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Tochter, früheres Model, hat schwere Depression mit psychotischer Symptomatik

Verfasst: 8. Jul 2008, 14:43
von Wärme
Hier eine Kurzbiografie unserer Tochter. 1979 geboren, ein sogenanntes "liebes" Kind, überangepasst (war sie von Geburt an), rücksichtsvoll, vorausschauend, sich immer "älter" verhaltend, als sie war - das war unser Wunschkind. Sie ist nunmehr 29 Jahre, leidet (nein, das ist eigentlich nicht richtig, sie "leidet" dabei, wie sie sagt, nicht) seit ihrem 16. Lebensjahr an Bulimie. Diese sei mittlerweile allerdings absolut "zweitrangig" und sowieso angeblich "so gut wie weg", gem. ihrer eigenen Aussage (ich habe da aber Zweifel). Mit 17, nach fast einem Jahr des Nichtstuns, ging sie für ein knappes Jahr nach England, weil sie nicht wusste, was sie anderes machen sollte. Dort brach sie das Praktikum ab, jobbte sich durchs Leben. Sie ist sehr sprachenbegabt. Schließlich, nach einigen Monaten erneuten Nichtstuns hier bei uns zuhause, machte sie eine Ausbildung zur Sozialassistentin. Zu dem Zeitpunkt war ihre Erkrankung kaum noch relevant. Ihr machte die Ausbildung Spaß und sie jobbte nebenbeiim Service und lebte in ihrer eigenen Wohnung in der Stadt, die wir ihr finanzierten - zum Schluss mit einem "Lover", der bei ihr wohnte.

Nach erfolgreichem Ausbildungsabschluss, beschlossen sie und ihr damaliger Lebensgefährte, alles hier aufzugeben und "mal eine Zeit auszusetzen". Das Ziel war Thailand. Dort verbrachten die beiden aber nur die ersten 6 Wochen zusammen. Er trennte sich von ihr wegen einer anderen. Ab da war sie auf sich allein gestellt dort - sehr zu unserer Beunruhigung und mit immer erneuten "Geldspritzen" von uns aus Deutschland.

Aus 3 Monaten thailändische Insel wurde 1 Jahr Thailand. Sie wurde nämlich von jungen Models in Bkk zu einem Casting mitgenomen und als Model entdeckt. Danach folgten 5 Jahre Mailand. Sie führte während ihres Auslandsaufenthaltes ein sehr "bewegtes" Leben mit "vielen schönen Erlebnissen und Erinnerungen jedoch auch einigen wenigen schlimmen".

Bei ihrer Rückkehr nach 6 Jahren Auslandsaufenthalt (mit kurzen Abstechern zuhause) litt sie - für uns war das nach einer Trennung verständlich - an tiefer Traurigkeit und wollte sich eigentlich "nur erholen von allem". Daraus wurde über 1 Jahr. Später, so nach und nach, fanden wir heraus, dass es offenbar vorher schon depressive Episoden und einen 2-tägigen Krankenhausaufenthalt in Italien ("Nervenzusammenbruch") gegeben hatte. Obwohl sie und ich ständig während des Auslandsaufenthalts intensivst in Kontakt standen und ich sie auf ihren (und meinen) Wunsch hin auch mind. 2-3 x im Jahr besuchte, wie sie auch uns, hatte sie mir ihren Gemütszustand immer als "nicht so schlimm" dargestellt. Überzeugend übrigens. Bei den Besuchen war von Traurigkeit auch nichts zu spüren - wohl schon von ein wenig Unrast und beruflicher Antriebsschwäche, die wir, mein Mann und ich, unsererseits - weil wir es zu dem Zeitpunkt noch nicht besser wussten - immer mit "bquem und einfach Null-Bock" einstuften.

Seit ihrer Rückkehr nach Deutschland hat sich ihr Zustand nun zu einer SCHWEREN Depression mit psychotischer Symptomatik ausgewachsen (Diagnose erstellt während eines Klinik-Aufenthaltes August 2007 durch Oberarzt Allgemeinpsychatrie, offene Abtlg., Ilten). Sehr viel Überzeugungskraft war notwendig, um sie dazu zu bewegen, in diese Klinik zu gehen. Aber schon nach einem Tag in der Klinik, konnte man mit ihr wieder "normal" reden - was vorher absolut nicht mehr möglich war. Diese Reaktion auf die Medikamente stimmte uns einigermaßen hoffnungsvoll. Nach diesem Aufenthalt in den Warendorffschen Kliniken (3Wochen) zog sie zuerst wieder zu uns und dann - unterstützt durch uns - in eine eigene Stadtwohnung. Sie bezieht Sozialhilfe. Seitdem kann sie ihren Tagesablauf - gerade noch soeben - irgendwie bewältigen - meistens mit Schlafen tagsüber und schweren Schlafstörungen in der Nacht. Seit ca. 7 Monaten hat sie einen 10 Jahre jüngeren, mittlerweile wohl "Nur-Freund" (gem. ihrer Aussage), der aber offensichtlich doch nicht nur "Nur-Freund" ist und größtenteils bei ihr logiert - kostenfrei.

Bei ihr äußert sich die Depression mit den "üblichen" Dingen: Schlafstörungen, Antriebslosigkeit, Schwermut, Versagensängste etc. etc. - aber ihr Krankheitsbild geht halt noch sehr viel tiefer. Ohne Antidepressiva ist sie nicht "sie selbst" (sie lehnt die Einnahme aber meistens kategorisch ab und unterbricht diese immer und immer wieder bzw. eine Tablette soll eigentlich 24 Stunden wirken, die Wirkung lässt aber schon nach ca. 18 Stunden nach und dann ist sie von einem Moment zum anderen wie ausgewechselt: Total kranheits-uneinsichtig (vor allem, was die Notwendigkeit einer Medikamenten-Einnahme geschweige denn, einer anderen Therapie anbelangt), plötzlich einen total verbissenen Gesichtsausdruck bekommend, wirkt sie verwirrt, redet nur bruchstückhaft, hat verschiedene wahnhafte Vorstellungen (ALLE wollen ihr nichts Gutes, haben sich gegen sie verschworen, hintergehen sie, ihr neuer Freund ginge ständig fremd, bestielt sie etc. etc. etc. - die Liste könnte endlos verlängert werden) und äußert diese Vorstellungen dann auch vehement und lautstark. Ihre Gedanken drehen sich in solch einer Phase NUR um sich selbst und um die vermeindlichen Anfeindungen. Wir stehen dann in ihrem "Beschimpfungsfeuer", bzw. vor allem ihr besonders nahestehende Menschen, die zu dem Zeitpunkt nicht anwesend sind.

