Bitte - wer hat Erfahrung mit EKT?

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WeißeMassai
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Bitte - wer hat Erfahrung mit EKT?

Beitrag von WeißeMassai »

Vielleicht kann mir jemand helfen:

Unsere Vorgeschichte: Ich habe nun seit November die gerichtlich Betreuung für meinen Vater übernommen, nachdem mehrere stationäre Therapien wg. Depression keinen Erfolg zeigten, und er sich inzwischen vollkommen vernachlässigt hat - er nahm keine Tabletten mehr, hat keine Zuckerwerte kontrolliert, sich nicht gewaschen, nicht geduscht, hat uns als Familie überhaupt nicht mehr wahrgenommen.

Sein einziger Lebensinhalt war auf der Couch / im Bett liegen und essen. Per Gericht wurde mir dann auf Antrag dann die gesundheitliche Fürsorge übertragen, und plötzlich schien er auch bereit zu sein, wieder in die Klinik zu gehen. 8 Wochen war er von November 2008 bis Januar 2009 im KH untergebracht, es gab wieder einen Funken Hoffnung für ihn und für uns alle. Er hatte wieder angefangen, am Leben teilzunehmen (Spaziergänge, Medikamente wieder genommen, geduscht ...) - dann wurde er entlassen und zum Übergang in eine Tagesklinik eingewiesen.

Anfangs 3 Tage die Woche, dann 2 Tage, nun nur noch einen Tag in der Woche. Dies scheint ihm auch einigermaßen Spaß zu machen, denn er wartet schon immer darauf, endlich vom Fahrdienst abgeholt zu werden. Allerdings lebt er in zwei Welten: in der Klinik erzählt er von seinen Aktiviäten zu Hause, die aber wiederum überhaupt nicht stattfinden - im Gegenteil: er liegt wieder bis Mittag im Bett, nimmt dann Nahrung zu sich, legt sich wieder hin bis zum Abendessen, nimmt wieder Nahrung zu sich, dann geht er wieder für die Nacht ins Bett.

Das passiert jeden Tag, außer an den Tagen, an denen er die Tagesklinik besucht. Ein längeres Gespräch mit dem Pschychiater und seinem zuständigen Psychotherapeuten hat nun die ganze Sache ans Licht gebracht. Nun meint der Psychiater, dass es eventuell noch eine einzige Möglichkeit gäbe, ihn aus seinen festgefahrenen "Schienen" wieder ins normale Leben zurückzubringen, nämlich die Elektrokrampftherapie EKT.

Ich muss dazu noch anmerken, dass er im Dezember, während seines KH-Aufenthaltes, wahrscheinlich aufgrund seiner jahrelang katastrohpalen Zuckerwerte einen leichten Schlaganfall hatte. Schäden sind allerdings bis auf einige Sprachschwierigkeiten bei diversen Silben nicht zurückgeblieben - zum Glück war die Stroke-Unit gleich im nächsten Gebäude der Klinik, so daß ein schnelles Eingreifen möglich war.

Zu meiner EKT-Frage: Meine Informationsversuche im Internet brachten eigentlich überwiegend positive Meldungen zutage. Diese Infos sind aber aus "wissenschaftlichen" Seiten entnommen. Vielleicht kann mir aber jemand Auskunft geben, der/die diese Therapie bereits hinter sich hat, oder aber auch ein Mediziner/in hier im Forum. Ich bitte auch ausdrücklich um eventuelle negative Meinungen, da ich ja mit meiner Unterschrift letztendlich über das Leben meines Vaters entscheiden muss, was mir schon etliche schlaflose Nächte bereitet. Aber ich klammere mich an jeden Hoffnungshalm - ich möchte ihm ja helfen, endlich wieder gesund zu werden, damit er einen einigermaßen angenehmen "Lebensabend" verbringen kann. Ach ja, ich möchte noch erwähnen, er wird Ende des Jahres 70 Jahre alt - also bestimmt noch kein Grund, ihn aufzugeben, nicht wahr?

Für Euere Antworten danke ich jetzt schon recht herzlich!
Die Weiße Massai
simwlo
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Re: Bitte - wer hat Erfahrung mit EKT?

