Tipps für Umgang mit depressivem Ehemann!

SoBe
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Tipps für Umgang mit depressivem Ehemann!

Beitrag von SoBe »

Hallo Zusammen,

ich bin neu hier, weil ich dringend Hilfe, Tipps und Anregungen benötige!

Mein Mann und ich sind jetzt seit knapp 8 Jahren zusammen. Als wir uns kennen lernten, war er gerade in einer sehr depressiven Phase, war damals auch gerade in seiner 2. Therapie und mir war bewußt auf was ich mich einlasse und daß es mit ihm nicht einfach werden würde.
Kurz nachdem wir zusammen waren, brach er die Therapie ab. Die erste hatte er schon abgebrochen, weil er mit der Therapeutin nicht zurecht kam und sich nicht verstanden fühlte und die zweite brach er dann ab, weil er der Meinung war, durch mich und seine Liebe würde sich sein Leben so positiv verändern, daß er dies nicht mehr bräuchte. Seine Therapeutin riet ihm von dem Abbruch ab, aber er ignorierte ihre Warnung.

Danach ging es ihm erstmal gut. Er schwebte auf Wolke 7 und alles war sehr intensiv, sehr extrem und einfach perfekt. Noch nie hat ein Mann mich so geliebt, so viel gegeben und war so wunderbar zu mir. Bereits 4 Wochen nach unserem Kennenlernen machte er mir einen Heiratsantrag, den ich aber nicht angenommen hatte, da mir alles zu schnell kam und ich ihn erst besser kennen lernen wollte.

Nach einem Jahr fing dann die erste Phase seiner Depression wieder an. Und seitdem ist es in Wellen.

Mal ist er super-perfekt und ich bin die Traumfrau und ich werde überschüttet mit Geschenken, Liebesbriefen, etc und er kann nicht genug von mir bekommen und alles ist intensiv und perfekt.

Dann und ohne Vorwarnung, ohne, daß es Streit gab oder irgendein negatives Ereignis passierte, fällt er wieder in ein schwarzes Loch. Dann zieht er sich zurück, ist auf der Flucht, kommt abends spät nach Hause, ohne Bescheid zu sagen und behandelt mich kalt, herablassend, verletzt mich mit seinen Äußerungen und ist teilweise auch fast apathisch, nicht ansprechbar.

Ich befinde mich daher seit Jahren in einer Achterbahnfahrt. Mal geht es steil bergauf und dann wieder steil bergab. Bei ihm gibt es nicht gut oder schlecht, sondern bei ihm gibt es nur Extreme. Entweder das ultimative perfekte Paar, wo er alles gibt und alles zeigt, was an Liebe und an Gefühlen in ihm steckt oder das absolut grottenschlechte Paar, wo er sich Gedanken machen muß, ob er mich liebt, ob er mir vertrauen kann, ob er diese Beziehung will und aus dem Zweifeln und Grübeln nicht mehr heraus kommt.

Genauso spontan und überraschend wie diese "dunklen" Tage kommen, so schnell können diese auch wieder verschwinden. Mal dauert es nur Stunden, mal aber auch Tage, manchmal auch Wochen. Meistens lasse ich ihn "los", lasse ihn machen und warte, daß er sich wieder "fängt" und wieder zurückkommt.

Seit knapp 8 Monaten hatten wir nun ein absolutes "Hoch". Er war happy, weil seine dunklen Phasen auch immer seltener wurden und er dachte, er übersteht es und hat es geschafft, einen Weg aus der Depression zu finden. Wir haben daher nun auch im Mai diesen Jahres geheiratet. Es war wunderschön und perfekt.

Am Tag nach der Hochzeit kamen jedoch nach einem hysterischen Anruf seiner Mutter, die gegen mich ist und vor der er Angst hat, wieder seine Zweifel hoch. Seitdem höre ich täglich, daß er nicht mehr wisse, ob die Entscheidung zur Ehe richtig war, daß er nicht mehr weiß, ob er mich liebt, daß er nicht mehr weiß, ob er Kinder mit mir haben möchte oder an eine gemeinsame Zukunft glauben möchte. Seit dieser Zeit zieht er sich auch wieder zurück. Seit Februar hat er mehr oder weniger auch wieder heimlich eine kleine Wohnung genommen, in die er sich seit der Hochzeit verkriecht. Keine richtigen Möbel, nichts Wohnliches, nur einige Kartons, die nicht ausgepackt sind und nur das Allernötigste. Rückzug und Flucht mal für ein paar Stunden, mal für ein paar Nächte, dann wieder tage- oder wochenlang gar nicht.

Obwohl alles vor der Hochzeit bestens lief, habe ich nun auf einmal an allem schuld. Er behauptet nun, daß ich in zur Ehe gezwungen habe. Unsere Freunden wenden sich nun von ihm ab, weil sie diese Geschichten nicht mehr hören können, ihm nicht glauben, da sie selbst gesehen hatten wie verliebt er vor der Hochzeit war und ihn und seine Aussagen nicht verstehen können.

Von Tag zu Tag wird es schlimmer. Von Tag zu Tag zieht er sich mehr zurück. Vieles macht er nur noch mechanisch, sodaß man glaubt, er ist nur noch eine körperliche Hülle, eine Art Robocop. Er hat sich von seinen positiven Gefühlen inzwischen komplett abgeschnitten und will nur noch Negatives sehen.

Inzwischen läuft es auch im Job nicht mehr. Seine Firma hat umstrukturiert und seit einigen Wochen muß er nun einen Job machen, der eigentlich unter seiner Qualifikation liegt und wo es ihm keinen Spaß mehr macht. Doch auch hier kam es nicht überraschend, sondern die Einführung der neuen Struktur stand nun seit 3 Jahren fest. Während die meisten anderen inzwischen gegangen sind, ist er immer noch da und leidet. Auch hier schaffte er es nicht, seinen Hintern mal hoch zu bekommen, sich woanders zu bewerben und sein Leben in die Hand zu nehmen.

Bei jeder Veränderung ist er wie gelähmt und glaubt, daß die Welt hart und unfair ist und bricht zusammen.

Der Job macht ihm nun so schwer zu schaffen, daß er inzwischen so gut wie gar nicht mehr redet. Er sitzt abend für abend apathisch und lethargisch vor dem Fernseher. Er ißt nichts mehr, "ernährt" sich nur noch von Kaffee und Zigaretten. Er kann nicht einschlafen und wenn, ist er früh wach und wandert durch unsere Wohnung, weil er keine Ruhe findet.

