Heimweh in der Klinik

Ida08
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Heimweh in der Klinik

Beitrag von Ida08 »

Liebe Forianer,

seit nunmehr dreieinhalb Wochen bin ich zur Reha im Gesundheitszentrum der Heiligenfeld Kliniken in Bad Kissingen. Kaum angekommen, wollte ich schon wieder nach Hause... Den Angeboten der Klinik bleibe ich weitestgehend außen vor - will heißen wenn andere in der Kreativtherapie engagiert malen und töpfern stelle ich mir die Sinnfrage und bin heilfroh, wenn die Stunde vorbei ist. Sporttherapie frustriert mich, da ich zu Hause sehr intensiv Sport getrieben habe und den langsamen Bewegungen nichts abgewinnen kann. Sogar das therapeutische Reiten, das Sahnehäubchen hier, hat mich nicht angesprochen - war lediglich froh darüber, der Klinik für einen Vormittag entronnen zu sein. In der Gruppentherapie erzähle ich zum fünfzehnten Mal, was ich in langer langer ambulanter Einzeltherapie schon erzählt habe und ernte ein "Schön, dass Sie das mit uns geteilt haben". Zu allem Überfluss habe ich hier auch noch einen Dauerschnupfen, gegen den ich bei dieser trockenen Heizungslauft keine Chance zu haben scheine. Doof.

Nun habe ich die Zeit bis dato dazu genutzt, um mich zu fragen, warum ich so destruktiv bin und alles durchstreichen muss. Andere Patienten genießen ihren Aufenthalt, gehen im Töpfern auf oder metitieren drei Mal am Tag. Ich komme aus einem sehr rational dominierten Leben, sodass mir Spiritualität fremd ist und mich in dem Maße, wie es hier betrieben wird, sogar abstößt. Trotzdem frage ich mich: Mache ich etwas falsch???????? Wie schaffe ich es, zu diesem Angebot (das ja wirklich reichlich ist) einen positiven Zugang zu finden und mich zu bedienen? Oder bin ich einfach in der falschen Klinik? Oder aber ist Klinik vielleicht gar nichts für mich?

Nun muss ich fairerweise noch hinzufügen, dass ich zu Hause aus einem Totalstillstand komme. Meine Depression hatte mich soweit paralysiert, dass Aufstehen und Körperpflege echte Herausforderungen waren und ggf. einfach ausfielen. Insofern könnte ich auch dankbar sein: Hier stehe ich jeden Morgen auf (wenn auch mit Mühe) und bin tagsüber beschäftigt. Sollte ich mich damit zufrieden geben? Irgendwie hatte ich mir mehr erhofft.

Was denkt Ihr?

Grüße aus Heiligenfeld
Ida
Dendrit
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Re: Heimweh in der Klinik

Beitrag von Dendrit »

Hallo Ida,

tut mir leid, dass Du offensichtlich nicht viel anfangen kannst. Deine Fragen und Vermutungen können andere besser beantworten. Aber dazu kann ich was sagen:

Zu allem Überfluss habe ich hier auch noch einen Dauerschnupfen, gegen den ich bei dieser trockenen Heizungslauft keine Chance zu haben scheine.

Je nachdem wie breit die Heizung und/oder Fenstersims sind, Du könntest eine Schale oder Teller mit Wasser drauf stellen. Was sich natürlich ganz nobel macht: ein kleiner Tischbrunnen. Einen darauf geben kannst Du noch eins draufgeben - kommt natürlich drauf an, wie die Geschmäcker zwischen Dir und Deiner Bettnachbarin - ein paar Trp. ätherisches Öl ins Wasser geben.

LG, Manuela
Ida08
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Re: Heimweh in der Klinik

Beitrag von Ida08 »

Danke Manuela - für Deine Reaktion.

Und die anderen 31 Klicker?! Wollt Ihr mich nichts wissen lassen??? Was sind Eure Klinikerfahrungen?

