surft im Internet. Und staendig sagt er Nein ! Einfach so . Den ganzen Tag ! Frage ich nach bekomme ich keine Antwort.

Auch wenn ich nun gelesen habe ich soll nix persoenlich nehmen trifft mich das doch auch . Nichts was lustig ist oder normales Leben betrifft kann ich noch teilen. Muss ich bei seiner selbstzerstoerung zusehen? Und Geduld aufbringen ohne Ende?
Er ist doch mein Mann und somit meine Familie.
Wie macht ihr das so ?
LG susiq
Susiq
3193e42
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Re: Verzweiflung

Beitrag von 3193e42 »

Liebe susiq,

die guten Ratschläge, bzw. Schilderungen will ich gerne ergänzen. Auch ich bin Betroffener. War 4 Jahre schwer Depressiv, und seit ca. 3 Monaten geht es mir deutlich besser.

Die oben bereits vorgetragene Ich-form bei Fragestellungen und Bitten, ist sehr gut geeignet, den Druck aus der Situation zu nehmen. denn sie verhindern jeglichen Angriff auf den Gesprächspartner, und bieten die Möglichkeit zur Identifikation, auch für den Depressiven!

Sehr oft gehen wir Depressive von der Situation aus, alles passiere nur, um etwas vorzuspielen.
Dein Mann meint also, deine Leute wären auch der Meinung wie er, das er ein völliger Versager ist, und ihm eine heile Welt vorspielen, damit er nichts merkt, und sie ihm nicht die Wahrheit sagen müssen.

Das liegt an seinem völlig zerstörten Selbstwert. Der ist eigentlich bei uns Kranken überhaupt nicht mehr vorhanden.

Ein bisschen Sorge macht mir die Aggressivität, das scheint eine Typfrage zu sein, oder liegt an der Krankheit selbst, was wurde denn bei Ihm diagnostiziert?

Das Bier finde ich auch nicht gut, du schreibst ja, er geht nicht mehr einkaufen, also bringst du auch kein Bier mit. Wenn er danach fragt, sagt du, "Ich kann kein Bier einkaufen, das lässt meine Krankheit/Heilungsprozess/(was auch immer) nicht zu, bitte sei so lieb und kümmere Du dich darum!"

Wenn ich so lese was Du schreibst, dann fühle ich mich ganz stark an mich erinnert, nur die Aggressivität ist nicht meines, überhaupt nicht.

Aber sonst ist das meiner Story sehr ähnlich!

Seit wann ist das so? bei Ihm?

Schöne Grüße + viel Kraft!
Ich bin noch länger ON!

Henry
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susiq
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Re: Verzweiflung

Beitrag von susiq »

Hallo Henry!
DIe Diagnose lautet schwere ueberlastungsdepression. Ausserdem noch unterfunktion der schilddruese, die aber nun eingestellt ist.
Das Bier besorgt er sich auch selber. Das will er nicht, dass ich es hole. Wuerde ich auch nicht.
Mein Mann ist das typische Beispiel für jemandem, der irgendwann nicht mehr kann. Er hat anscheinend wenig Selbstwertgefühl, dadurch gemeint er muesse doppelt soviel arbeiten, das wiederum wird nicht honoriert. Das will man auch garnicht. er verausgabt sich und ist sehr idealistisch. Nun geht es soweit, dass er alle in seinen Beschimpfungen für faule Menschen haelt. Er schimpft ueber jeden und alles ist negativ oder er redet garnicht .
Er will und kann nicht mehr , laesst sich auch nicht helfen. Nun ist der Arzt mal wieder ein Idiot, weil er nicht seinem männlichen Bild entspricht. Dabei soll er erstmal zu Hause bleiben und dann eventuell in eine stationäre Klinik. Wobei ich sagen muss , waere ich er Wuerde ich mich einweisen lassen in eine gute Klinik.
Aber alleine die Krankheit akzeptiert er nicht. Weil passt nicht in sein denkbild. Maenner sind hart und gesund. Ich habe mich verliebt, weil ich seine sensibilität So sehr schaetze. Nun stellt sich raus, dass er gerade das an sich hasst.
Gestern hat er mir gesagt er Suche jetzt für sich einen weg und ich würde dann in Kenntnis gesetzt. Ich sage dann sag doch was , kann ich helfen ? Soll ich einen anderen Arzt suchen?
Heute wird es wieder ein schlimmer Tag werden, weil er morgen Arbeiten muss. Da hat er dann Erschöpfung und Panikattacken abwechselnd.
Wenigsten konnte ich erreichen, dass er die Tabletten weiter nimmt. Dafür hasst er sich aber auch.
Ganz furchtbar !
Wie schaffst du es denn ?
Liebe gruesse susiq
Susiq
pero
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Re: Verzweiflung

Beitrag von pero »

