Ehefrau hat Depressionen und hat die Familie verlassen

Taurus
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Ehefrau hat Depressionen und hat die Familie verlassen

Beitrag von Taurus »

Hallo liebes Forum!

Meine Frau / unsere Mutter hat uns verlassen. Sie will jetzt die Scheidung, den Kontakt zu uns hat sie fast oder ganz abgebrochen und sie ist nach eigenen Angaben nicht depressiv oder war es jemals gewesen. Ich muss leider sehr weit ausholen, damit man die ganzen Umstände unserer Geschichte erfassen kann. Deshalb beginne ich schon in der Kindheit meiner Frau. Nun zu ihrer Lebensgeschichte: Im Alter von 10 Jahren haben sich die Eltern getrennt. Der richtige Vater hat die Frau ihres Stiefvaters geheiratet, sowie die Mutter den Mann, für dessen Frau ihr Vater die Familie verlassen hat. Aus beiden Ehen ging jeweils eine Tochter hervor. Während der Trennungsphase haben sich ihre Mutter und der Vater um das Sorgerecht gestritten bzw. beide wollten die Tochter dann lieber doch nicht. Es kam zu einer Einigung und meine Frau lebte dann bei ihrer Mutter und dem „Stiefvater“. Beide Elternteile haben dann geheiratet. Praktisch ein Partnertausch und die Töchter sind beide bei den Müttern geblieben.
Dank der schmutzigen Wäsche (Lügen, Unwahrheiten, Hass usw.) die damals gewachsen wurde hatte meine Frau nur sehr spärlich bzw. dann keinen Kontakt zu ihrem richtigen Vater. Ihr Stiefvater und ihre Mutter haben sogar Briefe, die von ihrem Vater kamen, unterschlagen.

Meine Frau wurde dann noch vor ihrem 17. Geburtstag schwanger. Sie musste heiraten und konnte auch keine Ausbildung machen. Aus dieser Ehe kam noch ein weiteres Kind. Die erste Ehe scheiterte nach gut 10 Jahren. Danach hatte sie einige Lebenspartner. D.d. sie war und bis zum heutigen Zeitpunkt keinen Tag seit ihrer ersten Ehe ohne einen Partner.

Während einer solchen nahtlosen Übergangsphase habe ich meine Frau kennengelernt. Sie hat sich sofort in mich verliebt und wollte mich am liebsten mit Haut und Haaren verschlingen bzw. an sich binden. Durch eine längere Krankheit, die mich für vier Wochen aus dem Verkehr gezogen hat, bevor wir richtig zusammenkamen, hat sie sich einen anderen Typen geangelt. Diesen wollte sie sogar heiraten, das Aufgebot und der Termin standen fest. Unsere Beziehung lief noch nicht richtig an, da war ich von dem Status eines fast Lebensgefährten auf den eines Verhältnisses degradiert. Drei Wochen vor der geplanten Hochzeit hat sie dann diese abgesagt. Das geschah damals in einem Zeitraum von noch nicht einmal 4 Monaten! Sie hatte damals schon einige Probleme mit dem Selbstwertgefühl. In dieser Zeit habe ich sie regelrecht aufgefangen und dementsprechend aufgebaut.

Ihre Eltern waren damals so sauer darüber, der fast Ehemann ist sogar aus der evangelischen Kirche ausgetreten und der „Sekte oder auch Kirche“ (Ich bin mir da nicht so sicher und will auch nicht weiter darauf eingehen) meiner Frau / Schweigerfamilie beigetreten. Es entstand eine monatelanges Vakuum zwischen den Eltern meiner Frau und ihr. Während dieser Zeit hat sie sich die Pulsadern aufgeschnitten (beide Arme). Ich hatte keine Ahnung, dass sie schon damals und auch die Zeit davor schon diese Probleme hatte. Das Wort Depressionen, sie selbst behauptet keine zu haben, kannte ich nur von älteren Leuten. Meine Familie und auch ich sind zum Glück ohne diese tückische Krankheit und wir führen bzw. führten ein normales Leben ohne diese Einflüsse. Den Kontakt zu ihren Eltern hatte sie für fast ein halbes Jahr abgebrochen. Erst als wir zusammengezogen sind haben sie sich wieder angenähert.

Da wir in eine andere Stadt gezogen sind waren die Eltern auch gleich wieder sauer. 1. Weil meine Frau und ihre Kinder nicht mehr ihre Kirche besuchen konnten. 2. Weil sie als Großeltern ihre Enkel nicht mehr so oft sehen konnten – bis zu diesem Zeitpunkt war es denen aber egal was mit den Enkel so passiert. Meine Familie hat sich dagegen unserer Patchwork Familie unvoreingenommen gegenüber verhalten und uns jegliche Hilfe und Unterstützung angeboten. Die Integration verlief so gut, dass meine Frau immer von den weltbesten Schwiegereltern sprach. Diese Aussage haben auch ihre Eltern zu Ohr bekommen, was wieder Neid und Eifersucht auf den Plan gerufen hat. An den Wochenenden und in den Ferien haben die Enkel dann doch ihre „Großeltern“ besuchen können. Diese Besuche haben ihre Eltern damals gnadenlos ausgenutzt um die Kindern gegen uns aufzubringen. Sie haben die Kinder so unter Druck gesetzt, dass sie mit einem schlechten Gewissen nach Hause kamen. Die Loyalität uns gegenüber war damit futsch. Dies und einiges mehr habe ich erst jetzt im vollen Umfang erfahren, da die Kindern (nun beide volljährig) sich mir anvertraut haben. So entstand zu Hause ein Spannungsverhältnis zwischen den Kindern und uns bzw. mir. Meine Frau hat sich vor unserer Hochzeit gut entwickelt und hatte keine dieser Probleme (offensichtlich) bis vor ca. 2,5 Jahren.

Wir haben dann zwei Jahre später geheiratet – die Ehe verlief ohne jegliche Streitigkeiten.

Dank der oben beschriebenen Lügen und Unwahrheiten sind die Kinder ohne die richtigen Großväter aufgewachsen. Der Stiefvater und ihre Mutter haben es sehr viele Jahre erfolgreich geschafft die „Familie“ durch Hass und Intrigen meine Frau und die Kinder an sich zubinden. Der Stiefvater, selbst hat im umgekehrten Verhältnis kaum bzw. keinen Kontakt zu seiner richtigen Tochter und seiner leiblichen Enkelin. Er versucht seit vielen Jahren erfolglos den Kontakt herzustellen. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit werden Briefe, Postkarten oder auch Pakete verschickt. Die Kinder haben nun seit gut drei Jahren den Kontakt zu ihrem richtigen Vater und dessen Familie. Den richtigen Vater meiner Frau und die Familie haben die beiden Mädels an diesem Wochenende nach mehr als 20 Jahren getroffen. Auch hier wurde der negative Einfluss ihrer Eltern sehr deutlich.

Der Erzeuger meiner Frau hat immer wieder versucht den Kontakt zu seiner Tochter herzustellen. Er schrieb Briefe usw. Ihre Mutter und der Steifvater haben das sehr viele Jahre erfolgreich unterbunden. Einer dieser Briefe wurde von ihrer Mutter, geöffnet und jetzt vor gut zwei Jahren meiner Frau gegeben. Ihre „liebende“ Mutter hat diesen Brief fast 25 Jahre unterschlagen. Auslöser für die Übergabe des Briefes war die Kontaktaufnahme ihres richtigen Vater auch vor gut 2 Jahren – zu diesem Zeitpunkt hatte meine Frau riesige Probleme im Job, die Firma, bei der meine Frau beschäftigt war stand vor einer erneuten Pleite und meine selbstständige Tätigkeit bereitete mir selbst auch schlaflose Nächte. In dieser Phase des Schriftwechsels zwischen meiner Frau und ihrem richtigen Vater begab sie sich in Behandlung bei unserem Hausarzt. Diagnose – ganz klassisch „Burn Out Syndrom“! Sie bekam das Medikament Citalopram zur Linderung. Sie sagte mir, dass sie auf keinen Fall eine Therapie machen wolle so wie vor unserer Beziehung / Ehe. Sie hat das so runter gespielt, dass der erste Ehemann so schlecht war und sie deshalb drei Jahre in Behandlung war. Auch vor zwei Jahren hat sie nicht gesagt, dass sie wohl unter Depressionen leidet oder sind das keine? Ich bin mir nach diesen Ereignissen nicht mehr ganz so sicher. Ihre Eltern üben seit mehr als 30 Jahren einen solch negativen Einfluss auf sie aus, dass in der momentanen Situation nur noch auf diese Leute hört. Mich bezeichnen sie als A…, so wie der auch der erste Ehemann und auch ihr richtiger Vater bezeichnet wurden. Sie selbst baut sich Feindbild auf und glaubt das irgendwie auch, obwohl das alles gelogen ist. Zwischenzeitlich habe ich mir ein eigenes Bild von den beschimpften Männer gemacht und muss feststellen, dass das tatsächlich nur eine Lügengeschichte meiner Lieben Schwiegereltern war.

