Mein depressiver Partner

ratfragender
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Mein depressiver Partner

Beitrag von ratfragender »

Hallo zusammen,

ich habe das Glück, dass meine Partnerin wieder in einer schlechten Phase steckt. Man muss sich das so vorstellen, dass meine Partnerin jedes mal wenn es ihr schlecht ging und ich ihr "zu Nahe" war immer damit reagiert hat mich vollkommen abzugrenzen. Entweder wir hatten Funk-Stille oder einer von uns beiden hat die Beziehung beendet. (sind dann immer wieder zusammengekommen wenn es ihr besser ging)
Sie hängt also jetzt wieder in einer schlechten Phase (und weiß das). Dennoch hab ich die Erfahrung gemacht, dass sie nicht zurechnugnsfähig ist wenn sie eine schlechte Phase hat. Jetzt wollte sie mit mir über uns sprechen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich weiß was das schon wieder heißen soll. Wahrscheinlich will sie mir erzählen, dass sie das so nicht aushält oder sowas. In einer guten Phase hat sie zu mir gesagt, dass sie nicht will, dass das wieder passiert. Ich soll mich von ihr abkapseln wenn das passiert. Ich hab ihr versichert, dass ich das inzwischen kenne und ich mich einfach "verziehe solange das Gewitter bei ihr tobt".
So - es tobt also das Gewitter wieder. Sie will mit mir reden. Würdet ihr euch auch entziehen? Das ist zumindest jetzt mein Plan. Man könnte mir jetzt natürlich vorwerfen, dass ich "feige bin" und davon laufe. Aber ich weiß inzwischen schon wie der Hase läuft. Es ist immer das gleiche. Jetzt bricht dann wieder für sie das verkriechen daheim an. Also sie geht vielleicht in die Arbeit aber wenn sie heim kommt, dann geht sie ins Bett. Ich frage deshalb weil ich mich ihrem Wunsch mit mir zu reden widersetze weil ich genau weiß wo das schon wieder hinführt. Ich glaube aber, dass das immer so weiter läuft wenn ich mich immer gleich verhalte. Daher will ich mich jetzt schon entziehen. Was meint ihr dazu?
Ich bin um jede Meinung froh.

Herzliche Grüße
ratfragender
himmelskörper
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Re: Mein depressiver Partner

Beitrag von himmelskörper »

Hallo ratfragender,

solche extreme Verhaltensweisen, sind in einer Depression möglich, da ihr aber schon in einer guten Phase darüber gesprochen habt, weißt du eigentlich wie sie denkt.

Ich kann mir vorstellen, dass sie ein schlechtes Gewissen dir gegenüber hat und möchte dir das alles ersparen.

Du könntest, ihr sagen das du in ihrer jetzigen Verfassung, keine wichtigen Gespräche führen möchtest.
Das du dich so verhälst wie es ausgemacht war und dich etwas zurückziehst. Aber das du jederzeit für sie da bist, wenn sie dich braucht. Sie soll dir dann ein Zeichen geben.

Mach ihr klar, das du hinter ihr stehst, egal ob es ihr gut oder schlecht geht, denn dafür sind doch Partner da.

So könnte ich mir vorstellen, das es mir auch angenehm wäre wenn mein Partner das tun würde. Denn ich neige auch dazu, andere von mir zu stoßen wenn es mir schlecht geht. Aber es ist eigentlich das was ich überhaupt nicht möchte. Manchmal tut einfach eine Bestätigung gut, das der andere einen dennoch akzeptiert und liebt, auch wenn man zum Kotzen ist.

Viel Kraft dir, die Zeit durch zustehen


Mareice
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Re: Mein depressiver Partner

Beitrag von Mareice »

Lieber ratfragender,

ich gebe Sedna da Recht - es ist wie eine Übereinkunft, die Ihr beide getroffen habt, als es ihr besser ging. Wenn Du denkst, Dich darauf verlassen zu können, ist der Rückzug, das Sich-Abkapseln, der beste Weg, Streit, Wut und Trauer aus dem Weg zu gehen.

Ich kenne das von meinem Partner auch - er beendet zwar nicht immer wieder die Beziehung (das hat er nur einmal gemacht, wüsste auch gar nicht, wie ich damit umgehen würde... meine Hochachtung dafür an Dich!), aber in schlechten Phasen zieht er sich auch immer wieder ganz zurück und will dann meist niemanden sehen, meist auch mich nicht. Nach ein paar Tagen geht es dann wieder bergauf, bis dann wieder das nächste Tief kommt... Wie lange dauert es aus der Erfahrung heraus bei Euch, bis die schlechten Phasen überwunden sind?

Ich wünsch Dir viel Kraft!
Mareice
pero
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Re: Mein depressiver Partner

Beitrag von pero »

Hallo ratfragender,
ist Deine Partnerin in Behandlung?

Ich glaube es ist eine einhellige Meinung das man in einer depressiven Phase keine wichtigen Entscheidungen treffen sollte. Ich würde aber einen Gespräch nicht aus dem Weg gehen solange ich nicht weiß worum es genau gehen soll.
Wenn das Thema dann das Ende der Partnerschaft sein sollte würde ich ganz klar sagen das ich erst darüber sprechen werde wenn sie sich wieder "normal" verhält.
Ich halte es für besser einen ganz klar definierten Standpunkt zu beziehen als einem Gespräch auszuweichen.
Allerdings würde ich ihr auch nahelegen das sie sich professionelle Hilfe besorgen sollte. Jeder Tag in einer depressiven Phase ist ein verlorener Tag. Daher lohnt es sich dagegen anzugehen.

lg
pero
Was die Raupe Ende der Welt nennt, nennt der Rest der Welt Schmetterling.
ratfragender
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Re: Mein depressiver Partner

Beitrag von ratfragender »

So, dann will ich mal so frei sein hier ein "UPDATE" zu geben.

Ich wusste ja schon was die Stunde geschlagen hat. Immerhin habe ich das jetzt schon 4 Mal mit meiner Partnerin erlebt. Daher hatten wir ja diese Vereinbarung getroffen um dafür zu sorgen, dass das nicht mehr passiert. Soll heißen es gab zwar viele kleine schlechte Phasen aber 4 große wo es richtig heftig wurde.

Ich wollte also das Versprechen halten und mich distanzieren. Um nicht unhöflich zu sein informierte ich sie darüber, dass wir uns nicht mehr sehen und schrieb ihr, dass ich ihr eine Gute Nacht wünschen würde. Darauf hin meinte sie, dass sie zu mir kommen wolle. Ich meinte daraufhin, dass ich das nicht will. Dann meinte sie, dass sie kommen wird und wenn ich die Türe nicht öffne oder nicht anhöre was sie zu sagen hat, dass es dann aus ist und sie in ihrem Leben kein Wort mehr mit mir wechseln wird. Wenig später stand sie dann vor meiner Wohnungstür - ins Haus hatte sie sich mit ihrem Schlüssel schon selbst hineingelassen.