Sehnsüchtigst wartend

Ida
kormoran
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Re: Heimweh in der Klinik

Beitrag von kormoran »

liebe ida,

beim laufen konnte ich dir vielleicht was mitteilen - hier bin ich leider ganz ahnungslos.

es tut mir leid und ich wünsche dir dass du hier oder im gespräch mit den leuten dort einen ansatz findest, aus dem klinikaufenthalt das zu kriegen, was du brauchst.

einfach nur dass du weißt, wer da klickt und an dich denkt.

liebe grüße
kormoranin
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*** zurück ins leben!
Dendrit
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Re: Heimweh in der Klinik

Beitrag von Dendrit »

Hallo Ida,

Und die anderen 31 Klicker?!

Meld mich deswegen nochmal. Es kann sein, dass eine Person Deinen Beitrag 5x ansieht und schon sind es 5 Klicker mehr. Und/oder es waren noch nicht die "Richtigen" hier, die Dir wirklich weiterhelfen können. Also nicht verzagen - ein anderer sieht vllt. erst am Montag rein.

LG, Manuela
eurydice
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Re: Heimweh in der Klinik

Beitrag von eurydice »

Liebe Ida!

Ich habe deinen Beitrag auch mit Interesse gelesen, da bei mir auch in Kürze ein Reha-Aufenthalt ansteht und ich mir sehr viele (zu viele?) Gedanken im Vorfeld dazu mache. Habe Sorge, dass es mir ähnlich gehen könnte wie dir, also dass man mit bestimmten Erwartungen dahin geht und in der Klinik dann merkt, dass eigentlich nicht so viel passiert, bzw. keine spürbaren Besserungen und Veränderungen der persönlichen Situation und Gemütslage stattfinden.
Über Bad Kissingen habe ich mich zum Zeitpunkt der Antragsstellung auch informiert, jedoch wurde mir dann die Nordsee Reha-Klinik empfohlen. Hoffe sehr, dass mir noch irgendjemand auf meine Frage, ob jemand dort Erfahrungen gesammelt hat oder bald selbst dahin geht, antwortet.
Mir geht es da wie dir: schon einige Klicks, aber leider noch keine Antwort...

Ich wünsche dir, dass sich das noch für dich ändern wird und du doch noch viel Positives für dich aus deinem Aufenthalt in Bad Kissingen ziehen kannst!

Wie lange ist denn insgesamt die Dauer der Maßnahme? (Ich weiß, oft wird währenddessen verlängert, daher ist das nicht immer so genau zu sagen...)

Wünsche dir noch viel Kraft und dass sich für dich noch was tut.
Es grüßt dich herzlich
eurydice

Genau in dem Moment, als die Raupe dachte, sie ginge unter, wurde sie zum Schmetterling
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kleineGroße
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Re: Heimweh in der Klinik

Beitrag von kleineGroße »

Hallo Ida,

hast du dort keinen Ansprechpartner mit dem du deine bedenken besprechen kannst? Vielleicht kann dann zusammen die Ursache herausgefunden werden?

Meinst du es ist wirklich heimweh? Das war dein Betreff, aber aus deinem Posting konnte ich kein Heimweh herauslesen.

Ich denke es gibt mehrere Möglichkeiten. Was mir dazu einfällt. Du beschreibst, dass sogar die Körperpflege zu hause eine herausforderung war. Das kenne ich in meinen depressiven episoden auch. Für mich bedeuet das, das auch dinge die mir sonst spaßß bringen nur eine Last sind, kein spaß bringen und einfach nur anstrengend. Liegt es nicht vielleicht "einfach" an der depression, dass du dinge nicht magst? Vielleicht verlangst du auch zuviel von dir.

Ich glaube nicht das du etwas falsch machst. Vielleicht passt die klinik einfach nicht zu dir. Nur weil die anderen sich wohl fühlen, muß es für dich nicht das richtige sein.
Es gibt viele Kliniken mit unterschiedlichen programmen.

