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Depressiver Ehemann-haben wir eine Chance?

Verfasst: 4. Okt 2009, 20:21
von Schwingi
Mein Mann ist seit 2 Wochen stationär in einer psychosomatischen Klinik. Dort ist er selber hingegangen, weil es Zuhause (3,5 Jahre alter Sohn) für alle Beteiligten nicht mehr ging, und auch von Suizid die Rede war.
Am ersten Wochenende als er drin war, haben wir telefoniert. Ich kannte ja die Stimmungsschwankungen, doch bei diesem Telefonat stellte er unsere gesamte 8-jährige Beziehung in Frage. Er wäre nur bei mir geblieben, damit er nicht alleine sei. Außerdem habe er mich kurz nach unserem Zusammenkommen (nach 3 Wochen) betrogen, bzw. fremdgeknutscht. Und in letzter Zeit gemerkt, daß es "Versuchungen" gibt. Er wollte die Trennung. Wir haben lange telefoniert. Bis er selber gemerkt hat, daß er neben sich steht und mit dem Gesagten keinerlei "Druck" sich abgebaut hat. Das Gespräch hat mich zutiefst verletzt, und er hat sich auch entschuldigt. Die Tage danach hat er verzweifelte SMS geschrieben, daß er unsere Ehe nicht kaputtmachen wollte. Ich habe ihm geschrieben, daß wir, wenn die Depression überstanden ist, eine Paartherapie machen sollten. So oder so. Denn ich bin jetzt für ca. 4 Monate alleinerziehend und ich denke, das alles wird nicht einfach. Und die Zeit "danach" auch nicht. Jedenfalls hab ich ihm klar gemacht, daß die oberste Priorität jetzt erst mal sein muß, daß er gesund wird. Sein Therapeut hat ihm auch sehr nahe gelegt, in diesem Zustand keine privaten wie auch beruflichen Entscheidungen zu treffen und mit mir nicht mehr über Gefühle zu reden.
Ich habe ihn am Wochenende das 1. Mal besucht, ohne unseren Sohn. Für mich war es ok. Wir konnten auch gemeinsam auf dem Bett liegen und uns im Arm halten. Einen kurzen Augenblick konnte er es auch genießen. Allerdings sagte er mir, daß er sich in der Klinik nicht wohlfühlt und den Sinn der ganzen Therapien nicht sieht. Er bekommt Medikamente, und er hatte in seinem Leben bereits 2 solcher Depressionen. Mir gibt das Hoffnung, daß er es dieses Mal auch wieder schafft, nur er selber nicht.
Ich habe viel über die Krankheit Depression gelesen und ich kann sie akzeptieren. Ich wußte auch von Anfang an, daß mein Mann sie hatte. Allerdings habe ich mir es nie so "persönlich werdend" vorgestellt. Seit diesem verletztenden Telefonat bin ich auch gedanklich in sämtliche Höhen und Tiefen gekommen. Denn er war so abwertend mir gegenüber und gefühlskalt. Und das Gesagte ist halt gesagt. Ich ging dann kurz darauf zu meinem Hausarzt und habe mir eine Überweisung für einen Psychotherapeuten geholt. Denn ich muß stark bleiben. Für mich und in erster Linie für unser Kind.

Ich habe manchmal schwache Momente und denke mit Grauen an die Zukunft. Hat jemand Erfahrung mit einem Partner, der auch so verletzend war, sich aber dann doch alles wieder eingerenkt hat und das alte Leben wieder eingekehrt ist?

Danke für eure Antworten,

Anette

Re: Depressiver Ehemann-haben wir eine Chance?

Verfasst: 4. Okt 2009, 23:01
von sunshine45
Liebe Anette,
ich kann Dich gut verstehen. Das ist eine sehr schwierige und nur schwer auszuhaltende Situation in der Du Dich befindest.

Ich kann das auch, dass ich wüste Beschimpfungen höre und alles in Frage gestellt wird und fast jede Diskussion damit endet, dass alles sowieso nur an mir liegt und ich wirklich alles an mir ändern soll.
Das wird bei uns auch das Thema der nächsten Paartherapie werden, denn es gibt immer öfter Momente in denen ich mich wirklich frage, warum ich immer noch Hoffnung in die Beziehung stecke.
Die heftigen Äußerungen kommen meist dann, wenn es ihm wirklich sehr schlecht geht und er eigentlich voller Agressionen ist. Am nächsten Tag wirkt er dann immer so, als ob nichts war.
Aber für mich geht das so einfach nicht mehr. Denn die Grenze ist erreicht. Und ich weiß auch nicht, ob man all diese Äußerungen später mal vergessen kann bzw. auf das Depressionskonto schieben kann.
Ich habe gelernt, dass ich auch klare Grenzen setzten muss und diese dann auch zu einer grundsätzlichen Verbesserung führen.
Am Mittwoch haben wir die nächste Therapie und ich werde Dir über das Ergebnis berichten und Dir hoffentlich auch damit helfen können.
Liebe Grüße
von der Koboldin

Re: Depressiver Ehemann-haben wir eine Chance?

Verfasst: 5. Okt 2009, 10:51
von Schwingi
Danke für die Antwort!

