...was wenn nichts mehr geht...

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Swareel
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...was wenn nichts mehr geht...

Beitrag von Swareel »

Hallo ans Forum,
ich habe ein echt großes Problem und hoffe, irgendjemand kann mir weiterhelfen. Meine Freundin ist depressiv, erwerbsgemindert und ich kann einfach langsam nicht mehr! Letzte Woche kam ein simpler Brief und der hat sie wieder vollkommen aus der Bahn geworfen, hätte ich sie in diesem Moment rausgehen lassen, wie sie es wollte, dann hätte sie sich umgebracht. Nein, das ist kein Witz, das meine ich wirklich ernst und ich bin mir sicher, dass es so gekommen wäre. Es gab da eine erschreckende Parallele zu ihrer Freundin.

Ich versuche wirklich alles, um ihr von den Lasten des Lebens möglichst viele abzunehmen, aber vorm Leben kann ich sie nicht retten.
Von der Psychologie bin ich ehrlich gesagt absolut enttäuscht, Medikamente, 14 Jahre Therapie, verschiedene Therapieformen und Therapeuten, stationäre Aufenthalte... alles Quatsch. Nichts hat geholfen, gar nichts! Im Gegenteil, ihr Selbstbewusstsein ist am Boden, sie empfindet das Leben als sinnlos und was soll ich sagen, ihre beste Freundin hat sich umgebracht, während sie in stationärer Behandlung war, sie hatte sich selbst eingewiesen wegen Selbstmordgefahr, hat sich zwei Tage später auch selbst wieder entlassen und hat sich umgebracht. Super, das baut einen doch auf!
Tabletten hat meine Freundin genommen, aber sie will nicht mehr, weil sie das Gefühl hat, sie sei nicht sie selbst und die Dinger bringen ihr nichts mehr. Gut, nach so langer Zeit kann ich das sogar verstehen.
Tja und nun??? Was jetzt? Ich kann nicht immer da sein, ich kann mir nicht jeden Tag, wenn Sie mal später nach Hause kommt Gedanken darüber machen, ob sie überhaupt noch lebt. Ich bin beruflich viel unterwegs und nicht immer zu Hause.
Dieses ständige "mein Leben ist scheiße", "alles ist sinnlos", "ich kann nicht mehr und will nicht mehr" . . . Nähe lässt sie keine mehr zu, geschweigedenn Sex. Ständig abgewiesen zu werden, obwohl man sich für die Beziehung ein Bein rausreist, das zerrt an meinen Nerven. Ich arbeite 50 Stunden die Woche, mache den Haushalt, bringe den Müll raus, kaufe ein... sie hat nicht die Kraft irgendwas zu machen. Ich bin es langsam leid, echt... aber was soll ich tun?!

Unser Leben ist im Grunde "normal"... Wohnung, beide haben Arbeit, ein Haustier, Urlaub ein- bis zweimal im Jahr, einen mittelgroßen Freundes- und Bekanntenkreis, eine stabile Umgebung, guter Kontakt zu den Eltern...

Jetzt mal ehrlich, das Leben ist scheiße, schwer und sinnlos! Was erwartet sie? Wir sind Ameisen, vielleicht ein bisschen komplizierter organisiert, aber jeder von uns ist ein unbedeutendes Teilchen eines ganzen. Wir stehen auf, essen, arbeiten, erhalten die Art und schlafen. Thats life! Nur eine Sache unterscheidet und wirklich von den meisten Tieren, wir können Spaß haben, können spielen. Aber mehr Sinn? Hmm... ich glaube wer mehr Sinn sucht, sucht vergeblich. Ich kann dieses alles ist sinnlos nicht mehr hören, denn wenn ich sie frage, was sie denn vom Leben erwartet, hat sie darauf auch keine Antwort oder eine gar eine Idee. Sie mag ihren Job nicht, aber sie weiß auch nicht, was sie machen wollen würde. Sie mag ihre Figur nicht und meint sie wird fett - was sie nicht ist! -, aber nachts einfach mal um 23 Uhr keine Chips mehr zu essen kommt ihr nicht in den Sinn.

Tut mir leid, wenn ich das so sage, aber ich bin es leid, ich liebe sie, aber ich bin es leid mir immer wieder die gleichen Sachen anzuhören. Sie dreht sich immer nur im Kreis, ändert aber nie was. Stattdessen jammert sie lieber weiter, fühlt sich dadurch wieder schlechter und hat dann wieder Grund weiterzujammern.

Glaubt mir, ich bin ein verständnisvoller Mensch, aber für mich hat die Psychologie ihre Berechtigung eine Wissenschaft zu sein verloren. Ich kenne in meinem Bekanntenkreis 4, nein inzwischen ja nur noch 3, Menschen mit Depressionen und NIEMANDEM wurde bisher wirklich geholfen. Tabletten können nicht die Antwort einer Wissenschaft sein, die sich seit über einem Jahrhundert damit beschäftigt, wie der Geist funktioniert. Zuhören, die Leute auf ihre Kindheitserlebnisse bringen und sie dann unter Tabletten setzen hat für mich nichts wissenschaftliches!

Ich bin ein wirklich positiver Mensch, für mich gibt es im Leben keine so schlechten Erlebnisse, dass ich mein Leben als scheiße empfinden würde und ich habe schon einige Dinge durch und war ziemlich weit unten. Dennoch, wir haben nur ein Leben und das geht immer weiter... dem Leben ist es doch schnurtz wer wir sind. Die Erde dreht sich weiter und wir leben weiter.

Ich weiß nur momentan einfach nicht mehr, wie ich mit diesen ganzen Dingen umgehen soll, die Zurückweisungen, dieses ständige negative, keine Zunkunftsperspektive sehen, keine Freude zulassen und in Selbstmitleid zerfließen...

Vielleicht hat ja jemand von Euch mal einen Tipp. Ich musste das einfach mal rauslassen!
Norbert2104
Beiträge: 31
Registriert: 1. Jul 2011, 07:51

Re: ...was wenn nichts mehr geht...

Beitrag von Norbert2104 »

Hallo,
wow das hört sich ja total schlimm an, Depressionen sind eine sehr ernste Krankheit, ich kann verstehen, daß Du nach allem was Deine Freundin schon hinter sich hat, frustriert bist, daß ihr nichts geholfen hat.
Mein Freund ist auch depressiv, aber bei weitem nicht so schlimm....er hat zwischendurch auch mal gute Phasen,aber ich weiß wie kräftezehrend das alles ist.
Leider kann ich Dir keinen Tipp geben, da ich selbst noch nicht so viel Erfahrung habe, aber ich wollte dir irgendwie beistehen.
Ich weiß, daß man sehr sehr viel Geduld und Verständnis für die Betroffenen haben muß, aber man darf sich selbst dabei nicht vergessen....Ich wünsche Dir viel Kraft zum durchhalten !!!!
LG
Nele
Swareel
Beiträge: 8
Registriert: 19. Jul 2011, 19:19

Re: ...was wenn nichts mehr geht...

