als Angehörige bitte ich um Hilfe

penichette
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als Angehörige bitte ich um Hilfe

Beitrag von penichette »

Wieder ein Tag, an dem ich nicht mehr weiß, wie ich das noch tragen kann.
Seit ca. 3 Jahren dreht sich alles nur noch um diese Krankheit. Ich bin Mutter, Ehefrau, Sekretärin, Haushälterin, Minijobberin, Seelenklemptnerin. Kann nicht mehr richtig schlafen und habe keinen Appetit mehr. Es kostet mich unendlich Kraft, unsere Kinder, den Haushalt zu versorgen und das gelingt mir auch nur minimal. Mein Ehemann ist depressiv und wieder in einer akuten Phase, weil ihm zum 3. Mal innerhalb 5 Jahren gekündigt wurde. Vor einem Jahr war er bereits in Behandlung mit Antidepressiva. Eine Reha (6Wochen) folgte, danach war angeblich alles wieder in Ordnung - er hatte ja wieder eine Arbeitsstelle.
Jetzt wurde wieder gekündigt.
Der Psychologe, bei dem er jetzt wieder in Behandlung ist (Termin einmal im Monat + Tabletten), würde sofort eine Einweisung ins Krankenhaus veranlassen, passt aber meinem Mann jetzt gerade garnicht, vielleicht Ende Februar.

Was kann ich tun?

Ich habe Angst, dass ich nicht mehr weiter gehen kann, bin verzweifelt. Manchmal geht es ja wieder, aber wenn das Rauschen im Kopf wieder da ist und es pfeift in den Ohren, bin ich ziemlich hilflos und das ist nicht gut für unsere Familie.
Babi
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Re: als Angehörige bitte ich um Hilfe

Beitrag von Babi »

Hi heiser,
oh je, das hört sich gar nicht gut an.
Du mußt ganz dringend was für dich tun, das ist ganz wichtig, hörst du.
Ich verstehe deine Verzweiflung sehr gut.
Da dein Mann ja Antidepressiva nimmt und zur Therapie geht, sorgt er ganz gut für sich selbst, hört sich an, als ob er da vernünftig mit der Krankheit umgeht, er hat ja auch schon quasi Erfahrung, weiß, wie er mit sich und der Krankheit umgehen muß, wenn er einen Schub hat.
Es ist jetzt ganz wichtig - auch für deinen Mann - daß du jetzt für dich was tust, denn es belastet ihn zusätzlich, wenn er merkt, daß es dir auch nicht gutgeht und glaube mir, das merkt er bestimmt.
Vielleicht kannst du dir ja mal eine entspannende Massage machen lassen oder was anderes tun, was dir gut tut, davon profitiert auch dein Mann, glaub mir. Zeige ihm, daß er sich keine Sorgen um dich machen braucht und sich voll auf sich konzentrieren kann, damit es ihm bald wieder besser geht, damit hilfst du ihm am meisten.
Wenn ich deine Worte lese, spüre ich jedenfalls deutlich, daß du dringend mal Zeit für dich und Entspannung brauchst.
Ich drück dich mal!
Babi
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penichette
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Re: als Angehörige bitte ich um Hilfe

Beitrag von penichette »

Ist nicht so einfach, wenn Kinder und Hund ohne Oma/Opa-Unterstützung auf einen warten mit eigenen Sorgen und Nöten.
Hinzu kommen finanzielle Sorgen aufgrund der Situation.
Seit der Depressionen bewegen wir uns um den Kranken herum. Wieviel die Kinder (7 und 11) davon mitkriegen, ist unterschiedlich, manchmal fragen sie und manchmal ist es eben so.
Babi
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Re: als Angehörige bitte ich um Hilfe

Beitrag von Babi »

Ja, das verstehe ich, daß es nicht einfach ist, ich kenne das, bin ja auch alleinerziehend und mein Sohn braucht mich oft.
Aber weißt du, es bringt niemand was, wenn du irgendwann vor Erschöpfung zusammenklappst oder so. Ich habe das schon mal bei jemand mitbekommen und da fällt man länger aus, wie wenn man immer mal wieder was für sich zwischendurch tut, glaube mir.
Lieber jetzt immer wieder ne Kleinigkeit für sich tun, wie z.B. mal spazierengehen an der frischen Luft, da reichen oft schon 15 Minuten.
Ich wünsch dir alles Gute! Babi
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sunshine45
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Re: als Angehörige bitte ich um Hilfe

Beitrag von sunshine45 »

Liebe Heiser,
bei Dir brennt es an allen Ecken und Kanten und Du weißt nicht mehr wie Du aus der Tretmühle rauskommst.
Das kenne ich selbst und kann verstehen wie es Dir geht.

