Eifersucht

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Nadalien
Beiträge: 112
Registriert: 7. Okt 2008, 17:33

Eifersucht

Beitrag von Nadalien »

Also, wie gesagt, ich bin depressiv.
Zu meiner Situation: Ich lebe in einer WG mit meinem Freund. Seit September habe ich mich als depressiv geoutet. Seitdem hetze ich meinen Freund in die Arme einer Mitbewohnerin - "sie würde besser zu dir passen, sie führt das geregelte Leben dass du dir wünscht, sie gibt dir jetzt Kraft", etc. Das macht meinen Freund verrückt, hatte er vorher nicht daran gedacht, treibe ich ihn jetzt in die Arme dieser erfolgreichen Single-Frau. Dabei will ich das gar nicht! Jetzt gehe ich auf Kur, die beiden werden viel Zeit alleine in der WG verbringen. Es zerreißt mir das Herz, wenn er das wahrnimmt, was ich ihn alles eingeredet habe: Beziehung zu einer anderen Frau mit der es ihm besser geht.

Das alles ist depressives Gelaber von mir. Unsere Beziehung hängt am seidenen Faden; er weiß selbst nicht wie es weitergeht, wenn ich wieder zurück bin. Ich habe Angst, dass er für sich entscheidet, dass mein Vorschlag, er soll mit der anderen Frau zusammenkommen, weil es ihm dann besser geht, wahrnimmt.

Dass ich ihn wegstoße liegt sicher an mangelndem Selbstbewusstsein, aber auch an der Angst Verantwortung zu übernehmen.

Soviel zu dieser grauenvollen Situation, an der ich selbst Schuld bin.

Was ich damit sagen will, an die Angehörigen, wir Depressiven fühlen uns nicht liebenswert. Haben Angst davor, dass der Partner irgendwann feststellt, dass er einen wirklich nicht so lieben kann. Wir stoßen den Partner weg. Was wir hören wollen ist ewige Liebe. Bonny und Clyde. Und dennoch sind wir unfähig selbst etwas zu geben, was Angehörigen bewusst sein muss.

Leider ist es oft ein Gegenüberstehen und kein entspanntes Miteinander. Aggressionen die entstehen sind normal. Der Depressive kann nicht heraus aus sich. Der Co-Abhängige kann nicht denken ohne den Partner, hat Angst selbst Entscheidungen zu treffen.

Ein Weg wäre vielleicht, dem Depressiven zu zeigen, dass es o.k. ist, wenn er Wünsche hat (die hat er, die den eigenen nicht entsprechen, ihn zu fragen, ob er Rose oder Tulpe lieber mag. Wichtig ist, dass zumindest einmal am Tag etwas gemacht wird, was der Depressive mag, und ihm die Entscheidung dafür überlässt. Wichtig ist, ihm zu zeigen, dass man ihn auch mag, selbst wenn er eine Entscheidung trifft (wenn...), die den eigenen Vorstellungen nicht entsprechen. etc....

Grüße, Nadalien
S.P.
Beiträge: 66
Registriert: 13. Nov 2007, 12:22

Re: Eifersucht

Beitrag von S.P. »

Hallo Nadalien,

der Weg, den du aufzeichnest, den die Angehörigen gehen könnten, ist das nicht auch der Weg, der in einer ganz normalen und liebevollen Beziehung so sein sollte?

Es gibt auch ein Weg, den der Depressive gehen kann: Mit dem Partner offen und ehrlich über seine Krankheit reden und ihm genau das so rüberbringen, wie du es auch hier in dem Forum rübergebracht hast. Der Angehörige kann diese Krankheit nicht verstehen oder nachvollziehen, wenn keine richtige Kommunikation stattfindet.

Liebe Grüße
Sibylle
funkykiss
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Re: Eifersucht

Beitrag von funkykiss »

Hey Nadalien,

ich kann dich sehr gut verstehen! Mir geht es auch nicht viel anders. Ich leide auch unter schrecklicher Eifersucht - ab und zu jedenfalls ;o) - nur mit dem Unterschied, dass die "Andere" mehrere hundert Kilometer entfernt wohnt.