Es wäre sicher gut, wenn du mit jemanden dort darüber reden könntest um vielleicht auch zu schauen, was man noch ändern aknn, damit der rest des aufenthalts für dich positiv verläuft.

Falls "nur" deine depression dran schuld ist, dass du frustreit bist, dir nichts spaß macht und alles anstrengend ist, dann bleibe am ball und kämpf dich dadurch. Irgendwann kommt dann auch der spaß wieder.


Ich weiß nicht ob dir das was hilft, aber das waren meine gedanken dazu.

Liebe Grüße
Francy
Ich bin eine von Vielen, aber doch anders!
Ida08
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Re: Heimweh in der Klinik

Beitrag von Ida08 »

Guten Morgen,

erst einmal lieben Dank für Eure Antworten. Es ist sehr wohltuend, mit Menschen von "draußen" in Kontakt zu sein. Auch sehr schön fand ich Deinen Beitrag, liebe Kormoranin, in dem Du schreibst, dass Du an mich denkst.

Natürlich rede ich über meine Bedenken gegen meinen Aufenthalt hier. Mehr oder minder von morgens bis abends. Meine Ansprechpersonen sind meine Bezugstherapeuten, die aber leider schon zum dritten Mal wechseln. Insofern wenig Kontinuität. Dass es für mich besser wäre, wieder nach Hause zu fahren, hat bis dato noch keiner gesagt. Vielmehr gehen die Reaktionen in die Richtung "Können Sie sich erlauben, hier zu sein?" oder "Kennen Sie diese Ungeduld von sich?" Und natürlich ist mein Drängen auf Schnelligkeit und Effizienz nicht neu für mich. Insofern ist es für mich sehr quälend, den Tag mit Meditation, Wassertragen und Töpfern zu verbringen. Heute Morgen hat meine Therapeutin vorgeschlagen, diese Woche zu nutzen, um es mir gut gehen zu lassen - etwa Kaffee trinken, Einkaufsbummel, spazieren etc. Und sofort kam mir der Gedanke "Großartig, dann fahre ich nach Hause. Da kann ich Freunde treffen, zum Sport gehen, die Möglichkeiten einer Großstadt nutzen und endlich wieder einen Kaffee kochen, der auch nach Kaffee schmeckt!" - Die Frage ist lediglich, ob ich hierzu in der Lage bin oder aber wieder in der Depression versacke. Habe das Gefühl, dass ich in eine Sackgasse laufe - egal in welche Richtung ich mich bewege. Und dann schäme ich mich dafür, dass man es mir nicht recht machen kann: Zu Hause konnte und wollte ich nicht mehr sein, und nun bin ich hier und will wieder nach Hause. Irgendwie Banane.

Hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht?

Lieben Gruß aus Heiligenfeld

Ida
flocke
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Re: Heimweh in der Klinik

Beitrag von flocke »

Mhm, also ich denke dass es für dich wirklich auch darum geht es auszuhalten da zu sein, oder aber dass das was du jetzt tust schon genug ist für dich... du hast ja erwähnt dass du zu Huse garnichts mehr gemacht hast...

Ich war bisher in einer psychosomatischen Klinik und auf der sychotherapiestation... beides hat mir sehr gut getan und ich hatte hinterher eher "Klinikweh"... ALlerdings gab es einige wenige Sachen zu denen ich mich wzingen musste... mittlerweile weiß ich diese Dinge sehr zu schätzen (Achtsamkeitsübungen etc.)

Gibt es nicht jemand in der Klinik mit dem du gut kannst? Wir haben teilweise zusammen gestrickt, oder sind spazieren gegangen, mal ins Kino, sogar einmal Schlittschuhfahren... und manchmal saßen wir einfach in der "Kuppel" und haben Spiele gespielt... Ich hatte nie soviel zu tun wie in der Klinik...

