Erster Beitrag - Suche Rat

[auriniaregina]

Hallo,

Das ist mein erster Beitrag - hier der Background:

Die Tochter meines Freundes (sie ist 18) wurde kürzlich mit Depressionen diagnostiziert. Keine große Überraschung, den Verdacht gabs schon länger, außerdem ist ihre Mutter seit ähnlichem Alter depressiv.

Wir kommen sehr gut klar miteinander und sie wendet sich oft mit Problemen an mich. Nun bin ich leider ein halbes Jahr im Ausland, kann also nicht live und in Farbe für sie da sein, sondern nur per Chat.

Ich finde es gut, dass sie mir genug vertraut um sich an mich zu wenden, aber allzu oft weiß ich einfach nciht wie ich reagieren soll. Wenn ich wieder daheim bin will ich eine Selbsthilfegruppe für Angehörige aufsuchen, aber das geht jetzt und hier einfach nicht.

Typische Probleme:

- Sie sagt dass sie nicht dran glaubt dass es jemals wieder besser wird. In unserem gemeinsamen Freundeskreis gibts 2 Depressive, denen Medis sehr gut geholfen haben. Sie nimmt Citalopram, inzwischen seit mehr als einem Monat. Sollten sich da langsam Wirkungen zeigen? Und was soll ich antworten? Das Gefühl der Hoffnungslosigkeit ist ja typisch, aber wie kann ich ihr Hoffnung machen?

- Sie hat grad mit ihrem Freund Schluss gemacht und fragt sich inwiefern ihre Gefühle durch die Depri manipuliert werden. Sie hat einen neuen Interessenten, der von ihren Problemen weiß. Er mag sie wohl SEHR gern. Aber sie wollte jetzt schon das ganze im Keim ersticken um ihn nicht zu belasten. Wie kann sie herausfinden ob ein Gefühl des Desinteresses durch Depri bedingt ist oder ob er einfach nicht der richtige ist. Ich finde sie soll sich nicht so früh schon der LIebe verschließen, aber evtl sollte sie erst mit sich selbst klarkommen?

- Sie meint dass sie so wird wie ihre Mutter, die, was ich von ihr und ihrem Vater angedeutet höre mit ihrem Depressionen nie sehr gut umgegangen ist. Wie kann ich ihr Mut machen, dass sie eine eigene Person ist, ihrer Mutter zwar ähnlich, dass sie aber ihren eigenen Weg gehen kann?


Bitte, bitte helft mir! Ich wäre auch dankbar für Büchertipps - wie man als Angehöriger mit der Krankeit umgehen kann. Ich hab schon "When Someone You Love is Depressed" gelesen. Aber das war ned so hilfreich.

Danke!

[pero]

Hallo auriniaregina,
ich finde es gut das Du Dich so engagierst. Genau so jemanden braucht jeder Depressive.

Bei mir hat citalopram auch erst nach 4 Wochen Wirkung gezeigt. Zunächst gab es nur ein paar Lichte Momente, aber jetzt hat sich meine Situation stabilisiert. Wenn sich nach 4 Wochen noch nichts tut würde ich noch mal mit dem Arzt sprechen.
Diese Ausweglosigkeit ist ein typisches Symptom für eine Depression. Da kann man nur sagen, auch wenn es nicht so aussieht, es wird sich ändern. Man braucht aber Geduld.

Die Medikamente sind aber nur der erste Schritt. Wichtig ist es das sich die junge Frau in therapeutische Behandlung begibt. Daher ist es jetzt wichtig das sie sich jetzt eine/einen Therapeuten sucht. Das fällt einem Depressiver aber auch sehr schwer. Vielleicht könnte Da jemand helfen und einen Erstkontakt herstellen. Da Du es im Moment nicht kannst solltest Du vielleicht mit Ihren Eltern sprechen. Es geht ja erst mal nur darum einen Therapeuten in der Nähe anzurufen und einen Termin zu vereinbaren.
Allerdings muss die junge Frau dazu auch bereit sein.

lg
pero

[auriniaregina]

Die Dosis ist meines Wissens schon einmal erhöht worden in der Zeit. Ich denke das Medikament braucht noch etwas Zeit. SIe hatte zwischendrin auch bessere Tage, also hab ich da noch Hoffnung.

Was die Therapie angeht hab ich leider keinen Einfluss. Ich hab schon meine Meinung gesagt, dass eine Therapie notwendig ist. Ihr Hauptansprechpartner in Sachen Depression ist aber ihre Mutter - da ich die neue Lebensgefährtin ihres Vaters bin kann ich diese natürlich nicht gut kontaktieren. Das Mädchen selbst ist zur Therapie durchaus bereit, das wäre nicht das Problem. Ich weiß aber nicht wie ihre Mutter zu der Sache steht. Und das Verhältnis meinerseits mit ihrem Vater ist grad ein wenig angespannt, er kommt mit der Situation glaub ich auch nicht so gut klar. Ich hab die Sache mit Therapie angesprochen, aber er sperrt sich ein wenig. Es ist aktuell nicht klar ob die Beziehung überlebt, aber das hat nichts mit meiner Freundschaft mit seiner Tochter zu tun - die ist älter als die Beziehung und bleibt bestehen.

Es ist ne blöde Situation. In zwei Wochen bin ich zu Besuch dort, vielleicht kann ich da was bewegen...

Aber insgesamt: wenn sie keine Hoffnung hat, dann kann ich wenig mehr tun als zu sagen, dass sie Geduld haben muss. Besser als nichts. Danke!

[ReSi64]

Hallo und herzlich Willkommen hier,

mir hat das Buch " Schattendasein - das unverstandene Leiden Depression" viel geholfen das sehr umfangreiche Thema besser zu verstehen.

Wünsche alles Gute, Renerle

[auriniaregina]

Danke für den Buchtip - ich habs auf meine Liste gesetzt und bestelle es wenn ich flüssig bin.

Ich hab grad mit ihr geredet. Sie ist einer Therapie alles andere als abgeneigt und wird beim nächsten Treffen ihren Arzt fragen, was der sagt.

Und zum Thema Medis: Sie hat 3 Wochen lang 15mg Citalopram genommen, seit einer Woche auf 20mg erhöht. Sie hatte ein paar gute Tage, aber es wechselt. Das scheint bei dem Medikament im ersten Monat oder so normal zu sein, oder? Sie würde gern wissen ob die Erhöhung der Dosis das auch nochmal beeinflusst.

Danke!