Wohin soll das führen?

java89
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Wohin soll das führen?

Beitrag von java89 »

Dann berichte ich auch mal von meinem Leben mit einem Depressiven, da ich zur Zeit mal wieder, wie schon so häufig, vor einem riesengroßen Nichts stehe, das mit tausenden Fragezeichen gefüllt ist.

Mein (Ex)-Freund und ich sind beide Anfang 20, studieren, haben uns im Studium kennengelernt. Aus einer anfänglich lockeren Sache hat sich recht schnell doch was ernstes entwickelt. Ich war schon immer ein totaler Beziehungsmensch, er dagegen gar nicht, hatte vorher zwei Beziehungen (mit 16 und 18) und war bis dato eher durch kurzweilige Bettgeschichten gegangen.
Die ersten Monate waren wir wirklich auf Wolke 7, danach kam der erste Einbruch, dass sich die körperliche Nähe sehr reduziert hat.. nach ein paar Wochen hat er den Schritt getan und mir erklärt, warum das so wäre (was er vorher noch nie gemacht hat, woran seine vorherige Beziehung auch zerbrochen ist): Er hat Panikattacken bekommen, dass ich schwanger werden könnte. Er hat gesagt, er will, dass ich das weiß, weil er das mit mir nicht aufs Spiel setzen möchte. Von da an wurde es eigentlich immer schlimmer, wir sind zwar noch zusammen in Urlaub gefahren, haben uns viel gesehen, die Liebe ist eigentlich mehr und mehr gewachsen und ich würde sagen, dass es für uns beide die große Liebe war. Im Herbst war er dann aber soweit, dass er gesagt hat er sucht sich einen Therapieplatz und macht eine Therapie für uns. Ich hab ihn immer versucht zu verstehen, hab versucht ihn in allem zu unterstützen. Zu dem Zeitpunkt kam auch auf, ob wir nicht zusammenziehen wollen. Anfang 2011 wollte er dann mal probeweise bei mir einziehen, damit wir sehen wie das funktioniert, er hatte im Januar auch einen Therapieplatz bekommen. Keine 3 Wochen spätern hat er mir mit Schluss gemacht, da er es nicht mehr ertragen konnte, mich mit all dem zu belasten. Er wollte lieber erst alles in Ordnung bringen, damit wir danach ein Leben zusammen führen können. Dann kamen die Vorgespräche der Therapie, Fazit: Schwere Depression, Verhaltenstherapie mind. 45 Sitzungen, zudem Antidepressiva. Ich glaube, das hat ihn ziemlich getroffen. Anfangs hat er die Antidepressiva genommen, es hat sich auch besser gefühlt.. aber dann ging es mit der Therapie nicht mehr weiter, er hat keine Sitzungen mehr bekommen, er ist wieder in ein Loch gefallen, hat die Antidepressiva 'vergessen' und dann abgesetzt - und seitdem ist es erst recht ein ewig Auf und Ab mit uns. Die ersten Wochen hatten wir noch recht normal Kontakt, haben uns auch ab und an gesehen, ich hab bei ihm geschlafen.. und jedes Mal kam die Frage auf, ob wir nicht doch wieder zusammenkommen sollten. Nach ein paar Wochen hat er sich komplett zurückgezogen und den Kontakt abgebrochen, sich in Alkohol ertränkt, war nur noch Party machen.. und dann kam die Phase, in der ich fast jede Nacht SMS bekam, einen Tag 'Ich liebe dich, du bist mein Leben, ich kann nicht ohne dich', am nächsten Tag 'Du hast das nicht verdient, ich bin ein Arsch und falsch, such dir wen anderes und vergiss mich'. Wochenlang, immer das gleiche Spiel - bis es dazu überging, dass ich ihn nachts irgendwo abgeholt hab, damit er bei mir schlafen konnte, weil er bei mir sein wollte. 2x ist er in der Zeit von sich aus auf mich zugekommen und wollte wieder eine Beziehung mit mir, 2x hat er sie quasi am nächsten Tag wieder beendet. Zur Zeit haben wir wenig Kontakt, aber immer mal, vor allen Dingen meldet er sich von sich aus. Nicht oft, aber wenn wir ein paar Tage keinen Kontakt hatten, dann schreibt er wie es mir geht, manchmal ruft er an und sagt 'Ich hab deine Stimme schon so lang nicht mehr gehört'.
Wenn wir uns noch treffen, dann kommen Sätze wie 'ich will keine Neue, ich warte lieber auf die Alte' oder wenn er weggeht, schläft er auch nicht bei anderen Mädchen, weil ich das nicht möchte, er spricht immer mal noch von 'uns' und 'wir', das 'wir' nicht daunddahin fahren können..
Er war nie eifersüchtig in unserer Beziehung, im Gegenteil, ich kenne keinen Menschen, den das so wenig kümmert.. und letztens war er auf einmal richtig eifersüchtig und böse mit mir.

