Diskussionsforum Depression

Hallo dunkelbunt!

Gut, dass Du hier im Forum bist. Immerhin ist es ja auch für uns Angehörige da.!!
Oh doch, das Verhalten Deines Freundes kann durch seine Depression nur allzu gut erklärt werden. Eine Drehung um 180 Grad (eben noch ein liebevoller, wertschätzdender Mensch, plötzlich völlig distanziert, kalt und unnahbar) ist sehr typisch. Es ist auch keine Seltenheit, dass depressive Menschen sich über Monate aus einer Beziehung zurückziehen, ja sich sogar offiziell trennen, und dann wieder zurückkommen. Bei einer Bekannten von mir zieht der Partner jedes Mal aus (das ist ein extremer Aufwand: Möbelpacken, Lieferwagen organisieren, Wohnung suchen) und kommt dann wieder.
Ich bin übrigens selbst auch Partner eines depressiven Menschen (wenn Du magst, kannst Du Dir ja meine Postings durchlesen: http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1230337826). Mittlerweile komme ich zwar recht gut mit unseren Auszeiten zurecht, aber ich kann mich noch gut an unsere erste Trennung erinnern und weiß, wie es Dir nun gehen muss. Ich selbst mache immer 1-2 Monate völlige Kontaktsperre (kein Treffen, kein Anruf, keine SMS) mit meinem Freund, weil er zu aggressiv ist, um mit ihm zu kommunizieren.

Alles Gute!
Florian

P.S: Trauer ist immer egoistisch und man wird dabei auch oft wütend und zickig. So ein Gefühlscocktail ist voll okay

Hallo dunkelbunt!

So wie Du Deine Gefühle beschreibst, scheinst Du nicht depressiv also cokrank zu sein. Allerdings haben Angehörige depressiver Menschen ein erhöhtes Risiko, selbt depressiv zu werden.
Ich kann Dir zu Deiner Situation nur "Und wo bleibe ich? Leben mit depressiven Menschen. Ein Leitfaden für Angehörige" von Dorothea Blum und Matthias Dauenhauer empfehlen. Hier findest Du Tipps, was Du für Dich tun kannst, um Dich von der Krankheit Deines Freundes abzugrenzen und auf Deine Psychohygiene zu achten.
Sehr gute allgemeine Informationen zu Depressionen findest Du in "Schattendasein - Das unverstandene Leiden Depression" von Thomas Müller-Rörich, Kirsten Hass, Francoise Margue, Rita Wagner und Annekäthi van den Broek. Für mich war die Lektüre diese Publikation ganz besonders wertvoll. Ich habe nun mehr Verständnis für das Verhalten meines Freundes und nehme es nicht mehr so persönlich wie in unserer Anfangszeit. Allerdings glaube ich auch, dass nur ganz wenige Menschen mit so einer Beziehung zurecht kämen, wie ich sie führe.

Liebe Grüße!
Florian

Hey!

Das ist bitter! Meiner macht auch immer wieder Schluss und zwar ziemlich aggressiv und bösartig. Unsere erste Trennung war schon sehr hart für mich, doch seitdem ist mir der Knopf aufgegangen und ich weiß, dass sein Verhalten mit seiner Krankheit zu tun hat und nicht persönlich gemeint sind, denn wenn es ihm gut geht, ist er humorvoll, charmant, spricht über seine Gefühle und ist sehr dankbar und liebevoll.

Ich glaube das Verhalten Deines Freundes ist nicht unüblich, weil ich schon einige Beziehungen kenne, in welchen der depressive Partner immer wieder Schluss macht und dann zurück will.
Das Entscheidende ist aber jetzt, dass Du in Dich hineinhörst, ob Du so eine Beziehung führen willst und kannst. Es kann nämlich zeitweise schon sehr zäh sein. Wenn ich nicht so stabil wäre, könnte ich meine Beziehung nicht führen.

Liebe Grüße!
Florian

Dann alles Gute!!!
Die Entscheidung Deines Ex hat letztlich nichts mit Dir persönlich zu tun. So wie Du den Verlauf Eurer Beziehung schilderst, liegt das Problem einzig und allein an seiner Krankheit und dass er mit der Situation nicht zurecht kommt. Er hätte bei jeder anderen Frau wohl genau so gehandelt, weil er so viel Nähe nicht aushält.
Um jemanden zu lieben, muss man auch sich selbst lieben und je reiner und zufriedener ein Mensch in seinem Innersten ist, desto besser kommt er auch mit seiner Umwelt, in diesem Fall mit einem emotionalen Naheverhältnis klar. Und ich glaube, dass es vielen Menschen mit Depressionen schier unmöglich ist, zu lieben, zu geben und zu nehmen, wenn es ihnen innerlich so schlecht geht.

