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Vorstellung

Verfasst: 11. Jul 2008, 15:37
von Krimi
Hallo an alle,

ich habe mich eben erst hier angemeldet und möchte mich kurz vorstellen.
Ich bin 38 Jahre alt, schon den 4. Monat wegen Burnout, Depression und Angststörung krankgeschrieben und warte auf die Genehmigung einer Kur. Standen anfangs die Erschöpfung und Panikattacken im Vordergrund, werde ich nun zunehmend depressiv. Ich verbringe den Großteil meiner Zeit alleine, habe jedoch auch soziale Kontakte, die ich aber als ungemein anstrengend empfinde. Ich fühle mich sehr alleine und allein gelassen und mache die Erfahrung, dass sich letztendlich niemand verantwortlich fühlt. Damit meine ich die professionelle Seite, nicht den Freundeskreis. Ich weiß, dass ich von Letzterem nicht so viel erwarten darf und letztendlich selber für mein Leben verantwortlich bin.

Ich würde mich über Kontakte freuen, vielleicht gibt es hier Menschen in einer ähnlichen Situation, mit denen ich mich austauschen kann?

Viele Grüße,
Bea

Re: Vorstellung

Verfasst: 11. Jul 2008, 22:55
von Inkognito

Re: Vorstellung

Verfasst: 12. Jul 2008, 09:12
von Krimi
Hallo Schokofreakin,

vielen Dank für Deine Antwort. Ich war schon unsicher, ob hier der richtige Platz für meine Vorstellung ist? Meinst Du, ich würde im Bereich "Umgang mit der Erkrankung" auf mehr Reaktion stoßen?

Doch, ich öffne mich schon meinen Freunden und habe auch Leute, die für mich da sind. Doch ich merke, dass ich schnell zu viel fordere, ich möchte, dass man sich mehr kümmert. Ich denke, dass ich da meinen Freundeskreis nicht überfordern darf. Jeder hat weiterhin sein eigenes Leben, geht seiner Arbeit nach und kann halt nicht ständig für mich da sein. Ich bin selber für mich verantwortlich und möchte meine Freunde nicht zu sehr belasten. Aber das muss ich mir immer wieder deutlich machen.

Alles Liebe auch für Dich,
Bea

Re: Vorstellung

Verfasst: 12. Jul 2008, 13:43
von Biggi05
Hallo Du!
Mir gehts ganz ähnlich wie dir! Da ich hier eher selten reinschaue, hast du Lust dich per email auszutauschen: Pia_P@web.de
Würde mich sehr freuen!
Gruß
Biggi

Re: Vorstellung

Verfasst: 12. Jul 2008, 18:12
von hwextrem
Hallo Bea,
ich habe auch schon mehrere Jahre Depresionen und denke ich bin gerade auf einem guten Weg. Ich war 8 Wochen in Langenfeld in der Klinik hat mir sehr geholfen würde mich über Unterhaltung mit Dir auch sehr freuen lieben Gruß Hans

Re: Vorstellung

Verfasst: 12. Jul 2008, 18:47
von Mauzi
Hallo Beatrice,

ich fühle mich von dem was du geschrieben hast sehr angesprochen. Ich glaube es geht uns ziemlich ähnlich. Ich bin wegen denselben Sachen wie du krank geschrieben, bin auch 38 Jahre alt und habe auch das Problem, dass mich soziale Kontakte so wahnsinnig anstrengen. Und das oft schon im Vorfeld. Am Montag bin ich mit einer Freundin verabredet und schon heute fühle ich mich total müde. Nach der Verabredung werde ich sehr erschöpft sein, dass weiß ich jetzt schon. Andererseits fühle ich mich sehr einsam und alleine, ich brauche also die anderen. Ein Teufelskreis, dessen Sinn nicht so richtig erkennbar ist. Sind es vielleicht die falschen Leute? Menschen, die gar nicht zu mir passen? Oder sind es eben die Depressionen. Schließlich fallen mir andere Sachen auch schwer und führen zu manchmal tagelanger Erschöpfung. Wie ist das bei dir?

Liebe Grüße
Michaela

Re: Vorstellung

Verfasst: 13. Jul 2008, 18:21
von Krimi
Hallo,

vielen Dank für Eure Antworten, über die ich mich sehr freue!!!
Biggi, ich melde mich später per Mail bei Dir!