Beitrag von simwlo »

Hallo,
lese hier oft mit, geschrieben habe ich aber bis jetzt noch nicht.
Mit dem EKT habe ich aber Erfahrungen und versuche die mal weiterzugeben.
Ich war im letzten Jahr 3 Monate auf einer geschützten Station wegen schwerer Depressionen. Ich hatte trotz Medikamente große Probleme wieder Licht am Tunnel zu sehen. Irgendwann hatte ich dann einen Zustand erreicht in dem ich nicht mehr suizidal war, zum richtigen Leben hat es aber noch nicht gereicht. In der Klinik hat man mir dann eine EKT Behandlung angeboten. Es war wirklich ein Angebot, keiner hat mich gedrängt. Ich war zu diesem Zeitpubkt zu allem bereit, habe meinem Arzt vertraut und der Behandlung zugestimmt. Ich habe ziemlich schnell aufhört mit Außenstehenden darüber zu reden, da alle eine solche Behandlung grauenvoll fanden. ( Mit den wirklich unangenehmen Nebenwirkungen meiner Medikamente keine Probleme hatten ).
Ich habe denn 8 EKT Behandlungen gemacht. Ich fand sie nicht belastend, habe nach der Behandlung 2 Stunden geschlafen und war dann wieder fit. Die Wirkung finde ich schwierig zu beurteilen. Es soll Fälle geben , indenen die Patienten danach auf Medikamente verzichten können. Das ist bei mir nicht der Fall. Ich hatte aber schon das Gefühl, daß mich die EKT´s ein bischen aus dem Loch gezogen haben. Ist aber eine rein subjektive Wahrnehmung.
Ich bin kein Mediziner und kann dir nur meine Sicht der Dinge schildern. Ich habe bei allen die die EKT´s genutzt haben von irgendwelchen Nebenwirkungen gehört. Einige Patienten mache heute noch sogenannte ErhaltungsEKT`s alee 2 - 4 Wochen.

Hoffe ich konnte dir helfen.
Sonst frag einfach nochmal.
WeißeMassai
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Re: Bitte - wer hat Erfahrung mit EKT?

Beitrag von WeißeMassai »

Hallo simwlo,

vielen Dank, dass Du mir so schnell antwortest. Und vor allem möchte ich Dir zu Deinem Mut gratulieren, dass Du dieser Therapie alleine zugestimmt hast. All' meinen Respekt dafür! Ich möchte zwar meinen Vater auch größtmöglich selbst entscheiden lassen, aber letztendlich bin ja ich diejenige, die die Unterschrift unter die Einverständniserklärung setzt. Eigentlich bin ich auch der Meinung, dass diese Therapie wohl weitaus weniger Nebenwirkungen zeigen wird als alle Behandlungen, die mit Medikamenten zu tun haben. Aber anscheinend zeigen ja die Medikamente bei meinem Vater überhaupt keine Wirkung und somit bleibt mir nur diese Hoffnung. Auch die Ärztin aus der Klinik, mit der ich letzte Woche noch einmal telefoniert habe, hat diese Therapie für gut befunden - und diese Ärztin ist meines Erachtens erst so knapp an die 30 Jahre alt. Sie meinte eben auch, dass im "Volksverständnis" diese Therapie immer noch einen schlechten Ruf hat, was aber völlig unbegründet ist. Ich bin den ganzen vormittag schon am telefonieren, damit ich in der Klinik, die diese Therapie anbietet, einen Termin bekomme, aber da ist ständig besetzt. Ich versuche es einfach so lange, bis ich mit jemanden sprechen kann.
Hast Du die Therapie während Deines KH-Aufenthaltes gemacht oder hast Du Dich erst danach für die Therapie angemeldet?
Liebe Grüße
Christiane
rm
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Re: Bitte - wer hat Erfahrung mit EKT?

Beitrag von rm »

>.....Ich bitte auch ausdrücklich um eventuelle negative Meinungen, da ich ja mit meiner Unterschrift letztendlich über das Leben meines Vaters entscheiden muss, was mir schon etliche schlaflose Nächte bereitet.....<

Guten Morgen Massai,

....hier im Forum hatten wir schon wohl des öfteren Erfahrungsberichte über EKT...musst mal auf 'Suchen' gehen und Stichwort EKT eingeben...

