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Ich weiß nicht wie ich mich verhalten soll - Update: aktuelle Entwicklung

Verfasst: 6. Jun 2011, 16:26
von dersieliebt
Hallo Elas, Ulli, Clown, Pero, Anita und Rakang,

(und natürlich auch alle die den Ursprungsthread mitgelesen haben)
Ich wollte, wie angekündigt, eine Übersicht über die aktuelle Entwicklung geben.

Ich habe angefangen mich um mein eigenes Leben zu kümmern. Mittlerweile habe ich eine eigenen Wohnung, meine Süsse auch, wir sind aus/umgezogen, einige Restarbeiten müssen wir noch erledigen.
Zuvor habe ich jedoch noch viel im Forum gelesen und aus diesem Grund schließlich auch einen Brief an meine Süsse geschrieben.
Darin habe ich versucht ganz sachlich darauf einzugehen, dass einige Dinge die passiert sind voll von ihr verantwortet werden müssen, die Krankheit aber einiges erklären würde. Ich habe ihr geschrieben dass sie krank ist und das akzeptieren muss. Ich habe ihr aber auch geschrieben, dass ich sie liebe, sie jetzt nicht fallen lasse und immer für sie da sein werde. Ich aber lernen muss nach ihrem Tempo zu handeln, und sie mir dabei helfen muss.

Nachdem sie diesen Brief bekommen hat habe ich erstmal über zwei Wochen gar nichts von ihr gehört.
Gleichzeitig hat meine Mutter, ebenfalls in Absprache mit mir, ihr auch einen Brief geschrieben. Meine Ma liebt sie sehr und ist sehr traurig über die Entwicklung, sie ist jedoch trotz ihrer 82 Jahre nicht entsetzt, sondern behandelt sie wie ihre eigene Tochter.
Nachdem zwei Wochen nichts passiert war, hat sie ihre Post mal wieder abgeholt. Zwischendurch war sie gar nicht da, so dass ich vermutet hatte, sie sei bei ihrer Familie in Süddeutschland.
Als sie ihre Post geholt hat, hat sie festgestellt, dass ich die Wohnzimmertür abgeschlossen hatte. Sie hat mir daraufhin eine Mail geschickt, wo sie sagte, sie müsse an ihre Sachen, weil sie anfangen wollte, ihren Umzug vorzubereiten. Sie hat mir auch einen Brief geschrieben. Dort hat sie gesagt, dass ihr das alles Leid tut, sie mich auch liebt, aber nicht aus ihrer Haut kann. Alles sei so schlimm, sie sehe ein dass sie krank sei und dass sie etwas unternehmen muss.

In der Zwischenzeit hatte ich richtig Gas gegeben. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon über die Hälfte meiner Klamotten gepackt und dabei auch den gesamten Schreibkram, den sie überall versteckt hatte, sortiert.
Ich habe ihr einen riesigen Karton mit allen Rechnungen, Mahnbescheiden, Titeln, etc. angelegt.
Ich habe ihr geschrieben, dass wir uns zur weiteren Planung zusammensetzen müssen, und sie jetzt nicht nach zwei Wochen kommen kann, und der Meinung ist, alles müsste sich nach ihr richten.
Wir haben uns dann verabredet, und als sie kam wollte sie erst einfach an mir vorbei gehen. Ich habe Sie dann aber in meinen Arm gezogen. Dann ging ein Ruck durch ihren Körper und wir haben bestimmt 15 Minuten so gestanden und zusammen geweint.
Danach haben wir angefangen in Ruhe zu reden und zu planen, wie wir weiter vorgehen.

Ich will es nicht zu lang machen. Wir haben nach dem 19.05 angefangen unsere Wohnung und unsere Sachen zu trennen. Am den ersten Tagen sah sie ganz schlecht aus und sie hat nur zwei Stunden durchgehalten. Aber das wurde von Tag zu Tag besser, und am Schluss haben wir alles sauber auseinander dividiert.
Dabei haben wir viele tiefe Gespräche geführt und ich glaube diese Zeit war für uns sehr wichtig, für mich sicherlich noch wichtiger als für sie, weil mir dabei viele Dinge bewusst geworden sind, auf die ich mich einstellen muss.
Dabei habe ich festgestellt, dass sie ganz tief in der Depression drin steckt.
Den Karton und einen weiteren Kasten, wo sie die ganzen Unterlagen gesammelt hat, kann sie nicht berühren. Sie zittert wenn sie davor steht.
In ihrer Umwelt weiß niemand von dem eigentlichen Grund der Depression, weder ihre Familie, noch engste Freunde, noch die Therapeutin in der Kur noch ihr Therapeut hier.
Alle hat sie belogen, nicht nur mich. Ihrer Familien muss sie irgendwann erzählt haben, ich käme nicht damit klar, dass sie Probleme hat und daher hätte ich sie fallen lassen. Die haben mittlerweile keine gute Meinung von mir, einige Freunde ebenfalls.