Ein Jahr waren wir zusammen, seit einem halben Jahr sind wir getrennt und es ist dieses ewige Hin und Her, aber ich frag mich wohin es führen soll? Er löst sich nicht zu 100% von mir und ich löse mich nicht zu 100% von ihm. Und wenn ich den Kontakt von meiner Seite aus abbreche, dann kommt er über kurz oder lang wieder an.
Reden wir über belanglose Sachen, dann können wir auch wunderbar miteinander reden, aber sobald das Gespräch nur annähernd in Richtung Gefühle/Beziehung/Probleme abdriftet, macht er dicht..um mir ein paar Wochen später wieder den nächsten Hoffnungsfetzen hinzuhalten. Als ich letztens das Thema Therapie nochmal angesprochen hatte kam nur 'Ich hab Wichtigeres zu tun'..er sagt zu mir, dass er einfach nur noch tot ist und nichts mehr fühlt, und am nächsten Tag sind 'zu viele Gefühle bei uns im Spiel'.
Er hat immer gesagt, er ist noch für mich da, wenn es mir mies geht und gerade geht es mir richtig mies. Nicht nur wegen ihm, es häuft sich bei mir alles und wächst mir über den Kopf, da hab ich ihn heut nur angerunfen um zu fragen, ob ich eine Stunde vorbeikommen könnte, damit ich nicht allein bin, da kam er direkt 'Ich bin nicht der Richtige dafür, kannst du zu keinen Freundinnen gehen? Fahr erstmal nach Hause, dann kannst du ja nochmal später anrufen. Mit uns ist es einfach so scheiße, das wäre nicht gut.. aber ich bin immer gern für dich da'. Er hat immer noch Sachen von mir und ich hab noch Sachen von ihm, er macht auch keine Anstalten, dass wir uns das mal wiedergeben..

Ich versuche alles so gut es geht zu verstehen, aber ich bin auch nur ein Mensch mit Gefühlen. Ich liebe ihn immer noch von ganzem Herzen, ich würde ihn bei allem so gut es geht untersützen, ich würde ihm so viel Freiraum lassen, wie er braucht und jeden Moment für ihn da sein, wenn er danach verlangen würde.
Ich habe mich selbst nicht aufgegeben, nur um für ihn zu leben. Ich gehe raus, ich treffe mich mit Freunden, ich habe auch wieder Spaß ohne ihn, ich hab einen Nebenjob, ich hab ein Pferd.. ich habe Beschäftigung, aber sobald ich nach Hause komme und die Tür ins Schloss fällt schießen mir die Tränen hoch, weil er nicht da ist, weil ich ihn nicht mehr erreichen kann, weil ich nicht verstehen kann, wie er mich, als Menschen den er wirklich sehr geliebt hat, so verstoßen kann, wie er oberflächliche Bekanntschaften einer innigen Beziehung zu mir vorziehen kann.. und trotz allem kann ich es alles verstehen. Ich habe mich viel mit der Krankheit auseinandergesetzt, ich nehme die ernst, aber er leider nicht mehr.. er meint er käme gut damit zurecht, dass er einfach innerlich tot wäre, er hätte keine Panikattacken mehr, er würde einfach alles so nehmen wie kommt..und ich weiß nicht, ob es noch irgendwas gibt, was ich für ihn tun kann, oder ob der Punkt erreicht ist wo ich mir wirklich eingestehen muss, dass mich dieser Mensch, der mir so viel bedeutet, mein Leben war und irgendwo auch noch ist, der mir meine Welt hier zerbrochen hat, dass er mich einfach nicht mehr will.
java89
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Re: Wohin soll das führen?