Dann kam das übliche. "Ich bin unglücklich und glaube, dass ich mit dir nicht glücklich werden kann"... Das habe ich alles schon gehört und ich würde es wesentlich "ernster" nehmen, wenn ich wüsste, dass diese Aussage aufgrund einer fundierten und lange überlegten Entscheidung basiert. Soll heißen 4 Tage vorher - bevor die schlechte Phase kam waren wir noch glücklich. Ich habe also, ohne sie zu unterbrechen, mir alles angehört. Am Schluss gab es dann ein Schweigen. Meine Frage war dann, ob sie darauf wartet, dass ich was dazu sage. Deswegen sei sie ja hier um mit mir darüber zu sprechen meint sie. Ich war dann recht offen und habe ihr gesagt was ich davon halte. Ich habe gesagt, dass ich das alles schon kenne und auch schon mehrmals erlebt habe. Ich kann ihr auch sagen wie das alles jetzt weiter gehen wird, weil das immer dem gleichen Schema folgt. Irgendwann ist sie dann wütend aufgestanden und hat ihre Sachen zusammengesammelt. Ich hab dann gesagt, dass das natürlich noch etwas dramatischer ist und wenn sie will komme ich schnell mit zu ihr und hole meine Sachen, da dass noch ein bisschen mehr dramatisch sei. So ist es dann auch gewesen, dass wir zu ihr gegangen sind.

Ich weiß inzwischen was ich tun muss damit sie ein bisschen aus der Depression ausbricht - was allerdings mit einer hefigen Reaktion einhergeht - sie nämlich einfach nur zu umarmen. Das führt dann dazu, dass auf mich eingetreten und eingeschlagen wird - verbunden mit weinen und schreien. Als ich ihr dann sagte, dass ich gehen würde meinte sie, dass sie mit Selbstmordgedanken spielen würde. Sie wäre an jenem Tag auf der Toilette gesessen und wollte sich mit Rasierklingen die Pulsadern aufschneiden. Außerdem hätte sie schonmal versucht mit Tabletten sich das Leben zu nehmen - sei dann aber leider wieder aufgewacht. Aufgrund dieser Aussage konnte ich natürlich nicht zu mir heim gehen weil ich nicht riskieren konnte, dass da etwas passiert. Wir haben dann vereinbart 3 Wochen vergehen zu lassen. In den 3 Wochen ist jeder für sich. Ich hab zu ihr gesagt wenn sie in 3 Wochen ganz genau so fühlt wie sie es plötzlich getan hat, dann ist es absolut in Ordnung. Ich habe gesagt, wenn Du tatsächlich das Gefühl hast, dass ich die Ursache für Dein Unglück bin, dann ist es für mich in Ordnung wenn Du willst, dass ich nicht mehr Teil deines Lebens bin - immerhin will ich, dass Du glücklich bist und wenn das die einzige Möglichkeit ist - bitte. Die Nacht war die Hölle. Trotz dieser Aktion wollte sie sich an mich kuscheln. Eine klare Abgrenzung war da leider nicht mehr möglich und so war ich dann die folgenden Tagen voll hineingezogen. Ich war selbst am Boden zerstört und fühlte mich perspektivlos. Nach viel überlegen dachte ich mir dann, dass es erforderlich ist jemanden von ihrer Familie ins Vertrauen zu ziehen. Ich bin mit der Situation überfordert und aktuell kein Teil mehr ihres Lebens. Ich informierte dann ihre Familie über die Umstände weil ich ja Prinzipiell ihre Entscheidung respektiere. Also bloß weil ich weiß, dass diese Aktion von ihrer depressiven Phase herrührt heißt das nicht, dass ich nicht akzeptieren würde was sie zu mir sagt. Die Tatsache, dass ein depressiver Mensch zu mir sagt, dass er mit Rasierklingen in der Hand auf der Toilette sitzt und sich die Pulsadern aufschneiden will darf ich keinesfalls ignorieren. Ich bin jetzt erstmal kein Teil ihres Lebens mehr aber ich will nicht die "Verantwortung" dafür übernehmen wenn etwas passiert und "keiner hat etwas gesagt". Daher glaube ich, dass meine Entscheidung jemand anderen ins Vertrauen zu ziehen die Richtige war. Ich bin inzwischen nicht mehr sicher (und vorallem nicht nach diesem heftigen Ausbruch) ob eine wöchentliche Stunde beim Psychologen ausreicht. Nach der Aktion denke ich wäre wahrscheinlich eine stationäre Behandlung angesagt. Vorallem muss sie auf Antidepressiva eingestellt werden um vielleicht solche heftigen Ausbrüche abmildern zu können und Nachts schneller einschlafen zu können. Das Problem ist, dass ich nicht weiß was sie ihrem Psychologen erzählt. Ich weiß aber was sie alles nicht ihrem Psychologen erzählt. Wenn man sich einmal pro Woche sieht kann man natürlich sonst was erzählen - vorallem wenn sie sich noch nicht so lange kennen.

Mir sitzt der Schock vom Donnerstag noch tief in den Knochen. Ich bin derzeit nicht traurig darüber, dass mein Partner nicht mehr mein Partner ist. Sondern ich bin vielmehr besorgt darum, wie es dem Menschen geht den ich Liebe, weil der Mensch den ich Liebe aktuell einfach nicht "da ist". Stattdessen ist dieser von der Krankheit geprägte Mensch da der sich irrational Verhält. Ob sie jetzt für immer böse mit mir ist das ich jemand anderen ins Vertrauen gezogen habe und deshalb nie mehr mit mir spricht oder ich damit eine Chance für eine Partnerschaft zerstört habe kümmert mich nicht. Wichtiger als eine Partnerschaft ist mir eher, dass ich weiß, dass es diesem Menschen gut geht. Vielleicht wird sie irgendwann einmal erkennen oder verstehen warum ich so gehandelt habe und das ich das getan habe weil es mir nur um ihr Wohl ging.
Dieses Erlebnis war so heftig für mich, dass ich derzeit froh bin, dass ich meine Ruhe habe. Ich muss mich jetzt erstmal selbst wieder psychisch sanieren. Ob ich dann nach 3 Wochen wenn sie zu mir käme und sagen würde, dass es ihr leid tue und nur in einer depressiven Phase gesteckt hat und sie mich doch liebt - ob ich dann selbst bereit dazu bin mir das nochmal anzutun weiß ich nicht. Aktuell kann ich mir das nicht vorstellen wobei ja der Schock noch tief sitzt.
Ich liebe diese Frau wirklich - aber nicht die kranke Frau sondern die gesunde. Und wenn es passiert, dass die kranke Frau dafür sorgen kann, dass ich - der normalerweise ein Lebensfroher und optimistischer Mensch ist - mich plötzlich schlecht und perspektivlos fühle, dann glaube ich, dass meine Liebe für mich selbst einfach stärker ist.