Ich bin so abhängig von seinen Stimmungsschwankungen, und das will ich einfach nicht sein. Wir telefonieren nur 1x die Woche und sehen uns - so haben wir es vor - 1x für ca. 2STd. am Wochenende. Ich weiß, daß ich nicht vom Weg abkommen darf. Möchte ich auch nicht. Nur wenn dann die "Grundmauern" der Beziehung ins Wanken geraten, kann man nicht 24 Std. am Tag stark sein. Zumal unser Sohn oft nach Papa fragt und ihn auch so gerne sehen würde. Schwierig für mich, das alles auszugleichen. Ich liebe meine Männer. Und Familie ist für mich das Wichtigste. Ich denke, ich werde auch die therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen. Letztendlich kann ich für die Krankheit nix. Hoff ich doch (oder gibt es Depressionen die nur der Partner auslösen kann?). Allerdings stand mein Mann vor einer großen beruflichen Veränderung, wir haben seit einem Jahr ein Haus gekauft und dadurch große finanzielle Belastungen.
Jetzt rief mich gerade mein Mann außerhalb der "vereinbarten" Zeit an und sagte mir, daß er heim möchte und das alles hier nichts bringt. Er habe keine Depressionen und glaubt hier niemandem. Ich habe eindringlich mit ihm geredet, ihm klar gemacht, daß er in dieser Verfassung nicht heimkommen darf. Denn hier ist der Alltag. Und ich überzeugt bin, daß wenn er dies abbricht, immer wieder von seinen Ängsten und Stimmungsschwankungen (die super-extrem sind) eingholt wird. Er fühlt sich schuldig. Schuldig, daß er nicht hier sein kann. Schuldig, für seine Stimmungsschwankungen. Ich habe ihm gesagt, daß ich ihm keine Vorwürfe mache, und er sich auch keine machen darf. Ich habe ihm erklärt, daß ich die Krankheit akzeptiere und er sich noch einige Wochen geben muß, damit ein Weg zur Besserung in Sicht ist.
Er hat sich gegenüber keine Gefühle. Er versteht sich selber nicht.
Ich denke, und das habe ich ihm auch gesagt, daß die Therapien kein Spaziergang werden und irgendwo etwas im Verborgenen keimt, das aufgearbeitet werden muß. Nur er im Moment absolut nicht dazu bereit ist, sich zu öffnen und das "Unbequeme" zuzulassen.
Er hat mir von Leuten erzählt, die schon 20 Monate in der Klinik sind, und das ganze als puren Witz sehen, weil es nix bringt. Erschreckend.

Re: Depressiver Ehemann-haben wir eine Chance?

Verfasst: 5. Okt 2009, 22:31
von sunshine45
Liebe Anette,
ich verstehe Dein posting absolut und kann mir gut vorstellen, wie schwer das alles momentan für Dich ist.
Wenn dann noch ein kleines Kind da ist, dass seinen Vater gern sehen will, so stelle ich mir das ganz furchtbar vor.
Da wir ja alle wissen, dass eine Depression nicht so schnell vorbei geht und manche auch immer wieder kommen, so kann ich Dir auch nur raten möglichst schnell selbst therapeutische Hilfe zu suchen.
Man gerät so schnell in die Co-Abhängigkeit. Es ist ein schleichender Prozess und wenn man es erst mal bemerkt ist man schon mittendrin und es dann wieder zu ändern ist sehr schwer.
Oft denkt man auch, dass man hilft, wenn man dem Depressiven möglichst viel abnimmt, doch dadurch macht man ihn oft nur kleiner. Ebenso kann man an manchen Tagen ertragen, dass der andere alles schwarz sieht, man hat genügend Kraft dem entgegenzutreten und man schafft auch alle möglichen Anschuldigungen an sich vorbei gehen zu lassen. Aber das kann schon am nächsten Tag genau anders sein und man denkt, dass man selbst nur noch schlecht ist und dazu noch allein Schuld daran ist, dass der Partner depressiv wurde.
Aber das ist wirklich nicht so, denn mit bestimmten Verhaltensweisen füttert man als Angehöriger die Depression, doch kommt sie nie allein durch die Partnerschaft. DU BIST NICHT DARAN SCHULD, DASS ER DEPRESSIV WURDE ...
Aber man muss lernen damit umzugehen und selbst für sich stark zu sein. Es ist so schwierig umzusetzen was alle Angehörigen raten, nämlich sich abzugrenzen. Aber glaub mir, dass ist für Dich selbst und vor allem für Euer Kind lebensnotwendig und Du bist damit nicht egoistisch.
Bitte versuch Dir immer vor Augen zu halten, dass Du sehr wohl ein Recht hast zu lachen und auch glückliche Momente zu erleben, auch wenn Dein Partner gerade eine heftige depressive Phase hat.
Bei uns liegt wohl auch der hauptsächliche Ursprung in der finanziellen Situation. Mein Partner ist Freiberufler in der Filmbranche und dort gibt es kaum noch Jobs für wirklich gut Leute und das meiste wird nur noch durch Praktikanten abgedeckt. Das hat sein Selbstwertgefühl massiv in den Keller gesenkt und dazu kommen dann auch noch die finanziellen Sorgen, die täglich mehr, statt weniger werden.
Auch mein Partner ist noch nicht soweit sich wirklich zu öffnen und ich glaube aber, dass durch mehr verstärkte Abgrenzung der Weg dazu wohl nicht mehr ganz so weit sein wird.
Such Dir möglichst bald Hilfe, denn die wirst Du auf jeden Fall brauchen um das alles einigermaßen gut durchzustehen. In einem Buch habe ich gelesen, dass solche Phasen im Endeffekt eine Beziehung eher stärken als schwächen werden. Vielleicht ist das ja ein kleiner Lichtblick für Dich.
Schreib hier wann immer Du willst, das hilft! Sofern ich es kann, werde ich Dir auch gern mit Rat oder selbst gemachten Erfahrungen beistehen.
Ich wünsche Dir eine gute Nacht und viel Vertrauen in Dich selbst.
Herzlichst
die Koboldin

Re: Depressiver Ehemann-haben wir eine Chance?

Verfasst: 6. Okt 2009, 13:17
von feuerfisch
Hai AG

Wenig bei mir ist mit deiner Situation zu vergleichen, aber ein wenig Hoffnung möchte ich dir doch geben:
ich lebe seit nunmehr 5 Jahren in einer funktionierenden Beziehung in der beide depressiv sind. Mein Partner ist allerdings nun auch schon seit Jahren `depressionsfrei´.

Das Wissen um unsere eigene und auch die Erkrankung unseres Partners helfen uns dabei - und auch das wir nicht versuchen aneinander `herumzutherapieren´, denn das sollen/müssen die Fachleute tun, das ist nichts was eine Partnerschaft leisten kann.

