Seelenfinsternis - Die Depression eines Psychiaters

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VP
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Seelenfinsternis - Die Depression eines Psychiaters

Beitrag von VP »

Dieses Buch liest sich wie ein Roman. Der niederländische Professor für Psychiatrie Piet C. Kuiper berichtet von seiner Erkrankung, einer, die er davor lediglich aus Sicht seiner Patienten kannte. Er selbst Patient, wird kurioserweise von einem Doktor behandelt, den er einst ausgebildet hat. Man erfährt viel über den Psychiater als Privatperson, seine Schwächen, Ängste, wie er sich ihnen stellt. Beim Lesen zeigen sich immer wieder schönfarbene Drucke von Bildern, die er in der Klinik gemalt hat, seine Heilung begleitet bzw. gefördert haben.

Kennt jemand von euch dieses Buch? Ich fand es sehr interessant. Die Sicht dieses Mannes auf seine Depression reicht weit, vermittelt einen Eindruck, mit wie vielem so eine Erkrankung zu tun hat oder haben kann.
LaLeLu

Re: Seelenfinsternis - Die Depression eines Psychiaters

Beitrag von LaLeLu »

Hallo Veit

ich habe dieses Buch vor etwa 20 Jahren gelesen, auch mich hat es damals beeindruckt. Allerdings erinnere ich mich nicht mehr an Details

Ich lese zur Zeit die drei Bücher von Josef Giger-Bütler

http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1265541179

Sie helfen mir sehr, mich selbst besser zu verstehen und Dinge ganz langsam - Schritt für Schritt - zu verändern und achtsamer zu werden.

Dein genanntes Buch ist ja ein Erfahrungsbericht, die Bücher von Josef Giger-Bütler sind eher Sachbücher zum Verständnis der Depression und auch zur Selbsthilfe.

Viele liebe Grüße und einen sonnigen Tag
VP
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Re: Seelenfinsternis - Die Depression eines Psychiaters

Beitrag von VP »

Hallo LaLeLu ,

"Ich lese zur Zeit die drei Bücher von Josef Giger-Bütler. Sie helfen mir sehr, mich selbst besser zu verstehen und Dinge ganz langsam - Schritt für Schritt - zu verändern und achtsamer zu werden."

Die kenne ich nicht. Magst du schreiben, wie bzw. wo sie dein Verständnis für dich fördern?
Ich überlege, ob ich nicht auch mal das eine oder andere Sachbuch zum Thema Depression lesen sollte. Schließlich leide ich bereits seit zig Jahren an einer. Das einzige, das ich bisher gelesen habe, ist 'Schattendasein - Das unverstandene Leiden Depression', das Buch zu diesem Forum also.

"Dein genanntes Buch ist ja ein Erfahrungsbericht, die Bücher von Josef Giger-Bütler sind eher Sachbücher zum Verständnis der Depression und auch zur Selbsthilfe."

Auch aus Erfahrungsberichten kann ich einiges lernen! Ein Forum bietet solche ja auch! Außerdem hat gerade das ganz oben genannte Buch mein Selbstbewusstsein gegenüber Psychiatern und Psychotherapeuten gefördert, was mir als Patient guttut!

Gruß

Veit
KaterBerti
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Re: Seelenfinsternis - Die Depression eines Psychiaters

Beitrag von KaterBerti »

Hallo Veit,
ich habe das Buch von Kuiper vor kurzem angefangen und bin jetzt auf Seite 50. Durch meine momentane geistige Einschränkung in der akuten Phase, fällt es mir ziemlich schwer, seinem Lebensweg zu folgen. Außerdem vermute ich, dass das Buch eigentlich schon etwas zu alt ist, denn in diesem Bereich geht ja heute alles ein wenig anders zu als vor noch ca. 30 Jahren. Aber mal sehen, wie es wird.

Als Sachbuch könnte ich Dir dieses empfehlen:
Depressionen überwinden: Niemals aufgeben!
von Günter Niklewski
ISBN-10: 3937880992
Sehr umfangreich und hoch aktuell. Es gibt als Einleitung sogar eine "Kurzform", die auch akute Patienten noch gut lesen können.
Berti
VP
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Re: Seelenfinsternis - Die Depression eines Psychiaters

Beitrag von VP »

Hallo Berti,

du hast geschrieben:
"... ich habe das Buch von Kuiper vor kurzem angefangen und bin jetzt auf Seite 50. Durch meine momentane geistige Einschränkung in der akuten Phase, fällt es mir ziemlich schwer, seinem Lebensweg zu folgen."

Er beschreibt ziemlich vieles aus seinem Leben. Zu der Zeit als ich es gelesen habe, war ich recht aufnahmefähig und habe dennoch nicht alles mitbekommen. Aber nicht selten bin auch ich geistig eingeschränkt und kann einem Buch, das ich gerade lese, nicht viel entnehmen. Manchmal liegt es aber auch daran, dass es das falsche Buch zur falschen Zeit ist. Lässt sich oft nicht genau sagen.