Hans, es freut mich sehr, dass Du auf einem guten Weg bist! Darf ich Dich fragen, was Dir dabei besonders geholfen hat? Bist Du medikamentös eingestellt?

Michaela, hast Du auch eine Angststörung? Ja, das mit den anstrengenden sozialen Kontakten kenne ich. Ich finde eigentlich jegliche Aktivität unheimlich anstrengend, ich brauche wirklich 2 Stunden "Anlauf", um überhaupt mal duschen zu gehen und weitere 2 Stunden, bis ich die Wohnung verlasse. Aber oft ist es so, dass ich mich hinterher besser fühle, dass es mir gut getan hat, rauszugehen.
Bei den sozialen Kontakten merke ich derzeit, dass mir ein Treffen in einer Gruppe zu anstrengend ist, deswegen treffe ich mich nur noch einzeln mit Leuten. Wie sehr mich das anstrengt, hängt von meiner Tagesform ab, aber auch von der Intensität der Beziehung. Wenn ich mit jemandem zusammen bin, vor dem ich nicht weinen und nicht meine Schwäche zeigen möchte, muss ich mich extrem zusammenreißen, das strengt mich sehr an. Aber wenn ich mit jemandem zusammen bin, bei dem ich zeigen kann, wie es mir gerade geht, empfinde ich das Treffen eher als Erleichterung.
Entscheidend ist auch, was wir machen. Ein Stadtbummel z.B. ist zu stressig, das geht derzeit nicht. Aber ein gemütlicher Spaziergang im Wald oder im Park mit Pausen auf einer Bank sind okay.
Was hast Du denn mit Deiner Freundin morgen geplant? Kennt sie Deine Situation, weiß sie, wie es Dir derzeit geht? Ich finde es wichtig, offen sein zu dürfen - natürlich in Maßen, man darf seine Freunde auch nicht überfordern, denke ich.

Mich würden auch Eure Erfahrungen mit Medikamenten interessieren. Ich bin so ambivalent - einerseits denke ich, dass die Depression mir was sagen will, dass ich schauen muss, woher sie kommt, und dass es nichts bringt, einfach nur die Symptome wegzudrücken. Andererseits muss man dann ja auch eine Menge aushalten. Seit April habe ich 20mg Fluoxetin genommen (ursprünglich um die Panikattacken zu blocken), nun habe ich erhöht auf 40mg, weil ich immer depressiver wurde. Wie seht Ihr das? Nehmt Ihr Medikamente?

Alles Liebe und herzliche Grüße,
Bea

Re: Vorstellung

Verfasst: 13. Jul 2008, 20:14
von Mauzi
Hallo Bea,

ja ich habe neben Depressionen auch eine Angststörung. Ich habe Probleme mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren, im Kino kriege ich totale Panik, während ich beispielsweise im Kaufhaus keine Probleme habe. Außerdem habe ich eine soziale Phobie, d.h. Angst vor Menschen. In Gruppen gehen kann ich auch überhaupt nicht, wenn denn treffe ich mich auch immer mit einem einzelnen Menschen. Mit meiner Freundin wollte ich eigentlich essen gehen und dann noch durch die Stadt bummeln. Eben habe ich bei ihr angerufen und ihr gesagt, dass ein Restaurantbesuch bei mir schon im Vorfeld Panik auslöst. Sie hatte Verständnis dafür und so werde ich morgen für sie kochen und dann gehen wir noch ein bisschen bummeln. Eigentlich sind alle die ich kenne sehr verständnisvoll (außer meine Familie, leider!). Mir geht es genauso, wenn ich mit anderen über meine Situation reden kann, auch weinen kann ohne schief angesehen zu werden, dann fühle ich mich viel besser. Wenn jemand meine Erkrankung völlig ablehnt, und nicht bereit ist, darüber zu reden, so wie mein Bruder, dann kann ich mich überhaupt nicht mit demjenigen treffen. Da streikt mein Körper.
Zu Medikamenten kann ich nichts sagen, alles was ich je probiert habe, hat starke Nebenwirkungen ausgelöst, aber nicht geholfen. Jetzt nehme ich eine kleine Dosis Mirtazapin, aber es hilft eigentlich nur um besser schlafen zu können.