Beitrag von java89 »

So, heut gab es dann wieder eine kleine Auseinandersetzung. Ich hatte ihn gefragt, ob er mir für eine Beerdigung sein Auto leihen kann, erst war es kein Problem, jetzt fährt er auf einmal am Wochenende selbst weg (die Strecke könnte er kostenlos mit dem Zug fahren) und kann mir das Auto daher nicht geben. Ich war wirklich maßlos enttäuscht, habe es ihm heute auch so gesagt, dass ich dachte, dass er mir wenigstens das Auto noch leihen würde.. und er meinte wieder nur, dass ich zu viel an ihm hängen würde und er nicht der Richtige wäre, der mir in so einer Situation beistehen würde. Dann hat er das Gespräch beendet mit dem Argument, dass er sich nicht mit mir streiten wird und auch nicht weiter drauf eingeht.
Ich bin enttäuscht, traurig, sauer.. und ich habe mir nun eine Frist gesetzt. Irgendwann muss es doch auch einfach mal genügen. In 4 Wochen habe ich Geburtstag, bis dahin wird es von mir aus keinen Kontakt mehr geben, entweder er meldet sich in den nächsten Wochen oder an meinem Geburtstag, oder er lässt es.. und dann weiß ich wohl auch, woran ich nun bei ihm bin. Ich würde gerne weiterhin für ihn da sein, aber ich kann einfach nicht mehr kämpfen und machen und tun, wenn er immer nur blockiert und mich wegstößt. Entweder er meldet sich nochmal von sich aus, was mir dann wenigstens zeigt, dass ich ihm nicht komplett egal bin, oder er lässt es. Und dann ist es auch für mich erledigt, hoffentlich.
Kathryn
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Re: Wohin soll das führen?

Beitrag von Kathryn »

hallo java,

will ihn jetzt nicht vor dir rechtfertigen, aber das problem ist...naja...sehr verzwickt glaube ich.
versuchs mal ein bissl zu erklären...das blockieren und wegstossen hat nichts mit dir als person zu tun, sondern es ist die krankheit, die uns dazu bringt manchmal ziemlich blöde sachen zu tun oder zu denken. (schreib jetzt mal :wir-bin selbst auch betroffen). wir haben immer angst bei anderen in der schuld zu stehen, fühlen uns wertlos und denken, unser umfeld ist ohne uns besser dran-deshalb stossen wir die leute vor den kopf, die es ernst mit uns meinen und wenden uns den oberflächlichen kontakten zu, wo von beiden seiten keine verpflichtung besteht und somit auch nicht die gefahr besteht das irgend etwas von einem erwartet wird.
es ist ziemlich kompliziert, zu erklären, was in uns vorgeht, weil irgendwie haben wir eine andere realität. für uns ist die realität z.beispiel, das unsere partner was besseres verdient haben-auch wenn der partner das hundertmal negiert, für uns ist das so und von dem gefühl kommen wir auch nicht runter. wir brauchen zeit und sehr viel abstand, weil wir mit uns selber nicht klar kommen. wir können uns nicht vorstellen das uns jemand liebt, weil wir uns selbst nicht lieben und annehmen können.

lebe selbst seit fünf jahren in einer beziehung mit einem wunderbaren mann, bin seit zwei jahren mit ihm verheiratet, aber auch wir kämpfen stets aufs neue...die kommunikation funktioniert teilweise nur noch nonverbal weil ich oft so blockiert bin, das ich nicht mal sprechen kann. es wird vermutlich immer ein kampf bleiben, aber wir wollen ihn gemeinsam gehen, auch wenn es manchmal phasen gibt, in denen man das gefühl hat es geht gar nichts mehr.

wünsch dir jedenfalls viel kraft, die entscheidung musst du für dich allein treffen. es wird immens viel kraft fordern, du wirst streckenweise für zwei kämpfen müssen...

gruß
kate
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java89
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Re: Wohin soll das führen?

