Unverständnis auf Seite des Partners - was tun? (Vorsicht lang)
Verfasst: 12. Dez 2010, 21:15
ich bin nun auch endlich Mitglied im Forum – weil mir ein dringende Sache auf dem Herzen liegt.
Zur Vorgeschichte: ich bin „die Betroffene“. Durch schwere Jungend mit einem Vater, der sich selbst und wie Welt nicht ausstehen kann, ist mir in dieser wichtigen Zeit ein Großteil an wichtigen Dingen wie Urvertrauen und Selbstwertgefühl nicht so vermittelt worden, wie es bei anderen Kindern der Fall ist. Folge daraus ist natürlich ein vermindertes Selbstwertgefühl, Ohnmächtigkeitsgefühl gegenüber all der Aufgaben die da kommen und daraus resultierende depressive Schübe. Die schlimme Phase habe ich hinter mir gelassen, daraus bin ich alleine herausgekommen, weil ich mich irgendwann dazu entschieden habe, mein Leben nicht von ihm bestimmen zu lassen und einzugehen, sondern zu leben. Trotz all des Terrors habe ich Schule, Ausbildung und Studium abgeschlossen und wenn ich eins heute weiß, dann dass ich alles alleine schaffen kann und schaffe. Das ist die eine Seite, ich denke schon, dass ich eine starke Persönlichkeit bin, die durch ihre Vergangenheit sehr reflektiert und erfahren ist, eine breite Palette von Gefühlen kennt und sich durchaus bewusst ist, wieviel Wert mein Leben hat.
Natürlich gibt es auch eine andere Seite, es wäre auch sehr verwunderlich, wenn nicht. Durch den jahrelangen Terror und die Beleidigungen hat mir mein Vater systematisch jegliches Selbstwertgefühl genommen, so dass ich mir selbst mühselig beibringen musste, dass er Unrecht hat – dass ich nicht klein und doof, zurückgeblieben, nichts wert, austauschbar („ein Stück Dreck/Schei.ße) bin“. Auch wenn ich heute weitestgehend darüberstehe, ist natürlich einiges davon übriggeblieben. Da ich auch ein sehr sensibler Mensch bin, beziehe ich vieles auf mich und meine Persönlichkeit, habe immer wieder Angst, so wie ich bin nicht zu reichen, es nicht Wert zu sein, vor allem ZU DUMM zu sein. Aufgaben wie die vor mir liegende Jobsuche erfüllen mich mit Grauen, ich fühle mich dem Ganzen nicht gewachsen – weil ich jahrelang gelernt habe, dass ich ohnehin zu blöd bin, niemals einen Job bekommen und Hartz IV Empfänger werde. Das mag sich für Außenstehende lächerlich anhören, da man a geradezu heraushören kann, dass es nicht stimmt – aber mir für ist das meine (depressive) Realität. An sich habe ich es ganz gut im Griff, aber es muss eben nur etwas vorfallen, einer muss was falsches sagen und der Stein rollt an.. 1000 Bilder im Kopf, sich nutzlos und dumm fühlen, am besten gar nicht da sein, Rückzug, Heulen, Antriebslosigkeit etc. – das depressive Bild ist zwar inzwischen deutlich gemildert, aber es ist noch immer da.
Ich war auch etwa ein Jahr lang in Gesprächstherapie, Medikamente wollte ich nicht, weil ich das für überflüssig hielt (ja, ich wollte lieber die volle Bandbreite der Gefühle, weil ich gelernt habe, dass mir niemand hilft und ich mich selbst an den Haaren wieder herausziehen muss). Mir hat es auch was gebracht, mit dem Therapeuten darüber zu sprechen, jedoch sagte er selbst sehr früh im Anfang, dass ich mich schon selbst therapiert habe, normalerweise würde er all das, was ich alleine geschafft hätte, in einer Therapie erarbeiten. Sicherlich konnte er mir viele interessante Einblicke auf die Familienkonstellation geben und mir auch helfen, mich von meinen Eltern so zu lösen, dass ich nicht mehr (obwohl ich ausgezogen bin) ein andauerndes Verantwortungs- und Schuldgefühl trage. Aber meine Ängste und daraus resultierenden depressiven Schüben (inzwischen nur noch Verstimmungen) konnte er mir natürlich auch nicht wegtherapieren und sagte „Sie müssen einfach andere Erfahrungen machen, so dass ihre eigene Erfahrung sich als falsch erweist und irgendwann in den Hintergrund rückt“.
Soviel also zu mir uns zur Vorgeschichte. Mein „Problem“ liegt darin, dass ich einen Partner habe, der in seinem Leben noch keine bösen Erfahrungen gemacht hat, dem auch aufgrund fehlender Erfahrungen viele Gefühlsebenen nicht bekannt sind. Er ist unglaublich rational, denkt fast immer mit dem Kopf – und fährt damit auch noch gut. Sein Leben ist „perfekt“, es gibt keine Sorgen und auch keine Probleme – und ohne mich hätte er gar keine.
