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Depressionen erblich?

Verfasst: 11. Jan 2004, 19:02
von Josie
Wer weiß dazu etwas?

Gruss
Josie

Re: Depressionen erblich?

Verfasst: 11. Jan 2004, 19:58
von Captain Kirk
Soweit ich weiß, ja. Auch.
Das wäre dann die endogene, also "von innen kommende", Depression. Sie wird mit einem biologischen Geschehen erklärt, am häufigsten hört man in dieser Diskussion von der "Stoffwechselstörung im Gehirn". Also, bestimmte Botenstoffe sind nicht in ausreichender Menge vorhanden oder arbeiten nicht so wie es sein sollte. Als Therapie werden deshalb Antidepressiva eingesetzt, die dieses Ungleichgewicht beheben sollen.

Ob bei einer erblichen Vorbelastung eine Depression wirklich zum Ausbruch kommt, hängt oftmals auch von äußeren Faktoren ab. Z.B.: Stress, Traumata, usw. und erlernte Bewältigungsstrategien. Oder eben NICHT erlernte Bewältigungsstrategien, weil sie in der Familie nicht bekannt sind. das ist dann das Erbe der Familientradition. Und diese Bewältigungsstrategien kann man dann in der Therapie oder anderswo erlernen und somit das Rückfallrisiko mindern.

Soweit mein Wissensstand.

Gruß
c.

Re: Depressionen erblich?

Verfasst: 11. Jan 2004, 20:44
von Nico Niedermeier
da steht wirklich alles drinnen Captain...
klasse
dr. Niedermeier

Re: Depressionen erblich?

Verfasst: 11. Jan 2004, 20:49
von artemis
Eine erbliche Komponente bei Depression läßt sich wohl nicht bestreiten. Für mich stellt sich aber immer wieder die Fragen: Ist sie rein biochemisch mit den Genen vererbt, oder in wie weit habe ich sie auch von meinen Eltern erlernt. Bzw. wegen ihnen Antistrategieen nicht erlernen können???
Arte

Re: Depressionen erblich?

Verfasst: 12. Jan 2004, 10:19
von amica
Hallo,

diese Frage nach der Vererbung habe ich mir auch schon gestellt. Die Ausführungen von captain sind mir so auch schon klar, aber heißt dass, dass das biochemische Ungleichgewicht mein ganzes Leben lang mit Antidepressiva behandelt werden muss? Obwohl andere Strategien erlernt werden? Obwohl Lebensumstände geändert werden?

Danke für eine Antwort.

amica

Re: Depressionen erblich?

Verfasst: 12. Jan 2004, 10:48
von Captain Kirk
Danke Doktor

@Arte
Ich denke, man erlernt von den Eltern eben auch ein gewisses depressives Verhaltensmuster, das meinte ich mit Familienerbe. Also wenn die Eltern keine funktionalen Bewältigungsstrategien haben dann könnnen sie auch keine an ihre Kinder weitergeben. (Mir fällt dabei dieser Webespot für Tetrapack ein, in dem die Eltern die ganze Wohnung abdunkeln damit die Vitamine in der Milch bleiben. Und das Kind fragt ... Mami, sind wir anders? ... Nein, mein Kind...)

@myself
Diese Frage beschäftigt mich auch. In manchen Fällen ist es wohl so, dass prophylaktisch ADs weitergenommen werden müssen. Andererseits wirken eben auch funktionalere Gedanken und Verhaltensweisen, Lebensumstände auf das biochemische Gleichgewicht, so dass man quasi ein natürliches selbstgemachtes AD
besitzt. Inwieweit das aber ausreicht bei schweren endogenen Depressionen, weiß ich nicht.


Gruß
c.

Re: Depressionen erblich?

Verfasst: 19. Jan 2004, 17:36
von Tassi
Frage bitte an Dr.Niemeier

Erbliche Vorbelastung liegt vor. Kann man nach einem Schlaganfall in jungen Jahren, Depressionen immer wieder bekommen?
Welche Messmethoden gibt es tiefe Depression feststzustellen? Wer diagnostiziert? Gibt es typische Merkmale in der Vita eines Depressiven? Gibt es eine Frühverrentung wg. Depressionen? Was tut man bei absoluter Depressions-Starre?

Re: Depressionen erblich?

