Spirituelle Krise

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aw510

Spirituelle Krise

Beitrag von aw510 »

Ich habe mit 40 Jahren eine Depression gehabt, kurzzeitig auch Medikamente bekommen, aber überhaupt nicht verstanden, warum ich eine Depression bekommen habe. Mit 65 Jahren – 2005 - erlebte ich eine Psychose. Und jetzt habe ich verstanden! Da ich ein Leben lang ein religiöser Sucher war, mich mit Zen-Buddhismus und C. G. Jung beschäftigt habe, sah ich meine Erlebnisse in diesem Horizont. Bei C. G. Jung heißt dieser Prozess, um den es im Leben überhaupt geht, Individuation. Dadurch hatte ich ein Vorbildung und glaubte, darüber schreiben zu müssen, was ich auch in vielen Veröffentlichungen getan habe.
Inzwischen, also jetzt 6 Jahre später, bin ich überzeugt, die Hintergründe von Psychose und Depression zu kennen und versuche, mein Wissen Betroffenen mitzuteilen.
Unsere Gesellschaft wäre nicht so wie sie ist, wenn meine Sicht bei allen auf uneingeschränkte Zustimmung stoßen würde, anders gesagt, es wird mich nicht wundern, wenn kaum jemand mit dem, was ich zu sagen habe, etwas anfangen kann. Dennoch glaube ich, dass es einige geben könnte, und an die wende ich mich.
In einem neu erschienen Buch von Eveline Blum „Statt Gizeh kam die dunkle Nacht“ steht der Satz: „Wahrscheinlich ist jede Krankheit eine spirituelle Krise.“ „Die dunkle Nacht“ ist der Titel eines Buches von Johannes vom Kreuz (17. Jhd.), der meines Wissens als erster das beschrieben hat, was heute als Depression bezeichnet wird.
Ich sehe heute Psychose und Depression als Ausdruck einer spirituellen Krise – nicht bei allen natürlich, aber doch bei viel mehr, als gemeinhin angenommen wird, so überhaupt ein Verständnis dafür vorhanden ist. Der Artikel über Depression in der Apothekenumschau vom 15.11.11, durch den ich auf dieses Forum gestoßen bin, bestätigt meine Auffassung: von Spiritualität ist mit keinem Wort die Rede.
Ich versuche jetzt kurz anzudeuten, worum es dabei geht: Wir leben im Ich, wir sind ich, d. h. ein Mensch, der glaubt, mit seinem Verstand und seinem Willen das Leben meistern zu können. Wir fühlen uns als Herr über unser Leben und glauben Kontrolle darüber zu haben; auch die Natur und unser gesellschaftliches Leben glauben wir kontrollieren und nach unseren Vorstellungen und Wünschen gestalten zu können. Und das ist ein ganz grundlegender Irrtum, aber das können wir nicht sehen, obwohl wir sowohl im Großen – man sieht ja heute das Desaster in Politik und Wirtschaft – wie auch im Kleinen – dass Partnerschaften kaum noch funktionieren – scheitern.
Wer von einer Depression betroffen wird beginnt zu begreifen, dass er eben nicht Herr über sein Leben, nicht Herr über sein Denken und seine Emotionen ist, denn jetzt befindet er sich in einer Hilflosigkeit, die er so bisher nicht erlebt hat. Es entgleitet ihm all das, was er bisher als festen Bestandteil seines Lebens und ihm zur Verfügung stehend erlebt und gedacht hat. Auch das war ein Irrtum, wie sich jetzt zeigt. So ist also einer, dem eine Depression widerfährt, in einer außerordentlich glücklichen Lage (was wohl die meisten entrüstet zurückweisen werden): Er ist dabei zu begreifen, dass er bisher eine völlig falsche Sicht der Dinge gehabt hat, auch wenn die Mehrheit der Menschen genau diese Sicht für richtig hält – gerade im Westen, in den östlichen Kulturen (die vom religiösen hinduistischen und buddhistischen Denken doch noch stärker geprägt sind) sieht es etwas anders aus.
Deshalb ist Depression in manchen Fällen keine Krankheit – entgegen der Behauptung des Psychiaters Prof. Ulrich Hegerl in der Südd. Zeitung vom 23.11.11 -, sondern der Tiefstpunkt menschlicher Existenz, der damit zu einem Umkehrpunkt werden und zu einer völlig neuen Sicht des Lebens führen kann.
Ich höre jetzt auf, denn ich sagte ja, dass ich es nur andeuten kann, und will erst einmal die Reaktionen abwarten, auf die ich sehr gespannt bin.
Anne Blume
Moderator
Beiträge: 1688
Registriert: 7. Dez 2006, 13:25

Re: Spirituelle Krise

Beitrag von Anne Blume »

Hallo Herr Weiß,

dies ist ein Selbsthilfeforum für depressive Patienten. Dies ist wichtig zu betonen, weil die Ratschläge und Erfahrungen die hier ausgetauscht werden für Patienten mit anderen Diagnosen nutzlos oder gar kontraproduktiv sein können.
Wir betrachten die Depression als eine ernsthafte Erkrankung, die heutzutage - zum Glück - in den meisten Fällen sehr gut behandelbar ist. Dies ist als Ausgangspunkt für die Hilfe zur Selbsthilfe in diesem Forum sehr wichtig festzuhalten.

Viele Grüße
Anne Blume
Pauline33
Beiträge: 95
Registriert: 9. Okt 2011, 22:56

Re: Spirituelle Krise

Beitrag von Pauline33 »

Hallo Anton,

"Deshalb ist Depression in manchen Fällen keine Krankheit"

ín welchen Fällen denn zb ?
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