Gibt es Freunde mit denen Du offen reden kannst und die Dich eventuell etwas entlasten könnten?
Nimm bitte Deinem Mann nicht alles ab, Du entmündigst ihn dadurch und machst ihn noch kleiner und Du selbst brichst dann bald zusammen.
Kannst Du Euren Kindern eventuell auch kleinere Aufgaben übertragen, damit Du entlastet bist?

In so einer Situation, wie Du sie schilderst gerät man oft in eine Art Wahn und arbeitet und arbeitet und findet den Schalter nicht mehr um alles abzustellen.

Überlege bitte vor jedem Tun, ob das jetzt wirklich nötig ist und versuche so oft wie möglich Dir auch mal eine Stunde Zeit für Dich zu nehmen. Meist ist es sogar am besten wenn man dann die Räumlichkeiten mal verläßt.

Bestimmt gibt es in Eurer Gegend auch einen sozial-psychiatrischen Dienst. Versuch doch mal dort einen Gesprächstermin zu bekommen. Es gibt bestimmt noch einige Hilfsangebote für Dich.

Und schreibe hier bei uns, denn es hilft immer sehr, wenn man mit Menschen sprechen kann, die in ähnlichen Situationen sind.

Liebe Grüße
von der Koboldin
Love it, leave it or change it!
penichette
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Re: als Angehörige bitte ich um Hilfe

Beitrag von penichette »

Danke für euer Verständnis. es tut gut. Ich bin nicht der Typ, der sein Herz auf der Zunge trägt und muß erstmal mit meinen Gedanken selbst klarkommen, bevor ich sie äußern kann.
Ich will ihm nicht alles abnehmen, aber muß vieles übernehmen, sonst haben wir keine Chance. Vor 2 Jahren, als er schon mal so weit war, habe ich auch Gespräche mit Anwalt gegen den damaligen Arbeitgeber, die Krankenkasse, wegen des erstmal abgelehnten Rehaantrages erfolgreich übernommen. Das hat mich auch wachsen lassen, gewiss. Aber auch Kraft gekostet. Ich war aber auch froh, dass er seine neue Aufgabe mutig angefangen hat. Warum er eine weitere psychologische Begleitung nach der Reha verweigert hat, weiß ich nicht. Heute bin ich mir sicher, es wäre besser gewesen. Er sieht es nicht so. Damit das klar ist, ich mache ihm keine Vorwürfe! Ich frage nur ganz vorsichtig und gebe mich mit einer Antwort zufrieden.
Babi
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Re: als Angehörige bitte ich um Hilfe

Beitrag von Babi »

Ich bin mir sicher, daß du ihm keine Vorwürfe machst. Du bist eine sehr starke Frau, jedenfalls kommst du so rüber.
Ich finde das toll, wie du versucht, ihm zu helfen und alles mitzutragen, aber denke auch an dich und übernimm dich nicht.
Du wirst immer wieder Erholungspausen brauchen.
Lieber Grúß Babi
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Marionka
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Re: als Angehörige bitte ich um Hilfe

Beitrag von Marionka »

Guten Morgen ihr Lieben, gestern hatte ich einenganz furchtbaren Tag! Wie ja schon an anderer Stelle geschrieben, lehnt mein LG jeglichen Kontakt, sogar per Telefon oder Mail ab. Komme jeden Abend auf dem Nachhauseweg an seinem Büro vorbei. Da sehe ich dann wenigstens noch, dass er "am Leben ist". Er arbeitet täglich bis 20, 21 Uhr. Gestern kam ich an seinem Büro vorbei und er war nicht mehr da - um halb sechs! Da hat es mir den Schalter irgendwie rausgehauen! Ich muß dazu sagen, dass er mich vor 2 1/2 Jahren in so einer Phase betrogen hatte. Plötzlich kam das alles wieder hoch! Da habe ich ihn angerufen und was macht er? Er hat mich weggedrückt! War dann auch ewig das Handy aus. Habe ihm eine SMS geschrieben und gefragt, warum er mich wegdrückt. "Besprechung" kam dann zurück. Ich schrieb, dass er mich doch bitte dringend anrufen solle. Hat er nicht gemacht. Dann bin ich in mein Auto und bin alle Stellen angefahren an denen ich ihn vermutete und hab immer wieder angerufen. Hat nicht reagiert. Das ging 3 Std. so. Endlich hat er angerufen und war natürlich stinksauer. Was ich denn will und ich soll ihm seine Ruhe lassen und er würde mich anrufen wenn er zuhause ist. Auf der Besprechung war er tatsächlich. Auf den Anruf warte ich bis heute.
Weiß nicht, was gestern mit mir los war, ist einfach alles zuviel. Hab mich sonst so gut im Griff und möchte wirklich keinen Druck ausüben, aber ich bin auch nur ein Mensch. Habe zur Zeit auch im familiären Bereich so unglaublich viel Stress wo er mir seine Hilfe ja vor vier Wochen ja noch zugesagt hatte und jetzt stehe ich wieder alleine da.
Ich bin heute fix und fertig denn die Nacht war auch entsprechend schlecht.
LG sendet euch Marion
Himmel2
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Re: als Angehörige bitte ich um Hilfe