..ich persönlich kann eigentlich weder unbedingt Positives noch Negatives berichten, denn bei mir hat die EKT nichts wesentlich verändert, außer dem, daß ich kurzzeitig mein Langzeitgedächtnis nicht zur Verfügung hatte..aber es ist wieder gekommen, also kein bleibender Schaden. Was ich NICHT beurteilen kann, ist die Wirkung auf einen Menschen, der noch älter, als ich ist und gleichzeitig mit evtl. Schlaganfällen zu tun hat/ hatte..

..deshalb werde ich Dir hier auf keinen Fall einen Rat geben können und wollen, da mir keinerlei Erfahrungsberichte in solchen Fällen vorliegen... Ich glaube aber schon, daß Du dich auf Spezialisten verlassen könntest, die schon jahrelang mit dieser Methode arbeiten...

...und ich gehe davon aus, daß diese Spezialisten auch die notwendige Qualifikation und damit Erfahrung - auch, was ältere Patienten angeht - mitbringen. Vielleicht solltest Du dich vor Ort noch einmal eingehend mit solchen Spezialisten beraten, um dann (evtl. MIT Deinem Vater und Deiner Familie gemeinsam) eine Entscheidung zu treffen...

..ich kann Dir nachfühlen, daß es sehr, sehr schwierig ist, verantwortungsvoll solch eine Vormundschaft zu leben, aber es hat wohl seinen Sinn, daß ausgerechnet Du diese übernommen hast.. Trotzdem solltest Du in solchen Momenten der Entscheidung auf Dich selbst achtgeben und auf das Wissen der Ärzte mitvertrauen, ohne Dein Bauchgefühl außer acht zu lassen...auch das Thema gefühlsmäßiger, gesunder Abstand ist wohl von Dir gefordert (klingt einfach, ist aber sehr schwierig...ich weiß)..

So, das war wahrscheinlich nicht ganz die Antwort, die Du erwartet hast, aber ich wollt's Dir trotzdem so sagen.

Viel Kraft für Dich und eine 'gesundende' Entscheidungsfindung für alle Beteiligten wünscht ich Dir,
Reinhart
WeißeMassai
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Re: Bitte - wer hat Erfahrung mit EKT?

Beitrag von WeißeMassai »

Guten Morgen Reinhart,

vielen Dank für Deine Antwort. Ja, mir ist das schon bewußt, dass es hier um die Entscheidung und um den Rat eines Spezialisten gehen muss. Nur momentan sagt mir mein "Bauchgefühl" überhaupt nichts zu diesem Thema... Ich möchte auch von keinem Forumsteilnehmer einen Rat verlangen, mich interessieren hier die persönlichen Erfahrungen.
Die Entscheidung wird sicherlich mit der Familie gemeinsam besprochen und auch gefällt. Wobei ich allerdings jetzt schon weiß, dass mein Vater prinzipiell gegen alles ist.
Wie Du schon schreibst, so eine Vormundschaft ist wirklich nicht einfach, vor allem, wenn es um den eigenen Vater geht. Den nötigen Abstand zum Thema lerne ich gerade mühsam. In vielen Dingen habe ich das zu sehr emotional gesehen bisher.
Nun hoffe ich, dass ich bald einen Beratungstermin in der Klinik bekomme. Alles weitere lässt sich dann ja im Notfall dann regeln.
Liebe Grüße
Christiane
simwlo
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Re: Bitte - wer hat Erfahrung mit EKT?

Beitrag von simwlo »

hallo Massai,

nicht das hier iergendetwas falsch verstanden wird. Ich kann dir natürlich auch keinen Rat zur speziellen Situation deines Vaters geben. Ich kann dir nur meine Erfahrungen berichten.
Ich habe die EKT´s stationär gemacht, jeweils 3 pro Woche. Bei einer ganzen Reihe von EKT´s wird das hier in Münster immer Stationär gemacht, denn es ist ja jedesmal eine Vollnarkose. Bei einzelnen Erhaltungs EKT´s reicht es wenn man den Abend vorher in die Klinik kommt und kann dann Nachmittags wieder gehen.
Was sagt dein Vater denn zu der Idee mit den EKT´s ? Wichtig ist es genau zu erklären wie das ganze abläuft, das hat mir ´ne ganze Menge Angst genommen. Aber auch die Ärzte die die EKT´s durchgeführt haben waren immer sehr einfühlsam und haben es mir leicht gemacht. Aber vor allem würde ich mit deinem Vater mal darüber reden, denn oft ist man ja um jeden Strohhalm dankbar um ein Stück aus dem Loch rauszukommen.
WeißeMassai
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Re: Bitte - wer hat Erfahrung mit EKT?