Beitrag von java89 »

Vielen Dank für deinen Beitrag. Es ist wirklich schön, dass auch mal von der anderen Seite zu hören.
Ich möchte kämpfen, ich möchte das für ihn tun und nicht nur für uns, ich bin ja auch noch immer da, wenn er ankommt, damit er merkt, dass ich noch da bin. Ich hoffe immer, dass es sich nochmal wandelt und, so böse das auch klingen mag, dass er den nächsten Einbruch bekommt, auch wenn das für ihn natürlich alles andere als angenehm/schön/gut ist, aber diese ewige Fassare aufrechtzuerhalten kann es ja auch nicht sein. Und ja, trotzdem weiß ich auch wieder, dass es durch die Krankheit bedingt ist.
Kathryn
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Re: Wohin soll das führen?

Beitrag von Kathryn »

hallo java,

ja wir versuchen die fassade so lange wie möglich aufrecht zu erhalten, das ist unsere stärke...und unser fehler. weil das macht alles nur noch viel schlimmer...

hoffe das ihr die kraft findet und einen weg miteinander umzugehen.

lieben gruß
kate
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java89
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Re: Wohin soll das führen?

Beitrag von java89 »

Darf ich dich fragen, wie du es schaffst eine Beziehung zu ihm zu führen? Also ich mein, mein Ex-Freund stößt mich ja einfach nur weg und du schaffst es ja (mittlerweile?) anscheinend, dass es klappt, auch wenn es sicher oftmals sehr schwierig ist.
Kathryn
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Re: Wohin soll das führen?

Beitrag von Kathryn »

hm...schwierige frage...also zunächst einmal bestehe ich ja nicht nur aus schlechten phasen. hab zwar ne chronische form+zusätzliche depressive schübe (sogenannte double depression), was heißt das es schlechte und noch schlechtere phasen gibt...naja. in den schlechten phasen ist ein halbwegs "normales" leben möglich. ich schaff es mich hier in der wohnung um alles zu kümmern, wir können kommunizieren und es gelingt mir auch, nähe zu zu lassen. in den schlechteren phasen, erfährt auch mein partner zurückweisung, das ist aber auch nur eine phase auf dem weg nach unten. denn irgendwann hab ich auch dafür keine kraft mehr ihn zurück zuweisen. von mir kommt dann halt gar keine rückmeldung mehr...was natürlich die ganze sache äußerst schwierig macht. bin dann komplett in mir gefangen, nichts kommt nach draußen und von draußen kommt nichts rein. ich hab schon manchmal angst das unsere ehe dieser belastung irgendwann nicht mehr gewachsen is...

lieben gruß
kate
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bigappel
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Re: Wohin soll das führen?

Beitrag von bigappel »

Liebe Kathryn,

bin in haargenau derselben Situation, nur eben auf der Seite Deines Mannes .

Du hast so oft durch Deine Schilderungen als Betroffene schon weitergeholfen, dass ich Dir hier einfachmal Dank & es ist wunderschön, dass Du hier bist" sagen möchte.

Ich selber beschäftige mich seit geraumer Zeit mit der Frage, warum mein Freund an einer langjährigen sog. Freundschaft festhält, die seitens der anderen Person keine ist und möglicherweise ist es genau die Oberflächlichkeit dieser Person, wie Du es in einem Deiner Beiträge schilderst.

Ich versuche immer wieder meinen Lebensgefährten zu verstehen, aber genau das, warum er an Oberflächlichkeit festhält, konnte ich nie verstehen.

Kathryn, die Beziehung der Partner wird wohl immer wieder zweitweise belastet werden; aber ich vermute mal, genau auch wie bei mir, auch Dein Mann würde sich immer wieder für Dich entscheiden.

Ich hoffe sehr, Du kannst es Dir immer wieder verständlich machen!

Die Zeiten, wo keinerlei Kommunikationsmöglichkeiten mehr mit dem Partner bestehen, sind schwer, ja; aber auch wir Partner des Betroffenen wissen ja, dass
es nicht uns gilt. Das ist ein Lernprozeß und ich bin mir sicher, dass dies Dein Mann ganz genau weiß!.