So nun haben wir die gleiche Situation wieder. Ende Oktober des vergangenen Jahres hat sie alles hingeworfen (Trennung, Scheidung etc.) von einer Sekunde auf die andere. Sie teilte uns mit das sie nicht mehr kann und sie sich auch umbringen wollte. Wir die Kinder und ich waren zunächst sprachlos. Sie sagte es tue ihr alles sehr leid und sie wäre an allem Schuld. Wir wollten sogar noch eine gemeinsame Therapie beginnen um diese Probleme zu lösen. Da aber unser Hausarzt sie in eine Klinik eingewiesen hat kam der kurzfristige Termin nicht mehr zustande. In der Klinik durfte ich sie anfangs nur zum Wäschetausch besuchen und dann überhaupt nicht mehr. In dieser Zeit hat sie ein Verhältnis mit einem anderen Mann begonnen, was ich erst später erfahren habe. In der Klinik hatte ich noch ein Gespräch mit ihr und dem Fachpersonal – dann hat sie sich selbst aus der Klinik entlassen. Sie sagte die verstehen mich nicht und können mir nicht helfen.
Wir haben uns dann vier Wochen später in einem Cafe getroffen. Bei diesem Termin hat sie erstmals von dem neuen Mann berichtet und sie sieht mit ihm die Chance auf einen kompletten Neuanfang. Sie wäre jetzt noch in einem Alter wo das auch klappen könnte. Außerdem will sie sich mit ihrem ehemaligen Arbeitskollegen selbstständig machen – was aber vor gut vier Wochen gescheitert ist. Ihre berufliche Situation ist auch nicht gerade gut. Die alte Firma hat dann alle Mitarbeiter entlassen. Sie ist seitdem arbeitslos. Der neue Mann wohnt mehr als 300 Km entfernt und sie sieht in alle 2 Wochen.

Wir hatten innerhalb der letzten 8 Monate keinen richtigen Kontakt nur ab und zu per Mail. Ein einziges Treffen hatten wir vor 6 Wochen zur Klärung von Bankangelegenheiten ansonsten nichts.

Die Kinder (2 Mädchen 23 und 25) haben ebenfalls so gut wie keinen Kontakt mehr zur ihr. Beide Mädchen wohnen noch bei mir und wollen das auch so. Nun schalten sich die Eltern wieder ein und torpedieren die Mädels mit schlechten Nachrichten über mich. Zum Glück haben die beiden erkannt was hier so gespielt wird. Sie halten wie Pech und Schwefel zu ihrem Stiefvater (mir). Den Kontakt zu ihren Eltern also den Großeltern haben die Mädels abgebrochen und wollen auch nie wieder mit denen was zu tun haben

Ich musste leider sehr ausführlich die Situation beschrieben, da es sonst kaum verständlich ist.

Unsere Fragen kommen jetzt:

1. Hat sie den überhaupt Depressionen. Heute behauptet sie ich wäre der Auslöser und ich hätte sie ins Krankenhaus gebracht. Da hätte sie niemals reingehört.

2. Wie sollen / können wir ihr helfen. Wir haben uns schon drei Bücher und diverse Informationen aus dem Internet besorgt. Alles was wir gelesen haben deutet ganz klar darauf hin.

3. Haben wir eine Chance, dass sie wieder zurückkommt. Sie hatte damals während unserer Beziehung zu allen Leuten gesagt ich wäre der weltbeste Ehemann. Zu den Mädels hat sie vor einiger Zeit das auch gesagt, es wäre sehr schade um mich aber es ist nun mal so wie es ist. Wer wird aus so etwas schlau?

An dieser Stelle möchte ich sagen: Uns geht es gut, wir haben alles fest im Griff. Die ständigen Angriffe ihrer Schwiegereltern haben wir nun auch endgültig (hoffentlich) eingestellt.

Ich stehe aber an nun einem Punkt wo ich eine Entscheidung treffen muss. Die Frage 3 soll mir eine Klarheit, sofern es überhaupt möglich ist, bringen. Lass ich sie völlig los und gehe weiter auf eine Scheidung ein oder kann ich ihr irgendwie noch helfen. Ich weiß, dass ihre neue Beziehung, sofern es überhaupt eine ist, auch nicht läuft. Alles was sie bisher nach unserer Trennung unternommen hat ist gescheitert. Die Kinder, den Ehemann, den Job, unsere Wohnung, einen sehr guten Freundeskreis, meine Familie usw. hat sie aufgeben bzw. verloren. Ich habe meine Gefühle zu ihr noch nicht verloren und fühle mich auch moralisch noch verantwortlich, da ich ja Kenntnis von ihrer Krankheit habe. Es ist sehr schwierig das ganze in Worte zufassen. Eine Grippe kann anhand von Viren erkannt werden. Der Verlauf ist auch den allermeisten Menschen geläufig, Aber so etwas verbindet ein Großteil der Menschen mit einer Geisteskrankheit. Ich tue mir auch sehr schwer damit.

Viele Dank für das geduldige Lesen.

Taurus
Babi
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Re: Ehefrau hat Depressionen und hat die Familie verlassen

Beitrag von Babi »

Hallo Taurus,

ich bin selbst Betroffene und mir kommt da einges sehr bekannt vor, was du von deiner Frau schilderst.
Ich würde sagen, sie ist depressiv, rennt aber derzeit noch davor davon. Sie kann das noch nicht annehmen, daß sie depressiv ist.
Das zu können ist ein langer Prozeß.
Ihr Verhalten zeigt, daß sie im Moment eher davor wegläuft als sich dem zu stellen.

Solang sie nicht selbst erkennt, was los ist und daß sie was tun muß, könnt ihr da nicht viel tun. Sie wird im Moment nix annehmen von euch, da bin ich mir sicher.

Ob das wieder was werden kann, kann man derzeit nicht sagen.
Das was ich dir sagen kann, ist, daß sie dich nicht verlassen hat, weil sie dich nicht mehr liebt, sondern um dich zu schützen, da bin ich mir ziemlich sicher.
Schau, jeder Partner, mit dem sie zusammen war, geriet unter den Beschuß ihrer Eltern, wenn ich das richtig verstanden habe.
Du kannst mir glauben, daß ihr das jedes Mal sehr weh tat, als das so war.

Und mich wundert nicht, daß das nicht stimmt, was sie über die Männer sagt, sondern daß das ganz liebe waren. Das paßt alles zusammen.
Sie redet sich selbst ein, daß das keine guten Männer waren, redet sich alles nur schlecht, obwohl es nicht so ist, um die Gefühle für sie zu ersticken, so ist das auch bei dir, glaub mir. Und warum ist das so? Es hat jedesmal denselben Grund. Weil sie Angst hatte, daß der Mann an ihrer Seite nicht stark genug ist, um mit den Attacken ihrer Eltern klar zu kommen.
Da ist sie lieber gegangen, weil ihr klar war, daß dann Ruhe einkehrte, glaub mir.

So ist das auch bei euch.
Du kannst mir glauben, daß sie immer an euch denkt, sei dir da sicher.

Aber werden kann es nur, wenn sie aufhört, davonzurennen, wenn sie einsieht, daß das der falsche Weg ist. Im Moment ist sie der Überzeugung, daß es so am besten für euch ist, verstehst du.
Du kannst davon ausgehen, daß das auch mit diesem Mann nicht anders sein wird wie bei dir oder den Männern vor dir.
Wichtig ist jetzt viel Geduld.