"Außerdem vermute ich, dass das Buch eigentlich schon etwas zu alt ist, denn in diesem Bereich geht ja heute alles ein wenig anders zu als vor noch ca. 30 Jahren."

Ja, was psychiatrische Einrichtungen und manche Behandlung anbelangt schon. Ich denke, die Krankheit Depression war vor 30 Jahren dennoch quasi diesselbe. Hinzukommend die Frage: Hat inzwischen mal wieder ein Fachmann von eigenen Erfahrungen als Patient geschrieben?

Danke für den Buchtipp!

Gruß

Veit
KaterBerti
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Re: Seelenfinsternis - Die Depression eines Psychiaters

Beitrag von KaterBerti »

So hab es jetzt durch. Ich stimme @Veits ersten Beitrag zu, wobei ich noch einige Ergänzungen machen würde.

Das Buch ist m.E. geeignet für:
erfahrene Depressive in der nicht akuten Phase
Angehörige
Menschen mit Psychosen (auch nicht Depressive) nach der akuten Phase

Es ist m.E. _nicht_ geeignet:
Für Ersterkrankte ohne Psychosen
Für akut Erkrankte

Dieses Buch muss! man _zu Ende_ lesen. Wer das nicht schafft, sollte erst gar nicht anfangen. Warum? Erst zum Ende finden sich grundlegende positive Anteile.

Der Autor geht sehr stark auf den psychotischen Aspekt seiner Depression ein. Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, blieb er lange unbehandelt bzw. erhielt die falschen Medis. Heute ist man da viel weiter und zum großen Teil wird es wahrscheinlich nicht mehr zu diesem Ausmaß, wie er es erlebte, kommen.

Mir persönlich fehlte an diesem Buch der fachliche Aspekt, obwohl dieser wahrscheinlich gar nicht mehr aktuell wäre. Er geht sehr wenig auf die inneren Zusammenhänge ein.

Der Autor ist insofern sehr previligiert, da er sehr erfolgreich und bekannt in seinem Beruf als Psychaiater war und viele Menschen um sich hatte, die ihn per se schätzten und zu ihm halten. Als Leser bekommt man dann schnell das Gefühl "Ja, wenn ich in dieser Position wäre, wäre auch vieles leichter, aber ich als kleiner Angestellter/Arbeiter, werde dann eher von meiner Firma mit einem Po-Tritt versehen, als dass es jemanden interessiert, wie es mir geht und ob ich wieder gesund werde." Ähnlich kann es Singles ergehen, wenn Sie lesen, dass es so wichtig war, wie sehr seine Frau zu ihm stand und wie konsequent sie ihn begleitet hat.

Also wie gesagt: lieber nicht wenn man akut ist.
Berti
VP
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Re: Seelenfinsternis - Die Depression eines Psychiaters

Beitrag von VP »

Hallo Berti,

du hast geschrieben:
"Dieses Buch muss! man _zu Ende_ lesen. Wer das nicht schafft, sollte erst gar nicht anfangen. Warum? Erst zum Ende finden sich grundlegende positive Anteile."

Es ist immer gut, ein gutes Buch zu Ende zu lesen. Zum Ende erklärt Kuiper sich die Ursachen seiner Depression, soweit er kann. Ich war verwundert, wie relativ wenig er sich erklären konnte. Wenig für mein Empfinden.

"Der Autor geht sehr stark auf den psychotischen Aspekt seiner Depression ein."

Er misstraute z. B. einem langjährigen Freund auf einmal.
Im Zusammenhang mit meiner Depression misstraue ich ähnlich manchmal Menschen, die mir eigentlich etwas Gutes wollen, mich mögen. Mein Verhalten bewegt dann den anderen, Abstand von mir zu nehmen und ich sehe mich in meiner fälschlichen Vorstellung 'Er/sie mag mich nicht' bestätigt.

"Mir persönlich fehlte an diesem Buch der fachliche Aspekt, obwohl dieser wahrscheinlich gar nicht mehr aktuell wäre."

Kuiper schreibt gen Ende des Buches, er sei in seiner Depression zu keiner Diagnose, zu keiner objektiven, fachlichen Sicht fähig gewesen, weder bei sich noch bei seinen Mitpatienten.

"Er geht sehr wenig auf die inneren Zusammenhänge ein."

In der Tat geht er wenig auf die inneren Zusammenhänge seiner Krankheit ein. Gleichwohl spricht aus seinen Worten ein Mensch, der sich dessen, was er tut, meistens sehr bewusst ist. Ich vermute, er hat die Ursachen seiner Depression weitgehend in äußeren Faktoren gesehen, in seinem Lebenslauf etc., kaum in seinem Innern.

