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Erfahrung mit Wiedereingliederung?

Verfasst: 29. Aug 2010, 19:05
von mystery60
Hallo,

wegen langjähriger massiver Überforderung an meinem Arbeitsplatz "ereilte" mich letztes Jahr eine burn-out. Ich war krank geschrieben, bin in Therapie und war auch für ein paar Wochen in stationärer Behandlung. Danach hatte ich - ohne Wiedereingliederung - einen "Arbeitsversuch", bei dem mir mein Chef aber mitteilte, ich müsse künftig noch mehr machen als bisher .... Folge: erneute Krankschreibung.

Jetzt fordert meine Dienststelle mich auf, einen Wiedereingliederungsplan meiner behandelnden Ärzte vorzulegen. Diese sagen aber, zunächst müsse die Überforderung für meine Arbeitsstelle abgebaut werden, bevor man an eine Wiedereingliederung denken könne.

Der Amtsarzt meint, ich könne sofort eine Wiedereingliederung (WE) beginnen und zwar auf meinem alten Arbeitsplatz und in 4 Wochen schon wieder voll Dienst tun. Das erscheint weder mir noch meinen Ärzten sinnvoll und schlüssig, weil der Stress am Arbeitsplatz mich gerade krank gemacht hat, da wäre der selbe Stress entweder schon am 1. Arbeitstag wieder da (mit 4 h WE) oder aber spätestens nach 4 Wochen bei Volldienst - was in der Realität im Schnitt ein 11-Stunden-Tag und mehr war.

Hat jemand Erfahrung damit? Höre auch gern von Infos drum herum, sprich, wie viel gilt das amtsärztliche Gutachten gegenüber privatärztlichen oder wer hat schon mal eine WE versucht und musste diese abbrechen - mit welchen Folgen?

Schon mal schönen Dank im voraus für Infos zum Thema.

Gruß

Re: Erfahrung mit Wiedereingliederung?

Verfasst: 30. Aug 2010, 16:40
von Mat
Hi,
bin gerade selber in einer Wiedereingliederung. Grundsätzlich bestimmt dein behandelnder Arzt und Du wie die Wiedereingliederung auszusehen hat. Ich mache das ganze 2 Monate und habe gerade mit dem 2. Monat angefangen. Und wenn Du feststellst, dass es nicht geht, dann kannst du auch jederzeit wieder abbrechen. Wieso musstest du zum Amtsarzt?
lg Mat

Re: Erfahrung mit Wiedereingliederung?

Verfasst: 30. Aug 2010, 17:04
von mystery60
Hi Mat,

erst mal Danke für die Rückmeldung.
Ich musste zum Amtsarzt weil ich schon länger AU geschrieben bin und mein Arbeitgeber wissen will, ob ich noch dienstfähig bin.

Re: Erfahrung mit Wiedereingliederung?

Verfasst: 30. Aug 2010, 17:08
von steppenwolf1
Ich habe auch eine Wiedereingliederung über 2 Monate glaub gemacht. (2004) Angefangen hab ich mit 4h, was vom Arbeitgeber auch akzeptiert wurde. Leider hatte sich nichts an der Arbeitssituation und ich mich leider auch nicht geändert, so dass ich schnell in alten Fahrwässern gelandet bin.
Soweit mir in Erinnerung war, muss der AG zustimmen.

Re: Erfahrung mit Wiedereingliederung?