Liebe Grüße
Mauzi

Re: Vorstellung

Verfasst: 14. Jul 2008, 12:40
von Krimi
Hallo Mauzi,

herzlichen Dank für Deine Antwort!
Schön, dass Dein soziales Umfeld Verständnis für Deine Situation aufbringt, das ist viel wert! Noch schöner wäre es natürlich, wenn auch die Familie hinter Dir stehen würde, aber man kann es sich wohl nicht aussuchen. (Ich selber habe kaum Kontakt zu meiner Familie und erzähle freiwillig nichts mehr.)

Was passiert, wenn Du Dich in einer Gruppe aufhältst? Bekommst Du dann Panikattacken? Ich hatte vor ein paar Jahren schonmal eine Angststörung, damals konnte ich nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, habe es in geschlossenen Räumen nicht ausgehalten, konnte auch nicht ins Kino gehen, irgendwo Schlange stehen usw. Jetzt im Rahmen des Burnouts habe ich die Panikattacken eher in sozialen Situationen bekommen, wenn ich z.B. reden muss vor anderen Leuten, selbst im Zweiergespräch. Kürzlich hatte ich allerdings auch eine Panikattacke im Schwimmbad, mitten im Wasser - nichts und niemand da zum Festhalten, überall nur Wasser. Das war wirklich übel, aber ich habe es geschafft, mich selber zu beruhigen, einfach weiterzuschwimmen.

Mit Depressionen habe ich noch keine Erfahrung, die kommen erst jetzt, wo so langsam die Erschöpfung weicht. Momentan bin ich ziemlich "abgeschossen" von der erhöhten Dosis, schlafe extrem viel und kriege eigentlich kaum was gebacken.
Heute am späten Nachmittag bin ich mit einer Bekannten verabredet, das würde ich eigentlich auch am liebsten absagen. Aber ich werde mich dazu zwingen, damit ich überhaupt mal wieder die Wohnung verlasse.

Hast Du mal eine Verhaltenstherapie gemacht wegen Deiner Ängste? Ich habe damit gute Erfahrungen gemacht bei meiner ersten Angststörung. Danach hatte ich mehrere Jahre diesbezüglich überhaupt keine Probleme mehr.

Ja, das mit den Medikamenten ist echt so eine Sache, ich bin einfach hin- und hergerissen, was richtig ist. Auf jeden Fall möchte ich nicht dauerhaft etwas nehmen. Würdest Du gerne was nehmen und hast nur nichts gefunden, was Du verträgst? Oder willst Du es eigentlich eh lieber ohne schaffen?

Ich wünsche Dir ein schönes Treffen heute mit Deiner Freundin!
Alles Liebe,
Bea

Re: Vorstellung

Verfasst: 14. Jul 2008, 18:24
von Mauzi
Hallo Bea,

genauso wie du deine Angstattacken von früher beschreibst, geht es mir heute. Immer wenn ich mich eingeengt fühle, also wenn in der S-Bahn die Türen zu gehen, im Fahrstuhl (völlig ausgeschlossen), im Kino (obwohl man da eigentlich schnell raus kann) kommt die Panik. Beim schwimmen hatte ich auch schon eine Panikattacke!!! Es war im See, ich bin ein Stück rausgeschwommen, wollte zurück schwimmen und habe gesehen, wie weit das Ufer entfernt ist. Mann war das schlimm, ich dachte ich werde ertrinken. Habe es aber natürlich geschafft, jetzt schwimme ich immer parallel zum Ufer Gleichzeitig habe ich aber auch die Angst in sozialen Situationen. In Gruppen ist es ganz schlimm, leider ist es mit einer Person auch ganz schlimm. Das Treffen mit meiner Freundin war aber im Nachhinein schön, so geht es mir öfter, dass ich mich frage, woher nur diese wahnsinnige Angst kam.....und beim nächsten Mal ist es wieder schlimm. Eine VT habe ich bisher nicht gemacht, ich war in verschiedenen Kliniken (bin nämlich schon mehrere Jahre deswegen krank geschrieben..) und mache jetzt seid 2,5 Jahren eine Psychoanalyse.
Die Erschöpfung von der du schreibst, habe ich auch ganz stark, das ist doch ein typisches Symptom für Depressionen. kann das sein, dass dir das gar nicht klar ist? Zumindest hört es sich so an, weil du schreibst nach der Erschöpfung kommen jetzt die Depris. Bei mir waren die Depris erst da und ca. 1 Jahr später kam die erste Panikattacke.
Medikamente möchte ich nicht nehmen, ich will es wirklich selber schaffen. Außerdem gehts mir so schon auch körperlich schlecht genug, die Nebenwirkungen der Medis kann ich einfach nicht noch zusätzlich ertragen.
Lebst du eigentlich auch in einer Großstadt? Ich lebe in Berlin. Das kann ein Vorteil und ein Nachteil sein. Mir fehlt ein bisschen die Natur und die Ruhe. Durch die Panik in öffentlichen Verkehrsmitteln komme ich nicht so aus meinem engeren Umkreis weg.