ES tut weh, nichts tun zu können, ich weiß.
Ich spüre, wie wichtig sie euch ist und wie gerne ihr helfen würdet.
Ihr könnt im MOment nur die Zeit für euch arbeiten lassen und wenn sie Kontakt mit euch aufnehmen sollte, ihr zu verstehen geben, daß ihr sie lieb habt und ihr wegen nichts böse seid.
Versuche dein Leben zu leben und einfach die Zeit für dich arbeiten zu lassen.
Im Moment ist die Situation zu verfahren, um da mehr sagen zu können, ich finde auch, jede Entscheidung wäre da vorschnell.

Ich wünsch euch sehr viel Kraft.

Liebe Grüße Babi
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
Andreas01

Re: Ehefrau hat Depressionen und hat die Familie verlassen

Beitrag von Andreas01 »

Hallo Taurus,
es scheint mir dass bei ihr so eine Art Beziehungs-Unfähigkeit vorliegt, sie saust laufend in die nächste noch bevor die andere beendet ist, ob die nun die Folge einer depressiven Erkrankung ist oder der Drei und Vierecks-Beziehungen ihrer eigenen Eltern
spielt in Deiner Situation keine Rolle.
Um nicht selbst noch weiter in den Sog der "Familieren" Intrigen hinein gezogen zu werden bzw. Vertrauensbüche (>>>In dieser Zeit hat sie ein Verhältnis mit einem anderen Mann begonnen, was ich erst später erfahren habe.<<<)erleiden zu müssen, bleibt eigendlich nur eines:

"Reisende darf und soll man nicht aufhalten"

Und dass die erwachsenen Töchter bei Dir bleiben spricht doch für sich bzw. für Dich !!

Gruß
Andreas
Taurus
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Registriert: 25. Nov 2009, 07:28

Re: Ehefrau hat Depressionen und hat die Familie verlassen

Beitrag von Taurus »

Hallo Babi,

vielen Dank für Deine ausführlich und vor allem treffende Antwort. Ich habe das zwar immer so gespürt und auch geglaubt, aber Deine Formulierung zur Situation hilft ein ganzes Stück weiter. Ich muss noch ergänzend dazu sagen, dass ich mit ihr die absolut längste Beziehung von fast 15 Jahren hatte. Ihre Ehe hat bis zur Trennung keine 7 Jahre gedauert und die nachfolgenden Beziehungen waren nur von kurzer Dauer. Was uns auf jeden Fall verbunden hat und ggf. auch immer noch verbindet ist die Tatsache, dass wir uns sehr nah sind bzw. waren. Wenn es ihr schlecht ging wie z.B. ein Problem in der Firma, so habe ich stets im richtigen Moment angerufen wenn sie mich gebraucht hat. Umgekehrt hat sie mich dann unterstützt wenn ich sie gebraucht habe. Ich glaube so etwas wird auch als Seelenverwandtschaft bezeichnet, bin mir da nicht sicher.
Wir werden uns weiter in Geduld üben und die Zeit für uns arbeiten lassen. Das ihre beiden Töchter so hinter mir, ihrem Stiefvater, stehen und dafür sogar die, einst innige, Beziehung zu ihrer Mutter ganz aufgegeben gibt mir ein gutes Gefühl.
Wie hast Du das Wissen dazu erlangt um eine solche genaue Antwort zu geben? Und wie ist das bei Dir ausgegangen oder befindest Du Dich noch in ähnlichen Prozess?

LG

Taurus
bradforhelp
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Re: Ehefrau hat Depressionen und hat die Familie verlassen

Beitrag von bradforhelp »

Hallo,

ich frage mich, wie du nach so vielen Verletzungen noch Vertrauen zu deiner Frau haben kannst. Kann Liebe das aushalten?

brad
"In den Tiefen des Winters erfuhr ich schließlich, dass in mir ein unbesiegbarer Sommer liegt."

Albert Camus
Babi
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Registriert: 23. Jul 2009, 17:07

Re: Ehefrau hat Depressionen und hat die Familie verlassen

Beitrag von Babi »

Hallo Taurus,

ich habe das Wissen durch eigene Erfahrung erlangt.
Ich bin schon sehr lange depressiv und es habe das Stadium, in dem deine Frau jetzt ist, auch durchlaufen und es ist nicht einfach.
Ich kann mich in manchen Verhaltensweisen deiner Frau wiedererkennen.

Richtig schlimm wurden meine Depressionen nach der Trennung von meinem Mann, damals war mein Sohn gerade mal 1 Jahr alt.
Ich bin auch davor weggelaufen, habe 10 Jahre gebraucht, um mir selber einzugestehen, daß ich wirklich krank bin, das ist eine lange Zeit.
Bei mir dauerte es so lange, weil viele mir immer wieder einzureden versuchten, daß es nicht so ist.

Heute nehme ich Antidepressiva und mein Leben hat endlich wieder mehr Qualität dadurch gewonnen. Ich bin froh, daß ich vor meiner Krankheit nicht mehr davonlaufe, sondern sie akzeptiere.

Ich kenne den Prozeß genau, der sich da in deiner Frau abspielt, sie kämpft im Moment sehr mit sich selbst.
Ich hatte eine ähnliche Situation mit meinen Eltern wie deine Frau mit ihrem, meine Eltern haben sich auch immer in mein Leben eingemischt, ihnen war auch nie ein Partner recht, den ich hatte.
Hab da auch einiges erlebt.
Hab mir da lange viel vor allen Dingen von meiner Mutter gefallen lassen, sie war immer ziemlich bestimmend und dominant mir gegenüber, schon seit der Kindheit. Dazu kommt noch, daß ich in einer Wohnung zur Miete bin, die meinen Eltern gehört, was auch für sich spricht.
Ich konnte mich erst 2005 von ihrem Einfluß durch meine erste Therapie lösen.
Ich denke, deine Frau sollte eigentlich auch eine Therapie machen, aber das muß sie selbst erkennen.

Du siehst, meine Elternhaussituation ähnelt sehr der deiner Frau.
Der Loslösungsprozeß von meinem Elternhaus ist bei mir abgeschlossen und ich bin froh darüber, denn seitdem geht es mir bedeutend besser.
Das war der erste Schritt durch meine erste Therapie.

Derzeit bin ich in meiner zweiten Therapie, bin mitten in einem anderen Prozeß, nämlich in dem, das Leben wieder zuzulassen und mich nicht mehr davor zurückzuziehen, wieder Freundschaften zuzulassen und Kontakte. Auch das ist ein Prozeß, den man bewältigen muß und dabei bin ich gerade.
Sich einfach nicht in sich selbst zurückzuziehen, sondern andere wieder an sich ranlassen.
Daran arbeite ich gerade in meiner Therapie.
Und das geht nur, wenn man sich selbst so annhmen kann, wie man ist.

Deswegen ist eben der erste Schritt, die Krankheit zu akzeptieren, die man hat, und sich auch mit den Schwierigkeiten auseinanderzusetzen, die man hat, anstatt davor wegzulaufen.
Aber zu dieser Erkenntnis muß man erst mal kommen und das dauert halt manchmal ein bißchen.

Liebe Grüße und viel Kraft

Babi
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:) ;)
Taurus
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Re: Ehefrau hat Depressionen und hat die Familie verlassen

Beitrag von Taurus »

@andreas
@brad

Hallo,

grundsätzlich muss ich Euch vollkommen zustimmen. Ich schwanke noch zwischen der logischen Konsequenz und dem Wissen über die Erkrankung. Ohne die Erkrankung wäre es auch ein klarer Fall für mich. Die fast 15 Jahre dauernde Beziehung lief aus meiner Sicht, der der Mädels und der unserer Familie und Freunde sehr gut. Auch sie selbst hat das immer wieder geäußert.
Das ihre Eltern immer etwas „komisch“ waren hat mich eigentlich nicht belastet. Die alten Geschichten über ihren ersten Mann und den richtigen Vater habe ich bis vor wenigen Wochen auch geglaubt. Was wir alle nicht wussten war die schlummernde Krankheit in ihr, die dann zum Ausbruch kam. Jetzt wo alles nach und nach aufgeklärt wird und durch diese neuen Informationen sich ein anderes Bild formt wird es schon etwas schwieriger eine rationelle Entscheidung zu treffen. Die beiden Mädels und ich hatten uns gleich am Anfang der Trennung / Erkrankung vorgenommen sie laufen zu lassen, d.h. wir bleiben auch dabei. Als Mensch ist sie uns sehr wichtig, was aber nicht bedeutet, dass wir alles akzeptieren und durch die „rosa Brille“ sehen. Das schlechte Gewissen bleibt aber doch latent bestehen. Sollte sie irgendwann den Weg zurück suchen, so ist dieser an Bedingungen wie eine Therapie und fachliche Betreuung geknüpft. Was letztendlich dann wird kann ich nicht abschätzen, da sich auch unsere Lebensumstände geändert haben könnten. Die jüngere Tochter beabsichtigt nun mit einem Studium zu beginnen. Die ältere Tochter will evtl. ausziehen. Beruflich habe ich die letzten Tage ein neues Projekt übernommen, was mich auch für die nächsten 24 Monate fordert. Als wichtigste Erkenntnis nehme ich aus dieser „Krise“ mit, dass durch eine Veränderung der Sichtweise sich doch viele positive Aspekte erkennen lassen. Es liegt an jedem selbst diese auch für sich zu nutzen. Ich habe vor einigen Monaten damit begonnen.