Sie kann von diesen Dingen auch nicht abweichen, sie hat noch beim Aussortieren der Unterlagen versucht mich zu belügen und mir etwas vorzumachen. Sie merkt gar nicht mehr wie tief sie drin steckt.

Mittlerweile können wir gut miteinander umgehen, wir waren sogar zusammen essen und schwimmen, aber sie vermeidet mir irgendwelche Hoffnungen zu machen. Sie sagt sie kann das nicht, weil ihr Kopf das nicht zulässt.
Ich glaube, sie muss zunächst in ihrer eigenen Wohnung Fuß fassen, Ruhe bekommen, anfangen ihr Leben zu sortieren. In ca. 2 Wochen fängt sie drei Stunden pro Tag an zu arbeiten.
Ich bin sehr gespannt, welche Entwicklung das nehmen wird.

Für mich ist es dadurch nicht leichter geworden. Ich habe natürlich bei all den Dingen, bei denen ich ihr jetzt helfen konnte, ein gutes Gefühl für mich. Zumal sie das auch zugelassen hat, ohne zu flüchten.
Aber ich sehe die Chance, dass sich zwischen uns wieder was entwickelt im Moment bei nicht mehr als 20 %. Und auch die Erfahrungen hier im Forum zeigen, dass die Chance auf die Fortsetzung einer Beziehung unter diesen Umständen recht gering sind.

Wenn der Umzug jetzt vollständig abgewickelt ist, muss ich sie in Ruhe lassen, darf mich nicht bei ihr melden. Das wird mir noch sehr schwer fallen, dass weiss ich, aber ich werde mich dazu zwingen müssen.
Vielleicht weiß der eine oder andere eine gute Möglichket diese Dinge mit sich ausmachen zu können.
Ich habe hier auch davon gelesen dass man Züge anschreien kann Ich weiß noch nicht was ich machen werde.

Ich werde dann hier noch euren Rat und eure Unterstützung brauchen. Ich bin froh dass ich dieses Forum habe. Immer wenn ich etwas von dem was sie tut nicht verstehen kann, lese ich in diesem Forum. Und das hilft mir, denn ich sehe, dass das Verhalten durchaus auch von anderen Personen in vergleichbarer Lage so gezeigt wird.
So wird das "Unnormale" auch ein klein wenig "normal".

Soweit erstmal zum Update, ich werde Euch auf dem laufenden halten.

Eine Frage habe ich noch. Ich habe gestern darüber nachgedacht, ob ich ihr den Vorschlag mache, den eigentlich Grund ihrer Depression Zusammen mit ihr mit ihrem Therapeuten zu besprechen. Denn Sie kann das glaube ich nicht. Soll ich ihr den Vorschlag machen?

Viele Grüße

Andreas

Re: Ich weiß nicht wie ich mich verhalten soll - Update: aktuelle Entwicklung

Verfasst: 6. Jun 2011, 16:46
von Clown
Hallo Andreas,

deine Geschichte hatte ich schon ganz vergessen, dadurch, dass du mich ansprichst, habe ich dein Posting gelesen und mich erinnert.

>Soll ich ihr den Vorschlag machen?
Nein.

Ich finde, du solltest dich selbst jetzt als 'Fürsorgezögling' nehmen. Dein Thema (behaupte ich jetzt mal): Der hilflose Helfer (Buch von Wolfgang Schmidbauer). Sprich: Nähe erleben durch Helfen, weil ein anderer Weg 'zu gefährlich' ist.