Beitrag von Swareel »

Hallo nele99,

vielen Dank für Deine Worte. Ich hoffe wirklich, dass ich die Kraft habe oder besser finde, um weiter durchzuhalten. Momentan tut es einfach schonmal ganz gut, sich hier auszulassen. Auch wenn viele im Forum das vielleicht nicht mehr hören bzw. lesen können.

Auch meine Freundin hat fröhliche Momente, aber leider werden es immer weniger und ich bin mir nicht sicher, wie viele davon sie spielt, damit ich nicht merke, dass sie eigentlich heulen könnte. Inzwischen bin ich ganz gut darin, die Schauspielereien zu erkennen, aber leider macht es die Gesamtsituation nicht leichter.
Wenn man an einem wundervollen Ort ist, alles gut ist, die Tage schön waren, keine Arbeit, kein Druck, kein Streß.. tja und dann... sitzt Deine Freundin neben Dir und ist tottraurig und zwar im wahrsten Sinne. Aus heiterem Himmel und sie selbst kennt den Grund nicht.
Noch schlimmer ist es, wenn wir wirklich mal wieder gemütlich im Bett liegen, sie ein bisschen Nähe zulässt und es so aussieht, als wollte sie Sex. Die Initiative geht von ihr aus und auf einmal weint sie!
Klar, sie sagt es liegt nicht an mir, es läge an . . . sie weiß es nicht . . ., aber auf Dauer ist das mehr als frustrierend. Ich lese hier immer wieder den Tipp, man solle was für sich tun. Okay, klingt gut, aber was?
Ich bin ein Mann, ich liebe meine Freundin, aber ich habe auch Bedürfnisse, Nähe, die Möglichkeit auch mal richtig schlecht drauf zu sein und in einer Beziehung auch Sex. Nichts davon geht momentan. Bin ich schlecht drauf, bezieht sie das auf sich, suche ich Nähe, fühlt sie sich bedrängt, geht es um Sex, klappt sie zu wie eine Auster. Momentan besteht unsere Beziehung nur aus Zurückweisungen, wir leben nebeneinander, wie in einer WG.

Ich kann einfach nicht mehr und wenn es nicht irgendwann mal besser wird, dann und ich weiß, jetzt klingt das richtig hart aber, dann frage ich mich doch wirklich, ob es nicht Menschen gibt für die ein Selbstmord letztlich doch die einzige echte Lösung ist. Nein, ich rede nicht von mir!

Ich lese hier auch immer wiede, man muss oder soll mit dem zufrieden sein, was ist. Eine Heilung gibt es nicht...

Leute ich bin zufrieden, aber was ist, wenn die Depressive Person nicht zufrieden ist und in allem keinen Sinn mehr sieht. Ihre Erfahrungen über Therapien und Tabletten habe ich schon geschildert. Was ist, wenn nichts mehr geht?
Mondschatten schrieb:
> Hallo ans Forum,
> ich habe ein echt großes Problem und hoffe, irgendjemand kann mir weiterhelfen. Meine Freundin ist depressiv, erwerbsgemindert und ich kann einfach langsam nicht mehr! Letzte Woche kam ein simpler Brief und der hat sie wieder vollkommen aus der Bahn geworfen, hätte ich sie in diesem Moment rausgehen lassen, wie sie es wollte, dann hätte sie sich umgebracht. Nein, das ist kein Witz, das meine ich wirklich ernst und ich bin mir sicher, dass es so gekommen wäre. Es gab da eine erschreckende Parallele zu ihrer Freundin.
>
> Ich versuche wirklich alles, um ihr von den Lasten des Lebens möglichst viele abzunehmen, aber vorm Leben kann ich sie nicht retten.
> Von der Psychologie bin ich ehrlich gesagt absolut enttäuscht, Medikamente, 14 Jahre Therapie, verschiedene Therapieformen und Therapeuten, stationäre Aufenthalte... alles Quatsch. Nichts hat geholfen, gar nichts! Im Gegenteil, ihr Selbstbewusstsein ist am Boden, sie empfindet das Leben als sinnlos und was soll ich sagen, ihre beste Freundin hat sich umgebracht, während sie in stationärer Behandlung war, sie hatte sich selbst eingewiesen wegen Selbstmordgefahr, hat sich zwei Tage später auch selbst wieder entlassen und hat sich umgebracht. Super, das baut einen doch auf!
> Tabletten hat meine Freundin genommen, aber sie will nicht mehr, weil sie das Gefühl hat, sie sei nicht sie selbst und die Dinger bringen ihr nichts mehr. Gut, nach so langer Zeit kann ich das sogar verstehen.
> Tja und nun??? Was jetzt? Ich kann nicht immer da sein, ich kann mir nicht jeden Tag, wenn Sie mal später nach Hause kommt Gedanken darüber machen, ob sie überhaupt noch lebt. Ich bin beruflich viel unterwegs und nicht immer zu Hause.
> Dieses ständige "mein Leben ist scheiße", "alles ist sinnlos", "ich kann nicht mehr und will nicht mehr" . . . Nähe lässt sie keine mehr zu, geschweigedenn Sex. Ständig abgewiesen zu werden, obwohl man sich für die Beziehung ein Bein rausreist, das zerrt an meinen Nerven. Ich arbeite 50 Stunden die Woche, mache den Haushalt, bringe den Müll raus, kaufe ein... sie hat nicht die Kraft irgendwas zu machen. Ich bin es langsam leid, echt... aber was soll ich tun?!
>
> Unser Leben ist im Grunde "normal"... Wohnung, beide haben Arbeit, ein Haustier, Urlaub ein- bis zweimal im Jahr, einen mittelgroßen Freundes- und Bekanntenkreis, eine stabile Umgebung, guter Kontakt zu den Eltern...
>
> Jetzt mal ehrlich, das Leben ist scheiße, schwer und sinnlos! Was erwartet sie? Wir sind Ameisen, vielleicht ein bisschen komplizierter organisiert, aber jeder von uns ist ein unbedeutendes Teilchen eines ganzen. Wir stehen auf, essen, arbeiten, erhalten die Art und schlafen. Thats life! Nur eine Sache unterscheidet und wirklich von den meisten Tieren, wir können Spaß haben, können spielen. Aber mehr Sinn? Hmm... ich glaube wer mehr Sinn sucht, sucht vergeblich. Ich kann dieses alles ist sinnlos nicht mehr hören, denn wenn ich sie frage, was sie denn vom Leben erwartet, hat sie darauf auch keine Antwort oder eine gar eine Idee. Sie mag ihren Job nicht, aber sie weiß auch nicht, was sie machen wollen würde. Sie mag ihre Figur nicht und meint sie wird fett - was sie nicht ist! -, aber nachts einfach mal um 23 Uhr keine Chips mehr zu essen kommt ihr nicht in den Sinn.
>
> Tut mir leid, wenn ich das so sage, aber ich bin es leid, ich liebe sie, aber ich bin es leid mir immer wieder die gleichen Sachen anzuhören. Sie dreht sich immer nur im Kreis, ändert aber nie was. Stattdessen jammert sie lieber weiter, fühlt sich dadurch wieder schlechter und hat dann wieder Grund weiterzujammern.
>
> Glaubt mir, ich bin ein verständnisvoller Mensch, aber für mich hat die Psychologie ihre Berechtigung eine Wissenschaft zu sein verloren. Ich kenne in meinem Bekanntenkreis 4, nein inzwischen ja nur noch 3, Menschen mit Depressionen und NIEMANDEM wurde bisher wirklich geholfen. Tabletten können nicht die Antwort einer Wissenschaft sein, die sich seit über einem Jahrhundert damit beschäftigt, wie der Geist funktioniert. Zuhören, die Leute auf ihre Kindheitserlebnisse bringen und sie dann unter Tabletten setzen hat für mich nichts wissenschaftliches!
>
> Ich bin ein wirklich positiver Mensch, für mich gibt es im Leben keine so schlechten Erlebnisse, dass ich mein Leben als scheiße empfinden würde und ich habe schon einige Dinge durch und war ziemlich weit unten. Dennoch, wir haben nur ein Leben und das geht immer weiter... dem Leben ist es doch schnurtz wer wir sind. Die Erde dreht sich weiter und wir leben weiter.
>
> Ich weiß nur momentan einfach nicht mehr, wie ich mit diesen ganzen Dingen umgehen soll, die Zurückweisungen, dieses ständige negative, keine Zunkunftsperspektive sehen, keine Freude zulassen und in Selbstmitleid zerfließen...
>
> Vielleicht hat ja jemand von Euch mal einen Tipp. Ich musste das einfach mal rauslassen!
wütend