LG

Taurus
Himmel2
Beiträge: 144
Registriert: 16. Mai 2008, 21:02

Re: Ehefrau hat Depressionen und hat die Familie verlassen

Beitrag von Himmel2 »

Hallo Taurus

Das solche Bekannschaften in Kliniken entstehen ist keine Seltenheit.
Zu Deinem Punkt 1 : Sie braucht einen Schuldigen und kann sich im Moment noch nicht eingestehen,daß sie was machen muß und das sie krank ist.Sie müßte an sich arbeiten und das ist sehr, sehr schwer.Der leichtere Weg ist davon zu laufen.Wie es wirklich mit diesen neuen Freund bestellt ist ....??????? Dieser neue Freund erzeugt nicht den emotionalen Druck,wohnt auch noch entsprechend weit weg,erzeugt keine Schuldgefühle u.s.w.Erst wenn sich diese Beziehung vertiefen sollte,zeigt sich ob der Traum, total auszusteigen, der richtige war.Hälst Du sie zurück,so stößt auf Gegenwähr und ihre negativen Gedanken(Z.B.was Euch betrifft)bekommen immer mehr Futter.Du mußt Dich doch nicht gleich scheiden lassen.Mal sehen was alles so in einem Jahr passiert.Durch die Mädels behaltet ihr sowie so lockeren Kontakt und falls es die Depression ist die sie so handeln läßt,könnte sich alles wieder ändern.
Dies klingt alles so einfach ,ist es aber nicht.Gerade wenn Dein Vertrauen einen totalen Knacks weg bekommen hat.
Kenne mich da aus, habe die selbe Erfahrung mit meinen Mann gemacht.
Entscheide aber nach Deinem Gefühl,ob Du das kannst.

LG Heide
Taurus
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Re: Ehefrau hat Depressionen und hat die Familie verlassen

Beitrag von Taurus »

@babi

Hallo Babi,
zunächst erstmal vielen Dank für Deine sehr ausführlichen Nachrichten. Es bestätigt einem immer wieder aufs Neue, wenn man aufmunternde Worte von Dritten bekommt und die dann noch das bestätigen was man selbst nur erahnt hat. Die Mädels und ich werden unseren Weg so gehen, wie wir es die vergangene Zeit schon gemacht haben. Es scheint so, als ob wir intuitiv die richtige Richtung eingeschlagen haben. So ab und zu braucht man halt eine Bestätigung bzw. eine andere Formulierung um eine solche Erkrankung zu verstehen.
Es freut mich sehr, dass es auch Menschen gibt die ihre Krankheit als einen Teil von sich akzeptieren und das ist einer der entscheidenden Punkte um wieder am Leben teilzuhaben. Das gibt uns auch neue Hoffnung. Ich wünsche Dir viel Kraft und Energie auch die nächsten Schritte erfolgreich zu meistern. Ich habe den Eindruck, dass auf dem besten Weg in ein neues Leben bist.

LG

Taurus
Taurus
Beiträge: 13
Registriert: 25. Nov 2009, 07:28

Re: Ehefrau hat Depressionen und hat die Familie verlassen

Beitrag von Taurus »

@Heide2
Hallo Heide,

zunächst erstmal vielen Dank für Deine Antwort. Sie hat ihren neuen Freund nicht in der Klinik kennengelernt, den kannte sie vorher schon. Während ihres Klinikaufenthaltes war der halt ein neutraler Ansprechpartner und ein willkommener Fluchthelfer. Der Mann konnte ihr unvoreingenommen zuhören und ihr das Gefühl vermitteln sie wird verstanden. Eine solche Äußerung hat sie ansatzweise den Mädels gegenüber gemacht. Was den losen Kontakt der Beiden zu ihrer Mutter betrifft, so war der letzte Kontakt der jüngeren im Februar. Ansonsten herrscht praktisch Funkstille.
Zur Scheidung kann ich nur sagen, dass ich diese nicht will sondern sie hat einen Anwalt beauftragt. Ich reagiere nur sehr langsam und mit Bedacht auf die Schreiben. Wir hatten bis zum heutigen Tag kein einziges klärendes Gespräch – was bei einer Trennung ohne den Einfluss einer Erkrankung logisch wäre.
Sie selbst hat einer Bekannten erzählt, dass sie vor unsere Beziehung schon einmal so krank gewesen wäre. Bei ihr sprach sie von Erkrankung. In dieser Phase war sie drei Jahre in einer Therapie, dass wiederum hat sie mir erzählt. Als Grund nannte sie mir die gescheiterte erste Ehe und das der „Kerl“ so schlecht zu ihr war. Von einer Krankheit wurde nicht gesprochen. Hat sie sich vor mir geschämt? Da versteh einer die Frauen
Woher hast Du Deine Erfahrungen und wie ist Eure Geschichte ausgegangen. Mir kommt es so vor, dass viele Betroffene und Angehörige fast gleiche Geschichten erlebt haben.

LG

Taurus
Babi
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Registriert: 23. Jul 2009, 17:07

Re: Ehefrau hat Depressionen und hat die Familie verlassen

Beitrag von Babi »

Hallo Taurus,

danke für deine lieben Worrte!
Ja, ich bin auf einem guten Weg und ich bin froh darüber.

Ich wünsch dir viel Kraft und wenn du einen Rat brauchst, schreib ruhig wieder hier rein, hier findest du immer Hilfe.

Liebe Grüße und alles Gute Babi
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
Himmelblau
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Re: Ehefrau hat Depressionen und hat die Familie verlassen

Beitrag von Himmelblau »

Hallo Taurus

Meine Erfahrungen beruhen auf den letzten 5 Jahren.
1. Klinikaufenthalt(vor 5 Jahren)
- nach 3 Wochen Rückug meines Mannes
- habe ich toleriert und mich möglichst nur an Wochenenden gemeldet
- meldete ich mich nicht,rief er von alleine an
- diese Telefonate waren sehr unpersönlich ,gefühlslos
- nach 7 Wochen kam dann er hätte jemanden anders kennengelernt,da wäre mehr Nähe da,zu mir kann er keine Nähe aufbauen,
er weiß nicht warum,es war doch sonst nicht so
- nach 8Wochen hat er sich dann auf eigenen Wunsch entlassen

Bis dahin glaubte ich alles und hatte keine Ahnung von der Erkrankung.Die Diagnose lautete Anpassungsstörung.Naja,unter diesem Wort kann man sich viel vorstellen! Zu Hause reagierte er nur noch aggressiv und hat alle Kontakte abgebrochen (Familie).Seine Gedanken und Ansichten gegenüber seiner Familie und meiner Familie waren einfach nur schlimm.Wie er über seiner Mutter gesprochen hat, mir hat dabei richtig das Herz weh getan.Und ich weiß das seine Mutter eine liebe Frau ist und auch seine Familie.Meine Familie naja,die ist nicht so einfach.Ich selber kann es aber ganz gut akzeptieren.Nach einiger Zeit habe ich mich mit seiner Medikation beschäftigt.Und siehe da er bekam 40 mg Cipralex.Er war nur noch hippelich und überdreht.Kontakte hielt er nur zu den Klinikpatienten und dieser Frau (die hatte sich nach der Entlassung meines Mannes gleich den nächsten Mitpatienten ausgesucht).