Also: Du kennst da diesen liebenswerten Polizeibeamten (richtig erinnert?) namens Andreas. Der kümmert sich liebend gern um hilfsbedürftige Frauen anstatt um sich selbst. Dabei hat dieser liebe Mensch eine gescheiterte Ehe hinter sich, von der er immer noch nicht weiß oder aufgearbeitet hat, woher die Gefühle bei ihm kamen, die zum Scheitern der Ehe geführt hatten. Was war damals mit seiner Lebendigkeit passiert, so dass er die Lebendigkeit der jetzt kranken Frau brauchte? Was braucht dieser Mann jetzt? Was kannst du für ihn tun? Was rätst du ihm?

Andreas, meine Gedanken sind einfach aus dem Bauch heraus geschrieben, vergiss sie, wenn nichts für dich passt - ich habe die Wahrheit nicht gepachtet.

Lieben Gruß,

Clown

Re: Ich weiß nicht wie ich mich verhalten soll - Update: aktuelle Entwicklung

Verfasst: 7. Jun 2011, 14:35
von pero
Hallo Andreas,

>In ihrer Umwelt weiß niemand von dem eigentlichen Grund der Depression, weder ihre Familie, noch engste Freunde, noch die Therapeutin in der Kur noch ihr Therapeut hier.
>Alle hat sie belogen, nicht nur mich.

Das hört sich nicht gut an. Warum macht sie das?
Ich glaube das sie nur eine Chance hat aus der Depression zu finden wenn sie die Ursache dafür nicht länger verheimlicht. Sie muss sich dem Problem stellen, sich damit auseinandersetzten, zumindest gegenüber sich selbst und dem Therapeuten. Die Familie muss die Ursache nicht kennen, wenn es ihr zu peinlich oder zu beschämend ist, aber sie selbst muss sich dem Problem stellen.
Ich glaube das siehst Du auch so und daher stammt auch Dein Vorschlag.

Ich sehe keinen Grund warum Du Ihr das nicht vorschlagen solltest. Was wäre den die schlimmste Reaktion darauf? Sie bricht den Kontakt zu Dir ab. Ja und? Genau das macht sie doch jetzt schon, also was spricht dagegen?
Ich würde ihr auf jeden Fall auch Hilfe anbieten.

Du hast geschrieben das Ihr gute und intensive Gespräche hattet. Dabei kann man sie doch Fragen warum sie den Grund verheimlicht und vorsichtig anfragen ob es Ihr helfen würde wenn Ihr zusammen mit dem Therapeuten spricht.

Als ich im Frühjahr meinen Zusammenbruch hatte war ich froh das meine Frau mit beim Arzt war. Ich konnte da nicht sprechen.
Aber die letzte Entscheidung liegt natürlich bei ihr.
Ich würde auf keinen Fall etwas ohne Ihre Zustimmung tun.

Wahrscheinlich kommt hier jetzt auch wieder so eine "Der Partner darf niemals mit dem Therapeuten sprechen" Reaktion von anderen. Für mich ist so eine Aussage schlicht "Bullshit". Für mich ist das eine Frage die man nur individuell beantworten kann. Und nach dem was Du bisher geschrieben hast braucht sie jemanden der ihr Hilft sich dem Problem zu stellen.

lg
pero

Re: Ich weiß nicht wie ich mich verhalten soll - Update: aktuelle Entwicklung

Verfasst: 7. Jun 2011, 18:21
von wütend
Lieber pero ,

>>Wahrscheinlich kommt hier jetzt auch wieder so eine "Der Partner darf niemals mit dem Therapeuten sprechen" Reaktion von anderen.<<

Es ist umgekehrt. Der Therapeut darf nicht mit den Angehörigen über den Patienten sprechen. Er ist an die Schweigepflicht gebunden.
Diese kann nur durch den Patienten (schriftlich) aufgeboben werden.

Zudem schließe ich mich Clown an, Andreas sollte sich lieber um sich selber kümmern.

Re: Ich weiß nicht wie ich mich verhalten soll - Update: aktuelle Entwicklung

Verfasst: 8. Jun 2011, 11:19
von dersieliebt
Hallo liebe Mitleser,

Ich kann Eure Hinweise auf "kümmer Dich um Dein eigenes Leben" gut nachvollziehen.