Beitrag von Himmel2 »

Hallo Marionka

Hast Du Freunde? Wie sieht Dein soz. Netz aus? Kannst Du auch mal tanzen gehen oder andere Dinge unternehmen.
Kann Dich gut verstehen,daß Du nach so einer Erfahrung eifersüchtig reagiert hast!Die Wunden stecken bestimmt noch tief u. durch sein depressionsbedingtes Verhalten,reißen diese wieder auf und man kann das Vergangene nicht so richtig ruhen lassen.
Ich an Deiner Stelle würde ihn in Ruhe lassen und ihn irgendwann in ca.3 Wochen wieder mal anrufen.
In dieser Zeit, konzentriere Dich nur auf Dich selbst.
Gehe tanzen u. flierte ruhig auch mal,mache Dinge die Dir gut tun.Wenn er sich selber meldet,merkt er wenigstens das Du ihm doch fehlst.Manche müssen erst damit konfrontiert werden, um zu spüren was ihnen fehlt.Führe Dein Leben für Dich weiter.Falls er wieder fremd gehen sollte,muß Du überlegen ob Du diese Beziehung noch willst.Mach Dich nicht abhängig von seinem depressiven Verhalten .

Laß Dich mal lieb drücken ! Heide!
penichette
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Re: als Angehörige bitte ich um Hilfe

Beitrag von penichette »

Liebe Heide 2, sich nicht vom depressiven Verhalten abhängig zu machen, heißt doch letztendlich, sich emotional von seinem Partner zu entfernen. Will man denn das?

Auszugehen, vielleicht Flirten und es sich gut gehen zu lassen kommt mir wie Verrat vor, wenn man weiß, dass der Partner zu Hause auf dem Sofa sitzt und vielleicht seine Phantasie anfängt zu galoppieren. Es muß ihn ja dann noch mehr deprimieren, wenn er sich ausmalt, dass die Partnerin ohne ihn mehr Spass hat.
Sorry, aber ich traue mich das nicht.
Biho
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Re: als Angehörige bitte ich um Hilfe

Beitrag von Biho »

Liebe Heiser,
habe mich mit genau dem selben Problem herumgequält wie du. Bin immer zu Hause geblieben wegen meines Mannes, damit er sich nicht noch schlechter fühlte, wenn ich mal weg war. Was ich trotzdem hin und wieder tat. Als ich dann nur noch zu Hause blieb meines Mannes wegen, hat er glaube ich festgestellt, dass er sich genau so einsam und beschissen fühlt, als wie wenn ich weg bin.

Ich habe in der Lebensberatung lernen müssen, mein Leben zu führen, meine Gedanken nicht immer um meinen Mann und seine Krankheit kreisen zu lassen und im Jetzt und Heute und was will ICH überhaupt, leben zu lernen.

Ist schwer, aber ich freue mich über jede Stunde, in der es mir gelingt. Es ist auch für deinen Partner wichtig zu sehen, dass du dein Leben lebst und es nicht für ihn und dadurch für dich selbst aufgibst!

Ich kann dein "das traue" ich mich nicht wirklich sehr gut verstehen!
Trotzdem möchte ich dich ermutigen es trotzdem einmal zu versuchen.