Seit dem gestrigen Abend habe ich ihn nun soweit, daß er zum Doc geht, doch auch hier habe ich meine Zweifel, daß er offen mit dem Arzt redet.

Ich habe ihm auch angeboten, daß ich ihn los lasse, daß ich ihm Zeit und Ruhe gebe, daß er in seiner kleinen Wohnung sich zurückziehen kann und darf, wenn er dies will und braucht, doch dies möchte er nicht. Dann kommen sofort Ängste hoch, daß ich die Trennung möchte und Trennung und Scheidung kommt auf keinen Fall für ihn in Frage.

Doch wie soll es weitergehen? Noch bin ich so "geschützt", daß es mir trotz der ganzen Umstände noch gut geht und ich nicht selbst in ein Loch falle, aber ich merke, es zerrt an meinen Kräften wie noch nie.

Hat jemand Tipps, Anregungen, etc für mich? War jemand in einer ähnlichen Situation und mag mit mir darüber reden?
BeAk

Re: Tipps für Umgang mit depressivem Ehemann!

Beitrag von BeAk »

Liebe Sabse,

wie eine ganz gewöhnliche Depression ließt sich die Krankheit Deines Mannes nicht. Da steckt mehr hinter, denn eine Depression verläuft nicht mit diesen Stimmungsschwankungen.

Liebe Sabse, du musst wissen wie viel Du aushalten kannst.

Vielleicht hilft es Dir, wenn Du Dich einer Selbsthilfegruppe für psychisch Kranke anschließt.
Vielleicht wäre es auch sinnvoll, wenn Du Dir einen eigenen Therapeuten suchst, damit Du lernst wie Du Dich am besten abgrenzen kannst.
SoBe
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Re: Tipps für Umgang mit depressivem Ehemann!

Beitrag von SoBe »

Guten Morgen,

Danke Bea für Deine Antwort!

Die Frage ist nur, was ist eine "normale" Depression und wo unterscheidet sich das, was mein Mann hat von einer "normalen" Depression?

Derzeit habe ich lange Gespräche mit einer guten Freundin von mir, die 7 Semester Psychologie studiert hatte und die dann aufgrund der Geburt ihres ersten Kindes das Studium abgebrochen hat und nun im Freundeskreis "Hobby-Psychologie" betreibt und die mich desöfteren schon ein wenig gecoacht hatte.

Sie sagte, daß man meistens nicht nur eine Form dieser "Krankheit" hat, sondern, daß man meistens mehrere Facetten und Muster habe, die letztendlich das Krankheitsbild eines Einzelnen zu etwas Individuellen machen. Daher könnte man nicht jeden, der eine Depression hat, mit den anderen, die ebenfalls Depressionen haben, in eine Schublade stecken und für alle dann die gleiche Behandlungsmethode als wirksam ausgeben! Ob dies nun so stimmt oder nicht, weiß ich nicht, denn dazu bin ich noch nicht tief genug drinnen!

Mein Mann war gestern beim Doc. Was und wie viel er nun dem Doc berichtet hat, weiß ich nicht. Fakt ist, daß er erstmal für 2 Wochen krank geschrieben ist und daß er nächste Woche eine Magenspiegelung bekommen wird. Da er inzwischen schon seit gut 3 Monaten massive Magenprobleme hat, will hier der Doc einfach auf Nummer sicher gehen und herausfinden, ob und inwieweit der Magen schon von seinen schlechten Essgewohnheiten geschädigt ist.
Desweiteren hat er auch diverse Medikamente bekommen, doch das Rezept hierzu wollte er mir nicht zeigen und hat es irgendwo versteckt. Die Medi´s hat er bislang auch noch nicht geholt.
Nächste Woche hat er nun auch bei unserem Doc einen Termin zur Tiefenentspannung und hier wird unser Doc wohl versuchen, ein wenig mehr aus meinem Mann heraus zu kitzeln, um festzustellen, wie es aussieht, welche Behandlung er nun braucht, etc.

Und hier hoffe ich halt auch, daß mein Mann wirklich hingehen wird und die Termine, die er derzeit hat, auch tatsächlich einhalten wird.

Ich selbst habe nächste Woche auch einen Termin beim Doc, da ich dies genauso sehe wie Du, liebe Bea. Auch ich brauche Hilfe, um dies durchzustehen ...

Trotzdem tat es weh, es gestern wieder erleben zu müssen. Nach dem Doc kam er nicht nach Hause, um sich mal hinzulegen und um sich zu schonen, sondern mußte erstmal wieder in der Gegend "herum turnen". Den ganzen Nachmittag verbrachte er dann bei seiner Tante, obwohl sie ihm nicht gut tut und sie meines Erachtens auch mitverantwortlich ist, daß er mangelndes Selbstwertgefühl hat, daß er teilweise Probleme in seinem Sozialverhalten hat, etc. Auch gestern nutzte sie ihn wieder aus und er mußte gestern wieder Erledigungen und Arbeiten für sie verrichten und war so wieder eingespannt und kam erst gegen Abend nach Hause und war fix und fertig.
Das zu sehen und das immer wieder miterleben zu müssen, wie andere seine Krankheit bzw seine Verhaltensmuster ausnutzen, tut mir leid und tut mir weh. Doch was soll ich tun? Ich kann ihm schlecht verbieten, hier nicht mehr hinzugehen ...
BeAk

Re: Tipps für Umgang mit depressivem Ehemann!

Beitrag von BeAk »

Liebe Sabse,

das Verhalten Deines Mannes lässt im wesendlichen nicht auf Depression schließen.
Dein Mann hat höchstens zusätzlich zu der Grundstörung eine Depression.

Ich denke, Deine Bekannte wollte Dir das nicht so direkt sagen.

Solange sich Dein Mann nicht in Psychotherapeutische Behandlung begibt, wird sich sein Verhalten immer wieder so zeigen.
Auch bei Psychotherapeutische Behandlung wird es wahrscheinlich Jahre dauern, bis sich das Verhalten deines Mannes nicht mehr wesentlich von Durchschnitt unterscheidet.

Auch wenn sein Verhalten störungsbedingt ist, so ist doch Dein Mann für das was er tut oder lässt verantwortlich.
Wenn er sich ausnutzen lässt, ist das ein Problem.
Du kannst seine Probleme nicht lösen, das kann nur Dein Mann selber.

Ich finde es sehr gut, das Du Dir Hilfe suchen willst. Mit einen psychisch gestörten Menschen zusammen zu leben, ist nicht einfach.
Joy

Re: Tipps für Umgang mit depressivem Ehemann!