Ich habe mittlerweile auch eine gute Ebene gefunden, in die ich mich zurückziehen kann.
Ich hätte es nicht geglaubt das mir das gelingen würde.
Insofern passen Deine Gedanken (@Clown) aus dem Bauch heraus nicht. Aber die Beachtung dieses Aspektes ist wichtig. Versuche ich nur zu helfen um ihr nahe zu sein?
Muss ich ein paar Tage bei mir genau beobachten; im Moment sind wir noch mit der Abwickelung unseres Mietverhältnisses beschäftigt und haben daher mehr oder weniger regelmäßigen Kontakt, oft aber auch nur telefonisch.
Und warum ich dort helfe hat auch Selbstschutz-Gründe. Wenn dieser Prozess jetzt ins Stocken kommt muss ich u. U. mit den daraus resultierenden Nachteilen (bspw. zusätzl. Monat Miete für die alte Wohnung zahlen) leben. Und das versuche ich natürlich zu vermeiden.
Die gescheiterte Ehe mit meiner Ex-Frau ist eine ganz andere Baustelle, die Gründe dort waren im Wesentlichen sich auseinander entwickelnde Lebenschwerpunkte. Sie hat mit der Zeit vollkommen andere Zielvorstellung entwickelt als ich.

@Pero
Ich vermute, dass sie durch den frühen Tod ihres Vater (sie war damals 12 Jahre alt) und dem Umstand mit einem jüngeren und einem älteren Bruder zusammen mit der hilflos erscheinenden Mutter weiter zu leben, in eine Rolle gedrängt worden ist, wo sie die schlaue und starke Person sein musste.
In dieser Zeit war ihr Verhaltensmuster für sie richtig. Sie war immer das Vorbild für ihre Brüder, sie hatte excellente Noten in der Schule und war ihrer Mutter eine ständige Hilfe.
Diese Lebensposition hat sie in ihr späteres Leben übernommen. Aber da kommt man in Bereiche in denen man Schwäche, Unvermögen, etc. zugeben muss. Das hat sie mit, vielleicht anfangs kleineren, später ausgefeilteren Lügen kaschiert, sehr gut sogar.
Auch ich glaube, dass sie sich diesen Dingen stellen muss, und ich vermute dass dieses ständige "besser sein als andere" sowohl als Reaktion in die Defizite hinsichtlich ihres Umgangs mit Geld und Zahlungen geführt hat, aber auch in die finale Situation jetzt.
Sie hat aber mit der Zeit eine unglaubliche Angst vor diesen Dingen entwickelt.
Ich habe ihr ja einen Karton mit den ganzen Unterlagen zusammen gestellt. Diesen konnte sie noch nicht einmal berühren, geschweige denn öffnen, sie fing in dessen Nähe an zu zittern.
Daher vermute ich auch, das dieses alles nicht nur der Auslöser sondern auch die Kernproblematik ihrer Depression ist.

Zu der Frage, soll ich ihr anbieten, mit zu ihrem Therapeuten zu gehen, möchte ich noch folgendes schreiben.

Im Rahmen unserer Gespräche beim Ausräumen der Wohnung haben wir viele der hier schon genannten Aspekte angesprochen, und dabei auch geklärt, warum das Gespräch mit mir in der ganzen Zeit zuvor nicht möglich war.
Ich hatte immer wieder das Gefühl ich treffe mit meinen Einschätzungen genau ins Schwarze, zumal ich mit dem Wissen um die gesamten Umstände Begebenheiten der Vergangenheit ganz anders erklären kann.

Diese Lügerei hat sich zu einem einzigen Schutzwall entwickelt. Sie hat es ja nicht nur geschafft mich zu täuschen, sondern im Rahmen der Gespräche haben wir auch festgestellt dass weder die Therapeutin in der Kur noch ihr Therapeut hier um diese Umstände wissen. Auch zwei Freundinnen von uns, beide Ärztinnen und beide auch "depressionserfahren" hat sie mit immer anderen Begründungen über die Symtome hinweggetäuscht.

Aber ich glaube, dass sie aus dieser Rolle noch nicht heraus kann.
Sie braucht noch Zeit zunächst ihre häusliche Situation einzurichten, in zwei Wochen fängt sie wieder an zunächst drei Stunden am Tag zu arbeiten.

