Zwei Kinder und ein depressiver Mann

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matschita
Beiträge: 3
Registriert: 16. Nov 2009, 22:41

Zwei Kinder und ein depressiver Mann

Beitrag von matschita »

Ich bin hilflos und ratlos. Mein Mann ist depressiv und seit 5 Monaten nimmt er Tabletten die Ihm zu beginn geholfen haben. Nun glaubt er diese Ende Februar absetztene zu können , da er sonst abhängig wird! Er ist sich leider noch nicht im klaren, dass er krank ist sondern denkt er ist im falschen Job. Leider muss ich sagen, dass mir jetzt im nachhinein bewusst wird, dass mein Mann schon immer ein Problem hatte. Nachdem ich Ihn im August dazu gedrängt hatt endlich Hilfe zu suchen, ging er dann auch. Er konnte einfach nicht mehr und war wirklich diesmal kurz davor sich etwas anzutun. Diesen Satz kannte ich schon von den Jahren davor und wusste diesmal es ist Ernst! Dort wurde er über mehrer Sitzungen zum Autogenen training geführt was im auch half, aber das kann es doch nicht gewesen sein. Er ist wieder fast soweit das er keine Lust mehr hat...er glaubt sein Leben gelebt zu haben und sieht die Schönheit unserer kleinen Familie nicht(zwei Söhne 3,4). Ich bin so hilflos, denn ich liebe Ihn, aber sein Verhalten wird natürlich langsam auch den Kinderen deutlicher und die möchte um alles in der Welt schützen diese Traurigkeit von Ihm zu übernehmen!
Da in der 4 wöchigen Therapie(2x die Woche, 45min.) weder ich nach meiner Einschätzung noch jemals danach vom Arzt ein weiteres Gespräch gefordert wurde, denke ich wir
evt. falsch dort! Ich weis es nicht. Klar ist mir geworden, dass es nicht mehr weiter geht, denn er ist nicht fähig noch etwas zu entscheiden. Mit wem soll ich darüber sprechen ich habe Angst das sich unsere Freunde abwenden, denn diese wissen noch nichts. Meine Schwester kann damit garnicht umgehen und hat sich zurückgezogen(was ich meiner Schwester nicht übel nehme). Ich habe eine Freundin die mir zuhört und Mut zuspricht! Im Moment ist es wieder ganz schlimm. Wer kann mir bitte einen Rat geben, wie ich mich Verhalten soll.
sunshine45
Beiträge: 685
Registriert: 16. Sep 2008, 14:26

Re: Zwei Kinder und ein depressiver Mann

Beitrag von sunshine45 »

Liebe MBS,
zunächst einmal herzlich Willkommen hier. Du hast schon den ersten Schritt gemacht zu dem ich Dir raten würde, nämlich darüber zu sprechen.
Das machst Du hier im Forum und das tut zunächst schon einmal gut. Der Druck dem wir Angehörigen ausgesetzt sind, ist enorm hoch und steigt manchmal ins unermessliche. Es ist auch immer unklar wie lange wir uns in so einer Situation befinden werden, wenn wir nicht selbst irgendwann zu dem Schluss kommen müssen, selbst die Reißleine zu ziehen.

Ich würde Dir raten im Freundeskreis darüber zu sprechen. Es wird Freunde geben, die dafür Verständnis haben und es gibt Freunde, die überhaupt nicht damit umgehen können. Aber sei Dir sicher, es gibt Menschen, die Dir beistehen werden und Eure Situation verstehen.
Freunde oder Familie braucht man auch als Angehörige in dieser Situation sehr, denn sie können helfen zu entlasten. Mal die Kinder übernehmen und sie sind dann mal ein paar Stunden in einer unbeschwerten Umgebung, können vielleicht auch mal einen Übernachtungsbesuch machen.
Du mußt auch unbedingt Auszeiten für Dich AUßERHALB der eigenen 4 Wände haben um Luft holen zu können.
Je länger die Depression Deines Mannes dauert, desto wichtiger wird es Dich werden.
Sagt Dein Mann denn auch ganz klar von sich, dass er depressiv ist? Und wie bewertet er seine Therapie? Hilft es ihm oder ist es in seinen Augen sinnlos? Gibt es durch die Therapie neue Erkenntnisse für ihn?
Gibt es eine genaue Diagnose von einem Arzt bzgl. seiner Depression?
Liebe Grüße
von der Koboldin
Love it, leave it or change it!
karlkraus
Beiträge: 86
Registriert: 12. Nov 2009, 18:48