Viel Kraft!!

Florian

Hallo Elisa!

Ehrlich gesagt ist mein Freund der einzige depressive Mensch, den ich persönlich kenne (zwei Arbeitskolleginnen haben/hatten allerdings ähnliche Probleme mit den Aggressionen ihrer Partner und wir sprechen oft darüber), der solche ausgeprägten Aggressionen und ein destruktives Verhalten entwickelt, wenn es ihm schlecht geht. In anderen Foren (depri.ch) habe ich mich diesbezüglich bereits mit einigen Betroffenen und Angehörigen ausgetauscht, weil ich mich selbst gefragt habe, ob sein Verhalten eine Begleiterscheinung seiner Depression ist oder einfach nur schlechtes Benehmen. Einige selbst Betroffene haben mir versichert, dass sie selbst sehr aggressiv werden, und sie das beschriebene Verhalten meines Freundes nur allzugut aus persönlicher Erfahrung kennen.
Aggression soll angeblich auch ein Merkmal der männlichen Depression sein, was natürlich nicht heißen soll, dass alle depressiven Männer aggressiv sind, und depressive Frauen es nie sein können. Männer, die ein altmodisches bzw. traditionelles Männerbild von sich selbst haben, flüchten allerdings sehr oft und lassen den Starken raushängen. Das könnte im aggressiven, kindischen Verhalten meines Freundes durchaus mitspielen. Dass das alles andere als "normal" ist, ist mir klar.

Liebe Grüße!
Florian

P.S: Mein Freund analysiert die Trennungen von mir übrigens als Angst, nicht liebenswert zu sein und von mir deshalb ohnehin verlassen zu werden. Er hat ausdrücklich gesagt, dass er mir zuvor kommen wollte und deshalb die Flucht nach vorne wagte.
Hier spielen wohl auch sehr große Ängste eine ausschlaggebende Rolle.

Hallo dunkelbunt!

Nein, bei Dir ist schon sehr deutlich herauszulesen, dass Du wegen der Trennung sehr unglücklich bist. Allerdings wäre es wahrscheinlich gut für Dich selbst, wenn Du erst einmal loslässt... (leichter gesagt als getan)

Liebe Grüße!
Florian

Hallo dunkelbunt!

Ich habe zum Loslassen auch nicht viel gelesen, sondern mich eher mit Paarpsychologie beschäftigt. Hier kann ich Dir nur "Ich lieb' dich nicht, wenn Du mich liebst: Nähe und Distanz in Liebesbeziehungen" von Dean C. Delis und Cassandra Phillips empfehlen. In dieser Publikation beschäftigen sich die beiden Psychologen, wie Abhängigkeitsverhältnisse durchbrochen werden können bzw. wie die Partner einen Ausgleich von Nähe und Distanz schaffen können, der für beide zufriedenstellend ist.
Letztlich war das Loslassen bei mir aber ein Prozess von vielen Monaten. Vielleicht habe ich mich auch schon sehr stark daran gewöhnt, dass mein Freund immer wieder nicht mehr kann. Wohl hat es aber auch damit zu tun, dass ich sehr stark an meinem Selbstwertgefühl arbeite und gar keine Verlustängste mehr habe.

Aber ich denke, dass die Zeit sehr viel heilen kann und ihr Übriges beiträgt. Sei aber selbst mit Dir ganz geduldig, das Loslassen geht nicht von heute auf morgen.

Liebe Grüße!
Florian

Hallo dunkelbunt, hallo Flo,
mir kommt das, was ihr hier schreibt auch sehr bekannt vor.
Ich konnte meinen Freund bis jetzt zweimal davon überzeugen, dass er mich nicht verlassen muss. Er hat auch starke Depressionen und wenn er mal wieder in einer schlimmen Phase feststeckt zieht er sich auch komplett zurück und reagiert nicht auf SMS und geht nicht ans Telefon.
Wie gesagt, zweimal wollte er schon Schluss machen. Aber er macht das nicht nur, weil er seine Ruhe will, er sagte zu mir, er will nicht, dass es mir wegen ihm so schlecht geht und dass ich mir Sorgen mache. Ich hätte was besseres verdient.
Naja, bis jetzt konnte ich ihn immer noch vom Gegenteil überzeugen.
Aber seit Silvester steckt er wieder in einem sehr tiefen Loch und vorgestern an meinem Geburtstag hat er mich nur sehr genervt kurz angerufen und er meinte, dass ich allen Grund hätte sauer auf ihn zu sein, weil ihm mein Geburtstag total egal wär.
Aber ich kann nicht richtig böse sein deswegen, ich weiß ja, dass er das nicht wirklich absichtlich macht.
Naja, ich werde gleich versuchen, ihn in die psychiartische Ambulanz zu schleppen,damit er endlich behandelt wird. Ich hoffe, er lässt mich rein....
Drückt mir die Daumen! Und seit weiterhin stark!
Viele Grüße
seestern