Aber ich denke eines der wichtigsten Dinge ist das Vertrauen und die Ehrlichkeit. Ohne diese würde es gar nicht gehen.

Mir selbst hilft es auch hier im Angehörigenteil zu lesen, denn dadurch bekomme ich reflektiert wie verletzend manche meiner Aussagen bei meinem Gegenüber ankommen.
Soll für dich heißen: vieles von dem was dein Partner sagt ist überhaupt nicht gegen dich gemeint, sondern nur gegen sich.

Viel Erfolg noch auf eurem Weg!

feuerfisch

Re: Depressiver Ehemann-haben wir eine Chance?

Verfasst: 6. Okt 2009, 15:29
von Meggi
Hallo Anette,
habt ihr eine Chance ?
Ja ! mit einer seriösen Paartherapie.

Nein ! wenn sich einer von euch beiden von seinen eigenen Therapeuten in eure Beziehung reinreden lässt.

Seriöse Paartherapien finden grundsätzlich unter sechs Augen statt, niemals unter vier.

@feuerfisch:
>>Das Wissen um unsere eigene und auch die Erkrankung unseres Partners helfen uns dabei - und auch das wir nicht versuchen aneinander `herumzutherapieren´, denn das sollen/müssen die Fachleute tun, das ist nichts was eine Partnerschaft leisten kann.<<

ist nur bedingt richtig denn eine gute Partnerschaft ist oft das Fundament für
ein erfolgreiches Überstehen einer Erkrankung, auch die der Psychischen.

Gruß
Meggi

Re: Depressiver Ehemann-haben wir eine Chance?

Verfasst: 6. Okt 2009, 16:27
von feuerfisch
Hai Meggi

ich denke mal da hast du mich mißverstanden.
Klar kann man unterstützen, sollte es auch, aber in einer Partnerschaft kann man nie so nüchtern und distanziert sein, um zu therapieren. Auch spricht man mit dem eigenen Partner ganz anders als mit einem Therapeuten.

nix für ungut

feuerfisch

Re: Depressiver Ehemann-haben wir eine Chance?

Verfasst: 6. Okt 2009, 17:30
von Schwingi
Vielen Dank für die vielen Antworten!
Es tut mir unheimlich gut zu wissen, daß da draussen Leute sind, die mich verstehen und die mein "Schicksal" interessiert.

Ich werde morgen definitiv bei einem Therapeuten einen Termin für ein Gespräch ausmachen. Ich habe manchmal so viele Fragen im Kopf, die ich einfach abgeklärt haben möchte. Und ich denke auf jeden Fall auch, daß es unheimlich viel Kraft kostet, so stark zu bleiben. Und jeder hat man eine schlechte Phase, auch als "gesunder", und da muss mich jemand "auffangen".
Paartherapie findet sicherlich im Anschluss an den Klinikaufenthalt statt. Denn im Moment ist alles noch ganz akut, und mein Mann ist so mit sich selbst beschäftigt, wie soll er denn dann über unsere Beziehung nachdenken können?
Er sagt mir nur immer wieder, daß der Aufenthalt umsonst ist. Daß er nix hat. Er möchte sich nicht öffnen, weil es nichts zu öffnen gibt. Sein Therapeut hat ihm gesagt, daß er wegrennt. Und so kann es nicht gelingen.
Ich bin mit meinem Mann 8 Jahre zusammen. Ich wußte von Anfang an, daß er mit 20 und 30Jahren schon einmal Depressionen hatte. Die dauerten immer ca. 5 Monate. Er bekam Medikamente, aber keine Gesprächstherapie. Allerdings hat mein Mann-in meinen Augen- keine schöne Kindheit hinter sich. Seine Eltern waren noch jung (17+18Jahre), er war ein "Unfall" und die beiden war nur überfordert mit der Situation. Wir hatten bis vor 3 Jahren regelmäßig Kontakt zu ihnen. Und sie hielten meinem Mann auch immer vor, daß sie ihn nie wollten. Sie hätten alles versucht, aber die Schwangerschaft ließ sich nicht mit "eigenen" Mitteln (Kleiderbügel ect.) beenden. Er wurde immer zur Oma
abgeschoben. Die allerdings ihr bestmögliches tat. Da bekam er die Liebe, die er im Elternhaus nie erfahren hat. Vor 3 Jahren eskalierte dann das Ganze bei der Taufe unseres Sohnes (Schwiegervater ist seit Jahren Alkoholiker, Schwiegermutter depressiv und inzwischen auch Alkoholikerin). Wir brachen den Kontakt ab. Und stehen auch beide dahinter. Mein Mann wurde zeitlebens finanziell immer von denen finanziell großzügig unterstützt, das fällt natürlich seit dem auch weg.
Ich habe zu meinem Mann gesagt, daß ich denke, daß irgendetwas aus seiner Kindheit im Verborgenen "keimt", das endlich mal raus muss. Keine Ahnung, ich bin ja nur Laie. Aber mich hat das GAnze mit seinen Eltern immer mitgenommen. Die blöden Kommentare, die Unfähigkeit "normal" zu leben und zu meinen, sie sind die Tollsten.
Mein Mann ist denen seit dem Bruch ein paar Mal begegnet. Da taten die so, als ob nix wäre. Bla, bla,bla - machs gut-tschüss! Für mich unglaublich. Mit mir reden die nicht mehr. Besser so.
Hat jemand Erfahrung, wie das weiter geht, wenn sich der Patient vor dem Therapeuten nicht öffnet? Allerdings ist er ja jetzt erst 2 Wochen dort. Für mich keine Zeit. Haben dann die Therapien irgendwann trotzdem Erfolg? Oder lassen sich die Pat. nach längerer Zeit darauf ein? Wie gesagt, andere in der Klinik sind schon 20 Monate dort-ohne Erfolg. Habe einfach unheimlich Schiss vor der nächsten Zeit.
Liebe Grüße
Anette

Re: Depressiver Ehemann-haben wir eine Chance?