Wir waren letzte Woche mit ihr ein paar Tage gemeinsam verreist, in der Hoffnung, das würde ihr gut tun und wir könnten sie von einer Medikamenteneinnahme erneut überzeugen. Fehlanzeige. Offenbar für beide Seiten stellte sich das als absoluter Fehlentscheid heraus. Mehr noch - als schier unerträglich! Nach 4 Tagen reiste sie letztendlich heim (dazu ist sie dann immer noch in der Lage) und seitdem haben wir sie nicht mehr gesehen (nur gesprochen). Sie ist uns gegenüber (mir, ihrem Vater, sogar ihrer Oma und Mann, manchmal ihrer besten Freundin, ihrer Schwester, ihrem Freund) so unsagbar verletzend und unterstellt uns derartig "Unvorstellbares", dass wir ein Zusammensein mit ihr zwar wollen, aber einfach nicht mehr ertragen KÖNNEN. Die Betonung liegt auf "Können". Manchmal bin ich, ihre Ma, so weit, dass ich mich am liebsten vollkommen von ihr abwenden würde - was aber immer nur ein paar Stunden anhält, da mir bzw. uns allen durchaus bewußt ist, dass alles was sie tut und sagt, nicht "aus ihrem ursprünglichen, sonnigen Selbst" entspringt sondern aus einer total leidenden, "in sich gefangenen" Persönlichkeit. D.h. uns ist mehr als bewußt, dass sie sehr krank ist und ihr Zustand und ihre Äußerungen auf diese Krankheit zurückzuführen sind.

Aber das macht den Umgang damit trotzdem nicht einfacher. Es ist so unsagbar schwer. Besonders ich (lt. ärztlichem Bericht offenbar ihre Bezugsperson), bin total verzweifelt und muss aufpassen, dass ich nicht selbst in eine Depression abrutsche. Ich habe einfach keine Kraft mehr, ständig und immer und immer wieder zu versuchen, unsere Tochter zu motivieren, die Medikamente einzunehmen und sich erneut Hilfe zu holen. Zwei gemeinsame und erfolglose Besuche bei einem Psychiater und ein abschlägiges Vorstellungsgespräch in einer psychosomatischen Klinik vor ca. 4 Wochen, sind das erneute, niederschmetternde Resultat. Ihr geht es mittlerweile wieder so schlecht, wie vor einem Jahr, als sie sich letztendich dann doch bereit erklärte (mit Hife des sozialpsychatrischen Dienstes), in die Klinik zu gehen. Was sie mir anschließend aber ständig vorwarf/vorwirft.

Ich weiß nicht mehr weiter. Ich weiß, ich sollte mich abgrenzen; trotzdem würde ich sie so gerne erneut auf "den Weg bringen". Das mit dem Abgrenzen ist ohnehin immer so leicht gesagt, aber die Umsetzung soooo schwer, denn fast jeder, der mit unserer Tochter zu tun hat, kommt zu mir und sagt: "DU musst etwas tun. DAS kann doch so nicht weier gehen. DAS wird schlimm enden!" Das hat bei mir mittlerweile zur Folge, dass ich mich wie ein Dampfdrucktopf fühle, der kurz vor der Explosion steht - in der Gewissheit, dass ich nichts tun kann, solange sie nicht selber will.

Zugeben muss ich, dass ich dieser psychiatrischen Klinik gegenüber irgendwie - wie sie ja auch - Bedenken habe. Tatsache ist, dass unsere "Große" nicht wieder in SO eine Klinik" gehen will, sie aber andererseits mit einer psychosomatischen Klinik offenbar total überfordert wäre (lt. Meinung des dortigem Arztes).

Nach Entlassung aus der Allgemeinpsychatrischen Klinik in 2007 wurde ihr eine Psychotherapie angeraten sowie die Einnahme eines Antidepressivums für mindestens 1 Jahr - durchgehend. Sie ist aber eigenständig gar nicht in der Lage, dafür Sorge zu tragen und dieses einzuhalten! Beides hat sie abgebrochen und selbst sagt sie in "lichten" Momenten (die sie erstaunlicherweise schon nach Einnahme nur einer Tablette hat) des öfteren, sie fühle sich "von denen" allein gelassen (sie selbst wollte damals aber unbedingt schon nach 3 Wochen entlassen werden). "Wie konnten die einfach behaupten, ich sei "wieder hergestellt" und könne zurück ins Arbeitsleben? " (steht im Bericht! Sie war übrigens vorher ohnehin arbeitssuchend seit der Rückkehr aus dem Ausland). Tja - und genau diese Aussage der Klinik kann ich auch nicht ganz nachvollziehen und zweifele seitdem, ob die Einweisung damals überhaupt das Richtige war und bin daher total zögerlich, ob ich sie überhaupt in die Richtung erneute Einweisung sanft manövrieren sollte (wurde mir von der Ärztn damals empfohlen: "Immer sanft in die Richtung bringen").

Was soll ich denn nur tun? Erneut den Sozial-Psychatrischen Dienst einschalten, den ich telefonisch nicht erreichen und bei dem ich nur auf Anrubeantworter sprechen kann? Sicherlich schlägt man mir von deren Seite erneut "so einen" Klinikaufenthalt vor, über den meine Tochter - je nach Zustand - zwar einige gute, aber meistens leider "traumatische" Erinnerungen äußert. Gibt es denn gar keine Alternativen zu einer Klinikeinweisung der psychatrischen Art? Kann mir jemand raten, Bütte, pleeeeease ?????

So sorry für die Länge dieses Beitrags. Aber das hat meine Gedanken etwas geordnet.

Sonnigen Gruss - Sunchild

Re: Tochter, früheres Model, hat schwere Depression mit psychotischer Symptomatik

Verfasst: 8. Jul 2008, 19:58
von BeAk
Liebe Rita,

laß Dich vom Sozialpsychiatischen Dienst beraten.

Ja, die Einweisung in eine Psychiatische Klinik ist warscheinlich die einzige Hilfesmöglichkeit für Deine Tochter.

Re: Tochter, früheres Model, hat schwere Depression mit psychotischer Symptomatik

Verfasst: 8. Jul 2008, 20:36
von Helle
Hallo Sunchild,

ein kleiner Tip: Du kannst Deinen Beitrag noch einmal überarbeiten, wenn Du das Icon neben dem "erstellt" oberhalb Deines Beitrags anklickst.
Damit kannst Du Deinen Nachnamen löschen, was ich an Deiner Stelle unbedingt sofort tun würden, wenn es der Echte ist.

Ob eine Krankenhauseinweisung nötig und sinnvoll ist, können wir von hier aus nicht beurteilen. Ich würde an Deiner Stelle es mal mit einem 2 Psychiater versuche. Wenn es Deiner Tochter sehr schlecht geht, bekommt ihr einen Notfalltermin und müßt nicht wochenlang warten.

Du schreibst etwas von gemeinsamen und erfolglosen Besuchen bei einem Psychiater.
Ich nehme an, dass er mit Deiner Tochter allein geredet hat.

Ansonsten gratuliere ich Deiner Tochter zu Ihrem beeindruckenden Lebensweg.

Viele Grüße

Re: Tochter, früheres Model, hat schwere Depression mit psychotischer Symptomatik

Verfasst: 9. Jul 2008, 00:28
von Wärme
Hallo, Brighty und Bea!

Danke für eure Beiträge und deinen Tipp, Brighty. Es lag an der Signtur, von der ich annahm, dass sie "erforderlich" und für andere nicht einsehbar wäre. War mir gar nicht aufgefallen, dass da noch ein Name erschien unter "Sunchild". Ist übrigens irgendwie irreführend erklärt, wenn man sich registriert, finde ich.

Danke für die Gratulaton, die du meiner Tocher für ihren beeindruckenden Lebensweg aussprichst. Ich werde das an sie weitergeben. Ja, sie ist wirklich eine sehr beeindruckende, liebevolle und charmante Persönlichkeit (normalerweise) und es ist so unsagbar tragisch mit anzuschauen, wie sich ein so sonniger und lieber Mensch so schrecklich verändert hat. Das reißt mir fast das Herz aus dem Leibe.