Ich habe auch oft Angst, dass durch mein Handeln und meinem Gesagten , oft auch dieses Aggressive , die Beziehung geschädigt wird.

Klar ist es einfach zu sagen: Erkläre deinem Freund deine Ängste, deine Krankheit, wie es dazu kam usw...
Aber so einfach wie es sich anhört ist es oft nicht!

Man muss erstmal einen Anfang finden und bei mir ist das bspw sehr, sehr schwer!
Dazu kommt ja auch, dass so ein Gespräch immer emotional belastet ist, was auch ganz normal ist. Und da ist ja auch das Problem, schnell bricht wieder diese Wut, Agression oder einfach nur die blanke Trennungsangst aus, die diese ach so "leichte" Reden um ein vielfaches erschwert!

Und dann immer noch dieses Warten, darauf, dass man endlich gesagt bekommt, dass wir ihre große Liebe sind, uns immer lieben werden usw.
Doch machen wir uns nichts vor, Männer werden sowas nie machen.

Klar es ist schwer uns zu verstehen. Unser Denken und Handeln ist für "Außenstehende" schwer nachzuvollziehen und oft unlogisch.

Doch was ich dir auf jeden Fall raten würde: Nimm einen Zettel und einen Stift vor. Schreib deine ganzen Gedanken und Gefühle auf. Wovor hast du Angst? Wieviel bedeutet er dir? Sprich die Eifersucht offen an, wie weh es dir tut daran zu denken, dass er mit ihr... Es hilft wirklich sehr. Ein Brief ist immer besser als eine E-Mail oder SMS und es fällt einem leichter, als das gemeinsame Gespräche. So wird dein Freund diesen Brief lesen, kann dabei in Ruhe nachdenken, versuchen dich zu verstehen und vorallem, du brauchst dir nicht spontan überlegen, was du sagst, denn du hast schließlich alles aufgeschrieben und brauchst ihm nicht persönlich und emotional belastet gegenüberstehen.

Ich wünsche dir alles , alles Gute!!!

Katrin
Sternchen24
Beiträge: 46
Registriert: 11. Nov 2009, 20:41

Re: Eifersucht

Beitrag von Sternchen24 »

Hallo, ihr Lieben...
Ich weiß nicht, ob mein Beitrag hier so angemessen ist, aber ich kenne das, was ihr fühlt...

Nur mit dem Unterschied, dass ich es "geschafft" habe, meine Beziehung durch meine Art zu zerstören...

Und nun zerbreche ich daran...

Ich denke oft, was gewesen wäre, wenn ich nicht so sein würde, wie ich bin.

Ich war in der Beziehung so extrem eifersüchtig. Ich war so aggressiv (nein, jetzt denkt bitte nicht, dass ich zugeschlagen habe oder so)...

Dabei weiß ich nun, dass ich letztlich einfach nur verzweifelt war...
Und die Sache, an der ich verzweifelte, war ich selber. Im Kampf mit meiner Depression, die sich erst, noch in der Beziehung, in mein Leben schlich, und nun, nach der Trennung, mit voller Wucht zurückkehrte...

Ich habe meinem Freund eine Beziehung mit seiner Kollegin unterstellt. Dann sagte ich ihm, dass er doch seine "ach so nette" Azubine nehmen soll. Ständig reagierte ich, wenn wir irgendwo waren und er die Mädels kannte, mit einer solchen Eifersucht, dass ich mich oft selber erschrocken habe.

Und das nur, weil mein Problem war, dass ich mich selber nicht für schön, schlau, toll genug hielt, als dass ich mit diesen Frauen hätte mithalten können.

Und dann wusste ich nichts anderes zu tun, als ihm zu sagen, dass er doch die oder die nehmen soll, sie würden eh besser sein als ich.
Oder ich unterstellte ihm einfach Liebeleien mit den Frauen.

Und nun? Nun ist alles vorbei, ich habe es kaputt gemacht.

Dabei wusste er von meinem Selbstmordversuch.
Dabei wusste er von meinen Depressionen.
Aber ich habe mir selber nicht eingestehen können, dass ich wieder depressiv wurde, es vielleicht sogar schon war.
Und dass ich damit vielleicht alles kaputt gemacht habe, kann ich mir auch erst jetzt eingestehen.