Beitrag von Joy »

>Du kannst seine Probleme nicht lösen, das kann nur Dein Mann selber.<

Liebe Bea,

ich kenne den Satz jetzt schon lange von dir. Ich habe mitlerweile auch erkannt, dass er absolut richtig ist.

Aber ich fände es für mich persönlich wichtig, wenn der Zusatz da stehen würde:
"Du kannst deinen Mann dabei unterstützen und ihm den nötigen Halt bieten soweit es geht."

Ich weiss nicht, ob meine persönliche Meinung richtig ist, nur hat es mir selbst geholfen.

Viele Grüsse
Joy
BeAk

Re: Tipps für Umgang mit depressivem Ehemann!

Beitrag von BeAk »

Liebe Joy,

ich habe ja selber so eine ganz nette Diagnose, so eine von der ich oben schreibe.

Ich glaube nicht, das mein Mann mir den nötigen Halt geben könnte.
Und wenn er es versuchen würde, würde er seine eigene Gesundheit schädigen/verschlechtern.

Ich muss meinen Halt in mir finden.
Und ich meine das das durchaus geht. Auch wenn es sehr mühsam ist, vorallem zu Anfang.
Joy

Re: Tipps für Umgang mit depressivem Ehemann!

Beitrag von Joy »

Liebe Bea,

gut, verstehe ich.
Aber du bist betroffen und dein Mann auch.
Aber vielleicht musst du das auch mal aus der Sicht sehen, dass ein Partner gesund ist und evtl. die Kraft aufbringen kann ein Halt zu sein und zu unterstützen ohne gleich selbst krank zu werden.
BeAk

Re: Tipps für Umgang mit depressivem Ehemann!

Beitrag von BeAk »

Liebe Joy,

das überfordert jeden Menschen, ganz gleich ob krank oder gesund.

Ein Mensch der haltlos ist, kann von niemanden gehalten werden.

Jemand der das versucht, muss zwangsläufig scheitern,
und wird, oder ist selber krank.
Joy

Re: Tipps für Umgang mit depressivem Ehemann!

Beitrag von Joy »

Liebe Bea,

nein, das ist nicht so.
Das kann man nicht so pauschal sagen.
Warum ?
Es kann doch Menschen geben, denen Liebe so viel Kraft gibt zu kämpfen ohne zwangsläufig dabei zu grunde zu gehen.
Klar ist die Zeit schwer und zehrt an den Nerven, aber muss es gleich krank machen ?

Nein, oder ?
BeAk

Re: Tipps für Umgang mit depressivem Ehemann!

Beitrag von BeAk »

Liebe Joy,

das heißt von einem anderen Mensche das verlangen, was man selber nicht im Stande ist für sich zu leisten.

Joy, der erwartest übermenschliches.

Soviel Kraft kann niemand auf Dauer/Jahre aufbringen. Einen anderen Menschen komplett mitzutragen, ist nicht möglich.
feuerfisch
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Re: Tipps für Umgang mit depressivem Ehemann!

Beitrag von feuerfisch »

Hai Allerseits

Da würde ich mich nun aber auch gerne ein wenig einmischen, wenn ich darf...

>>>Einen anderen Menschen komplett mitzutragen, ist nicht möglich.<<<
DAS ist sicher nicht möglich, da muss ich dir zustimmen, Bea.

Aber dem anderen Halt zu geben ist sehr wohl möglich. Mein Partner gibt mir sehr viel Halt und unterstützt mich auch wo er kann.
Aber manchmal kann er das auch nicht, mal weil er mich nicht versteht, mal weil mir einfach nicht zu helfen ist.
Doch was ich seeehr wichtig empfinde ist, das er seine eigenen Grenzen kennt und diese auch äußert. Manchmal kann er mir eben nicht helfen, weil er sich selbst schützen muss. Ich finde es gut und wichtig das er das kann und er verletzt mich auch nicht wenn er das äußert.

Doch ansonsten und in so vielem ist er mir eine große Hilfe und auch Stütze.

Ich denke das man nicht so krass zwischen `komplett mittragen´ und `haltlos lassen´ schwanken muss. Der goldene Mittelweg ist es der gefunden werden will, wie in so vielem.

Halt bieten ohne sich selbst zu vergessen

Liebe Grüße

feuerfisch

.
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Joy

Re: Tipps für Umgang mit depressivem Ehemann!

Beitrag von Joy »

Danke für deinen Beitrag, Feuerfisch.

Ich kann es leider nicht immer so gut ausdrücken.

Ergänzend möchte ich dazu sagen, dass ich es immer sehr schwierig finde, wenn immer von diesem grundsätzlichen Abgrenzen gesprochen wird. Es ist meiner Meinung in einer Partnerschaft unmöglich, dass jeder sein Ding macht. Der Kranke ist halt krank und der Gesunde kümmert sich um sich und sein eigenes Wohlbefinden. Es geht einfach nicht. Es ist mir schon klar, dass der Gesunde unter der Situation sehr hohen Belastungen ausgesetzt ist.
Aber wäre mein Freund krank, würde ich niemals sagen, hey dann bleib doch in deiner Ecke hocken und ich gehe Partys feiern. Meine Gedanken wären dann doch bei ihm.

Keine Ahnung, was ich jetzt noch schreiben soll, damit ich es besser ausdrücken kann.

Joy
feuerfisch
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Re: Tipps für Umgang mit depressivem Ehemann!

Beitrag von feuerfisch »

Hai Joy

Ich hab´ dich schon verstanden

Aber ich denke auch das Bea es selbst nicht so krass sieht, denn oft genug schreibt sie ja dass man von jemandem mit 40° Fieber ja auch nicht verlangt auf eine Party zu gehen - und ich bin mir sehr sicher das sie demjenigen einen heißen Tee kochen würde

Man IST eigenverantwortlich (zumindest meistens), dazu gehört natürlich auch das man auf sich selbst achten muss. Aber man kann und darf auch hin und wieder die Verantwortung abgeben, oder sie sich teilen.

Ich selbst bin meinem Partner sehr dankbar und werde auch für ihn da sein wenn er mich braucht, obwohl ich noch nicht weiß inwieweit ich da auf mich selbst achten kann.

Es ist, wie ich finde, ein sehr weitreichendes Thema, das auch so viele Facetten hat, wie es Menschen gibt.
Insofern kann man da auch nicht so pauschal sagen was zu tun ist.