- er setzte mich ständig unter Druck,daß er ausziehen will
- suchte nach einer Wohnung und hielt mir die Ergebnisse unter die Nase,bekam dann wieder Angst und Panik
- irgendwann ist mir dann der Kragen geplatzt und ich wollte auch nicht mehr so weiter machen (Das war wie Mopping in den eigenen 4 Wänden )
- wir besprachen dann das es das beste wäre,daß er auszieht
- in der Zeit hielten wir Kontakt,schon wegen den Kindern
- nach einem halben Jahr wollte er dann wieder zurück

Als er wieder bei uns einzog,war er trotzdem noch depressiv > bis heute. Nur die Depression oder die jetzigen Phasen sind nicht mehr so tief.Gefühlsmäßig konnte ich die damalige Situation nicht mit ihm zusammen richtig aufarbeiten.Als ich am Anfang darüber mit im sprechen wollte wurde er richtig böse und heute sagt er es war die Depression.
In zwischen hatte er noch 2 weitere Klinikaufenthalte,die verliefen dann aber besser,da er irgendwann die Diagnose ADS und rezidivierende Depression für sich angenommen hat.
Ich lebe aber trotdem,als wäre ich ein Singel.Unternehmungen oder Familienfeiern gibt es seitdem nicht mehr.
Himmelblau
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Re: Ehefrau hat Depressionen und hat die Familie verlassen

Beitrag von Himmelblau »

Entschuldigt meine Rechtschreibung(Mobbing u.s.w),Kommasetzung. Heute wieder das reinste Durcheinander.



LG !
Meggi

Re: Ehefrau hat Depressionen und hat die Familie verlassen

Beitrag von Meggi »

Hi Heide
war bei meinen Mann auch so, man hat da wohl solange in seiner Vergangenheit herum gestochert bis er schließlich die Ansicht anmahm alles was bei ihm schlecht laufe komme seitens seiner Familie und genau wie bei deinen Mann seine Verhaltensweisen in Bezug dessen von Tag zu Tag krasser wurden.
Sein Freundeskreis reduzierte sich ausschließlich auf einige seiner Leidensgenossen die waren ihn so wichtig dass er noch nicht einmal mehr Zeit fand mit mir das Grab meiner Mutter aufzusuchen (ist etwas weiter weg)
Dieser Freundeskreis erwartete selbsverständlich das bei uns zu Hause Kaffee getrunken wurde am besten aber wenn ich auf der Arbeit war. Irgendwie hatte ich immer den Eindruck dass seitens der Therapeuten seiner Klientel diese Freundschaften hoch angesiedelt wurden anders ließ sich das nicht mehr erklären.
Habe mal in Anwesenheit einiger dieser Leute den Kommentar fallen gelassen: Er beschäftigt sich nur noch mit Kranken, wie soll da man noch andere wie z.B. Frau und Kinder warnehmen ?
Damit war ich bei seinen Kumpels entgültig unten durch. Nachdem er so in Laufe der Zeit Gott sei Dank erkannt hat dass er damit sich von seiner Erkrankung auch nicht erholt und sich ab und an deren Wünsche verweigerte haben diese ihn wie konnte es anderes sein fallen gelassen wie die berühmte heiße Kartoffel was wie es sich heute zeigt keinen Nachteil hat weder zur Erkrankung und schon gar nicht zu unserer Ehe.

Grüße
meggi
Himmelblau
Beiträge: 15
Registriert: 20. Mai 2010, 08:24

Re: Ehefrau hat Depressionen und hat die Familie verlassen

Beitrag von Himmelblau »

Hallo Meggi

So was passiert leider öfters. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch die Zusammensetzung der Mitpatienten.Mein Mann mußte auch in der Klinik seinen ganzen Lebenslauf aufschreiben.Da mein Mann ADS hat, gab das ein ganz schönes Durcheinander.Er glaubte am Ende wir und unsere Familien sind schuld.Da dazu noch die Gefühlsleere kam,hatte er wohl keinen Zweifel mehr daran.
Ich glaube, wenn ich gegenüber meinem Partner oder der Familie nichts mehr empfinde, könnten mir auch solche Gedanken kommen.Trotz schlechter Erfahrung, was Bekannschaften angeht, habe ich meinen Mann zwei mal wieder, auf seinem Wunsch hin, in die Klinik gebracht.In extremen Situationen ist es doch das Beste.Was er daraus macht und lernt ist seins.Mein Mann leidet weiterhin an Depressionen,aber nicht mehr so stark.Es wird langsam besser und er hat gelernt besser damit umzugehen.Heute ist es auch noch so,daß er oft keine Gefühle entwickeln kann und plötzlich sind sie wieder da.
Ich glaube irgendwann hat es ihn selber stutzig gemacht.Vorallem das er so negativ auch seinen Kindern gegenüber empfunden hat. Irgendwann hat er wohl gemerkt, daß da was nicht mit ihm stimmt.Zuvor konnte ich mir den Mund fuselig reden,daß er eventuell eine Depression hat und dies Symtome sein könnten.
Heute sind wir immer noch ein Paar,aber es ist nicht einfach.

LG Heide!
Taurus
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Re: Ehefrau hat Depressionen und hat die Familie verlassen

Beitrag von Taurus »

@Babi
Hallo Babi,

ich hatte gestern Morgen einen Anruf von meiner Frau erhalten – es war der erste Anruf seit fast 8 Monaten von ihr. Sie wollte von mir ein Medikament haben, welches sich noch in unserem Haushalt befindet. Wir wohnen z.Zt. mehr als 40 Kilometer voneinander entfernt – sie wohnt nicht mit ihrem LG? zusammen. Sie sagte mir noch, dass sie innerhalb der nächsten Stunde von ihrem Vater abgeholt wird um bei einem Arzt sich untersuchen zu lassen. Ich habe ihr angeboten das Medikament auf dem Weg zur Arbeit mitzunehmen und sie solle sich dann bei mir melden wenn sie fertig ist.

Mir stellt sich nun die Frage was sollte dieser Anruf? Das Medikament erhalte ich in jeder Apotheke ohne Rezept und kurz vor einem Arztbesuch, der evtl. sogar etwas verschreiben kann war das praktisch auch noch sinnlos.

Ihre Stimme klang sehr verzweifelt und ich hatte den Eindruck, dass sie mir noch etwas Wichtiges sagen wollte. Ich hatte schon das Gefühl sie will zurück zu mir, so kam das ganze Gespräch bei mir an. Rein vom Gefühl, der Formulierung und ihrer Stimmlage. Fazit ist, sie hat sich dann nicht mehr bei gemeldet zwecks der Übergabe ihrer Medikamente. Ich habe ihr noch eine kurze SMS geschickt und einen Tipp zu einem anderen Arzt gegeben und ihr gute Besserung gewünscht.

Ich war auf ein solche Unterhaltung nicht vorbereitet, habe zwar freundlich und hilfsbreit ihr geantwortet bin aber nicht auf das Gefühl, sie wolle etwas anderes als das blöde Medikament, weiter eingegangen – ich war schlicht etwas überfordert. Habe ich da was falsch verstanden oder sogar schlecht reagiert? Begriffen und realisiert habe ich das Gespräch erst nach ein paar Stunden. Wie beurteilst Du die gesamte Situation aus Deiner Sicht? Was kann ich jetzt tun? Zumal jetzt wieder Funkstille eingetreten ist.

LG
Taurus
Babi
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Re: Ehefrau hat Depressionen und hat die Familie verlassen

Beitrag von Babi »

Hallo Taurus,

es wundert mich nicht, daß sie sich wieder gemeldet hat, über kurz oder lang war das klar, und das Medikament war in der Tat nur ein Vorwand, um deine Stimme zu hören.
Wahrscheinlich hat ihr das ein Stück Kraft gegeben, die sie im Moment dringend gebraucht hat. Nach deiner Schilderung hört sich alles so an, als ob sie auch Angst vor dem Arztbesuch hatte.

Ich denke einfach, deine Stimme zu hören, hat ihr geholfen.
Du sagst, sie klang verzweifelt, spricht eigentlich dafür, daß irgendwas passiert ist, womit sie nicht klarkommt. Im Moment scheint sie irgendwas aus der Bahn geworfen zu haben.