Hallo Susiq,
vielleicht braucht Dein Mann den totalen Zusammenbruch um zu erkennen das es so nicht mehr geht.
Ich kann seine Situation nicht beurteilen, aber ich kann sagen das ich auch erst zuhause bleiben konnte als es gar nicht mehr ging. Das war alles andere als gut, aber bis dahin habe ich mir auch nicht erlaubt "nicht zu funktionieren".
Ich habe erkannt wie meine Situation ist als ich über Depressionen/Burnout gelesen habe. Beim Lesen erkannte ich die beschrieben Gefühle/Ängste/Denkmuster in mir wieder. Dadurch habe ich langsam begonnen meine Depression an mir als Krankheit zu akzeptieren und nicht als persönliches versagen.
Eine Möglichkeit wäre vielleicht auf prominente Fälle von Burnout/Depression zu verweisen.
Der Fall Enke ist vielen noch im Gedächtnis. Will Dein Mann wirklich solange weitermachen? Ralf Rangnick hat die Notbremse gezogen, ist das etwas ein fauler oder erfolgloser Mensch? Die France-telekom ist ins gerede geraten weil dort vermehrt Fälle von Suizid aufgrund von Burnout aufgetreten sind. In Deutschland gibt es jährlich ca. 8000 Menschen die Ihr Leben wegwerfen aufgrund von psychischen Probleme. Sind das alles Versager?
Das würde ich ihm so nicht sagen, das sage ich Dir um vielleicht einen Ansatz für ein ruhiges, ersthaftes Gespräch zu finden.

Dir würde ich empfehlen etwas mehr Distanz einzuhalten.
Wenn er schimpft bleibe ruhig, verlasse den Raum oder gehe spazieren. Rede nicht dagegen, das bringt ohnehin nichts. Du wirst ihn wahrscheinlich nicht erreichen, jeder Versuch kostet Dich Kraft und zieht Dich runter. Das nützt weder Dir noch Deinem Mann.
Ich glaube das sensible Menschen anfälliger für Depressionen sind als "Rüpel". Daher glaube ich das er seine Sensibilität auch nach erfolgreicher Therapie behalten wird. Das ist also nicht Teil seiner Erkrankung, das ist ein Teil seiner Persönlichkeit.

Ich glaube das Du ihn nur erreichen kannst wenn ihr beide innerlich ruhig seid. Dann könnte man vielleicht ein offenes Gespräch führen. Wichtig dabei wäre es ruhig zu bleiben und keine Vorwürfe zu machen. Sprich über Deine Gefühle, Deine Ängste und den Wunsch ihm zu helfen, den Wunsch die Beziehung zu retten.
Sage ihm nicht was er machen soll, das muss er selbst erkennen. Biete Deine Unterstützung an, aber sage auch das auch Du Grenzen hast.

Und ganz wichtig. Denke auch an Dich, lasse Dich nicht runterziehen. Sprich mit einer guten Freundin, tausche Dich aus. Darüber sprechen hilft, auch wenn es auf den ersten Blick nichts bewirkt. Ich finde es befreiend wenn man Gedanken aussprechen kann, dadurch gewinne ich Sicherheit über meine Gefühle...

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft.

lg
pero
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3193e42
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Re: Verzweiflung

Beitrag von 3193e42 »

Liebe Susiq,

es tut mir leid, dir sagen zu müssen, das es bei mir so war, wie pero schreibt. ich musste erst ganz ganz unten sein. Erst die Vorbereitungen zu meinem vierten Selbstmord-Versuch, der keine Versuch mehr sein sollte, haben mich zum Umdenken gebracht.
Noch genauer, die finale Entscheidung es zu tun, und die Nacht, in der ich noch einmal alles bedenken, und prüfen wollte, ob ich auch nichts übersehen oder vergessen hatte. Alle Vorbereitungen auch wirklich abgeschlossen waren, und in dieser Nacht, habe ich durch eine Art Tagtraum, in meine eigene Zukunft gesehen. Ich sah mich Tod, und dann die große Trauer, und das unlinderbare Leid, das ich meinen Lieben damit zufüge. Die klaffende Wunde, die ich doch zu schließen glaubte, durch meine endgültige Befreiung der Familie von mir.

Ich war vorher durch die Krankheit wirklich und völlig ernsthaft davon überzeugt, ich würde Gutes tun, wenn ich mich endlich von der Bildfläche verabschiede.

Danach konnte ich dieses kleine Loch in der Depression, durch das ich die Wirklichkeit gesehen hatte, immer weiter öffnen, denn ich spürte, das Depression das Bild auf die Wirklichkeit völlig verzerrt. Das was wir kranke für absolute Wahrheit und unumstößlich halten , ist in Wahrheit nur eine kompliziertes und Labyrinth-artiges Gefühls-Gespinst in unserem Kopf.

Ich hatte kurz die Chance das zu erkennen, und dadurch das völlig Falsche an der Depression zu verstehen. Dadurch konnte ich dann Schritt für Schritt aus dem Dunkel hinausgehen. Das war vor ca. 3 Monaten.

Die gute Message für Dich ist also, es gibt Hoffnung, die schlechte ist, von Außen weiß man nie so genau, wo der betroffene wirklich steht. Jemand, der das schon einmal durchgemacht hat, der versteht das natürlich etwas besser.

Dein Mann scheint noch nicht ganz unten zu sein, weil noch Arbeiten zu gehen, ist eine enorme Leistung für einen Depressiven, die Panikattacken, zeigen, wie sehr es ihn belastet, aber sich dennoch überhaupt dazu durch zu ringen, ist eine riesige Leistung.

Selbstwert heißt ja, Zuversicht, Hoffnung, Motivation sowie Durchsetzungsvermögen zu haben. Bei jedem Depressiven, ist der Selbstwert sehr weit unten, oder gar völlig bei Null.

Bei Ihm scheint das noch nicht so weit zu sein, er bezieht ja auch scheinbar eine gewisse (wenn auch negative) Energie aus dem sich Aufregen über Gott und die Welt. Wie ich schon geschrieben habe, kenne ich das nicht, das ist aber einfach eine Charakterfrage. Nicht das er einen schlechten Charakter hat, und ich einen guten! Nein! Man soll sich in diesen Dingen nicht vergleichen! Er ist eben der etwas kämpferische Typ.