Sie muss, bevor sie das Thema angehen kann, noch eine, evtl. auch längere Ruhephase haben, sonst ist sie überfordert. Es fällt ihr trotz des Umstandes, das ich ja nun alles weiß, sogar immer noch schwer mit mir dieses Thema anzusprechen.
Da ist das gegenüber einem "Fremden" evtl. noch viel schwerer.
Ich werde diesen Vorschlag mal ganz sachte einfließen lassen, nicht als "ich übernehme das jetzt" sondern wenn sie sich entschlossen hat das Thema anzugehen es aber nicht kann, ich ihr anbiete dafür behilflich zu sein. Vielleicht auch nicht vollumfänglich sondern nur als ein ersten Schritt in einem Gespräch, um den Anfang zu machen.

Grundsätzlich lese ich aus den Beiträgen, dass dies hilfreich sein kann. Aber das kann m.E. nur funktionieren, wenn Sie selbst dazu bereit ist. Und so wie ich das einschätze ist sie das noch nicht.
Ich sehe im Moment eher die Gefahr, dass sie wieder einen gleichen Schutzwall aufbaut. Deshalb will sie mich auch da raus haben, denn mir kann sie ja nichts mehr vormachen.
Ich merke das auch daran, dass sie sich wieder mit anderen Personen anfreundet und den Kontakt sucht, die mit mir nichts zu tun haben. Denen kann Sie wieder die "starke Frau" vorspielen, die jetzt ihre Depri in Angriff nimmt.

Ich glaube, dass noch ein langer Weg vor ihr liegt. Vielleicht bleibe ich dabei auf der Strecke, im Moment halte ich die Wahrscheinlichkeit sogar für recht gross, aber wenn ein paar dieser kleinen Dinge dazu beitragen sie wieder gesund zu machen, ist es mir auch das Wert.
Und sie ist es auch Wert, dass man die Geduld und die Energie dafür aufbringt.
Aber es muss eine Sicherung geben, die herausspringt, wenn meine Kraft aufgefressen wird.
Und ich glaube, dass seid ihr hier, ich bin Euch sehr dankbar dafür.

Andreas

Re: Ich weiß nicht wie ich mich verhalten soll - Update: aktuelle Entwicklung

Verfasst: 8. Jun 2011, 11:50
von pero
Hallo Andreas,
ich glaube das Du auf einem guten Weg bist.


@parson. Ich möchte Dich bitten meine Äusserungen nicht zu verdrehen. Diese Formulierung habe ich sehr bewußt so gewählt weil sie hier im Forum schon mehrfach genauso gefallen ist und ich das völlig anders sehe.
Und dann möchte ich Dich auch zum 2. Mal bitten meinen Nicknamen richtig zu schreiben.


lg
pero

Re: Ich weiß nicht wie ich mich verhalten soll - Update: aktuelle Entwicklung

Verfasst: 8. Jun 2011, 11:50
von pero
Hallo Andreas,
ich glaube das Du auf einem guten Weg bist.


@parson. Ich möchte Dich bitten meine Äusserungen nicht zu verdrehen. Diese Formulierung habe ich sehr bewußt so gewählt weil sie hier im Forum schon mehrfach genauso gefallen ist und ich das völlig anders sehe.
Und dann möchte ich Dich auch zum 2. Mal bitten meinen Nicknamen richtig zu schreiben.


lg
pero

Re: Ich weiß nicht wie ich mich verhalten soll - Update: aktuelle Entwicklung

Verfasst: 8. Jun 2011, 15:03
von wütend
Lieber pero

>>Und dann möchte ich Dich auch zum 2. Mal bitten meinen Nicknamen richtig zu schreiben.<<
Entschuldige bitte, ich habe es korregiert.
.


>>@parson. Ich möchte Dich bitten meine Äusserungen nicht zu verdrehen. Diese Formulierung habe ich sehr bewußt so gewählt weil sie hier im Forum schon mehrfach genauso gefallen ist und ich das völlig anders sehe.<<
Ich verdrehe nichts!

Angehörige "sollten" sich grundsätzlich aus der Psychotherapie des Betroffenen raushalten. Gegebenfalls einen eigenen Psychotherapeuten suchen. Aber Angehörigee "dürfen" natürlich dem Psychotherapeuten des Kranken etwas mitteilen. Das kann ihnen ja keiner verbieten.