@ Sabse

Im Großen und Ganzen finde ich es richtig wie du es mit deinenm Mann handhabst, darum hatte ich auch nichts dazu geschrieben.
Du bist für ihn da, du bist geduldig - das tust du für ihn.
Du achtet auf dich selbst, suchst dir Hilfe - das tust du für dich

Das es schwer ist, ziehe ich nicht in Zweifel! Inwieweit es für dich erträglich ist.......kann ich nicht beurteilen.
Von meiner Warte aus (und ich bin nicht du, auch nicht dein Partner) kann ich nur befürworten wenn man klare Grenzen steckt - das hilft dem Depri selbst und auch dem Partner, es ist etwas nach dem sich alle richten können.
(mir persönlich erscheint die Sache mit der 2. Wohnung zum Beispiel als ganz schön heftig, ich glaube an dieser Stelle würde ich klare Worte sprechen, denn so etwas würde mich ganz schön verletzen. Aber wie geschrieben, ich bin nicht du, für dich kann es ok sein)

Liebe Grüße an Alle hier

feuerfisch

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BeAk

Re: Tipps für Umgang mit depressivem Ehemann!

Beitrag von BeAk »

Hallo zusammen,

es ist tatsächlich ein Problem der Grenzziehung.
Klar würde ich meine Mann helfen, habe es immer getan. Ich bin für ihn da und das tu ich gerne.
Aber ihn Stützen kann ich nicht, ich kann seine Last nicht übernehmen, auf Dauer.
Und ich glaube tatsächlich, das kein Mensch dazu in der Lage ist, dies auf lange Zeit zu tun, ohne sich selber zu schädigen.

Path. Narzissten und Borderliner gelten als Beziehungsvampiere. Verlangen vom Partner, was sie sich selber nicht geben können. Wenn der Partner es zulässt, wird ihm seine ganze Kraft ausgesaugt.

Deshalb ist Abgrenzung für den gesunden Partner so wichtig.
feuerfisch
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Re: Tipps für Umgang mit depressivem Ehemann!

Beitrag von feuerfisch »

Ach Bea

Ach, Süsse, ich habe auch unter vielem anderem die Diagnosen Narzisst und auch Borderliner bekommen.....
Und gerade eben habe ich - zur Sicherheit - noch mal meinen Freund gefragt ob ich so bin....Nein

Diese ganzen verflixten Störungen kann man nicht über einen Kamm scheren (wär ja wohl auch zu einfach, dann gäbe es ja ein Allheilmittel)

Diagnosen sind für mich nur ein Anhaltspunkt, etwas mit dem ich arbeiten kann. Nichts was mich definiert - und auch nichts was ich blind annehme.

Ich bin Narzisst
Ich bin Borderliner
Ich bin aber auch noch vieles mehr: Mein eigener Mensch

Liebe Grüße

feuerfisch

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Re: Tipps für Umgang mit depressivem Ehemann!

Beitrag von BeAk »

Lieber Feuerfisch,

es ist halt ein Unterschied, ob man sich dessen bewust ist, eine NPS und/oder BPS zu haben
und somit sehr kraftzehrend für seinen Partner sein kann und wird.

Oder ob man einfach davon ausgeht, das ein liebender Partner selbstverständlich die eigenen Defiziete ausgleichen kann.

Im ersten Fall ist der Selbstschutz des Partners akzeptiert.

Im zweiten Fall wird Selbstschutz vielleicht als Liebesentzug gesehn.
feuerfisch
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Re: Tipps für Umgang mit depressivem Ehemann!

Beitrag von feuerfisch »

Hai Bea

Es ist schade das du es so erlebst.

Eine Beziehung (jede Beziehung) ist so viel schöner wenn man sie in all ihren Facetten neugierig betrachtet.

Schwarz und weiß wären mir viel zu wenig

Liebe Grüße

feuerfisch

.
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Re: Tipps für Umgang mit depressivem Ehemann!

Beitrag von BeAk »

Lieber Feuerfisch,

ich habe die verschiedene Facetten nicht nur betrachtet, ich habe sie gelebt und bin daran krank geworden.

Zum gelingen einer Partnerschaft gehört sehr viel Einfühlungsvermögen, Achtung, und Respekt vor den Grenzen des anderen, beidseitig.
SoBe
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Re: Tipps für Umgang mit depressivem Ehemann!

Beitrag von SoBe »

Hallo und vielen Dank,

es tut gut, mal verschiedene Sichtweisen zu diesem Thema zu sehen, damit ich hier halt auch mal für mich schauen kann, welcher Tipp paßt zu mir, was kann ich am Besten tun, um immer noch ich zu sein und zu bleiben, ohne mich verbiegen zu müssen!

Ich sehe es auch so, daß ich meinen Partner nun nicht einfach haltlos und kontrolliert abrutschen lassen möchte, sondern ich möchte trotz allem für ihn da sein und hier meine Grenzen stecken.
Ich rede viel mit ihm in Ich-Botschaften und ich frage vieles nach, um ihn so zum Nachregen anzuregen.
Natürlich sagt er oft aggressive und auch verletztende Dinge und dies sage ich ihm auch sofort, wenn er Grenzen überschreitet und wenn ich ihm dies sage, schaut er mich teilweise dann auch recht erschrocken an, weil er manchmal gar nicht mitbekommt, wie er teilweise "abgeht", wie schnell er sich im Ton vergreift, etc.

Freitagabend als ich von der Arbeit nach Hause kam, saß er ziemlich hilflos auf der Couch und bat mich, daß wir zusammen in die Apotheke fahren, damit er seine Medi´s doch noch holen kann. Er hat dann einige Medi´s für den Magen bekommen, aber auch Opipramol.
Dies hat ihn dann ziemlich erschüttert, denn unsere Freundin, die seit gut 2 Jahren aufgrund Burn-Out und Depressionen arbeitsunfähig ist, hatte auch am Anfang Opipramol bekommen und dies hat meinen Mann böse aus der Bahn geworfen. Sein Selbstwertgefühl ist seitdem total im Keller, das ganze Wochenende bezeichnete er sich selbst als "Psycho", der sicher auch noch bald in die Klinik muß und seinen Arztbesuch letzten Donnerstag bezeichnet er nun als erste Therapiestunde, obwohl dies ja noch nicht mal im Ansatz den Tatsachen entspricht!

Das Wochenende war absolut wechselhaft. Samstag war er aufgrund der Medi´s müde, aber sehr sehr lieb. Gestern war er auch tagsüber wieder ziemlich müde, aber auch lieb, ansprechbar, teilweise sogar ein wenig zärtlich und am Abend hatte er dann wieder seinen Ausraster. Hier versuchet er wieder, mich für seinen derzeitigen Zustand verantwortlich zu machen. All das, was er nun mitmachen müsse, wäre nur dadurch entstanden, weil wir geheiratet hätten und ich ihn angeblich zu dieser Ehe gezwungen habe und dies sind Äußerungen, die mir dann schon weh tun und wo es mir auch schwer fällt, hier cool zu bleiben und in Ich-Botschaften zu sprechen und Grenzen zu stecken, ohne selbst aggressiv und wütend zu reagieren.