Herzlichst
Pia
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Kathryn
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Re: Wohin soll das führen?

Beitrag von Kathryn »

liebe pia,

danke für deine worte...sie haben mich sehr tief berührt und es tut gut, zu hören, das man anderen helfen kann. wenn auch nur einer seinen partner dadurch besser versteht, was es das wert!

leider vergesse ich das alles, wenn es um mich selbst geht aber das ist nun mal die krankheit, die wird einem wohl immer wieder einreden, das man nichts wert ist und dein umfeld ohne dich besser dran wär...

solche beiträge, wie von dir, helfen mir dann doch mal ein wenig wertschätzung zu erfahren und das tut gut...

danke, danke, danke...
kate
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java89
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Re: Wohin soll das führen?

Beitrag von java89 »

Danke Kathryn, auch ich finde es wirklich hilfreich, das alles mal aus der anderen Perspektive zu hören.
Es ist einfach so schwierig zu entscheiden, wie man sich verhalten soll, was falsch und was richtig ist, wenn wahrscheinlich dem Betroffenen jede Handlung/Reaktion falsch erscheint. Aber seit zwei Tagen geht es mir wieder 'gut', jedenfalls besser, auch weil, Kathryn, mich wieder beruhigt hast durch deine Worte. Ich denke, dass ich alles getan hab, was ich tun konnte, und jetzt einfach abwarten muss, ob nochmal was passiert oder ich das alles endgültig hinter mir lassen sollte. Wenn er sich nochmal meldet weiß ich wenigstens, dass ab und an nochmal was in ihm nach mir verlangt, egal auf welche Art und Weise es ist, und wenn nicht, dann muss ich es einfach gehen lassen, so schwer es wohl auch ist.
bigappel
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Re: Wohin soll das führen?

Beitrag von bigappel »

Liebe Kathryn,


a u s d r u c k e n (für bessere &
schlechtere Phasen)

und die Wohnung damit (gibt ja auch
Stellen, wo etwaiger Besucher nicht direkt
mit der Nase draufgestossen werden
verschönern! Bitte!

Und immer wieder lesen.

Es ist einfach so!
Liebe ist einfach so...

und D u bist einfach sowas von
liebenswert!

Herzlichst
Pia
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Kathryn
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Re: Wohin soll das führen?

Beitrag von Kathryn »

ja, das ist eben immer das problem. die realitäten von betroffenen und nicht betroffenen geht ziemlich weit auseinander und es gibt kaum berührungspunkte. in unseren guten phasen wissen wir in der regel, wer für uns wichtig ist und können das auch (mehr oder weniger) zeigen,in unseren schlechten phasen können wir indes nähe meist gar nicht vertragen, und was fast noch schlimmer ist... ich mein, das ich meinen mann liebe wusste ich ja, aber ich fühle es nicht, weil ich in diesen phasen gar nichts fühle. noch dazu kommt, das man denkt man sei eine belastung für sein umfeld (geht mir leider auch grad wieder so...) was dann gewisse gedanken nach sich zieht...

auch wenn man immer wieder gesagt bekommt, das es nicht so ist, das man trotzdem geliebt wird, wir können das nur schwer annehmen, weil es eben nicht unsere realität ist. überleg grad nach einem möglichen beispiel um verständlich zu machen, was ich meine...
wenn du beispielsweise mit dem wissen groß geworden bist, das deine "beliebtheit" von deinen leistungen abhängt, dann ist das für dich wahr und real. wenn dir dann jemand versucht klarzumachen, das du auch um deiner selbst willen geliebt wirst, glaubst du es nicht. weil bisher war es noch nie so... und da dich die depression aller kraft beraubt und du nichts mehr leisten kannst...wie fühlst du dich dann? wertlos, ungeliebt, eine belastung für dein umfeld...was folgt daraus? du machst den einzig selbstlosen schritt, der dich zusätzlich natürlich gleich noch aus deiner qual reisst und räumst dich brav ausm weg. sorry...klingt jetzt bissl hart, aber das is der verdammte teufelskreis aus dem es (für manche) nur diesen einen ausstieg gibt...

hoffe hab dich jetzt nicht wieder beunruhigt...

lieben gruß
kate
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Kathryn
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Re: Wohin soll das führen?

