Ehepartner depressiv und ich frustriert

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Ernestinho
Beiträge: 1
Registriert: 4. Jan 2009, 00:06

Ehepartner depressiv und ich frustriert

Beitrag von Ernestinho »

Meine Frau leidet, so wird vermutet, an Depressionen. Sie ist in therapeutischer Behandlung und nimmt ein Antidepressivum. Kennengelernt habe ich meine Frau vor fünf Jahren, die ersten zwei Jahre konnten wir uns lediglich an den Wochenenden sehen, das letzte Jahr ebenfalls, da ich beruflich bedingt zweimal umziehen mußte. Sie arbeitet nicht, ist aber bestrebt ein Studium zu beginnen. Dies ist ziemlich frustrierend, da sie zunächst die deutsche Sprache erlernen mußte und nicht wirklich weiß, was sie im Leben überhaupt will. Sie ist jetzt 27 und ihr ersten Studium, zudem erfolgreich abgeschlossen, war eine falsche Entscheidung. Zu Beginn habe ich mich schon über ihr Verhalten gewundert, konnte gewisse Dinge jedoch nicht einordnen. Sie ist ziemlich konservativ aufgewachsen und hat große Probleme, sich sozial anzupassen. Sie hat im Prinzip keine Freunde und tut sich schwer, Menschen kennzulernen. Sie traut ihnen generell nicht und vermutet oft Hintergedanken in Konversationen. Das macht auch mir zu schaffen. Oft wird jedes Wort auf die Goldwaage gelegt. Vieles, was ich sage, wird interpretiert und dann nahezu ausschließlich negativ. Sie vermutet, ich oder andere wollen Böses, sie gar niedermachen, sich auf diese Weise profilieren. Meine Mutter und Sie stehen auf Kriegsfuß. Ich würde mich immer auf die Seite meiner Mutter stellen. In Wirklichkeit sehe ich meine Mutter kaum und habe herzlich wenig mit ihr zu tun. Mein Erklärungsansatz ist, dass sich meine Frau selbst nichts zutraut, sich sozial nicht behaupten kann und sich so ungeschützt dem Leben stellen muß. Die letzten Jahre waren für Sie nicht leicht, da Sie in der letzten Phase meines Studium viele kleine Jobs zur Finanzierung annhemen mußte und sich so ohnehin nicht wirklich eine Basis in deutschland aufbauen konnte. Wir streiten und oft. Diese resultieren vorallem dann, wenn ich selbst einen schwächeren Tag habe und mich provozieren lasse. Dann kommen eine Schwächen zum Tragen, was die Sache nicht einfacher macht. Ich bin kein Geduldsengel. Zuzusehen, wie die Zeit verstreicht, ohne dass Sie eine Initiative ergreift und ihr Leben beginnt, tut mir weh. Denn diese Perspektivlosigkeit macht sie noch mehr zu schaffen und frustriert mich ebenfalls. Besteht Hilfe darin, zuzuschauen, wie der andere irgendwann mal die Kurve bekommt? Den ganzen Tag zu Hause zu verbringen, manchmal aus Angst rauszugehen und immer wiederkehrende Panikattacken: Ich vermute, ich muß immer brav zuhören, mich anpöbeln lassen, wenn ich etwas zweideutigen gesagt habe, und das machen was ich am wenigsten kann, nämlich Geduld bewahren.

Was kann man sonst noch tun?
muckimausiii28
Beiträge: 46
Registriert: 19. Nov 2008, 08:36

Re: Ehepartner depressiv und ich frustriert

Beitrag von muckimausiii28 »

Hallo Ernestinho!

Du armer Kerl kann ich nur sagen, wenn ich diesen Beitrag lese (und das meine ich nicht zynisch!). Ich lese ganz stark heraus, das deine Partnerin sich die Heilung ihrer Krankheit (bzw. die Lösung ihrer Probleme) in dir verspricht, doch das funktioniert nicht. Das klappt bei keinem, denn nur deine Frau selbst kann das. Du bist nicht das Heilmittel dafür, und das solltest du ihr versuchen klar zu machen. Versuche ihr das mal in aller Ruhe zu erklären und zeige ihr auch, das es Stellen gibt, die ihr dabei helfen können (Therapeuten, Psychiater). Wehrt sie sich dagegen, ist sie noch nicht so weit, es sich einzugestehen, aber gebe ihr deutlich zu verstehen, das du nicht die erwünschte Lösung ihrer Probleme sein kannst, sondern ihr nur unterstützend zur Seite stehen kannst.
Alles Gute für euch, muckimausiii
gugger

Re: Ehepartner depressiv und ich frustriert

Beitrag von gugger »

Hallo,

das klingt jetzt hart: Bei manchen hilft ein tritt in den Hintern.

Sag ihr das dich die Situation mit ihr zu stark belastet und wenn das so weitergeht du
Abstand brauchst.
Berichte bitte wie sie darauf reagiert hat.

In selbstaufopfernder Hilsbereitschaft grüsst

DrHaus
1summer
Beiträge: 30
Registriert: 16. Dez 2008, 13:22

Re: Ehepartner depressiv und ich frustriert

Beitrag von 1summer »

Hallo,

meine Freundin verhält sich auch so. Sie legt jedes Wort von mir auf die Goldwaage und analysiert es genau. Da ich manchmal eben auch sehr schwammig rede und nicht auf die Wörter immer achte, kann es sehr leicht zum Streit kommen. Auch ich muß sehr geduldig sein, damit Sie nicht in Stress kommt und es wieder zum Streit kommt. Habe teils einen sehr straffen Zeitplan um alles zu bewältigen und Sie lebt im hier und jetzt und braucht für alles ewig. Habe mit Ihr darüber gesprochen und wir beide versuchen uns mehr anzupassen. Ich kenne Sie ja nun nicht so lange, aber in vielen Punkten macht mir das Stress und weiß nicht wie ich damit umgehen soll. Wie gesagt, wir stehen am Anfang unserer Beziehung (siehe Thread "Meine neue Freundin"). Mich würden die Antworten zu deiner Frage auch interessieren.

Grüße

Summer
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Ehepartner depressiv und ich frustriert

Beitrag von otterchen »

Ernestinho,

bitte höre nicht auf die Ratschläge und Kommentare von "Dr" Haus (schau Dir seine anderen Postings an, dann wirst Du wissen, was Du davon zu halten hast).

Einen "Tritt in den Hintern" für einen Depressiven? No way, niemals.

Sie hat doch sicher Phasen (oder zumindest Momente), wo Du gut mit ihr reden kannst, oder? Könntet Ihr währenddessen etwas vereinbaren? Z.B. dass Du Dir die Kopfhörer aufsetzt (oder das Zimmer verlässt oder was auch immer), wenn sie wieder so negativ wird.
Sie scheint stark an ihrem Selbstwertgefühl arbeiten zu müssen - das kann nur sie selbst, aber helfen kannst Du ihr schon dabei.
Vor allem ist wichtig, dass Du selbst gut auf Dich aufpasst. Hier gibt es einige Mit-Forianer, die von Angehörigen zu Betroffenen geworden sind, und das wäre doch eine bedauerliche Entwicklung.

Professionelle Hilfe - für Euch beide - scheint mir das ratsamste zu sein. Sie macht Therapie? Welche? Wie ist sie damit zufrieden? Sollte man über einen Wechsel nachdenken?
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
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