Ja, ich war gemeinsam mit ihr zum Psychater und konnte beide Male an dem Gespräch teilhaben, was auch gut war, da sie ohne Medikamenteneinnahme war zu dem Zeitpunt und deshalb keiner klaren Äußerungen fähig. Seltsamerweise ist sie mit meiner Anwesentheit auch einverstanden gewesen. Auch zu dem Gespräch mit dem Arzt in der psychosomatischen Klinik, in der wir vorstellig wurden (den Termin hatte der Psychater für uns gemacht), hat sie mich dazu geholt (sie sei immer ganz aufgeregt vom Sitz zur Tür gelaufen und wieder zurück und hat nach mir (und ihrem Freund) Ausschau gehalten, sagte mir der Arzt hinterher. Ich denke, ich bin tatsächlich ihre Bezugsperson. Umso weniger verstehe ich ihre dann immer plötzlich ausbrechende "Gehässigkeit/Gemeinheit" speziell mir gegenüber (obwohl das sehr wechselhaft ist - vor kurzem war es noch ihre beste Freundin, die sie aufeinmal fast "verteufelt" hat). Könnte es sein, dass sie diejenigen, die ihr am nächsten stehen und die sie offenbar sehr mag/liebt am meisten "beschimpft"???? Mich erinnert das irgendwie stark an meine verstorbene Omi, die die letzten Jahre an Altersdemenz litt, und meine Ma, von der sie aufopfernd gepflegt wurde bis zum Schluss, immer für alles mögliche verantwortlich machte bzw. sie der unglaublichsten Dinge beschuldigte, völlig an den Haaren herbeigezogen und sie "boshaft" beschimpfte.

Ich werde deinem Rat folgen und versuchen, meine Tochter zu überzeugen, einen 2. Psychater aufzusuchen (ich werde auch diesmal wieder den Termin machen - sie kann sich zu solchen Dingen nämlich einfach nicht aufraffen).

Mit dem Sozialpsychatrischen Dienst habe ich bereits heute nachmittag noch Kontakt aufgenommen (wieder einmal aber nur über AB und bisher habe ich noch keine Reaktion erhalten).

Danke jedenfalls für eure Mühe
sagt euch ein sehr trauriges und gar nicht mehr sonniges und an seine Grenzen stoßendes Sunchild :sweat;

Re: Tochter, früheres Model, hat schwere Depression mit psychotischer Symptomatik

Verfasst: 9. Jul 2008, 09:01
von Helle
Hallo Sunchild,

auf den sozialpsychiatrischen Dienst würde ich nicht warten.

Es ist wichtig, dass ihr am besten heute gleich zu einem anderen Psychiater geht.

Und der sollte dann umbedingt, die meiste Zeit nur mit Deiner Tochter allein reden und Dir am Ende noch ein Fazit geben (zusammen mit Deiner Tochter).

So wie es aussieht,kannst Du sie im Moment nicht zwingen. Daher gib ihr die Chance es noch einmal mit einem ärztlichen Gespräch zu versuchen.

Manchmal ist man von den vielen Hilfsbemühungen der Verwandten auch genervt. Ist mir auch so gegangen. Meinen Arzt habe ich mir dann ganz allein ausgesucht.

Alles Gute

Re: Tochter, früheres Model, hat schwere Depression mit psychotischer Symptomatik

Verfasst: 9. Jul 2008, 12:35
von Wärme
Hallo, Brighty.

Leichter gesagt, als getan. Sie wohnt ja nicht mehr bei uns und ist telefonisch immer nur sehr schwer zu erreichen, weil sie meistens abschaltet - im wahrsten Sinne des Wortes. Außerdem war der Psychiater, bei dem wir waren, der einzige, der kurzfristig Termine hatte. Ich muss mir also von irgendwoher zuerst einmal eine Empfehlung/Liste besorgen und herausfinden, wer auch kurzfristig Termine hat/vergibt. Der Sozialpsychiatrische Dienst hat sich übrigens immer nocht nicht gemeldet. Hmmm - das kann doch eigentlich nicht der Sinn sein, wenn eine "Hilfe anbietende Stelle/Organisation" nie erreichbar ist - oder?

Natürlich werde ich weiterhin versuchen, unserer Tochter zur Seite zu stehen - wenn sie das zulässt. Ab und an tut das auch mein Mann - aber nur sehr selten. Auch unsere zweite, jüngere Tochter signalisiert immer wieder, dass sie nicht bereit ist, irgend etwas zu tun, was unsere Große zumindest kurzfristig aufmuntern könnte, geschweige denn, ihr helfen könnte und die "Kleine" verlegt sich darauf, dass ICH dafür zuständig sei, weil es ihr mit 2 kleinen Kindern einfach zu viel wäre. Kann ich ja auch verstehen! Selbst ein Zusammensein mit ihrer Schwester ist ihr schon unangenehm und sie möchte sich am liebsten immer davor drücken. Wie gesagt - ich fühle mich wie ein Dampfdrucktopf, der demnächst an Überdruck explodiert.

Es geht mir momentan echt nicht sehr "prall". Gelinde ausgedrückt. Ich habe - zermürbt durch die langen, sorgenvollen Jahre offenbar - schon seit ca. 10 Jahren eine Ganzkörper-Schmerzerkrankung (chronisch), die sich Fibromyalgie schimpft, und deren schmerzhafte Zustände nur mit Hilfe eines Opioids (also ein künstliches Opiat), das ich als Retardmittel alle 8 Stunden einnehme, einigermaßen erträglich sind. Ich kann mich da glücklich schätzen - die meisten Fibros haben keine Schmerzmittel an der Hand, die ihnen helfen bzw. die sie vertragen. Also etwas POSITIVES in meinem Fall! Zwar streiten sich die "Gelehrten" darüber, ob Fibromyalgie "psychisch" bedingt sein könnte (der momentane Stand ist ein: NEIN; was ich persönlich aber bezweifele, da jeder "Fibro", dem ich bisher begegnet bin, irgendein "Trauma" hatte), Tatsache ist jedenfalls, das meine Schmerzzustände sich unter psychischer Anspannung noch enorm verstärken. Und, wie schwerlich zu erkennen ist, stehe ich momentan unter arger psychischer Anspannung, weil ich das Leiden unserer Ältesten einfach nicht ertragen kann und ihre Anfeindungen uns gegenüber das Ganze auch nicht gerade leichter machen. Ich weiß, ich weiß - es ist nicht persönlich zu nehmen - nicht SIE meint das sondern es wird durch diese vermalledeite Depressionserkrankung verursacht! Trotzdem. Es tut so schrecklich weh und macht den Umgang miteinander sooooo ungemein schwer. Manchmal wundere ich mich, dass ich überhaupt noch "lebe" und zusätzlich noch die Kraft habe, mich,in dieser Hinsicht gänzlich allein dastehend, um die Belange meiner Tochter zu kümmern. Die ständigen Schmerzen rauben mir im Vorfeld nämlich schon fast alle Kraft. Aber - wieder einmal bewiesen - der Mensch ist bei Bedarf tatsächlich in der Lage, über sich hinauszuwachsen. Ich frage mich bloß, wie lange so etwas gut geht ...