Ei ist leider so, das Du durch diese Zeit durch musst. Ich darf Dir aber Mut machen, und Dir einmal von der Seite eines Betroffenen sagen, das es eine so phantastische, tolle, liebevolle, menschliche, knuddelige, verständnisvolle, aufreibende, erhebende, manchmal verzweifelte, einmalige, überaus schöne, unendlich wichtige Sache ist, zu dem Betroffenen zu stehen (obwohl er es gar nicht will, aber eben weil er eigentlich schützen will, und sich nicht selbst helfen kann, und ihm nicht besseres einfällt, als sich immer weiter in sich selbst zurück zu ziehen)!

Kopf hoch, Du schaffst das, ich spüre deine große und starke Kraft, und der Wille, deinem Mann zu helfen, ist stärker als alles andere!



Henry
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susiq
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Re: Verzweiflung

Beitrag von susiq »

Pedro und Henry ! Ein riesiges danke an Eure offenen Worte.
Er hatte schon einige zusammenbrueche und war auch mal ne Woche zu Hause. Dann wird es noch schlimmer. Ich persönlich sehe es genauso wie Ihr. Es geht ihm schlecht aber anscheinend ist genau seine Liebe zu mir auch Halt sowie auch das Problem. Passt nicht in sein Bild. Dabei habe ich ihn nur darum gebeten zu glauben er muesse der starke Mann sein. So sage ich es ihm auch ganz lieb und ruhig! Kommt aber nicht an.
Ich stecke auch Grenzen, sage auch ich bleibe auch in schweren Zeiten , nur nicht auf Dauer, wenn du trinkst oder keine Hilfe annimmst. Ich bin nicht selbstzerstoererisch genug mich von meinem Mann mit Aggressivitaet ueberhaeufen zu lassen. Das sagte ich an heiligabend , heute nun war er freundlicher.
Nun dann kann ich also nur warten was nich alles kommt, Grenzen ziehen . Aber das ist trotzdem schwer ihr Lieben. Mein Herz bricht auch und nicht immer kann ich mich voll und ganz entziehen. Somit sind die vielen schlimmen Tage auch für mich sehr schwer.

Ich danke euch aber allen nochmal sehr.
Schläft gut und Hut ab vor euch
LG susiq
Susiq
pero
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Re: Verzweiflung

Beitrag von pero »

Hallo Susi,
>Mein Herz bricht auch.

Lasse das nicht zu. Er ist nicht gegen Dich, er kämpft gegen seine eigenen Dämonen und Du bist dafür (leider) teilweise die Projektionsfläche.


lg
pero
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adore
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Re: Verzweiflung

Beitrag von adore »

Hallo Susi!
Wenn ich Deinen Beitrag vm 30.11.11 lese, kommt es mir vor, als wenn Du von meiner Situation berichtest.
Auch der Zeitpunkt der Erkrankung, kurz nach dem Urlaub, wo noch alles okay war, sowie der Verlauf( permanente Müdigkeit gefolgt von Schlaflosigkeit, Panikattaken, Ängste vor dem Alleine sein, Lustlosigkeit, Interessenlosigkeit,Kraftlos)ist sehr gleich.
Jetzt hat er sich komplett von mir zurückgezogen, gibt mir teilweise die Schuld an seiner Krankheit, nichts habe ich richtig gemacht, ich ziehe ihn nur runter... dabei möchte ich nur eins, ihm helfen.Aber er lehnt jegliche Hilfe komplett ab.Nur er selber, sagt er, kann sich helfen.
Ich bin teilweise so verzweifelt und weiß oft nicht, was ich machen soll.Tue ich nichts, habe ich das Gefühl, ihm in Stich zu lassen.Und wenn ich was tue, ist es nicht richtig.
Ich war vor einer Woche für 3 Stunden bei ihm, als ich zu Hause war, habe ich 2 Tage gebraucht, um aus seinem Sog der Tostlosigkeit und Hoffnungslosigkeit rauszukommen.
Man muss aufpassen ,das man nicht angesteckt wird.Es ist gefährlich.
Bewahre einen gewissen Abstand für Dich selbst und zeige ihm, das du für ihn da bist.
Man muss jonglieren sonst verliert man schnell das Gleichgewicht.....
Ich weiß, wie Du dich fühlst.
lg
susiq
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Re: Verzweiflung

Beitrag von susiq »

