Wielange halte ich noch durch?

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Emanuela
Beiträge: 4
Registriert: 25. Jan 2011, 19:48

Wielange halte ich noch durch?

Beitrag von Emanuela »

Hallo alle zusammen,

ich habe mich entschlossen hier einen Beitrag zu meinen Problemen zu schreiben,weil ich einfach nicht mehr weiter weiß.
Ich bin 22 und lebe seit 4 Jahren mit meinem Freund (21) zusammen (ein Paar sind wir seit 5 Jahren) bei seiner Mutter mit im Haus.Seit gut einem Jahr hat er eine Depression,welche letztes Jahr im Sommer auch von einem Psychotherapeuten diagnostiziert wurde,dieser empfahl ihm auch eine stationäre Therapie,da er zu viele "Baustellen" hat an denen er arbeiten sollte.
Leider hat er seitdem keinen Schritt in Richtung Therapie gemacht.Als er einsah,dass es richtig ist in Therapie zu gehen,hatte er keine Krankenversicherung mehr,weil er arbeitslos wurde und das Arbeitsamt verlangt hat,dass er sich familienversichern soll,was aber nicht geht,weil seine Mutter privat versichert ist und die ihn nicht aufnehmen.Vor 2 Wochen hat er dann endlich den Antrag auf freiwillige Pflichtversicherung bei einer gesetzlichen Kasse gestellt,aber da gibts immernoch keine Antwort.Alles in allem läuft es schon über ein halbes Jahr dass er stark depressiv ist,keine Therapie macht (&auch keine Medikamente bekommt) und sich mit Hilfe vom Kiffen vom Grübeln befreit.Soviel zu meinem Freund.

Nun komme ich: ich kann nicht mehr.Ich habe keine Kraft mehr,unsere Beziehung leidet stark darunter.Ich bin total unglücklich,weil sich einfach nichts verändert.Er kam in den letzten Wochen immer mit Ausreden(weil er unbedingt in die private Versicherung seiner Mutter wollte) und dass er Angst davor hat in stationäre Therapie zu gehen.4 Wochen vor Weihnachten stellte ich ihm ein Ultimatum: entweder es ändert sich was oder ich ziehe nach Weihnachten aus.Darunter litt er sehr und nach 1 Woche stellte er mich vor die Wahl: entweder ich sage,dass ich bleibe oder ich soll sofort gehen.Ich blieb bei ihm.Seitdem grübele ich viel und denke drüber nach,wie es wäre zu gehen.Einerseits liebe ich ihn (und er zeigt mir auch immernoch wie sehr er mich liebt und braucht,er hat auch sonst keine sozialen Kontakte,ich bin die einzige mit der er reden kann) und will für ihn da sein und das mit ihm durchstehen und andererseits merke ich wie ich daran kaputt gehe.Es gibt Tage,an denen ich den ganzen Tag heule,als wenn ich schon selbst depressiv wäre, und Tage an denen ich einfach alles verdränge.Ich frage mich,ob solche Stimmungsschwankungen nicht wirklich auf eine Depression hindeuten??
Ich versuche immer zu denken: vielleicht ist der Brief morgen da und dann ändert sich was,aber im Prinzip habe ich die Hoffnung nicht mehr.

Was soll ich nur machen?Wie kann ich besser damit klar kommen?Gibt es überhaupt noch Hoffnung für uns?Ich bin so verzweifelt und zwiegespalten...

Viele Grüße
kossi
Beiträge: 180
Registriert: 25. Jan 2011, 22:13

Re: Wielange halte ich noch durch?

Beitrag von kossi »

hallo Emanuela,

erstmal herzlich Willkommen.

ich kenne deine Situation gut, denn mein bester Freund hat auch keine weiteren sozialen Kontakte. Bei ihm wurde zusätzlich zu der Depression eine soziale Phobie festgestellt und dadurch hat er es bis November nicht geschafft auf andere zuzugehn. Seit der Kur ist es besser.