Ich wünsche mir so oft, dass ich selbstbewusster sein könnte. Und dass ich ihm das hätte geben können, was er braucht.

Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass er jetzt vielleicht bei einer ist, die ihm das, was ich ihm nicht geben konnte, geben kann...

Warum kann man nicht anders sein?

Ich habe oft aufgeschrieben, was mich stört, aber ich habe mich dann auch immer dazu ermahnt, nicht wieder in das Loch zu fallen. Und das alles, ohne zu merken, dass ich schon längst wieder in eben diesem saß... Und das ist auch so eine Sache, die mich momentan so wurmt...

Aber letztlich bringt uns all dieses "hätte, wenn und aber" nichts.

Ihr müsst REAGIEREN! Reagieren auf euer Agieren.
Ihr wisst doch, was ihr "falsch" macht, warum dann nicht versuchen, über genau diese Sachen mit euren Schätzen zu reden??
Teilt eure Ängste mit...
Vielleicht kann das euren Freunden helfen, bewusster mit euch, eurer Krankheit und den Problemen, die sich aus dieser ergeben, umzugehen??
S.P.
Beiträge: 66
Registriert: 13. Nov 2007, 12:22

Re: Eifersucht

Beitrag von S.P. »

Hallo Sternchen,

endlich kommt so ein Aufruf einmal von einem Betroffenen. Wir als Angehörige bekommen oft zu hören, dass wir das nicht verstehen und dass es nicht so einfach ist, über seine Gefühle und seine Krankheit zu reden. Klar ist es nicht einfach, das behauptet auch niemand. Aber warum können denn so viele Leute diese Krankheit nicht nachvollziehen? Weil viele Betroffene nicht aus sich herausgehen können und ihre Gefühle und ihr Handeln ihrem Partner erklären können. Aber gerade das ist in einer Partnerschaft das Wichtigste.

Mein Mann war schwerst depressiv und es entwickelte sich aus der Depression auch noch eine Alkoholsucht. Ich bin mit ihm durch die Hölle gegangen. Das konnte ich aber nur, weil es zwischen uns keine Tabus gibt. Wir können offen über unsere Gefühle reden. Er über seine Gefühle während der Depression und ich über meine fürchterlichen Ängste die ich hatte und teilweise auch noch heute habe. Um aber so weit zu kommen, ist meiner Meinung nach, eine Therapie unerlässlich. Bei uns hat es sich jedenfalls gelohnt. Während der Depression bekam ich auch manchmal zu hören "Hättest du nur einen anderen Mann gewählt, dann ginge es dir jetzt besser". Darüber kann man stehen, wenn man weiß, dass diese Worte nicht aus dem Herzen, sondern aus der Verzweiflung kommen. Heute geht es uns prima und ich hoffe, es bleibt so.

Liebe Grüße
Sibylle
Sternchen24
Beiträge: 46
Registriert: 11. Nov 2009, 20:41

Re: Eifersucht

Beitrag von Sternchen24 »

Liebe Sibylle!

Es freut mich, dass ihr es "geschafft" habt...
Aber dein Vorteil ist und war, so wie du schon geschrieben hast, dass du wusstest, dass diese Worte aus Verzweiflung kamen...
Ich weiß nicht, ob mein Expartner das auch verstanden hat. Ich denke nicht. Und nun?
Nun stehe ich hier, alleine und verzweifelt.
zwar bin ich jetzt dazu in der Lage, ihm zu sagen, dass ich, auch jetzt, verzweifelt bin.
Aber ich kann ihm keinen Vorwurf machen, wenn er mich nicht mehr will, und dass tut er offensichtlich nicht.
Für uns Depressive, oder zumindest für mich, ist es immer schwer, darüber zu reden, warum man gerade so reagiert, wie man reagiert.
Ich denke, genau dieses Gefühl kennen auch "normale" oder "gesunde" Menschen.
Man tut oder sagt einfach manchmal Dine, die man, oft auch sofort, wieder bereut.
Manchmal weiß man auch oft nicht, warum man dies oder jenes gerade sagte oder tat.
Aber dann denke ich mir, wenn auch oft viel, viel später: ist denn nicht genau dies menschlich??