Beitrag von WeißeMassai »

Hallo simwlo,

nein, nein, Du musst mir keinen Rat geben auf meinen Vater bezogen - das geht ja gar nicht!
Wie oben schon geschrieben - mich interessieren die Erfahrungen, die mit der EKT gemacht worden sind.

Das würde mir eine Basis geben für das Beratungsgespräch in der Klinik.

Zum Ablauf dieser Therapie haben wir ja schon einiges erfahren, und vor einem Jahr musste mein Bruder eine ähnliche Therapie allerdings mit dem Herzen machen. Nach der Behandlung hat sein Herz dann wieder "im richtigen Takt geschlagen". Und so ähnlich hat es uns auch der Psyhiater erklärt, wie die EKT einem Laien anschaulich gemacht wird.
rm
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Re: Bitte - wer hat Erfahrung mit EKT?

Beitrag von rm »

Hallo Christiane...
zitiere mich zwar ungern selbst , aber Nachfolgendes schrieb ich/ Merkblatt einer Klinik/ im Januar 2008 hier im Forum:
Hoffe, Dir damit weitere Argumente anhand zu geben...

Alles Gute!
Reinhart

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erstellt am 01/01/2008 14:32-
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Hallo Schokofreak,
kurz zum EKT: u.a. steht in einem Merkblatt meiner Klinik folgendes:

xxxxxxxxxxxxxxBeginn des Merkblattes:
Kontraindikationen:

Es sind keine absoluten Gegengründe bekannt. Andererseits kann unter bestimmten Umständen das Risiko der Behandlungen erhöht sein, hierzu zählen insbesondere erhöhter Hirndruck, kürzlich abgelaufener frischer Herzinfarkt, akute Gehirnblutung, Gefäßmißbildung, Beckenvenenthrombosen, Netzhautablösung sowie ein sogenanntes Phäochromozytom, sowie allle Situationen mit einem masiven erhöhten Anästhesierisiko. Daher wird als Voruntersuchung von unserem Anästhesisten neben den üblichen umfangreichen laborchemischen Untersuchungen auch speziell noch ein Röntgenbild von Herz und Lunge vorausgesetzt, sowie ein aktuelles EKG.
Höheres Lebensalter, Herzschrittmacher oder Schwangerschaft sind keine Gegengründe.

Nebenwirkungen und Risiken der Behandlung:

Die Ekt ist, sofern moderne Methoden, insbesondere der Narkose und der Kreislaufüberwachung angewandt werden, eine der sichersten medizinischen Behandlungen unter Narkose überhaupt. Das Risiko einer schweren Komplikation bzw. auch des Todes ist mit 1:50.000 Behandlungen anzugeben.
Die sehr seltenen Todesfälle wurden im wesentlichen bei schweren Herz- Kreislauferkrankungen beobachtet. Hirnschäden sind bei regelrecht durchgeführter Narkose und EKT nicht beobachtet worden. Mögliche Nebenwirkungen können vorübergehende Gedächtnisstörungen (sogenannte anterograde und retrograde Amnesie) sein, wobei die Einführung der einseitigen Elektrostimulation über der sogenannten nichtdominanten Hemisphäre (d.h. n icht für die unter anderem Sprache zuständigen Hirnhälfte), die Sauerstoffanreicherung, Muskelentspannung und Kurznarkosetechnik dieses Risiko deutlich reduziert haben.
Außerdem sind sogenannte Durchgangssyndrome möglich mit vorübergehenden Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen sowie Verwirrtheitszuständen, die in der Regel reversibel sind.
Am Tag der Behandlung mit EKT ist das Führen von Kraftfahrfahrzeugen verboten.