Hallo an alle !
Tja wie ich mich fuehle ? Furchtbar. Wie in einem Alptraum!! Da wir zusammen wohnen und den gleichen Arbeitgeber haben fahren wir auch zusammen. Nur ich fuehle mich wohl auf der Arbeit,weil ich das alles nicht so ernst nehme.
Ich war mal vor einigen Jahren schwer krank , habe auch mal dem Tod kurz guten Tag gesagt und mir geschworen, dass ich manches nicht mehr an mich ran lasse. Sprich ich kann manches so abfedern, dass ich mir die Laune nicht verderben lasse. Aber ich stehe jeden Tag auf und muss mich neu motivieren. Mal lacht er zwei Minuten und dann schwupps ein Scherz von mir und alles ist vorbei. Und nicht immer stecke ich das alles weg . Manchmal bin ich sauer auf das Leben oder manchmal auch auf ihn. Er tut mir leid aber wenn ich gute Laune habe und er spricht nicht den ganzen Tag oder nur immer wieder Arbeit und mist leben dann bin ich such mal sauer und traurig. Habe ihm auch gesagt ich kann nicht alle meine Freunde abschaffen. Auf keinen Fall ! Die sind mein Ausgleich. Und sollte er mich verlassen, weil ich auch raus gehe dann kann ich ihm nicht helfen. Ich denke auch sehr oft er Wuerde such oft wuenschen ich Wuerde gehen. Sobald ich das merke sage ich ihm das auch knallhart ins Gesicht. Was er denn alleine will ? Jeden Abend statt Tabletten Bier trinken ? Dann wieder arbeiten und auf der Arbeit sterben, was ebenfalls niemanden jucken Wuerde? Dann schaut er mich an und ist stinkig ohne Ende ! Klar weil das Wuerde er gerne. Ich sage dann aber auch : hier steht eine Frau , die hinter Dur steht , mit der du die Chance hast auf ein schoenes Leben . So wie du das Dir immer gewünscht hast. Ich gehe den Weg mit Dir so wie du es willst , nur gehe einen ! ! Wenn du 5 Wochen krank bist egal , solltest du viel laenger brauchen auch gut. Auch mit Krankengeld schaffen wir es . Hauptsache bist du , du bist es wert ! Aber auch du hast es un der Hand ! Nun ist er besser drauf . Denkt nach .... Bier gibt es statt 6 nur noch 1 - 2 am Tag.
Nun ich mache Sport oder jogge. Und werde weiter meine Freunde treffen und an seiner Seite stehen auch wenn es super schwer ist.
Wie sind eure Partner damit fertig geworden oder werden es noch ?
Danke für eure Geschichten. Jetzt fuehle ich mich nicht mehr so alleine
Susiq
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Re: Verzweiflung

Beitrag von 3193e42 »

Liebe Susiq!

Moment, Moment? Was sagt du ihm, und aus welchem Grund?

Was Peros sagt ist VÖLLIG richtig, lass die Depressions-Aussagen NICHT an dich heran. Sie sind alle unter dem Aspekt der Depression gemacht, und deswegen nur sehr bedingt gültig.

Ich gebe Dir ein Beispiel.

Ich hatte heute meinen ersten depressiven Rückfall, und habe KEINE Ahnung woher das kam, bzw. bin dabei es so langsam zu verstehen.

Gestern war mein 2ter Tag zuhause, nachdem meine Frau ja vorher die Beziehung beendet hatte, und wir dann glücklicherweise wieder zusammen gefunden haben.

Gestern war der Tag, an dem unsere ältere Tochter mit Mann auch dazugekommen ist. Bei der schönen und lustigen Feier, zusammen mit der Oma, waren also 3 Generationen glücklich vereint. Wir hatten eine tollen 2ten Feiertag mit viel Spaß und Geselligkeit, Harmonie und Liebe, tollem Essen und sehr ausgesuchten persönlichen (und überhaupt nicht teuren) Geschenken!

Ich bin erst spät zu Bett, weil ich nicht müde war. Erst gegen 3 Uhr und habe bis 11:15 fest geschlafen. Nachdem ich aufgewacht war, hatte sich etwas verändert.
Ich fühlte mich unwohl, und war nicht gut "drauf". Mehrere Gedanken schwirrten in meinem Kopf, "was will Sie denn mit Dir", "Sie hat dich ja sowieso schon aus Ihrem Leben entfernt" etc.

Festgemacht habe ich das an dem tatsächlichen fehlen von "Lebenszeichen" von mir im gesamten Haus. Im lauf der letzten Monate (nicht erst seit ich ausgezogen bin), wurden "meine" Dinge zu Seite oder weggeräumt. Im Moment erinnert nichts an die Tatsache, das ich einmal in diesem Haus gelebt habe.
Außerdem hat meine Frau bisher noch nichts dazu gesagt, wie Sie sich die Beziehung weiter vorstellt. Ich bin also weiterhin "nur auf Urlaub" hier. Das kann man auch an solchen (bedeutsamen) Kleinigkeiten ablesen, dass JEDER einen Schlüssel zum Haus hat, außer mir. Ich hatte meinen Schlüssel absichtlich abgegeben, als ich ausgezogen bin, um meiner Frau zusätzliche Sicherheit zu geben. Ich könnte nicht einfach bei Tag oder Nacht in Das Haus kommen. Das war zu Ihrem Schutz gedacht, das es sich "gegen" mich richten könnte, habe ich nicht angenommen.

Mein Unterbewusstsein, hat das ganz zielgerichtet aufgenommen, und daraus auf ein "abservieren" geschlossen. Ich habe noch mit niemandem darüber gesprochen. Habe den Tag über viel geschlafen, und wenig gesprochen. Meine Frau hat natürlich gemerkt das etwas nicht stimmt, wenn ich den ganzen Tag in meinem Zimmer bleibe.
Aber Sie hat natürlich keine Ahnung, welche komplexen Überlegungen in mir abliefen.
Mittlerweile, ist das schlimmste vorbei, und jetzt da ich hier schreiben, weiß ich, das ich einen depressiven Rückfall erlitten habe, und alle einzelnen Dinge, die mir aufgefallen waren, für sich einzeln genommen, lediglich Zufälle, unbedeutsam oder unachtsam sind. Ich, bzw. mein "depressive Ich" hat daraus einen Angriff, eine abgesprochene Sache gemacht. "Ich werde schon bald erfahren, das ich wieder zu meinen Eltern geschickt werde.", so dachte ich.

