Ich weiß nicht wie ich mich verhalten soll - Update 2

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dersieliebt
Beiträge: 27
Registriert: 30. Apr 2011, 20:36

Ich weiß nicht wie ich mich verhalten soll - Update 2

Beitrag von dersieliebt »

Hallo ihr Lieben,
Es ist schon einige Zeit, dass ich das letzte Mal schrieb. Und obwohl ich immer noch bei vielen mitlese, vermute ich, dass dies das letzte Mal ist, dass ich selbst einen Thread beginne.

Was passiert ist entspricht nicht unbedingt dem, was die meisten hier als Ziel favorisieren. Ich bin den Weg gegangen mich von meiner depressiven Partnerin zu trennen.
Die Vorgeschichte kann in meinen anderen beiden Threads nachgelesen werden. Das habe ich auch gerade nochmal getan und mit erschrecken festgestellt, was mir da passiert ist.

Ich setze mal da wieder auf, wo ich das letzte Mal geschrieben habe.
Nachdem wir jeweils in unsere eigene Wohnungen gezogen waren habe ich trotzdem versucht per Mail und SMS Kontakt zu halten.
Sie hat mir auch stets geantwortet und ich glaubte Sie auf einem guten Weg. Sie erzählte mir, dass sie die Arbeitszeit reduziert hätte um mehr Zeit dafür zu bekommen, sich um ihre Probleme zu kümmern.
Das hörte sich auch alles recht gut an. Ich zog mich aus ihrem Leben ziemlich zurück. Ich treibe viel Sport (Radfahren) und dabei kann man sehr viel Zeit investieren. Deshalb glaubte ich das auch gut geregelt zu bekommen.
Sie erzählte mir auch, dass sie ihrer Mutter alles erzählt habe und die Familie, insbesondere ihre Oma ihr ca. 10.000 Euro geschenkt habe als Vorgriff auf das Erbe. Sie daher alle ihre Schulden hat bezahlen können und sie damit ihr größtes Problem beseitigt sieht.
Auf den Besuch bei ihrem Therapeuten angesprochen kamen jedoch Antworten, denen ich misstraut habe. Sie sagte, der habe seit zwei Jahren keinen Urlaub gemacht, und weil er selbst so ausgebrannt sei, können Sie ihn erst Ende Juli wieder erreichen.
Da sie aus der Kur nicht als Gesund entlassen worden ist, müsse sie einen Folgetermin planen. Den wolle sie aber hier in der Stadt ambulant machen. Ich habe mir meinen Teil gedacht aber dazu nichts gesagt.

Mittlerweile habe ich über verschiedenen Kanäle mitbekommen, dass Sie die Situation in unserem Bekanntenkreis ganz anders darstellt. Vereinzelt hatte sie denen erzählt, ich hätte mich von ihr getrennt, weil ich mit ihren Problemen nicht klar käme. Auf ihre Depression angesprochen sagte sie, dass sie schon fast gesundet sei, das sei im Januar abgeschlossen.

Sie fängt leider schon wieder an, ein Lügengebilde um sich herum aufzubauen.

Ich habe ihr dann auf den Zahl fühlen wollen und habe ihr eine Mail geschrieben, dass ich mich gern bei ihrer Mutter per Brief melden möchte, weil mit mir niemand mehr von der Familie spricht, und ich dort klarstellen will, warum das so ist. Ich bat darum mir zu sagen, was sie denen dort über das Ende unserer Beziehung erzählt habe. Aber darauf habe ich keine Antwort bekommen.

Wir hielten dann sehr oberflächlich Kontakt. Wir haben zwar eigentlich jeden Tag miteinander telefoniert, sind miteinander Rad gefahren. Wir waren bei meiner Ma zum Essen und haben uns über die Tour de France ausgetauscht.
Aber ich merkte dass diese Kontakte immer weiter in die Oberflächlichkeit abdrifteten, und ich hatte zunehmend das Gefühl wieder angelogen zu werden.
Ich wollte sie nicht darauf ansprechen, obwohl ich weiß, dass dies sehr in mir frisst.
Ich versuchte mich noch weiter zurück zu ziehen. Das ist mir auch gut gelungen. Im Nachhinein betrachtet hatte ich eher Angst davor, wieder belogen zu werden und bin dem einfach ausgewichen.

Nachdem ich mittlerweile über 4 Jahren keine wirkliche Nähe zu meiner Freundin hatte, den größten Teil der Zeit ohne das ich das bewusst gespürt habe, und ich jetzt ganz allein lebte, wollte ich unbedingt wieder Menschen um mich haben.
Ich habe mich im Internet bei einer Dating-Plattform angemeldet, eigentlich eher auf der Suche nach einem Abenteuer.

Ich habe aber darüber eine Frau kennengelernt, die nicht nur das gleiche Alter wie ich hat, ebenfalls geschieden ist und zwei fast erwachsene Kinder hat, sondern auch eine ähnliche "Leidensgeschichte".
In dem Fall hat sie sich von ihrem Mann getrennt weil sie sich auseinander gelebt hatten und hat nach der Scheidung mit einen depressiven Mann eine Beziehung geführt (mehr schlecht als recht).
Wir haben beim Kennenlernen uns viel darüber unterhalten, und dabei hat mich ein Satz beeindruckt.
Die Frau sagte mir, dass sie dieses "nicht Nähe zulassen" irgendwann nicht mehr ausgehalten habe und sich nicht hat vorstellen können, dass sie das noch einige Jahre habe ertragen wollen. Deshalb habe sie sich von ihm getrennt.