Re: Zwei Kinder und ein depressiver Mann

Beitrag von karlkraus »

Hallo, MBS,

die Auffassung Deines Mannes, er sei "im falschen Job", würde ich ernst nehmen. Falscher Beruf heißt doch, er ist entweder über- oder unterfordert. Das ist eine große Belastung. Und wenn er doch den richtigen Beruf haben sollte, kann's am Arbeitsplatz liegen (Kollegen, Vorgesetzter, "Kunden").
Das ist schwierig herauszufinden; ich habe es bei mir erst bemerkt, als es zu spät war.
Gruß



Tucho
Babi
Beiträge: 1972
Registriert: 23. Jul 2009, 17:07

Re: Zwei Kinder und ein depressiver Mann

Beitrag von Babi »

HI MBS,
vielleicht ist dein Mann wirklich im falschen Job. Ich fühle deine Hilflosigkeit ganz doll.
Ich denke, daß dein Mann sich in seinem Job nicht wohlfühlt und das schon ganz richtig erkannt hat.
Er ist über- oder unterfordert, wie hier schon mal gesagt wurde.
Es ist erst einmal wichtig, daß dein Mann zur Ruhe kommt, vielleicht sollte er eine Kur machen, das könnte ihm helfen.
Sprech doch mal mit ihm darüber, wie er das sieht.
Die Tabletten sollte er auf keinen Fall absetzen, ohne mit seinem Doc darüber zu reden, das kann nach hinten los gehen.
Ich finde, wenn er jetzt nicht handelt, dann kommt er vielleicht in ein Burn Out und dann wird es noch schwieriger.
Ich drück dich mal!
Und wünsch dir viel Kraft! Babi
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
matschita
Beiträge: 3
Registriert: 16. Nov 2009, 22:41

Re: Zwei Kinder und ein depressiver Mann

Beitrag von matschita »

Vielen Dank für Eure gedanken,
bei der ersten Antwort schossen mir gleich die Tränen in die Augen. Mein Mann kam gestern wieder gegen Mittag nach Hause, da es Ihm schlecht geht! Ich habe Ihn heute zum Arzt geschickt um zumindest einen Krankenschein zu haben. Mit den Kindern und meiner Arbeit 70% Stelle kann ich leider nicht direkt Antworten.
Ja, falscher Job das weis er, er hat jedoch schon den Antrieb verloren sich wirklich daran zu setzen und einen neuen zu finden. Kleine Versuche mit Absagen und andere die für uns nicht gepasst haben. Auch habe ich Ihm gesagt er soll nicht einen so Anspruchsvollen Job suchen der Ihn gleich wieder so unter Druck setzt. Weniger ist manchmal mehr. Er hört mir zu und denkt über das nach was ich sage und dann ist wieder alles weg!
Einige Beitäge die ich gelesen habe spiegeln genau mein Empfinden und das Verhalten meines Mannes. Es macht mich so traurig. Ich bin eine Kämpferin und habe es noch nicht ganz verstanden warum man in ein solches Loch fällt und ob man(n) wieder daraus kommt. Da mein Mann der Hauptverdiener ist habe ich große Existenzängste um uns, denn ich weis nicht was passiert wenn er weiterhin so oft Krank ist. Wenn er denn die Zeit hat zu sich zu kommen beschäftigt er sich nur mit seinen Hobbies und denkt nur an sich, so wie es Ihm seine Therapeutin gesagt hat! Toll aber sobald er wieder bei der Arbeit war fängt alles von vorne an. Seit Jahren...
Manchmal denke ich an trennung und dann sehe ich Ihn und weis genau wie sehr ich Ihn liebe und wie toll er ist. Das sage ich Ihm auch, aber nach einpaar Stunden ist alles wieder beim Alten.
Danke für Eure Antworten es ist schön das Ihr zuhört.
Helvetia
Beiträge: 20
Registriert: 2. Nov 2009, 17:11

Re: Zwei Kinder und ein depressiver Mann

Beitrag von Helvetia »