Ach ja und zum Thema Kaffe... bei uns war es verboten, Wasserkocher und ähnlcihes im Zimmer zu haben... dennoch hatten wir auf wundersame Weise frischen Tee, Tütensuppe, oder auch Kaffee (es gibt doch diese Filterhalter, keine Ahnung wie die heißen).... *g*


Habt ihr dort Doppelzimmer?


Flocke
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
mywoman
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Re: Heimweh in der Klinik

Beitrag von mywoman »

hätte mir vor 2 jahren jemand gesagt, dass ich jemals in meinem leben so etwas wie "wassertreten", "specksteinschnitzen" oder "autogenes training" machen würde, dann hätte er nicht mehr als ein sehr müdes lächeln geerntet
ich verstehe dich gut.

als ich dann im november 07 in die klinik ging, weil wirklich nichts mehr ging, habe ich quasi alles innerlich total verweigert (mal abgesehen von den gesprächen - 2mal gruppe und 1mal einzel in der woche). ich fand es dumm, kindisch, weltfremd, idiotisch, albern uvm.
aber ich wollte unbedingt besserung meiner gesamtsituation. also dachte ich mir: die werden schon wissen, warum sie das alles anbieten.
also: augen zu und durch!
ich hasse nichts mehr als eiskaltes wasser. erst recht morgens um 8 uhr B-)

lass fünfe gerade sein und mach! was willst du dich verweigern? sieh es als chance. zum einen, um den tag voll zu kriegen und nicht in gedankenkreisen zu verhaften und zum anderen, als gelegenheit anschluss an die anderen in der klinik zu bekommen.
mach auf - egal, wie schwer es dir fällt!

der innere verweigerer hat pause

los!


glg
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Ida08
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Re: Heimweh in der Klinik

Beitrag von Ida08 »

Liebe Das bin ich (war das Dein Nick???),

Oh ja, genau das, habe mich nur nicht getraut, so drastische Worte zu benutzen wie Du Aber es fällt mir schwer, mich auf das einzulassen, was sich andere ausgedacht haben (auch wenn es Ärzte und Therapeuten sind) - bin ein echter Kontrolltyp. Und mittlerweile fühle ich mich alles andere als kraftlos und depressiv (immerhin ein Verdienst der Klinik!), sondern vielmehr aufgebracht und aggressiv - weil ich schon wieder ein Bild malen soll, weil ich schon wieder zur Bewegungstherapie muss, weil ich schon wieder zur Meditation gehe. Fühle mich nach all diesen Anwendungen eher verloren als aufgefangen, eher hilflos als gehalten. Und daher meine Widerstände und mein Wunsch, dem Klinikalltag zu entfliehen.

Und nun verrat doch mal, hat Dir die Klinik geholfen? Hast Du nachher Deinen Alltag besser meistern können?

Lieben Gruß
Ida
mywoman
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Re: Heimweh in der Klinik

Beitrag von mywoman »

ja - mir hat die klinik geholfen! sehr sogar! als ich dann nach vielen tagen endlich bereit war, fast alle angebote auch in anspruch zu nehmen (nicht nur die gespräche) wurde es erträglicher.
aber die gespräche waren - für mich - schon das wichtigste.
wie sind die denn bei dir?
wichtig zu wissen ist vielleicht noch, dass dieser klinikaufenthalt mein erster kontakt zu egal welcher form von therapie war. ich war für derartige unterfangen absolut unzugänglich.

heute - 12 monate später - bekomme ich meinen alltag wieder ganz gut geregelt! natürlich nicht ganz ohne tiefs!! aber mehrheitlich halte ich mich ganz gut.

wie ist denn dein kontakt zu mitpatienten? bist du allein auf einem zimmer? oder ist es eine tagesklinik ohne eigene räume/betten?

hast du einen festen vorgegebenen tagesplan?


würde mich freuen, weiter von dir zu lesen - natürlich nur, wenn du magst
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flora80
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Re: Heimweh in der Klinik

Beitrag von flora80 »

Ida-Schatz!!!!