Über diesen Satz habe ich lange nachgedacht und mir immer überlegt, wie das denn für mich wäre, wenn ich mich von meiner Partnerin trennen würde.

Ich bin mittlerweile mit dieser neuen Frau eine Beziehung eingegangen und merkte insbesondere in dieser ersten Phase wie schön doch so etwas sein kann und was mir alles in der anderen Beziehung gefehlt hat.
Da ich kein Freund von Lügen bin habe ich irgendwann den Entschluss gefasst, meiner ehemaligen Partnerin davon zu erzählen, dass ich jemand kennengelernt habe.

Das habe ich dann auch getan in einem Gespräch. Dabei kam dann auch heraus, dass sie mich immer weiter angelogen hat. Ihre Mutter weiß von alle dem nichts, sie hat auch kein Geld von ihrer Oma bekommen. Ihr Therapeut war 2 Wochen im Mai im Urlaub, alles ist gelogen! Sie hat auch keine weitere Therapie geplant und will auch keine machen.

Es ist in dem Gespräch deutlich geworden, dass sie tief verletzt ist, dass ich mich jemand anderem zugewandt habe, und dass sie eigentlich ihre Problem nicht versucht in den Griff zu bekommen. Sie richtet sich schon wieder so ein wie früher. Sie kauft Klamotten obwohl sie kein Geld hat, sie sucht sich neue Freunde bei denen Sie mich schlecht macht, und darstellen kann, was für eine tolle und starke Frau sie ist.
Ich glaube sie ist noch nicht tief genug gefallen!

Seit 7 Wochen gibt es jetzt keinen Kontakt mehr zwischen uns. Von Freunden habe ich erfahren, dass sich bei ihr nichts geändert habe. Sie plant neue Möbel zu kaufen und spricht mit Bekannten darüber. Die Bekannten wissen nichts von den finanziellen Problemen in denen Sie immer noch steckt. Denn von ihren Schulden hat sie vermutlich nichts abgetragen.

Ich denke immer noch sehr oft an sie, aber ich stelle immer häufiger fest, das diese Trennungsphase mit dem Auf- und Ab für mich wichtig war, ich mich jetzt aber so getrennt habe, dass es für uns keine zweite Chance geben wird. Und, so schlimm es sich anhört, ich fühle mich immer besser dabei.

Ich werde ihr nicht helfen können, wenn sie das hätte zulassen wollen, hätte sie mich nicht weiter angelogen. Sie will sich von niemanden helfen lassen. Sie macht einfach da weiter wo sie vor ihrer Therapie war.
Damit kann ich nicht leben, und werde das auch nicht mehr.

Ich bin froh, dass ich diesen Schritt geschafft habe.

Das soll aufzeigen, dass man diesen Schritt gehen, und dabei auch glücklich werden kann.

Erst nach der eigentlichen Trennung habe ich gemerkt wie ich mir die Dinge "schön geredet" habe anstatt sie so zu betrachten wie sie sind.

Das kann vielleicht denen ein wenig Mut machen, die auch vor einem solchen Schritt stehen und sich nicht trauen oder sich die Situation auch "schön reden".

Ich habe festgestellt, wie viel ich von meinem Ich aufgegeben habe. Das war für die Zeit richtig. Aber jetzt ist es richtig, dass ich mich um mein Ich kümmere.

Abschließend muss ich noch sagen, dass dieses Forum mir sehr dabei geholfen hat, diese Entwicklung durchzumachen und durchzustehen. Ich bin froh jetzt keinen depressiven Partner mehr zu haben. Ich werde sicherlich weiter mitlesen, aber für mich ist das Gott sei Dank nicht mehr für die Selbsthilfe nötig.

Ich danke Euch Elas, Ulli, Clown, Pero, Anita und Rakang und all den anderen.

Ich wünsche Euch viel Glück!

Andreas
Clown
Beiträge: 4337
Registriert: 8. Nov 2004, 18:22
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Re: Ich weiß nicht wie ich mich verhalten soll - Update 2

Beitrag von Clown »

Hallo Andreas,

danke für deinen Bericht! Ich freue mich, dass du dich wieder dem Leben zugewandt hast.

Alles Gute,

Clown
"Realize deeply that the present moment is all you ever have. Make the Now the primary focus of your life."
Eckhart Tolle
SisterGoldenHair
Beiträge: 1485
Registriert: 2. Aug 2007, 14:23

Re: Ich weiß nicht wie ich mich verhalten soll - Update 2

Beitrag von SisterGoldenHair »

Hallo Andreas,

dazu fiel mir spontan ein *es ist ihm wie Schuppen von den Augen gefallen* ;o)

Deine Nachricht klingt so ganz anders als die vorherigen - Du scheinst Dich aus diesen "Verstrickungen" gelöst zu haben und auf einem guten Weg zu sein - das freut mich sehr !

Liebe Grüße
Ulli


***

"die Freiheit des Menschen liegt nicht darin, dass er tun kann was er will, sondern, dass er nicht tun muss was er nicht will"

:o)



(Jean-Jacques Rousseau)
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