Ich wünsche dir viel Kraft und Mut dazu!!
VG Loewin
Himmel2
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Re: als Angehörige bitte ich um Hilfe

Beitrag von Himmel2 »

Liebe Heiser

Ich kann Dich verstehen,daß Dich dies vielleicht nachdenklich macht.Irgendwie klingt mein Verhalten egoistisch,ist es aber nicht.Flierten u. mal Tanzen gehen,mache ich um positive Energie für mich zu tanken.Flierten heißt nicht fremdgehen,sondern auch mal ein Lächeln zu erwiedern u. sich dabei wohlfühlen.Steigert enorm das Selbstwertgefühl.Das ich Tanzen gehe mache ich natürlich nicht heimlich.Ich habe meinen Mann gesagt,das dies sehr wichtig für mich ist.Er selber kann ja mitgehen.Vor der Depression ist er öfters mitgegangen.Wärend der Depression nicht mehr.Ich konnte mich entscheiden,nichts mehr zu unternehmen u. wie er die Wände anzustarren,mich abhängig von seiner Depression zu machen bis ich selber nur noch gefrustet bin u. negativ denke.Oder mein Leben mit positiven Dingen auszufüllen, um der Mensch zu bleiben der ich bin.Wenn man für alles alleine die Verantwortung trägt,Kinder,Arbeit, Haushalt u.s.w..,werde ich mir auch mein Recht erkämpfen um fröhlich zu sein.Mein Mann muß nicht alleine auf dem Sofa sitzen bleiben,er kann diese Dinge mit mir teilen,wenn er aber es nicht möchte,weil es ihm schlecht geht,akzeptiere ich es u.nörgele nicht noch herum.Ich selber habe auch gemerkt,wenn ich mehr unternehme u. ihn nicht zwinge,daß dies auch ein Ansporn für mein Mann ist.Wenn ein depressiver Mensch merkt wie es einen selber dabei schlecht geht,steigt bei ihm der Druck u. er zieht sich zurück. Also nur Mut! Sage ihm ruhig , daß gewisse Unternehmungen wichtig für Dich sind.Wenn ich heute noch warten würde ob er mit Tanzen geht,wären dies schon bald 5 Jahre.Durch mein Fastsingeldasein bin ich selbständiger geworden.Es gibt auch viele andere Unternehmungen.Mutter-Kind-Sauna,Besuche von Weihnachtsmärkten u.s.w..Vielleicht hast Du eine Freundin die mit Dir was unternimmt,da hat man am Anfang nicht das Gefühl so alleine zu sein.


Liebe Grüße! Heide !
penichette
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Re: als Angehörige bitte ich um Hilfe

Beitrag von penichette »

Hallo, vielen Dank für Eure Beiträge. Ich verstehe Eure Gedanken und finde es gut, dass ihr einen Weg gefunden habt, Euch abzugrenzen. So weit bin ich noch nicht und habe manchmal das Gefühl, selbst depressiv zu werden,wenn ich mal wieder die Wäsche liegen lasse, Freunde nicht anrufen mag und nachts nur wenige Stunden schlafen kann.

Mein Mann war schon immer sehr kritisch, wenn ich ausgehen wollte mit meinen "Mädels". Er glaubt mir nicht, dass wir bis um 3 Uhr morgens in einer Kneipe sitzen können und uns über alles Mögliche unterhalten, dabei Spass satt haben und andere Männer keine Rolle spielen. Ich habe mich manchmal darüber hinweg gesetzt, wusste aber, dass es wieder Streit geben wird. Kein schönes Gefühl für einen unbeschwerten Abend.
Ich weiß ja warum dies so ist. Er war bereits einmal verheiratet und kann heute noch nicht vernünftig oder einigermaßen emotionsfrei mit dieser für ihn bitteren "Niederlage" umgehen. Sie ist gegangen, hatte einen Anderen und hat versucht meinen jetzigen Mann zu melken und emotional zu erpressen. Das ist mittlerweile fast 20 Jahre her, wir sind seit 15 Jahren verheiratet.

Liebe Grüße
heiser
Deshalb bin ich mir nicht sicher, ob ich so handeln kann, wie ihr es vorgeschlagen habt.
Biho
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Re: als Angehörige bitte ich um Hilfe

Beitrag von Biho »

Liebe Heiser,
ja, du darfst so reagieren.
Mein Mann war auch in erster Ehe verheiratet (4 Jahre), dann hat sie ihn verlassen, wegen einem anderen Mann.
Ich bin mit meinem Mann seit 22 Jahren verheiratet. Als ich laß wie es dir ergeht, wenn du ausgehst, dich über seinen Willen hinwegsetzt, dann reagiert dein Mann genauso wie meiner! Auch mein Mann war jedesmal "leicht angesäuert" und auch er hatte kein Verständnis dafür, wenn ich mit meinen Mädels einen lustigen Abend hatte.

Ich habe das Verhalten meines Mannes genau so interpretiert wie du. Immer Rücksicht genommen, weil er ja schon mal verheiratet war.