Ende des Merkblattes.xxxxxxxxxxxx

persönliche Meinung:

Ich persönlich würde mir keine EKT mehr machen lassen, da sie mir außer immer noch anhaltendem - etwas nachlassendem - Gedächtnisverlust nichts gebracht hat. Aber vielleicht liegt dies auch u.a. an den Medikamenten.
6 Mitpatienten haben in meiner Zeit ebenfalls EKT bekommen, davon ging es 1 nach der EKT wesentlich besser, 2 MP besser, bei 3 zeigte das EKT keine Wirkung. 1 MP hatte ebenfalls danach mit dem Gedächtnis Probleme.
So, dies als kleine Information für Dich, wobei ich NICHT außer acht lassen würde, daß EKT auch eine Chance der Besserung beinhaltet, wenn Medikamente ausgereizt sind.

______________________________________________________________

Edit: Absätze eingefügt
WeißeMassai
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Re: Bitte - wer hat Erfahrung mit EKT?

Beitrag von WeißeMassai »

Hallo Reinhart,

vielen Dank - ich glaube, ich habe so ein Blatt schon als pdf-Datei gelesen. Ich habe nun endlich einen ersten Kontakt zur Klinik hergestellt, und hoffe auf einen baldigen Rückruf für die Behandlungsberatung.

Sobald ich mehr weiß, gebe ich hier Bescheid.

Ansonsten gilt immer noch: ich interessiere mich sehr für die Erfahrungberichte von Patienten, die schon eine EKT hinter sich haben.

Vielen Dank,
Christiane
DYS-
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Re: Bitte - wer hat Erfahrung mit EKT?

Beitrag von DYS- »

Hallo Christiane

Reinhart hat ja schon alles Wesendliche gepostet.

Während meiner Klinikaufenthalte waren häufig Leute zur ErhaltungsEKT. Diese berichteten nur von positiven Wirkungen (tja, sonst hätten sie es ja auch nicht wiederholt).

Ein guter Bekannter (selbst Arzt) hatte keinerlei Wirkung, also auch keine Nebenwirkungen.

Da das Risiko eigentlich nur in einem ganz, ganz bescheidenen Narkoserisiko liegt, würde ich es riskieren, zumal eine eingehende körperliche Untersuchung vorab stattfindet.

Ich denke aber, der Patient selbst muss es befürworten sonst hilft weder Medikament noch Therapie noch sonst was.

Gruß
dys
°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°^°

Gerade weil wir alle in einem Boot sitzen,

sollten wir heilfroh darüber sein,

dass nicht alle auf unserer Seite stehen.
WeißeMassai
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Re: Bitte - wer hat Erfahrung mit EKT?

Beitrag von WeißeMassai »

Hallo DYS,

ja, das denke ich auch. Wenn mein Vater selbst das überhaupt nicht will wird es auch keinen Sinn haben - nicht einmal, wenn ich das dann gerichtlich anordnen lassen müsste. Soviel ist mir klar. Und das würde ich dann auch nicht riskieren, schließlich soll er ja trotz seiner Betreuung ein selbständiger Mensch bleiben und nicht jemand, über den "einfach" bestimmt wird.

Wenn er also alles nicht mitmachen will, bleibt wohl nur darauf zu hoffen, dass es ihm "irgenwann mal wieder" besser gehen wird. Zum Leidwesen der restlichen Familie - aber so ist es dann eben.

Nun versuche ich aber erst einmal, ihn zum Beratungsgespräch mitzunehmen. Eventuell sieht er ja selbst eine Chance - zumal er ja nach seinem Schlaganfall gesehen hat, welch großes Glück er selbst hatte und er keine größeren Schäden daraus mitgenommen hat. Man muss ihn eben ziemlich viel anschieben, damit er anfängt, in die Gänge zu kommen.

Viele Grüße
Christiane
BeAk

Re: Bitte - wer hat Erfahrung mit EKT?

Beitrag von BeAk »

Liebe Christiane,

was mich wundert ist, das Dein Vater in der Lage ist in der Tagesklinik ein normales Leben zu führen und für sich zu sorgen.

Zuhause ist aber aber dazu nicht in der Lage (oder willens).

Vielleicht kannst Du diesen Punkt noch mal klären, denn dieses Verhalten läßt sich auch durch eine EKT nicht ändern.

Hatte Dein Vater schon mal Verhaltenstherapie?

Ist es Deinem Vater bewust, das ER sich die Besserung seiner Situation ERARBEITEN muß?
Das er für sein Leben verantwortlich ist, auch wenn du jetzt die rechtliche Verantwortung hast?