Mach dir keine Sorgen, du hast nicht falsch reagiert, du hast dich genau richtig verhalten.

Du kannst ihr ja nochmal eine sms schreiben, wenn du willst, daß du für sie da bist, wenn sie was auf dem Herzen hat und reden will und daß sie sich da ruhig trauen kann, es dir zu sagen, wenn es so ist.
Ansonsten kannst du nur abwarten, sie wird sich über kurz oder lang wieder melden.

Auf jeden Fall war es schon ein Zeichen, daß sich da bei ihr was tut.
Kann schon sein, daß sie dir was sagen wollte und sich nicht getraut hat, deswegen der Vorschlag von mir mit der sms.

Ich wünsch dir viel Kraft.

Ganz lieber Gruß Babi
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
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Taurus
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Re: Ehefrau hat Depressionen und hat die Familie verlassen

Beitrag von Taurus »

@Babi

Hallo Babi,

danke für den Hinweis mit der Angst. Das könnte tatsächlich so sein, dass sie in diesem Moment regelrecht Angst vor dem Arztbesuch hatte und eine vertraute Stimme gebraucht hat. Auch der Gedanke mit dem Energieaufwand dieses Telefonat überhaupt zuführen ist schlüssig, sowie anschließend keine weitere Kraft zuhaben um das Begonnene zu beenden.
Wie vereinbart sich das eine weitere SMS oder auch Mail mit dem Druck, der direkt oder auch indirekt auf sie ausgeübt wird, sich weiter damit zu beschäftigen. Ich kann da nur von Deiner persönlichen Erfahrung lernen, wie das ankommt. Ist das eher positiv für die betroffenen Patienten oder wirkt sich das negativ aus. Meine Verunsicherung / Angst will ich nicht leugnen. Jetzt wo sich offensichtlich etwas bewegt möchte ich auch das Optimale für sie tun. Auf mein Bauchgefühl war bisher immer Verlass aber ein Tipp oder eine andere Sichtweise kann das nur unterstützen. Wann ist der beste Zeitpunkt für eine Reaktion von mir aus? Gibt es überhaupt eine Erwartungshaltung aus Sicht der Betroffenen oder geht das irgendwie in dem ganzen „Gefühlschaos“ mit unter? Für mich als Angehörigen ist es enorm schwer das zu verstehen, ich hätte schon längst geantwortet und mich z.B. entschuldigt für meine verspätete Nachricht.

Gibt es ein Zeitgefühl aus der Sicht der Betroffenen wann es gut wäre sich zu melden oder eine Regung von Seiten der Angehörigen zu erhalten. Oder hängt das tatsächlich von der verfügbaren Energie / Kraft ab?

Kann ich in meiner Nachricht so direkt mein Gefühl ansprechen, dass ich den Eindruck hatte es wäre etwas von ihr nicht ausgesprochen worden. Auch das könnte wieder den Druck erzeugen, den ich vermeiden möchte.

Sorry für die vielen Fragen.

Dir weiterhin ganz viel Kraft Deinen Weg so toll zu meistern und dann doch hier in diesem Forum Fragen zu beantworten. Der Dank geht auch an die ganz vielen Leser und Autoren die sich mit so vielen Themen und den Problemen von anderen beschäftigen.

LG
Taurus
Babi
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Re: Ehefrau hat Depressionen und hat die Familie verlassen

Beitrag von Babi »

Hallo Taurus,
ich merke deine Unsicherheit ganz deutlich.
Weißt du das wichtigste ist, eine sms zu schreiben, die ihr das Gefühl gibt, sie ist nicht allein aber die ihr gleichzeitig auch das Gefühl gibt, es ist ihre Entscheidung und du erwartest nix, denn wenn sie das Gefühl hätte, du erwartest was, dann wäre das wieder ein Stück Druck.

Ich weiß das von mir, mir tut es immer gut, wnen mir jemand sagt, ich denk an dich und wenn du jemand zu Reden brauchst, bin ich da, das ist schon o.k.
So habe ich selbst die Wahl, ob und wann ich mich melde und es wird nichts erwartet, deswegen hab ich dir den Wortlaut vorgeschlagen.

So kann sie entscheiden, wann sie sich wieder meldet und hat nicht das Gefühl, sich jetzt unbedingt melden zu müssen.
Ein Zeitgefühl gibt es so nicht.

Es ist ganz wichtig, daß du nicht erwartest, wenn du eine sms schreibst, daß sie gleich antwortet. Das ist ganz wichtig.
Es hängt in der Tat viel von der Kraft ab und wie es ihr geht, das hast du richtig erkannt.

Ich würde dir davon abraten, ihr zu sagen, daß du das Gefühl hattest, sie wollte dir was sagen, das erzeugt in der Tat Druck, ich spreche da aus eigener Erfahrung.
Besser ist es, du formulierst die sms allgemeiner, so wie es dir gesagt habe, so läßt du ihr genug Raum, für sich zu entscheiden, was sie will.
Wenn du aber was sagst, wird sie sich fühlen, wie wenn du ihr das Messer auf die Brust setzt, verstehst du.
Vielleicht würde sie sich auch irgendwie ertappt fühlen und das wäre ihr unangenehm.

Ich wünsch dir viel Erfolg und du kannst so viele Fragen stellen, wie du willst, das ist kein Problem.
Und danke für die lieben Worte.

Alles Liebe Babi
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Taurus
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Re: Ehefrau hat Depressionen und hat die Familie verlassen

Beitrag von Taurus »

@Babi
Hallo Babi,

vielen Dank für Deine schnelle und hilfreiche Antwort. Es stimmt ich bin total verunsichert. Und Deine Antwort hat mein Bauchgefühl nur noch bestätigt. Bis zu dem Anruf meiner Frau hatte ich geglaubt stärker zu sein. Bisher haben die beiden Mädels und ich die ganze Situation doch ruhig und gelassen überstanden. Nun bringt ein einziges Telefonat, auf das wir so nicht vorbereitet waren, einiges durcheinander.
Was ich überhaupt nicht verstehen kann, vielleicht ist das aber so, dass sie versucht sich aus der dunklen Krankheit zu befreien aber gleichzeitig neue Nahrung für die Krankheit produziert. Ich meine, dass dann mit dem nicht mehr melden bzw. auf halben Weg abzubrechen, obwohl sie, davon gehe ich einfach aus, damit erneut eine Situation schafft, welche ihr „Kopfzerbrechen“ bereitet. Das macht es für die Angehörigen so enorm schwer, wir denken klar strukturiert und wägen die Vor- und Nachteile ab. Aus der „logischen“ Konsequenz betrachtet können wir dann ein solches Verhalten kaum nachvollziehen, weil es für uns nur eine Erklärung gibt. Der andere Weg wäre doch viel einfacher und erfolgreicher.

Fehlt den Betroffenen momentan diese Fähigkeit?

In unserem Fall wäre mit einem kleinen Schritt weiter ein Prozess ausgelöst worden, der sie und die beiden Töchter zusammenbringt und auch unsere Ehe rettet.
Im Herzen fühle ich, dass sie das so will aber doch nicht macht. Wir haben in den vielen Jahren unserer Partnerschaft eine empathische Beziehung aufgebaut, diese funktioniert phasenweise auch noch heute. Wenn es ihr schlecht ging oder geht habe ich das immer gefühlt und erhalte auch heute nach der Trennung immer wieder eine Rückmeldung bzw. eine Bestätigung, dass das dann tatsächlich so ist. Auch bin ich davon überzeugt, dass sie mit den klareren Verhältnissen eine stabile Plattform für eine erfolgreiche Behandlung aufbauen kann.

Was wir ihr auf keinen Fall geben werden ist die alte gewohnte Beziehung – wir haben aus der Vergangenheit gelernt und knüpfen nicht dort an, wo wir aufgehört haben. Es gibt für uns drei, die beiden Mädels und ich nur eine Option auf eine neue Beziehung, wenn die Substanz durch sie geschaffen wird. Mit Substanz meine ich das Eingeständnis zur Krankheit und das Leben mit ihr (Krankheit), welches eine professionelle Hilfe durch Therapie und Medikamente beinhaltet. Dazu zählt u.a. die offene Kommunikation mit den nächsten Angehörigen.
Aber ohne das dreht sich das Karussell immer weiter und verschlechtert jedes Mal die Situation.