Ich habe in der professionellen Beratung nun gelernt, dass dies falsch war.

Er war sauer bzw. eifersüchtig, weil ich mich freuen konnte, weil ich Spaß hatte, weil ich mich mit anderen traf und er dies aufgrund seiner Depri. nicht kann!

Das ist die Erklärung.

Als zweites musste ich lernen, dass ich, wenn ich mich immer auf seine Depri-Launen einlasse, ihm Macht gebe. Macht über mich.

Als drittens musste ich lernen bzw. kam die Frage meines Therapeuten, was muss passieren damit es Ihnen gut geht ????

Die Antworten liegen in uns.

Meine Antwort war erstmal Abstand, wir tun uns nicht gut. Der ethische Grundgedanke wollte mich dies nicht denken und umsetzen lassen.
Die Therapie hat mich gestärkt es trotzdem zu tun. Es war das schlimmste und schwierigste in meinem Leben was ich je tat. Aber es war Richtig.

Liebe Heiser, vielleicht geben dir meine Zeilen und meine Erfahrung ein wenig MUT.

Tue Gutes für dich, sorge für dich, sei dir selber Vater, Mutter, Freund, Kind und Helfer. Liebe dich selber.
Es gibt ungemein Kraft.

VG Loewin
penichette
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Re: als Angehörige bitte ich um Hilfe

Beitrag von penichette »

Das würde ja bedeuten, dass die Depri schon da war, bevor der Auslöser 1.Jobverlust und wieder persönliche Niederlage den Rest gaben.

So hab ich es noch nicht gesehen, aber geahnt irgendwie.

Das muss ich erstmal sacken lassen.

Bitte sagt mir, wenn ich nun auf falscher Fährte bin.

Gruß
heiser
Biho
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Re: als Angehörige bitte ich um Hilfe

Beitrag von Biho »

Liebe Heiser,
ich bin natürlich kein Therapeut oder so. Aber was du durch machst, trifft für mich genauso zu. Du brauchst nur die Namen zu tauschen.
Ich habe mittlerweile soviel in Fachmagazinen und Fachjournale über dieses Thema gelesen, dass es mir jedesmal wie Schuppen von den Augen fällt, wenn ich wieder Paralellen zwischen dem Gelesenen und dem Verhalten meines Mannes feststelle.

Im Nachhinein bin ich der Meinung, und das hat der Therapeut meines Mannes auch zu ihm gesagt, dass der Auslöser ein Schicksalsschlag 1995 war. Die Ursache aber in seiner frühen Kindheit liegen.

Es war ein Schock für mich, zu erfahren, dass mein Mann wahrscheinlich seine erste Depriphase mit 17 J. hatte (laut Therapeut). Man es aber erst 32 Jahre später festgestellt hat. !!!!!!!!!!!!!!

Das heißt er ist (und er nicht alleine natürlich) ein Meister des Verstellens. Nach außen hin funktioniert er prima. Keiner ahnt das, keiner weiß es. Ein Schock für mich, irgendwie über 20 Jahre unter seinem manchmal merkwürdigen Verhalten, was ich halt als Gott gegeben hinnahm, gelitten zu haben, die Kinder, Eltern, Verwandte - aber er am meisten - !!!!
Das tut weh und mir sehr leid.

Ich musste lernen diesen Schicksalsschlag als meinen anzunehmen. Es gehört nun zu mir und ist Teil von mir. Aber es ist Vergangenheit.

Wichtig ist, im Jetzt und Hier zu leben. Das was wir nicht ändern können- anzunehmen.

Frage dich mehrmals am Tag, was müsste passieren, damit es mir/also dir gut geht ??? Und versuche wenigsten eine kleine Sache jeden Tag für dich zu tun/umzusetzen. Nur weil dein Mann krank ist, heißt es ja noch lange nicht, dass du auch krank werden musst.

Du hast ein Recht auf dein Leben. Und du kannst deinen Mann nur begleiten, du trägst nicht die Verantwortung für ihn, wohl aber für dich.

Sorge gut für dich, du bist es dir selber wert. o.K.???

Nochmals liebe Grüße
Loewin
penichette
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Re: als Angehörige bitte ich um Hilfe

Beitrag von penichette »

Liebe Loewin,

wenn ich diesen Rat befolgen würde, müsste ich sagen, dass ich am liebsten davonrennen würde. Alles hinwerfen, weit weg gehen. Neu anfangen.
Das geht aber nicht und ich bin davon wie gelähmt.