Beitrag von Kathryn »

danke pia,

ja das werd ich mir auf jeden fall ausdrucken!

herzlichst
kate
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java89
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Re: Wohin soll das führen?

Beitrag von java89 »

Nein, du hast mich ganz und gar nicht beunruhigt.
Ich seh es bzw versuch es auch so zu sehen, dass in den Zeiten, wo er sich gemeldet hat, es 'gut' war bei ihm und dann, wenn er sich zurückgezogen hat und wieder so abweisend wurde, dass er wieder in eine schlechte Phase übergegangen ist.
Ich lese nur so oft, dass sich die Betroffenen sozial sehr zurückziehen etc. aber das macht er gar nicht. Er stürzt sich eher total in die Arbeit, geht ständig weg und macht Party, er macht zig neue Bekanntschaften. Von seiner besten Freundin z.B. zieht er sich ja auch gar nicht zurück. Aber naja, das ist wohl einfach, wie sich die Krankheit bei ihm auswirkt, ich glaube nämlich, dass er schon immer dazu geneigt hat seine Probleme irgendwie zu verdrängen, indem er sich in andere Dinge stürzt. Allerdings belastet er andere auch nicht (mehr) mit seinen Probleme, glaub ich. Ich hab ihn auch mal gefragt, ob er noch mit irgendwem über mich spricht, da meint er auch, dass er das nicht mehr macht. Und von seinen Problemen wissen auch nur die wenigsten, also ich und 2-3 andere, mit denen er mal drüber gesprochen hat, aber so alles wissen die auch nicht.
Kathryn
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Re: Wohin soll das führen?

Beitrag von Kathryn »

hallo java,

jeder geht anders damit um. bei ihm sieht es nach davonlaufen aus...das kann man auch machen. hauptsache man muss sich nicht mit dem beschäftigen was gerade bei einem im argen liegt. er kompensiert es durch party und arbeit, arbeit, arbeit- auch das ist gefährlich, denn es wird/kann ein punkt kommen, in dem er nicht mehr kann und gar nichts mehr geht. aber partybekanntschaften sind eben auch "oberflächliche" bekanntschaften, die nichts von einem erwarten und wo nicht die gefahr irgendeiner abhängigkeit entsteht.
ich kenne es an mir selbst auch, denn die leute, denen ich vertraue (sind nicht viele-aber zu denen ist die beziehung eben besonders eng) sind auch die leute, die mich während meiner schlechten phasen am meisten verletzen können. also tut man eines: rückzug aus selbstschutz. je weniger kontakt man mit diesen leuten hat umso weniger besteht die gefahr von ihnen verletzt zu werden. dein selbstwert ist nämlich bereits am boden und man entwickelt gewisse fähigkeiten sich selbst auch prima seelisch zu grunde zu richten (um nicht gefahr zu laufen sich zu gut zu fühlen, weil das hat man nicht verdient), aber dann von einer vertrauensperson möglicherweise auch noch verletzt zu werden übersteigt jegliches erträgliche maß. deshalb zieht man sich zurück, aber nicht unbedingt von allen, nur von denen die einem am meisten "gefährlich" werden könnten.

lieben gruß
kate
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Blümli
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Re: Wohin soll das führen?

Beitrag von Blümli »

^^ Vielleicht muss man die Liebe gefühlt haben, um die Freundschaft richtig zu erkennen^^ Nicolas Chamfort
bigmag
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Re: Wohin soll das führen?

Beitrag von bigmag »

Hallo Kathryn,

von mir auch ein herzliches Dankeschön..
In all deinen Worten finde ich so oft meine (Ex)freundin wieder und ich begreife immer mehr, warum sie "ausbrechen" musste.

Vielen Dank!
Kathryn
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Re: Wohin soll das führen?