Mensch, da biste ja! Hab dich schon vermisst!

Weniger schön ist allerdings der Anlass, aus dem du schreibst...

Es scheint im Moment die Depri wirklich um zu gehen, denn ich habe jetzt von einigen Rückfällen und Verschlechterungen gehört...

Also, ich bin ein etwas anderer Typ als du, aber dennoch kann ich dir vielleicht ein ganz kleines bisschen weiterhelfen. Ich bin eher der "ich mach mal mit, schlimmer kanns ja nicht werden Typ" und möchte versuchen, dir ein wenig davon abzugeben.

Ich kann gut verstehen, dass man Schwierigkeiten damit hat, sich auf all die Dinge einzulassen, die außerhalb der therapeutischen Gespräche liegen und ganz ehrlich??? - Also wirklich viel geholfen hat mir weder Ergotherapie, noch Arbeitstherapie noch der "Sport", der ja eher ein Witz ist in den meisten Fällen... Ich sags mal so: Es hat mir nicht bis gar nicht geholfen, mein Problem zu lösen, aber es hat den Tag im Klinikalltag ausgefüllt. Stell dir vor, du hast morgens ein Gespräch und dann den ganzen Tag nichts mehr... Also ich würde mir dann erst recht veralbert vorkommen... Es bringt Struktur, auch wenn es sonst wenig bringt (mir zumindest...). Wenn du morgens aufstehen und Duschen musst, weil du gleich in einer Gruppe auf Mitmenschen triffst und dort halbwegs kultiviert erscheinen willst, dann ist das doch auch ein Grund, endlich mal wieder audzustehen und zu Duschen, oder? - Siehs mal so: Es tut nicht weh, dort hin zu gehen. Komm runter!!! (Und das meine ich nicht böse, du kennst mich schließlich life und in Farbe...) Genau das ist doch das Problem. Du musst im Moment nicht effizient sein! Es kostet Energie, dagegen zu kämpfen, die du an anderer Stelle viel besser gebrauchen kannst! Und wenn du aggressiv wirst innerlich, dann heißt das, dass da ganz viel Energie ist, du musst sie nur noch (und jetzt kommt dein Wort ) EFFIZIENTER nutzen! *g*

Sich fallen lassen, loslassen, vertrauen... Alles ganz schwierige Aufgaben, die man als Kontrollmensch erst recht kaum bewältigen kann. Aber es wäre doch ein guter Zeitpunkt, um genau das anzugehen! Ich kann mir gut vorstellen, dass Kontrolle vieeeel Kraft kostet. Also schau, wo du sie am gefahrlosesten abgeben lernen kannst!

Klingt jetzt alles klug und leicht gesagt... I know...
Du weißt, wie ichs meine!

Ganz lieber Gruß von der Flora, die sich auch ganz bestimmt bald wieder meldet, die nur selbst ganz furchtbar gestresst ist und große Dinge zu bewältigen hat, dich aber keinesfalls vergessen hat und die Lasagne innerlich schon kocht....

Sei umarmt!
Ida08
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Re: Heimweh in der Klinik

Beitrag von Ida08 »

Hey Flora, wie schön von Dir zu lesen! Und Lasagne... hmmmmm... hier gab`s heute Gemüselasagne, hat irgendwie nach gar nix geschmeckt (Der Fairness halber sei aber angemerkt, dass das Essen hier wirklich ok ist)

Als ich heute erfahren habe, dass meine Krankenkasse weitere fünf Wochen genehmigt hat (dann bis zum 11.02.) hab ich geheult vor Verzweiflung. Am meisten zu schaffen macht mir mein Autonomieverlust, was sich bezeichnenderweise in meinem Essverhalten niederschlägt. Denn ich meide Mahlzeiten und Dickmacher in einem Maße, wie ich es schon lange nicht mehr getan habe. Das ist dann immerhin ein Hauch von (Schein)Autonomie, und das Gefühl, dünner (oder zumindest nicht dicker) zu werden, ist eins der wenig guten Gefühle, die ich hier empfinde. Oh je, hätte nie gedacht, dass mich diese alten Muster noch einmal einholen... Das Klinikpersonal weiß um meine Magersucht im Teenageralter - lässt mich aber ausprobieren. Hm. Weiß nicht so recht, was ich davon halten soll.

