Seite 1 von 1

stationäer Aufenthalt = Trennung????

Verfasst: 6. Jul 2010, 09:11
von Blondie2511
Hallo,
verfolge die Beiträge nun schon seit nem 3/4 Jahr u. nun ist das eingetreten wo vor ich mich die ganze Zeit gefürchtet habe. Mein Freund, sind 6,5 Jahre zusammen ist letzten Freitag, 2.7., stationär eingewiesen worden - es ging nicht mehr. (haben keinen ambulanten Therapieplatz bekommen)
Wenn ich die Beiträge hier so lese dann habe ich den Eindruck gewonnen das der stationäre Aufenthalt gleich Trennung bedeutet?
Kann mir jemand die Angst nehmen?!

Gruß
Mo

Re: stationäer Aufenthalt = Trennung????

Verfasst: 6. Jul 2010, 11:04
von Zen
Hallo Blondie,

eine klare Antwort, Nein.
Das bedeutet nicht gleich Trennung.
Warum auch? Will er keinen Kontakt zu Dir?
Dein Freund brauch jetzt erstmal Zeit, sich selber wieder zu spüren. Das wird ihm in der Therapie vermittelt. Er soll jetzt erstmal nur an sich denken. Die Welt draussen, existiert z.Zt. für ihn garnicht.
Bei meinem Mann war das so.
Nach langem drängen und Kampf von mir stimmte er 2007 einer Einweisung zu.
Die ersten Wochen waren sehr schlimm, anstatt besser wurde sein Zustand immer schlimmer.
Mein Mann gab aber seine Zustimmung, das der behandelnde Arzt sich mit mir austauschen durfte. In beisein meines Mannes natürlich.
Ohne meinen Mann hätte kein Arzt der Welt mit mir gesprochen.
Da stehst du auf verlorenen Posten, erst recht als Freundin. Du kannst 100 Jahre mit Ihm zusammen gelebt haben, 20 Kinder haben, wenn er nicht will das sein Arzt mit dir spricht hast du keine Chance.
Der Doc erklärte mir, das es eine Zeit dauert bis die Medikamente anschlagen, auch muss erstmal rausgefunden werden, welche Pille am besten anschlägt. Dann wird die Dosis angeglichen uws. Das dauert natürlich seine Zeit.
Lass Ihn erstmal zur Ruhe kommen und warte ab, wie sich das in den nächsten Tagen entwickelt.
Wenn er dich nicht sehen will, hat das nichts mit Trennung zu tun. Wir Frauen haben mehr Mut zuzugeben, das wir psychisch Krank sind. Männer tun sich damit sehr schwer. Was soll, Familie, Freunde, Kollegen jetzt bloß denken, wenn sie hören das ich in der Klappse bin.
Mein Mann hat bis heute seine Krankheit nicht akzeptiert.
Der Umgang mit dieser Krankheit ist eine sehr große Herausforderung für alle Beteiligten.
Ich hätte mir damals gewünscht, das die Angehörigen mehr in der Therapie intregiert werden, aber leider ist das nicht der Fall.
Dazu fehlt die Zeit( zu wenig Personal) und wahrscheinlich auch das Geld ( Gesundheitskosten). Es werden lieber noch ein paar Panzer mehr gekauft, oder Banken gerettet.
Nutze die Zeit, in dem dein Freund im KH. ist jetzt für Dich.
Er ist jetzt in guten Händen, er wird betreut, was auch gut ist.
Denke an Dich, treffe Dich mit Freunden, gehe ins Kino, tue einfach das woran Du Spass hast. Auch Lachen ist nicht verboten.
Du kannst jetzt nichts mehr für Ihn tun, ausser viel Geduld haben und warten wie sich die Situation entwickelt.

Ich hoffe ich konnte Dir deine Angst nehmen.

Es grüßt dich herzich
Sammie

Re: stationäer Aufenthalt = Trennung????

Verfasst: 7. Jul 2010, 10:18
von xam
Hallo Mo

wie kommst du darauf, daß ein stationärer Klinikaufenthalt gleichzeitig das Ende einer Beziehung sein soll?