Beitrag von Kathryn »

hallo, all ihr lieben,

habt vielen dank auch für eure lieben worte, die mir zeigen, das ich doch nicht ganz so überflüssig auf dieser welt bin, wie ich mich fühle...
habe schon von anfang an beschlossen, offen mit dieser krankheit umzugehen, obwohl oder vielleicht gerade weil sie leider immer noch ein großes tabu-thema ist. aber ich steh dazu und mittlerweile tun das auch viele andere. letztens habe ich mich auch mit einer betroffenen ausgetauscht, ich brauchte einfach bissl beistand, weil zur zeit geht es mir wieder richtig schlecht...und sie meinte zu mir: "Du bist nicht schwach! im gegenteil, mut und durchhaltevermögen gehören zu deinen stärken, den es gehört verdammt viel mut und kraft und noch mehr durchhaltevermögen dazu, so eine depressive phase durchzustehen und allem standzuhalten." das hat mich ein wenig aufgebaut...

danke auch mal an euch angehörigen, die ihr mit uns und notfalls auch für uns kämpft. ihr seid uns sehr sehr wichtig, auch wenn wir das nicht immer zeigen können!

lieben gruß
kate
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bigappel
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Re: Wohin soll das führen?

Beitrag von bigappel »

Liebe Kathryn,

ich hoffe und wünsche mir sehr, dass Du weiterhin die Kraft und den Mut hast, "ja"
zu Dir und dem Leben zu sagen!

Jeder Mensch hat im Laufe seines Lebens ja Dinge zu verkraften, mit denen er klarkommen muss. Das gehört wohl zum Leben.

Ich selber, hab auch schon so einiges um die Ohren bekommen und ehrlich gesagt habe ich immer gedacht, meine Erkrankung(Unheilbarkeitsdiagnose Krebs) wäre einfach nur gemein und widerlich, weil sie heimtückisch ist. Du fühlst Dich gut, merkst nix und in Wirklichkeit metastasiert die Scheiße vor sich hin und nimmt Dir irgendwann das Leben..... Tja....

Seit ich die Erkrankung meines Freundes miterlebe, relativiere ich meine persönliche Geschichte:

damit meine ich nicht, dass ich vor Mitleid zerfließe oder die Erkrankten als Opfer sehe, nein, sondern ich erlebe sowohl meinen Freund und auch gerade Dich, Kathryn, obwohl wir uns nicht persönlich kennen, eben genau nicht als schwache Persönlichkeiten (wie Deine Bekannte schon gesagt hat).

Diese psychische Erkrankung ist schwer und sie fordert verdammt viel Stärke des Erkrankten, über all diese Jahre damit umzugehen.

Das kann keine schwache Persönlichkeit.

Ich halte mich selber für eine starke Persönlichkeit; ich kämpfe schon viele Jahre und bin dem Tod öfters von der Schüppe gesprungen; trotzdem kann ich nicht beurteilen, ob ich mit dieser Erkrankung auch umgehen könnte, als selber Erkrankte.

Aber diese Wahl hat man nicht.

Ich wünsche Dir und den anderen Forianern jedenfalls alles, alles Liebe & Gute und bin
froh, dieses Forum gefunden zu haben.

So und jetzt noch Ego-Tripp:

Kathryn, auch gerade Deine Beiträge brauche ich ganz dringend. Sie sind so wertvoll, Du bist wertvoll.

Wenn es nicht geht, sich am Forum zu beteiligen, dann is das so..... aber: D U
wirst gebraucht und das nicht nur hier!

Herzlichst
Pia
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Kathryn
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Re: Wohin soll das führen?

Beitrag von Kathryn »

hallo pia,

danke für deine offene antwort. tut mir auch leid, das du schon viel durchgemacht hast. tja...letzten endes hat jeder von uns eine krankheit, die einem das leben nehmen kann...nur das bei der depression wir selbst es letztlich sind, die den tod herbeiführen. allerdings haben auch wir nur bedingt die wahl, denn ich hab es letztes jahr erlebt - irgendwie musste ich es tun in diesem moment. ich hatte gar keine andere option in diesem moment...naja, weiß auf jeden fall jetzt wie sich das anfühlt und das es weder feige ist noch sonst irgendetwas...sondern einfach...naja...sein muss

für deine worte danke ich dir sehr, bin momentan wieder furchtbar entmutigt...weil ich gerade wieder belehrt wurde, das die krankheit am ende doch immer wieder gewinnt...und sie schafft es das binnen ein paar tagen alles was ich mir mühsam während des letzten jahres wieder aufgebaut hatte keinen pfifferling mehr wert ist. und momentan habe ich keine kraft, wieder von vorn anzufangen

herzlichst
kate
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bigappel
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Re: Wohin soll das führen?