Ich wünschte ich hätte schreiben können - ja ich habe mich ihr entzogen - und ja sie ist von selbst wieder "runtergekommen" - jetzt geht alles seine gewohnten Bahnen. Gott sei Dank. - Leider ist dem nicht so. Das Gegenteil ist der Fall. Ich bin vorallem deshalb etwas wütend weil das klare Agreement der Abgrenzung während einer schlechten Phase von ihr gebrochen wurde. Wenn es ihr schlecht eht fühlt sie sich eingeengt oder bedrängt ohne das ich da etwas für tun muss. Ich glaube, dass an jenem Donnerstag ich derjenige war der bedrängt wurde und dessen Wort "nein ich will heute nicht" nicht respektiert wurde.

Naja - jetzt habe ich es mir von der Seele geschrieben. Wer eine Meinung dazu hat kann sie natürlich gerne kundtun.

Liebe Grüße
ratfragender
Avalon1
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Re: Mein depressiver Partner

Beitrag von Avalon1 »

Hallo ratfragender,

ich kann dich wirklich sehr gut verstehen!

Dieses ewige Auf und Ab, das Beziehung beenden und wieder anfangen, zerrt unheimlich an den Nerven.
Man weiß nie, was am nächsten Tag wieder für Überraschungen ( meist negativ) auf einen warten.
Mach dir nicht zu viele Vorwürfe, dass du sie in die Wohnung gelassen hast. Du hast vollkommen recht, dass auch sie sich an Abmachungen und vor allem an deine Wünsche zu halten hat!
Es war auch gut, dass du ihre Familie eingeweiht hast. Es liegt nicht in deiner Verantwortung, wenn sie dich mit ihren Selbstmordgedanken unter Druck setzt.
Du hast ihr immer wieder gezeigt und gesagt, dass du zu ihr stehst, auch in ihren schlechten Phasen!
Es ist ihr sicherlich bewusst, wenn es ihr gut geht, was sie an dir hat,
aber dich macht es fertig!

Ich bin im Moment in der gleichen Situation wie du. Geht's meinem Freund einigermaßen gut, dann sucht er meine Nähe und Zärtlichkeit. Zur Zeit ist das Loch in das er sich fallen lässt, so tief wie niemals zuvor.
Er zweifelt sogar an, ob er mich jemals geliebt hätte. Er will seine Ruhe und Freiheit und keinerlei ernsthafte Beziehung. Vielleicht mal einen ONS aber nichts verpflichtendes.
Du kannst dir sicherlich vorstellen, wie schlecht es mir dabei geht und wie verzweifelt ich bin.
Aus Liebe zu ihm, möchte ich diesen schweren Weg mit ihm gehen, bis es ihm wieder besser geht!
Aus Liebe zu mir, möchte ich ihn verlassen, um nicht noch mehr Verletzungen ertragen zu müssen und mir auch nicht durch diese schlechten Erfahrungen für meine Zukunft so stark belastet zu sein, dass ich vorbehaltlos keine "normale" Beziehungen führen kann.

Liebe Grüße
Maus


******************************



.......Gebe mir die Gelassenheit,Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,

den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die

Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden!....
ratfragender
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Re: Mein depressiver Partner

Beitrag von ratfragender »

Hallo Maus,

danke für Deine Nachricht. Soweit ich die Motivation eines Depressiven verstanden haben klingt das alles was Du da schreibst sehr plausibel. Natürlich nicht unter normalen Aspekten - aber eben unter dem Gesichtspunkt, dass man mit einem Depressiven zusammen ist.
Ich hatte für mich immer beschlossen, dass die Grenze dort ist wo es für mich gefährlich wird. Das ist dieses mal tatsächlich passiert. Ich habe von einem Bekannten den Tipp bekommen mir den Film "Das Land des Regenbaums" anzuschauen. Der Film spielt in den Zeiten des Sezessionskrieges. (amerikanischer Bürgerkrieg) Es geht dabei um einen Mann der sich in eine Frau unsterblich verliebt hat (und diese auch heiratet) die psychisch krank ist. Er kann ihr nicht helfen und erträgt alle möglichen Qualen mit der Begründung, dass er sie lieben würde. Soweit mir bekannt hat der Film kein Happy End. Für alle die ORF 2 empfangen können - dieser Film kommt am (kommenden) Samstag den 03.09.2011 um 09:50 Uhr.
Ich glaube, dass mir dieser Film empfohlen wurde weil man meistens an anderen seine eigenen Fehler am besten erkennen kann. Fakt ist - ich kann meiner kranken Partnerin nicht dabei helfen ihre Probleme aufzuarbeiten. Ich kann sie dabei unterstützen - aber ich sehe nicht ein wieso ich unter ihren Problemen leiden muss. (vorallem nicht in diesem Ausmaß!) Ich habe im Prinzip (wie jeder Mensch) genug damit zu tun unter meinen eigenen Problemen zu leiden. Diese sind (glücklicherweise) übersichtlich viele. Das ich für meinen Partner da bin wenn das Leben ungerecht ist und zu ihm stehe ist eine Sache. Eine völlig andere Sache ist, dass mein Partner das Gefühl hat, dass die Welt und alles an der Welt nicht schön und liebenswert ist und als Resultat daraus mir mein Leben zur Hölle macht. Im gegenwärtigen Zustand ist es nicht die Frau die ich liebe sondern ein Mensch der mir ganz im Gegenteil total zuwieder ist und mich sehr oft verletzt hat. Mag sein, dass sie das in den guten Phasen auch so sieht und das ihr das leid tut - es ändert aber nichts an der Tatsache. Es gibt im Prinzip immer zwei "schuldige". Einer der es macht - und ein anderer der es mit sich machen lässt. So oder so ähnlich kann man auch die Beziehnungen erklären in der ein Partner alkoholkrank ist und/oder seinen Partner schlägt. In den guten Phasen ist der Mensch total lieb. Ich will mein Leben aber nicht an den guten Phasen eines anderen Menschen festmachen - zumal diese keine Konstante darstellen.
In meinem Fall war dieser Tag so heftig, dass ich sicher bin, dass ich so etwas "alleine" nicht erlebt hätte. Ich habe noch keine Beziehung geführt in dem ich so etwas erlebt hätte. In der mir so weh getan worden ist wie in dieser. Also von dem her ist "bei aller Liebe" kein Verständnis dafür da was da passiert ist. Ich will das nie wieder erleben. Ob ich jetzt für immer von meiner Partnerin getrennt bin oder ob es einen Neuanfang gibt wenn sie geheilt ist weiß ich nicht. Ich schließe das nicht kategorisch aus - aber in diesem Zustand hat das mit Liebe oder einer Liebesbeziehung überhaupt nichts zu tun. Ich habe noch genug Zuversicht, dass ich eine Frau finden werde die mich glücklich machen kann und mich liebt.