Verfasst: 21. Jan 2004, 17:56
von Tim_Pfeiffer
Lieber König,
das sind eine Menge Fragen auf einmal, deren ausführliche Beantwortung Bücher füllt...
Deshalb ganz ganz kurz und mit der Bitte um der Suche nach weiteren Informationen und ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
Manche Formen der Depression kann man immer wieder bekommen (rezidivierende Depression). Ob eine solche Art der Erkrankung vorliegt, lässt sich aber in der Regel erst nach dem Auftreten von mehr als einer depr. Episode sagen.
Messmethoden für den Schweregrad der Depression liegen anhand klinischer Informationen vor (Anzahl und Ausprägung der gezeigten Symptome) - Aufgabe von Facharzt/Psychotherapeut eine saubere Diagnostik zu machen. Standardisiert nach ICD-10 (Internationale Klassifikation der Krankheiten).
Typische Merkmale - keines, das mit Sicherheit das Auftreten einer Depression zu einem späteren Zeitpunkt voraussagen kann.
Frühberentung aufgrund psychischer Erkrankungen gibt es. Geprüft wird der Einzelfall.
"Depressions-Starre" deutet auf eine schwere Depression hin, die in der Regel zunächst medikamentös behandelt wird. Die "Starre" allein ist jedoch kein ausreichendes diagnostisches Kriterium.

Seeeeehr kurz - ich weiß. Aber diese vielen Fragen sprengen sonst das Forum - ggf. wissen die anderen Beteiligten auch sehr gut bescheid.

Viele Grüße
Tim Pfeiffer

Re: Depressionen erblich?

Verfasst: 1. Feb 2004, 17:20
von Tassi
Herzlichen Dank Herr Pfeiffer,
leider kann ich mir selbst nicht helfen...versäume alle wichtigen Termine...ess nichts mehr + trinke zu wenig, gehe nicht mehr aus der Wohnung...nicht mal zum Arzt. das geht jetzt schon seit Mitte Dez. so. Lebe allein bzw. mit meiner Katze.
Was kann ich blos tun? Habe jetzt einfach Tabletten, die ich noch hier hatte...Fluctin, wieder angefangen. Geht etwas besser. Allerdings habe ich oft so Schüttelattacken...nur ein paar Sekunden. Ich ignoriere sie. Steht zwar drauf...da sollte man abbrechen...oder gibt es da gravierende Schäden?
Danke für Antwort.
Übrigens habe irgendwo gelesen ..Sie organiesieren ein Treffen in München? Darf ich da mitmachen?
Danke Tassi

Re: Depressionen erblich?

Verfasst: 7. Mär 2004, 19:05
von Silence
Hallo,

noch mal eine Frage zu diesem Thema:

Meine Mutter hatte lange Depressionen und wird seit ca. 10 Jahren mit Lithium behandelt.
Ich habe Depressionen und Essstörungen, bin mit Fluoxetin + Verhaltenstherapie in Behandlung.
Jetzt habe ich entdeckt, dass meine Vater wohl auch seit kurzem ein AD bekommt, Stangyl...
Hab ihn noch nicht drauf angesprochen, aber was geht da ab???

Ist unsere ganze Familie depressiv???

Meine kleine Schwester ist bisher das einzige Viertel der Familie, die nicht mit einem AD behandelt wird...

Und jetzt stellt sich mir die Frage, ob ich aus diesem Grund von meinem großen Traum, einer eigenen Famile, absehen sollte...

Ich denke, ich kann eine gute Mutter sein, da ich beruflich aus dem pädagogischen Bereich komme, werde jedoch umsatteln.
Und Liebe geben kann ich auch. Das war auch nicht so das Problem in unserer Familie.

Aber ist da nicht die Gefahr einfach zu groß, dass meine Kinder später auch an Depressionen erkranken?

Das macht mir echt Angst, verdammt!!!!

Diese blöden Gene!!!


Silence

Re: Depressionen erblich?

Verfasst: 9. Mär 2004, 13:34
von bee
Hallo Silence,
ich bin erblich belastet, habe aber auch in meiner Herkunftsfamilie keine guten Strategien erlernt, um mit Problemen umzugehen.
Als es mich vor gut 2 Jahren voll erwischt hat, hatte ich schon 3 Kinder und zumindest eins davon ist selber psychisch auffällig.
Mag sein, dass deine Kinder ein höheres Erkrankungsrisiko hätten, aber wenn du deine Therapie erfolgreich beendet hast, kannst du ihnen auch das, was du dort gelernt hast, gut rüberbringen.
Ich denke, man kann seinen Kindern die Veranlagung zu vielen Krankheiten vererben und einige Sachen haben Einfluss auf ihre Entwicklung, die du gar nicht steuern kannst - wenn jeder solche Ängste hätte, würde es bald keine Kinder mehr geben.
Und ich denke, die Gesellschaft braucht auch Menschen, die nicht alles so positiv sehen, die sensibel sind,
die traurig sind, etc.

Re: Depressionen erblich?

Verfasst: 9. Mär 2004, 15:15
von Silence
Hallo Bee,
das stimmt schon. Deine Worte haben mir auch ein wenig Mut gemacht. Danke!
Meine Mutter hat ihre Depression auch erst erkannt als ich schon 14 war. So habe ich als Kind natürlich auch vieles (unbewusst) mitbekommen.