Re: ...was wenn nichts mehr geht...

Beitrag von wütend »

Lieber Mondschatten

>>Leute ich bin zufrieden, aber was ist, wenn die Depressive Person nicht zufrieden ist und in allem keinen Sinn mehr sieht. <<
Es ist Aufgabe deiner Freundin ihren Lebensmut und die Lebensfreude wieder zu finden.
Du kannst ihr dabei nicht wesendlich helfen.
.

>>Ich kann nicht immer da sein, ich kann mir nicht jeden Tag, wenn Sie mal später nach Hause kommt Gedanken darüber machen, ob sie überhaupt noch lebt. Ich bin beruflich viel unterwegs und nicht immer zu Hause.<<
Ich denke, Du solltest den sozialpsychiatrischen Dienst über den Zustand deiner Freundin informieren. Deiner Freundin scheint es wieder sehr schlecht zu gehen, sie braucht fachkundige Hilfe.
.

>>Ich kann einfach nicht mehr und wenn es nicht irgendwann mal besser wird, dann und ich weiß, jetzt klingt das richtig hart aber, dann frage ich mich doch wirklich, ob es nicht Menschen gibt für die ein Selbstmord letztlich doch die einzige echte Lösung ist. Nein, ich rede nicht von mir!<<
Du hast dich von ihrer Depression anstecken lassen. Es gibt immer etwas besseres als den Tod. Der kommt von allein früh genug.
Suchen dir bitte auch professionelle Hilfe.
Swareel
Beiträge: 8
Registriert: 19. Jul 2011, 19:19

Re: ...was wenn nichts mehr geht...

Beitrag von Swareel »

Hallo Parson,
nein ich habe mich nicht anstecken lassen!

Kein Sorge, es gibt immer was besseres als den Tod definitiv, nur was wenn der Partner das nicht mehr so sieht?!
Meine Meinung ist eindeutig, Selbstmord ist keine Lösung nur eine Flucht, denn danach wird es keine zweite Chance geben. Ich glaube weder an Wiedergeburt noch an ein Leben danach.
Eines Tages, als es mich mal richtig schlimm erwischte und mein Leben am Ende war und das war weit bevor ich meine Freundin kannte, stand ich auf dem Dach eines 20 stöckigen Hochhauses und wollte springen. Ich weiß bis zu diesem Punkt also ziemlich genau wovon ich rede.
Nur stand ich da, schaute runter und ging wieder zuück, lebte mein Leben und habe meine Möglichkeiten gefunden.

Meine Freundin bracht professionelle Hilfe... hmm ... okay das stimmt, aber sie will keine Hilfe, sie vertraut keinen Psyhatern oder Psychologen mehr und das verstehe ich echt! Ihre Freundin war die einzige der sie vertraut hat und die hat sich umgebracht, mal abgesehen davon, dass sie in stationärer Behandlung war... sie war Therapeutin und Mutter und NICHT alleinerziehend. Also wenn professionelle Hilfe so einer Person nicht helfen kann im Leben wieder Fuß zu fassen, was soll ich bitte meiner Freundin sagen!
wütend

Re: ...was wenn nichts mehr geht...

Beitrag von wütend »

Lieber Mondschatten

>>Meine Freundin bracht professionelle Hilfe... hmm ... okay das stimmt, aber sie will keine Hilfe, sie vertraut keinen Psyhatern oder Psychologen mehr und das verstehe ich echt! Ihre Freundin war die einzige der sie vertraut hat und die hat sich umgebracht, mal abgesehen davon, dass sie in stationärer Behandlung war... sie war Therapeutin und Mutter und NICHT alleinerziehend. Also wenn professionelle Hilfe so einer Person nicht helfen kann im Leben wieder Fuß zu fassen, was soll ich bitte meiner Freundin sagen!<<

Ok, die Therapie der Freundin deiner Partnerin hat versagt! Soll vorkommen, das sowas in der Medizin passiert. Bei schweren Krankheiten kommt sowas auch mit tödlichen Ausgang vor, z.B. auch bei bösartigen Tumorerkrankungen. Sollten jetzt alle Patienten mit bösartigen Tumoren eine Behandlung verweigern, weil 30% - 50% diese Behandlungen nicht wie gehofft anschlagen und die Patienten daran versterben?

Ich denke, Du solltest die Entscheidung einer Behandlung den Ärzten überlassen. Vor allem, da deine Freundin nicht mehr in der Lage ist, selber klar ihre Chancen auf ein befriedigenes Leben zu beurteilen. Sie ist zu krank um sich für eine Therapie entscheiden zu können. Du musst an ihrer Stelle handeln und ihr die Chance auf Hilfe ermöglichen.
Wende dich möglichst schnell an den Sozial-psychiatrischen Dienst des Gesundheitsamtes und schildere dort die Situation deiner Partnerin deutlich. Vor allem auch der Suizid ihrer Freundin/Vertrauten ist sehr wichtig zu erwähnen.
Norbert2104
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Re: ...was wenn nichts mehr geht...