Verfasst: 6. Okt 2009, 17:33
von Schwingi
...sorry wegen den vielen Schreibfehlern! Bin immer auf dem Sprung!

Re: Depressiver Ehemann-haben wir eine Chance?

Verfasst: 6. Okt 2009, 19:36
von feuerfisch
Hai AG

leider ist das Verleugnen `krank´ zu sein nicht unüblich, erst recht nicht bei Krankheiten im seelischen Bereich.

Nur, wenn er das nicht einsieht kann auch gar keine Therapie greifen

Versuch ihn sachte darauf zu bringen dass Depressionen schon lange eine Volkskrankheit sind, das viele Menschen daran ein- oder mehrmals in ihrem Leben daran erkranken.

Manchmal hilft auch einfach nur ein andere `Titel´: man kann ja auch von einer seelischen Erkrankung sprechen, anstatt von einer psychischen. Für viele klingt das dann weniger nach `verrückt´

*wink*

feuerfisch

ach ja, eh ich´s vergesse:
hinsichtlich der Paartherapie sehe ich es etwas anders als du, denn immerhin existiert dein Mann ja nicht im luftleeren Raum und eure Beziehung spielt ja auch eine Rolle in seinem Leben.

.

Re: Depressiver Ehemann-haben wir eine Chance?

Verfasst: 6. Okt 2009, 20:19
von sunshine45
Hallo Anette,
es ist gut, dass Du Dich morgen um einen Termin beim Therapeuten bemühst.
Es wird bestimmt noch hart werden, aber es ist auch zu schaffen. Eine Depression muss nicht das Ende einer Beziehung bedeuten, aber es ist ganz wichtig, dass Du versuchst Du selbst zu bleiben.
In meiner Partnerschaft geht das ganze leider schon einige Jahre und ich merke, dass ich mich im Laufe der Jahre immer mehr von mir selbst entfernt habe und mein Selbstbewußtsein so ziemlich am Boden ist.
Seit einigen Monaten habe ich geschafft mich mehr und mehr abzugrenzen und finde ganz langsam wieder etwas zu mir selbst, obwohl das noch ein langer Weg sein wird.
Mein LG hat sich sogar von gut einem Jahr von mir getrennt mit der Aussage, dass ich eine Therapie machen müßte und mich überhaupt grundlegend ändern müsse.
Anfangs habe ich das dann sogar auch noch geglaubt, doch durch meine eigene Therapie stellte sich dann heraus, dass ich voll in die Co-Abhängigkeit gerutscht war.
Ich dachte und denke manchmal auch noch heute, dass alles an mir falsch ist, zumal mein LG mir das auch ganz häufig sagt. Leider gibt es bei ihm auch kaum Einsichten, dass er an seiner Situation was ändern und dringend Hilfe für sich braucht.
Wir machen ja eine Paartherapie, die ganz wenige kleine Lichtblicke bringt, aber immerhin.
Morgen ist wieder ein sehr wichtiger Termin und ich habe genau wie Du Angst davor was passiert.
Aber es wichtig die Dinge anzugehen, damit man nicht untergeht.
Ich umarm Dich und schick Dir etwas Kraft und verlier nicht die Zuversicht.
Ich habe mir einige Bücher über Depressionen besorgt und daraus auch viel gelernt, Ohne diese Bücher hätte ich das Verhalten meines LG oft nicht verstehen können.
Da ich aber aus allen Erkenntnisse gewonnen habe, ist es natürlich schwer eins zu empfehlen.
Aber hier im Forum wird auch eins empfohlen, was wirklich gut ist und Dir bestimmt weiterhilft.
Herzliche Grüße
von der Koboldin

Re: Depressiver Ehemann-haben wir eine Chance?

Verfasst: 7. Okt 2009, 00:43
von Babi
HI Annette,
ich glaube schon, daß dein Mann erkannt hat, daß er eine Depression hat, ich glaube einfach, er hat große Angst vor dem, was sich bei einer Therapie herausstellen könnte, was in seinem inneren schlummert. Er hat Angst, damit nicht klar zu kommen. Ich kenne das, ich habe auch lange nicht akzeptiert, daß ich depressiv bin, habe dagegen angekämpft, es zu sein.
Mir geht es viel besser, seit ich die Krankheit bei mir selber akzeptiert habe. Aber bis es soweit ist, ann es ein langer Prozeß sein, muß aber nicht.
Er läuft in der Tat im Moment noch vor allem weg, das tut er vielleich auch, weil er selbst das Gefühl hat, daß er noch nicht die Kraft hat, sich mit seiner Situation oder seinem Inneren auseinanderzusetzen. Es ist für ihn also im Moment sozusagen eine Art Selbtschutz, wegzulaufen.
Laß ihm Zeit, er ist in einer Phase, wo er noch nicht soweit ist, dagegen angehen zu können. er muß erst irgendwie Kraft sammeln, denke ich, um das in Angriff nehmen zu können.
Ich sage das alles aus eigener Efahrung, weil es bei mir so war.
Ich finde es übrigens ganz toll, wie du dich verhälst ihm gegenüber und mit ihm umgehst.
Ich wünsch dir alles Liebe. Babi

Re: Depressiver Ehemann-haben wir eine Chance?

Verfasst: 7. Okt 2009, 10:38
von Schwingi
Hallo ihr Lieben!

@ Feuerfisch: Paartherapie ist im Moment für uns noch ganz weit weg. Ich bin einfach davon überzeugt, so lange er stündlich die Stimmungen wechselt, wären die Sitzungen ein Chaos. Mal will er FAmilie, mal nicht. Ich befürchte, das würde noch mehr weh tun. Im Moment. Zumal ich mich hier um meine Arbeit und ein kleines Kind kümmern muss. Ich denke, Paartherapie ist für uns sinnvoll, wenn er Fortschritte gemacht hat.