Mir ist schon bewußt, daß er krank ist, aber es ist schwer für mich, zu sehen, wie sehr er sich teilweise qüält und vor lauter Problemen die Lösungen nicht mehr erkennen und sehen kann und daher jetzt alles verdreht.

Einerseits liebe ich ihn wirklich über alles und seine guten Zeiten haben mir in der Vergangenheit immer geholfen, die schlechten Zeiten überstehen zu lassen, aber so schlimm wie dieses Mal war es noch nie.

Ich möchte und ich werde nicht aufgeben, weil meine Liebe wirklich sehr sehr stark ist und ich tief in meinem Inneren weiß, daß es sich lohnt und das alles gut werden wird!
feuerfisch
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Re: Tipps für Umgang mit depressivem Ehemann!

Beitrag von feuerfisch »

Hai Sabse

Ich denke immer noch das du das richtig machst!
(aber natürlich tut es gut wenn man sich die schweren Dinge mal von der Seele schreiben kann und auch bestätigung bekommt)

Ich bin beides - Angehörige und Betroffene. Mein Partner ist nun schon seit recht langer Zeit stabil *freu*

Ich sehe es als Zeichen großen Vertrauens wenn er mit dir über das spricht was ihn bewegt, vor allem da er seine Erkrankung ja noch abzulehnen scheint. Das ist eine schwere Zeit für ihn, immerhin gelten wir ja noch im allgemeinen Volksglauben als `Irre´. Aber das ändert sich mittlerweile. Selbst unsere Regierung unternimmt etwas gegen die Erkrankung und auch diesen Irrglauben.
Vielleicht hilft ihm der Vergleich mit einem an Diabetes erkrankten. Auch diesem fehlt ein Stoff, der dann durch Medikamente zugeführt werden muss. So ist das bei uns ja auch - nur das viele von uns nach einiger Zeit auf die ADs verzichten können, unser Gehirn kann lernen diese Stoffe wieder selbst zu produziern.

Was mir persönlich auch geholfen hat mich selbst nicht als irre anzusehen, waren mehrere Dinge:
zum Einen habe ich durch die Beschäftigung mit den seelischen Erkrankungen erkannt das eigentlich jeder so ein paar Anzeichen mit sich rumschleppt
dann finde ich es auch ganz wichtig das man sich ein wenig von der Ferne anschaut - dabei wird man entdecken das man nicht nur die negativen Seiten solch einer Erkranung hat, sondern im gegenzug auch etwas geschenkt bekommen hat (ich bin zum Beispiel sehr kreativ)
und last but not least - ich bin nicht irre! Ich bin nur ver-rückt, eben ein klein wenig aus der Norm herausgerückt. Und wer will schon Norm sein?

Seine Medis brauchen ein wenig Zeit bevor sie wirken - und auch dann kann es sein das er auf andere Medis wechseln muss. Entweder weil er sie nicht verträgt, oder weil sie nicht so wirken wie sie sollen. Auf jeden Fall wird er sie ein paar Wochen nehmen müssen, bevor sich da etwas herausstellt.

Deiser Berg von Problemen vor dem er da steht..... mach ihm klar dass dieser Berg aus vielen kleinen Steinen besteht, die er langsam aber sicher abtragen kann, wenn er sie EINZELN wegträgt. Immer nur eine Sache auf einmal! Sonst wird es zuviel.

Das du die Sache mit den Vorwürfen nicht wirklich anzunehmen brauchst ist dir ja klar, aber trotzdem möchte ich dir sagen: ER hat Entscheidungen getroffen! Er läßt sich ausnutzen, niemand zwingt ihn dazu. Und - lach - er hat im Standesamt "Ja" gesagt, da stand niemand mit der Peitsche hinter ihm. Alles was er tut, erduldet, zuläßt, oder auch in Angriff nimmt ist SEINE Entscheidung. Auch wenn er entscheidet sich nicht behandeln zu lassen.......traurig aber wahr.

Aber um nochmal darauf zurück zu kommen das ihr beide miteinander reden könnt: das ist verflixt gut und wichtig!
Schön dass er dir vertraut und auch Hilfe sucht. Die wenigsten (vor allem Männer) können das von Anfang an. So hat er einen wichtigen Schritt schon hinter sich gebracht
Und damit zeigt er auch wie sehr er dich schätzt!

Wie geht es bei dir eigentlich weiter? Was tust du für dich? Es ist auch wichtig das du deine Bedürfnisse nicht hinter dir läßt. Nur wer selbst stark ist kann stützen. Und nur wer seine Grenzen wahrt kann so etwas gesund überstehen - hat keinen Sinn wenn hinterher beide krank sind.

Liebe Grüße
und *Daumenfestedrück*

feuerfisch

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Re: Tipps für Umgang mit depressivem Ehemann!

Beitrag von SoBe »

Hallo Feuerfisch,

Danke, es tut gut, mal ein paar warmherzige Worte zu hören!

Ich verstehe nicht, wieso mein Mann seine Krankheit nicht annehmen kann und annehmen möchte. Gerade in unserem Freundeskreis haben wir oft Begegnungen mit Kranken und so weiß er, wie es ihnen geht, was bei denen die Krankheit auslöste, wieso sie immer wieder Rückschläge bekommen, etc.

Meine beste Freundin ist seit gut 2 Jahren arbeitsunfähig und krank geschrieben, weil sie Depressionen und Burn Out hat. Sie war nun auch 3 Monate in einer Klinik und rappelt sich gerade langsam, aber stetig auf. Da sie nicht nur meine beste Freundin ist, sondern inzwischen seit fast 4 Jahren auch unsere Nachbarin ist und ihr Mann inzwischen auch der beste Freund meines Manns ist, hat mein Mann den Krankheitsverlauf mehr oder weniger live mitbekommen. Er hat gesehen wie es ist, wie es sich als Außenstehender "anfühlt", wie hilflos man teilweise dasteht, wie man selbst die Lösungen sehen und erkennen kann und letztendlich doch nichts tun oder ändern kann.

Er kennt auch meine zweitbeste Freundin, die seit gut 18 Jahren psychologisch betreut wird, seit ihrem 15. Lebensjahr Bulemie hat, vor 7 Jahren einen Selbstmordversuch hatte und leider alle 3-4 Jahre einige Wochen in einer Klinik verbringen muß. Ich bin auch die Patentante ihrer süßen kleinen Tochter und so haben wir auch mit ihr einen sehr engen und sehr regelmäßigen Kontakt.