Jetzt aber zu Dir konkret (ich hab auch in deinen alten Beiträgen gelesen):

"Ich bin im Moment in der gleichen Situation wie du. Geht's meinem Freund einigermaßen gut, dann sucht er meine Nähe und Zärtlichkeit. Zur Zeit ist das Loch in das er sich fallen lässt, so tief wie niemals zuvor.
Er zweifelt sogar an, ob er mich jemals geliebt hätte. Er will seine Ruhe und Freiheit und keinerlei ernsthafte Beziehung. Vielleicht mal einen ONS aber nichts verpflichtendes.
Du kannst dir sicherlich vorstellen, wie schlecht es mir dabei geht und wie verzweifelt ich bin.
Aus Liebe zu ihm, möchte ich diesen schweren Weg mit ihm gehen, bis es ihm wieder besser geht!"

Du machst genau das gleiche was ich auch gemacht habe. Du machst Dein Glück von dem Glück Deines Partners abhängig. Geht es Deinem Partner gut - dann geht es Dir (sofern es Dir in diesem Augenblick tatsächlich gut geht) gut. Was denkst Du denn wann das ein Ende haben wird? Wärest Du bereit das ganze noch z.B. 10 Jahre mit zu machen? Nach wievielen Jahren Beziehung? Der Mensch den du liebst - den gibt es so nicht. In der aktuellen Form ist Dein Partner nicht der Mensch den Du kennen und lieben gelernt hast. Jetzt ist es an Dir zu beobachten ob Du in der Lage bist das ganze von Dir soweit fernzuhalten, dass es nicht Dein Leben trübt. Stell Dir mal vor Du hättest statt ihm einen Partner der genau das erfüllt was Du Dir wünscht (und vielleicht tut genau das Dein Partner wenn er seine guten Phasen hat) und der Dich liebt. Er liebt Dich am morgen, er liebt dich mittags und am Abend auch. Aber er wird nicht von jetzt auf gleich der Überzeugung sein Dich nicht mehr zu lieben und Dich deshalb fertig machen. Die Frage ist in diesem Zusammenhang nicht: "was tut er Dir da an?" SONDERN "was tust Du Dir da an?"
Im Leben hast Du niemals die Möglichkeit jemand anderen zu verändern. Du musst Deine Umgebung als "gegeben" hinnehmen und Dich fragen ob Du mit den gegebenen Umständen "leben" kannst. Was Du allerdings ändern kannst bist Du selbst bzw. Dein Leben.

Vielleicht wird es Dir so gehen wie mir - vielleicht brauchst Du noch ein paar solcher heftiger Erlebnisse bis Du Dich fragst ob das noch vertretbar ist. Ich kann Dir nur von mir sagen - ich will ein glückliches Leben leben. Und wenn der Mensch von dem ich dachte er sei der richtige - es doch nicht ist, dann ist das so. Und auf meiner Liste für den optimalen Partner stand nicht "ich will fertig gemacht werden" sondern "ich will geliebt werden so wie ich bin". Dann muss ich weitersuchen. Aber ganz ehrlich: noch schlimmer als aktuell kann es nicht werden. Beziehungstechnisch glaube ich bin ich am Tiefpunkt angelangt. Warum ich mir sowas ausgesucht habe muss ich jetzt mit mir selber klären.

Herzliche Grüße,
ratfragender
Avalon1
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Re: Mein depressiver Partner

Beitrag von Avalon1 »

Hallo ratfragender,

Du hast mit Allem, was du geschrieben hast, mir aus der Seele gesprochen.

Ich weiß, dass er nicht mehr der Mensch ist mit dem ich 2 Jahre glücklich war.
Er bezeichnet sich ja mittlerweile selber als "egoistisches Arschloch".
Und deine ganzen Argumente, dass ich sowas bestimmt nicht verdient habe und es auch für mich noch irgendwo ein bisschen Glück geben sollte, stimmen ja auch.

Aber leider, kann ich diesen Menschen noch nicht hassen, damit es mir leichter fällt ihn endlich los lassen zu können!
Ich weiß ganz genau, dass ich ihm nicht helfen kann und entschuldige sein Verhalten mir gegenüber immernoch mit seiner Krankheit.
Aber es kommen auch schon immer mehr Zweifel in mir hoch, ob er vielleicht doch so ist.

Vielleicht hast du auch meinen Beitrag
Hilflos, ratlos......ich kanns nicht verstehen
gelesen.
Da hab ich gerade nie neusten Entwicklungen beschrieben.

Ich hab leider keine Ahnung, wie man jemanden gehen lassen kann, wenn man ihn aus tiefen Herzen liebt,
aber ich weiß auch nicht wie ich mit den Verletzungen klar komme.

Liebe Grüße
Maus


******************************



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ratfragender
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Re: Mein depressiver Partner

Beitrag von ratfragender »

Liebe Maus,

"Ich hab leider keine Ahnung, wie man jemanden gehen lassen kann, wenn man ihn aus tiefen Herzen liebt,
aber ich weiß auch nicht wie ich mit den Verletzungen klar komme."

Und aus dem anderen Thema:

"Ich will ihn nicht gehen lassen, aber ich weiß, dass ich so kaputt geh."

Ich liebe meine Ex-Freundin auch. Aber wie gesagt - ich liebe mich selbst einfach mehr. Überleg mal, Du hast es geschafft (bevor Du ihn kennengelernt hast) ohne diesen Menschen zu Leben. Du hälst Dich vielleicht an dem Gedanken fest, dass "er der richtige ist und es so einen wie ihn nie wieder gibt". Das stimmt - so einen wie ihn gibt es nie wieder - dafür sind wir Menschen ja auch individuell und wir wollen ja auch als einzigartig wahrgenommen werden. Auf der anderen Seite wirst Du ja mit Sicherheit eine Vorstellung davon gehabt haben wie Du ein glückliches Leben definierst und wie Du Dir den Mann fürs Leben vorstellst.
Stand auf dieser Liste folgendes?:
- "Ich solle mich doch mal bitte darauf einstellen, dass er in der nächsten Zeit wieder die Beziehung beenden würde. Natürlich, könnte es passieren, dass er dann nach 3 Wochen vor der Tür stehen würde, aber davon sollte ich im Moment nicht ausgehen."
- "Dann hat er mich angemacht, warum ich eigentlich so ruhig bleiben würde. Was er mir denn sonst noch an den Kopf knallen müsste, bis ich endlich aufhören würde ihn zu lieben."
- "Und wenn es denn sein müsste, würde er auch mit einer Anderen was anfangen, nur damit ich endlich aufhören würde ihn zu mögen!"
- "Er ist von Ängsten geplagt, die über ihm zusammenbrechen."
- "Den Kontakt zu mir hat er total eingestellt."
- "Er will seine Ruhe und Freiheit und keinerlei ernsthafte Beziehung. Vielleicht mal einen ONS aber nichts verpflichtendes."
- "ich weiß, dass ich so kaputt geh."