@ Kobold: Liebe Koboldine, ich drück dich auch! Jeden Tag denk ich an deinen Satz, daß ich trotzdem glücklich sein darf und mich nicht verlieren darf. Das hilft mir. Da mein Mann die Angewohnheit hat, mir manchmal "Depri-SMS" zu senden, schalte ich das Handy nur noch ein, wenn ich genügend Kraft dazu habe. Ich habe ihn zwar darum gebeten - aus Rücksicht auf die Gefühle aller Beteiligten - es zu lassen, aber irgendwie kapiert er dies nicht immer. Na ja, werde es ihm heute Abend (Telefontag) nochmal klar machen, daß es so nicht geht.
Für mich ist das Schwierige, der Riesenspagat den ich machen muss, damit unser Sohn "unbeschadet" aus dieser Situation herausgehen kann. Bis jetzt funktioniert es ganz gut. Mal sehen, was die Zeit bringt.
Liebe Koboldine, ich wünsch Dir auch ganz ganz viel Kraft. Ich denke immer in solch schwierigen Situationen, daß alles einen Grund hat, warum es geschieht. Vielleicht Eigenschutz. Aber das hilft mir immer. Ich habe auch schon oft die Erfahrung gemacht, daß man "hinterher" erkennt, wofür es gut war.
@Babi: Ich habe in deinem Geschriebenen meinen Mann erkannt. Ich denke wirklich, daß er wegläuft. Ich hoffe nur, daß es ihm irgendwann Kraft geben kann, zu wissen, daß ich hinter ihm stehe. Daß es ihm auch ein Stück dadurch gelingt, sich zu öffnen. Ich wünsche mir so, daß er seinen "alten Biß" irgendwann wiedererlangt und für sich denkt, so jetzt "packe ich es an und gehe durch - mit allen Konsequenzen". Ich vertraue auf ihn, denn so kenne ich ihn. Mein Verhalten ihm gegenüber ist rein intuitiv. Und ich hoffe immer wieder, daß es richtig ist.

Ich drück euch alle. Es tut so verdammt gut, sich hier auszutauschen. Auch schon ein Stück "Therapie".

Liebste Grüße,
Anette

Re: Depressiver Ehemann-haben wir eine Chance?

Verfasst: 7. Okt 2009, 20:58
von Schwingi
So. Jetzt habe ich gerade mit meinem Mann telefoniert. Er sagte, daß es ihm heute (seit heute mittag) wieder gar nicht gut geht. Er hat Angst, sein altes Leben loszulassen mit der Angst, es zu verlieren. Deshalb möchte er sich (im Moment noch nicht) einlassen. Außerdem hat er Angst, daß die Therapie "herausbringt", daß sein bisheriges Leben Mist war. Sein Job als Lehrer, sein Dasein als Familienvater, alles. Außerdem versucht er zu erzwingen, daß er uns (mir und seinem Sohn) gegenüber Gefühle aufbringen kann (wenn er unser Bild anschaut, oder die Sachen die ihm unser Sohn mitgegeben hat). Und das funktioniert nicht. Ich habe ihm geraten, daß er alles wegräumen soll, daß er nur für sich sein kann. Und habe für diesen Schritt mein vollstes Einverständnis gegeben. Denn er muß sich nur auf sich konzentrieren können. Ich habe ihm gesagt, daß wir da sind. Und daß er den "starken Familienvater und Ehemann"(so er selber) auch wieder sein kann - wenn er gesund ist und diese Phase überstanden ist. Am Wochenende werde ich mit unserem Sohn ihn besuchen fahren. Und wenn ich merke, es wird irgendwie "komisch", wieder heimfahren. Wir haben vor, für ca. 3 Std. hinzugehen. Ich wollte nur für 1 Std. kommen, doch er möchte längere Zeit mit uns verbringen. Ich hoffe, er möchte nichts erwzingen. Sein Therapeut hat den Besuch befürwortet. Er hat auch schon mit dem Gedanken gespielt, für ein paar Stunden mit dem Zug heimzufahren(Klinik ist weiter weg), allerdings war ich davon nicht begeistert, da ich Bedenken habe, ob es ihm dann nicht viel schwerer fällt, wieder hinzugehen, da er sich bis heute noch nicht wirklich eingefunden hat. Hat jemand mit so "Kurzbesuchen Zuhause" Erfahrung? Ich war mit der Aussage gerade etwas überfordert.
Aber jetzt kommt ja erst mal dieses Wochendende und alles weitere wird sich finden (ich hoffe, mein Mann kann seine Charaktereigenschaft "Ungeduld" zügeln und hat Einsicht zur Vernunft).

Euch allen schönen Abend, geh jetzt in`s Bett und schau irgendwelche "laufenden Bilder"...

Liebste Grüße, Anette

Re: Depressiver Ehemann-haben wir eine Chance?

Verfasst: 7. Okt 2009, 21:02
von Schwingi
...zum besseren Verständnis: Nicht der Therapeut hat den Kurzbesuch zu Hause in Erwägung gezogen, sondern mein Mann.
Der Therapeut weiß sicherlich nichts von diesem Gedankengang.

Bye bye

Re: Depressiver Ehemann-haben wir eine Chance?