So - genug "geplärrt". Tue ich normalerweise eigentlich nie. Ich hasse jammern. Aber hier im Forum kann ich ja vielleicht auch mal "loslassen".

Werde versuchen, meine Tochter zu überzeugen, einen 2. Psychiater aufzusuchen und mich gleichzeitig - vorsichtshalber - schon mal um Adressen/Empfehlungen bemühen.

Kennt sich jemand hier im Forum vielleicht im hannoverschen Raum aus???

Und gibt es jemanden unter euch, der diese Art der Depression (also mit psychotischen Symptomen) durchlebt/hat oder Angehöriger ist?

Mir kommen zugegebenermaßen oft Zweifel, ob die Diagnose (wie oben benannt) stimmt oder ob eventuell nicht doch eine andere psychiatrische Erkrankung vorliegt (so etwas ähnliches hatte der Arzt der psychosomatischen Klinik, wo wir kürzlich vorstellig wurden, nämlich auch geäußert...) Oh, je, so viele Fragen, Zweifel, Ängste ....

***************************************


Gerade hat sie angerufen und mich um Hilfe gebeten und auf meine Frage, ob sie nicht vieleicht wieder in die Klinik gehen möchte, um sich einstellen zu lassen und erneut die Sache von vorn anzugehen mit "JA" reagiert. Sie will sich eine Einweisung holen, heute nachmittag oder morgen früh .... Drückt die Daumen, das sie bei dieser Entscheidung bleibt. Ich werde gleich noch in der Klinik anrufen ...

Hoffnungsvolle und sonnige Grüße - Sunchild

.

Verfasst: 9. Jul 2008, 14:23
von Kroki

Re: Tochter, früheres Model, hat schwere Depression mit psychotischer Symptomatik

Verfasst: 9. Jul 2008, 15:53
von Denker
Hallo sunchild,
wir können hier natürlich keine Ferndiagnosen stellen, aber auch ich hatte den Eindruck, dass es sich vielleicht eher um eine Psychose (z.B. Schizophrenie) mit depressiven Anteilen handelt. Es gibt auch irgendwo im www ein Kompetenznetz Schizophrenie. Vielleicht stellst du dort mal deine Geschichte ein.

Mangelnde Krankheitseinsicht ist bei Psychosen nicht selten.

In der Beschreibung deiner Tochter finde ich mich als depressiver Mensch jedenfalls kaum wieder. Ich habe jedenfalls noch keinen beschimpft.

Und hier noch ein interessanter Link zur Fibromyalgie:

http://www.erfolg-durch-eft.info/html/fibromyalgie.html

Nein, ich bin selber nicht betroffen. Aber ich mache mit der EFT-Methode seit mindestens einem Jahr sehr sehr gute Erfahrungen auf anderen Gebieten.

Alles Gute
Denker

Re: Tochter, früheres Model, hat schwere Depression mit psychotischer Symptomatik

Verfasst: 9. Jul 2008, 15:55
von Denker
Kleiner Nachtrag: Die von dir beschriebene Wirkung der Medikamente ist auch sehr merkwürdig. Normalerweise wirken Antidepressiva erst nach einer gewissen Zeit (einige Wochen), weil sich dann ein stabiler Spiegel aufgebaut hat. Dann kann es allerdings auch nicht nach 18 Stunden zu so einem Absturz kommen, wie du ihn beschreibst.

Liebe Grüße
Denker

Re: Tochter, früheres Model, hat schwere Depression mit psychotischer Symptomatik