Liebst Du diesen Menschen? Der Mensch, der das getan hat? Der Mensch, der so ist? Den liebst Du? Oder liebst Du wie er ist wenn er "normal" ist. Fakt ist - er ist es nicht. Er ist es gegenwärtig nicht und es ist nicht absehbar ob er es wieder sein wird. Klar wollen wir hoffen, dass er wieder wird - aber vielleicht wartest Du darauf Dein Leben lang. Wenn Deine Idealvorstellung von einem glücklichen Leben darin besteht darauf zu warten, dass der Mensch wieder gesund wird - bzw. herauszufinden ob er wieder gesund wird, dann ist es ja gut.

Ich weiß ja nicht wie das bei Dir ist - meine Idealvorstellung war dann doch eher so:
- wir haben den gleichen Humor und lachen viel
- wenn wir uns unterhalten wird mir nicht langweilig ich höre ihr gerne zu - sie hört mir gerne zu
- wir haben Gemeinsamkeiten aber auch ein paar Unterschiede mit welchen wir uns ergänzen können
- wir haben die gleiche Ziele und Vorstellungen von der Zukunft
- ich überrasche sie gerne
- manchmal überrascht sie mich
- ich werde gerne in den arm genommen und ich bin froh, dass dieser Mensch in der Lage ist mit meiner Art der Zuneigung und Liebe umgehen zu können
- ich nehme sie auch gerne in den Arm und fühle mich in ihrer Umgebung wohl
- ich kann mich auf sie verlassen und habe das gefühl, dass sie hinter mir steht
- sie nimmt mich wie ich bin und liebt mich wie ich bin
- ich nehme sie wie sie ist und liebe sie wie sie ist
- bei ihr habe ich das gefühl, dass ich ich selbst sein kann
- bei mir hat sie das gefühl, dass sie sie selbst sein kann
- unsere wertvorstellungen sind die gleichen
- neben unserer sexuellen Anziehung besteht auch eine sehr gute Freundschaft die uns verbindet
- ich bin für sie da wenn es ihr schlecht geht und trete für sie ein wenn ich das gefühl habe, dass jemand schlecht von ihr redet oder sie ungerecht behandelt (das findet sie süß - sagt mir aber, dass ich das nicht zu machen brauche, da sie das selbst kann)
- sie ist für mich da wenn es mir schlecht geht und sie tritt für mich ein wenn sie das gefühl hat, dass jemand schlecht von mir redet oder mich ungerecht behandelt (das finde ich süß - sage ihr aber, dass sie das nicht zu machen braucht, da ich das selbst kann)
- sie ist eine starke Frau die im Prinzip unabhängig von mir ist
- sie lässt mir meine freiheiten - ich lasse ihr ihre freiheiten
- ich bin gerne in ihrer nähe und sie ist gerne in meiner nähe
- wir haben ähnliche träume - ich unterstütze sie dabei, dass sie ihre träume verwirklichen kann und sie unterstützt mich dabei, dass ich meine verwirklichen kann
- wir respektieren uns
- wir lieben uns

Vielleicht überlegst Du Dir mal was Deine Vorstellung vom "optimalen" Leben bzw. vom optimalen Lebenspartner sind. Vergleiche das doch dann bitte mal mit Deiner gegewärtigen Situation.

Mit Deiner Geburt wurde Dir "Zeit" geschenkt - Zeit die Du zur freien Verfügung hast. Wie Du diese Zeit nun verwenden möchtest ist Dir überlassen. Ich habe für mich persönlich beschlossen, dass ich ein erfülltes und glückliches Leben leben will. Wenn ich mich frage ob ich in der letzten Zeit ein glückliches und erfülltes Leben geführt habe muss ich das leider mit "nein" beantworten.
Wie sieht das denn bei Dir aus?

Herzliche Grüße
ratfragender
Blümli
Beiträge: 782
Registriert: 18. Jan 2011, 18:41

Re: Mein depressiver Partner

Beitrag von Blümli »

^^ Vielleicht muss man die Liebe gefühlt haben, um die Freundschaft richtig zu erkennen^^ Nicolas Chamfort
P-M
Beiträge: 139
Registriert: 4. Jun 2011, 17:19

Re: Mein depressiver Partner

Beitrag von P-M »

Hallo Ratfragender,

wenn man Deine Anmeldung hier zum Forum vom 11.08.11 berücksichtigt, hast Du mit Ende diesen Monats eine ziemlich schnelle geistige Wandlung vorgenommen.
Warum sollte man im Laufe seines Lebens auch nicht mal zu einer anderen Betrachtungsweise gelangen, aber irgendwie würde ich mich jetzt etwas auf den Arm genommen fühlen, wenn ich Deine Ratschläge aus Deinen Beiträgen vom 11.08. bis ca. 25.08.11 angenommen hätte und nun ziemlich plötzlich mit einer doch konträren Meinung von Dir konfrontiert werde.

O. K, Du hattest ja auch geschrieben, es melden sich hier nur die Fälle, wo es schlecht geht - so hast Du nun doch die Kurve dahin gekriegt, weil Du ja einer der Fälle warst, der die Sache doch eigentlich relativ gut im Griff hatte.

Trotz meiner jetzigen Meinung: Es tut mir ehrlich leid für Dich. Mit Deinen letzten Beiträge kann ich mich aber eher anfreunden, weil sie die Realität beschreiben, ohne weiterhin blauäugig mit der Krankheit und der Partnerschaft umzugehen.

Viele Grüße, P-M.
ratfragender
Beiträge: 71
Registriert: 8. Aug 2011, 10:11

Re: Mein depressiver Partner

Beitrag von ratfragender »

@Blümli

Nun, diesen Seitenhieb von Dir verstehe ich. Ich glaube Du missverstehst mich. Mir ist schon klar, dass ich keinen perfekten Partner haben kann (und vermutlich auch nicht haben will) da ich selbst auch kein perfekter Mensch bin. Ich habe bloß Dinge aufgezählt von denen ich mir vorstellen kann was man sich für einen idealen Partner vorstellen kann. Eigenschaften. Eigenschaften von welchen manche für den einen relevant sind für den anderen nicht. Das sollte im Kontrast zu den Erlebnissen und Aussagen von Maus stehen. Wenn Du Dich was das betrifft auf den Schlips getreten gefühlt hast tut mir das Leid.