Ich habe das Gefühl, ich drehe mich im Kreis. Es geht nichts voran.

Die Medikamente scheinen bei meinem Mann nicht zu helfen. Im Gegenteil, es wird immer schlimmer. Zu unserem jüngsten Sohn wird er immer agressiver, weil dieser z.Zt. ziemlich bockig ist (verweigert Lesen und Schreiben im Unterricht in Klasse 2). Droht ihm sogar Prügel an. Ich kann nur hoffen, dass es nicht so weit kommt.

Mein Mann hat stark abgenommen und seine Gesichtsfarbe ist käsig. Sollte ich eine Klinik anrufen, die ihn aufnimmt? Das muss er doch selbst tun, oder?
Biho
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Re: als Angehörige bitte ich um Hilfe

Beitrag von Biho »

Hallo Heiser,
genau deine Antwort habe ich meinem Therapeut auch gesagt.... wie gesagt es war das Schwierigste in meinem ganzen Leben...

Es ging soweit, dass sich mein Mann umbringen wollte, ich habe in der Klinik angerufen, meine Tochter ist weggerannt als sie alles mitbekam, mehr möchte ich nicht schreiben.

Du entscheidest über dein Leben und deine Gedanken.
Mein entscheidender Gedanke war. Wenn ich allein mit meinem Mann gewesen wäre, hätte ich mich nicht zu diesem Schritt entschieden.
Es kann ja nur ein Abstand nehmen sein, eine Auszeit...

Aber ich habe die Veantwortung auch für unsere Tochter. Die muss ich schützen! (Denn mein Mann war/ist im Moment nicht in der Lage Verantwortung zu übernehmen),
Lass dich ganz fest in den Arm nehmen und drücken. Du bist nicht alleine

Mit der Klinik kann ich dir keinen Rat geben, aber meines Wissens nach muss er tatsächlich selber in der Klinik anrufen, oder ihr müsst gemeinsam da vorbeitfahren.

Hol dir Hilfe (Caritas) oder so, da habe ich ziemlich schnell einen Termin bekommen. Es tut gut!
VG Loewin
penichette
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Re: als Angehörige bitte ich um Hilfe

Beitrag von penichette »

Liebe Loewin,
danke für Deine Offenheit.

wenn ich das alles so durchziehen könnte...

Habe heute eine Krise. War heute Morgen am Boden zerstört, mit Blei gefüllt und ich stand vor einem riesigen Berg.

Die letzten 3 Tage waren komplett ausgefüllt mit Aktivitäten, die meine ganze Aufmerksamkeit erfordert haben und mir

organisatorisch einiges abverlangt haben.

Je mehr ich mir gestatte, über diese Situation nachzudenken, umso schlimmer wird es. Die Jungs sind noch so klein und

brauchen mich.
Wenn ich bei einem Arzt anrufe, bekomme ich einen Termin im Januar. Das macht doch keinen Sinn.

Liebe Grüße
heiser
Biho
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Re: als Angehörige bitte ich um Hilfe

Beitrag von Biho »

Liebe Heiser,
mich schmerzt es sehr, dass ich nicht bei dir sein kann, um dich einfach in den Arm zu nehmen und zu stützen. Ich tue es aber hiermit.
Ich kann dir so sehr nachfühlen!

Hast du Freunde? Irgendjemand der dir helfen kann? Der dich begleiten und unterstützen kann?

Versuche es ruhig beim Arzt, sozial physiachtrischer Dienst, Caritas...
Mache es dringend, du brauchst jetzt wirklich Hilfe und Unterstützung.
Aber du musst sie dir holen ! Einfordern!

Vielleicht kannst du ja raus gehen, spazieren gehen oder so was. Das hat mir geholfen. Ich bin in den Wald gegangen und habe mich über jedes Tier gefreut, was ich gesehen habe. Seltsam jedes mal bekam ich eine Gänsehaut so sehr habe ich mich darüber in der Situation gefreut.

Gibt es eine Selbsthilfegruppe bei dir in der Nähe für depressiv Angehörige???

Manchmal hilft auch die Telefonseelsorge.

Ich schicke dir all meine Kräfte du wirst die Zeit überstehen und irgendwann wieder lachen.

Alles Liebe und gaanz viel Kraft und schaffst es
Loewin
penichette
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Re: als Angehörige bitte ich um Hilfe

Beitrag von penichette »

Liebe Loewin,
Deine Zeilen sind sehr tröstlich.