Lieben Gruß
bahn

Re: Eifersucht

Beitrag von bahn »

ja, liebes sternchen, es ist menschlich so

zu reagieren.

aber liebes sternchen, du bist doch jemand,

und du bist, was ich so von dir gelesen

habe, ein sehr wertvoller mensch.

weisst du, du musst dich wegen deiner

depris nicht schämen........................

du hast ein recht hier auf dieser erde zu

leben, liebe geben, liebe empfangen,

sich freuen, spielen, lachen, und auch

mal quatsch zu machen...............

es tut mir sehr leid, liebes sternchen,

dass deine beziehung zerbrochen ist.

mir tut es immer ganz arg weh, wenn beziehungen

zerbrechen, eigene, oder auch bezziehungen

von anderen.

du investierst deine ganze kraft, deine

ganze liebe, und dann..................

liebes sternchen, wünsche dir von herzen,

dass du eine neue beziehung findest, und

vielleicht ganz feste auf´dich aufpasst,

und vielleicht manches anders machen

wirst.


als die sonne versank,

hinter dem horizont,

dachtest du vielleicht,

das ist normal,

und als jeden tag,

ein stück liebe verschwand,

wusstest du nicht mehr woran das lag.


wo sind alle träume hin,

vergessen und verlorn,

die liebe und die phantasie,

im alltagseis erfrorn.


wo ist der warme regenbogen,

zurück zum regenbogen,


aber dann sieht man sich wieder an,

und irgendwie entsteht ein warmes licht,

und wir versprechen uns, und kämpfen,

dass unsere liebe niemals wieder zerbricht.


wir wollen zum regenbogen,

wieder zurück zum regenbogen.........


es geht, liebes sternchen, trotz allem....

lasse dir deinen mut niemals nehmen,

bleibe bei dir, bleibe fest im leben.


ein nachdenklicher seebär........
karlkraus
Beiträge: 86
Registriert: 12. Nov 2009, 18:48

Re: Eifersucht

Beitrag von karlkraus »

Hallo, Sybille,

warum nur kann ich mit meiner Frau so schlecht darüber reden? Vielleicht, weil ich depressiv bin?
Das ist ja die Crux, hier beißt sich die Katze in den Schwanz - und führt zu stärkeren Depressionen.
Wie oft schon habe ich in Gedanken mit ihr diskutiert - und dann: ich konnte nicht (die Gedanken waren noch da).
Gruß



Tucho
S.P.
Beiträge: 66
Registriert: 13. Nov 2007, 12:22

Re: Eifersucht

Beitrag von S.P. »

Hallo Tucho,

du schreibst selbst, das Nichtreden führt zu stärkeren Depressionen.

Wie schon gesagt, dass es nicht leicht ist, ist klar. Aber bei einer guten Therapie und harter Arbeit an sich selbst (so drückt es mein Mann aus)könnte man da schon was bewegen, wenn der Partner einem das wert ist! Das ist meine Meinung und meine Erfahrung mit einem depressiven Mann, der anfangs auch nicht reden konnte.

LG Sibylle
Babi
Beiträge: 1972
Registriert: 23. Jul 2009, 17:07

Re: Eifersucht

Beitrag von Babi »

Hi Tucho,
du sagst, du willst reden, kannst nicht, aber die Gedanken sind noch da.
Wieso wählst du dann nicht den Mittelweg?
Nimm ein Blatt und schreibe deine Gedanken auf so wie sie sind und gib dann hinterher deiner Frau das Blatt zu lesen.
Dann kennt sie deine Gedanken, ohne daß du was sagen mußt, wenn du das nicht kannst.
Du kannst ja einen Einleitungssatz auf dem Blatt schreiben, daß du deine Gedanken jetzt hier niederschreibst, weil du sie nicht sagen kannst.
Deine Frau wird das sicher verstehen und akzeptieren.
Lieber Gruß Babi
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
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