Beitrag von Norbert2104 »

Hallo Mondschatten,
ich teile die Ansicht von Parson, alleine könnt ihr es nicht schaffen.
Deine Freundin ist sehr krank und den Tod der Freundin muß sie ja auch noch verarbeiten,das geht nicht so schnell.
Auch mein Freund konnte in seiner depressiven Phase keine Gefühle zeigen und an Sex war gar nicht zu denken, ich verstehe,daß dir die Nähe fehlt, mir fehlt sie auch.....Er konnte mir auch nicht sagen, ob er mich liebt, er wußte es einfach nicht.
Das tut natürlich sehr weh, aber ich habe es später dann verstanden, sei Bauch wollte mich lieben, der Kopf machte aber nicht mit.
Mittlerweile geht es ihm wieder besser, er
brauchte eine Auszeit für sich ohne Druck und ohne Zwang um wieder zu sich zu kommen.
Ich habe ihm alle Zeit gegeben, die er brauchte, auch wenn es für mich nicht einfach war, aber es hat uns beiden gutgetan.
Ich denke jedoch, daß Deine Situation sehr viel schwieriger ist und daß ihr euch unbedingt Hilfe holen müßt, die Vorschläge von Parson sind gut, ich lege viel Wert auf seine Meinung, hab so manchen Rat von ihm umgesetzt....
Ich wünsche alles Gute und gib nicht auf....
LG
Nele
thestons
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Registriert: 28. Sep 2010, 08:08

Re: ...was wenn nichts mehr geht...

Beitrag von thestons »

Hallo Mondschatten, ich weiß genau wie du dich fühlst weil ich genau das selbe mit meinem Partner durchmache. Aber leider habe ich auch noch keine Lösung gefunden. Ich liebe meinen Partner aber im Moment nervt es einfach nur noch, wenn jemand eine Lösung findet wie man damit am besten umgehen kann bitte melden. Wir können uns nur gegenseitig Mut zureden vielleicht hilft es ja ein wenig das man nicht allein ist mit dem Problem.
bigappel
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Re: ...was wenn nichts mehr geht...

Beitrag von bigappel »

Guten Morgen,

na, dann reihe ich mich hier mal ein.

Würde es sich um eine männliche Person handeln, von der Mondschatten schreibt, würde ich denken, es ist mein Freund.....

Lösung?

Ich habe gerade meinem Freund "die Pistole" auf die Brust gesetzt und ihm erklärt, dass es nicht funktioniert, dass ich ihm ausschließlich Halt gebe und dass ich so fertig bin, dass ich ihn verlassen muss, wenn er sich nicht endlich helfen lassen will, um mich zu schützen.

Er hat Termine vereinbart, um sich Tageskliniken anzusehen (erneut, er ist schonmal abgesprungen), aber er steht doch gar nicht dahinter....

Ergo: ich bin von einer Lösung weit entfernt und muss mir immer wieder eingestehen, dass ich ihm letztlich nicht helfen kann.

Mein Freund ist nicht selbstmordgefährdet,
aber der Rest der Beschreibung deckt sich fast mit Mondschatten.

Ich wünsche mir immer noch sehr, dass er wenigstens versucht, sich helfen zu lassen,
aber Wünsche gehen halt manchmal nicht in Erfüllung.

Ratlose Grüße
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
thestons
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Re: ...was wenn nichts mehr geht...

Beitrag von thestons »

Hallo Pia,

bei mir genau das selbe. Ich habe ihm diese "Pistole" auch schon auf die Brust gesetzt aber leider nie durchgezogen. Und von ihm nur Gerede keine Taten und immer wieder diese Vorwürfe und Selbstmitleid. Sorry es nervt nur noch. Ich wünsche Dir viel Glück und bleibe Konsequent zieh es durch denn du hast recht es wird sich sonst nichts ändern auch für dich nicht im Gegenteil.

Viel Glück alles Gute
Kati
Swareel
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Re: ...was wenn nichts mehr geht...

Beitrag von Swareel »

Hallo und guten Morgen,

vielen Dank nochmal für die aufmunternden Worte. Tut gut, dass man nicht ganz alleine damit ist, auch wenn anscheinend niemand eine wirkliche Lösung hat.

Ich kann nicht behaupten, dass sich meine Freundin nicht helfen lassen wollen würde, sie hat sich vor drei Monaten sogar mal wieder bei einer Psychaterin/Neurologin einen Termin geholt, weil sie Ihre Anti-Depressiva verändern wollte. Einziger Rat... "Setzen Sie die doch erstmal ab und schauen Sie, ob es nicht auch ohne geht!" Danke, toller Tipp, da wäre sie nie selbst drauf gekommen. Das hatten wir aber schon und es geht nicht. War der Psychologin allerdings egal, sie hat sie wieder nach Hause geschickt und gesagt, dass sie in zwei Monaten nochmal wiederkommen soll, wenn sie die Tabletten abgesetzt hat. Sorry, aber was hat das mit eine Wissenschaft zu tun? Ich versuchen mal... das sit raten und nicht behandeln!

Ich finde es übrigens sehr interessant, dass hier wohl mehr Frauen mit depressiven Partnern vertreten sind. Hätte ich nicht vermutet.

Ich wünsche Euch allen auch die Kraft Euch nicht mit in den Sog hineinziehen zu lassen. Was das Thema "Pistole auf die Brust setzen" angeht, kann ich das leider nicht so wirklich, der Druck der sich dadurch aufbauen würde, hätte leider genau das Gegenteil von dem zur Wirkung, was ich damit bewirken möchte.

Ich gebe Euch aber recht, dieses Gejammere nervt einfach nur noch!

Kennt Ihr diesen Gedanken auch: "Mein Gott nun hör mal endlich auf mit diesem selbstmitleidigen rumgeheule und fang an zu Leben! Deine Probleme sind ein Witz, ja Du hast Angst, ja alles ist schlimm, aber schau Dich doch mal um. Nichts ist schlimm, Du bist gesund (abgesehen von der Depression) und hast alles! Es gibt echt schlimmeres als Deine Probleme und wann fragst Du endlich mal, wie es mir eigentlich geht?"
Swareel
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Re: ...was wenn nichts mehr geht...

Beitrag von Swareel »

Hallo Parson,

vielleicht hast Du recht, aber das Problem liegt schon ein wenig komplizierter finde ich.

"Die Therapie der Freundin meiner Partnerin hat versagt", nicht nur, sie war in stationärer Behandlung wegen einer selbst festgestellen Suizidgefahr! Sie ist freiwillig in die Klinik gegangen, hat sich selbst eingewiesen und ihre Angst vor einem Selbstmord angegeben. Ihr Mann hat sie in die Klinik gebracht und das auch nochmal erzählt. Da frage ich mich doch, wie kann eine Klink jemanden, der selbstmordgefährtet ist einfach nach zwei Tagen alleine spazierengehen lassen? Sie ist einfach rausgegangen, hat sich abgemeldet und hat sich dann umgebracht. Niemand wusste wo sie ist, dem Mann hat keiner gesagt, dass seine Frau die Klinik verlassen hat. Das hat nichts von einem Therapieversagen, denn eine Therapie hatte da noch gar nicht stattgefunden. Lediglich eine Medikamentierung.
Wie soll ich als Partner in so ein System vertrauen und meine Partnerin dort in Obhut geben können?