Kontakte zwischen Angehörigen und Psychotherapeuten des Patienten sind dann sinnvoll, wenn der Patient das möchte.

Psychotherapeuten "dürfen nicht" ohne Schweigepflichtentbindung mit Angehörigen über den Patienten sprechen. Das ist "gesetzlich" so festgelegt. Und viele Psychotherapeuten lehnen es ab, das der Angehörige mit ihnen Kontakt aufnimmt, da sie den Vertrauensverlust des Patienten nicht riskieren wollen.

Hier die gesetzlichen Bestimmungen und Erklärungen zur Schweigepflicht:
http://de.wikipedia.org/wiki/Verschwiegenheitspflicht

Re: Ich weiß nicht wie ich mich verhalten soll - Update: aktuelle Entwicklung

Verfasst: 8. Jun 2011, 15:45
von wütend
Lieber Andreas,

So wie Du das ganze Problem deiner Freundin hier schilderst, ist es absolut schlüssig.
Ja, Du triffst warscheinlich in allen Punkten mitten ins schwarze.

Mit einer kleinen Ausnahme:
>>Aber das kann m.E. nur funktionieren, wenn Sie selbst dazu bereit ist. Und so wie ich das einschätze ist sie das noch nicht.<<
Wenn deine Freundin bereit ist, sich der Problematik zu stellen, wird sie deine Hilfe nicht mehr brauchen. Dann wird sie es selber ihrem Psychotherapeuten sagen können.

Jetzt nimmt sie deine Hilfe, Ordnung in ihre Finanzen zu bekommen, gernen an. Denn Du sorgst dafür das sie ihr altes Leben mit all ihren Lügen weiter führen kann, bis zum nächsten Zusammenbruch des Kartenhauses.
Nur die völlige Hoffnunglosigkeit und völlige Resignation ohne ihrgend einen Lichtstrahl am Horizont werden sie vielleicht dazu veranlassen sich ihrem Problem zu stellen.
Kommt dann aber wieder ihrgend so ein Held und Retter, der ihr die Verantwortung abnimmt so wie jetzt, wird sie weiter mach wie bisher.

Re: Ich weiß nicht wie ich mich verhalten soll - Update: aktuelle Entwicklung

Verfasst: 8. Jun 2011, 16:13
von dersieliebt
Hallo Parson,

Dein Einwand ist richtig und sehr gut nachvollziehbar.
So wie ich das jetzt beurteile, versucht sie sich der Problematik zu entziehen. Sie hat Angst vor der Konfrontation damit. Sie flüchtet sich auch jetzt noch in kleine Lügen. Ein Beispiel:
Sie zieht jetzt von einem der schönsten in einen der chaotischen Stadtteile (Hausbesetzerszene). Von mir darauf angesprochen sagt sie, dass sie dorthin wollte. Sie gibt nicht zu dass es eine Panikreaktion war und sie das erstbeste genommen hat, dass für sie bezahlbar erschien. Das ist aber offensichtlich. Die Wohnung ist ok, aber ich könnte mit meinem Beruf dort nicht in Uniform nach Hause gehen.

Und sie flüchtet sich auch in Kompensationen. Sie sagt, sie will nach der Eingliederung ihre Stundenzahl reduzieren um mehr Freiräume für den Kampf mit der Depression zu bekommen. Sie gibt nicht zu, dass sie erkennt, dass sie einen vollen Arbeitstag mit der Depression nicht bewältigen kann, und versucht daher diesen Weg um das zu kompensieren. Sie hat vermutlich nicht vor ihre Stundenzahl wieder zu erhöhen, wenn sie mit der Depression und der reduzierten Stundenzahl so leben kann und alles wieder "funktioniert".
Darauf angesprochen kann ich merken, dass sie mich anlügt.

Deswegen hast Du recht, wenn sie sich dem Problem stellen will wird sie meine Unterstützung nicht brauchen. Ich muss in dieser Phase die Unterstützung dazu bringen.
Es ist aber für mich sehr schwierig, ich weiss ja, dass ich keinen Druck auf Sie ausüben darf, und dass ich ja auch nicht der Therapeut bin. Ich bin sowieso der falsche "Therapeut" mit meinem Helfersyndrom. Ich muss also mit vorsichtigen Kontakten und vorsichtiger Ansprache sie dazu bringen, selbst zu erkennen, wie wichtig es für sie ist, sich dem Problem zu stellen.
Dazu könnte auch ein Erstgespräch zu dem Thema mit dem Therapeuten beitragen, mehr nicht. Nur das sie, so wie Pero schreibt, nicht beim Arzt sitzt und nichts sagen kann.