Mein Freund war vor mehr als 3 Jahren ca 3 Monate in der Klinik - und wir sind heute noch zusammen. Er steckt zwar noch immer in der Depression - mit Höhen und Tiefen. Ein ständiges Auf und Ab. Wenn auch zur Zeit etwas mehr "Auf"
Die Frage ist nur, wann das nächste "Ab" kommt...

Ich hatte auch zeitweise beim Lesen hier den Eindruck, daß "alle" Beziehungen mit einem depressiven Partner früher oder später mit einer Trennung enden.
Doch inzwischen denke ich, daß jeder hier um seine Beziehung kämpft - wenn auch nicht immer mit Erfolg. Manchmal ist vielleicht ein Festhalten am Partner und der Beziehung einfach nicht mehr möglich.
Egal von wem dann die Trennung ausgeht.

Ich glaube, daß es viele Angehörige gibt, die hier nicht mehr schreiben, wenn sich die Beziehung wieder "normalisiert" hat und es dem Partner vielleicht auch wieder besser geht.
Daher liest man hier mehr Negatives...

Das sind einfach mal meine Gedanken dazu.

Wünsche dir viel Kraft
Xam

Re: stationäer Aufenthalt = Trennung????

Verfasst: 8. Jul 2010, 08:36
von Blondie2511
Hallo Sammie,
Hallo Xam,

danke für Eure aufmunternde Worte.
Wenn man die Beiträge im Forum so liest dann gewinnt man überwiegend einen negativen Eindruck - Trennung.
Mein LG nimmt die Hilfe an u. hat es akzeptiert das er Hilfe braucht. Gebe ihm alle Zeit der Welt u. besuche ihn nur jeden zweiten Tag.
Wünsche eine sonnige Restwoche.

Gruß
Mo
Blondie2511 schrieb:
> Hallo,
> verfolge die Beiträge nun schon seit nem 3/4 Jahr u. nun ist das eingetreten wo vor ich mich die ganze Zeit gefürchtet habe. Mein Freund, sind 6,5 Jahre zusammen ist letzten Freitag, 2.7., stationär eingewiesen worden - es ging nicht mehr. (haben keinen ambulanten Therapieplatz bekommen)
> Wenn ich die Beiträge hier so lese dann habe ich den Eindruck gewonnen das der stationäre Aufenthalt gleich Trennung bedeutet?
> Kann mir jemand die Angst nehmen?!
>
> Gruß
> Mo

Re: stationäer Aufenthalt = Trennung????

Verfasst: 8. Jul 2010, 10:56
von tangram
Hallo Mo

Ich habe deinen Beitrag gelesen.
Ich denke nicht, dass ein stationärer Aufenthalt unbedingt zur Trennung führt.

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass man zwar räumlich getrennt ist, aber dafür hat auch jeder von beiden die Möglichkeit Bilanz zu ziehen, mal einen Schritt zurück zu treten und für sich mal Raum neue Kraft zu schöpfen.

Das Beste ist - finde ich - dass sich in dieser Zeit auch viel bewegt - und die Nähe des Anderen manchmal deutlicher spüren kann, als wenn man nebeneinander her lebt und so eine Eiszeit herrscht, wenn der eine Partner tief in seiner Depression steckt.

Man spürt wieder viel deutlicher was einem der andere bedeutet und hat die Möglichkeit frisch gestärkt aufeinander zuzugehen.

Das sind die Erfahrungen die ich gemacht hab.

Warum manche dann hier im Forum nichts mehr schreiben könnte ich mir auch so erklären, dass man in besonders schlimmen Zeiten gerne etwas vom inneren Druck nach Außen abgeben möchte und wenn es dann in der Beziehung wieder besser läuft hat man vielleicht auch nicht so unbedingt das Bedürfnis, an die schlimmen Zeiten zu denken.

Ich gestehe so geht es mir manchmal - aber ich denke dass ist irgendwie normal und auch nachvollziehbar.


Kopf hoch und alles Liebe für Euch

Tangram