Verliebt aber ratlos

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Katinkaja
Beiträge: 3
Registriert: 19. Jul 2008, 20:05

Verliebt aber ratlos

Beitrag von Katinkaja »

Ich habe seit einiger Zeit einen guten Freund, der an einer schweren Depression erkrankt ist. Wir lernten uns auf einer Party kennen, trafen uns darauf sehr schnell auf einen Kaffee und schrieben uns von da an immer Emails - das war meinerseits zunächst beruflich bedingt. Die Treffen verliefen rein freundschaftlich.
Um sich daraufhin mit mir nicht treffen zu müssen erfand er immer wieder ausflüchte, wollte aber gleichzeitig nicht den Kontakt beenden. (Er sagte immer wieder es ginge ihm nicht gut oder dass er krank sei. Dass er gerade viel Arbeit habe usw.) Auch wenn mir der Kontakt gefiel, war es mir dann irgendwann einfach zu blöd und ich brach ihn ab. Dann bestand er plötzlich darauf, dass wir uns treffen. Wir gingen ins Kino und es war wieder ein total schöner Abend - wieder rein platonisch. Er erklärte mir dann kurz darauf per Skype was mit ihm nicht stimmt. Natürlich habe ich erstmal den komplette Anfängermist gebaut: 'Tu dir mal was gutes! Wenn du traurig bist, geh spazieren!' Dass das alles nichts bringt konnte ich ja nicht wissen. Ich hatte ja auch keine Ahnung wie ich mit dieser Krankheit umgehen soll.
Als wir chatteten sprach er immer häufiger von seinen Suizidgedanken und davon wie sinnlos alles ist - persönlich hat er das nie getan. Auch davon, dass ihn eine neue Liebe definitiv ins Grab bringen würde usw. Und nun kommt das eigentliche, worum es mir geht: Ich hab ihn wirklich gern und im Laufe der Monate lernte ich sowohl seine Eltern kennen, als auch ihn lieben. Wir waren intim miteinander; jedoch immer nur dann wenn es seine Depression zuließ. Und nun ist es nun mal so, dass ich das Bedürfnis habe, die Beziehung auf eine höhere Stufe zu stellen. Dieses lehnt er aber absolut ab: Er beteuert plötzlich mich nicht zu lieben - (er hat auch nie gegenteiliges behauptet) und auch, dass er jegliches Gefühl meinerseits nicht würdig sei. Als ich jedoch den Kontakt zu ihm abbrechen wollte, tat er alles um dies zu verhindern. Und genau das ist es, was mich stutzig macht - er handelt auf der einen Seite so wie ein liebender Partner - will es aber nicht so nennen - und auf der anderen Seite beteuert er, dass mich nicht liebt. Diese Ambivalenz zieht sich durch sein gesamtes Leben.
Ich frage mich, warum er mich nicht einfach gehen lässt, wenn er mich nicht liebt. Er sagt immer sowas wie, ich müsse das nicht persönlich nehmen; er könne niemanden lieben. Es läge alles an seiner Krankheit. Sowas eben nicht persönlich zu nehmen ist ganz schön schwierig.
Um es mal einfach ganz platt auszudrücken; Ist er einfach nur ein kranker Arsch oder kann diese Ambivalenz mit seiner Krankheit zu tun haben?

Danke!!
Chrischa
Katinkaja
Beiträge: 3
Registriert: 19. Jul 2008, 20:05

Re: Verliebt aber ratlos

Beitrag von Katinkaja »

Das mit dem kranken Arsch, meine ich nicht sooo böse wie es klingt. Ich weiß, dass er mich nicht wirklich verarscht hat, aber es macht mich alles soo fertig. Ich will eben keinen Fehler machen, und muss dennoch auch an mich und mein Wohl denken!!
BeAk

Re: Verliebt aber ratlos

Beitrag von BeAk »

Liebe Chrischa,

wer hat die Diagnose schwere Depression gestellt?