Jetzt, da ich wieder in die Gänge gekommen bin, möchte ich einfach nur noch meinen Wohlfühl-Aktivitäten nachgehen - und die beziehen sich natürlich auf mein Leben zu Hause. Da werde ich dann ganz schnell undankbar und ungeduldig darüber, dass ich jetzt Kreativtherapie machen soll. Mein Weglauf-Impuls ist umso stärker, als ich weiß, dass ich theoretisch jederzeit abreisen kann. Ich müsste es nur entscheiden. Natürlich kann ich hier spazieren gehen oder Gesellschaftsspiele spielen, so wie Du es kennst, Das bin ich. Aber da kommt dann meine Bockigkeit durch, die sagt: "Aber ich will doch die und die Freundin treffen, den und den Sportkurs besuchen, in das und das Café gehen - und nicht in dieser Kleinstadt festhocken."

Uff, bin selbst erschrocken über mein hartes Urteil. Sollte heilfroh sein, diesen Platz bekommen zu haben. Und nun erlebe ich mich als so störrisch.

Erst einmal gute Nacht

Ida
flocke
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Re: Heimweh in der Klinik

Beitrag von flocke »

Du bist in bad Kissingen nicht wahr? ich bin gerade wenige Kilometer von dir entfernt, also ebenso am Arsch der Welt, kurz vor Niegrendwo und dummer Weise eben mitten im feindesgebiet, sprich bei den Bayern. Ach, Pardon, ich meinte natürlich in Unterfranken.... wie konnte ich nur solch schreckliche Verallgemeinerung begehen?!


Weißt du, du wirst das was du tun willst ja bald wieder tun können... gerade jetzt gehts aber drum was anderes zu tun... denn, zu Hause hat es ja nicht geklappt.... diese speziellen Freunde, das bestimmte Cafe und der explizite Sportkurs haben dir alle nicht geholfen... Also... wie wäre es mit Kreativgedöns???


Vielleicht hilft dir bezüglich des Essens, dass du eben genau das Gegenteil machst und deine AUtonomie eben so äusserst dass du dich gesund also MINDESTENS AUSREICHEND (!!!) ernährst? Warum denn immer destruktiv??? Willst du noch eine Verlängerung oder irgendwann mal wieder da raus???

Also, dann töpfer dir gefälligst die Finger wund und mache Trivialsport!


So schrecklich ist das doch nicht...


Flocke
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
Ida08
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Re: Heimweh in der Klinik

Beitrag von Ida08 »

Also Flocke, wenn Du quasi gleich um die Ecke bist - hättest Du nicht Lust auf ein Käffchen im schönen Kurort Bad Kissingen?! Würde mich freuen

Ida
flocke
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Re: Heimweh in der Klinik

Beitrag von flocke »

"Leider" fahre ich heute wieder nach Fulda... war bei meiner Mutter zu besuch...

Von da aus ist es ohne Auto ziemlich umständlich udn Zeitintensiv um nach Kissingen zu kommen. Sonst würde ich wirklich gerne kommen. Das tut mir wirklich leid


Freut mich aber dass du meine "harten" Worte mir nicht übel nimmst.


LG

Flocke
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Ida08
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Re: Heimweh in der Klinik

Beitrag von Ida08 »

Warum übel nehmen? Sehe dazu keinen Grund. Dass ich hier große Probleme habe, mich einzulassen, halte ich mittlerweile für symptomatisch. Insofern ist dann hier auch der Raum, um mich damit auseinanderzusetzen, warum ich das Bedürfnis habe, außen vor zu bleiben. Im Moment versuche ich, einfach hier zu sein - mit allen meinen Widerständen. Vielleicht lasse ich mich schon bald dazu verleiten, nach Hause zu fahren, aber bis dahin habe ich dann auch viele Erfahrungen gemacht.