So kann also aus tatsächlich völlig nichtigen Einzelheiten, unser immer nach Vernetzung prüfendes Gehirn, Vernetzungen vermuten, bzw. herstellen, wo gar keine sind.

Prof. Dr.Dr. Manfred Spitzer hat viel kluges zu diesem Thema gesagt,ein Beispiel,

http://www.youtube.com/watch?v=mVQ0tB2GygY

Wir Depressive grübeln ja viel, sehr viel, dadurch rauben wir uns, siehe Spitzer, der guten Entscheidungen. Wir "zer-denken" alles, bis nur noch etwas übrig bleibt, das gut ist, um sich schlecht zu fühlen!

Liebe Angehörige, lasst euch nicht von der Depression einfangen, sie Gaukelt uns allen etwas vor! Depressive Menschen, sind nicht sie selbst, sie sind krank (im Sinne von hilfebedürftig, von manchmal nicht ernst zu nehmen, von nicht so, wie sie manchmal scheinen!)

Es kann das einige davon überzeugen, den Weg mit dem Betroffenen zu gehen. Denn was ich hier schreiben, ist genau so passiert, nicht beschönigt und nichts ausgelassen!

Ich wünsche Euch viel Kraft, und den Mut, eine Entscheidung für die Partnerschaft, und für den Betroffenen zu fällen!

Henry
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susiq
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Re: Verzweiflung

Beitrag von susiq »

Lieber Henry ,
Ich kann dich sehr gut verstehen ! Absolut ! Das USt auch nicht nur deine Krankheit, sondern haette jeden getroffen! Klar fuehlst du dich gerade ausgeschlossen! Ich schicke Dir nun mal viel Kraft deine gruebeleien weit weg zu schieben! Kannst du nicht statt schlafen und gruebeln dich in Sie Natur begeben? Spazieren gehen oder langsam joggen? Vielleicht Wuerde das ha ablenken! Wie auch immer hast du ja herausgefunden wieso. Und Stabilität ist wichtig im Leben.
Ich danke Dir sehr für deine offene Teilhabe an deinen Gedanken. Hilft mir sehr.
Ich sage ihn das , wenn er mal wieder aggressiv zu mir wird ohne ersichtlichen Grund und gehen will. Dann sage ich das mit dem Bier usw.
Und ich sage auch wie verzweifelt ich bin.
Weisst du aber was schlimm ist ? Er macht damit etwas aus mir was ich nicht bin. Ich bin ein freundlicher Mensch und dann boese zu werden ist für mich schlimm und macht mich traurig und das will ich nicht.
Boese Worte verletzen Menschen und das liegt nicht in meiner Natur.
Nun ich weiss nicht wie man das aushaelt. Immer kann man doch nicht sagen , geht mich nichts an . Er ist krank. Er muss auch merken so geht es nicht ! ! Oder wie geht man damit um ?
Ich muss ja auch alles was richtig Spaß macht alleine machen. Und er sieht das nicht ein. Verstehst du wie ich das meine ? Ich habe das Gefühl er will mich provozieren, damit er endlich alleine ist. Ich bin aber bockig und sage ihm: ich Liebe dich und du musst auch dran arbeiten, damit wir zusammen einen Weg finden. Meist Tage spaeter kommt was an .
Aber er muss dringend einen Therapeuten aufsuchen. Nun auch da hat er sein Tempo. Das habe ich verstanden und ist ja auch gut so ....
Lieber Henry wie geht es Dir denn heute nach allen Gedanken?
LG susiq
Susiq
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Re: Verzweiflung

Beitrag von 3193e42 »

Liebe Susiq!

Vielen Dank für die guten Wünsche + freundlichen + lieben, mitfühlende Worte + Gedanken.

Mit geht es seit gestern Abend wieder gut. Leichte Nachwehen habe ich im Griff. Die depressive Phase ist auf jeden Fall überwunden.

Die einzigen Dinge, die besonders waren, war der Alkohol und die Tatsache, das ich seit 3 Monaten zum ersten Mal wieder zu hause geschlafen habe. Wie so oft, wird es ein Mix aus den Dingen sein, die passiert sind. Ich vermute auch, dass der Alkohol (3 Flaschen Bier) den ich zum ersten Mal, seit ca. 1 Jahr getrunken habe, die Sache zumindest gefördert bzw. beschleunigt hat.

Ich habe den Tag über viel geschlafen, was ich auch brauchte, da ich kaputt war, obwohl ich mich natürlich körperlich gar nicht angestrengt hatte. Am Abend habe ich dann etwas körperlich gearbeitet und mir in Ruhe Gedanken (keine Grübelei! ) gemacht. Dadurch habe ich erkannt, was mir Probleme machte und habe das dann auch hier und in meinem Blog geschrieben. Heute Vormittag, werde ich mit meiner Frau darüber sprechen.

Du kennst die Problematik von uns Depressiven, uns einen Ausweichmechanismus zu suchen, der uns von dem Dilemma ablenkt? Das kann Alkohol, Drogen, Sex, PC oder jedes andere suchtartige Verhalten sein.

Wo es bei deinem Mann hingeht ist ja klar.