Das kommt gelegentlich vor... klar, kein Ding. Nur kenne ich inzwischen zu viele gelegentlichs in meinem Umfeld. Zu viele Menschen, die ich kenne und die schonmal in Therapie waren, wurde eben nicht geholfen. Ich kenne bisher niemanden, der depressiv "war" ich kenne nur Menschen, die depressiv sind! Eine Heilung gibt es also anscheinend nicht, aber vielleicht sollte man in der Psychologie dann endlich einsehen, dass man nicht gar helfen kann. Eine Wissenschaft sollte Ergebnisse liefern können und wenn ich mich recht erinnere definiert sich eine Wissenschaft durch belegbare und wiederholbaren Vorgänge. Bei der Psychologie habe ich das Gefühl, dass sie in den letzten 100 Jahren nicht einen Schritt weitergekommen ist. Medikamente sind Pharmakologie und nicht Psychologie. Also bitte, was soll eine Behandlung bringen?

Dein Vergleich mit den Tumorerkrankungen hingt ein wenig, natürlich sollen sich die Leute nicht alle umbringen! Nur ist man da so ehrlich, dass man totkranken Patienten das auch irgendwann sagt und nicht immer weiter an ihnen herumdoktort.

Meine Partnerin hat 14 Jahre Therapien hinter sich! Was meinst Du bringt eine erneute Therapie?
thestons
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Registriert: 28. Sep 2010, 08:08

Re: ...was wenn nichts mehr geht...

Beitrag von thestons »

Kennt Ihr diesen Gedanken auch: "Mein Gott nun hör mal endlich auf mit diesem selbstmitleidigen rumgeheule und fang an zu Leben! Deine Probleme sind ein Witz, ja Du hast Angst, ja alles ist schlimm, aber schau Dich doch mal um. Nichts ist schlimm, Du bist gesund (abgesehen von der Depression) und hast alles! Es gibt echt schlimmeres als Deine Probleme und wann fragst Du endlich mal, wie es mir eigentlich geht?"

Hallo, nur zu gut kenne ich diese Gedanken ich versuche Sie ständig zu verdrängen in dem ich mir sage: "Er ist krank und hat es nicht leicht keiner kann ihm helfen."
Ja toll aber was ist mit mir fragt mich mal wer? Nein so darf ich nicht denken dann bin ich ja total egoistisch, das kriegst du sofort vorgeworfen wenn du nur einmal das tust was du selbst auch möchtest. Da fragt man sich dann schon ist das dein Leben wie lange hälst du das noch aus ohne selber schaden davon zu nehmen? Darum frage ich mich im moment wirklich Trennung oder durchhalten denn Hoffnung hab ich aufgegeben.
Aber ich wünsche Dir Mondschatten das du den richtigen Weg für Dich findest.
LG
Kati
bigappel
Beiträge: 1488
Registriert: 10. Dez 2010, 08:10

Re: ...was wenn nichts mehr geht...

Beitrag von bigappel »

Hallo Ihr Lieben,

nein, lieber Mondschatten.
Da gebe ich Parson absolut Recht und sehe den Vergleich gerade mit den Tumorerkrankten, die keine Chance mehr haben ganz, ganz anders.

Es betrifft mich selber:
vor vielen Jahren wurde meine unheilbare Krankheit diagnostiziert. Ich sollte mich
langsam von Kind, Freunden und Familie
verabschieden, den Tod annehmen.

Ehrlichkeit in der Medizin finde ich wichtig; ich möchte als mündiger Patient nicht angelogen werden, aber Ärzte sind auch nur Menschen und entscheiden nicht, wann Zeit zu gehen ist.

Ich lebe immer noch!
Gott sei Dank habe ich meinem Kind niemals gesagt, wie es stand und seit dem ich mich getraut habe, mich aus meiner völlig kaputten Ehe zu befreien (ich hatte ein absolutes Problem damit, dem Kind den anstehenden Tod der Mutter und vorher noch ne Scheidung beizubringen) ist bisher keine Metastase mehr aufgekreuzt. Die Diagnose unheilbar steht immer noch und wurde mehrfach bestätig. Irrtum ausgeschlossen.

Aber was soll ´s. Glück oder was auch immer
hat dafür gesorgt, dass ich immer noch Lebe, bin geschieden und eigentlich der glücklichste und zufriedenste Mensch der Welt....

...gerade deshalb könnte ich meinen Freund manchmal anschreien "verdammt nochmal wach endlich auf! Ja, Du bist krank, ja, das ist sowas von scheiße, ungerecht und was auch immer. Aber Du wirst aufrichtig und ehrlich geliebt und Du hast ne Chance! Geh sie an,
verdammt nochmal! Ja, Rückfälle wird es geben, ich bin so oft dem Tod von der Schüppe gesprungen, knapp OP überlebt, körperlich ausgemergelt, aber immer wieder aufgestanden......für mein Kind... für mich.
Tu was!"

Tja,..... aber ich weiß, dass mir dieses Recht wohl nicht zusteht. Weil es die Krankheit ist, die ihn nicht erkennen läßt...... und eben nicht die Absicht.

35 Jahre unbehandelte Dysthemia....braucht Zeit.... und Zeit, ist wohl das, wovon ich nicht so wenig hab .

Ergo: ich fühle mich nicht wohl, bei dem "Pistole auf die Brust setzen".
Aber ich will leben...... notfalls ohne den Menschen, den ich liebe und dem ich helfen möchte.....

LG
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
Swareel
Beiträge: 8
Registriert: 19. Jul 2011, 19:19

Re: ...was wenn nichts mehr geht...

Beitrag von Swareel »

Hallo Pia,
erstmal meinen Glückwunsch und alles Gute auch weiterhin, was Deine Krankheit angeht.

"Ehrlichkeit in der Medizin finde ich wichtig", Ehrlichkeit finde ich auch wichtig und auch Ärzte können Fehler machen. Aber wie ehrlich ist die Psychologie, wenn sie 14 JAHRE behauptet helfen zu können, es aber nichts GAR NICHTS bringt. Das ist nicht ehrlich, das ist probieren ohne wirklich zu wissen und sich dann zu freuen, wenn es zufälig klappt.
Es war nicht eine Therapieform, es war nicht ein Arzt, es ist eine Akte, die dicker ist als manches Buch.
Die Kindheit ist aufgearbeitet, die Gespräche sind geführt und meine Freundin weiß über sich und ihre Krankheit bescheid. Sie ist sich ihrer Probleme und auch Ihres Auslösers bewusst, sie hatte mehr Gesprächsstunden mit Therapeuten, als mit Freunden.

Ehrlichkeit... hmm... da habe ich inzwischen so meine Probleme mit bei dieser "Wissenschaft". Denn bisher wurde jedem den ich kenne immer viel versprochen, aber nichts gehalten.