Für beide meiner Freundinnen ist bzw war er immer ein sehr liebevoller, verständnisvoller und sensibler Gesprächspartner und konnte sehr gut mit ihnen und auch mit ihren Krankheiten umgehen. Er hatte irgendwie immer den richtigen Zugang zu ihnen, wußte, was er wann und wie tun oder sagen muß und hat sie immer wieder motivieren können und sie suchten gerade in ihren "dunklen" Zeiten immer wieder das Gespräch zu ihm.

Inzwischen, wo er nun beim Doc war und nun selbst die Worte Depression und Burn Out hörte und wo er nun selbst Opipramol verschrieben bekommen hatte, ist er nun verwirrt und weiß nicht, wie er damit nun umgehen soll. Für ihn scheint es einen gewaltigen Unterschied darin zu geben, anderen zu helfen und für andere da zu sein als selbst betroffen zu sein. Jetzt möchte er nicht mehr wahr haben, daß er selbst krank ist und Hilfe nötig hat. Jetzt möchte er erstmal keinen Kontakt mehr zu meinen Freundinnen. Jetzt weiß er nicht mehr wie er am Besten mit ihnen umgeht und dies habe ich gestern erst gemerkt als wir meine beste Freundin beim Spazieren getroffen hatte, denn da wollte er schnell weg und sich nicht mit ihr unterhalten.

Und reden kann ich nicht immer mit ihm. Letztendlich ist es wie Roulette, wo man vorher nicht weiß, ob nun rot oder schwarz fällt. Mal finde ich einen Zugang und kann mit ihm reden und er läßt es auch zu und will auch reden und dann macht er komplett dicht und es ist als hätte er eine ganz ganz dicke Mauer um sich hochgezogen, wo einfach kein Platz mehr für Gefühle sind und wo er nicht reden kann und nicht reden möchte, sondern wo nur noch Platz für Hass und Wut und Enttäuschung und Aggressionen sind und diese negativen Dinge will er an mich weitergeben und mich für sein Handeln und Verhalten verantwortlich machen und dann wird er fies und gemein und seine Aussagen sind dann weit unter der Gürtellinie.

Auch jetzt ist er wieder bei seiner Tante. Auch jetzt arbeitet er wieder für sie, da sie seine "Freizeit" im Rahmen seiner Krankmeldung gleich wieder schamlos ausnutzt. Er schimpft zwar immer über sie, nennt sie verbitterte alte Hexe und alter Drachen, der selbst schuld ist, daß ihr Leben so gelaufen ist, aber wenn sie ruft, springt er, weil er einfach emotional zu sehr gefangen und abhängig ist und dies wieder sehen und erleben zu müssen, tut mir einfach nur leid und weh. Wie gesagt, ich sehe, was die Ursachen und Wurzeln für seine Probleme sind, ich hätte 1000 Lösungswege, doch ich weiß auch, daß es nichts bringt, wenn es von mir kommt. Ich weiß, daß ich ihn nicht drängen und nicht zwingen darf und soll und dies mache ich auch nicht, auch, wenn dies sehr sehr schwer fällt. Heute hat er allerdings ein wenig rebelliert. Heute hat er unseren Hund mit zu ihr genommen, obwohl er weiß, daß sie Hunde haßt und nicht leiden kann und erst Recht keinen Hund in ihrer Wohnung möchte und duldet und dies sehe ich dann schon als ganz ganz kleinen Erfolg an!
SoBe
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Re: Tipps für Umgang mit depressivem Ehemann!

Beitrag von SoBe »

ups - habe ich zu schnell auf senden gedrückt?!

Ich denke, mein Mann ist sich schon darüber bewußt, daß es so nicht weitergehen kann und ich denke auch, daß er weiß, daß er dringend Hilfe benötigt. Ich finde es auch sehr gut, daß er den Schritt gegangen ist und tatsächlich beim Doc war, denn dies hatte er bereits in den letzten 2-3 Wochen immer mal wieder angekündigt und ist dann doch nicht gegangen, sodaß ich wirklich froh bin, daß er jetzt doch noch hingegangen ist, da Selbsterkenntnis meines Erachtens der erste Schritt auf dem richtigen Weg ist.

Ob und inwieweit er nun jedoch die Hilfe annehmen wird, dies wird sich erst in den nächsten Tagen zeigen. Samstag hatte er sein Opipramol nicht genommen und gestern war er über die angeblich schwache Wirkung enttäuscht. Ich weiß nicht, was er erwartet. Ich hoffe, daß er hier ein wenig Geduld hat und die Tabletten nicht gleich in die Ecke feuert, wenn sie nun nicht gleich und sofort und erkennbar weiterhelfen.
Ich hoffe auch, daß er seine Termine durchzieht, einhält und tatsächlich zu den Ärzten gehen wird so wie er dies auch vereinbart hatte, denn bei sowas schmeißt er immer recht schnell das Handtuch. Er hatte ja jetzt die Magenspiegelung als Überweisung bekommen und war hier Freitag sehr frustriert, daß er als gesetzlich Versicherter nicht sofort und mit Kußhand einen Termin bekommen hatte. Die Tatsache, daß er nun 2 Monate Wartezeit haben soll, hat ihn wieder so geärgert, daß er nun überlegt, ob er da dann überhaupt hingehen soll. Bei sowas ist er radikal und ungeduldig. Anstatt sich hier eine andere Praxis zu suchen, die ihn schneller dran nehmen kann, schmeißt er dann lieber alles hin und dies sind Dinge, die mir hier schon ein wenig Sorgen machen, daß er immer zu schnell und beim ersten kleinen Widerstand und beim ersten kleinen Problem wieder aufgibt und zurück rudert. Und dabei ist er dann stur und bockig wie ein Ziegenbock. Wenn er was nicht will, dann will er nicht und dann kann man sich auch den Mund fusselig reden.