Verfasst: 9. Jul 2008, 16:43
von just
Liebe Sunchild,
wollte schon länger antworten und auch unter 'Umgang mit der Krankheit' schreiben, aber private und technische Belange verhinderten dieses.
Das nur nebenbei.
Wollte dir erstmal nur in Kürze mitteilen, dass ich mich äusserst 'gut' in deine Situation hinein versetzen kann.
Bin Betroffene und Angehörige.
Möchte die teilweise übermenschlichen Kräfte, die ich nach 'subsummierten' Schicksalsschlägen aufbringen musste und muss, an dieser Stelle nicht ausführen.
Nur so viel, was du sicher längst weiß, du bist nicht allein.
Mit meinem Sohn habe ich mittlerweile (wird dieses Jahr 22y.) eine unbeschreibliche Odyssee hinter mir. Auch die Wege, die Kroki angeraten/beschrieben hat. Habe nur überflogen, da ich erst seit gestern wieder Zugang zum Internet habe und wg. meines Sohnes seit ca. 12 Jahren, kaum Zeit habe zu mir selbst zu finden und meine Kraft kaum noch ausreicht, die 'richtigen' Entscheidungen zu treffen.
Mein Kopf ist überfüllt und ich kann kaum noch filtern. Setze mich mit Depression und allen Komorbiditäten seit ca. 1995 intensiv auseinander (privat als auch beruflich). Bin über 50y und mittlerweile im Vorruhestand. Nix ging mehr.
Bin wg. meines Sohnes von 'Pontius zu Pilatus' gefahren. Habe mich selbst vergessen (müssen), sonst wäre er vielleicht nicht mehr am Leben. Da ich mit 45y. bereits zur Witwe und meine Eltern innerhalb eines halben Jahres danach starben wurde und wir durch Neuzuzug niemanden hatten, der mir/uns helfen konnte (privat) zog ich als die 'ewig Starke' alles durch, was nur möglich war.
Bis hin zur Einweisung in die 'Geschlossene', wg. Selbstgefährdung meines Sohnes. Betreutes Wohnen, stationäre Aufenthalte, Medikamente, ambulante Therapien und und und
führten zu keinem Ergebnis, obwohl mein Sohn um die Schwere seiner Ekrankung weiss.
Fein säuberlich in dem allumfassenden Wort
"Persönlichkeitsstörung" verpackt. Diagnosen sind je nach behandelndem Arzt mittlerweile so vielfältig, dass sie sich gegenseitig widersprechen. Ebenso die Medikamentation.
Ich mache das, von Mutterliebe mal ganz abgesehen (die zeitweise auch aus nicht genannten Gründen nicht mehr vorhanden war),
weil ich weiss, dass in einer ganz tiefen Phase (vereinfacht ausgedrückt) aber auch sonst, dem Betroffenen nicht nur der Antrieb, selbst etwas dagegen zu unternehmen unternehmen fehlt, sondern eine 'Therapiemüdigkeit' auftritt, weil keine Fortschritte erkennbar sind.
Jetzt habe ich so schnell diese Zeilen runtergetippt, was mir so in den Kopf kam und denke mal, das klingt wie Schwarzmalerei.
Soll es aber nicht, da alles von der Bereitwilligkeit des Betroffenen abhängt und jegliche Art von Zwang, so ist es jedenfalls bei mir und meinem Sohn, genau das Gegenteil bewirken.
Sorry, muss unterbrechen, der angemeldete Schornsteinfeger klingelt gleich und bringt vielleicht ein bisschen Glück mit.
Schreibe vielleicht später noch mal mehr.
Alles Liebe und Gute wünscht
delta
Sunchild schrieb:
> Hier eine Kurzbiografie unserer Tochter. 1979 geboren, ein sogenanntes "liebes" Kind, überangepasst (war sie von Geburt an), rücksichtsvoll, vorausschauend, sich immer "älter" verhaltend, als sie war - das war unser Wunschkind. Sie ist nunmehr 29 Jahre, leidet (nein, das ist eigentlich nicht richtig, sie "leidet" dabei, wie sie sagt, nicht) seit ihrem 16. Lebensjahr an Bulimie. Diese sei mittlerweile allerdings absolut "zweitrangig" und sowieso angeblich "so gut wie weg", gem. ihrer eigenen Aussage (ich habe da aber Zweifel). Mit 17, nach fast einem Jahr des Nichtstuns, ging sie für ein knappes Jahr nach England, weil sie nicht wusste, was sie anderes machen sollte. Dort brach sie das Praktikum ab, jobbte sich durchs Leben. Sie ist sehr sprachenbegabt. Schließlich, nach einigen Monaten erneuten Nichtstuns hier bei uns zuhause, machte sie eine Ausbildung zur Sozialassistentin. Zu dem Zeitpunkt war ihre Erkrankung kaum noch relevant. Ihr machte die Ausbildung Spaß und sie jobbte nebenbeiim Service und lebte in ihrer eigenen Wohnung in der Stadt, die wir ihr finanzierten - zum Schluss mit einem "Lover", der bei ihr wohnte.
>
> Nach erfolgreichem Ausbildungsabschluss, beschlossen sie und ihr damaliger Lebensgefährte, alles hier aufzugeben und "mal eine Zeit auszusetzen". Das Ziel war Thailand. Dort verbrachten die beiden aber nur die ersten 6 Wochen zusammen. Er trennte sich von ihr wegen einer anderen. Ab da war sie auf sich allein gestellt dort - sehr zu unserer Beunruhigung und mit immer erneuten "Geldspritzen" von uns aus Deutschland.
>
> Aus 3 Monaten thailändische Insel wurde 1 Jahr Thailand. Sie wurde nämlich von jungen Models in Bkk zu einem Casting mitgenomen und als Model entdeckt. Danach folgten 5 Jahre Mailand. Sie führte während ihres Auslandsaufenthaltes ein sehr "bewegtes" Leben mit "vielen schönen Erlebnissen und Erinnerungen jedoch auch einigen wenigen schlimmen".
>
> Bei ihrer Rückkehr nach 6 Jahren Auslandsaufenthalt (mit kurzen Abstechern zuhause) litt sie - für uns war das nach einer Trennung verständlich - an tiefer Traurigkeit und wollte sich eigentlich "nur erholen von allem". Daraus wurde über 1 Jahr. Später, so nach und nach, fanden wir heraus, dass es offenbar vorher schon depressive Episoden und einen 2-tägigen Krankenhausaufenthalt in Italien ("Nervenzusammenbruch") gegeben hatte. Obwohl sie und ich ständig während des Auslandsaufenthalts intensivst in Kontakt standen und ich sie auf ihren (und meinen) Wunsch hin auch mind. 2-3 x im Jahr besuchte, wie sie auch uns, hatte sie mir ihren Gemütszustand immer als "nicht so schlimm" dargestellt. Überzeugend übrigens. Bei den Besuchen war von Traurigkeit auch nichts zu spüren - wohl schon von ein wenig Unrast und beruflicher Antriebsschwäche, die wir, mein Mann und ich, unsererseits - weil wir es zu dem Zeitpunkt noch nicht besser wussten - immer mit "bquem und einfach Null-Bock" einstuften.
>
> Seit ihrer Rückkehr nach Deutschland hat sich ihr Zustand nun zu einer SCHWEREN Depression mit psychotischer Symptomatik ausgewachsen (Diagnose erstellt während eines Klinik-Aufenthaltes August 2007 durch Oberarzt Allgemeinpsychatrie, offene Abtlg., Ilten). Sehr viel Überzeugungskraft war notwendig, um sie dazu zu bewegen, in diese Klinik zu gehen. Aber schon nach einem Tag in der Klinik, konnte man mit ihr wieder "normal" reden - was vorher absolut nicht mehr möglich war. Diese Reaktion auf die Medikamente stimmte uns einigermaßen hoffnungsvoll. Nach diesem Aufenthalt in den Warendorffschen Kliniken (3Wochen) zog sie zuerst wieder zu uns und dann - unterstützt durch uns - in eine eigene Stadtwohnung. Sie bezieht Sozialhilfe. Seitdem kann sie ihren Tagesablauf - gerade noch soeben - irgendwie bewältigen - meistens mit Schlafen tagsüber und schweren Schlafstörungen in der Nacht. Seit ca. 7 Monaten hat sie einen 10 Jahre jüngeren, mittlerweile wohl "Nur-Freund" (gem. ihrer Aussage), der aber offensichtlich doch nicht nur "Nur-Freund" ist und größtenteils bei ihr logiert - kostenfrei.