Was ganz wichtig für dich ist, dass du auch mal wieder an dich denkst und dich nicht völlig für ihn aufreibst. Weil dann kann es wirklich sein, dass du selbst in eine Depression abrutscht. Sei für ihn da so gut du kannst. Du darfst ihn auch nicht zu sehr in Watte packen, kleine Sachen kann er auch tun. Heulen ist jedenfalls bei mir gut, weil es mir persönlich hilft.

Was ich dir anbieten kann, wenn du Fragen hast frag. Es gibt hier viele liebe Menschen, die versuchen werden dir zu helfen.

Kopf hoch, du schaffst es.

liebe Grüße Kossi
Emanuela
Beiträge: 4
Registriert: 25. Jan 2011, 19:48

Re: Wielange halte ich noch durch?

Beitrag von Emanuela »

Hallo Kossi,

danke für dein Verständnis.
Ich denke eigentlich oft genug an mich: ich gehe am Wochenende aus und in der Woche 2 mal zum Sport.Unsere gemeinsamen Aktivitäten beschränken sich lediglich aufs Fernsehen und kochen.Das ist schon deprimierend.
Ich wünsche mir nichts mehr als ein normales Leben.Es ist alles so belastend...
Sonnenmann
Beiträge: 211
Registriert: 18. Jan 2011, 09:50

Re: Wielange halte ich noch durch?

Beitrag von Sonnenmann »

Hallo liebe Emanuela,

ich weiss nicht ob Du meine Geschichte schon gelesen hast, ich schreibe hier sehr viel über meine eigenen Erfahrungen und habe es aus dem Loch selber rausgeschafft. Ich möchte Dir an dieser Stelle etwas über den Cannabiskonsum schreiben. Ich habe lange Jahre auch sehr viel geraucht, ich habe immer versucht meine Gedanken zu betäuben, auch schon lange bevor ich depressiv wurde. Ich war immer der Meinung ich hätte das alles im Griff und kann sehr gut mit Cannabis umgehen. Bis zu einem gewissen Punkt war das auch sicherlich so, ich habe seit meinem sechzehnten Lebensjahr regelmäßig geraucht bis ich 26 war. Mal mehr, mal weniger. Aber Tatsache ist dass Cannabiskonsum in eine Depression münden kann. Ich weiss nicht wieviel und seit wann dein Freund raucht, aber die Gefahr an einer Depression zu erkranken wird mit jedem Joint um ein vielfaches erhöht! Ich habe mit 26 aufgehört und war damals noch nicht depressiv. Mit 30 hat es mich dann voll erwischt und ich bin in ein tiefes Loch gefallen und habe fälschlicherweise versucht durch den erneuten Cannabiskonsum meine Gedanken zu betäuben, wie dein Freund. Zum Glück habe ich aber sehr schnell begriffen dass es mich nur noch tiefer abrutschen lässt und es recht schnell wieder bleiben lassen, bis heute. Ich habe auch heute überhaupt kein Verlangen mehr danach, aber in seinem Alter hätte ich das sicher auch noch ganz anders gesehen und mir eingeredet es würde mir helfen. So ehrlich muss ich an dieser Stelle sein.

Ich weiss nicht was der Auslöser für seine Depression ist, vielleicht kannst Du es ja aus deiner Sicht einmal beschreiben. Ich habe sehr viel Erfahrung im Umgang mit Cannabis und kenne auch einige Geschichten aus meinem Freundeskreis. Es gibt viele Fälle von Depression die durch den Cannabiskonsum ausgelöst wurden. Es kann sehr entspannend wirken und ich habe es über 10 Jahre auch konsumiert, aber dabei niemals meinen Alltag oder meinen Lebensweg, sprich Schule, Ausbildung, Arbeitsleben, dadurch schleifen lassen. Der Umgang damit ist sicherlich der falsche Weg Probleme zu bekämpfen, ich habe selbst lange Jahre gebraucht das zu erkennen.