Liebe Grüße
Mauzi

Re: Vorstellung

Verfasst: 14. Jul 2008, 22:04
von Krimi
Hallo Mauzi,

ja, das mit Deinen Angstattacken kann ich gut nachfühlen, das ist wirklich ausgesprochen unangenehm. Ich konnte damals eine Weile gar nicht alleine aus dem Haus, aber ich hatte eine liebe Kommilitonin, die mich zu Hause abgeholt hat und mit mir gemeinsam zu den Vorlesungen gefahren ist. Mit der Zeit wurde ich dann wieder selbständiger. Kannst Du denn öffentliche Verkehrsmittel nutzen, wenn jemand bei Dir ist? Da möchte ich Dir echt Mut machen, ich konnte auch lange nicht alleine mit dem Zug oder der S-Bahn fahren und jetzt fahre ich fast täglich ohne Probleme mit öffentlichen Verkehrsmitteln! Man darf seinen Aktionsradius möglichst nicht verkleinern! Ich weiß, das sagt sich so leicht... Schade, dass Du so weit weg wohnst, sonst würde ich mit Dir üben, üben, üben (ich wohne in Frankfurt/ Main).

Es freut mich, dass das Treffen heute mit Deiner Freundin schön war! Ich bin auch froh, mich zu meinem Treffen aufgerafft zu haben. Ich war mit einer Bekannten verabredet und hatte schreckliche Angst, weinen zu müssen, das wäre mir sehr unangenehm gewesen! Aber es war sehr schön, sie war sehr interessiert und ich habe ihr einfach erzählt, was bei mir seit ein paar Monaten los ist und konnte ganz offen sein. Ich musste noch nichtmal heulen, das war gut! Sie ist sehr locker und verständnisvoll damit umgegangen, das war eine wirklich schöne Erfahrung. Überhaupt denke ich manchmal, dass man vielleicht ruhig offener mit seiner Erkrankung umgehen sollte, dass die Menschen sich plötzlich auch öffnen, wenn man selber "zugibt", Probleme zu haben.
Es hat mir Energie gegeben, endlich wieder die Wohnung zu verlassen und mich mit jemandem zu treffen! Für morgen habe ich mir vorgenommen, noch kurz einkaufen zu gehen nach meinem Arzttermin! Ich muss mich einfach zwingen, aktiver zu sein! Dieses Rumhängen zu Hause tut mir einfach nicht gut. Wenn es nur nicht so schwer wäre, mal den Hintern hoch zu kriegen... Geht es Dir auch so?

Oh, Du bist schon mehrere Jahre krank geschrieben? Das tut mir leid! Was machst Du denn so den ganzen Tag? Ich bin nun den 4. Monat zu Hause und das kommt mir schon extrem lang vor. Ich finde es so schwer, sich selber eine Tagesstruktur aufzubauen. Kriegst Du das hin?