In guten Zeiten läuft es sehr gut zwischen uns, wir unternehmen viel, haben dieselben Ansichten und Vorstellungen. Sobald bei mir jedoch eine depressive Verstimmung anrollt, macht er es mit seiner unsensiblen Art nur noch viel schlimmer. Natürlich hat er alle „Anfängerfehler“ gemacht, die man machen kann „Reiss Dich zusammen“, „Schalt doch mal den Kopf an“, „Das ist doc total bescheuert“ – was mich natürlich noch viel weiter von ihm wegtreibt. Ich WEISS doch selbst, dass es Unsinn ist, aber ich FÜHLE mich eben genau so. Er sagt, er fühlt sich hilflos, kann tun und lassen, was er will – es bringt nichts. Ich wiederrum empfinde ihn als unglaublich unsensibel und auch nicht gewillt, Verständnis in irgendeiner Form aufzubringen. Er sagt, er kann es nicht verstehen, nachfühlen ohnehin nicht (was ich auch verstehen kann).
Solche Situationen arten natürlich jedes Mal unglaublich aus. Ich wünsche mir in dem Moment einfach jemanden, der mich festhält und – ja, im Prinzip gar nichts macht – er ist dazu nicht in der Lage. Durch seine Distanzierung rutsche ich natürlich weiter in mein Loch ab, trete den Rückzug von ihm an und dann folgen die typischen Reden wie „Ohne mich bist Du besser dran“ etc. die wohl jeder Partner eines Depressiven kennt. Aber genau SO fühlt es sich an! Und genau SO verhält er sich. Und genau DAS sagt er sogar „wenn das nun ewig so weitergeht, dann passen wir eben nicht zusammen“.
Ich bin also gezwungen, in Phasen, in denen es mir schlecht geht und ich damit beschäftigt bin, mich selbst wiederherzustellen, auch noch ihn an die Hand zu nehmen. Sprüche wie „Dann sag mir doch, dass Du den ganzen Tag weinst“ sind da keine Seltenheit – dass ich das nicht KANN, versteht er einfach nicht.
Ich habe jetzt das Buch zu diesem Forum hier bestellt und denke es ist sicher hilfreich. Er jedoch erhofft sich dadurch eine „anleitung“, wie er besser mit mir umgehen kann?
Mich selbst saugt das unglaublich leer, dieses Unverständnis, immer das Gefühl zu haben, ich hätte einen Makel, weil ich nunmal depressive Züge habe. Ich möchte mich gerne auf ihn verlassen, weil ich auch weiß, dass es mir damit besser ginge, ich kann aber nicht, weil ich immer wieder Angst haben muss, dass er mir das entzieht.
Den langen Text kann man auch auf einen kurzen Satz bringen: was kann er tun, was kann ich tun?
Zur Vorgeschichte: ich bin „die Betroffene“. Durch schwere Jungend mit einem Vater, der sich selbst und wie Welt nicht ausstehen kann, ist mir in dieser wichtigen Zeit ein Großteil an wichtigen Dingen wie Urvertrauen und Selbstwertgefühl nicht so vermittelt worden, wie es bei anderen Kindern der Fall ist. Folge daraus ist natürlich ein vermindertes Selbstwertgefühl, Ohnmächtigkeitsgefühl gegenüber all der Aufgaben die da kommen und daraus resultierende depressive Schübe. Die schlimme Phase habe ich hinter mir gelassen, daraus bin ich alleine herausgekommen, weil ich mich irgendwann dazu entschieden habe, mein Leben nicht von ihm bestimmen zu lassen und einzugehen, sondern zu leben. Trotz all des Terrors habe ich Schule, Ausbildung und Studium abgeschlossen und wenn ich eins heute weiß, dann dass ich alles alleine schaffen kann und schaffe. Das ist die eine Seite, ich denke schon, dass ich eine starke Persönlichkeit bin, die durch ihre Vergangenheit sehr reflektiert und erfahren ist, eine breite Palette von Gefühlen kennt und sich durchaus bewusst ist, wieviel Wert mein Leben hat.
Natürlich gibt es auch eine andere Seite, es wäre auch sehr verwunderlich, wenn nicht. Durch den jahrelangen Terror und die Beleidigungen hat mir mein Vater systematisch jegliches Selbstwertgefühl genommen, so dass ich mir selbst mühselig beibringen musste, dass er Unrecht hat – dass ich nicht klein und doof, zurückgeblieben, nichts wert, austauschbar („ein Stück Dreck/Schei.ße) bin“. Auch wenn ich heute weitestgehend darüberstehe, ist natürlich einiges davon übriggeblieben. Da ich auch ein sehr sensibler Mensch bin, beziehe ich vieles auf mich und meine Persönlichkeit, habe immer wieder Angst, so wie ich bin nicht zu reichen, es nicht Wert zu sein, vor allem ZU DUMM zu sein. Aufgaben wie die vor mir liegende Jobsuche erfüllen mich mit Grauen, ich fühle mich dem Ganzen nicht gewachsen – weil ich jahrelang gelernt habe, dass ich ohnehin zu blöd bin, niemals einen Job bekommen und Hartz IV Empfänger werde. Das mag sich für Außenstehende lächerlich anhören, da man a geradezu heraushören kann, dass es nicht stimmt – aber mir für ist das meine (depressive) Realität. An sich habe ich es ganz gut im Griff, aber es muss eben nur etwas vorfallen, einer muss was falsches sagen und der Stein rollt an.. 1000 Bilder im Kopf, sich nutzlos und dumm fühlen, am besten gar nicht da sein, Rückzug, Heulen, Antriebslosigkeit etc. – das depressive Bild ist zwar inzwischen deutlich gemildert, aber es ist noch immer da.