Ich werde ihre Probleme nicht lösen, das muss sie selbst tun! Das ist mir sehr bewusst.

Zunächst muss ich ihr aber Ruhe gönnen, sie muss erstmal den Umzug verkraften, dann fängt sie in zwei Wochen an drei Stunden die Woche zu arbeiten, und dann schauen wir mal.

VG Andreas

Re: Ich weiß nicht wie ich mich verhalten soll - Update: aktuelle Entwicklung

Verfasst: 8. Jun 2011, 17:26
von Clown
>Ich muss in dieser Phase die Unterstützung dazu bringen.
> Ich muss also mit vorsichtigen Kontakten und vorsichtiger Ansprache sie dazu bringen,...
Wie gut du dich doch bei deiner Exfreundin auskennst!
Wie gut du doch weißt, was sie braucht und wie ihre nächsten Entwicklungsschritte auszusehen haben!

Andreas, du steckst meines Erachtens in einer fetten Co-Abhängigkeit, und die SCHADET IMMER, und zwar BEIDEN Beteiligten.

Mein 'Meditationsbuch' für jeden Tag (Melody Beattie: Kraft zum Loslassen) schreibt dazu (S. 172):

«Wenn wir glauben, dass wir irgendwie derjenige sind, um die Veränderung im Leben eines Menschen herbeizuführen, wenn wir beweisen wollen, wie gut wir für jemand anderen sein können, geraten wir in Schwierigkeiten. Das ist ein Trick. Ein Trugschluß. Es klappt nicht. Es macht uns verrückt. Das ist sicher. Wir sehen die Dinge nicht klar. Etwas ist mit uns nicht in Ordnung. ......
.... Wir sind nicht zum Schutzengel, zur Gouvernante, zum Aufpasser oder zum 'Retter in der Not' auserkoren.
Die Hilfe, der Rückhalt und der Ansporn, von dem andere und wir wirklich profitieren, entstehen auf natürliche Weise. Lassen Sie das zu.»




Clown

Re: Ich weiß nicht wie ich mich verhalten soll - Update: aktuelle Entwicklung

Verfasst: 8. Jun 2011, 17:38
von wütend
Lieber Andreas

>> Ich muss in dieser Phase die Unterstützung dazu bringen.
Es ist aber für mich sehr schwierig, ich weiss ja, dass ich keinen Druck auf Sie ausüben darf, und dass ich ja auch nicht der Therapeut bin. Ich bin sowieso der falsche "Therapeut" mit meinem Helfersyndrom. Ich muss also mit vorsichtigen Kontakten und vorsichtiger Ansprache sie dazu bringen, selbst zu erkennen, wie wichtig es für sie ist, sich dem Problem zu stellen.<<

Ich vermute, die Bereitschaft sich den Problemen zu stellen wirst Du bei ihr nicht erzeugen können.
Diese Bereitschaft wird nur aus ihr selber herraus wachsen oder aber weil die Umstände sie dazu zwingen und es keinen anderen Ausweg gibt.

Ein Spruch aus der Selbsthilfegruppe besagt:
Du kannst niemanden ändern, Du kannst nur dich selber ändern.

Hier noch etwas zum Helfersyndrom und hilfreichem Verhalten dem Kranken und sich selber gegenüber:

http://www.manfred-koschnick.de/coabhaengigkeit.htm

Re: Ich weiß nicht wie ich mich verhalten soll - Update: aktuelle Entwicklung

Verfasst: 8. Jun 2011, 17:56
von wütend
Liebe Clown

unsere Beiträger habe sich überschnitten. Ich bin ein langsamer Schreiber.

Re: Ich weiß nicht wie ich mich verhalten soll - Update: aktuelle Entwicklung

Verfasst: 8. Jun 2011, 21:36
von dersieliebt
Hallo Clown, hallo Parson,

mit der CoAbhängigkeit habe ich mich bereits auseinander gesetzt. Dazu gehört auch, dass man sich aufgibt. Ich habe versucht mir das ganz bewusst zu machen und mir dadurch die Möglichkeit eröffnet, die Sache aus einer Art Meta-Ebene zu betrachten.

