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Was macht man, wenn einem alles genommen wurde??

Verfasst: 13. Dez 2003, 13:38
von DarkSoul
Hallo liebe Leute hier im Forum!
Es ist zwar schon fast 3 Jahre her, aber es verfolgt mich noch immer. Damals wurde klar, daß ich meinen Traum, Musikerin zu werden wohl nie schaffen würde, da ich mit 19 Jahren nicht die Perfektion erreicht hatte, die man haben muß um an eine Musikhochschule zu kommen. Da ich mein bisheriges Leben in dieses Ziel investiert hatte, hat mir das den Boden unter d. Füßen weggezogen. Nach außen hab ichs ja ganz gut verkraftet, aber innen hab ichs bis jetzt nicht überlebt... Natürlich mach ich ganz "normal" weiter, studiere was anderes, etc. aber meine Depris ( ich wahr schon immer sensibel) hören nicht auf. Außerdem hab ich auch Probleme mit meinen Eltern, da sie meine jüngere SChwester immer vorgezogen haben. Ich finde ich bin mit 23 doch alt genug um mein Leben in d. Griff zu kriegen, aber irgendwie schaff ichs nicht. Was soll ich blos machen? Auch eine Thera hat bis jetzt nicht geholfen! Wird das immer so weiter gehen??
Vielleicht kennt jemand v. euch so ne Situation, od. vielleicht hat jemand Lust mir zu schreiben? Würde mich sehr freuen! Vielen Dank!

Re: Was macht man, wenn einem alles genommen wurde??

Verfasst: 14. Dez 2003, 21:57
von Willow
Hallo Lara,

bestimmt ist es sehr schlimm, zu sehen, wie ein großer persönlicher Traum geplatzt ist. Ganz besonders, da Dir Musik sehr viel bedeutet und Du Dein Leben danach ausrichten wolltest.

Ich weiß noch nicht so viel über Dich, aber wäre es nicht möglich, dass Du Dich auch ohne Musikhochschule weiterhin musikalisch betätigen kannst? (und Dein Spiel sich dadurch auch noch weiter verfeinert).

Es gibt viele Profi-Musiker, die niemals eine Musikhochschule besucht hatten und dennoch zu Erfolg und Anerkennung gekommen sind.
Jetzt weiß ich freilich nicht, welches Instrument Du spielst oder ob Du auch singst und welche Art von Musik Du gerne machst ...

aber die Ablehnung einer Hochschule muss nicht das Todesurteil für eine Musikkarriere bedeuten. Am Ende urteilen sowieso die Hörer und nicht ein Typ oder mehrere Typen, die eine Aufnahmeprüfung durchführen.

Die Autorin der Harry Potter-Romane hatte z.B. keinen Verlag für ihr Buch gefunden, musste die Geschichte selbst verlegen. Die Lektoren fanden ihre Geschichte dämlich. Heute ist sie eine der meistgelesenen Autorinnen - obwohl sie anfangs bei allen Verlagen durchgefallen ist.

Genauso muss es für Dich nicht das komplette "Aus" bedeuten, nicht genommen worden zu sein. Vielleicht gibt es andere Möglichkeiten, Deiner Leidenschaft nachzugehen.

Ich hoffe, ich konnte Dir ein wenig Mut machen. Wenn Du magst, kannst Du mir ja antworten, was Du darüber denkst.

Re: Was macht man, wenn einem alles genommen wurde??

Verfasst: 14. Dez 2003, 22:48
von flora80
Liebe Lara!

Ich kann deine Situation sehr gut verstehen, denn ich kenne mich in der "Musikhochschulszene" ziemlich aus -studiere selbst Schulmusik- und weiß deshalb, wie hart es dort zugeht. Außerdem sind wir auch noch gleich alt...

