Mein Freund, sein Leben & ich.
Verfasst: 14. Sep 2010, 18:14
Hallo Ihr Lieben,
ich bin schon des öfteren durch dieses Forum gegeistert, aber war mir nie sicher, ob ich hier selbst etwas schreiben sollte..
Ihr merkt - ich habe mich entschlossen es doch zu tun.
Ich wende mich an Euch wegen meines Freundes.
Mein Freund und ich sind seit gut zwei Jahren ein Paar und unter sehr, sehr schwierigen Umständen zusammengekommen.
Er war zu diesem Zeitpunkt noch verheiratet (und ist es bis heute), lebte aber bereits in Trennung - als Grund für die Trennung nannte seine Frau MICH. Ich möchte mich nicht lange rechtfertigen, denn das habe ich schon viel zu oft getan, ich bin es leid das tun zu müssen, Fakt ist aber: der Hauptgrund der Trennung war nicht ich, ich hatte keine Affäre mit ihm oder sonstiges, unser Umfeld suggerierte uns dies aber leider, da wir auch während seiner Ehe schon eine sehr gute Freundschaft geführt hatten; nachdem wir zusammenkamen, sah man die Tatsache bestätigt, dass er seiner Frau fremdgegangen war.
Angesichts vieler Schuldzuweisungen, vieler Vorwürfe, viel Hass und Wut, ist mein Freund erst in eine Essstörung, später in eine Depression hineingerutscht.
Er lässt alle Wut darüber, dass ihm von allen Seiten gesagt wird, was für ein schlechter Mensch er doch wäre, an sich selbst aus. Bestraft sich, isst nicht, fährt tausende Kilometer Rad jenseits der Belastungsgrenze.
Seine Frau und er führen einen erbitterten Rosenkrieg, der Streit um die Kinder ist dreckig, ekelhaft und bodenlos.
Nach und nach hat auch unsere Liebe unter dem Streit gelitten.
Es fällt mir sehr schwer meine Gedanken richtig zu ordenen..
Ich weiß, dass er mich über alles liebt, ich weiß, dass er mit mir zusammen sein möchte, ich weiß, dass er nicht vor hat zu seiner Ex zurückzukehren. Seine Kinder (noch unter 10 Jahre) sind regelmäßig bei ihm und haben mich sehr gern, akzeptieren mich als Papas neue Freundin und auch ich komme problemlos mit ihnen klar und mag sie furchtbar gern.
Was das angeht, ist alles wunderbar
Doch komme ich mit seinen Gefühlsausbrüchen überhaupt nicht mehr klar.
Er äußert sehr oft, er kann sich nicht zu viel Nähe erlauben, er will seine Ruhe haben, in regelmäßigen Abständen macht er via SMS mit mir Schluss (wir wohnen nicht in der selben Stadt). Sind wir beieinander, klappt alles ganz gut, aber sobald ich weg bin, wird aus vollen Rohren geballert. Oft tut er mir bewusst weh, weil er meint, er hätte mich nicht verdient, will er mich von sich fernhalten und mich verletzen, damit ich nicht wiederkomme. In ruhigen Momenten sagt er dann später, er tut das, weil er weiß, dass er sich selbst damit sehr, sehr weh tun kann - das, was ihn momentan anscheinend befriedigt. Sich selbst weh tun.
Seine Essensportionen sind streng rationiert, sobald die Waage eine bestimmte (sehr niedrige!) Zahl anzeigt, wird nicht mehr gegessen, im Notfall auch nicht mehr getrunken.
Er war bereits bei einer Kur, wo es anfing besser zu werden. Er aß wieder normal und regelmäßig - zumindest ansatzweise. Doch kaum war er zurück, kaum war der erste Streit mit der Ex wieder da, brach er wieder ein und zusammen.
Seit langem kämpft er um einen ambulanten Therapieplatz, steht in der Warteliste. Ich hoffe, dass es bald losgeht. Ob er es so wirklich will ... hm, naja.
Da ist seine Angst wieder dick zu werden (er ist nicht das allerdürrste Klappergestell, hat durch den vielen Sport schon einige Muskeln, aber alles bei einer schrecklich schmalen Statur), er sieht nicht, dass auch diese ständigen Gedankenwechsel zwischen himmelhochjauchzend und sterbenstraurig davon kommen. Er war mal extrovertiert, immer am Lachen, unbeschwert, liebte viele Menschen um sich herum.
