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Angstzustände, Depris - konstruktives Verhalten

Verfasst: 8. Jul 2010, 18:29
von Seraldine
Hallo

Ich habe in einem Tageszentrum eine 50-jährige Frau kennen gelernt. Nun weiss ich nicht, wie mich ihr gegenüber verhalten. Dass ich weder den Psychiater, noch eine Therapie , noch Tagesklinik ersetzen kann, weiss ich. Nur gibt es sicher Dinge, die konstruktiv oder eben das Gegenteil sind. Und ich möchte da nicht falsch reagieren. Wie soll ich mich verhalten?

Ausgangslage, mein Gegenüber ist
50-jährig, weiblich. Hat Angstzustände, Depressionen. Nimmt Medikamente. Ist bei einem Psychiater, wenn ich’s richtig im Kopf habe.
Bis Februar war sie für 3 Monate in einer TK. Es hat ihr geholfen. – Nun, wenn ich Frau L. anschaue, so ist da „ein Häufchen Elend“. Man sieht, dass es ihr sehr schlecht geht. Ich kann sie wohl Sachen fragen (was darf/soll ich überhaupt fragen?) und eine Antwort kommt. Ich höre einfach mal zu. Wenn ich es gut finde, dann sage ich das. Wenn ich es schlecht finde, dann überlege ich es, ob ich das selbst vertragen würde. (Bin sehr schnell eingeschnappt) und dann rede ich.
Sie hat mir auf ner Skala (in der TK) gezeigt, wo sie sich im Moment befindet. So bei 28. Und von 0 bis 30, da gehört man in eine Klinik. Erst ab 31 in eine TK. (So habe ich ihren Zustand auch etwa eingeschätzt).

Frau L. erzählt mir auch von Erlebnissen in der Klinik, resp. Tagesklinik. Ich weiss jedoch nicht, wie weit das auf Vertrauen basiert.

Jetzt wäre ich um ein paar Tipps/Hinweise dankbar, wie mich konstruktiv verhalten.
LG, Seraldine

Re: Angstzustände, Depris - konstruktives Verhalten

Verfasst: 9. Jul 2010, 08:14
von Zen
Hallo Seraldine,

es ist doch schon sehr gut, dass Du einfach nur zuhörst. Der Psychologe macht ja auch nichts anderes, als zuhören und Hilfestellung geben. Den Weg muss jeder dann selber gehen.
Ich habe auch gleich einen Termin bei meinem Doc.
Er hört auch nur zu und versucht mir Wege anzubieten und ich muss rausfinden ob ich sie einschlagen und gehen will.
Ich habe meinen Weg auch noch nicht gefunden.
Wenn man jemanden findest der zuhören kann, ohne zu verurteilen ist das schon die halbe Miete.
Ich habe vor 20 Jahren mitten in der Nacht in einer Kneipe einen wildfremden Mann kennengelernt und habe dem mein ganzes Leben erzählt. Hab dem 2 mal ein Bier über die Hose gekippt, auch er hat nur zugehört.
An diesem Abend hat mein damaliger Mann mir vorher gesagt das er eine Andere hat. Ich wusste nicht wie ich mich verhalten sollte, wie mein Leben jetzt weitergehen soll,aber nach dem Gespräch war mir klar was ich wollte und das habe ich dann mit allen Konsequenzen durch gezogen.
Soviel zum zuhören, es gibt für psychisch Kranke nichts besseres als jemanden zu haben den man sich anvertrauen kann, ohne verurteilt zu werden. Denn viele haben ja selber Sorgen genug und man will sich nicht auch noch mit den Problemen anderer auseinander setzen müssen.

Einen schönen Tag wünscht Dir
Sammie

Re: Angstzustände, Depris - konstruktives Verhalten

Verfasst: 9. Jul 2010, 19:13
von Seraldine
Hallo Sammie

Habe vielen Dank für Dein Statement.

Re: Angstzustände, Depris - konstruktives Verhalten

Verfasst: 12. Jul 2010, 11:26
von ecureuille
Hallo Seraldine,

da sein ist wohl das Stichwort, aber das, ohne sich zu verlieren. Ich denke für Angehörige ist das Gefährlichste selber runtergezogen zu werden, weil man sich verantwortlich fühlt. Du bist NICHT verantwortlich und du kannst wie du selber richtige schreibst keinen Psychiater ersetzen.

Mir als Betroffene mit Depressionen und vor allem Angstzuständen hat Vertrauen geholfen. Einfach zu wissen, dass ich jemand an meiner Seite habe, der für mich da ist, wenn gar nichts mehr geht, der mich rettet, falls ich Angstzustände bekomme. Gerade letzteres hilft mir sehr.

Ich wünsche dir viel Kraft und Weitsicht, dass du den Blick auf dich selbst nicht verlieren mögest!

Re: Angstzustände, Depris - konstruktives Verhalten

Verfasst: 12. Jul 2010, 12:05
von steppenwolf1
Na ja, ich hab das auch, aber ich wollte nie wie ein rohes Ei behandelt werden.

Re: Angstzustände, Depris - konstruktives Verhalten

Verfasst: 13. Jul 2010, 17:05
von Seraldine
Hallo steppenwolf

Kannst Du bitte etwas konkreter werden?

Diese Frau war bis vor kurzem in der Tagesklinik, nachdem der Klinikaufenthalt fertig war. - In einem Raum der TK hat es eine Säule mit der Skale 0 - 100, um den psychischen Zustand "aufzuzeigen". Bis 30 gehört man in eine Klinik, ab 30 - ?? in eine TK.
Ich wollte J. fragen, wo sie im Moment sei. Sie hat es mir ohne Aufforderung gesagt: "Ich bin im Moment so bei 28."

Das macht mich so vorsichtig. Oder wie siehst Du das?

LG, Seraldine