Wie ich dir bereits geschrieben habe, und das war immer absolut ehrlich gemeint, finde ich es toll, wie Du mit der ganzen Sache umgehst. Mir ist klar, das Du aus der Liebe zu Ihm Kraft ziehst, und das es gerade das ist, was er kaputt macht, wenn er dich im unklaren lässt, oder Du meinst, er wolle sich trennen. Das erzeugt auf Dauer ein zerrissenes Verhältnis, was Beiden nicht gut tut.

Deswegen ist es ev. gut, sich selbst einen Mechanismus zu überlegen, der die Krankheit immer vor Augen führt, was im Alltagsleben ja leicht mal untergeht.

Ratfragender hat das so schön beschrieben, mit der Koma-Patientin!

Ich meine damit, er geht arbeiten ("normal"), er lebt mir dir zusammen ("normal), er trinkt abends Bier ("normal", ok ev. nicht, aber wenn jeder der abends Bier (Alk.) trinkt "unnormal/krank" wäre, dann könnten wir Deutschland zumachen).

Meine Erfahrung ist, klare Forderungen stellen, die sich aus/mit der Krankheit begründen.

- Therapeut
- Suchteinschränkung oder Vermeidung (was du mit der Mengenbegrenzung ja bereits sehr gut gemacht hast, wenn ich das richtig verstehe).

Bei der Aufstellung und Einhaltung der Forderungen unterstützen.

Beispiel, morgen ist Therapiestunden, du kannst dann auf ihn zugehen und etwas sagen in der Form "ich habe das Gefühl, du tust dich schwer mit dem Termin morgen, ich möchte Dir gerne helfen, was kann ich tun." Sich nicht von den ersten Ablenkungsmanövern einlullen lassen, das kommt nämlich erst mal nur heiße Luft nach dem Motto, "alles Klar, ich schaffe das ", oder "Nö, wie kommst du denn da drauf", ggf. die Frage in der Ich-Form wiederholen. Alles braucht länger bei uns, alles ist oder kann schwierig sein.

Hoffe, das hilft Dir wieder ein Stück weiter, jedenfalls hat mir Dein Posting sehr geholfen!

Henry
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susiq
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Re: Verzweiflung

Beitrag von susiq »

Hallo Henry!
Ich wuensche Dir, dass du ein gutes Gespraech hattest und es Dir nun stabil besser geht.
Natürlich helfen deine Worte sehr , Sie offenbaren mir viel und gerade deswegen bin ich Dir auch sehr dankbar.
Es ist für mich als Angehoerige einfach sehr schwer, weil ja auch der Alltag weiter geht und sei es einkaufen. So banales was alles an mir haengt. Und in seinen tiefen schlimmen Phasen kommt das noch oben drauf.
Und mein Gespraechspartner ist weg. Ich kann nichts erzaehlen, weil er ist dann ueberfordert und reagiert teilweise voellig ueber. Das schlimmste aber ist dann sein aggressives wegschieben!! Sein Hass auf sich selber spiegelt sich in seinem ganzen Verhalten wieder .
Da immer die Grenze zu ziehen ist schwer. Ich musste lernen das alles anzunehmen. Und das gelingt mir auch nicht immer .... das hat er mir dann auch vorgeworfen..... Ich aber habe dann erwidert, dass ich nicht perfekt bin auch nicht sein will und er in einer Therapie lernen Wuerde mit sich umzugehen.
Nun das ist der Schritt, der mir fehlt. Endlich sich um einen Platz für ne Therapie bemühen. Habe viele rausgesucht und ihm gegeben. Reaktion ist fast null. Mal einen angemailt. Das war es.....
Ich weiss er hat sein Tempo. Nur ich sage dann auch, dass er doch nur anrufen muss und wenn er dann in Wochen oder Monaten erst Termin hat und will nicht mehr , kann er doch absagen.
Mache ihm Mut und sage auch ich gehe mit wenn du magst. Gestern noch habe ich gesagt, dass er den Weg nicht alleine gehen muss.
Gelernt habe ich nun auch für mich meine Dinge zu tun, die mir gut tun und das er auch alleine sein kann.
Es bleibt aber trotzdem schwer
Meine Freunde wundern sich doch auch. Bis auf 4 Wissen es alle nicht. Da komme ich dann alleine. Viele denken er will Sie nicht und zum Teil ist das auch so. Plötzlich sind Menschen doof. Und dann beschimpft er die in Gespraechen mit mir. Mit sehr ausfallenden Worten. Das kann ich kaum ertragen und bleibe ruhig und sage, dass alle Menschen auch Fehler haben und auch nicht jeder der Tiefgreifende superfreund sein muss. Das es für mich auch Bekannte gibt mit denen ich z.b. ins Theater oder Kino gehe und einfach lustige Momente. Nicht mehr oder weniger.
Weisst Du ich gehe gerne auf Menschen zu , Zuhause heisst auch tueren öffnen und Verschiedenartigkeit macht das Leben aus . Für ihn nun nicht . Horizonterweiterung ist seine schlimmste Vorstellung nun , meine nicht . Da ist nun die Balance schwer bis garnicht zu finden.
Nun es ist halt sehr schwer, wenn auch der andere den Weg der Hilfe nicht gehen will.
Mal sehen wie ich diese Herausforderung meistern soll.
Meine Grenzen bei aggressiven Ausbruechen liegen allerdings sehr niedrig. Das kann und werde ich nicht ertragen.