Ich traue mich nicht, den Menschen, die um mich herum sind, anzuvertrauen, was bei uns los ist. Ich bin froh, dass sie nicht ganz vergrault sind und möchte, dass nicht, dass sie sich zurückziehen, wenn sie erkennen, dass es schwierig ist. Ich brauche diese sozialen Kontakte, die ich mir aufgebaut habe. Ich weiß, dass sich die Spreu vom Weizen trennen wird, wenige übrig bleiben, vielleicht 2-3.

Wie gesagt, ich habe das Herz nicht gerade auf der Zunge. Diese Anonymität hier hilft mir, mich mitzuteilen, irgendwie.

Was ist verantwortungsvoller Umgang mit der Krankheit, wenn der Arzt sagt, die Einweisung in die Klinik ist ein gangbarer Weg und mein Mann sagt, dass er jetzt noch nicht will, vielleicht irgendwann nächstes Jahr?

Was erzählt mein Mann diesem Menschen, der ihn betreuen sollte? Dass er ihn weiterwurschteln lässt und alles auf uns, die Familie abwälzt?

Das sind alles Fragen, die ich meinem Partner nicht stellen kann und sollte, weil es ihn unter Druck setzen würde.

Aber ich kann sehen, wie ich nach Hause komme, wenn mein Mann keine Lust hat "durch die Gegend zu fahren", weil ich verschiedene Verpflichtungen (den Kindern gegenüber und eigene) unter einen Hut bringen muss.

Sorry, das ist Frust pur. Schlimmer ist, dass ich keinen Ausweg weiß.
Mich hier zu outen war schon ein gewaltiger Schritt.
Werde versuchen, mir Hilfe zu holen, wie Du es vorgeschlagen hast. Ist hier "auf dem Land" nicht so einfach.

Liebe Grüße
heiser
Biho
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Re: als Angehörige bitte ich um Hilfe

Beitrag von Biho »

Liebe Heiser,

es freut mich, dass du dir Hilfe holen willst - du und deine Kinder ihr braucht so dringend Hilfe.

Aber die Caritas müsste es auf "dem Lande" auch geben. Stichwort Lebens- und Eheberatung. Versuchs einfach mal.

Ich kann das gut verstehen, dass du deinem "sozialen Netz" nichts sagen willst.
Mein soziales Netz weiß zwar was bei uns los war, aber verstehen können sie es nicht! Hätte ich glaube ich auch nicht gekonnt, wenn mir das jemand vor einem Jahr gesagt hat.

Das ist einfach eine extrem Situation. Eine Krise.

Aber du bist wieder ein Tag weiter!!
Und so geht jeder Tag weiter!!
Du wirst getragen - auch wenn du es nicht spürst -. In ein paar Monaten wirst du es wissen.

Tja, dein Frust mit dem "Cheauffeurdienst" kenne ich auch zu gut... Wie gesagt unsere Situationen sind sehr ähnlich.

Mobilisiere alles was du an Hilfe kriegen kannst und versuche dir jeden Tag etwas Gutes zu tun! Nur für dich! Ganz allein! Und wenn es eine volle Badewanne mit Kerzenschein und Musik ist. Auch wenn dir wahrscheinlich da garnicht nach zu Mute ist.

Und gerne schicke ich dir auch für den morigen Tag ein dickes Kraftpaket.

Lass dein Frust ruhig hier aus. Tut richtig gut. Tja und deine Frage bezüglich des verantwortlichen Umgangs mit der Krankheit??
Ich bekomme jedesmal einen Wutanfall, weil man so hilflos ist und man nicht so schnell Hilfe bekommt wie man möchte und weil man sich so alleine fühlt und weil niemand einen auf so eine Situation im Leben vorbereitet hat. Und weil es einem niemand erklärt????

Ganz warme liebe herzliche Grüße
Loewin
penichette
Beiträge: 19
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Re: als Angehörige bitte ich um Hilfe

Beitrag von penichette »

Liebe Loewin,

hab vielen Dank für Deine Zeilen.
Ich muss einsehen, dass ich auf Hilfe angewiesen bin, bislang habe ich immer alles mit mir selbst ausgemacht. Es tut gut über einige Dinge zu schreiben, man kann sie so etwas, wenigstens zum Teil, ordnen.

Ich hoffe, davon ein wenig irgendwann wieder zurück geben zu können.

Mein Mann hat nächste Woche einen (turnusmäßigen) Termin, der einmal(!) im Monat stattfindet. Komisch, dass es meinem Mann seit gestern einigermaßen besser zu gehen scheint. Ich merke, er arbeitet auf diesen Termin hin, um dem Menschen wieder mal einen vom Pferd zu erzählen. Wie gut es ihm doch zu Hause geht, weil das häusliche Umfeld intakt ist und "funktioniert".