Ich hoffe Du kannst und willst mir vielleicht mehr Informationen geben und ich heisse Dich hier im Forum herzlich willkommen. Ich denke Du wirst recht schnell merken dass Du hier auf sehr liebe Menschen triffst und einiges mitnehmen kannst.

Ganz liebe Grüsse


Das Licht...



...in der Hoffnung das Dunkel etwas zu erleuchten!
Emanuela
Beiträge: 4
Registriert: 25. Jan 2011, 19:48

Re: Wielange halte ich noch durch?

Beitrag von Emanuela »

Hallo Licht,

Danke für dein Interesse.Ja, ich habe deine Geschichte schon verfolgt und bin wirklich überwältigt davon,dass du es allein aus der Depression geschafft hast.Ich ziehe meinen Hut vor dir!

Bei meinem Freund hat das mit dem regelmäßigem Cannabiskonsum vor ca. 2 Jahren angefangen durch Schlafstörungen.Er hat eine harte Zeit durchgemacht,war ganz allein in der Schweiz und noch dazu hat er in einem Lager gehaust für 1 Jahr!Jedenfalls hat er da angefangen und hat seitdem schon ein Problem damit.Inzwischen hat es sich gebessert,er hat sich unter Kontrolle,aber letztes Jahr gab es kaum einen Abend,an dem er nicht geraucht hat, um "schlafen zu können".In Wirklichkeit konnte er auch Nächte schlafen ohne Gras.

Ich bin mir nicht sicher,ob das Gras wikrlich zur Depression geführt hat.Er hatte schon vor 3-4 Jahren depressive Züge und Stimmungen,ging kaum raus,kaum soziale Kontakte usw.Ich denke (und er auch),dass er schon lange die Depression hat,aber sie erst nach der schweren Zeit in der Schweiz ausgebrochen ist.Sicherlich hat das Gras auch dazu beigetragen,aber ich denke nicht,dass es allein dafür verantwortlich ist.

Was ich bei ihm nicht verstehe,im Gegensatz zu all den Depressiven,zu denen ihr Kontakt habt, dass er mich trotzdem noch lieben kann und dass ich manchmal mehr leide als er.Damit komme ich nur schwer klar.
Wie gesagt im Moment geht es mir besser,aber es dauert sicherlich nicht lange,bis ich wieder "depressiv" bin.

Liebe Grüße
Sonnenmann
Beiträge: 211
Registriert: 18. Jan 2011, 09:50

Re: Wielange halte ich noch durch?

Beitrag von Sonnenmann »

Hallo liebe Emanuela,

ich werde Dir morgen nochmal ausführlicher antworten, ich habe jetzt leider keine Zeit mehr dazu. Aber ich denke wie Du, dass es mit seiner schweren Zeit in der Schweiz zu tun haben muss... Ich wusste ja nicht dass er "erst" seit 2 Jahren am rauchen ist... Obwohl es immer auf den Menschen ankommt und ich kenne auch Leute die bereits nach einem Jahr regelmässigen Konsums depressiv geworden sind. Es hängt immer von der Psyche des Betroffenen ab. Ich werde Dir morgen etwas mehr dazu schreiben und wünsche Dir vorerst eine gute Nacht... Ich habe momentan leider andere Dinge im Kopf und möchte Dir objektive Gedanken meinerseits schreiben wenn ich dazu wieder in der Lage bin... Meine Freundin ist grade in meinem Kopf das vorrangige "Thema", aber ich möchte Dir morgen gerne mehr dazu schreiben!

Ich wünsche Dir eine gute Nacht!

Liebe Grüsse


Das Licht...



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Sonnenmann
Beiträge: 211
Registriert: 18. Jan 2011, 09:50

Re: Wielange halte ich noch durch?