Verfasst: 31. Aug 2010, 17:44
von elliluzie
Hallo TG,

ich habe auch nach Klinikaufenthalt eine WE gemacht, d. h. halbe Stundenzahl für erst einmal drei Monate, was die Amtsärztin dann bestätigt hat. Außerdem hatte sie mir geraten, einen Verlängerungsantrag zu stellen. Hab' ich dann auch getan, musste dafür wieder zur Amtsärztin, die mir das ja geraten hatte. So hatte ich insgesamt 10 Monate auf Halbzeit . Das hat wirklich was gebracht.
Tiefgrund schrieb:
> Hallo,
>
> wegen langjähriger massiver Überforderung an meinem Arbeitsplatz "ereilte" mich letztes Jahr eine burn-out. Ich war krank geschrieben, bin in Therapie und war auch für ein paar Wochen in stationärer Behandlung. Danach hatte ich - ohne Wiedereingliederung - einen "Arbeitsversuch", bei dem mir mein Chef aber mitteilte, ich müsse künftig noch mehr machen als bisher .... Folge: erneute Krankschreibung.
>
> Jetzt fordert meine Dienststelle mich auf, einen Wiedereingliederungsplan meiner behandelnden Ärzte vorzulegen. Diese sagen aber, zunächst müsse die Überforderung für meine Arbeitsstelle abgebaut werden, bevor man an eine Wiedereingliederung denken könne.
>
> Der Amtsarzt meint, ich könne sofort eine Wiedereingliederung (WE) beginnen und zwar auf meinem alten Arbeitsplatz und in 4 Wochen schon wieder voll Dienst tun. Das erscheint weder mir noch meinen Ärzten sinnvoll und schlüssig, weil der Stress am Arbeitsplatz mich gerade krank gemacht hat, da wäre der selbe Stress entweder schon am 1. Arbeitstag wieder da (mit 4 h WE) oder aber spätestens nach 4 Wochen bei Volldienst - was in der Realität im Schnitt ein 11-Stunden-Tag und mehr war.
>
> Hat jemand Erfahrung damit? Höre auch gern von Infos drum herum, sprich, wie viel gilt das amtsärztliche Gutachten gegenüber privatärztlichen oder wer hat schon mal eine WE versucht und musste diese abbrechen - mit welchen Folgen?
>
> Schon mal schönen Dank im voraus für Infos zum Thema.
>
> Gruß

Re: Erfahrung mit Wiedereingliederung?

Verfasst: 1. Sep 2010, 13:35
von Kampfgemuese
Hallo Tiefgrund,

ich habe nach 9 Monaten Krankheit auch eine Wiedereingliederung gemacht, zunächst 3 Stunden pro Tag, dann gesteigert auf 5 Stunden am Tag. Mit dem Resturlaub vom Vorjahr konnte ich noch einen Monat lang nur 3 Tage pro Woche arbeiten. Danach ging es wieder "voll" los und ich habe schnell gemerkt, dass ich nicht mehr so belastbar bin wie früher. Also habe ich mit meinem Arbeitgeber Teilzeit vereinbart, arbeite jetzt nur noch 3 Tage die Woche und lebe super damit! (Was hab ich von mehr Geld, wenn ich das Leben nicht mehr genießen kann?).
Mein Arbeitgeber war sehr tolerant und ich wünsche Dir, dass dein Arbeitgeber das auch versteht, dass ein auf Dauer gesunder Mitarbeiter mehr für das Unternehmen tun kann als jemand, den man zu sehr belastet und der dann wieder ausfällt.

Alles Gute wünscht Dir
Kampfgemuese

Re: Erfahrung mit Wiedereingliederung?

Verfasst: 1. Sep 2010, 14:59
von Elly50
Hallo Tiefgrund,

ich hatte auch eine Wiedereingliederung, die nach 6 Wochen ca. gescheitert ist, weil sich an den Umständen auf der Arbeit nichts geändert hatte, genau wie bei dir durch Ausfall anderer Mitarbeiter eher noch mehr Arbeit anstand ("sobald Sie wieder fit sind").
Günstig fand ich, dass ich mit meinem Arzt jede Woche, später 14tägig, Termine hatte und selbst sagen konnte, ob ich mir eine Erhöhung der Stundenzahl schon zutraue oder nicht. Übrigens kann auch halbstündig erhöht werden und durchaus über einen Zeitraum von einem halben Jahr.
Lass dich deshalb also nicht bange machen!
LG, Elly

Re: Erfahrung mit Wiedereingliederung?

Verfasst: 3. Sep 2010, 00:02
von mystery60
Hallo an alle,

schönen Dank für die Rückmeldungen. Beruhigt mcih ja, dass es da einen bunten Strauß an Möglichkeiten gibt.