>
> Bei ihr äußert sich die Depression mit den "üblichen" Dingen: Schlafstörungen, Antriebslosigkeit, Schwermut, Versagensängste etc. etc. - aber ihr Krankheitsbild geht halt noch sehr viel tiefer. Ohne Antidepressiva ist sie nicht "sie selbst" (sie lehnt die Einnahme aber meistens kategorisch ab und unterbricht diese immer und immer wieder bzw. eine Tablette soll eigentlich 24 Stunden wirken, die Wirkung lässt aber schon nach ca. 18 Stunden nach und dann ist sie von einem Moment zum anderen wie ausgewechselt: Total kranheits-uneinsichtig (vor allem, was die Notwendigkeit einer Medikamenten-Einnahme geschweige denn, einer anderen Therapie anbelangt), plötzlich einen total verbissenen Gesichtsausdruck bekommend, wirkt sie verwirrt, redet nur bruchstückhaft, hat verschiedene wahnhafte Vorstellungen (ALLE wollen ihr nichts Gutes, haben sich gegen sie verschworen, hintergehen sie, ihr neuer Freund ginge ständig fremd, bestielt sie etc. etc. etc. - die Liste könnte endlos verlängert werden) und äußert diese Vorstellungen dann auch vehement und lautstark. Ihre Gedanken drehen sich in solch einer Phase NUR um sich selbst und um die vermeindlichen Anfeindungen. Wir stehen dann in ihrem "Beschimpfungsfeuer", bzw. vor allem ihr besonders nahestehende Menschen, die zu dem Zeitpunkt nicht anwesend sind.
>
> Wir waren letzte Woche mit ihr ein paar Tage gemeinsam verreist, in der Hoffnung, das würde ihr gut tun und wir könnten sie von einer Medikamenteneinnahme erneut überzeugen. Fehlanzeige. Offenbar für beide Seiten stellte sich das als absoluter Fehlentscheid heraus. Mehr noch - als schier unerträglich! Nach 4 Tagen reiste sie letztendlich heim (dazu ist sie dann immer noch in der Lage) und seitdem haben wir sie nicht mehr gesehen (nur gesprochen). Sie ist uns gegenüber (mir, ihrem Vater, sogar ihrer Oma und Mann, manchmal ihrer besten Freundin, ihrer Schwester, ihrem Freund) so unsagbar verletzend und unterstellt uns derartig "Unvorstellbares", dass wir ein Zusammensein mit ihr zwar wollen, aber einfach nicht mehr ertragen KÖNNEN. Die Betonung liegt auf "Können". Manchmal bin ich, ihre Ma, so weit, dass ich mich am liebsten vollkommen von ihr abwenden würde - was aber immer nur ein paar Stunden anhält, da mir bzw. uns allen durchaus bewußt ist, dass alles was sie tut und sagt, nicht "aus ihrem ursprünglichen, sonnigen Selbst" entspringt sondern aus einer total leidenden, "in sich gefangenen" Persönlichkeit. D.h. uns ist mehr als bewußt, dass sie sehr krank ist und ihr Zustand und ihre Äußerungen auf diese Krankheit zurückzuführen sind.
>
> Aber das macht den Umgang damit trotzdem nicht einfacher. Es ist so unsagbar schwer. Besonders ich (lt. ärztlichem Bericht offenbar ihre Bezugsperson), bin total verzweifelt und muss aufpassen, dass ich nicht selbst in eine Depression abrutsche. Ich habe einfach keine Kraft mehr, ständig und immer und immer wieder zu versuchen, unsere Tochter zu motivieren, die Medikamente einzunehmen und sich erneut Hilfe zu holen. Zwei gemeinsame und erfolglose Besuche bei einem Psychiater und ein abschlägiges Vorstellungsgespräch in einer psychosomatischen Klinik vor ca. 4 Wochen, sind das erneute, niederschmetternde Resultat. Ihr geht es mittlerweile wieder so schlecht, wie vor einem Jahr, als sie sich letztendich dann doch bereit erklärte (mit Hife des sozialpsychatrischen Dienstes), in die Klinik zu gehen. Was sie mir anschließend aber ständig vorwarf/vorwirft.
>
> Ich weiß nicht mehr weiter. Ich weiß, ich sollte mich abgrenzen; trotzdem würde ich sie so gerne erneut auf "den Weg bringen". Das mit dem Abgrenzen ist ohnehin immer so leicht gesagt, aber die Umsetzung soooo schwer, denn fast jeder, der mit unserer Tochter zu tun hat, kommt zu mir und sagt: "DU musst etwas tun. DAS kann doch so nicht weier gehen. DAS wird schlimm enden!" Das hat bei mir mittlerweile zur Folge, dass ich mich wie ein Dampfdrucktopf fühle, der kurz vor der Explosion steht - in der Gewissheit, dass ich nichts tun kann, solange sie nicht selber will.
>
> Zugeben muss ich, dass ich dieser psychiatrischen Klinik gegenüber irgendwie - wie sie ja auch - Bedenken habe. Tatsache ist, dass unsere "Große" nicht wieder in SO eine Klinik" gehen will, sie aber andererseits mit einer psychosomatischen Klinik offenbar total überfordert wäre (lt. Meinung des dortigem Arztes).
>
> Nach Entlassung aus der Allgemeinpsychatrischen Klinik in 2007 wurde ihr eine Psychotherapie angeraten sowie die Einnahme eines Antidepressivums für mindestens 1 Jahr - durchgehend. Sie ist aber eigenständig gar nicht in der Lage, dafür Sorge zu tragen und dieses einzuhalten! Beides hat sie abgebrochen und selbst sagt sie in "lichten" Momenten (die sie erstaunlicherweise schon nach Einnahme nur einer Tablette hat) des öfteren, sie fühle sich "von denen" allein gelassen (sie selbst wollte damals aber unbedingt schon nach 3 Wochen entlassen werden). "Wie konnten die einfach behaupten, ich sei "wieder hergestellt" und könne zurück ins Arbeitsleben? " (steht im Bericht! Sie war übrigens vorher ohnehin arbeitssuchend seit der Rückkehr aus dem Ausland). Tja - und genau diese Aussage der Klinik kann ich auch nicht ganz nachvollziehen und zweifele seitdem, ob die Einweisung damals überhaupt das Richtige war und bin daher total zögerlich, ob ich sie überhaupt in die Richtung erneute Einweisung sanft manövrieren sollte (wurde mir von der Ärztn damals empfohlen: "Immer sanft in die Richtung bringen").
>
> Was soll ich denn nur tun? Erneut den Sozial-Psychatrischen Dienst einschalten, den ich telefonisch nicht erreichen und bei dem ich nur auf Anrubeantworter sprechen kann? Sicherlich schlägt man mir von deren Seite erneut "so einen" Klinikaufenthalt vor, über den meine Tochter - je nach Zustand - zwar einige gute, aber meistens leider "traumatische" Erinnerungen äußert. Gibt es denn gar keine Alternativen zu einer Klinikeinweisung der psychatrischen Art? Kann mir jemand raten, Bütte, pleeeeease ?????
>
> So sorry für die Länge dieses Beitrags. Aber das hat meine Gedanken etwas geordnet.
>
> Sonnigen Gruss - Sunchild