Beitrag von Sonnenmann »

Hallo liebe Emanuela,

zunächst einmal möchte ich Dir danken für deine lieben Worte, ich habe es aus der Depression geschafft aber es ist damit leider nicht getan. Ein Depressiver wird sein Leben lang damit zu kämpfen haben, es besteht immer die Gefahr wieder einen Rückfall zu erleiden. Aber dadurch dass mir das sehr bewusst ist und ich es durch das Umstellen meiner Denkweise und Anschauung der Dinge aus dem Sog der Depression herausgeschafft habe, habe ich für mich gelernt damit umzugehen. Therapien können auch zu diesem Erfolg führen, sicherlich, aber ich denke jeder muss es für sich selbst erkennen. Es ist meine Sicht der Erkrankung, auch wenn mir Fachleute vielleicht widersprechen würden, aber ich sehe das so und kann gut damit leben. Das ist für mich das Wichtigste!

Dein Freund hat sehr schwere Zeiten in seinem Leben hinter sich und sein Selbstwertgefühl hat darunter sehr gelitten. Ich denke er liebt Dich so sehr und kann das auch noch durchaus fühlen, weil Du wahrscheinlich der einzigste Mensch auf der Welt bist, der Ihm noch halt geben kann. Es ist für Dich sehr schwer damit umzugehen, weil er seine Hoffnungen und sein Leben quasi in deine Hände gelegt hat. Damit umzugehen ist verdammt schwer, denn eine Beziehung sollte immer aus Geben und Nehmen beiderseits bestehen und im Moment bist Du wahrscheinlich nur am Geben und er kann Dir sehr wenig zurückgeben.

Der Cannabiskonsum ist wohl nicht der Auslöser der Depression wenn er schon länger das Gefühl hatte depressiv zu sein. Aber es ist in der Tat so, dass es einem über Jahre gutgehen kann, man hat vielleicht mal ein Stimmungstief und macht sich auch keine weiteren Gedanken darüber, das kommt auch bei jedem Menschen mal vor. Aber ein einschneidendes Erlebnis kann fatale Folgen haben und die Depression bestimmt plötzlich alles. Wenn es sich über Wochen hinzieht und keine Besserung eintritt liegt definitiv eine schwerere Erkrankung vor. Ich habe auch gedacht der Cannabiskonsum könnte mir helfen wieder rauszukommen aber das ist ein Trugschluß! In den Momenten wo man "dicht" ist hilft es sicherlich die Gedanken auszublenden, aber danach sind sie umso stärker und quälender. Die Depression wird durch den Konsum nur noch bestärkt, weil man unterbewusst genau weiss dass es nicht wirklich hilft. Bei mir war es so, dass ich mich noch viel weiter in den Strudel runtergezogen habe dadurch, THC geht durchaus auf die Psyche und verändert das Bewusstsein bei regelmässigem Konsum.

Ich hoffe Du lässt Dich nicht in den Strudel mit runterziehen, Du hast geschrieben dass es nicht lange dauert bis Du "wieder" depressiv bist. Heisst das Du warst auch schon in einer depressiven Phase? Du darfst Dich nicht zu sehr darauf konzentrieren, denn wenn Du auch gefährdet bist ist es leider nur eine Frage der Zeit bis Du selbst auch wieder in einem Loch sitzt. Das wäre fatal! Ich weiss es ist sehr leicht gesagt, Du liebst deinen Freund, aber Du musst auch auf Dich selbst aufpassen und Deine Grenzen nicht überschreiten. Ich kann es Dir nur raten, jeder Mensch muss selbst wissen wie er damit umgeht und wie sehr er sich für den anderen zurückstellen kann.

Ich hoffe ich konnte Dir etwas helfen mit meinen Gedanken und drück Dich mal ganz fest!

Liebe Grüsse


Das Licht...



...in der Hoffnung das Dunkel etwas zu erleuchten!
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