Sehe bislang eher auch, dass sich an der Arbeitssituation nichts verbessert, eher noch verschlechtert. Da muss ich eben mal sehen, wie es mir dabei geht. Müsste ich selbst eine Prognose stellen, würde ich sagen, das kann nicht gehen, man kann nicht angeschlagen noch mehr wuppen als zuvor, wie soll das gehen?

Naja, abwarten und im Zweifel geht es eben nicht, dann muss man sich was anderes einfallen lassen.

Gruß

Re: Erfahrung mit Wiedereingliederung?

Verfasst: 16. Sep 2010, 11:40
von rotermohn
Hallo,

ich habe nach 15-monatiger Krankheit innerhalb von 8 Wochen eine Wiedereingliederung auf einem anderen Arbeitsplatz, aber bei meinem bisherigen Arbeitgeber gemacht, da ich den Anforderungen des alten Arbeitsplatzes aufgrund meiner Erkrankung nicht mehr gewachsen war. Ich hatte Glück, dass mein AG mitgespielt hat. Die Wiedereingliederung war schwierig. Begonnen habe ich mit 2 ganzen Tagen pro Woche, ich war abends total erledigt und es hat nach der Wiedereingliederung noch mehrere Wochen gedauert, bis ich mich so einigermaßen an den Rhythmus gewöhnt habe (arbeite jetzt im Schichtdienst).
Vieles fällt immer noch schwer und einiges bleibt zu Hause auch liegen. Das musste ich auch erst lernen, um nicht wieder sofort in die Überlastung abzurutschen. Ich gehe vollzeit arbeiten, habe zwei Kinder und den Haushalt. Mein Therapeut meint, dass sei schon für einen Gesunden viel und das halte ich mir vor Augen. Es geht auch, 80% Leistung sind auch genug und mir geht es dabei ganz gut. Ich bin froh, dass ich es bis hierhin geschafft habe. Mein Arbeitsumfeld hat sich komplett geändert und das war eine Herausforderung an sich. Die tägliche Arbeit reißt mich aber aus dem Grübeln und es tut gut, Bestandteil eines Teams zu sein. In meiner Abteilung bin ich nicht die Einzigste mit Depressionen, so dass durchaus Verständnis da ist.
Mir ist aber auch klar, dass alles auf tönernen Füßen steht und es jederzeit wieder anderes werden kann. Ich achte jetzt mehr auf meine Grenzen und teile sie anderen auch mit. Den Kontakt mit so einigen mir "wohlgesonnene" Mitmenschen habe ich eingestellt.

Viele Grüße
rotermohn

Re: Erfahrung mit Wiedereingliederung?

Verfasst: 17. Sep 2010, 18:06
von mystery60
Hallo rotermohn,

schönen Dank für Deinen Beitrag.

Ich kann mir momentan nicht vorstellen, wieder die alte Stelle unter den gleichen Bedingungen zu machen wie vorher. Das liegt daran, dass die Situation zuvor einfach eine Überbelastung war. Wie so üblich - Zusammenlegungen von Arbeitseinheiten, Personaleinsparungen und dann fängt man eben so auf, was aufzufangen geht .... bis ich selbst nicht mehr konnte und jetzt können andere meins mitmachen .... und fallen vielleicht auch bald um, weil ja die ganze Einheit überlastet war: Domino-Effekt!

Also hoffe ich, dass mein AG mal ein Einsehen hat und die Belastung reduziert und das deutlich: a) damit man wieder einigermaßen "normal" arbeiten kann und
b) weil ich keine 125% mehr geben kann, weiß ja nicht mal, ob ich es mit 100% noch hinbekommen würde.

Aus meiner Sicht wäre eine deutliche Reduzierung der Anforderungen fast schon Bedingung für eine WE, denn ohne Belastungs-Reduzierung gebe ich mir und der WE keine Chance. Aber mal sehen, wie es weiter läuft.

Schönen Gruß

Re: Erfahrung mit Wiedereingliederung?

Verfasst: 17. Sep 2010, 20:35
von SisterGoldenHair
Hallo TG

... noch nichts Neues?

LG
Ulli