Verfasst: 7. Okt 2009, 21:06
von sunshine45
Liebe Anette,
danke für Deine Antwort. Ich habe gelesen, dass Ihr heute Euren Telefontag habt! Das ist bestimmt wieder für Dich ein aufwühlender Moment in dem die Gefühle spätestens hinterher wieder Achterbahn fahren.
Ich hatte ja versprochen meine Erfahrungen in in unserer heutigen Paartherapie mitzuteilen. Natürlich ist das jetzt noch alles viel zu früh und muss sich bei mir noch setzen, aber eins ist vor allem rausgekommen und ich denke auch für Dich ganz wichtig.
Sag Deinem Partner immer klipp und klar, wenn er zu weit gegangen ist. Ich habe heute lernen müssen, dass ich wohl einfach viel zuviel Verständnis hatte und mich damit ganz klar zum Opfer gemacht habe und damit auch meinen Partner leider provoziert hat mich manchmal verbal heftig fertig zu machen. Seine ganze Verzweiflung hat sich dann in heftigen Beschimpfungen mir gegenüber entladen und ich habe es mit mir machen lassen. Davor würde ich Dich gern bewahren und gebe Dir einfach den Rat in entsprechenden Situation einfach das Gespräch zu stoppen und dadurch etwaige Beschimpfungen nicht anzunehmen. Du wirst damit nicht nur Dir, sondern auch Deinem Partner helfen.
Mehr berichte ich bestimmt mal später, aber diesen Rat wollte ich Dir doch schnell geben, weil ich glaube, dass Du in ähnlicher Situation steckst in der ich noch vor gar nicht all zu langer Zeit war. Dein Partner darf den Respekt vor Dir nicht verlieren, das würde alles nur noch schlimmer machen.
Achte auf Dich und damit hilfst Du Euch allen.
Herzliche Grüße
von der Koboldin, die jetzt erst einmal mächtig in ihrem Kopf sortieren muss, aber der der heutige Termin ziemlich viel gebracht hat und wohl auch meinem LG

Re: Depressiver Ehemann-haben wir eine Chance?

Verfasst: 8. Okt 2009, 09:14
von Schwingi
Liebe Koboldin,
vielen Dank für diesen Ratschlag! Im Moment ist es nicht akut, aber ich denke, die nächsten Wochen werden noch hart. Und da wird noch manches "Unbequeme" gesagt werden, was unfair mir gegenüber ist. Ist schon richtig, muß einem immer wieder klar gemacht werden, daß man sich wehren muss, wenn es too much ist. Seit diesem einen Telefonat ist er nicht mehr so übers Ziel hinausgeschossen. Die üblichen Zweifel an allem - Ehe, Job - sind präsent, aber für mich im Moment ertragbar. Gestern bei dem Telefonat (weiter oben hab ich darüber berichtet) habe ich richtig gemerkt, wie ich kein Mitleid habe, und irgendwie auch richtig Abstand. Gut, gestern war vielleicht einfach ein guter Tag bei mir und deshalb ist es mir gelungen, es mit Abstand zu sehen.
Das diese Paartherapie bei euch jetzt doch ins Positive geht, freut mich ganz toll für euch - vor allem für dich! Ist erstaunlich, wie gut gemeintes Verhalten total in die falsche Richtung was bewirkt. Wirklich gut zu wissen. Vom Typ her, bin ich eher jemand, der sich so schnell nicht aus dem Takt bringen läßt. Zwar mitfühlend und hilfsbereit gegenüber anderen, aber mir ist letztendlich egal, was andere von mir denken (z.B. gerade jetzt diese Situation mit meinem Mann. Wenn Nachbarn fragen, steh ich dazu. Mein Mann ist wegen Depressionen in stationärer Behandlung für die nächsten Monate. Punkt.) Ich vertusche nichts. Vielleicht rührt mein Verhalten daher, weil meine Mutter früher Quartalstrinkerin war, lange Zeit, und wir Kinder immer alles verheimlicht haben vor Dritten (zumindest versucht, schätze das Verhalten von der Mutter war für Außenstehende nicht zu vertuschen), die Schuld auch größtenteils bei uns gesucht haben, Gespräche geführt, die im Nichts endeten. Mein Vater schloß sich bei diesem Thema völlig aus, heile Welt nach außen, nur nicht drüber reden. Da hab ich quasi viel auf mich geladen. War eigentlich rückblickend unerträglich. Von der Schule kommen und nicht zu wissen, was einen erwartet... Nun gut, jedenfalls habe ich daraus glaube ich gelernt. Nie wieder verstecke ich mich für jemand anders. Man muss ja nicht jedes Detail erklären, aber halt auch nicht irgendwelche Ausreden erfinden.
Liebe Koboldin, ich wünsche Dir die nötige Kraft, das in der Therapie Gesagte im Alltag anwenden zu können. Wir müssen in erster Linie wirklich an uns selber denken. Unsere Bedürfnisse müssen wir in so einer Episode hinten anstellen, aber wenn wir mit Worten verletzt werden, müssen wir uns wehren. Letztendlich sind die von der Krankheit Betroffenen bei klarem Verstand. Und mit dieser Überzeugung, dieser Verantwortung uns selber gegenüber, daran müssen wir uns festhalten.
Versuch jetzt hier schon seit gestern den Psychotherapeut telefonisch zu erreichen (für mich), hab schon 2x auf AB gesprochen. Bin ja mal gespannt, wann der sich meldet. Andere gibts hier nicht in der Nähe, zumindest keine mit Kassenzulassung. Na ja, gut Ding will Weile haben. Zur Not habe ich noch den HA an der Hand - zur Überbrückung.
Freu mich auf einen neuen Bericht von Dir und verbleibe bis dahin,
herzlichst,
Anette

Re: Depressiver Ehemann-haben wir eine Chance?

Verfasst: 10. Okt 2009, 01:14
von Babi
HI Anette,
du handelst genau richtig mit allem, was du tust. Ich bewundere ich dafür.
Es ist wichtig, daß du deinem Mann Zeit läßt, deine Posts zeigen mir, daß er wirklich noch nicht so weit ist.
Du schilderst ihn genau so, wie ich ihn vermutet habe.
Gefühle erzwingen ist auch das falsche, das geht meistens nach hinten los.
Es ist immer schwierig, neu anzufangen und sein altes Leben hinter sich zu lassen. Kann sein, daß das deinem Mann im Moment den Boden unter den Füßen wegziehen würde, er fühlt sich damit im Moment echt überfordert, habe ich das Gefühl.
Du mußt ihm überlassen, wann für ihn der richtige Zeitpunkt ist, das wird er fühlen, glaub mir.
Und er soll sich zu nichts zwingen, auch nicht zu Gefühlen euch gegenüber, denn damit setzt er sich auch unter Druck und macht unter Umständen alles noch schlimmer damit.
Du kannst mir glauben, ihn belastet die ganze Situation auch sehr, aber auch er muß einsehen, daß er nicht ungeduldig sein darf sondern sich selbst Zeit lassen muß.
Gruß Babi

Re: Depressiver Ehemann-haben wir eine Chance?