Kann es sein, das sie ohne dass wir jemals darüber gesprochen haben eine Vorahnung von unseren Ansichten und Bedingungen hat? Oder sie genau davor Angst bekommt und sie sich nicht stark genug fühlt.

Ist das für einen Betroffen überhaupt realisierbar?
Oder verlangen wir da zu viel?

Wir sind zwar noch entfernt vor diesem Ereignis, aber so unvermittelt wie diese Situation eingetreten ist, so schnell kann auch der nächste Schritt folgen. So wie ich Dich verstanden habe ist eigentlich alles möglich ohne irgendeine zeitliche Begrenzung.
Diesmal möchte ich nur etwas besser vorbereit sein. Mir ist schon klar, dass hier nichts planbar oder vorhersehbar ist. Das habe ich ja vor ein paar Tagen durch den Anruf gelernt.

Auf einen anderen Ausgang (Scheidung und endgültige Trennung) sind und waren wir sehr gut vorbereitet. Zum Glück ist unsere Erwartungshaltung eher gedämpft, man könnte sogar sagen wir hatten sie bereits aufgegeben. Auf der einen Seite schleicht sich nun so ein wenig das schlechte Gewissen ein aber auf der anderen Seite ist der Selbstschutz doch höher zu bewerten. Kann ich das so stehen lassen?

Wenn Du auch mal Unterstützung benötigst, so kann ich es zumindest versuchen, Du bist in diesem Thema besser informiert. Ich kann nur mit meinem Bauchgefühl und angelesenen Wissen helfen.

Liebe Grüße
Taurus
Babi
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Re: Ehefrau hat Depressionen und hat die Familie verlassen

Beitrag von Babi »

Hallo Taurus,

zuerst einmal möchte ich dir sagen, daß Depressive viele Dinge impulsiv tun, so wird es auch mit dem Anruf bei dir gewesen sein von ihr. Ich denke, daß sie auf einmal wirklich Angst bekommen hat, daß du zuviel erwartest oder zuviel reininterpretierst und deshalb den Rückzug angetreten hat.

Es ist leider so, daß wir Depressive viele Ängste haben, die nicht steuerbar sind.
Ich denke, deine Frau hat den Moment genutzt, in dem sie mehr Mut und Kraft als Angst hatte und hat angerufen. Nach dem Anruf kam die Angst wieder zurück und hat sie wahrscheinlich wieder blockiert.
So geht es mir jedenfalls auch, wenn ich so eine Phase habe, wo ich mehr Mut als Angst habe, dann will ich die sinnvoll und positiv nutzen und das wollte deine Frau auch.

Es ist gar nicht so, daß wir da Nahrung für unsere Krankheit erzeugen, das siehst du ganz falsch. Für uns Depressive kostet sowas wie der Anruf in heftigen Phasen viel Kraft, so viel Kraft, daß wir uns wieder zurückziehen, um wieder aufzutanken, gleichzeitig sind wir aber stolz, daß wir was geschafft haben, verstehst du?

Und vorbereitet sein kannst du gar nicht, denn wenn was passiert oder deine Frau wieder Kontakt mit dir aufnimmt, dann wird das in ihrer derzeitigen Phase wieder impulsiv und ganz plötzlichen sein, so daß du wieder nicht damit rechnest.

Du fragst, ob eure Vorstellungen für deine Frau realisierbar sind.
Im Moment ist das leider nicht so, deine Frau wäre damit wahrscheinlich überfordert. Weißt du, kann schon sein, daß sie im Hinterkopf weiß, was ihr so denkt. Aber der springende Punkt ist, daß Depressive grundsätzlich das Gefühl haben, daß immer viel von ihnen gefordert wird und keiner hinguckt, was sie brauchen.
In solche Gedanken verfalle ich leider auch oft, kann mich da aber mittlerweile sehr gut auffangen.
Ich könnte mir vorstellen, daß deine Frau diese Gedankengänge auch hat.

Es ist ganz wichtig, daß du dein Leben lebst und an dich denkst, denn man kann nicht wissen, wie viel Zeit deine Frau wirklich noch braucht.

Danke für dein Angebot mir zu helfen, das ist lieb von dir. Im Moment bin ich ganz stabli und bin froh darüber.

Ich wünsch dir viel Kraft weiterhin.

Alles Liebe Babi
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(Exupery)
:) ;)
Taurus
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Re: Ehefrau hat Depressionen und hat die Familie verlassen

Beitrag von Taurus »

@Babi
Hallo Babi,

Du hast vollkommen Recht damit. Wir wollten auf keinen Fall eine Interpretation vornehmen. Es sollte nur die Sichtweise von allen Seiten erlauben. Ich besonders will ihr nicht das Gefühl geben ich würde eine Erwartung an sie stellen. Wie bereits gesagt hatten wir(drei) uns damit abgefunden, dass sie depressiv ist und wir momentan nichts tun können als abzuwarten. Auch akzeptieren wir ihren Wunsch nach Trennung. Die Tatsache, dass sie nun mal eine depressive Phase durchläuft, beschäftigt uns insofern nur wie verhalten wir uns richtig.

Sie soll nur das Gefühl vermittelt bekommen, das sie uns nicht gleichgültig ist und wir ihr dann helfen wenn sie es möchte. Mit ihren Ängsten, Blockaden und der Akzeptanz ihrer Situation während dieser Phase der Krankheit muss sie selbst zurechtkommen.

Es ist auch richtig, dass wir uns nicht detailliert vorbereiten wollen. Aber mit dem Wissen, wie jemand denkt und fühlt während einer depressiven Phasen, können wir durch unser angebrachtes Verhalten besser reagieren. Deine Antwort ist deshalb für uns absolut ausreichend.

Ich habe es so verstanden, das eine neutrale, allgemeine aber doch verbindliche Reaktion, auf eine mögliche erneute Kontaktaufnahme, die beste Variante ist.

Genau so, damit sie selbst in diesem Augenblick entscheiden kann wie weit sie geht. Wenn das so zutrifft habe ich doch eine wichtige Information um auf eine erneute Kontaktaufnahme „vorbereitet“ zu sein. Ich wollte auf keinen Fall den Eindruck erzeugen es muss nach einem bestimmten Plan ablaufen, weil den gibt es nicht.

Wie siehst Du eine kurze Nachricht, mit dem Inhalt so wie Du es mir empfohlen hast von mir an sie?
Ich habe mich seit dem Anruf und Deiner Nachricht auch sonst noch nicht gemeldet.

Erzeugt das nicht den Gedanken bei ihr ich erwarte eine Rückantwort oder interpretiere das Telefonat falsch? Oder könnte sie den Eindruck gewinnen sie ist mir doch egal oder hat sie gar ein schlechtes Gewissen weil sie sich nicht, gemäß unserer Absprache, gemeldet hat.

Fragen über Fragen.

Oh, wie kompliziert ist das Alles!

Normalerweise würde ich mir in ähnlichen Situationen keine so komplexen Gedanken machen. Anruf, sorry habe ich vergessen oder was auch immer und fertig. Ich hoffe meine Bedenken sind nachvollziehbar.

Außerdem beschäftigt mich seit gestern ein weiterer Gedanke. Mein Chef hat mir einen neuen Auftrag zugeteilt. Normalerweise wäre der Reiseauftrag auf mich und meine anderen Kollegen aufgeteilt worden – aber es ist jetzt Urlaubszeit und dich bin ohne schulpflichtige Kinder. Ich werde so in 14 Tagen eine längere Dienstreise antreten und für ca. 6 Wochen nur schwer erreichbar sein. Früher war ich immer nur ein paar Tage weg und sie konnte mich auch gut erreichen. Die Entfernungen, der Terminplan und die Zeitverschiebung lassen das jetzt kaum zu. Sollte ich sie dazu informieren? Oder erzeugt das nicht auch eine gewisse Erwartungshaltung an sie sich zu melden? Ich würde sie aus dem Bauch heraus nicht informieren und dann ihr erst sagen wenn sie sich meldet, dass ich nicht da bin.