@P-M

Ja mit der schnellen geistigen Wandlung magst Du vielleicht recht haben. Wobei ich mich in den Beiträgen anderer Benutzer versucht habe in die Situation derjenigen hineinzulesen. Ich bin mir nicht sicher ob ich mir dabei vorwerfen kann eine "blauäugige Art hatte mit der Krankheit und Partnerschaft umzugehen". Oft genug war ich derjenige der wesentlich härter war als Du z.B. wo Du mich kritisiert hast, dass ich nicht verstehen würde, dass derjenige seinen Partnerin liebt.
Man muss hier differenzieren. Ich habe mich ständig abgegrenzt P-M. Ich habe eigentlich immer gesagt, dass die Grenze dort ist wo es mir schadet. Bzw. habe ich den Leuten klar gemacht, dass ihr eigenes Leben wichtiger ist. Ich denke ich habe dafür auch das Wort "Abgrenzung" sehr häufig verwendet.

Ich danke Dir für Dein Mitleid. Ehrlich!

Wenn Du also wissen möchtest warum ich zu dieser konträren Meinung gekommen bin will ich Dir das gerne sagen:

Hat man einen gesunden Partner der (durch welche Umstände auch immer) eine schlechte Zeit hat, so hat man das Bedürfnis seinem Partner beizustehen und ihm durch diese schwere Zeit helfen. Man versucht also im Leben des Partners (in welcher Form auch immer) positiv zu wirken. Soll heißen ich möchte mit meinen Handlungen erreichen, dass es meinem Partner besser geht. Warum? Ich liebe meinen Partner und ich freue mich wenn es meinem Partner gut geht. Nicht ganz uneigennützig, da ich ja mit dem Menschen in einer Beziehung stecke und ein zufriedener Partner vermutlich mehr für die Beziehung geben kann.
Gleiches "Schema" wollte ich mit meiner Partnerin anwenden. Wenn Du aber dann feststellst, dass Du mit den versuchen positiv zu wirken bzw. helfend zu unterstützen nicht nur keine positive Wirkung erzielst und es dem Partner trotzdem nicht besser geht - sondern im Gegenteil diese Versuche dazu führen, dass es plötzlich mir schlecht geht (und mir ging es ja vorher eigentlich gut) und ich noch dazu von meiner Partnerin angegriffen werde, dann stimmt irgendetwas ganz gewaltig nicht. Bloß weil mein Partner unglücklich ist und nicht erkennen kann, dass die Welt doch nicht so schlecht ist wie er sich das gerade ausmalt heißt das nicht, dass ich der gleichen Überzeugung sein muss bzw. dort hin getrieben werden muss.

Auch wenn ich erst seit diesem Monat am Forum angemeldet bin - ich lese seit mitte April in diesem Forum "still" mit. Es ist klar, dass es eine Gratwanderung ist - wo hört die Liebe auf? - wo sollte ich mich um mich selbst kümmern? - aber spätestens seit diesem Erlebnis - das für mich persönlich traumatisch war - bin ich froh, dass ich derzeit alleine bin. Das war wirklich zu krass für mich. Jetzt wo ich allein bin frage ich mich wieso ich mir das die ganze Zeit über hab angetan.

Dennoch: ich liebe meine (Ex)Partnerin. Ich bin sicher wenn sie folgende zwei magischen Dinge sagt, dass ich dann wieder einknicke: 1. ich liebe Dich 2. weil ich Dich liebe und unsere Zukunft mir wichtig ist begebe ich mich in stationäre Behandlung. Ich glaube dass das das einzige ist, was mich umstimmen könnte. Auf der anderen Seite - welche Basis hat das jetzt alles noch - nach diesem Erlebnis?

Herzliche Grüße
ratfragender
Avalon1
Beiträge: 24
Registriert: 14. Aug 2011, 16:25

Re: Mein depressiver Partner

Beitrag von Avalon1 »

Hallo ratfragebder,

diese Fragen, Wünsche und Vorstellungen einer idealen Beziehung sind mir auch schon alle durch den Kopf gegangen. Sowohl Tag, als auch in der Nacht!

Ich möchte ein glückliches Leben leben, aber nach wie vor halt mit diesem Mann!
Irgendwie stimmt es auch, dass der Mann, der vielleicht in den nächsten Tagen zu mir kommt, nicht mehr der ist, in den ich mich verliebt habe.
Jetzt kommt ein kalter Mensch, der egoistisch ist in seinem Denken und Handeln und unsere Beziehung in Frage stellt und teilweise sogar in den Dreck zieht.
Aber gleichzeitig, sagt er mir auch, dass er so nicht sein will und sich selber und seine Gedanken nicht nachvollziehen kann.

Ich bin momentan in der Situation, an mich zu denken, was mir gut tut, was ich brauche usw. und der Hoffnung, dass es nochmal was geben könnte.
In welche Richtung der Zeiger schlägt, ist schwer zu sagen.
Eigentlich möchte ich Beides! Mehr an mich denken und gleichzeitig an ein "uns".
Aber dazu gehören eben 2.
Lass ich ihn im Stich, wenn ich gehe?
Lass ich mich im Stich, wenn ich bleibe?

Klar hab ich auch Angst, vor dem Alleinsein, bin ja schließlich nicht mehr die Jüngste . Inwieweit, das der ausschlaggebende Punkt ist, immernoch an ihn zu glauben, weiß ich nicht. Aber sicherlich wird das auch einen großen Anteil haben.

Ich kann dich gut verstehen, dass du in den letzten Wochen deine Meinung so verändert hast.
Irgendwann muss man sich selber der nächste sein. Irgendwann fehlt die Kraft gegen Windmühlen zu kämpfen.

Ich wünsche dir von Herzen, dass du deinen Weg gehen kannst und glücklich dabei wirst!

@ p-m

du hast geschrieben:

**Mit Deinen letzten Beiträge kann ich mich aber eher anfreunden, weil sie die Realität beschreiben, ohne weiterhin blauäugig mit der Krankheit und der Partnerschaft umzugehen.**

Das hört sich für mich so an, dass du auch wochenlang versucht hast, an ein miteinander zu glauben und dich dann zurück gezogen hast, weil du die ewigen Verletzungen nicht mehr tragen konntest!

Du kommst unheimlich wütend und traurig rüber. Ist es so, weil du den Kampf nicht gewonnen hast, oder weil du resigniert hast.
Ich möchte dir nicht zu nahe treten !!!