Liebe MBS
Deine Verzweiflung kann ich sehr gut nachvollziehen. Mit meinem Mann kämpfe ich seit über 20 Jahren mit den Depressionen. Unsere Tochter war ca. 5 Jahre alt, als die Symptome stärker wurden und aus der Überlastung eine Depressionsphase entstand. Heute ist unsere Tochter Mitte 20 und ich kann mit ihr sehr gut auch über Ihre Eindrücke von damals sprechen. Als ich in der ersten Zeit sehr viel geweint habe, dachte sie, wir hätten Streit; als er seinen ersten Klinikaufenthalt hatte, war sie 7/8 und dachte, er ist einfach krank-basta, ohne Wertung. Das Bewusstsein hat erst beim zweiten starken Schub, als sie schon ca. 15 war, eingesetzt. Mach Dir also um Deine Kinder nicht zuviele Gedanken, sorg für Abwechslung und versuche Diskussionen mit Deinem Mann nicht vor den Kindern auszutragen, sollten sie etwas aggressiver und lauter werden.
Mir werfe ich Heute vor, dass ich nicht bestimmter in den Entscheidungen war. Mein Mann war damals in höherer Kaderposition und ich hätte trotz unserer Existenzieller Ängste (qaren damals völlig irreal, aber anscheinend eine depressive Erscheinung) auf einen Klinikaufenthalt bestehen sollen. Vielleicht wäre dann vieles anders gekommen. Er ist eventuell schon in einer Phase, in der er nicht mehr rationell denken und entscheiden kann. Tu es Du in diesem Fall für ihn/euch. Medikamente sind nur ein Krückstock und das es mit unkontrolliertem Absetzen schief läuft, haben wohl viele in diesem Forum hinter sich. AUF KEINEN FALL!!! Sprecht mal mit dem Arzt über einen Wechsel, etwas was den Antrieb verstärkt. Habt Ihr Euch schon mal überlegt, zu dem Therapeuten einen Coach zu zuziehen? Dieser könnte auch bez. Berufsänderung weiterhelfen. Kannst Du Dir vorstellen, dass Dein Mann mal für einige Zeit einen Teilzeitjob annimmt und Du 100% arbeitest. Wäre es für Dich möglich, Dich beruflich weiterzubilden, um Euer Einkommen zu sichern?
Im übrigen kann ich Kobold nur zustimmen, sie hat alles auf den Punkt gebracht. Ganz wichtig: such Dir Ansprechpartner, die Dich verstehen. Sei offen und Du wirst staunen, wieviele dasselbe Problem haben; man weiss es einfach nicht!
Depressionen sind Phasen - sie kommen, aber gehen auch wieder!
Du bist stark und schaffst es, wieder glücklich zu sein! Alles Liebe von Helvetia
Babi
Beiträge: 1972
Registriert: 23. Jul 2009, 17:07

Re: Zwei Kinder und ein depressiver Mann

Beitrag von Babi »

Hey MBS,
ich kenne das Problem deines Mannes auch, denn ich habe es selber.
Ich bin auch immer nach dem Streß in der Arbiet so drauf wie dein Mann, mit mir ist erst mal so 2 Stunden nicht viel anzufangen, aber ich mag meine Arbeit und trotzdem ist sie mir oft zu viel und ich habe keine Kraft mehr.
Es kann also gut sein, daß dein Mann den Stress an sich auf der Arbeit nicht verkraftet, daß ihm im Moment alles auf der Arbeit zu viel ist.
Sprich doch einfach mal darüber, ob er nicht mal eine Kur machen will, ich denke, eine Auszeit würde ihm sicher helfen.
Gruß Babi
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
penichette
Beiträge: 19
Registriert: 22. Nov 2009, 18:38

Re: Zwei Kinder und ein depressiver Mann

Beitrag von penichette »

Hallo MBS,
gratuliere, dass Du den Mut gefunden hat, Dich hier zu melden, Deinen Kummer aufzuschreiben und Hilfe aktiv suchst. Wie ich inzwischen selbst erfahren habe, ist es ein Schritt in die richtige Richtung.