Ich möchte mein Leben so leben wie es mir gut tut und auch gleichzeitig meiner Frau die nötige Hilfestellung geben. Vor dem Ausbruch ihrer Krankheit habe ich mich mehr um sie und die beiden Töchter gekümmert, als um mich selbst. Meine eigenen Bedürfnisse habe ich hinten angestellt.

Während unserer Beziehung wurden mir immer mehr Verantwortung, Aufgaben und Entscheidungen übertragen. Alle haben sich voll auf mich verlassen und fanden es gut sich nicht um lästige Dinge des Alltags kümmern zu müssen. Das es meiner Frau die letzten Jahre schlechter ging habe ich einschleichend bemerkt und dann halt das eine oder andere mehr erledigt ohne dabei nur einen Gedanken an die Ursachen zu verschwenden.

Dann kam die Diagnose des Hausarztes ein Burn Out Syndrom – ist halt eine Volkskrankheit so der Allgemeinmediziner. Für mich war das dann die gleichzeitige Aufforderung noch mehr Einsatz zu bringen, ohne dass das auch wortwörtlich von mir verlangt wurde. Aus heutiger Sicht war das falsch.
Mir ist es zwar dabei nie schlecht gegangen, aber heute sehe ich gewisse Dinge anders und habe meine persönliche Einstellung dazu verändert.

Kann durchaus sein, dass sie das erkannt hat und mich aus Fürsorge und Liebe dann besser verlassen hat um mich vor möglichen Schäden zu bewahren. Ist das eine Denkweise, welche in einer depressiven Phase entstehen könnten? Ich will da keine Interpretation entstehen lassen es soll nur eine wahrscheinliche Möglichkeit formulieren.

Ich vertrete heute auch die Meinung, dass sie in ihrem Leben vor unserer Zeit und auch während unserer Zeit von zu vielen egoistischen Menschen beeinflusst wurde. Das machen z.B. ihre Eltern fortwährend. Denen geht es in erster Linie um Besitztum, Macht und Beeinflussung von Menschen. Der Mensch, der hinter jeder einzelnen Persönlichkeit steht ist denen völlig egal. Meine Frau steht heute noch viel mehr unter diesem Einfluss.

Sie soll irgendwann wissen, dass ich und die beiden Töchter ihr immer zur Seite stehen ohne für uns irgendwelche Vorteile zu beanspruchen. Nun hoffen wir, dass auf diesem Weg auch zu lernen wie es möglich ist, ihr unser Hilfsangebot zu vermitteln ohne sie dabei unter Druck zu setzten. Geht das überhaupt?

Danke fürs Lesen, Deine Geduld und die sehr gute Unterstützung.

LG

Taurus
Babi
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Re: Ehefrau hat Depressionen und hat die Familie verlassen

Beitrag von Babi »

Hallo Taurus,

ich sag dir jetzt mal was.
Sie weiß, daß ihr ihr immer zur Seite steht, das spürt sie, glaub mir. Ich erlebe das immer wieder, daß Angehörige da unsicher sind, aber wir Depressive spüren sehr deutlich, wer für uns da ist und sie tut das auch.
Dennoch ist es so, daß sie euch nicht zu sehr belasten will, denn sie hat mit Sicherheit gemerkt, wie sehr du dich selbst zurückgestellt hast.
Du hast das da ganz richtig erkannt mit den depressiven Gedanken, Depressive denken grundsätzlich, daß sie die Menschen, die ihnen am meisten bedeuten, vor sich schützen müssen aus Liebe, weißt du.
Und außerdem kann es auch sein, daß sie sich ein bißchen dafür schämt, daß sie nicht mehr leisten konnte, das machen Depressive oft.
Mir geht es nämlich auch so, daß ich mich da oft vor meinem Sohn schäme, daß ich ihm kein besseres Zuhause bieten kann durch meine Krankheit.

Ich kann mir vorstellen, daß es dir nicht leicht fällt, so lange Zeit wegzugehen.
Du solltest ihr schon eine kurze Nachricht per sms schreiben, einfach nur daß du vom ... bis .... dienstlich verreist bist.
Ansonsten würde ich nichts dazu schreiben.
Weißt du, sonst könnte es schon sein, daß sie wieder einen Mutmoment hat und anruft und wenn dann keiner drangeht oder du nicht dabist und sie nicht weiß, was los ist, sie wieder in ein Loch fällt.
Außerdem findest du vielleicht auch keine Ruhe auf der Dienstreise, wenn du nichts sagst, weißt du, hast vielleicht dann doch ein schlechtes Gewissen.

Du traust dich nicht so recht, ihr die sms zu schreiben, die ich dir vorgeschlagen habe, stimmts?
Du kennst deine Frau besser als ich, wenn du das Gefühl hast, es ist nicht gut, dann solltest du es auch nicht tun.
Also ich fände es o.k. ,wenn du die sms schreibst, allerdings darfst du nicht erwarten, daß sie dir antwortet und auch nicht enttäuscht sein, wenn sie es nicht tut. Ich denke, deine Frau muß erst wieder lernen, daran zu glauben, im Moment fällt ihr das schwer, deswegen meldet sie sich auch so wenig.

Zum Schluß möchte ich dir sagen, daß ich es ganz toll finde, daß du dir solche Gedanken machhst und nicht wegguckst.
Ich habe zu viele erlebt, die keine Verständnis für unsre Krankheit haben und einfach weggucken, weil das der leichtere Weg ist.
Ich danke dir, daß du es nicht tust.

Ich wünsch dir ein schönes Wochenende

Liebe Grüße Babi
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
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:) ;)
Taurus
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Re: Ehefrau hat Depressionen und hat die Familie verlassen

Beitrag von Taurus »

@Babi

Hallo Babi,

ich habe Deinen Tipp mit der SMS beherzigt. Vielen Dank dafür, das Ergebnis kann sich sehen lassen. Keine 2 Stunden später kam eine Antwort. Es ist seit vielen Monaten eine Besserung des Umgangstons festzustellen. In den Nachrichten davor hatte sie eine aggressive und verteidigende Position eingenommen. Nun der ungewohnte milde Ton. Sie berichtete kurz von ihrer anderen Beeinträchtigung. Der besuchte Arzt konnte ihr gut helfen, eine weiterführende Behandlung steht aber noch aus.
Sie bedankt sich für mein Hilfsangebot und schreibt aber auch, dass sie alleine klar kommt, zwar langsam aber es geht schon. Ob sich das auf ihre Depressionen bezieht oder auf die andere Geschichte kann ich nicht beurteilen.

Wo Licht ist, ist auch Schatten. Aus einem Teil der Nachricht ist zu entnehmen, dass sie davon ausgeht ich würde selbst eine endgültige Trennung befürworten. Ich will versuchen mir nicht zu viele Gedanken zu den einzelnen Worten zu machen. Aber so, wie ich und auch die Mädels sie kennen geht sie ganz klar davon aus, dass sie meint ich würde ihrem Verhalten gegenüber negativ eingestellt sein. D.h. sie ist in der Vergangenheit in bestimmten, für sie problematischen, Situationen davon ausgegangen, dass sie voll dafür verantwortlich ist und andere über sie schlecht denken, obwohl immer das Gegenteil der Wahrheit entsprach.

Aus der Vergangenheit und dem neu erlernten Wissen über Depressionen und auch einer nachträglichen Betrachtung von unterschiedlichen, dieser Lebensumständen konnte das auch so zu 100% festgestellt werden. Sie geht meistens von einer Fehlbeurteilung ihrer eigenen Person aus. Sie fühlt sich immer schuldig.

In meinem Fall gehe ich davon aus, dass sie meint ich wolle mit ihr nichts mehr zu tun haben nachdem was so alles passiert ist.

Wie kann ich ihr vermitteln, dass sie bei mir / uns eine große Chance zur Aussprache und ggf. auch zu einer möglichen Rückkehr hat. Und das so, damit kein Druck und oder große Erwartungshaltung bei ihr entsteht.

Kannst Du das nachvollziehen wie ich mich momentan fühle oder besser gefragt gibt es da eine Erklärung für das Verhalten meiner Frau?

Auf der einen Seite macht sie zwei Schritte vorwärts und gleichzeitig einen Schritt zurück. Es ist sehr kompliziert und welches Verhalten ist angebracht, damit in Zukunft solche Missverständnisse vermieden werden?

Vielen Dank vorab.

LG

Taurus
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