Seite 1 von 1

Neu hier

Verfasst: 31. Mär 2009, 22:32
von Tautropfen
Hallo ihr alle,
ich bin ganz neu hier. Ich bin 18 Jahre alt und noch Schülerin in NRW. Ich habe noch ein Jahr bis ich Abitur mache (hoffentlich). Ich war bis vor einiger Zeit eine gute Schülerin, das Vozeigekind der Familie, die liebe Babysitterin und die gute Freundin, die Kummertante, die Angagierte. Offiziell bin ich das immer noch. Jedoch bin ich auch eine Verdrängungskünsterin, die sich an ihre Gefühle nicht herantraut. Ich fühle mich einsam, verlassen, hilflos und mit der Welt total überfordert. Dem Druck hilflos ausgeliefert. Wie soll ich denn das alles schaffen? Vielleicht war ich immer zu viel für andere da. Aber ich will doch auch nicht egoistisch sein.
Vor zwei Monaten war ich bei einer Psychaterin, weil mein Hausarzt mich dahin geschickt hat. Meine Migräne ist zu häufig und nicht nur physiologisch erklärbar, ausserdem war ich einfach müde, motivationslos. Sie Diagnostizierte eine Depression, verschrieb mir Elontril und riet mir zu einer Therapie. Das Elontril wirkt gut. Ich bin wieder aktiver geworden und schaffe sogar meine Hausaufgaben manchmal. Jedoch schlaf ich schlecht oder zu viel. Ich merke, dass in mir viel mehr ist, viel unruhe, mit der ich nicht umgehen kann. Mit meinen Eltern kann ich darüber nicht reden. Ich weiß aus Erfahrung, dass sie damit nicht umgehen könnten und würden dann versuchen durchzugreifen und mir sagen ich solle mich zusammenreißen. Ich habe mitlerweile 2-3 Freunde, die etwas wissen, jedoch kann ich nicht immer mit ihnen reden, wenn ich es bräuchte, weil ich sie nicht belasten möchte.
Seit gestern habe ich einen komischen Tick entwickelt, den ich nicht ganz deuten kann. Erst fange ich an zu putzen wie eine verrückte und dann sobald ich in stress (egal ob emotional oder so) gerate, dann zwicke ich mich im dekoltee.
So nun habe ich furchtbar viel von mir erzählt, was ich sonst nicht so am Stück tue, ich hoffe, dass ich euch nicht einen Knopf an die Backe geschwetzt habe.
Einen schönen Abend wünsch ich Euch
Tautropfen

Re: Neu hier

Verfasst: 1. Apr 2009, 13:19
von cybolon
Hallo Tautropfen,

willkommen im Forum!

Ja!
Du hast es bereits erkannt: "...immer zu viel für andere da.."

Und:
"Aber ich will doch auch nicht egoistisch sein. "

Aber:
Genau das ist aber angesagt!

Ich bin zwar 30 Jahre älter, habe es aber genauso gehandhabt und bin ebenfalls bei dieser Diagnose gelandet.
Die ständige Angst, nicht beliebt zu sein, Andere zu enttäuschen und ungeheurer disziplinärer Druck von innen, stellten letztendlich eine Endlosschleife aus Überforderung und Überlastung her.
Anspannung und Ruhelosigkeit sind die ersten Resultate und die totale Erschöpfung bildet das "Finale".

Zunächst lernte ich in der Depression, die Augen aufzumachen.
Einmal für mich selbst, nämlich die Bereitschaft, in meine eigenen Gründe und Abgründe zu sehen.
Zum Anderen für die Freunde, um zu erkennen, wer denn wirklich welche sind und wer nicht.

Gibt mir der, dem ich helfe, denn auch was dafür?
Was tut er für mich?
Was tue ich für ihn?
Was tue ICH für MICH?
Klingt, wie 4 simple Fragen. Kann aber wochenlang zu harten inneren Gefechten kommen, bei der Bearbeitung jeder einzelnen solchen.

Half mir aber dann, den "Saugern" eine Absage zu erteilen,
selbstbestimmter(!) zu leben und mich weniger in Anderen zu spiegeln.

Egoismus: Definitiv ist ein "gesunder" Egoismus das Richtige.
Endlich mal an sich zu denken, sich besser zu behandeln und sich selbst zuzuhören, statt Anderen, ist der erste Schlüssel zu den vielen Pforten, die wir uns selbst bisher verschlossen hielten.

Ich hoffe, Du findest hier im Forum jede Menge dieser "Schlüssel" und kommst recht schnell aus der Sch*krankheit raus.

Gute Erholung von aller Erschöpfung wünscht Dir
der
cybolon

Edit: Zum Zwicken:
Ich rieb immer mit der Zunge an einer Zahnspalte, bis die Zunge wund war.
Reine Nervosität, aus Angst und Ratlosigkeit.
Da gibt es kein "Zusammenreissen", erstmal.

Hörte bei mir aber auf, als ich in die Klinik kam und merkte, dass man mir Last (Verantwortung) von den Schultern nahm.

Re: Neu hier

Verfasst: 1. Apr 2009, 18:05
von Spitzweg
Hallo Tautropfen,
hast ja einen schönen Namen,
Horst hat Dir schon vieles gesagt dem ich mich nur anschließen kann. Du beschreibst das Zwicken als Tick, frag Dich mal warum und was Du dabei empfindest, geht es Dir besser, wenn Du dich spürst (den Schmerz)? Bitte überprüf das mal sehr kritisch.
Mach unbedingt eine PT.
Liebe Grüße MarianneC