Möglicherweise hat Dein Freund eine Depression, aber z.Z. keine schwere. (es könnte aber auch noch was anderes dahinter stecken)

Ist Dein Freund in fachärztlicher Behandlung? Macht er eine Psychotherapie?

Wie lange ist Dein Freund schon krank?

Willst Du lernen mit der Situation zu leben?
ElfeBS
Beiträge: 128
Registriert: 2. Dez 2006, 10:32

Re: Verliebt aber ratlos

Beitrag von ElfeBS »

Hallo,

ich habe eben dein Posting gelesen.
Ich war vor einem Jahr hier aktiv wegen meinem damaligen Exfreund.

Nun habe ich wieder jemanden kennengelernt, und er ist leider auch krank. Er war auch schon 3 Monate in einer Klinik.

Beispiel: Er fährt 450 km an einem Freitag nur um mich zu sehen und einen Tag später wieder zurück. Wenn ich aber frage, wie es weitergeht kommt zur Antwort, dass er mir nicht solche starken Gefühle geben kann. Und dass er deswegen ein schlechtes Gewissen hat. Das steht doch auch irgendwie gegensätzlich zueinander.
Er funktioniert, würde ich sagen, aber ist nicht in der Lage Beziehungen einzugehen. Ob zu mir oder zu anderen. Er fühlt sich immer unter "Druck" gesetzt.

Das ist schwer zu verstehen, da er sonst aus meiner Sicht normal lebt. Aber er ist nicht glücklich. Er hat kein Vertrauen in Psychologen und denkt ihm kann keiner helfen. Daher geht er erst gar nicht zu einem.

Ich weiß vom Kopf her, dass ich mich lieber anders "orientieren" sollte. Noch bin ich nicht zu sehr involviert, ich weiß von meinem Ex noch wie weh das damals getan hat.

Ist schwierig und es tut weh, vor allem wenn man einsieht, dass das keine Zukunft hat. Aber es ist einfach besser in einigen Fällen, wenn man diese Entscheidung einfach so trifft.

VG Elfchen
Katinkaja
Beiträge: 3
Registriert: 19. Jul 2008, 20:05

Re: Verliebt aber ratlos

Beitrag von Katinkaja »

Also die Diagnose wurde vor drei Jahren vom Arzt gestellt und er befindet sich seither in psychologischer Behandlung. Dass die Depression sehr schwer ist, sieht man daran, dass er in seiner Freizeit das Haus kaum verlässt. Woher ich das weiß, nun ja - sein Medium zur Außenwelt ist der Computer - sobald ich ihn anschalte ist er auch da. Ich muss immer zu ihm nach Hause kommen. Unternehmungen abgesehen davon, dass wir mal im Kino waren sind kaum möglich. Eine Zeit konnte er gar nichts mehr. Mittlerweile geht er wenigstens wieder seiner Berufung nach. Den Kontakt zu anderen hat er fast vollständig eingestellt und wenn man so will bin ich sein einziger Kontakt zur Außenwelt. Und mit dieser Situation leben?! Nun ich will gern mein Leben mit ihm teilen - aber ich weiß eben nicht ob sie das Warten lohnt. Er sagt, dass das Warten keinen Sinn hat. VIelleicht sollte ich ihn einfach beim Wort nehmen und mich anderweitig orientieren.
Wenn ich diese Krankheit nur verstehen könnte. Wenn ich wüsste dass ich mir keine Hoffnungen zu machen brauche. Aber das glaube ich eben nicht: Er ist eifersüchtig wenn ich von anderen Männern erzähle. Er macht mir Geschenke. Er ist liebevoll, zärtlich und umsorgt mich von vorne bis hinten - wenn ich bei ihm bin. Aber genau dann sagt er wieder dass er mich nicht liebt und dass er mich nicht will. Er sagt er habe keine Gefühle für nichts und niemanden. Er sei innerlich tot.


Aber Elfe, vermutlich hast du recht - ich sollte ihn ziehen lassen. Obwohl ich gern mit ihm befreundet bleiben möchte.

Danke ihr Beiden!!!

Gruß Chrischa
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