Sunchild schrieb:
> Hier eine Kurzbiografie unserer Tochter. 1979 geboren, ein sogenanntes "liebes" Kind, überangepasst (war sie von Geburt an), rücksichtsvoll, vorausschauend, sich immer "älter" verhaltend, als sie war - das war unser Wunschkind. Sie ist nunmehr 29 Jahre, leidet (nein, das ist eigentlich nicht richtig, sie "leidet" dabei, wie sie sagt, nicht) seit ihrem 16. Lebensjahr an Bulimie. Diese sei mittlerweile allerdings absolut "zweitrangig" und sowieso angeblich "so gut wie weg", gem. ihrer eigenen Aussage (ich habe da aber Zweifel). Mit 17, nach fast einem Jahr des Nichtstuns, ging sie für ein knappes Jahr nach England, weil sie nicht wusste, was sie anderes machen sollte. Dort brach sie das Praktikum ab, jobbte sich durchs Leben. Sie ist sehr sprachenbegabt. Schließlich, nach einigen Monaten erneuten Nichtstuns hier bei uns zuhause, machte sie eine Ausbildung zur Sozialassistentin. Zu dem Zeitpunkt war ihre Erkrankung kaum noch relevant. Ihr machte die Ausbildung Spaß und sie jobbte nebenbeiim Service und lebte in ihrer eigenen Wohnung in der Stadt, die wir ihr finanzierten - zum Schluss mit einem "Lover", der bei ihr wohnte.
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> Nach erfolgreichem Ausbildungsabschluss, beschlossen sie und ihr damaliger Lebensgefährte, alles hier aufzugeben und "mal eine Zeit auszusetzen". Das Ziel war Thailand. Dort verbrachten die beiden aber nur die ersten 6 Wochen zusammen. Er trennte sich von ihr wegen einer anderen. Ab da war sie auf sich allein gestellt dort - sehr zu unserer Beunruhigung und mit immer erneuten "Geldspritzen" von uns aus Deutschland.
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> Aus 3 Monaten thailändische Insel wurde 1 Jahr Thailand. Sie wurde nämlich von jungen Models in Bkk zu einem Casting mitgenomen und als Model entdeckt. Danach folgten 5 Jahre Mailand. Sie führte während ihres Auslandsaufenthaltes ein sehr "bewegtes" Leben mit "vielen schönen Erlebnissen und Erinnerungen jedoch auch einigen wenigen schlimmen".
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> Bei ihrer Rückkehr nach 6 Jahren Auslandsaufenthalt (mit kurzen Abstechern zuhause) litt sie - für uns war das nach einer Trennung verständlich - an tiefer Traurigkeit und wollte sich eigentlich "nur erholen von allem". Daraus wurde über 1 Jahr. Später, so nach und nach, fanden wir heraus, dass es offenbar vorher schon depressive Episoden und einen 2-tägigen Krankenhausaufenthalt in Italien ("Nervenzusammenbruch") gegeben hatte. Obwohl sie und ich ständig während des Auslandsaufenthalts intensivst in Kontakt standen und ich sie auf ihren (und meinen) Wunsch hin auch mind. 2-3 x im Jahr besuchte, wie sie auch uns, hatte sie mir ihren Gemütszustand immer als "nicht so schlimm" dargestellt. Überzeugend übrigens. Bei den Besuchen war von Traurigkeit auch nichts zu spüren - wohl schon von ein wenig Unrast und beruflicher Antriebsschwäche, die wir, mein Mann und ich, unsererseits - weil wir es zu dem Zeitpunkt noch nicht besser wussten - immer mit "bquem und einfach Null-Bock" einstuften.
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> Seit ihrer Rückkehr nach Deutschland hat sich ihr Zustand nun zu einer SCHWEREN Depression mit psychotischer Symptomatik ausgewachsen (Diagnose erstellt während eines Klinik-Aufenthaltes August 2007 durch Oberarzt Allgemeinpsychatrie, offene Abtlg., Ilten). Sehr viel Überzeugungskraft war notwendig, um sie dazu zu bewegen, in diese Klinik zu gehen. Aber schon nach einem Tag in der Klinik, konnte man mit ihr wieder "normal" reden - was vorher absolut nicht mehr möglich war. Diese Reaktion auf die Medikamente stimmte uns einigermaßen hoffnungsvoll. Nach diesem Aufenthalt in den Warendorffschen Kliniken (3Wochen) zog sie zuerst wieder zu uns und dann - unterstützt durch uns - in eine eigene Stadtwohnung. Sie bezieht Sozialhilfe. Seitdem kann sie ihren Tagesablauf - gerade noch soeben - irgendwie bewältigen - meistens mit Schlafen tagsüber und schweren Schlafstörungen in der Nacht. Seit ca. 7 Monaten hat sie einen 10 Jahre jüngeren, mittlerweile wohl "Nur-Freund" (gem. ihrer Aussage), der aber offensichtlich doch nicht nur "Nur-Freund" ist und größtenteils bei ihr logiert - kostenfrei.
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> Bei ihr äußert sich die Depression mit den "üblichen" Dingen: Schlafstörungen, Antriebslosigkeit, Schwermut, Versagensängste etc. etc. - aber ihr Krankheitsbild geht halt noch sehr viel tiefer. Ohne Antidepressiva ist sie nicht "sie selbst" (sie lehnt die Einnahme aber meistens kategorisch ab und unterbricht diese immer und immer wieder bzw. eine Tablette soll eigentlich 24 Stunden wirken, die Wirkung lässt aber schon nach ca. 18 Stunden nach und dann ist sie von einem Moment zum anderen wie ausgewechselt: Total kranheits-uneinsichtig (vor allem, was die Notwendigkeit einer Medikamenten-Einnahme geschweige denn, einer anderen Therapie anbelangt), plötzlich einen total verbissenen Gesichtsausdruck bekommend, wirkt sie verwirrt, redet nur bruchstückhaft, hat verschiedene wahnhafte Vorstellungen (ALLE wollen ihr nichts Gutes, haben sich gegen sie verschworen, hintergehen sie, ihr neuer Freund ginge ständig fremd, bestielt sie etc. etc. etc. - die Liste könnte endlos verlängert werden) und äußert diese Vorstellungen dann auch vehement und lautstark. Ihre Gedanken drehen sich in solch einer Phase NUR um sich selbst und um die vermeindlichen Anfeindungen. Wir stehen dann in ihrem "Beschimpfungsfeuer", bzw. vor allem ihr besonders nahestehende Menschen, die zu dem Zeitpunkt nicht anwesend sind.
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> Wir waren letzte Woche mit ihr ein paar Tage gemeinsam verreist, in der Hoffnung, das würde ihr gut tun und wir könnten sie von einer Medikamenteneinnahme erneut überzeugen. Fehlanzeige. Offenbar für beide Seiten stellte sich das als absoluter Fehlentscheid heraus. Mehr noch - als schier unerträglich! Nach 4 Tagen reiste sie letztendlich heim (dazu ist sie dann immer noch in der Lage) und seitdem haben wir sie nicht mehr gesehen (nur gesprochen). Sie ist uns gegenüber (mir, ihrem Vater, sogar ihrer Oma und Mann, manchmal ihrer besten Freundin, ihrer Schwester, ihrem Freund) so unsagbar verletzend und unterstellt uns derartig "Unvorstellbares", dass wir ein Zusammensein mit ihr zwar wollen, aber einfach nicht mehr ertragen KÖNNEN. Die Betonung liegt auf "Können". Manchmal bin ich, ihre Ma, so weit, dass ich mich am liebsten vollkommen von ihr abwenden würde - was aber immer nur ein paar Stunden anhält, da mir bzw. uns allen durchaus bewußt ist, dass alles was sie tut und sagt, nicht "aus ihrem ursprünglichen, sonnigen Selbst" entspringt sondern aus einer total leidenden, "in sich gefangenen" Persönlichkeit. D.h. uns ist mehr als bewußt, dass sie sehr krank ist und ihr Zustand und ihre Äußerungen auf diese Krankheit zurückzuführen sind.
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> Aber das macht den Umgang damit trotzdem nicht einfacher. Es ist so unsagbar schwer. Besonders ich (lt. ärztlichem Bericht offenbar ihre Bezugsperson), bin total verzweifelt und muss aufpassen, dass ich nicht selbst in eine Depression abrutsche. Ich habe einfach keine Kraft mehr, ständig und immer und immer wieder zu versuchen, unsere Tochter zu motivieren, die Medikamente einzunehmen und sich erneut Hilfe zu holen. Zwei gemeinsame und erfolglose Besuche bei einem Psychiater und ein abschlägiges Vorstellungsgespräch in einer psychosomatischen Klinik vor ca. 4 Wochen, sind das erneute, niederschmetternde Resultat. Ihr geht es mittlerweile wieder so schlecht, wie vor einem Jahr, als sie sich letztendich dann doch bereit erklärte (mit Hife des sozialpsychatrischen Dienstes), in die Klinik zu gehen. Was sie mir anschließend aber ständig vorwarf/vorwirft.
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> Ich weiß nicht mehr weiter. Ich weiß, ich sollte mich abgrenzen; trotzdem würde ich sie so gerne erneut auf "den Weg bringen". Das mit dem Abgrenzen ist ohnehin immer so leicht gesagt, aber die Umsetzung soooo schwer, denn fast jeder, der mit unserer Tochter zu tun hat, kommt zu mir und sagt: "DU musst etwas tun. DAS kann doch so nicht weier gehen. DAS wird schlimm enden!" Das hat bei mir mittlerweile zur Folge, dass ich mich wie ein Dampfdrucktopf fühle, der kurz vor der Explosion steht - in der Gewissheit, dass ich nichts tun kann, solange sie nicht selber will.
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> Zugeben muss ich, dass ich dieser psychiatrischen Klinik gegenüber irgendwie - wie sie ja auch - Bedenken habe. Tatsache ist, dass unsere "Große" nicht wieder in SO eine Klinik" gehen will, sie aber andererseits mit einer psychosomatischen Klinik offenbar total überfordert wäre (lt. Meinung des dortigem Arztes).
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> Nach Entlassung aus der Allgemeinpsychatrischen Klinik in 2007 wurde ihr eine Psychotherapie angeraten sowie die Einnahme eines Antidepressivums für mindestens 1 Jahr - durchgehend. Sie ist aber eigenständig gar nicht in der Lage, dafür Sorge zu tragen und dieses einzuhalten! Beides hat sie abgebrochen und selbst sagt sie in "lichten" Momenten (die sie erstaunlicherweise schon nach Einnahme nur einer Tablette hat) des öfteren, sie fühle sich "von denen" allein gelassen (sie selbst wollte damals aber unbedingt schon nach 3 Wochen entlassen werden). "Wie konnten die einfach behaupten, ich sei "wieder hergestellt" und könne zurück ins Arbeitsleben? " (steht im Bericht! Sie war übrigens vorher ohnehin arbeitssuchend seit der Rückkehr aus dem Ausland). Tja - und genau diese Aussage der Klinik kann ich auch nicht ganz nachvollziehen und zweifele seitdem, ob die Einweisung damals überhaupt das Richtige war und bin daher total zögerlich, ob ich sie überhaupt in die Richtung erneute Einweisung sanft manövrieren sollte (wurde mir von der Ärztn damals empfohlen: "Immer sanft in die Richtung bringen").
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> Was soll ich denn nur tun? Erneut den Sozial-Psychatrischen Dienst einschalten, den ich telefonisch nicht erreichen und bei dem ich nur auf Anrubeantworter sprechen kann? Sicherlich schlägt man mir von deren Seite erneut "so einen" Klinikaufenthalt vor, über den meine Tochter - je nach Zustand - zwar einige gute, aber meistens leider "traumatische" Erinnerungen äußert. Gibt es denn gar keine Alternativen zu einer Klinikeinweisung der psychatrischen Art? Kann mir jemand raten, Bütte, pleeeeease ?????
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> So sorry für die Länge dieses Beitrags. Aber das hat meine Gedanken etwas geordnet.
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> Sonnigen Gruss - Sunchild