Liebe Grüße
Maus


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.......Gebe mir die Gelassenheit,Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,

den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die

Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden!....
so-calm
Beiträge: 77
Registriert: 31. Aug 2011, 09:37

Re: Mein depressiver Partner

Beitrag von so-calm »

Hallo ratfragender!

seit Wochen lese ich in diesem Forum mit, um selbst Antworten auf meine Fragen zu finden. Dein Beitrag hat mich veranlasst, nun selbst einmal hier aktiv zu werden.

Ich habe den Eindruck, dass Du im Bezug auf den Umgang mit einem depressiven Partner von falschen Voraussetzungen ausgehst. Deine Freundin ist nicht unglücklich. Sie ist krank!

Du solltest m.E. einen Weg für Dich finden, die Depression als Krankheit Deiner Freundin zu akzeptieren.

Bitte beantworte für Dich doch einmal folgende Fragen:

1. Würdest Du einen Menschen, der im Rollstuhl sitzt, auffordern, aufzustehen und mal eben drei Schritte zu gehen? Nein. Würdest Du nicht. Du weißt, er kann nicht laufen, selbst wenn er wollte. Deine Freundin hat eine innere Blockade. Sie will, aber sie kann nicht.

2. Würdest Du einen Menschen, der am ganzen Körper Verbrennungen dritten Grades hat, anfassen? Nein. Würdest Du nicht. Du weißt, dass der Schmerz zu groß wäre. Die Seele Deiner Freundin ist verbrannt. Jedes Einfordern Deiner eigenen Bedürfnisse muss ihr fürchterlichen Schmerz bereiten.

Lieben heißt nun mal auch, loslassen zu können. Für mich selbst habe ich daraus die Erkenntnis geschlossen, dass man die eigenen Bedürfnisse hinter denen des Partners anstellen können sollte.

Deine Freundin kann das, was Du verlangst, nicht leisten. Ein "Ich liebe Dich" kann sie Dir nicht geben, weil sie es (zeitweise?) nicht empfinden kann. Wie denn auch? Sie kann sich doch selbst nicht einmal mehr spüren.

Ich wünsche Deiner Freundin - wie allen Betroffenen hier im Forum - von ganzem Herzen, dass sie ihren Weg aus der Depression heraus findet. Wenn Du Dir eine Chance auf einen Neuanfang erhalten willst, dann lass sie los und gib ihr den Raum, den sie nun mal braucht.

@Blümli

vielen Dank für Deine emotional tiefgründigen Beiträge, die mir sehr geholfen haben.
Avalon1
Beiträge: 24
Registriert: 14. Aug 2011, 16:25

Re: Mein depressiver Partner

Beitrag von Avalon1 »

@ p-m

Ich habe einen Teil deiner Beiträge gelesen, und versteh es jetzt ein bisschen besser.

Auf diese Art und Weise zu erfahren, dass das Geschenk der Liebe mit Füssen getreten wird, ist schwer.

Als ich einen Beitrag von dir gelesen hab, kam mir der erschreckende Gedanke, dass die Krankheit Depressionen von einigen Betroffenen bewußt als Schutzschild genommen wird, um Entschlüsse die schon ausgereift und fest stehen, dem Partner nicht so voll vor den Kopf zu knallen.
Denn wie ist es sonst möglich auf der einen Seite zu sagen, ich kann keine Nähe und Gefühle annehmen , um dann sofort in eine neue Beziehung zu gehen. Denn da ist doch am Anfang fast nur Nähe und Gefühl!!!

Lieben Gruß
Maus


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ratfragender
Beiträge: 71
Registriert: 8. Aug 2011, 10:11

Re: Mein depressiver Partner

Beitrag von ratfragender »

Hallo so-calm,

herzlich willkommen. Mir ist sehr wohl bewusst, dass die Depression eine Krankheit ist. Ich habe auch sehr häufig geschrieben, dass man den Partner sich so vorstellen muss als würde er sich im "Koma" befinden. Von diesem brauche man auch keine Liebe erwarten - und würde sie vermutlich auch nicht erwarten.

Gut. Ja Depression ist eine Krankheit. Mein Partner ist aufgrund der Krankheit nicht mehr der Mensch der er einmal gewesen ist. Ob er je wieder zu dem Menschen wird der er einmal war ist ungewiss. Ich bin gerne bereit den Partner zu unterstützen solange es mir dabei nicht schlecht geht. Wenn aber die Beziehung bzw. die Hilfe die ich dem Menschen geben möchte dazu führt, dass meine Gesundheit gefährdet ist, dann muss ich die Reißleine ziehen.

Und ja - ich lasse los. Ich lasse los aus Selbstschutz.

Herzliche Grüße
ratfragender
so-calm
Beiträge: 77
Registriert: 31. Aug 2011, 09:37

Re: Mein depressiver Partner

Beitrag von so-calm »

Lieber ratfragender!

wenn Du nicht mehr kannst und für Dich selbst die Reißleine ziehen musst, dann ist das völlig in Ordnung.

Aber Du hast auch zu erkennen gegeben, dass nur noch die drei magischen Worte und die Bereitschaft Deiner Freundin zu einer stationären Behandlung Dich zu einem Umdenken bewegen könnten. Daraus schließe ich, dass Du das volle Ausmaß der Krankheit für Dich noch nicht erfasst hast. Sorry, wenn ich mich in diesem Punkt getäuscht haben sollte.
so-calm
Beiträge: 77
Registriert: 31. Aug 2011, 09:37

Re: Mein depressiver Partner

Beitrag von so-calm »

@ratfragender

"Ich habe auch sehr häufig geschrieben, dass man den Partner sich so vorstellen muss als würde er sich im "Koma" befinden. Von diesem brauche man auch keine Liebe erwarten - und würde sie vermutlich auch nicht erwarten."

Vermutlich kannst Du von einem Komapatienten keine Liebe erwarten. Mir stellen sich in diesem Zusammenhang aber folgende Fragen: Kann er in diesem Zustand überhaupt Liebe empfangen? Empfindet er Schmerzen, wenn man ihm zu nahe kommt?

Was denkst Du?
ratfragender
Beiträge: 71
Registriert: 8. Aug 2011, 10:11

Re: Mein depressiver Partner

Beitrag von ratfragender »

Hallo so-calm,

Mir ist leider nicht ganz klar worauf Du hinaus möchtest?
so-calm
Beiträge: 77
Registriert: 31. Aug 2011, 09:37

Re: Mein depressiver Partner

Beitrag von so-calm »

Lieber ratfragender!

Mein Eindruck ist, dass Du nur an Dich und Deinen Gemütszustand denkst. Sozusagen an das "Nehmen" in einer Beziehung.

Ich zitiere Dich (noch einmal): "Von diesem brauche man auch keine Liebe erwarten - und würde sie vermutlich auch nicht erwarten"

Ergo: "Ich" (also Du - ratfragender) kann von meiner depressiven Freundin keine Liebe erwarten.