Ich schreibe Dir, weil ich auch 2 Kinder habe und nicht in der Lage bin, das Familieneinkommen sicher zu stellen, weil ich nur einen 400-Euro-Job habe. Wir sind sozusagen aufeinander angewiesen, ich bin auch nicht bereit, den Kindern den Vater zu nehmen, indem ich flüchte. Ich weiß, wie sehr Kinder leiden, wenn die Familie auseinanderbricht (mein Mann hat aus erster Ehe 2 Töchter).
Also muss man zusehen, dass man irgendwie da hindurch kommt, ohne selbst daran zugrunde zu gehen.

Ich kann Dir nur den Rat geben, sehr viel zu lesen in diesem Forum. Irgendwie gleichen sich einige Schicksale in verschiedenen Punkten oder Details und man kann für sich selbst vieles lernen.

Es hängt auch die eigene Leidensfähigkeit davon ab, wieviel man erträgt. Scheu Dich nicht zusagen, dass Du bis dahin gehst und nicht weiter. Deine Verantwortung Dir selbst gegenüber und damit auch Deinen Kindern ist mindestens genauso wichtig, wie das Verantwortungsgefühl Deinem Partner gegen über!

Ich habe hier wieder Kraft geholt - bei dieser Gelegenheit vielen Dank an die guten Geister, die meine Tränen zwar nicht sehen konnten, die Verzweiflung jedoch ernst genommen haben, es tat gut, zu lesen, dass Ihr bei mir seid -

Bei mir ist der Zustand des Ehemannes unverändert, nur Tabletten schluckend, nicht therapiewillig. Auch seine Tochter kommt da nicht an ihn heran.
Ich nehme mir meine Freiheit und gehe mit einen Freundinnen aus, provoziere auch mal, wenn an 2 aufeinanderfolgenden Wochen Abendtermine für mich anstehen. Ich versuche, mein berufliches Engagement auszubauen, was auch schon wieder auf Widerstand stößt, aber egal, es ist für mich UND zum Wohle der Familie.

Lass Dich also nicht entmutigen und finde Deinen Weg, es dauert zwar etwas, aber Du hast den Anfang geschafft!

Lieben Gruß und die Kraft der anwesenden Angehörigen wünscht Dir

heiser
matschita
Beiträge: 3
Registriert: 16. Nov 2009, 22:41

Re: Zwei Kinder und ein depressiver Mann

Beitrag von matschita »

Hallo, liebe heiser zuerst einmal Dir und den anderen vielen Dank für die Gedanken und Worte. Ich bin gerade wieder sehr verzweifelt und frage mich ob ich die Kraft haben werde das alles zu ertragen. Mein Mann ist wieder ganz unten und die Welt ist schlecht. Ich fühle mich so allein und weis einfach nicht ob ich die Kraft haben werde das alles zu schaffen. Die Menschen(ich+sein Chef) sind alles für Ihn schuld es es gibt mal wieder nur stress! Ja, bis Mitte der Woche war er auf einem Hoch und seit gestern ist er wieder im Loch. Ich bin in der Glücklichen Situation einen guten Job zu haben, aber durch die Kinder bin ich natürlich auch mal Krank(wie jetzt, den unser kleiner hat schon die zweite Woche eine Mandel entzündung und ich bin schon den vierten Arbeitstag über Ihn krankgeschrieben) Das macht auch mir enormen Druck den meine Arbeit bleibt liegen.
Diese Emotionalen Ausbrüche sein zurückziehen und nicht mehr an unserem Leben teilhaben und sein Verhalten den Kindern gegenüber frustrieren und belasten mich, denn es kostet unendlich viel Kraft. Da ich mittlerweile weis das wir durchaus auch schöne Zeiten haben versuche ich positiv zu bleiben, aber ich weis wirklich nicht ob ich das schaffe. Wir haben Jungs. Die bemerken das doch und ich habe Angst das die sich sein Verhalten abgucken und auch so werden können. Es gibt keine Großeltern die helfen könnten, nur noch eine Oma. Die ist weit weg, aber mit Ihr kann ich nicht reden, denn ich bin fast sicher, das sie erst diese Sicht aufs Leben bei meinem Mann forciert hat.
Wie leidensfähig muss Frau sein um das alles auf Jahre zu ertragen. Ich wünschte manchmal ich könnte meinen Mann wachrüttel, leider geht das nicht das weis ich heute auch. Liebe Grüße, MBS
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