Ich habe schon von einigen EKT-Behandlungen gelesen. Sie wurden bei Pat. durchgeführt, bei denen keine andere Therapie vorher ansprach, auch keine stationäre psychiatrische oder psychotherapeutische Therapie.
WeißeMassai
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Re: Bitte - wer hat Erfahrung mit EKT?

Beitrag von WeißeMassai »

Liebe Beatrix,

ja, das genau ist es, was wir alle in der Familie auch nicht verstehen können. Selbst wenn Besuch kommt ist mein Vater total anders: aufgeschlossen, redet mit den Besuchern, benimmt sich "relativ" normal. Sobald er aber wieder alleine mit der Familie ist, ändert er seine Verhaltensweise. Es interessiert ihn nicht, was um ihn herum geschieht, für ihn ist dann nur noch die Nahrungsaufnahme wichtig, dann möchte er eigenlich in Ruhe gelassen werden. Seiner Aussage nach ist er "süchtig danach, einfach auf der Couch zu liegen".

In der Tagesklinik nimmt er den Stundenplan auf die Minute genau wahr. Die Ärzte und Schwestern/Pfleger sagen, man kann die Uhr nach ihm stellen. Sie haben ihm auch schon einen Stundenplan mit nach Hause gegeben. Unter anderem hätte er da bis 10 Uhr früh Couchverbot. Klar hält er das ein, denn er liegt ja bis 12 Uhr im Bett.

Man kann versuchen was man will, er geht nicht mit uns spazieren, er hat keine Lust, mit zum Einkaufen zu gehen (wir möchten ja gerne, dass er sich auch mal den einen oder anderen persönlichen Wunsch erfüllt) - lediglich seine Arzttermine hält er (noch) ein.

Meine Mutter ignoriert er irgendwie - sie ist für ihn nur noch die "Ernährerin". Wenn sie uns alle einladen will, möchte er am liebsten abblocken "Das ertrage er nicht, diese Hektik, wenn die Kinder und Enkel im Haus sind." Wobei er aber dann immer gleich nach dem Essen in sein Zimmer verschwindet, und es ihn gar nicht interessiert, welche Gespräche wir führen oder ob wir miteinander spazieren gehen oder sonstige Aktivitäten.

Ich werde den Psychiater heute mal auf die Verhaltenstherapie ansprechen, mal sehen, was er dazu sagt.

Letzte Woche meinte er im Gemeinschaftsgespräch schon, ob meinem Vater eigentlich klar wäre, wie sehr seine Familie um ihn kämpft - aber er gab daraufhin gar keine Reaktion außer "ja, schon, aber ich kann halt nicht anders..." - es ist schon frustrierend, es gäbe soviele Hilfsmöglichkeiten, und keine nimmt er an.

Die EKT hat der Psychiater deshalb empfohlen, weil er ja auf nichts anspricht. Seiner Meinung nach wäre es die letzte Chance, ihn nochmal aus den eingefahrenen Gleisen zu werfen. - Ich weiß auch nicht -

Liebe Grüße
Christiane
BeAk

Re: Bitte - wer hat Erfahrung mit EKT?

Beitrag von BeAk »

Liebe Christian,

ein Pat. der tatsächlich auf nichts anpricht, hilft weder die Tagesklinik noch eine vollstationäre Therapie. Im geht es dort genauso schlecht, wie zu Hause.

Deinem Vater geht es aber gut, wenn er sich bemüht ein geregeltes Leben zu führen und für sich Verantwortung zu übernehmen.

Er will diese Verantwortung zu Hause aber nicht.

Es liegt an seiner Einstellung, seinem Verantwortungsbewustsein sich selber gegenüber und das läßt sich durch eine EKT nicht ändern. Aber eine Verhaltenstherapie setzt genau dort an.

Besprich das Thema mal mit dem Psychiater.
WeißeMassai
Beiträge: 14
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Re: Bitte - wer hat Erfahrung mit EKT?

Beitrag von WeißeMassai »

Hallo Beatrix,

ich werde das am Donnerstag gleich besprechen. Schließlich möchte ich ihm ja nicht einfach eine EKT verordnen lassen, wenn man erst einmal ganz anders ansetzen müsste!