Beitrag von bigappel »

Nein, liebe Kate!

Die Krankheit muss nicht gewinnen!

Mann bekommt soviel vom Schicksal oder wem auch immer auferlegt, wie man tragen kann.

Das kann man aber nicht immer sehen.

Daher eine Bitte an Dich:

ruf Deinen Mann an oder eine gute Freundin
und besprech jetzt, heute mit einem Arzt,
ob es eventuell angezeigt ist, nochmal
eine Auszeit in der Klinik zu nehmen
oder ob andere alternativen zu Stabilisierung sinnvoll sind.

Bitte! Jetzt!

Ich denk an Dich!

Pia
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Kathryn
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Re: Wohin soll das führen?

Beitrag von Kathryn »

hallo pia,

hab schon mit einer sehr guten freundin heute gesprochen (die übrigens ebenfalls pia heißt). ungünstige konstellation: mein arzt und meine thera sind beide zur zeit im urlaub.

mit dem gedanken, in eine klinik zu gehen, trage ich mich schon eine weile...aber es gibt noch ein paar dinge, die ich vorher erledigen muss (weiß, prioritäten sind nicht gut, aber diese dinge muss ich noch zu ende bringen), diese dinge sind mir wehr wichtig. aber danke für deine worte...bis ich alles erledigt habe muss ich noch durchhalten.

lieben gruß
kate
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Kathryn
Beiträge: 236
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Re: Wohin soll das führen?

Beitrag von Kathryn »

verabschiede mich mal ins we...wünsch mir für euch alle ganz viel kraft und mut und durchhaltevermögen!

brauch erstmal ein bissl abstand und ruhe...bin einfach nur unendlich müde, kraftlos und entmutigt...

euch allen ein schönes wochenende!

liebe grüße
kate
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java89
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Re: Wohin soll das führen?

Beitrag von java89 »

- Manchmal braucht man ein wenig Abstand von den Menschen die man liebt, dass heißt aber nicht, dass man sie deshalb weniger liebt, manchmal liebt man sie dadurch sogar noch mehr -

Ich wünsch Euch ein schönes Wochenende, viel Kraft für das, was ihr durchzustehen habt.
Mir geht es gerade 'gut', auch wenn ich mir bewusst bin, dass auch ich das nächste Tief erreichen werden, in dem ich ihn wieder schmerzlich vermissen werde. Aber ich koste die Zeit nun aus, in der es mir gut geht, in der ich Freude an anderen Dingen habe und mich auf mich konzentrieren kann, in der ich nicht ununterbrochen an ihn denke, mir ausmale was er macht, mit wem er unterwegs ist.. sondern an mich selbst denkt, mir Kleinigkeiten gönne, die auch mein Leben wieder lebenswert machen und trotz allem habe ich das Wissen, dass ich in einen wundervollen Menschen verliebt bin, für den ich AUCH kämpfen möchte, aber nicht nur, denn ich komme zuerst.
Kathryn
Beiträge: 236
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Re: Wohin soll das führen?

Beitrag von Kathryn »

hallo java,

das ist das beste was du machen kannst! ich mache es auch so...ich geniess die zeit in der es mir gut geht und versuche mir keine gedanken über einen nächsten möglichen schub zu machen. hatte auch eine relativ gute zeit, aber jetzt hat es mich wieder voll erwischt

bin auch grad wieder auf dem rückzug, freunden, partner etc. weil ich merke das ich schon wieder so furchtbar verletzlich werde und selbst ein einziges deplaziertes wort mein wackliges dasein zum einstürzen bringen könnte. muss mich erstmal wieder fangen und stabilisieren-hoffe das es mir gelingt.

lieber gruß an euch!
kate
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