Jetzt bunkert er sich (je nach Phase) in seinem Zimmer ein, will niemanden sehen und hören, spielt irgendwas am PC und grübelt vor sich hin. Sagt, er will seine Ruhe, nimmt aber auf subtile Art dann doch Kontakt auf, manchmal provoziert er mich regelrecht, da ich mich dann eben auch nicht bei ihm melde, wenn er sagt: Will meine Ruhe. Er ist kalt- und hartherzig geworden, ab und an richtig verbal aggressiv, verletzend und gleichgültig.
Aber eben nur phasenweise.
Momentan läuft es wieder sehr gut, bis zum Scheidungstermin ists nicht mehr lang. Er sagt, dass ihn der ganze Ärger, den es gibt, so runter zieht. Er hat irgendwie nicht die nötige Beherrschtheit, um das alles an sich abprallen zu lassen - ich weiß es nicht.
Mehrmals, nachdem er mir gesagt hatte, ich habe keine Lust mehr, ich will das mit uns nicht mehr, war ich so konsequent und habe mich komplett zurückgezogen, Handy aus, Internet aus, gesagt: Gut, dann ist es so. Und tschüss.
Jedes Mal stand er Stunden später entweder vor meiner Haustür (einmal ist er deswegen hunderte Kilometer gefahren) oder schrieb mir tausende Entschuldigungsmails oder ließ das Telefon so lange klingeln, bis ich irgendwann entnervt ranging und er sich dort entschuldigte und in Zukunft alles besser machen wollte.
Ich begreif das nicht.
Ich spüre seine Liebe manchmal (momentan zum Beispiel) sehr deutlich, habe aber immer das Gefühl, dass er sie zurückhält, zurücknimmt. Ich liebe ihn wirklich über alles, will mein Leben mit ihm verbringen, aber diese ständigen Stimmungsschwankungen machen einen irgendwann fertig, man zweifelt, ob man den richtigen Weg geht.
Ich würde mich sehr freuen ein bisschen was von Euch zu hören, einfach mal eine Sicht von außen zu haben. Das würde mir sehr gut tun.
Muss ich diese Schwankungen einfach "ertragen", kann das irgendwann besser werden, vielleicht, wenn die Scheidung endlich durch ist? Kann eine Therapie etwas bringen?
Es gab eine Zeit, da war es noch schlimmer, da dachte er sogar an Selbstmord. Was das angeht, hat sich schon vieles verändert. Aber trotzdem muss man mit soviel Wechselbad der Gefühle erstmal klarkommen.
Ich freue mich auf Eure Antworten.
Danke!
ich bin schon des öfteren durch dieses Forum gegeistert, aber war mir nie sicher, ob ich hier selbst etwas schreiben sollte..
Ihr merkt - ich habe mich entschlossen es doch zu tun.
Ich wende mich an Euch wegen meines Freundes.
Mein Freund und ich sind seit gut zwei Jahren ein Paar und unter sehr, sehr schwierigen Umständen zusammengekommen.
Er war zu diesem Zeitpunkt noch verheiratet (und ist es bis heute), lebte aber bereits in Trennung - als Grund für die Trennung nannte seine Frau MICH. Ich möchte mich nicht lange rechtfertigen, denn das habe ich schon viel zu oft getan, ich bin es leid das tun zu müssen, Fakt ist aber: der Hauptgrund der Trennung war nicht ich, ich hatte keine Affäre mit ihm oder sonstiges, unser Umfeld suggerierte uns dies aber leider, da wir auch während seiner Ehe schon eine sehr gute Freundschaft geführt hatten; nachdem wir zusammenkamen, sah man die Tatsache bestätigt, dass er seiner Frau fremdgegangen war.
Angesichts vieler Schuldzuweisungen, vieler Vorwürfe, viel Hass und Wut, ist mein Freund erst in eine Essstörung, später in eine Depression hineingerutscht.
Er lässt alle Wut darüber, dass ihm von allen Seiten gesagt wird, was für ein schlechter Mensch er doch wäre, an sich selbst aus. Bestraft sich, isst nicht, fährt tausende Kilometer Rad jenseits der Belastungsgrenze.
Seine Frau und er führen einen erbitterten Rosenkrieg, der Streit um die Kinder ist dreckig, ekelhaft und bodenlos.
Nach und nach hat auch unsere Liebe unter dem Streit gelitten.
Es fällt mir sehr schwer meine Gedanken richtig zu ordenen..
Ich weiß, dass er mich über alles liebt, ich weiß, dass er mit mir zusammen sein möchte, ich weiß, dass er nicht vor hat zu seiner Ex zurückzukehren. Seine Kinder (noch unter 10 Jahre) sind regelmäßig bei ihm und haben mich sehr gern, akzeptieren mich als Papas neue Freundin und auch ich komme problemlos mit ihnen klar und mag sie furchtbar gern.
