Wenn es doch nur so einfach wäre...

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MSS
Beiträge: 86
Registriert: 9. Apr 2011, 12:40

Wenn es doch nur so einfach wäre...

Beitrag von MSS »

Hallo ihr Lieben,

wieder einmal steckt mein Freund in einer schweren depressiven Phase fest und die Abstände zwischen den Phasen werden immer kürzer. Es ist manchmal so verdammt schwer, als Angehöriger an der Seite eines Betroffenen . In einer Beziehung möchte man doch Nähe und auch mal liebe Worte hören, doch all das ist dann nicht möglich . Irgendwann beginnt man dann aufs neue zu grübeln, liebt er mich denn noch... Warum erwiedert er das "ich liebe dich " nicht. Warum antwortet er nicht auf meine SMS.... Kann er nicht, will er nicht...??? Wie ergeht es euch mit euren Partnern?? Zweifelt ihr auch manchmal an deren Gefühle? Wie verhalten die sich in so einer Phase??? Habt ihr auch das Gefühl, dass sie das Interesse an euch verloren haben???

LG an alle
Schrumpfi
Beiträge: 40
Registriert: 27. Jul 2011, 11:23

Re: Wenn es doch nur so einfach wäre...

Beitrag von Schrumpfi »

Liebe Miss Sunshine,

ja, ich weiß wirklich nicht mehr, ob mich mein Partner noch liebt. Er bekommt oft WUtanfälle, beschimpft mich dann, beleidigt mich und sagt, er könne nichts dagegen machen. Ich bin quasi sein Boxsack, an dem er seine WUt abreagiert.

Liebe Worte gibt es kaum noch und körperliche Nähe nur noch sporadisch. Mein Hund gibt mir mehr Wärme und Zuneigung als er. Vor wenigen Tagen stand ich vor dem Spiegel und hab mich gefragt, ob ich attraktiv bin. Ich fühle mich manchmal, als wäre ich keine Frau mehr. Gestern saß ich da und habe meinen Freund beobachtet und in dem Moment konnte icg gar nicht mehr glauben, dass es wirklich der Mensch ist, mit dem ich seit über zwei Jahren zusammen bin. Mir kommt es mittlerweile so irreal vor, dass wir mal glücklich miteinander waren, uns geliebt, geküsst und gestreichelt habe, dass wir miteinander geschlafen, gelacht und Ausflüge gemacht haben. Ich denke manchmal, dass ich vor langer Zeit einen Film gesehen habe und mich nur noch dunkel an ihn erinnern kann. Aber der Film ist meine/unsere Vergangenheit, aber das kommt mir vor, als wäre das in einem anderen Leben gewesen.....

Schrumpfi
bodenlos
Beiträge: 218
Registriert: 31. Aug 2011, 10:54

Re: Wenn es doch nur so einfach wäre...

Beitrag von bodenlos »

Ich stehe noch relativ am Anfang und erlebe nicht eine solche massive Ablehnugn wie ihr. Aber eines hab ich inzwischen gelernt (auch aus meiner vorherigen Beziheung): man sollte sich nicht über seinen Freund definieren. Weil sie uns nicht so wie früher lieben können oder ihre Gefühle zeigen können, sind wir nicht weniger gute Menschen, nicht weniger attraktiv und sollten uns dehsalb nicht in Farge stellen. Das schwierigste ist, sich klar zu werden, kann man so weiterleben? Auch ich kämpfe mit dieser Entscheidung und weiß, wie es euch geht! Aber es bringt nichts, sich an die Vergangenheit zu klammern, der Vergleich reißt das Herz erst recht auf!

@ Schrumpfi: Dein Freund soll sich einen echte Boxsack besorgen. Bei allem Respekt vor der Krankheit und den Betroffenen, aber ich kann es kaum noch hören "ich kann nicht anders". DOCH- einen unschuldigen Menschen als emotionalen Boxsack zu verwenden, geht überhaupt nicht. ich bin der Meinung, das kann man auch von Depressiven Menschen erwarten- zumindest zu einem bestimmten Grad!

Alles Liebe für euch
Schrumpfi
Beiträge: 40
Registriert: 27. Jul 2011, 11:23

Re: Wenn es doch nur so einfach wäre...

Beitrag von Schrumpfi »

@ hascherl: Ja genau, ich definiere mich ja nicht ausschließlich über meinen Freund. Es ist aber echt ein hartes Stück Arbeit, sich damit zu arrangieren, dass es eben "anders" ist als früher, dass körperliche und nicht-körperliche Zuneigung einfach nicht mehr so oft passiert wie früher. An manchen Tagen klappt´s mit dem Akzeptieren besser, an anderen Tagen weniger gut.

Ja, das mit dem Boxsack habe ich meinem Freund auch erklärt. Mit meinem Psychologen habe ich ebenfalls darüber gesprochen. Ich wusste nie, ob man die Wutanfälle durch die Krankheit "rechtfertigen" kann. Und mein PSychologe hat mir erklärt, dass auch ein Depressiver Respekt vor anderen Menschen haben kann und muss und dass man sein Verhalten nicht entschuldigen kann mit der Depression. Und ja, die "Ich kann nicht anders"-Aussprüche kann ich auch nicht mehr hören. Für viele Sachen hab ich echt viel verständnis, aber ich habe bei meinem PSychologen gelernt, dass ein Depressiver weder dumm noch per se völlig unfähig ist zu handeln...Danke, dass Du das auch so siehst!

Greeeteeeeeeeez Schrumpfi
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