Ehrlich wäre es auch gewesen zu sagen, wenn man mit seinem Latein am Ende ist. Keiner Ihrer Therapeuten hat je zugegeben, dass er ihr nicht mehr helfen kann. Die Gespräche wurden weitergeführt, man drehte sich im Kreis, es passierte nichts, aber Rechnungen wurden weitergeschrieben. Das ist nicht ehrlich!

Also bleibe ich bei der Frage, was soll eine weitere Therapie bringen? Und wie soll ich sie davon überzeugen?
sunshine45
Beiträge: 685
Registriert: 16. Sep 2008, 14:26

Re: ...was wenn nichts mehr geht...

Beitrag von sunshine45 »

Hallo zusammen,
ich hatte mich hier eigentlich schon verabschiedet, sehe jetzt aber doch hin und wieder hier rein, weil eine gute Freundin von mir hier seit neuestem angemeldet ist.

Irgendwie habe ich auch oft das Gefühl nur noch von Depressionen, psychischen Störungen etc. umgehen zu sein (man selbst sollte sich da auch nicht ausschließen, denn mit einem psychisch kranken Partner gerät man sozusagen selbst schnell in Gefahr und erkennt die eigene Situation nicht mehr.)Aber es erkranken immer mehr Menschen, oder?

Aber jetzt mal zum Thema:
Lieber Mondschatten und alle anderen, ich habe mit großem Interesse Eure Beiträge gelesen, denn es ist noch nicht so lange her und ich befand mich in derselben Situation mit meinem Ex-Partner. Ich habe hier im Forum viel Hilfestellungen bekommen, immer wieder kam der Aufruf auch an mich zu denken und ich konnte es für mich nicht umsetzen.
Meine ganzen Gedanken, ja eigentlich meine ganze Lebensweise kreisten nur noch um meinen Ex-Partner. Auch ich wußte an bestimmt 200 Tagen im Jahr nicht, ob er noch lebte, wenn ich nach Hause kam.
Er war (und ist es teilweise immer noch) ziemlich unfähig sein Leben allein zu meistern und ich dachte immer, dass ich ihm doch helfen muss.
Ich weiß nicht mehr bei wievielen Stellen ich um Rat gefragt habe, was ich alles unternommen habe, um ihm zu helfen wieder eine feste Tagestruktur zu bekommen, habe seinen ganzen Schriftkram erledigt und als er hinterher auch kaum noch was essen wollte/konnte, habe ich auch noch darauf geachtet. Der sozialpsychatrische Dienst konnte mir übrigens nicht helfen, von diesem Termin war ich absolut enttäuscht. Mir wurde sogar geraten mal zu überlegen ihn rauszuschmeißen, damit er wieder auf die Füße kommt. Das war ziemlich hart formuliert und mir war klar, dass er sich wohl was antun würde, wenn ich das mache.
Aber grundsätzlich war der Rat nicht so ganz falsch, wie ich im nachhinein erkannt habe.
Durch meine ganze Fürsorge, habe ich ihn völlig entmündigt. Er war/ist psychisch in unterschiedlicher Weise schwer krank (nicht nur schwerst depressiv), aber für ihn machte alles gar keinen Sinn mehr, weil er ja selbst merkte, dass er sein Leben nicht mehr geregelt bekommt. Dadurch fühlte er sich völlig klein, abhängig von mir und hilflos. Alles machte für ihn keinen Sinn mehr!

Und ich, ich löste mich sozusagen auf. Ich erkannte meine eigenen Grenzen nicht mehr, merkte gar nicht, dass ich völlig in den Sog hineingezogen wurde und mich nicht mehr abgrenzen konnte. Seine Probleme wurden komplett zu meinen und ich hatte schon bei dem Gedanken mal etwas allein zu unternehmen ein schlechtes Gewissen.

Lieber Mondschatten, wenn ich Dein posting lese, so empfinde ich persönlich, dass es evtl. auch sein könnte, dass Du viel zu viel machst. Deine ganze Fürsorge könnte Deine Partner auch völlig erdrücken und unfähig machen. Ich weiß aus eigener Erfahrung, welch ein Horror das ist zuzusehen wie der geliebte Mensch völlig zugrunde geht. Aber manchmal ist es wirklich so, dass man absolut nichts machen kann und man an seine eigenen Grenzen stößt.
Du kannst da sein, aber vielleicht würde Euch auch eine räumliche Distanz gut tun.
Da würde Raum geschaffen, damit Du wieder Kräfte tanken kannst, die Du definitiv nicht mehr hast. Selbst ein Mensch, der nichts sagt und vor einem sitzt oder in der Ecke kauert, kann den Angehörigen unglaublich viel Kraft kosten.
Man kommt aus dieser ganzen Negativität nicht mehr raus. D.h. ja nicht, dass Du nicht mehr für Sie da bist, aber sie braucht auch wieder etwas mehr Eigenverantwortung um klar zu kommen. Vielleicht könnt Ihr die Wohnung umgestalten, jeder hat seinen eigenen privaten Raum oder einer von Euch kann man eine zeitlang woanders wohnen?
Ich verstehe auch völlig, dass Du frustriert bist, wegen Eurem Sexleben. Aber ich könnte mir vorstellen, dass sie schon im Vorfeld völlig dicht macht, weil sie eben weiß wie sehr Du darunter leidest und sie sich selbst völlig unter Druck setzt.
Außerdem wäre das viel zuviel Nähe, wahrscheinlich kann sie sich selbst schon nicht ertragen und würde sich völlig erdrückt fühlen. Du mußt das momentan so akzeptieren, fürchte ich.
Ich glaube, Ihr Zwei braucht dringend EIGENE Freiräume um wieder Luft zu bekommen.
Uns hat damals eine Paartherapeuting gesagt:
Die Akku's sind leer und sie können sich gegenseitig momentan nichts mehr geben!

Damit konnte ich im ersten Moment auch nichts anfangen bzw. wollte es auch nicht hören. Ich war noch nicht soweit zu erkennen, dass ich selbst schon völlig erschöpft war und dachte immer, dass ich ihn verrate, wenn ich jetzt auch noch gehe.
Dass ich ihn aber aus Liebe völlig abhängig gemacht habe, habe ich zu dem Zeitpunkt noch nicht gesehen.

Distanz schafft mehr Nähe und bringt Raum zur Gesundung für beide Beteiligten!

Alles Gute für Euch hier und vergesst Euch selbst nicht!
die Koboldin
Love it, leave it or change it!
wütend

Re: ...was wenn nichts mehr geht...