Ich denke, dass ich die Kraft für die Erziehung schon aufbringen werde.
Bis es soweit ist, habe ich ja auch noch Zeit, mir über viele Dinge klar zu werden und mich zu informieren, wie ich meinen Kindern später bestimmte Bewältigungsstrategien vermitteln kann.
Ich mache zunächst noch eine zweite Ausbildung, daher wird sich die Planung einer Familie noch gut 8 Jahre hinausschieben...

Dir wünsche ich fürs erste jedenfalls alles alles Gute für Dich und Deine Familie!

Re: Depressionen erblich?

Verfasst: 12. Mär 2004, 08:44
von cool
Hallo König /Tassi,
wir hatten diese Woche zweimal Mail-Kontakt.
(du-ich-du-ich) Jetzt meldest du dich seit 2 Tagen nicht mehr. Das kann natürlich viele Gründe haben (Compi kaputt,Password vergessen .....) Da wir nur anonym über internet geschrieben haben, kannst du natürlich auch nicht kurz bei mir anrufen und Bescheid sagen. Da unser mail-kontakt auch durchaus positiv war, wirds wohl auch nicht daran liegen, dass du "beleidigt" bist.
Dein posting ein paar oben drüber klingt nicht so gut. (Nichts essen können, nicht trinken, du lebst allein mit deiner Katze).
Da du mir geschrieben hast, das du die postings hier abonniert hast, schreibe ich hier. Bitte melde dich kurz, hier oder per mail. Meinem Rücken geht es übrigens wieder besser, wurde gestern eingerenkt.
Viele Grüsse, Cool

Re: Depressionen erblich?

Verfasst: 12. Mär 2004, 09:00
von brinkmann
Hallo Josie,

ja, in meiner Familie gibt es gehäuft Depressionen: Meine Mutter, meine beiden Töchter und ich. Meine Mutter hatte auch Schlafstörungen, wie ich, und meine Töchter leiden beide an Minderwertigkeitsgefühlen und Ängsten.

Gruß
Barbara

Re: Depressionen erblich?

Verfasst: 12. Mär 2004, 18:32
von cool
Hallo Tassi / König,
na Gott sei Dank kam gerade deine mail. Habe mir ein bisschen Sorgen gemacht. Aber Sorgen soll man sich nicht machen, es reichen schon die Sorgen die man hat. *lach* Aber allein zuhause wenn mann sehr krank ist, ist schon so eine Sache. Und Katzen können nicht telefonieren und nicht einkaufen........
Viele Grüße , Cool

Re: Depressionen erblich?

Verfasst: 15. Mär 2004, 14:39
von Jessica-HL
Hallo zusammen!
Bin neu hier und habe gerade gelesen, daß Depressionen erblich sein können!
Ich bin ehrlich gesagt etwas geschockt.... mein Freund ist seit 1 Woche wegen Depressionen in einer Klinik. Zuvor war er bei einer niedergelassenen Therapeutin ca. 6 Wochen in Behandlung. Dabei kam zwar heraus, daß seine Eltern recht oberflächlich und desinterresiert an ihm sind (was ja an sich zwar schon traumatisierend sein kann), aber er ansonsten eine recht glückliche Kindheit und Jugend hatte (er ist jetzt 25), so daß ich mich schon gefragt habe, woher die Depressionen sonst kommen könnten (hatte schon selbst Schuldgefühle).
Kürzlich haben wir dann erfahren, daß seine Eltern sich in einer psychiatrischen Klinik kennengelernt haben, seine Mutter war wohl suizidgefährdet (wird in der Familie "gemunkelt") und sein Vater, tja ??? In seiner Familie wird über solche Dinge möglichst nicht gesprochen (Zitat Vater: "Warum soll man immer in der Vregangenheit herumstochern?")...warum seine Schwester vor einigen Jahren eine Therapie gemacht hat wußte mein Freund bis vor kurzem auch nicht!
Vielleicht wäre es ja hilfreich für meinen Freund / seine Therapeutin gewesen, diese familiäre Vorgeschichte zu wissen, oder?!
Es wäre auch bestimmt besser gewesen, wenn er das generell früher gewußt hätte, dann wäre er jetzt vielleicht gar nicht selbst so weit.... oder ziehe ich da falsche Schlüsse?
LG,
Jessica

Re: Depressionen erblich?

Verfasst: 15. Mär 2004, 18:22
von Silence
Hallo Jessica,

es ist ja erst mal gut, dass Dein Freund eine Therapie macht und jetzt auch in einer Klinik.
Ich denke, es würde ihm helfen, wenn er dort auch die "Depressionsveranlagung" in seiner Familie ansprechen würde.

-Irgendwie fällt mir heute nichts vernünftiges ein. Blöder Tag gewesen! Sorry, dass ich nur so kurz antworte. Ich lass mal wieder was von mir hören.-

Erst mal wünsche ich Dir und Deinem Freund alles, alles Gute und viel Kraft!

Silence


PS: Bin übrigens auch 25.