Bin übrigens gerade so locker, weil ich vom "Wassertragen" komme. Das ist gegenseitiges Tragen im Wasser - war ganz wunderbar. Habe am Ende geweint. Hatte aber auch eine tolle Frau als Partnerin, die was ganz Mütterliches an sich hat.

Soweit. Für alle Anregungen und Gedanken bin ich weiterhin offen und dankbar - egal ob weich oder hart.

Lieben Gruß
Ida
flocke
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Re: Heimweh in der Klinik

Beitrag von flocke »

Klingt gut, gabs in der Klinik in der ich war auch (nur hat man mich nicht in die Gruppe gesteckt, sondern zu den "harten", ich durfte Holzstämme bearbeiten )

Ist doch suer, da hat sich was geregt... Tränen sind gut, auch wenns einem selber manchmal garnicht so vorkommt.


Wohnst du sonst weit weg von Kissingen?


LG, Flocke
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chrigu
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Re: Heimweh in der Klinik

Beitrag von chrigu »

Liebe Ida,

auch wenn ich bislang noch nicht länger in einer Klinik war, so lesen sich Deine Reaktionen für mich sehr vertraut. Vermutlich würde ich in diesen Situationen ganz ähnlich reagieren.

Ich war mal notfallmäßig in einer Klinik und habe mich dann nach zwei Tagen auf eigene Verantwortung entlassen (was gar nicht so einfach war, aber das ist eine andere Geschichte). Damals konnte und wollte ich nicht alleine sein, aber in der Klinik hat sich die rastlose Unruhe verstärkt, ich fühlte mich entmündigt und allein gelassen, obwohl ich nicht mal weiß, was ich eigentlich erwartet hatte. Aber in dem Moment war mir dann auch klar, dass es lange dauern würde, bis ich mich auf das Geschehen in der Klinik richtig einlassen könnte.
Mittlerweile sehe ich das dank meiner Therapeutin anders und könnte mich eher fallen lassen (auch wenn Klinik zum Glück kein Thema mehr ist). Aber dieser Perspektivenwechsel hat gedauert! Und mir würde sicherlich nicht alles gefallen oder Spaß machen. Das finde ich aber auch okay, weil ich eben so bin.

Der Prozess, den ich bei meiner Therapeutin durchgemacht habe, ist sicherlich nicht zu vergleichen mit dem, was Du in der Klinik machst und fühlst. Aber ich habe das Gefühl, dass auch bei Dir eine Mauer fallen muss, irgendwas aufbrechen, damit Dich etwas berühren kann. Die Sehnsucht nach zu Hause könnte doch auch eine Sehnsucht nach Flucht sein?

Hilft Dir das von Flora ( ) empfohlene "Augen zu und durch"? Erstmal so als Anfang?
Und wenn Dich das Wassertragen so berührt hat, dann war das vielleicht ein Anfang des Fallenlassens?

Liebe Ida, ich kann hier nur spekulieren und auch wenn ich es nicht ganz in Worte fassen kann, so kann ich doch Deine ... hm... abwehrende Haltung nachvollziehen und nachfühlen.
Das wollte ich Dir nur einfach mal schreiben.

Liebe Grüße
Chrigu
Ida08
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Re: Heimweh in der Klinik

Beitrag von Ida08 »

Liebe Chrigu,

habe gerade nur wenig Zeit - trotzdem: Will mich hier jeden Tag selbst entlassen. Hatte bis dato nur zu viel Angst vor zu Hause. Im Moment bin ich aber so ruhelos und der Klinikalltag ist mir so zuwider, dass ich ins Auge fasse, am nächsten Mittwoch zu fahren. Das wären dann fünf Wochen - und meine Kasse hat acht genehmigt. Und hier denke ich dann tatsächlich mal positiv und versuche, die fünf geschafften Wochen zu werten und nicht die drei nicht geschafften.
So ist mein momentanes Befinden.