"Der Autor ist insofern sehr previligiert, da er sehr erfolgreich und bekannt in seinem Beruf als Psychaiater war und viele Menschen um sich hatte, die ihn per se schätzten und zu ihm halten. Als Leser bekommt man dann schnell das Gefühl "Ja, wenn ich in dieser Position wäre, wäre auch vieles leichter,"

Mag sein, dass dann manches leichter wäre. So hart es manchmal ist, ich muss aber von demjenigen ausgehen, der ich bin. Und, nicht die Verantwortung eines Psychiaters zu haben, ist ja immerhin auch etwas.

"aber ich als kleiner Angestellter/Arbeiter, werde dann eher von meiner Firma mit einem Po-Tritt versehen, als dass es jemanden interessiert, wie es mir geht und ob ich wieder gesund werde."

Ist das nicht von Firma zu Firma, von Kollege zu Kollege unterschiedlich? Laut Statistiken haben viele Menschen direkt oder indirekt mit Depressionen zu tun. Vielleicht trifft man sogar mal auf einen Chef, Kollegen, der es selber kennt?!

"Ähnlich kann es Singles ergehen, wenn Sie lesen, dass es so wichtig war, wie sehr seine Frau zu ihm stand und wie konsequent sie ihn begleitet hat."

Ja, so geht es mir Alleinstehenden fast jedes Mal, wenn ich ein Buch lese, in dem zufriedene oder sogar ziemlich glückliche Paare vorkommen. Jedoch bin ich irgendwo auch gerne Einzelgänger, wobei es mal wieder Zeit für eine Frau sein könnte.

Veit
KaterBerti
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Re: Seelenfinsternis - Die Depression eines Psychiaters

Beitrag von KaterBerti »

Lieber Veit,

ganz lieben Dank für die super Ergänzungen. Da merk ich doch wieder, dass mein grauen Zellen noch nicht so vollständig funktionieren wie sie sollten.

Und Dir viel Glück bei der Suche nach einer "treuen Begleiterin". So einfühlsam und weise, wie Deine Beiträge hier erscheinen (weniger ist manchmal mehr), wird das bestimmt bald klappen.
Berti
VP
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Re: Seelenfinsternis - Die Depression eines Psychiaters

Beitrag von VP »

Hallo Berti ,

ich zitiere dich:
"Da merk ich doch wieder, dass mein grauen Zellen noch nicht so vollständig funktionieren wie sie sollten."

Ich habe zwar ein gutes Gedächtnis, ärgere mich dennoch manchmal darüber, wie viel ich vergesse. Das bleibt auch bei mir nicht aus. Ich muss gestehen, ich hätte Seelenfinsternis nicht so für meine Begriffe schnell lesen können wie du, Berti. Ich bin ein langsamer Leser.

"Und Dir viel Glück bei der Suche nach einer 'treuen Begleiterin'. So einfühlsam und weise, wie Deine Beiträge hier erscheinen (weniger ist manchmal mehr), wird das bestimmt bald klappen."

Vielen Dank! Zu dem Weise erwähne ich, was jemand aus einem anderen Forum mir mal geschrieben hat: "Nicht weise sein! Es drauf ankommen lassen!"
Das versuche ich so oft wie möglich zu beherzigen, besonders wenn es um Frauen geht.

Veit
KaterBerti
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Re: Seelenfinsternis - Die Depression eines Psychiaters

Beitrag von KaterBerti »

Huhu Veit,
ach, ich les ja gar nicht schnell. Ich kann mich nur momentan kaum zu was anderem aufraffen, als lesen und schreiben. Das hält die grauen Zellen in Schwung und lässt mich meine Erschöpfung nicht so spüren. Besser als verdummendes TV auf jeden Fall (auch da bin ich schon wochenlang versackt, weil gar nix mehr ging, und ich fands einfach furchtbar).

Ob der im anderen Forum Recht hatte? Ich bin der Meinung: sei wie Du bist, das steht Dir wahrscheinlich am besten
Berti
mausi12343
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Re: Seelenfinsternis - Die Depression eines Psychiaters

Beitrag von mausi12343 »

Mir hat kuiper ein Stück weit das Leben gerettet. Ich dachte, nur ich sei in meiner schwersten Zeit die Einzige, die neben abgrundtiefer Verzweiflung so viel Wut und Hass erfüllt war.so kannte ich mich nicht. Ich hab damals im Netz gesucht, ob es außer mir noch jemanden gibt, der seine Gefühle nicht steuern kann.da hat mir das Buch sehr geholfen.ich habe mich verändert aber diese 3 Hauptsymptome konnte ich Gott sei Dank mit passenden Medikamenten und der weltbesten Therapeutin in den Griff bekommen
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