Liebe Grüße
Christiane
svanhild
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Re: Bitte - wer hat Erfahrung mit EKT?

Beitrag von svanhild »

@WeißeMassai
Wie war Dein Gespräch heute.
In allem sind mir noch 2 Argumente eingefallen:
Erstens hatte ich oft Berichte, dass ältere Menschen mit der EKT mehr Nebenwirkungen hatten v.a. Gedächtnisstörungen als jüngere.
Zweitens, hat Bea schon recht mit der Überlegung, dass es auffällig ist, dass Dein Vater in der Tagesklinik zurrecht kommt aber nicht zu Hause.
Ich vermute, dass es dort etwas gibt, was ihn total herrunterzieht und funktionsunfähig macht.
Das kann auch in der Vergangenheit liegen und ich hoffe, dass Du keine Schuldgefühle hast, wenn ich dies schreibe.
drittens, ich würde eher auf Psychotherapie setzen als EKT, denn wenn Dein Vater in der Tagesklinik zurrecht kommt, ist er auch in der Lage eine Psychotherapie zu machen und die Probleme, die ihn zu Hause funktionsunfähig machen zu bearbeiten.
Ich bin nun auch gespannt wie es bei Euch weiter geht.
Alles Gute
cg72
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Registriert: 1. Apr 2009, 18:33

Re: Bitte - wer hat Erfahrung mit EKT?

Beitrag von cg72 »

Das mit den Gedächtnisproblemen kann ich nur bestädigen. Ich konnte mir nichts mehr merken, wusste nicht mehr wann meine Geschwister Geburtstag hatten, konnte mich nicht mehr erinnern welche Medikamente ich nahm,war teilweise völlig orientierungslos . Es war für mich ein schrecklicher Zustand und die Ärzte haben die EKTs dann auch abgesetzt. Seltsamerweise haben alle Anderen die ich kenne nur gute Erfahrungen mit den EKTs!?!
cg72
Beiträge: 24
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Re: Bitte - wer hat Erfahrung mit EKT?

Beitrag von cg72 »

Das mit den Gedächtnissproblemen kann ich nur bestädigen. Ich konnte mir nichts mehr merken, wusste nicht mehr wann meine Geschwister Geburtstag hatten, konnte mich nicht mehr erinnern welche Medikamente ich nahm,war teilweise völlig orientierungslos . Es war für mich ein schrecklicher Zustand und die Ärzte haben die EKTs dann auch abgesetzt. Seltsamerweise haben alle Anderen die ich kenne nur gute Erfahrungen mit den EKTs!?!
WeißeMassai
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Re: Bitte - wer hat Erfahrung mit EKT?

Beitrag von WeißeMassai »

Nun muss ich mich endlich mal wieder melden.
Einige Zeit ist ja nun schon wieder vergangen.
Mein Vater wurde inzwischen auch aus der Tagesklinik entlassen, weil er sich dort den gegebenen Aufgaben auch nicht mehr stellen wollte. Nun sitzt er also wieder zu Hause, oder besser gesagt, er liegt wieder zu Hause, denn er steht nur zur Nahrungsaufnahme auf. Keinerlei Körperhygiene, Zuckerwerte messen schon gar nicht... Nun starte ich noch einen Versuch beim Max Planck Institut in München, denn dort wird eine stationäre Verhaltenstherapie angeboten, außerdem war er dort vor einigen Jahren schon einmal auf Station und diese Ärzte hatten zumindest damals einen kleinen Erfolg verbuchen können. Vielleicht hat er ja eine Chance, dort noch einmal aufgenommen zu werden. Ich hoffe jedenfalls sehr. Ein anderes Krankenhaus, mit dem ich heute Kontakt hatte, gab mir übrigens zur Antwort:
"Was wollen Sie eigentlich bei uns? Wenn er schon in so vielen Stationen war, dann wird er hier wohl auch nicht mehr behandelt werden können. Am besten, Sie geben ihn gleich in ein "Betreutes Wohnen" - dann wird das schon erträglich für die Familie werden."
Ich war schon ganz schön geschockt auf diese Aussage. Dorthin werde ich ihn also ganz bestimmt nicht bringen....

Morgen versuche ich also dann dort (im MPI) die Telefonsprechstunde zu nutzen. Mal sehen, ob sie uns vielleicht doch noch weiterhelfen können.