Aber zu Dir. Ist es denn positiv für dich ausgegangen? Deine Frau muss ja auch eine Liebe sein wie kommst du so parat?
Ich wuensche Dir weiterhin viel Zuversicht, viele Erkenntnisse zwischen Krankheit und Realität und gesundheitliche Kraft Rückschläge zu ertragen .
Und die Kraft anderen die Krankheit zu erklaeren. Das ist mutig ! Nur Offenheit laesst auch andere Verständnis aufbringen!
Ich bin froh darueber....
Dir und allen anderen einen schoenen Tag mit kleinen liebevollen Gesten.
Alles Liebe susiq
Susiq
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Re: Verzweiflung

Beitrag von 3193e42 »

Liebe Susiq,

hoh hey, hossa die letzten drei Tage wären ausreichend für ein paar Jahre Depression.

Also am Dienstag hatte ich den Kurzen Rückfall, der mich tatsächlich über Nacht überraschte. Am Montag Abend war wirklich noch alles ganz in Ordnung, Feier mit der Familie, viel Spaß. Dann dieser Rückfall, den ich erst mal durch viel Schlaf tagsüber, und Verarbeitung am Abend gut überwunden habe. Ohne die Familie abzunerven. Die habe es natürlich mitbekommen, habe auch gesagt, dass es mir nicht gut geht, ich würde es als eine leichte bis mittlere depressive Stimmung bezeichnen. Ich weiß nicht, warum es aus dem Unterbewusstsein kam, und was es ausgelöst hat. Ich war natürlich überrascht, weil ich das noch nicht erlebt hatte. Stimmungswechsel ja, aber über Nacht, im Schlaf? War mir neu!

Am Mittwoch hat meine Frau mir dann Morgens eröffnet, Sie müsse dann noch mit mir reden, am Abend in Ruhe, und es würde mir sicher nicht gefallen.

Ich konnte Sie dann dazu bewegen, dass wir uns bereits am Nachmittag in Ruhe zusammen gesetzt haben. Sie hat mir dann eröffnet, das es einen anderen Mann gab, während der Trennungsphase, und unter welchen Bedingungen Sie mit mir zusammen leben will.

Ich konnte das alles akzeptieren, natürlich ist die Affäre mir nicht leicht gefallen, aber es war während der Trennung, und mir steht darüber kein Urteil zu, außer das es mir leid tut, das es so weit gekommen ist. Sie hatte jedes Recht dazu, zu tun was Sie will.

Am Donnerstag, hat Sie mir dann eröffnet, dass Sie sich trennen will, weil ich ja doch immer wieder depressiv würde, und Sie das nicht aushalten könne, dass ich sie ja auf jeden Fall wieder enttäuschen würde. Das könne sie auf keinen Fall aushalten, und deswegen wäre Schluss. Wenn ich in diesem Moment, den aufkommenden Gefühlen Luft gelassen hätte, wäre ich (vermeintlich zu Recht) schreien aus dem Haus gerannt. Hätte meine Frau für verrückt erklärt, die sich erst trennen wollte, dann nicht, dann doch, dann nicht, um am Schluss dann doch.
Das war anstrengend, das kann man sicher nachvollziehen.

Nach einigem hin und her, habe ich ihr ca. 2 Stunden lang, noch einmal meine Story erzählt, und ihr noch einmal mein Sicht verständlich gemacht.

Sie hat dann erst einmal Abstand von ihrer Position genommen, ist aber weiterhin skeptisch, das merke ich ihr an.

Ich stehe also gewissermaßen auf Abruf, was das gemeinsame Zusammenleben angeht. Ein nicht sehr schöner Zustand, aber gegen die Höhen und Tiefen, die meine Frau derzeit durchmacht, sind das Peanuts. Ich kann mit diesem emotionalen Stress auch sehr viel besser umgehen, als Sie. Sie ist in Ihrer Selbsterfahrung und Selbsterkenntnis, einfach noch nicht so weit, und ich kann dort viele "Reserven" aktivieren.

Es bleibt also spannend!
Und ich meine das wirklich so, im ersten Moment, blieb mir auch die Luft weg, aber ich habe mich danach sehr schnell entspannt, in mich gehört, und wusste wie ich reagieren musste, um Ihr die Möglichkeit zu geben, das Beste aus der Situation zu machen.


Ganz liebe und herzliche Grüße!

Henry
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Re: Verzweiflung

Beitrag von susiq »

@henry
Puh! Das war ja ne achterbahnfahrt mit looping!
jeden Tag was neues! Und ich kann deine Frau sehr gut verstehen! Liebe heisst vertrauen. Aber genau dieses Vertrauen kann ein Depressiver ja verletzen. Das tut weh und beim Erlebten weiss man oft nicht zu unterscheiden ob das nun wirklich der Mann , der liebt gemacht hat oder der der depressiv ist.
Du aber hast ja eine
Menge Kraft und Geduld und ein sehr großes Herz.
Vorallem hast Du Verstaendnis auch für dein Gegenueber. Das zeichnet dich wohl aus. Es spricht ja auch dafür , dass du wohl auch eine Menge gelernt hast und annimmst. Somit gehst du einen guten Weg !

Ich druecke Dir die Daumen und weiterhin viel Kraft!
Alles Liebe und Gute und rutsche gut rein

Bus naechstes Jahr
Bin echt auf deine weitere Geschichte gespannt!
Susiq
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Re: Verzweiflung

Beitrag von wiwi »

hut ab henry das klingt ganz schön heftig. ich finde es toll wie du das löst.