Verfasst: 11. Okt 2009, 10:41
von Schwingi
liebe Babi,
gestern waren wir bei meinem Mann. Wir hatten auch kurz Gelegenheit "unter 4 Augen" zu reden. Er wollte wissen, was ich für einen Eindruck von ihm habe. Ich habe zu ihm gesagt, daß es ja so viele Eindrücke sind, die erst Mal auf mich einstürzen, wenn ich hierher komme. Klinik, fremde Leute, ect. Und es mir da schwer fällt, eine "Diagnose" zu stellen. Ich habe ihm gesagt, daßich den Eindruck habe, daß er ruhiger ist. Es ist besser, aber nicht gut.
Wenn er nur ein Stück von meiner Geduld hätte, wäre ihm schon viel geholfen. Aber das ist charaktersache. Wir verbrachten 5 Stunden miteinander. Mehr als ich erhofft hatte. Und es war schön. Als ich dann gemerkt habe, daß er "umschält", haben wir unsere Sachen gepackt. Ganz entspannt. Ich habe gemerkt ( und er hat es mir auch gesagt)daß er mit meiner Aussage überfordert war, die ich kurz vor dem Gehen getätigt habe: daß wir das durchstehen - gemeinsam - wenn er das möchte. Er meinte dann, ich möchte jetzt von ihm hören "klar gemeinsam, wir bleiben zusammen", doch er könne mir das nicht sagen, weil er selber seine Zukunft nicht sieht. Ich habe ihm versichert, daß ich ihm nur sagen wollte, daß wir da sind und ich nichts erwartet habe. Jedenfalls hat das bei ihm wieder einen Druck aufgebaut und brachte ihn zum "umschalten". Wir sind ehrlich miteinander, und ich denke, das ist schon mal gut. Mehr muss die Zeit bringen. Am kommenden Wochenende möchte er für ein paar Stunden tatsächlich mit dem Zug heimfahren. Sein Therapeut begrüßt und bestärkt ihn in dieser Entscheidung. In diesem Fall muß ich den Ärzten vertrauen. Und das tue ich auch.
Du brauchst mich für mein Verhalten absolut nicht bewundern liebe Babi, wie gesagt, rein intuitiv. An schlechten Tagen denke ich, hoffe nicht "naiv". Außerdem denke ich, daß jeder das für seinen Partner tun würde. Man hat sich vor einigen Jahren das Versprechen gegeben "in guten wie in schlechten Zeiten".

@Koboldine: Ich hoffe, Dir geht es soweit gut. Wahrscheinlich hast du gerade mit Dir ganz ganz viel zu tun und mußt das Gesagte verdauen. Ich wünsche Dir dazu die nötige Kraft. Ich denk an Dich.

Lieben Gruß,
Anette

Re: Depressiver Ehemann-haben wir eine Chance?

Verfasst: 13. Okt 2009, 19:51
von Schwingi
Heute ist irgendwie ein ziemlich schwieriger Tag für mich. Das erste Mal, dass ich meinen Mann ganz toll vermisse. Bisher hatte ich immer noch was zu erledigen, E-Mails für meinen Mann checken, Telefonate erledigen, usw. Jetzt kehrt langsam Ruhe ein (was ja nicht schlecht ist), aber heute geht es mir ziemlich nah. Am liebsten würde ich ihm eine SMS senden, daß ich ihn vermisse. Aber das geht nicht. Damit würde ich ihn überfordern oder unter Druck setzen. Ist jetzt die 4. Woche seit er weg ist. Noch fast 4 Monate haben wir vor uns. Hat jemand mit seiner eigenen Sehnsucht die er nicht "an den Mann, bzw. an die Frau bringen kann" Erfahrung? Was habt ihr getan, zur Ablenkung? Unter der Nummer, wo ich dem Therapeuten Nachrichten mit Bitte um Rückruf hinterlassen habe, meldet sich bis heute niemand. Auch irgendwie total blöd. Werd mal zusehen, daß ich da diese Woche in irgendeine Richtung was erreiche.
Ok, euch allen da draußen wünsch ich eine gute Woche.

Anette

Re: Depressiver Ehemann-haben wir eine Chance?

Verfasst: 14. Okt 2009, 11:17
von sunshine45
Liebe Anette,
ich kann mir gut vorstellen, wie es ist, wenn man sich allein fühlt und sich nach dem Partner sehnt.
Zunächst einmal finde ich es sehr gut, dass Du es schaffst Dich dann zurückzunehmen und ihm keine SMS schickst. Das ist schwer, aber zeigt auch, dass Du die Erkrankung Deines Mannes verstehst.

Es ist für mich schwierig Dir zu raten, da ich noch nicht in der Situation war, dass mein Partner räumlich nicht da war. Ich kenne es nur, dass er körperlich anwesend war, aber trotzdem unendlich weit weg.

Aber was würde ich an Deiner Stelle tun?
Ich glaube, es ist wichtig, dass Du Dir klar machst, dass Du in der letzten Zeit viel Kraft gelassen hast und in Zukunft auch noch einiges allein bewältigen mußt bzw. auch noch reichlich Energie brauchen wirst.
Versuche einfach Dinge zu machen zu denen Du in der letzten Zeit nicht mehr gekommen bist. Dinge, die Dir gut tun. Treffen mit Freunden, mal in Ruhe in die Stadt gehen, ein Buch lesen, einen schönen Film ansehen,
oder mit Eurem Kind einen tollen Ausflug machen und einfach mal nur genießen. Das hört sich jetzt vielleicht utopisch an, aber es geht! Dein Mann ist gut untergebracht und Du mußt Dich momentan nicht sorgen und kannst mal tief durchatmen.
Nutze die Zeit und wenn er Dir so sehr fehlt, so mach Dir einfach bewußt, dass Du das Dich ja auch indirekt für Euch erholst und die Treffen in Zukunft mit Deinem Mann auch evtl. entspannter sein können, weil Du Dir einfach Ruhe gegönnt hast.
So tust Du was für Euch und es fällt einem leichter mit der momentanen Trennung zurecht zu kommen.
Liebe Grüße
von der Koboldin

Re: Depressiver Ehemann-haben wir eine Chance?