Einen lieben Gruß
Ida
flocke
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Re: Heimweh in der Klinik

Beitrag von flocke »

Mhm, kannst du es an etwas bestimmten festmachen dass dich am Klinikalltag stört? Oder ist es einfach dass es ein anderer als deiner zu Hause ist?


Mich erstaunt das irgendwie immer wenn jemand, wenns ihm schlecht geht so schlecht auf Klinik reagiert.... ich ertrage Klinik nur nicht wenns mir besser geht (hatte ich mal bei einer Krisenintervention, da gings mir am nächsten Tag besser, da aber Wochenende war ließ ich mich dazu überreden bis Montag zu bleiben um es mit der Oberärztin abzuklären) Sonst empfand ich Klinik immer als Schutzraum....


Wie ist denn dort die Unterbringung? Doppelzimmer, oder Einzel?


LG,

Flocke
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
Ida08
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Re: Heimweh in der Klinik

Beitrag von Ida08 »

Liebe Flocke,

ich bin in einem Einzelzimmer. Das ist also gut geregelt. Ansonsten sprichst Du genau den springenden Punkt an: Ich fühle mich hier alles andere als akut depressiv, eher kraft- und elanvoll, und insofern fällt es mir natürlich schwer, mir meinen Tagesablauf vorschreiben zu lassen. Habe schlichtweg zu dem ganzen Kram keine Lust - und das umso mehr, als ich hier nicht das Gefühl habe, therapeutisch zu arbeiten. Vielmehr dominiert der Eindruck, dass ich beschäftigt werde. Und das macht mich wütend. Denn beschäftigen kann ich mich hervorrgend alleine, wenn ich nich gerade in einer Depression stecke. Wie ich das aber in Zukunft vermeiden kann, wird mir hier nicht beigebracht. Habe bis dato in meiner Indikationsgruppe "Depression" theoretisches Wissen über die Krankheit bekommen, das für mich allerdings nicht neu war. Anschließend kamen Rollenspiele, die ich für mich nicht nutzen konnte.

Uff. Fühle mich wie im falschen Film. Möchte aber niemandem die Klinimk ausreden: Es gibt genug Patienten, die das Haus gestärkt und bereichert wieder verlassen.

Grüße aus Heiligenfeld
Ida
flocke
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Re: Heimweh in der Klinik

Beitrag von flocke »

Ja, also wenn du Elan verspürst kann ich mir schon vorstellen, dass der Klinikalltag dir blöd vorkommt...

Glaubst du der Elan hält sich noch ne Weile, oder ist es eher Resultat deiner Abneigung der Klinik gegenüber?


Ja, leider hat Klinik wenig mit dem normalen Alltag zu tun und das Erprobungswochenende ist meistens ein Witz in Tüten, da es zum einen schon mal am Wochenende ist (meiner Meinung nach total Sinnfrei) und viel zu kurz und meist ein zwei Wochen vor der Entlassung (wenns also noch nicht geht, hat man nicht viel Zeit)...

Was würdest du denn zu Hause anders machen als vorher um nicht wieder so tief zu sinken?

Was kannst du machen um wieder in ein solchen Tief zu geraten?


LG

Flocke
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
Ida08
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Re: Heimweh in der Klinik

Beitrag von Ida08 »

Ihr alle,

nun habe ich entschieden: Ich reise am kommenden Mittwoch nach Hause. Uff... Erleichterung - aber auch Angst. Bin gerade dabei, mir für zu Hause ein Netz zu stricken - aus Aktivitäten, Terminen, Verabredungen etc. Fünf Wochen habe ich dann ausgehalten. Drei weitere hätte ich bleiben können.

Einen lieben Gruß
Ida
Antworten