Ich selbst versuche, bei mir zu bleiben und mir selbst treu zu sein. Ich bin recht stark und auch recht taff und so schnell kann mich nichts erschüttern und auch nicht aus der Bahn werfen und dies ist nun auch mein Vorteil in dieser ganzen Geschichte!
Ich bin beruflich sehr erfolgreich und in der Karriereleiter sehr weit oben und ich strukturiere gerade die Firma um, stelle neu ein, suche gerade neue Bürogebäude und bin so gut eingespannt, sodaß ich tagsüber sehr viel Abwechselung und Action habe und nicht zum Grübeln oder Nachdenken komme. An den Abenden und auch an den Wochenende mache ich viel am Haus und auch in unserem großen Garten, da ich gerne pflanze, verschönere, dekoriere, etc und gerade der Garten ist mein kleines Paradies. Dann haben wir noch einen Hund und auch eine Katze und auch diese möchten selbstverständlich ihr tägliches Spiel, die täglichen Kuscheleinheiten und mit dem Hund mache ich jeden Abend nach dem Nachhausekommen erstmal einen sehr langen Spaziergang durch Wald und Feld, denn dies hilft mir, runter zu kommen, wieder einen klaren Kopf zu bekommen und den Streß des Bürotags von mir werfen zu können und derzeit auch mal den Streß unserer Beziehung bzw durch die Krankheit aus dem Kopf zu bekommen.
Zusätzlich mache ich noch Yoga, spiele Golf und alle 6 Wochen habe ich mein "Rund-Erneuerungsprogramm" und gehe zum Friseur und zum Kosmetiker.
Bei diesen Dingen kann ich wunderbar entspannen und die Sorgen des Alltags auch vergessen.

Schlimm ist es für mich nur dann, wenn wir z.B. eingeladen sind und mein Mann hat es vergessen, ist gerade mal wieder auf der Flucht und auf dem Rückzug, ohne mir Bescheid zu sagen und ich sitze dann zur verabredeten Zeit da und weiß nicht, kommt er?, kommt er später?, kommt er gar nicht mehr? Rufe ich dann an, geht er nicht an sein Handy. Doch auch dies kann und muß nichts bedeuten. Mal hat er es auf lautlos, weil er nach der Arbeit vergessen hatte, es wieder anzuschalten. Mal ist er 5 min vor unserem Zuhause und will deswegen nicht mehr dran gehen, weil er eh gleich zu Hause ist oder mal hat er einfach keine Lust, mit mir zu reden. Dies sind Momente, die mich traurig machen. Nicht zu wissen, wo er ist, nicht zu wissen, was er macht, nicht zu wissen, ob er noch kommt, wenn wir halt mit anderen verabredet sind. Haben wir für uns ein Date zu Zweit wie z.B. Kino, etc und er kommt nicht, dann ist dies zwar schade, aber ok. Aber bei Freunden ist dies etwas anderes. Wenn es ihm nicht gut geht, dann habe ich absolutes Verständnis, daß er dann nicht mitkommen mag, aber dann möchte ich wenigstens Bescheid wissen, damit ich für mich planen und entscheiden kann, ob ich dann trotzdem zur Party und Verabredung gehe oder nicht. Aber so sitze ich dann erstmal rum und weiß nicht, ob er noch kommt oder nicht und dies nervt. Gehe ich dann und schreibe ihm eine Nachricht, ist er beleidigt, wenn er 2 min später die Tür reinkommt. Gehe ich und entschuldige ich ihn bei unseren Freunden und er kommt nach, ist es auch doof. Für mich genauso wie für ihn auch. Daher sind gemeinsame Veranstaltungen schon recht schwierig.
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Re: Tipps für Umgang mit depressivem Ehemann!

Beitrag von feuerfisch »

*lach* nu muss ich erst mal den 2. Teil deiner Nachricht lesen

Hai Sabse

Naja, warum es ihm schwer fällt die Krankheit anzunehmen? Das kann ich dir auch nicht sagen. Vielleicht sträubt er sich ja so weil er gerade bei deinen Freundinnen gesehen und miterlebt hat wie schlimm das ist......
Und anderen in so einem Fall zu helfen ist leichter...kann aber auch mit in den Strudel ziehen; immerhin ist es ja auch das was wir dir hier sagen: schütze dich selbst!
Manche Menschen lassen sich leicht von anderen triggern. Dein Mann scheint das passende Gespür dafür zu haben, er meidet jetzt wahrscheinlich deine Freundinnen eben weil es ihn zu sehr belasten würde.
Versuch dir darum keine Gedanken zu machen, im Moment ist er wichtiger, die Kontakte zwischen deinem Mann und deinen Freundinnen werden sich schon wieder ergeben.

Aber du solltest deine Freundschaften nicht vernachlässigen, vor allem nicht mit den Leuten mit denen du unbeschwert einfach mal lachen kannst.

Das mit seiner Familie sind sicher lang eingegrabene Geschichten, Verhaltensmuster, aus denen er nicht ausbrechen kann. Ich vermute mal einfach das er verstandesmässig sehr wohl weiß dass ihm der Kontakt nicht gut tut. Aber er kann nix dagegen machen. Da läuft ein Schema ab, das er erst lernen muss zu durchbrechen - und das wiederum kann er in der Therapie lernen. Aber das ist ein langer, steiniger Weg.

Das man manchmal nicht reden kann ist doch normal du kennst das doch auch, das du erst mal für dich selbst über ein paar Sachen nachdenken mußt, bevor du es für jemand anderen formulieren kannst.
Das ist so ein Punkt den ich hier im Forum auch schätze - ich muss für andere formulieren und werde mir selber beim Schreiben über einiges klar.

Hässlich ist es natürlich wenn er zu dir dann fies und gemein wird, da gibts auch keine wirkliche Entschuldigung. Und genau da solltest du ihn in seine Grenzen verweisen. Er soll seinen Brast und Ärger da los werden wo er hin gehört - und ihn nicht auf dich projezieren.
Wenn er nachher wieder schlechte Laune haben sollte, nachdem er bei seiner Tante gearbeitet hat, so mach ihm das klar - es ist SEINE Entscheidung wenn er dort hin geht.

Liebe Grüße

feuerfisch

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Re: Tipps für Umgang mit depressivem Ehemann!

Beitrag von feuerfisch »

Und nochmal: Hai Sabse

Ok, Ablenkung hast du genug

Und wegen der Verabredungen rede doch mal mit ihm wenn er dazu bereit ist. Frage ihn wie du damit umgehen sollst und dann besprecht die ganze Sache und einigt euch. Und dann halte dich einfach daran, egal was er macht (natürlich sollte es eine Vereinbarung sein mit der auch du zufrieden bist)

Als Beispiel: ihr vereinbart das du, wenn er nicht pünktlich ist, einfach ohne ihn dort hin gehst.
Und dann halte dich daran. Geh wenn die Zeit um ist und gehe auch pünktlich - entweder er kommt dann mit oder nicht. Dann brauchst du nicht auf heißen Kohlen sitzen und er merkt das er auch auf dich Rücksicht nehmen muss. Andererseits braucht er dann auch kein schlechtes Gewissen zu haben weil er sich nicht meldet.
Mach ihm dann aber auch keines

LG

feuerfisch

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Re: Tipps für Umgang mit depressivem Ehemann!