"Also am Dienstag hatte ich den Kurzen Rückfall, der mich tatsächlich über Nacht überraschte. Am Montag Abend war wirklich noch alles ganz in Ordnung, Feier mit der Familie, viel Spaß. Dann dieser Rückfall, den ich erst mal durch viel Schlaf tagsüber, und Verarbeitung am Abend gut überwunden habe. Ohne die Familie abzunerven. Die habe es natürlich mitbekommen, habe auch gesagt, dass es mir nicht gut geht, ich würde es als eine leichte bis mittlere depressive Stimmung bezeichnen. Ich weiß nicht, warum es aus dem Unterbewusstsein kam, und was es ausgelöst hat. Ich war natürlich überrascht, weil ich das noch nicht erlebt hatte. Stimmungswechsel ja, aber über Nacht, im Schlaf? War mir neu!"

ich kenne das sehr gut. einen tag so den anderen so, irre anstrengend. im grunde für beide seiten, aber für den betroffennen sicher noch ein dickes stück mehr. mir tut es unendlich leid ihm da nicht helfen zu können. mich stört es null das wir nicht silverster feiern, für mich ist es auch der tiere wegen eh nie eine feier, ich bin froh wenn sie es relativ angstfrei überstehen. aber er findet sich langweilig und macht sich vorwürfe. nun hab ich gesagt es ist auch ok wenn er ins neue jahr schläft und das ist es auch für mich.
mich machts nur traurig so hilflos zu sein.

alles liebe für euch und einen guten rutsch.

liebe grüße,
wiwi
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Re: Verzweiflung

Beitrag von 3193e42 »

Liebe susiq + wiwi + alle anderen!

Vielen Dank für die Unterstützung. Ja, ich habe meine Frau verletzt, obwohl ich Sie nicht verletzen wollte + obwohl ich Sie nicht bewusst verletzt habe. sondern als Depressiver. Diese Unterscheidung ist aber nur möglich, wenn sich jemand mit dem Thema gut und intensiv auseinandergesetzt hat.

Es geht mir hier überhaupt nicht um Fingerpointing oder eine moralische Überhöhung von der einen oder anderen Gruppe.

Ja es ist so, immer dann, wenn meine Frau/Familie glaubte, Sie würden mich durch Aussagen oder Dinge gefährden, waren Sie sehr hilfsbereit und vorsichtig. Immer dann, wenn Sie eine stabile Situation bei mir vorfanden, wurden die eigenen Interessen und Bedürfnisse entsprechend größer. Ich kann das nachvollziehen, da die Länge der Krankheit, eine Art Dauerstress verursacht, der nur sehr schwer zu verarbeiten ist. Das will sich Luft machen, sobald eine Besserung in Sicht ist. Ich habe daraus gelernt, das meine größte Schwäche, meine größte Kraftquelle ist. Wenn es meiner Frau so schlecht geht, dass Sie voller Verzweiflung den Zeitpunkt einer Besserung herbeisehnt, um sich etwas Raum und Luft zu verschaffen, dann muss ich mich nicht wundern, wenn genau das passiert. Klar könnte ich jetzt hingehen, und auf meinen "Status" pochen. Ich bring erwiesenermaßen Krank, also bin ICH das OPFER, also bedauert gefälligst mich. Ich habe natürlich Rechte, aber jetzt ist meine Frau mal dran, etwas gepflegt zu werden.

Da stehen bei mir 4 Jahre auf der Uhr, und bei Ihr 0. Ich meine das nicht in der Form eine genauen Aufrechnung a la Excel-Sheet, aber es zeigt das Verhältnis, die Zeit, in der Sie für mich da war. Ich konnte Ihr noch nichts davon zurück geben.

Sie hat es aber verdient, jetzt endlich etwas durchatmen zu können. Ich werde Sie dabei tatkräftig unterstützen.

Allen Betroffenen und Angehörigen, Familien und Freunden wünsche ich eine depressionslose Zeit!


Henry
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Re: Verzweiflung

Beitrag von susiq »

Lieber Henry !

Ich ziehe den Hut vor Dir ! so wie du das beschreibst es es wirklich ! Toll wie du das alles siehst und machst. Und wie gesagt : deine Offenheit traegt enorm zur Aufklärung bei !!
Die wuensche ich 2012 viele Liebe Momente und weiterhin die Kraft so damit umzugehen! Und ich hoffe du bist gut reingerutscht!

Alles Liebe
Susiq

@wiwi ich finde reinschlafen Auch nicht schlimm.
Hoffe du konntest auch gut schlafen und deine Tiere sind nicht jeck geworden.
Susiq
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Re: Verzweiflung

Beitrag von wiwi »

wir haben letztlich ein paar filme geschaut. sehr laut so das die tiere kaum etwas mitbekommen haben. für mich war es absolut fein und ok so, ich glaub er ist sich nicht sicher wie ich das fand und sein heutiges verhalten irritiert mich... und natürlich auch wieder nicht.
ich hab nur das gefühl alles was ich sage kommt falsch an und haut ihn wieder runter in sein loch.
und wenn es nur ist, ob er auch ein frühstück mag.

@henry: wie ist das bei dir, magst du dann am liebsten nichts gefragt werden oder magst du nach wie vor einbezogen werden auchw enn du auf alles nein oder weiß nicht sagst?
ich bin mir heute mal wieder sooooo unsicher was tun. das strahle ich sicher auch aus.

danke euch das man hier schreiben kann.

liebe grüße,
wiwi
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