Es fragt sich nur, wie lang noch

Liebe Grüße

heiser
Biho
Beiträge: 25
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Re: als Angehörige bitte ich um Hilfe

Beitrag von Biho »

Liebe Heiser,

es ist gut, wenn du soweit bist, dass du Hilfe annimmst und vorallem, dass du dir Hilfe suchst. Bei mir hat es ca. 4-6 Wochen gedauert und dann habe ich an einem Tag alle Hilfsstellen abtelefoniert, die mir einfielen...
Es dauerte dann noch etwas, aber dann kam der Anruf, wann ich kommen könnte...

Es braucht Zeit, soweit zu sein, dass man sich Hilfe holt. Gut so, ich freue mich für dich!

Dass dein Mann seit gestern anderst ist, tja vielleicht merkt er zum einen, dass du in einem Denkprozess, vielleicht sogar in einem Umdenkprozess bist. Das wird er spüren.

Bei deinem nächsten Satz musste ich schon wieder grinsen, weil den hätte ich auch so geschrieben. Mein Mann erzählt nämlich seinem Therapeuten auch "einem vom Pferd", und zwar so sehr, dass dieser zu ihm gesagt hat, soetwas hätte er noch nie gehört.

Hintergrund; Mein Mann will/wollte von mir nichts mehr wissen, von heute auf morgen wollte er die Scheidung, machte mir Vorwürfe ich wäre sein Dämon, Zwangsjacke, Marionette.... Er hat Angst (Panickattacken) bekommen, wenn er mich nur gesehen hat. Dann hat er einfach seine Depression auf mich übertragen und somit bin ich ganz einfach seine Depression. Allerdings wussten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass er eine Depri hat.

Ist ja auch viiil einfacher - immer sind die anderen an allem Schuld - und er will 24 Stunden am Tag bemitleidet werden...

Und weil ich das "Böse" bin, erzählt er einfach seinem Therapeut, wie toll ich bin! Ich bin die tollste und wunderbarste Frau überhaupt.

Sein Therapeut sagte dann daraufhin, er habe noch nie einen Patienten gehabt, der so gut über seine Frau redet, wie mein Mann. Daraufhin sagte mein Mann: Er hätte gar keinen Grund von mir schlecht zu sprechen.

Ich kann das nicht verstehen, soviel zu dem Thema "einen vom Pferd" erzählen Wie soll ich bei so einem Durcheinander noch klar kommen....????:-)Mittlerweile lache ich darüber..

Liebe Heiser, du bist auf dem richtigen Weg.
Lass dir Zeit und denke immer wieder an dich und deine Kinder. Tue Gutes für dich! Glaube an dich!

Alles Liebe und noch ein Kraftpaket für dich

Loewin
penichette
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Re: als Angehörige bitte ich um Hilfe

Beitrag von penichette »

Hallo Ihr Lieben,
wollte mich mal wieder melden. Vielen Dank für die lieben Wünsche.

Habe in der letzten Zeit wirklich versucht, was für mich zu tun. Habe Treffen vereinbart mit meinen Freundinnen und Bekannten. Bin für 4 Stunden in eine größere Stadt gefahren allein, und habe mich gut gefühlt. Hatte zwar ein schlechtes Gewissen wegen der Kinder, habe aber auch zumindest für den Jüngsten Gesellschsft organisiert incl. Hol- und Bring-Service. Was mich so irritiert hat ist, als ich heute Abend wieder nach Hause kam, hatten die Kinder sich Süßigkeitenschrank bedient, weil es sonst nix gab, anscheinend auch keine Ansprache. Dass ich wieder zurück war, wurde mit einem "Ach, Du bist auch wieder da!" quittiert.

Ok, ich habe es selbst noch nicht geregelt, mir Hilfe zu suchen. Ich fand, dass ich es vielleicht doch alleine so regeln kann.

Ist es nicht merkwürdig, wenn ich da bin werde ich ignoriert (vorausgesetzt ich funktioniere ordnungsgemäß) und wenn ich weg bin, macht es auch nichts?
Ist das so bei Depression, oder steckt da mehr hinter?
Ich habe nichts hinterfragt, um ihn nicht unter Druck zu setzen. Nur, so geht es doch auch nicht, oder?

Ich bin da ziemlich ratlos.

Viele Grüße

heiser
Antworten