Ja, vielleicht bin ich schon länger depressiv, da magst Du recht haben. Die erste Zeit war ich einfach so fertig, dass ich nur schlafen wollte, da habe ich mich physisch und psychisch komplett ausgepowert gefühlt. Da war ich aber nicht deprimiert, sondern einfach nur müde und wollte meine Ruhe haben. Deswegen habe ich das eher unter Burnout verbucht (wobei das ja gar keine offizielle Diagnose ist). Nun habe ich den Eindruck, dass die große Erschöpfung etwas nachlässt und ich stattdessen eher deprimiert, depressiv bin. Das heißt, ich sehe keine Perspektive, keinen Sinn in meinem Leben, weiß nicht, wie es weitergehen soll usw. Vorher war ich viel zu platt, um mir über irgendwas Gedanken zu machen, da wollte ich einfach nur schlafen. Letzte Woche wurde es ziemlich extrem mit diesen negativen Gedanken, deswegen habe ich das Fluoxetin erhöht. Aber vielleicht war auch das viele Schlafen schon eine Depression, ich weiß es nicht. Zumindest hat das Fluoxetin diese üblen Gedanken etwas zurückgedrängt, ich merke schon eine deutliche Stimmungssteigerung im Vergleich zu letzter Woche.

Inwiefern geht es Dir körperlich schlecht?

Ich kann Deinen Anspruch, es ohne Medikamente schaffen zu wollen, gut verstehen. Ich selber habe für mich entschieden, dass es einfach Phasen in meinem Leben gibt, in denen ich medikamentöse Unterstützung brauche und dann hole ich mir die auch. Toll finde ich das nicht, aber wenn es mal für ein Jahr ist, ist es okay. Als Dauerlösung möchte ich es auch nicht. Aber ich bin auch ewig am Überlegen, ob es jetzt wirklich sein muss...

Gibt es in Berlin keinen Park in Deiner Nähe oder so? Ich finde gerade den Aufenthalt in der Natur sehr hilfreich! Oder hast Du eine Freundin, die mit Dir am Wochenende mal gemeinsam ins Grüne fahren würde? Ich kann gut verstehen, dass Dir die Natur und die Ruhe fehlen! Machst Du irgendwas an Sport? Hast Du Hobbies?

Sag mal, magst Du vielleicht lieber mailen? Irgendwie ist es etwas privater als so offen im Forum. Zumal wir ja beide auch eine Angststörung haben und man sich aber eigentlich nur auf die Depressionen beschränken soll, wenn ich es richtig verstanden habe.

So, nun komme ich mal zum Ende, ich bin noch so aufgedreht von meinem schönen Treffen, dass ich ewig weiterschreiben könnte!

Alles Liebe,
Bea

Re: Vorstellung

Verfasst: 15. Jul 2008, 09:36
von otterchen
Hallo,

habe ich das richtig verstanden: Du bist seit langem "aus dem Verkehr gezogen", nimmst aber nur Antidepressiva und machst KEINE Therapie?
(Zitat: einerseits denke ich, dass die Depression mir was sagen will, dass ich schauen muss, woher sie kommt, und dass es nichts bringt, einfach nur die Symptome wegzudrücken. Andererseits muss man dann ja auch eine Menge aushalten.)

Nur meine Meinung: SO klappt das nicht.

Ja, eine Therapie ist anstrengend und kostet Kraft, aber jeder Punkt, den man bewältigt, macht einen dann doch wieder stärker - und man kommt aus dem Loch heraus.
Gerade eine VT vermittelt (Er)Kenntnisse, wie man damit umgehen kann.

Ängste (und Erschöpfungszustände) begleiten sehr oft eine Depression. Wenn man die Depression bearbeitet, sich mit sich selbst auseinandersetzt, verringern sich die Ängste oft, ohne dass man diese gezielt bearbeitet.

Re: Vorstellung

Verfasst: 15. Jul 2008, 17:00
von Krimi
Hallo Otterchen,

ja, das hast Du leider richtig verstanden - ich bin schon den 4. Monat zu Hause, nehme ein Antidepressivum und mache keine Therapie. Nicht, weil ich nicht möchte, sondern weil ich sie nicht genehmigt bekomme. Das meinte ich mit meiner Aussage, dass ich mich von professioneller Seite allein gelassen fühle.