Natürlich habe ich ein Interesse daran zu wissen was mit ihr jetzt weiter passiert. Aber ich erkenne an, das das, was passieren soll, auch ohne mein Zutun passiert. Will heißen, ich habe für mich eine Möglichkeit gefunden mich ganz zurück zu ziehen und die Situation zu betrachten, zu bewerten, zu beurteilen, ohne jedoch eingreifen zu müssen.

Ich bin jetzt, nachdem wir annähernd 90 Proz. der Wohnungsauflösung durchgezogen haben durchaus in der Lage, mich nur um meine eigenen Dinge zu kümmern. Gleichwohl beobachte ich, was mit ihr passiert, aber ich greife nicht ein.

Genau deshalb bespreche ich mit Euch, ob es sinnvoll ist, etwas zu tun, oder nicht.
Natürlich habe ich ein Interesse daran, dass sie wieder gesund wird, aber mir ist klar, das sie das nur selbst angreifen kann.

Auch in der Diskussion um die CoAbhängigkeit ist man sich nicht einige, ob man sich gar nicht mehr um den anderen kümmern soll. Denn die plötzlich fehlende Anteilnahme kann auch Reaktionen zur Folge haben, die nicht gewollt sind.

Bei der aufgeworfenen Fragestellung geht es auch nicht um die nächste logische Maßnahme, die ich zu treffen habe, sondern um die Frage, ist es sinnvoll evtl. so etwas anzubieten.
Ich habe es noch nicht getan, und es wird sich sicherlich auch aus der Situation ergeben, ob ich das tun werde oder nicht. Aber die Frage die ich mir stelle, mache ich das überhaupt wenn ich in die Gelegenheit komme, oder prüfe ich das jetzt, und wenn die Gelegenheit kommt, weiss ich, ob ich das machen kann, oder lieber nicht.

Ich versuche Geduld zu haben, schaue zu, aber ich habe mich schon vollkommen zurückgezogen.

Aber trotzdem vielen Dank, dass ihr diese Gefahr sofort ansprecht, denn das ist wirklich ein schlimmer Weg auf dem ich gewesen bin.

VG Andreas

Re: Ich weiß nicht wie ich mich verhalten soll - Update: aktuelle Entwicklung

Verfasst: 8. Jun 2011, 22:06
von pero
@parson
>Angehörige "sollten" sich grundsätzlich aus der Psychotherapie des Betroffenen raushalten. Gegebenfalls einen eigenen Psychotherapeuten suchen. Aber Angehörigee "dürfen" natürlich dem Psychotherapeuten des Kranken etwas mitteilen. Das kann ihnen ja keiner verbieten.

Ja was den nun?
Wenn sie mit dem Therapeuten sprechen halten sie sich aus der Therapie nicht mehr raus.
Und genau das kann, nach meiner Meinung, sehr hilfreich sein, wenn der Kranke dem zustimmt.

Und genau das habe ich in meiner Äußerung gesagt.
Aber Du verdrehst ja nichts....


Gruß
pero

Re: Ich weiß nicht wie ich mich verhalten soll - Update: aktuelle Entwicklung

Verfasst: 8. Jun 2011, 22:50
von Clown
Hallo Andreas,

das gefällt mir gut, was du in deinem letzten Posting schreibst. Viel Glück und Erfolg, und berichte weiter, wenn du magst.



Clown

Re: Ich weiß nicht wie ich mich verhalten soll - Update: aktuelle Entwicklung

Verfasst: 9. Jun 2011, 00:16
von wütend
Lieber Andreas

>> Denn die plötzlich fehlende Anteilnahme kann auch Reaktionen zur Folge haben, die nicht gewollt sind.<<

Ja, die Meinungen mögen auseinander gehen.
Ich persönlich halte es für richtig, zum Betroffenen einen wertschätzenden Kontakt zu halten/ eine wertschätzende Beziehung zu führen. Ihm aber seine Verantwortung im kritischen Bereich nicht abzunehmen.

Re: Ich weiß nicht wie ich mich verhalten soll - Update: aktuelle Entwicklung

Verfasst: 9. Jun 2011, 00:17
von wütend
He pero

ich gebs auf.