Verfasst: 15. Okt 2009, 19:28
von Babi
Hi Anette,
ich kenne deine Sehnsucht, denn ich habe sie auch.Ich bin seit 14 Jahren allein mit meinem Sohn und die Sehnsucht holt mich immer wieder ein.
Ich habe mir ein Gefühleheft angelegt, immer wenn ich nicht weiß, wohin mit meinem Gefühlen, schreib ich hinein. Das hilft mir ganz toll. Vielleicht ist das auch etwas für dich. Kauf dir einfach ein Heft, ein ganz normales Schulheft und versuchs mal. Papier ist geduldig und es ist immer leichter, wenn man das Gefühl hat, was loswerden zu können, das nimmt auch Last von einem. Du kannst auch sowas wie ein Gefühlstagebuch schreiben, wenn du es schaffst, da jeden Tag reinzuschreiben, mir gelingt das nicht, ich schreibe immer nur rein, wenn ich mit meinen Gefühlen nicht mehr klar komme.
Außerdem habe ich - so perfide es vielleicht klingt - den ganzen Tag den TV laufen, wenn ich von der Arbeit nach Haus komme, dann habe ich wenigstens Stimmen im Raum und spüre die Einsamkeit nicht so sehr.
Ich hoffe, dir ein bißchen weitergeholfen zu haben.
Alles Gute Babi

Re: Depressiver Ehemann-haben wir eine Chance?

Verfasst: 15. Okt 2009, 19:53
von Schwingi
Liebe Koboldin, liebe Babi!
Ihr beide habt mir sehr weiter geholfen. Alles gute Tipps. Werde sie soweit wie möglich in die Tat umsetzen.
Mein Mann und ich hatten gestern abend unser wöchentliches Telefonat. Anfangs lief es ganz gut. Ich sagte ihm, daß er sich ganz gut anhöre. Das war nichts. Er sagte, daß es ihn auch total anstrenden würde, "normal" zu telefonieren. Ich wechselte rasch da Thema. Er sagte auch, daß ich von unserem Alltag hier erzählen solle. Was ich auch tat. Doch gegen Ende sickerte dann von ihm durch, daß er die ganzen Therapien (Töpfern ect.) für sinnlos hält. Die Gesprächstherapien seien letzendlich auch sinnlos, da er nicht weiter komme. Ich versuchte wieder abzulenken. Doch so richtig gelang es uns nicht. Jedenfalls sagte ich dann (bis dahin verlief das Gespräch ganz gut), daß ich eine Bitte hätte: Daß wenn er mir eine SMS schreibt (hat er gestern mittag wg. Samstag), und zum Schluß "hab Dich lieb" schreibt, dies bitte nur schreiben soll, wenn er es in diesem Moment auch so empfindet. DAS WAR SOWAS VON FALSCH. Er platzte und sagte, daß ich doch nicht immer alles hinterfragen soll und endlich mal alles so akzeptieren soll wie es ist und nicht immer auf ihm rumhacken soll... Ich wurde stinkig. Ich sagte ihm auch, daß er total unfair wäre. Denn schließlich wollte ich ihm damit nur sagen, daß ich nicht erwarte, daß er das schreibt. Das habe ich ihm so auch gesagt. Ein wenig hat er eingelenkt. Ich beendete das Gespräch relativ zügig und "neutral". Doch ich bin heut noch sauer. Ich mach hier nen riesen Spagat, erledige alles (Autos Winterreifen,TÜV ect.), geh arbeiten, schick unserem Sohn Päckchen, wo ich sage, die sind von seinem Vater, damit der nicht so völlig raus ist - und dann wieder so was. Heute ist der erste Tag, an dem ich echte Zweifel habe. Zweifel an einer gemeinsamen Zukunft.

Re: Depressiver Ehemann-haben wir eine Chance?

Verfasst: 15. Okt 2009, 19:58
von Schwingi
Außerdem möchte ich für mich doch nur wissen, wie es ihm geht. Der Stand der Dinge ist ja der, daß er uns gegenüber keine Gefühle hat, oder zumindest nicht viel. Im Moment. Und wenn er das "hab dich lieb" nur schreibt, daß es geschrieben ist (er sagte nämlich auch, daß er das für mich so schreiben will, daß es für mich ist wie immer), dann möchte ich das irgendwie nicht. Viel mehr würde es mich freuen, wenn er es schreiben würde, wenn ihm danach ist. Und nicht nur, weil er es immer so gemacht hat. Total verworren. Am Samstag kommt er. Mal sehen.

Re: Depressiver Ehemann-haben wir eine Chance?

Verfasst: 15. Okt 2009, 20:22
von Babi
Hi Anette,
ich geb dir mal einen ganz guten und lieb gemeinten Tipp: Akzeptiere im Moment alles so, wie es ist und kritisiere ihn besser nicht. Weißt du, damit verstärkst du dann unter Umständen sein Gefühl, daß ihm die Therapie nicht hilft, weil er doch nur immer alles falsch macht. Ist besser, daß du da vorsichtiger bist.
Du hast geschrieben, er wollte, daß es für dich wie immer ist und hat deshalb geschrieben, er hat dich lieb. Ist dir mal die Idee gekommen, daß er sogar gedacht hat, er hilft dir damit. Vielleicht wollte er dir ja auch durch die Blume damit sagen, danke daß du da bist, weil er das nicht direkt aussprechen kann im Moment. Männer sind manchmal so, daß man um die Ecke denken muß.
Ich wünsch dir viel Kraft fürs Wochenende und daß alles klappt.
Babi