Auf der Suche nach der verlorenen Zeit! (Saison 1 Episode 3)

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karim2000
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Auf der Suche nach der verlorenen Zeit! (Saison 1 Episode 3)

Beitrag von karim2000 »

.. und das witzigste daran ist dass ich Psychologie als Nebenfach in meinem ersten Studium gehabt habe ! Wir hatten natürlich in diesem Rahmen die Depression thematisiert. Niemals kam mir aber im Sinn eine Verbindungen zwischen mein trostloses Leben und die Depression herzustellen.
Mir war es bewußt dass meine Psyche ganz anders tickt, aber Ich dachte bis vor kurzen dass ich anders bin und damit musste ich leben. Ich bezeichnete mich als Einzelgänger und ich fand nichts Schlimmes daran! Ja! ich gebe zu dass ich ab und zu Gedanken darüber gemacht habe, dass etwas mit mir nicht in Ordnung war. Aber mich als depressiv zu bezeichnen, der „unbedingt einen Arzt aufsuchen musst“; nein das kam wirklich nie in Frage. Und außerdem ich war seit meine Teenegerzeit immer so: ich aß allein, schliefe allein und verbrachte die ganze Zeit allein und manchmal diskutierte ich ganz allein! Ich könnte so viel Freunden und Freundinnen haben (Ich arbeitete in der einzigen Buchhandlung in meinen kleinen Stadt deshalb kannten sie mich viel!) aber ich tat es nicht, denn ich fand das belästigend. Deshalb habe ich immer meine Geschwister gedrängt zu behaupten dass ich nicht Zuhause wäre falls jemand nach mir Fragte! (Für die gegenseitigen Besuche braucht man bei uns bis jetzt keinen Termin oder Uhrzeit vorweg zu vereinbaren! Einfach und spontan vorbeikommen! Ich gebe zu dass ich viel Zeit gebraucht habe, bis ich hier in Deutschland gelernt habe, dass diese Spontanität nicht überall auf Verständnis stößt! ) Und seien wir ehrlich selbst wenn ich gewusst hätte, dass ich depressiv wäre, wie könnte ich es in meinem Kulturkreis vermitteln! Die Tatsache dass man psychisch erkranken kann war besonders damals unbekannt. Hätte ich damals zu einem meiner Kommilitonen gesagt dass ich die gleichen Symptome der Depression habe, welche unser Dozent gerade in der Vorlesung ausführlich thematisiert hat, hätte er mich ausgelacht! So theoretisch war unser Studium fokussiert! Und überhaupt die Psychologie und ihre Errungenschaften waren für einen großen Teil der traditionellen Gesellschaft unbekannt. Der Scharlatan war der Ansprechpartner wenn die Menschen merken dass etwas mit ihrem Seele nicht stimmt! Und da hieß die Diagnose meistens: die Seele ist von den bösen Geistern verfluchtet, und es muss Blut fließen damit man diese Flucht vertrieben könnte. Oder man wurde im Grab eines Heiligen (meistens war ein frommer charismatischer alter man der vor langen Zeit gelebt hat) mit einer Kette festgebunden bis die bösen Geister vor Heiligkeit des Ortes erschrecken..
Abgesehen von einen kleinen Elite, ist Psychologie für den großen Teil der Gesellschaft bis jetzt eine Wissenschaft, die nicht ihre eigene ist und nicht mit ihren kulturellen und religiösen Wurzeln vereinbar ist. Und selbst wenn man dieses Vorurteil überwindet, bleibt der Zugang zum Psychologen ein Tabu, das man nie brechen kann. Das gilt auch für mich! Meine Erkrankung wird für meine Familie ein ewiges Geheimins bleiben! Ich hätte auch gern darüber mit meinen Mutter und Vater gesprochen um ihnen zu zeigen, dass ich nur deshalb so wenig Kontakt zu ihnen halte, so wenig Neigung und Liebe zeige weil ich in mir dieses Virus der Depression trage! Aber leider wird das nie passieren! Es ist nicht einfach ein depressiver Mensch zu verstehen und es ist verdammt schwerieg ein gesunder Mensch zu vermitteln wie ein Depressiver der Welt erlebt. Man unterschätzt meistens diese Frage! Man kann behaupten dass man die Krankheit kennt und versteht. Aber im täglichen Leben wenn darauf ankommt entsprechend zu verhalten und zu benehmen, zeigt man das Gegenteil und ist man sich es nicht einmal bewusst! Das ist dann die Quelle, woraus die Missverständnisse und Konflikte speisen.
Aber zurück..zu mir zu meiner Suche nach einer Zeit, die mich verloren gegangen ist.Und ich rede hier absichtlich über eine Zeit, denn meine depressive Wahnehmung begann ganz ganz früh! Aber wann genau und überhaupt wie wurde ich depressiv? Es muss einen Ereignis gegeben haben, oder eine bestimmte psychische oder soziale Situation, welche die Depression aufgelöst habe? Ich muss es herausfinden…
(aus meinem Webblog:http://www.dabado.de/wordpress)
Babi
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Registriert: 23. Jul 2009, 17:07

Re: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit! (Saison 1 Episode 3)

Beitrag von Babi »

He karim,
das was du sagst, ist sehr sehr gut und du hast damit recht.
Auch meine Familie versteht meine Krankheit oft nicht. Das kenne ich. Ich verstehe dich, Karim. Am besten verstehen sich da gleichgesinnte, die auch die Krankheit haben. Ich bin auch sehr zurückgezogen meiner Familie und das ist auch nicht immer einfach. Hab auch mal versucht, mit meiner Mun zu reden, aber sie kann nicht verstehen.
Melde dich wieder, kannst dich gerne auch per email melden, würd gern wissen, wie es dir geht.
Man sieht nur mit dem Herzen gut, das wesentliche ist für das Auge unsichtbar
(Exupery)
:) ;)
karim2000
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Registriert: 13. Mai 2008, 19:04
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Re: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit! (Saison 1 Episode 3)

Beitrag von karim2000 »

Hallo Babi!
Deine Reaktionen auf meinen Beiträge machen mir Mut.Dadurch fühle ich mich irgendwie nicht allein!Aber noch muss ich selbst von einer Therapie überzeugen und das ist angesicht meiner absurden Haltung nicht einfach..
L.G Ich drücke dich fest!
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