Also, zu der Musiksache kann ich dir sagen: das Studium ist nur halb so toll, wie man sich das vorher vorstellt und viele (ich auch) verlieren im Laufe des Studiums die Lust an der Musik. Ich bin froh, dass ich auch noch ein zweites Fach studiere und etwas Abwechslung habe, sonst hätte ich das Ganze vielleicht schon an den Nagel gehängt. Aber als ich Aufnahmeprüfung gemacht habe, da hätte ich mir auch nicht im geringsten vorstellen können, jemals mit einem anderen Studium glücklich zu werden und für mich wäre auch eine Welt untergegangen, wenn ich es "nicht geschafft" hätte. Aber dadurch, dass ich jetzt im 9. Semester bin und schon einige "Durchgänge" von Aufnahmeprüfungen vor der Tür lauschend miterlebt habe, weiß ich auch, dass manche Entscheidungen der Profs nicht immer nachvollziehbar sind.
Aber ganz ehrlich: bewahr dir deine Musik als etwas sehr wertvolles und schönes und nicht als etwas, dass deinen Lebenstraum hat platzen lassen. Du hast da nämlich nicht viel verpasst mit dem Studium. Der Druck ist enorm, die Prüfungen werden nicht netter, als die Aufnahmeprüfung, im Gegenteil. Und so manch einer bleibt auf der Strecke, sei es, dass er rausfliegt oder sei es, dass er psychisch dabei komplett einbricht. Musik ist eigentlich zu wunderbar, als dass man sie sich durch Prüfungen vermiesen sollte. Und stell dir doch mal vor, wie durchgeknallt solche Prüfungfen eigentlich sind: "Sie haben befriedigend Klavier gespielt!" LOL was sagt mir das? Wen habe ich befriedigt und vor allem wie????? Noch abstruser wäre "ausreichend"... wie geht denn das? Also ehrlich, dieses System ist behämmert.... Also: Ich hab dich nie spielen hören, deshalb kann ich nicht beurteilen, wie gut oder schlecht du bist, aber ein Prüfungsergebnis sagt nun wirklich nichts darüber aus und du brauchst dir das auch nicht einzureden! Ehrlich!
Musik war immer meine Flucht vor der Welt, aber seit ich studiere, ist mir diese Möglichkeit genommen worden, denn die harte Realität ist bis in diesen "heiligen Bereich" vorgedrungen. Bewahre dir Musik als etwas besonderes. Mit Studium ist das viel schwerer, als ohne!!!

Ganz lieber Gruß!

Flora

Re: Was macht man, wenn einem alles genommen wurde??

Verfasst: 15. Dez 2003, 11:11
von flora80
Liebe Lara!

Ich melde mich noch einmal, weil mir immer mehr zu dem Thema einfällt.
Du sagst, damit, dass du an keiner MHS genommen wurdest, ist dir alles genommen worden. Ich kann ja jetzt nur von mir reden, aber ich habe es manchmal so erlebt, dass eine unerwartete und ungewollte änderung des "Plans" mich in eine im nachhinein viel bessere Richtung gebracht hat. Gibt es etwas, dass du an deiner jetzigen Situation auch positiv bewerten würdest? Ich hatte zum Beispiel ein privates Stipendium bei einer ziemlich bekannten Sopranistin und musste das aufgeben, weil zu der Zeit meine Krankheit immer schlimmer wurde und ich es einfach nicht mehr schaffen konnte, jede Woche neben dem "Brotstudium" noch 100 km zu besagtem Unterricht zu fahren, geschweige denn, ausreichend dafür zu üben. Ich hab ja nicht einmal mehr dir Mindestanforderungen an der Uni geschafft. Der Traum von der Bühnenkarriere (der eh immer ziemlich unrealistisch ist, weil mit extrem viel Glück verbunden) war also komplett geplatzt. Und heute bin ich sowas von froh, nicht mehr das Studium gewechselt zu haben und eine "stinknormale" Lehrerausbildung zu machen, weil ich mitbekomme, wie immer mehr Bühnen schließen, wirklich gute Leute keine Chance auf eine Anstellung haben und man quasi jedes Jahr an einem anderen Ort wohnen müsste, um halbwegs ausreichend zu verdienen. Von der übermäßigen Konkurrenz, die auf dem Markt herrsch, gar nicht erst zu reden. Da bin ich doch froh, einen sicheren Job anzustreben, gute Freunde zu haben, meine eigene Wohnung, etc. Mir fehlt im Leben eh schon genug Sicherheit, da brauch ich auf dem Sektor nicht auch noch Unsicherheit. So gesehen konnte mir kaum etwas besseres passieren, auch wenn einer meiner Lebensträume voll geplatzt ist.
Vielleicht kannst du irgendetwas derartiges auch für dich feststellen!?
Ich schicke dir liebe Grüße und wenn du magst, dann kannst mich auch mal anmailen. Adresse steht im Profil.

Flora