Beitrag von SoBe »

Ich denke eher, die Krankheit möchte er deswegen nicht annehmen, weil er es als "unmännlich" empfindet, Schwäche zu zeigen, Fehler einzugestehen oder jetzt auch, so eine Krankheit zu haben!

Erst gestern als wir zusammen Olympia gesehen hatten, machte er sich über die Turner lustig, die Bodenturnen gemacht hatten. Sowas wäre etwas für Weicheier und Beckenrandschwimmer.

Ich glaube, dies ist letztendlich auch der Punkt, wieso er mit meinen Freundinnen, die krank sind, so gut umgehen kann. Für ihn ist es ok, wenn eine Frau zart und schwach ist, klein und hilflos, denn dies ist für ihn nachvollziehbar, denn nicht umsonst heißt es ja: das schwache Geschlecht. Aber er ist recht konservativ und bei ihm muß Mann auch männliche Attribute haben, Männlichkeit ausstrahlen und der Starke sein, die Schulter zum Anlehnen, der Held und das Oberhaupt in der Familie und da geht es schon mal gar nicht, daß er nun eine solche Krankheit hat und somit dann vielleicht auch als Weich-Ei und Memme und als Versager gelten könnte, denn die Außenwirkung ist ihm sehr sehr wichtig!

Er hat deswegen auch die "männlichen" Hobbies. Er fährt Motorrad, er läuft Marathon, er trainierte vor seinem Tief für die Teilnahme eines Triathlons mit den oplympischen Distanzen. Dies ist für ihn typisch Mann.

Am Anfang als wir unseren kleinen Welpen vom Züchter holten, wollte er auch nicht mit ihm spazieren gehen. Damals war unser Kleiner noch sehr sehr klein, wog gerade mal 500 gr und somit war es für meinen Mann auch kein Hund. Inzwischen ist unser Kleiner 12 Monate alt, wiegt nun an die 7 Kilo, ist super drauf, läuft gerne und ist ein kleiner Hau-Degen und nun geht mein Mann gerne mit ihm spazieren, denn nun ist unser Hund kein Frauen-Kuscheltier mehr, sondern was "richtiges".

In vielen Dingen ist mein Mann daher recht angepaßt. Auf die Außenwirkung bedacht und ich bin mir daher nicht sicher, ob er deswegen nun seine Probleme hat, weil er nicht nein sagen kann, immer das tut, was andere wollen und erwarten und somit sein eigenes Leben und seine Wünsche und Träume nicht vielleicht deswegen immer ein wenig zu kurz kommen.

Ich dagegen bin spontan, lebenslustig und jemand, den man nun nicht in irgendwelche Formen hinein pressen kann. Ich sage das, was ich denke, auch, wenn ich damit manchmal anecke. Ich tue das, wozu ich Lust habe, auch, wenn dies nicht immer stil-echt und den Vorgaben entspricht. Bei einer Party in Cocktailkleidern und Anzügen, wo ein Pool in der Nähe ist, kann es schon passieren, daß ich hinein springe und andere animiere, mitzumachen. Mein Mann mag dies, bewundert mich auch dafür, daß mir die Meinungen anderer egal ist und daß ich mein Leben auch tatsächlich lebe, aber er selbst würde sowas nicht tun. Er würde höchstens dann springen, wenn bereits 3/4 der anderen Gäste auch im Pool wären.

Letztendlich ist dies aber auch einer der Punkte, die uns sehr verbinden. Durch ihn weiß ich nun Werte und Regeln zu schätzen und auch anzunehmen und durch mich hatte er es geschafft, das Leben nicht immer so tierisch ernst zu nehmen und auch mal etwas Spontanes und Verrücktes zu machen und sich nicht immer nur anzupassen!

Meine beste Freundin versucht sich nun mit ihm zu solidarisieren. Sie haben derzeit den gleichen Doc, er bekam die Tabletten, die sie auch zuerst bekommen hatte und nun freut sie sich, daß sie nicht allein ist in ihrem Leiden, sondern, daß sie wieder einen Gleichgesinnten gefunden hat. Sie will sich nun austauschen, Hilfe anbieten, mit ihm reden und für ihn da sein, so wie er dies in der Vergangenheit auch für sie war und sie kann und will es nicht verstehen, daß er nicht soweit ist und dies derzeit nicht will und nicht möchte. Bereits heute stand sie nun wieder vor unserer Haustür und wollte mit ihm einen Kaffee trinken und war enntäuscht, daß er nicht zu Hause war und rief prompt an, um sich bei mir über ihn zu beschweren und zu "petzen". Ich habe versucht, ihr klar zu machen, daß er erst in der Phase des Annehmens und Akzeptieren sei und er daher noch ein wenig Zeit braucht, um mit ihr darüber reden zu können und kann nun nur hoffen, daß sie dies erstmal so akzeptieren wird.

Und keine Sorge, ich lache immer noch. Mein Lebensmotto heißt nun mal, wenn ich nicht mehr lachen kann, ist es kein Leben mehr! Und ich bin von Haus aus Optimist, sehe immer das Positive und habe auch immer meine Ziele vor Augen und lasse mich nicht so schnell unterkriegen.

Gerade deswegen finde ich es auch schade, daß ausgerechnet jetzt wieder sein Tief da ist. Wir waren auf einem so guten Wege. Wir haben unser Haus komplett auf Vordermann gebracht, viel renoviert und restauriert und haben uns so in den letzten Jahren ein richtig schönes Heim und Nest geschaffen. Unser Garten ist eine richtige Oase geworden, weil die Pflanzen auch super gekommen sind und Freunde sind gerne und oft bei uns zum Grillen, einfach nur auf ein Bier oder ein Sektchen und alles war die Bombe. Wir haben so viel gemacht, so viel erreicht und dies wirklich über Jahre uns aufgebaut, sodaß wir wirklich stolz auf alles sein könnten und nun kommt ein Tief, was dunkler und tiefer ist als alles, was bislang da ist und dies ist sowas von schade. Ich hätte es verstehen können, wenn es passiert wäre als wir mitten am Renovieren waren oder jedes Wochenende im Garten geschuftet hatten, aber nicht so, wo alles seit Monaten wunderschön und fertig ist.

Und ich kann Dir nur Recht geben: auch mir geht es so, daß ich gewisse Dinge klarer sehe, wenn ich erstmal am Schreiben bin
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