Und: "Ich liebe meinen Partner und ich freue mich wenn es meinem Partner gut geht. Nicht ganz uneigennützig, da ich ja mit dem Menschen in einer Beziehung stecke und ein zufriedener Partner vermutlich mehr für die Beziehung geben kann."

Ergo: "Ich" (also Du - ratfragender) will, dass es meiner Freundin gut geht, dann geht es auch mir gut.

Alles legitime Anliegen. Aber was ist mit dem "Geben" in einer Beziehung? Du bist der gesunde Part! Kannst Du Deiner Freundin nicht zeigen, dass Du sie bedingungslos (!) liebst? Bist Du bereit, ihr alles an Verständnis und Liebe zu geben und im Gegenzug nichts zu nehmen?

Den Betroffenen wird oftmals vorgeworfen, sie seien egoistisch. Was ist mit uns Angehörigen? Sind wir das nicht auch?

Fragen über Fragen ....
ratfragender
Beiträge: 71
Registriert: 8. Aug 2011, 10:11

Re: Mein depressiver Partner

Beitrag von ratfragender »

Ja das ist eine interessante Sichtweise

Bedingungslos lieben? Wer liebt bedingungslos? Ich liebe meine Partnerin und ich bin der Überzeugung, dass wenn es ihr ohne mich besser geht und sie glücklich wird, dann ist das für mich in Ordnung. Ich will das es ihr gut geht. Ich will das aber nicht unter dem Aspekt, dass es mir deshalb schlecht geht. Wenn ich meinem Partner dabei helfen kann dass es ihm besser geht und mich das nicht auch psychisch vollkommena aufarbeitet - ok. Wenn nicht, dann sehe ich nicht in wie weit meine Liebe da Bedingungslos zu sein hat. Das hat dann nichts mehr mit Liebe zu tun sondern mit Wahnsinn.

Aber bedingungslos? Soll heißen, dass mein Partner ein Freifahrtschein hat und alles machen darf? Der Partner muss nicht kompromissbereit sein, er muss mir keine Liebe geben, er muss nicht nett zu mir sein, er darf mich fertig machen, er darf sich alles herausnehmen. Und das alles unter dem Aspekt das mein Partner krank ist - für eine (ich erinnere) unbestimmte Zeit - soll heißen kann in 1 Woche vorbei sein - kann aber auch ein Leben lang dauern oder immer so bleiben.

Wenn ich da so weiter darüber Nachdenke verlassen wir in diesem Falle langsam das Feld "Beziehung". Ich frage Dich was Deines Erachtens nach eine Beziehung (Ergänzung: "Liebesbeziehung") ist?
P-M
Beiträge: 139
Registriert: 4. Jun 2011, 17:19

Re: Mein depressiver Partner

Beitrag von P-M »

Ich möchte mich hier aus dem Forum zurückziehen, denn "ich haben fertig".

Nur noch eine kleine Anmerkung, die ich aber schon oft so oder ähnlich geschrieben habe.

Es funktioniert nicht, beides gleichzeitig in Angriff zu nehmen - Krankheit und Beziehung. Und wenn ich es getrennt betrachte, dann muß ich erst bei der Krankheit beginnen und erst danach wieder an der Beziehung arbeiten. Jede andere Diskussion führt zu nichts, es ist und bleibt dann der Gang in eine Sackgasse.

Ich wünsche Euch allen viel Kraft - und denkt daran, wir sind keine Schildkröten, mit einer Lebenserwartung von über 200 Jahren. Uns bleibt für die Suche unseres Lebensglücks nur ein Bruchteil dieser Zeit.
Darum überlegt genau, wieviel Zeit ihr für die Suche investieren könnt...

So, die letzten Worte von mir gehen dann an Blümli - in dem Beitrag, wo sie mich persönlich angesprochen hatte. Euch alles Gute und viel Glück!!!

Viele Grüße, P-M.
so-calm
Beiträge: 77
Registriert: 31. Aug 2011, 09:37

Re: Mein depressiver Partner

Beitrag von so-calm »

Lieber ratfragebender

"Bedingungslos lieben? Wer liebt bedingungslos?"

Jemand, der einen Partner hat, der in einer akuten Phase der Depression steckt, und zumindest versucht, sich einzfühlen.

"Ich liebe meine Partnerin und ich bin der Überzeugung, dass wenn es ihr ohne mich besser geht und sie glücklich wird, dann ist das für mich in Ordnung"

Dann schließ mit ihr ab und richte Deine Zukunft ohne sie aus.

"Ich will das es ihr gut geht. Ich will das aber nicht unter dem Aspekt, dass es mir deshalb schlecht geht."

Dein Kernproblem. Deine Freundin hat sicherlich auch nichts davon, wenn Du mit ihr in der Hoffnungslosigkeit versinkst. Das bringt euch beide nicht weiter.

"Aber bedingungslos? Soll heißen, dass mein Partner ein Freifahrtschein hat und alles machen darf? Der Partner muss nicht kompromissbereit sein, er muss mir keine Liebe geben, er muss nicht nett zu mir sein, er darf mich fertig machen, er darf sich alles herausnehmen."

Dein depressiver Partner kann Dir keine Liebe geben. Er kann keine Kompromisse machen. Er kann nicht ...

Deine Partnerin ist doch nur noch ein Schatten ihrer selbst. Sie erkennt sich selbst nicht mehr. Sie ist eine stille Beobachterin ihres eigenen seelischen Verfalls. Und Du kannst absolut nichts für Sie tun. Aber für Dich ...

"Und das alles unter dem Aspekt das mein Partner krank ist - für eine (ich erinnere) unbestimmte Zeit - soll heißen kann in 1 Woche vorbei sein - kann aber auch ein Leben lang dauern oder immer so bleiben."

Finde Dich damit ab oder zieh für Dich einen Schlussstrich.


"Wenn ich da so weiter darüber Nachdenke verlassen wir in diesem Falle langsam das Feld "Beziehung". Ich frage Dich was Deines Erachtens nach eine Beziehung ist?"

Ein "Geben" und "Nehmen". Oder meinetwegen auch: Die Verbindung zweier Menschen, die zutiefst lieben. Kennst Du die Geschichte von den Köngiskindern?
Blümli
Beiträge: 782
Registriert: 18. Jan 2011, 18:41

Re: Mein depressiver Partner

Beitrag von Blümli »

^^ Vielleicht muss man die Liebe gefühlt haben, um die Freundschaft richtig zu erkennen^^ Nicolas Chamfort
P-M
Beiträge: 139
Registriert: 4. Jun 2011, 17:19

Re: Mein depressiver Partner

Beitrag von P-M »

Ich habe keine Probleme damit...
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