Ich habe kürzlich erst eine Verhaltenstherapie abgeschlossen, die ich wegen einer schwierigen Trennung gemacht hatte. Die letzten Stunden habe ich ewig in die Länge gezogen (also nur alle paar Monate eine in Anspruch genommen), weil es mir gut ging. Hätte ich geahnt, was noch auf mich zukommt, hätte ich schon vor 2 Jahren die Therapie beendet. Aber hinterher ist man ja immer schlauer.
Ich habe mich bereits an die Krankenkasse mit der Bitte um eine weitere Therapie gewandt, die mich zum MDK geschickt hat. Dort war ich bei einem Facharzt (!), der mir zwar glaubte, krank zu sein, aber weder eine Kur noch eine Therapie für notwendig hält (bei einer Kur sieht er die Gefahr einer Chronifizierung meiner Angststörung und überhaupt könne man die Leute auch übertherapieren).
Für meine Psychiaterin war das Thema damit erledigt. Ich habe nun eigeninitiativ Kontakt mit der BfA aufgenommen und bin gerade dabei, dort eine Kur zu beantragen. Wüßte ich nicht aus beruflichen Gründen, dass man auch diesen Weg gehen kann, würde ich immer noch tatenlos zu Hause sitzen. Niemand informiert einen, keiner kümmert sich, es ist zum Verzweifeln. Zudem habe ich Kontakt zu einer weiteren Psychologin aufgenommen, die meinte, nach einem stationären Aufenthalt (Kur) könne sie versuchen, nochmal eine Therapie zu beantragen. Sie hat meine Not bemerkt und mir 3 Probestunden gegeben, die sie wahrscheinlich nichtmal von der Kasse bezahlt bekommt. Das war toll und absolut beachtlich von ihr, aber leider nur ein Anfang, das reicht leider nicht.

Ich finde es selber wenig sinnvoll, einfach nur abzuwarten und auf bessere Zeiten zu hoffen, aber leider habe ich das Gefühl, permanent nur gegen die Wand zu rennen und das mit Anlauf. In meinem ganzen Leben habe ich mich noch nicht so hilflos und allein gelassen gefühlt! Zumal es mir immer schlechter geht und ich ja sogar schon mein Medikament erhöhen musste, weil ich ziemlich schräg drauf kam und einfach keine Perspektive mehr gesehen habe.

Zu dem von Dir eingefügten Zitat: eine Bekannte hatte mir die Lektüre des Buches "Aussöhnung mit dem inneren Kind" empfohlen. Das habe ich angefangen zu lesen, es ging mir aber zunehmend schlecht damit, ich konnte nur noch heulen und habe das Buch wieder zur Seite gelegt. Ich denke einerseits, dass es dennoch Sinn machen würde, das Buch weiterzulesen, weil vielleicht gerade da der Knackpunkt liegt. Andererseits fühle ich mich so ganz ohne therapeutische Begleitung derzeit nicht in der Lage dazu, weil einfach zu heftige Emotionen dadurch hochkommen. Meine Aussage bezog sich auf diese Ambivalenz (lesen - nicht lesen), ich habe das aber wohl ungeschickt formuliert, sorry.

Liebe Grüße,
Bea

Re: Vorstellung

Verfasst: 15. Jul 2008, 18:53
von Mauzi
Liebe Bea,

schade, dass du nicht aus Berlin kommst. Ich hätte gerne eine Freundin, mit der ich S-Bahn fahren üben kann. Nein, im ernst: mit der man über Probleme reden kann und verstanden wird und was unternehmen kann trotz Angst. Es ist ja schon gut, wenn die Leute die man kennt, Verständnis haben, aber so richtig verstehen können sie es dann doch nicht. Woher auch?
Ich habe den Eindruck hier in diesem Forum gibt es kaum Berliner und auch nicht so viele Leute die außer den Depris noch mit Ängsten zu kämpfen haben. Berliner wo seid ihr?
Wir können uns aber trotzdem gerne e-mails schreiben, mein Profil ist offen!!
Das Du keine Therapie bewilligt bekommst, hat mich ja schwer schockiert. Das ist ja wie unterlassene Hilfeleistung. Hast du schon mal den Arzt gewechselt? Ich habe ohne Schwierigkeiten eine Therapie bekommen, obwohl erst 6 Monate nach der letzten Therapie vergangen waren.

Also alles weitere vielleicht per e-mail?

Liebe Grüße
Michaela