Beitrag von wütend »

Lieber Mondschatten

>>Was das Thema "Pistole auf die Brust setzen" angeht, kann ich das leider nicht so wirklich, der Druck der sich dadurch aufbauen würde, hätte leider genau das Gegenteil von dem zur Wirkung, was ich damit bewirken möchte.<<
Da deine Partnerin hoch suizidal ist, halte ich Druck auch für contraindiziert.
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>>"Die Therapie der Freundin meiner Partnerin hat versagt", nicht nur, sie war in stationärer Behandlung wegen einer selbst festgestellen Suizidgefahr! Sie ist freiwillig in die Klinik gegangen, hat sich selbst eingewiesen und ihre Angst vor einem Selbstmord angegeben. Ihr Mann hat sie in die Klinik gebracht und das auch nochmal erzählt. Da frage ich mich doch, wie kann eine Klink jemanden, der selbstmordgefährtet ist einfach nach zwei Tagen alleine spazierengehen lassen? Sie ist einfach rausgegangen, hat sich abgemeldet und hat sich dann umgebracht. Niemand wusste wo sie ist, dem Mann hat keiner gesagt, dass seine Frau die Klinik verlassen hat. Das hat nichts von einem Therapieversagen, denn eine Therapie hatte da noch gar nicht stattgefunden. Lediglich eine Medikamentierung.<<
Ok. Ich formuliere es um. Das Systhem dieser Klinik hat versagt!
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>>Wie soll ich als Partner in so ein System vertrauen und meine Partnerin dort in Obhut geben können?<<
Es gibt mehr wie nur eine Psychiatrische Klinik.
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>>Das kommt gelegentlich vor... klar, kein Ding. Nur kenne ich inzwischen zu viele gelegentlichs in meinem Umfeld. Zu viele Menschen, die ich kenne und die schonmal in Therapie waren, wurde eben nicht geholfen. Ich kenne bisher niemanden, der depressiv "war" ich kenne nur Menschen, die depressiv sind! Eine Heilung gibt es also anscheinend nicht,<<
Das ist richtig. Man spiricht bei einer Depression deswegen auch nicht von Heilung sondern von Rückbildung = Remission.
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>>aber vielleicht sollte man in der Psychologie dann endlich einsehen, dass man nicht gar helfen kann.<<
Es gibt unterschiedliche depressive Verläufe. Eine Dysthymie bleibt meist ein Leben lang bestehen. Eine rezidivierende Depession kehrt in Abständen immer wieder. Nur wenige Depressive habe eine einzige Episode und nur sie sind nach der Rückbildung quasie geheilt, da sie nicht wieder erkranken.
Die Psychologie kann sehr wohl helfen, es gibt verschiedene Psychotherapieverfahren. Deine Partnerin sollte eines ausprobieren, das sie bisher noch nicht hatte. Wurde deine Freundin schon mal verhaltenstherapeutisch behandelt?

Und noch was. Es geht meiner Meinung nach nicht darum die Depression Psychotherapeutisch zu heilen, was ja ohnehin mehrheitlich nicht möglich ist, sondern darum wie bei jeder anderen Behandlung von Krankheiten auch, dem Patienten in die Lage zu versetzen ein befriedigendes Leben führen zu können. Die Mehrzahl aller Krankheiten läßt sich nähmlich nicht heilen, sie sind chronisch.
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>>Eine Wissenschaft sollte Ergebnisse liefern können und wenn ich mich recht erinnere definiert sich eine Wissenschaft durch belegbare und wiederholbaren Vorgänge. Bei der Psychologie habe ich das Gefühl, dass sie in den letzten 100 Jahren nicht einen Schritt weitergekommen ist. <<
Doch, das ist sie. Aber ob es dem Patienten besser geht hängt von vielen Faktoren ab.
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>>Medikamente sind Pharmakologie und nicht Psychologie. Also bitte, was soll eine Behandlung bringen?<<
Momentan sollte sie den Suizid deiner Partnerin verhindern.
Das Zweite wäre eine Minderung der Depression.
Der Ditte Schritt wäre, Aufbau von Lebensperspektiven.

Und damit das alles auch funktioniert, solltest du dir nach Schritt 1 (Einweisung deiner Partnerin auf eine geschlossene Station) den Text von Kobold zu Herzen nehmen.
Und zu deiner eigenen Unterstützung bei der Sache, lege ich dir noch mal ans Herz dir selber Psychotherapeutische Unterstützung zu suchen.
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>>Dein Vergleich mit den Tumorerkrankungen hingt ein wenig, natürlich sollen sich die Leute nicht alle umbringen! Nur ist man da so ehrlich, dass man totkranken Patienten das auch irgendwann sagt und nicht immer weiter an ihnen herumdoktort. <<
Todgeweihte brauchen wesendlich mehr medizinische und Psychotherapeutische Unterstützung als alle anderen Patienten, gerade weil sie todkrank sind. Es geht bei ihnen darum, ihnen eine menschenwürdes Leben bis zum Ende zu ermöglichen
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>>Meine Partnerin hat 14 Jahre Therapien hinter sich! Was meinst Du bringt eine erneute Therapie?<<
Siehe oben. Vorrangig sollte es darum gehen ihr Leben zu retten.
Swareel
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Registriert: 19. Jul 2011, 19:19

Re: ...was wenn nichts mehr geht...

Beitrag von Swareel »

Guten Morgen Parson,
ich glaube wir beide kommen da auf keinen grünen Zweig. Natürlich geht es vorrangig darum ihr Leben zu retten. Nur weder Sie noch ich glauben daran, dass eine weitere Therapie oder eine Einweisung etwas bewirken kann. In dem Zusammenhang ist es relativ egal, was ich glaube, ich bin nur davon überzeugt, dass meine Lebensgefährtin dran glauben muss.

Um Deine Frage nach der Verhaltentherapie noch zu beantworten... ja, sie wurde schon verhaltenstherapeutisch behandelt! Wie erfolgreich das war, habe ich glaube ich deutlich gemacht.

Und nochmal, wäre es nur meine Lebensgefährtin, dann wäre ich nicht so "verbittert", aber ALLE in meinem Umfeld, die Therapien hinter sich haben, stehen immer noch da, wo sie vorher standen. Ausnahmslos ALLE! Diese Menschen kennt meine Lebensgefährtin im übrigen auch, was es nicht leichter macht, sie von therapeutischen Wegen zu überzeugen.

Tabletten kann man momentan auch vergessen, denn die müsste sie einnehmen und ich kann das nicht überprüfen. Sie nimmt aber keine Tabletten mehr ein! Sie will nicht mehr und wenn ich mir ihr Verhalten während und jetzt nach den Tabletten ansehe, dann haben die Tabletten leider auch nicht das bewirkt, was sie hätten bewirken sollen. Es geht ihr inzwischen ohne Tabletten zwar nicht besser, aber auch nicht wirklich schlechter. Nur die Schwankungen sind unberechenbarer geworden.

Ich danke Dir für Deine Beiträge und den Versuch für die Psychologie & Psychiatrie eine Lanze zu brechen. Leider kann ich Deine Überzeugung nicht teilen.
Swareel
Beiträge: 8
Registriert: 19. Jul 2011, 19:19

Re: ...was wenn nichts mehr geht...

Beitrag von Swareel »

Hey kobold,

vielen Dank für Deine Nachricht. Vielleicht erkenne ich mich ein bisschen darin wieder und vielleicht mache ich tatsächlich zu viel und gebe ihr damit unbewusst das Gefühl, dass sie total abhängig von mir ist. Ich werde mir das zu Herzen nehmen und ein bisschen zurücktreten.