Ja, mein Freund fühlt sich nicht nur minderwertig (er hat mir einmal gesagt, dass er in den Spiegel geblickt hat und sich gefragt hat, wie ich ihm nur gefallen könnte), sondern hatte in den letzten Monaten auch immer wieder Schuldgefühle geäußert, die ich ihm nicht nehmen konnte.
Am Schluss-machen habe ich ihn noch nie hindern können, denn wenn er voller Wut ist, lasse ich ihn gehen und nehme dadurch der Sache den Druck. Allerdings nehme ich das Beenden unserer Beziehung mittlerweile gar nicht mehr ernst, weil ich weiß, dass er mich dann wieder umso mehr schätzt, wenn es ihm besser geht.

Mitllerweile nach fast drei Wochen ohne jeglichen Kontakt, schätze ich ihn so ein, dass ihm sein aggressives Verhalten schon wieder Leid tut. Allerdings werde ich mich erst im Februar wieder bei ihm melden, dann hat er die Möglichkeit zu reflektieren, was er an unserer Beziehung hat und zudem kann etwas Distanz wieder sehr viel Nähe schaffen (Und um Missverständnissen vorzubeugen: Ich bin meinem Freund überhaupt nicht böse und halte diese strenge Kontaktsperre nicht wegen kindischer Rachegefühle oder kleinlicher Machtkämpfe ein; ich glaube nur wirklich, dass es Wertschätzung schafft und der Situation den Druck nimmt. Zudem kann ich mich in diesen eineinhalb Monaten ganz intensiv mit mir selbst befassen und mich weiter entwickeln).

Liebe Grüße!
Florian

Hallo dunbkelbunt!

Das habe ich meinem Freund neulich auch gesagt: Dass er soviel Zeit hat, wie er braucht und er sich keinen Druck machen soll. Wir könnten es ja einfach 'fließen' lassen, ohne uns gegenseitig zu stressen.
Ich denke, das ist auch das einzige, was man in solch einer Situation tun kann. Allerdings wäre ich vor noch zwei Jahren auch nicht damit zurecht gekommen. Ich habe aber letztes Jahr sehr viel dazu gelernt, und das war manchmal schon sehr hart.

Wir haben uns übrigens Mitte November das letzte Mal gesehen. Das heißt bei uns aber nichts.

Liebe Grüße!
Florian

Hallo dunkelbunt!

Möchte mich auch mal zu deinen Beiträgen äußern. In allen Posts schreibst du über deinen Partner, wie sehr du ihn liebst und das du keinen anderen haben möchtest. Deine Gedanken kreisen nur um ihn.... Denkst du auch ab und zu mal an dich? Ich vermute nein, denn es scheint, als hättest du den ganzen Sinn deines Lebens in diesen Menschen gesteckt. Das scheint für Außenstehende sehr löblich, was du da tust, aber es kann dir selbst keine Zufriedenheit bringen, solange du in dieser Abhängigkeit bleibst.

Liebe Grüße muckimausiii

Hallo dunkelbunt!

Wir hatten weder zu Weihnachten, noch zu seinem Geburtstag (der kurz nach Weihnachten ist) noch zu Silvester Kontakt. Allerdings haben wir das im Vorfeld abgeklärt. Zudem können wir nach unseren Kontaktsperren im Großen und Ganzen immer gut auf uns zugehen, das erleichtert das Ganze. Ich setze auch sehr stark auf vorwurfsfreie Kommunikation, und wir schaffen es, dass wir uns nichts nachtragen, sondern alles verzeihen. Gerade das Verzeihen hat ja auch für mich selbst einen sehr reinigenden Effekt und gibt mir Frieden und Stärke. Dabei helfen mir die Kontaktsperren nach seinen Aggressionen immer sehr, weil die Zeit die Ärgernisse und kleinen Verletzungen total relativiert.

Wir haben 3-4 Monatsrythmen, d. h. 3-4 Monate zusammen, dann wieder getrennt bzw. nur platonisch brefreundet. Das geht für mich gut, weil ich eben ganz autonom und unabhängig in den Auszeiten mein eigens Leben führe (ich habe z. B. eine Langzeitaffäre, die ich dann immer wieder auffrische . Ich tue eben alles, um nicht abhängig zu sein. Natürlich kann es geschehen, dass er es eines Tages schafft, nicht wieder alles niederzureissen, wenn es ihm schlecht geht, aber einstweilen behalte ich meine Selbstschutzstrategien bei und halte mir im Gedächtnis, dass es in nächster Zeit wahrscheinlich noch öfters on/off sein wird.

Liebe Grüße!
Florian