LG
Christiane
BeAk

Re: Bitte - wer hat Erfahrung mit EKT?

Beitrag von BeAk »

Liebe Christiane,

ist mal abgeklärt worden (CT), ob Dein Vater eine Demenz entwickelt?
WeißeMassai
Beiträge: 14
Registriert: 3. Sep 2005, 16:39

Re: Bitte - wer hat Erfahrung mit EKT?

Beitrag von WeißeMassai »

Hallo Beatrix,

ja, das ist abgeklärt worden. Von Demenz überhaupt keine Spur - er ist da getestet worden. Anscheinend bohrt da etwas schon seit Jahren oder Jahrzehnten in ihm - vielleicht die Eifersucht auf die Mutter-Sohn Beziehung, weil mein Bruder ja so krank geboren wurde, und sie sich hauptsächlich immer um ihn gekümmert hat und das auch immer noch macht, oder weil er vielleicht meint, dass er im Arbeitsleben schon "genug geleistet hat, jetzt sollen mal die anderen etwas tun" - so ein Ausspruch von ihm vor einigen Jahren. Das kann aber nur ein "Fachmann" klären - oder wir lassen ihn dann als Alternative echt einfach nur so vor sich hin"dümpeln"....
Morgen hätte ich einen Platz in einer Klinik für ihn - mal sehen ob er freiwillig mitkommt, denn wenn ich das gerichtlich machen muss, kommt er ganz sicher erst einmal in eine beschützte Station!

LG
Christiane
BeAk

Re: Bitte - wer hat Erfahrung mit EKT?

Beitrag von BeAk »

Liebe Christiane,

das ist ein gute Frage, ob man einen Depressiven der den Anspruch erhebt versorgt zu werden und jegliche Übernahme von Eigenverantwortung ablehnt, vor sich hindümpeln lassen sollte?

Ich denke, ja, mit therapeutischer Begleitung.

Das heißt, es müßte mit den Psychotherapeuten Deines Vaters abgesprochen werden und alle Haushaltsmitglieder müßten sich daran halten.

Wenn der Psychotherapeut Deines Vaters keine Absprachen mit Euch treffen möchte, um das Therapeut-Pat.-Verhältniss nicht zu gefährden, wäre es vielleicht sinnvoll das die Familie sich eine eigene Unterstützung sucht, z.B. vom Sozial-psychiatischen-Dienst, Beratungsstelle für Familien der Caritas/Diaconie.
WeißeMassai
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Re: Bitte - wer hat Erfahrung mit EKT?

Beitrag von WeißeMassai »

Liebe Beatrix,

ich hoffe, ich finde bald endlich den richtigen Therapeuten, denn der Kliniktermin morgen ist "voll daneben" gegangen. Es wurde uns sogar davon abgeraten, ihn dorthin zu bringen durch eine Beraterin der Diakonie, die diese Klinik sehr gut kennt.

Nun habe ich noch eine Hoffnung, ihn wieder in die Klink zu bringen, die letztendlich vor 5 Jahren schon den "größten" Erfolg mit ihm hatte.

Zu Hause wird das mit ihm in absehbarer Zeit wohl nicht funktionieren. Leider haben/hatten wir immer und immer wieder neue Hoffnung, wenn er aus der Klinik entlassen wird, und schon 2 Tage später ist/war wieder alles im alten Zustand.

Gestern habe ich mit der Therapeutin gesprochen, die ihn zuletzt behandelt hat, sie sprach von einer langjährig aufgebauten Psychose, die wohl nicht mehr heilbar sein wird - das sieht gar nicht gut aus....

LG
Christiane
BeAk

Re: Bitte - wer hat Erfahrung mit EKT?

Beitrag von BeAk »

Liebe Christine,

entschuldige, ich habe Dein Posting jetzt erst gelesen.

Wenn Dein Vater tatsächlich psychotisch ist, er also den Wahn hat versorgt zu werden, dann wird sich das warscheinlich nicht Psychotherapeutisch beeinflussen lassen. Denn Wahn ist von außen nicht beeinflussbar.

Warscheinlich sind dann nur noch Betreuung u. pflegerische Maßnamen sinnvoll.

Letzt endlich kann einem Menschen der sich nicht helfen will, nicht geholfen werden.
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