Was die räumliche Trennung angeht, hmm... also durch meine berufliche Tätigkeit bin ich schon echt häufig nich zu Hause, demnächst wieder einen vollen Monat und selbst wenn ich zu Hause bin, sie hat ihre Freiräume. Auch wenn es mir nicht gefällt, dass es Tage gibt an denen wir kaum ein Wort wechseln, weil sie sich zurückzieht, so hat sie doch ihre Rückzugsmöglichkeiten. Sie hat ein eigenen großes Zimmer. Sie hat es allein eingerichtet, sie ist allein dafür verantwortlich. Im Grunde endet unsere Wohnung vor ihrer Zimmertür.
Sie hat ja auch ein Leben neben mir, wir haben zum Teil getrennte Freundeskreise (was ich echt wichtig finde), sie geht ohne mich abends weg, sie hat einen Job und geht regelmäßig arbeiten, auch wenn es kein Vollzeitjob ist, so verdient sie doch ihr eigenes Geld, steuert ihren Teil zur Miete bei und nutzt den Rest, wie sie es für richtig hält.

Also Freiräume und Rückzugsmöglichkeiten sind da!

Komplett auseinanderziehen, nein schon allein finanziell nicht möglich! Ich könnte die Wohnung zwar alleine tragen, aber sie würde in ein soziales Abseits zurückfallen und am bzw. knapp unterm Existenzminimum leben. Keine Chance, dass ich sie das nochmal durchleben lasse! Dieses Leben kenne ich aus eigener Erfahrung und ich kann Dir sagen, wenn Du jeden Tag arbeiten gehst, Geld verdienst und Dir den Druck der Gesellschaft antust, dann ist es mehr als depremierend, wenn Du mit Hunger vor dem Geldautomaten Deiner Bank stehst und am 25. kein Geld mehr bekommst! Sie kennt diese Erfahrung genauso wie ich und das geht einfach nicht!

Ich weiß, das ist hier keine sexualtherapeutische Stunde, aber mir fehlt einfach diese Nähe, weniger der Akt ansich, sondern eher diese Nähe. Sie lässt keine zu und das seit beinahe einem Jahr, in den letzten 12 Monaten hatten wir zweimal Sex.
Entschuldigt, wenn ich das hier so sage, aber das ist sch...! Ich ertappe mich inzwischen bei dem Gedanken sie zu betrügen und ich bin nicht der Typ dazu. Ich bin eine absolut treue Seele, aber irgendwann ist einfach auch eine Grenze erreicht. Du sagtest "momentan" müsste ich damit zurechtkommen, aber wie lange ist "momentan"?

Schiller sagte einst: "Alles was es über das Leben zu lernen gibt, lässt sich in drei Worte fassen: Es geht weiter!" Dieser Satz bestimmt mein Leben und meine Lebenseinstellung. Ich wünschte, sie würde das ähnlich sehen können und nicht immer versuchen den Sinn zu hinterfragen. Niemand hat gesagt, es sei einfach und niemand hat gesagt, dass immer alles gut ist. Das Gegenteil ist der Fall, es ist hart, es ist schwer, es ist unkalkulierbar, aber ES GEHT WEITER.
sunshine45
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Re: ...was wenn nichts mehr geht...

Beitrag von sunshine45 »

Hallo Mondschatten,
ich verstehe Dich völlig und kann mich auch wirklich hineinversetzen wie Du Dich fühlst.
Meine Erfahrungen mit Psychotherapie, Psychologen etc. sind auch sehr konträr und auch ich kenne mittlerweile einige Menschen, die schon 20 Jahre und länger depressiv sind, etliche Klinikaufenthalte hinter sich haben und sich leider keine Besserung eingestellt hat.
Ich stimme Dir da zu, dass es Dir schwer fällt daran zu glauben, dass man Deiner Freundin helfen kann.
Das alles tut mir auch sehr leid für sie.

Aber ich formuliere jetzt einfach mal etwas sehr krass (um es Dir klarer vor Augen zu führen)
Sie ist psychisch krank!
Du bist nicht psychisch krank!
Es gibt momentan Deiner Meinung nach keine Lösung, dass es ihr besser gehen könnte, richtig?
Dir würde es aber sofort (naja gut nach einem schon längeren emotionalen Leidensprozess) wieder viel besser gehen, wenn Du Dich nicht mehr mit ihren Problemen identifizierst.
Es sind ihre Schwierigkeiten und nicht Deine!
Du hast das große Glück nicht persönlich von dieser Erkrankung betroffen zu sein, sondern Du nimmst diese Krankheit als Deine an, weil Du Dich nicht mehr abgrenzen kannst.
(Das ging mir übrigens alles ganz genau so.)

Du schreibst, dass Ihr auch getrennte Freundeskreise habt, d.h. sie ist ja auch noch in der Lage das aufrecht zu erhalten. Sie geht ja auch noch arbeiten.
Lieber Mondschatten, das ist schon eine ganze Menge für einen schwer depressiven Menschen.

Man darf bei dieser ganzen Situation auch nicht den Aspekt außer acht lassen, dass es für sie ja auch so ganz bequem ist. Sie steht hilflos vor Dir und Du machst, so kann sie auch nicht gesund werden.

Du hast Skrupel Dich zurückzuziehen, weil Du glaubst (oder auch weißt, Du bist ja derjenige der am meisten mitbekommt), dass sie es allein nicht schafft! Man fühlt sich auch irgendwie verantwortlich und hat sich diese Verantwortung aber allein aufgebrummt.
Somit kannst Du die Verantwortung auch Schritt für Schritt wieder an sie abgeben.

Wie wäre es denn, wenn Ihr die Beziehung mal 6 Monate auf Eis legt. Eine Pause sozusagen und dann mal sehen was passiert.
Als guter Freund kannst Du immer noch da sein, aber der Druck der auf Dir lastet wird dann etwas kleiner.
Und wenn Du etwas emotionalen Abstand hast, so siehst Du für Dich einige Dinge auch wieder etwas klarer, die Du momentan gar nicht mehr erkennen kannst.

Sie kann Dir zur Zeit einfach nicht das geben, was man für eine Partnerschaft braucht. Sie hat anscheinend schon genug mit sich selbst zu tun.

Wie lange seid Ihr denn schon zusammen? Magst Du auch mal sagen wie alt Ihr seid?
Du mußt jetzt auch achtsam mit Dir selbst sein, Du bist nicht krank, kannst es aber werden, wenn es so weiter geht!

Was wäre denn mit dem Versuch einer Wohngruppe (betreutes Wohnen) für Sie?

Achte auf DICH lieber Mondschatten, das ist kein Verrat an Deiner Freundin, sondern der erste Schritt, damit es Euch Beiden besser geht. (Hört sich vielleicht paradox an, ist es aber tatsächlich so!)

Herzliche Grüße
von der Koboldin
Love it, leave it or change it!
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