Ich war auch etwa ein Jahr lang in Gesprächstherapie, Medikamente wollte ich nicht, weil ich das für überflüssig hielt (ja, ich wollte lieber die volle Bandbreite der Gefühle, weil ich gelernt habe, dass mir niemand hilft und ich mich selbst an den Haaren wieder herausziehen muss). Mir hat es auch was gebracht, mit dem Therapeuten darüber zu sprechen, jedoch sagte er selbst sehr früh im Anfang, dass ich mich schon selbst therapiert habe, normalerweise würde er all das, was ich alleine geschafft hätte, in einer Therapie erarbeiten. Sicherlich konnte er mir viele interessante Einblicke auf die Familienkonstellation geben und mir auch helfen, mich von meinen Eltern so zu lösen, dass ich nicht mehr (obwohl ich ausgezogen bin) ein andauerndes Verantwortungs- und Schuldgefühl trage. Aber meine Ängste und daraus resultierenden depressiven Schüben (inzwischen nur noch Verstimmungen) konnte er mir natürlich auch nicht wegtherapieren und sagte „Sie müssen einfach andere Erfahrungen machen, so dass ihre eigene Erfahrung sich als falsch erweist und irgendwann in den Hintergrund rückt“.
Soviel also zu mir uns zur Vorgeschichte. Mein „Problem“ liegt darin, dass ich einen Partner habe, der in seinem Leben noch keine bösen Erfahrungen gemacht hat, dem auch aufgrund fehlender Erfahrungen viele Gefühlsebenen nicht bekannt sind. Er ist unglaublich rational, denkt fast immer mit dem Kopf – und fährt damit auch noch gut. Sein Leben ist „perfekt“, es gibt keine Sorgen und auch keine Probleme – und ohne mich hätte er gar keine.
In guten Zeiten läuft es sehr gut zwischen uns, wir unternehmen viel, haben dieselben Ansichten und Vorstellungen. Sobald bei mir jedoch eine depressive Verstimmung anrollt, macht er es mit seiner unsensiblen Art nur noch viel schlimmer. Natürlich hat er alle „Anfängerfehler“ gemacht, die man machen kann „Reiss Dich zusammen“, „Schalt doch mal den Kopf an“, „Das ist doc total bescheuert“ – was mich natürlich noch viel weiter von ihm wegtreibt. Ich WEISS doch selbst, dass es Unsinn ist, aber ich FÜHLE mich eben genau so. Er sagt, er fühlt sich hilflos, kann tun und lassen, was er will – es bringt nichts. Ich wiederrum empfinde ihn als unglaublich unsensibel und auch nicht gewillt, Verständnis in irgendeiner Form aufzubringen. Er sagt, er kann es nicht verstehen, nachfühlen ohnehin nicht (was ich auch verstehen kann).
Solche Situationen arten natürlich jedes Mal unglaublich aus. Ich wünsche mir in dem Moment einfach jemanden, der mich festhält und – ja, im Prinzip gar nichts macht – er ist dazu nicht in der Lage. Durch seine Distanzierung rutsche ich natürlich weiter in mein Loch ab, trete den Rückzug von ihm an und dann folgen die typischen Reden wie „Ohne mich bist Du besser dran“ etc. die wohl jeder Partner eines Depressiven kennt. Aber genau SO fühlt es sich an! Und genau SO verhält er sich. Und genau DAS sagt er sogar „wenn das nun ewig so weitergeht, dann passen wir eben nicht zusammen“.
Ich bin also gezwungen, in Phasen, in denen es mir schlecht geht und ich damit beschäftigt bin, mich selbst wiederherzustellen, auch noch ihn an die Hand zu nehmen. Sprüche wie „Dann sag mir doch, dass Du den ganzen Tag weinst“ sind da keine Seltenheit – dass ich das nicht KANN, versteht er einfach nicht.
Ich habe jetzt das Buch zu diesem Forum hier bestellt und denke es ist sicher hilfreich. Er jedoch erhofft sich dadurch eine „anleitung“, wie er besser mit mir umgehen kann?
Mich selbst saugt das unglaublich leer, dieses Unverständnis, immer das Gefühl zu haben, ich hätte einen Makel, weil ich nunmal depressive Züge habe. Ich möchte mich gerne auf ihn verlassen, weil ich auch weiß, dass es mir damit besser ginge, ich kann aber nicht, weil ich immer wieder Angst haben muss, dass er mir das entzieht.
Den langen Text kann man auch auf einen kurzen Satz bringen: was kann er tun, was kann ich tun?