Was das angeht, ist alles wunderbar
Doch komme ich mit seinen Gefühlsausbrüchen überhaupt nicht mehr klar.
Er äußert sehr oft, er kann sich nicht zu viel Nähe erlauben, er will seine Ruhe haben, in regelmäßigen Abständen macht er via SMS mit mir Schluss (wir wohnen nicht in der selben Stadt). Sind wir beieinander, klappt alles ganz gut, aber sobald ich weg bin, wird aus vollen Rohren geballert. Oft tut er mir bewusst weh, weil er meint, er hätte mich nicht verdient, will er mich von sich fernhalten und mich verletzen, damit ich nicht wiederkomme. In ruhigen Momenten sagt er dann später, er tut das, weil er weiß, dass er sich selbst damit sehr, sehr weh tun kann - das, was ihn momentan anscheinend befriedigt. Sich selbst weh tun.
Seine Essensportionen sind streng rationiert, sobald die Waage eine bestimmte (sehr niedrige!) Zahl anzeigt, wird nicht mehr gegessen, im Notfall auch nicht mehr getrunken.
Er war bereits bei einer Kur, wo es anfing besser zu werden. Er aß wieder normal und regelmäßig - zumindest ansatzweise. Doch kaum war er zurück, kaum war der erste Streit mit der Ex wieder da, brach er wieder ein und zusammen.
Seit langem kämpft er um einen ambulanten Therapieplatz, steht in der Warteliste. Ich hoffe, dass es bald losgeht. Ob er es so wirklich will ... hm, naja.
Da ist seine Angst wieder dick zu werden (er ist nicht das allerdürrste Klappergestell, hat durch den vielen Sport schon einige Muskeln, aber alles bei einer schrecklich schmalen Statur), er sieht nicht, dass auch diese ständigen Gedankenwechsel zwischen himmelhochjauchzend und sterbenstraurig davon kommen. Er war mal extrovertiert, immer am Lachen, unbeschwert, liebte viele Menschen um sich herum.
Jetzt bunkert er sich (je nach Phase) in seinem Zimmer ein, will niemanden sehen und hören, spielt irgendwas am PC und grübelt vor sich hin. Sagt, er will seine Ruhe, nimmt aber auf subtile Art dann doch Kontakt auf, manchmal provoziert er mich regelrecht, da ich mich dann eben auch nicht bei ihm melde, wenn er sagt: Will meine Ruhe. Er ist kalt- und hartherzig geworden, ab und an richtig verbal aggressiv, verletzend und gleichgültig.
Aber eben nur phasenweise.
Momentan läuft es wieder sehr gut, bis zum Scheidungstermin ists nicht mehr lang. Er sagt, dass ihn der ganze Ärger, den es gibt, so runter zieht. Er hat irgendwie nicht die nötige Beherrschtheit, um das alles an sich abprallen zu lassen - ich weiß es nicht.
Mehrmals, nachdem er mir gesagt hatte, ich habe keine Lust mehr, ich will das mit uns nicht mehr, war ich so konsequent und habe mich komplett zurückgezogen, Handy aus, Internet aus, gesagt: Gut, dann ist es so. Und tschüss.
Jedes Mal stand er Stunden später entweder vor meiner Haustür (einmal ist er deswegen hunderte Kilometer gefahren) oder schrieb mir tausende Entschuldigungsmails oder ließ das Telefon so lange klingeln, bis ich irgendwann entnervt ranging und er sich dort entschuldigte und in Zukunft alles besser machen wollte.
Ich begreif das nicht.
Ich spüre seine Liebe manchmal (momentan zum Beispiel) sehr deutlich, habe aber immer das Gefühl, dass er sie zurückhält, zurücknimmt. Ich liebe ihn wirklich über alles, will mein Leben mit ihm verbringen, aber diese ständigen Stimmungsschwankungen machen einen irgendwann fertig, man zweifelt, ob man den richtigen Weg geht.
Ich würde mich sehr freuen ein bisschen was von Euch zu hören, einfach mal eine Sicht von außen zu haben. Das würde mir sehr gut tun.
Muss ich diese Schwankungen einfach "ertragen", kann das irgendwann besser werden, vielleicht, wenn die Scheidung endlich durch ist? Kann eine Therapie etwas bringen?
Es gab eine Zeit, da war es noch schlimmer, da dachte er sogar an Selbstmord. Was das angeht, hat sich schon vieles verändert. Aber trotzdem muss man mit soviel Wechselbad der Gefühle erstmal klarkommen.
Ich freue mich auf Eure Antworten.
Danke!