Re: Tochter, früheres Model, hat schwere Depression mit psychotischer Symptomatik

Verfasst: 9. Jul 2008, 16:47
von just
oje, habe aus Versehen statt auf Absenden zuerst auf 'Beitrag zitieren' geklickt.
War nicht beabsichtigt.
Wie löscht man das?

Re: Tochter, früheres Model, hat schwere Depression mit psychotischer Symptomatik

Verfasst: 9. Jul 2008, 22:48
von Wärme
Ein liebes Hallo an alle!

Danke, Denker, dass du dich eingebracht hast und danke für den Link hinsichtl. der Fibro. Schon seltsam. Ich bin letzte Woche zufällig auf dem Salzburger Flughafen auf ein Buch über EFT gestoßen (hatte vorher noch NIE etwas davon gehört) und hatte mir vorgenommen, mir dieses gleich nach Rückkehr zu besorgen. Durch die akuten Sorgen in den letzten Tagen, bin ich aber wieder völlig darüber hinweg gekommen. Und heute werde ich nun durch dich wieder darauf gestupst. Na, wenn das keine Vorsehung ist ....

So - und nun zu euer aller Information:

Unsere Tochter ist heute tatsächlich auf eigenen Wunsch in die Klinik gegangen. Es war auch tatsächlich ein Platz frei (ich hatte mich vorher durch einen Anruf vergewissert und sie avisiert) und sie hat ein sehr schönes 2-Bett-Zimmer dort beziehen können (was ihr irgendwie wichtig war beim ersten Mal, dass es nicht so ein Mehrbettzimmer ist).

Das Aufnahmegespräch wie auch das sofort angeschlossene erste Informationsgespräch sind sehr konstruktiv verlaufen. Der aufnehmende Arzt war auch der Informationsgesprächsarzt (wir waren nach Dienstschluss angekommen) und ich denke, nicht nur sie hat sich, sondern sogar ich habe mich "angenommen" gefühlt. Zuerst dachte ich, ich würde ich täuschen - ihr war meiner Meinung nach irgendwie eine "Erleichterung" anzumerken. Auf meine diesbezügliche spätere Frage hin, hat sie das auch sofort bejaht. Sie wirkte, als ob ihr eine schwerste Last von den Schultern genommen wurde und ihre Gesichtszüge waren aufeinmal ein wenig entspannter. Obwohl sie da noch kein Medikament bekommen hatte. Im Aufnahmegespräch war sie noch sehr nervös, fahrig, unkonzentriert und aufgebracht - im Info-Gespräch dann schon ein klein wenig ruhiger. Sie hat dann anschließend eine Tablette bekommen (ausnahmsweise schon vor dem Abend). Ich gehe davon aus, dass es sich um ein Neuroleptika handelt - in der kleinstmöglichen Dosierung, wie uns der Arzt versicherte, und auch nur für die ersten paar Tage, damit sie therapiefähig wird. Das Myrtazepin wurde zunächst auch auf den Medikamenten-Plan gesetzt, soll aber wahrscheinlich umgestellt werden (da sie ja solch große Abneigung dagegen hat, es ihr anscheinend nicht bekommt und die Wirkung nicht lang genug anhält). Das muss dann die behandelnde Ärztin mit ihr erarbeiten, sagte man uns. "Diesmal werden wir alles daran setzen, sie "auf die Beine" zu bringen", sagte der Arzt. (Sie hatte ihm als Einlieferungsgrund genannt, dass sie es nach dem ersten Klinikaufenthalt "nicht auf die Beine" geschafft hätte und überfordert war und es gelang ihr, klar zu machen, dass sie nunmehr doch bereit sei, erneut medikamentös eingestellt zu werden.

Kritisch wurde es beim Aufnahmegespräch, als sie nach den Suizidgedanken gefragt wurde. Beim ersten Mal - vor ca. 1 Jahr, antwortete sie spontan mit "Nein, habe ich nicht. Ich liebe das Leben trotz allem" - aber heute zögerte sie sehr und gab an, des öfteren solch Gedanken gehabt zu haben - weil man ihr von Depressiven erzählt hatte, die sich das Leben genommen und sie damit in Ängste gesetzt hatte davor!! MIr ist fast das Herz stehen geblieben. Einmal aus dem Grund, weil ich immer dachte, dass sie keine Suizidgedanken hatte und zum zweiten, weil sie dadurch fast auf die geschlossene Abteilung gekommen wäre. Aber sie hat dem Arzt überzeugend "garantieren" können, dass keine Gefahr bestünde. Ich hoffe sehr, dass wir uns auf ihre "Garantie" verlassen können. Ich glaube aber auch, dass sie tatsächlich damit meinte, ANGST davor zu haben, über kurz oder lang in solch einen lebensmüden Zustand zu geraten.

Ich bin unendlich erleichtert, dass wir nun doch gemeinsam diesen Weg eingeschlagen sind und dass sie ihn total freiwillig - ohne große Überredungskünste - gegangen ist. Ich denke, die Diagose wird nun auch erneut überdacht werden (Depression mit psychotischer Symptomatik? Oder womöglich doch eine Psychose mit depressiver Symptomatik???? Da sind aber nun lediglich MEINE Gedakengänge. NIcht die des Arztes heute. Ich muss gestehen, dass mir dann die erste Diagnose lieber wäre ...)

Nun müssen wir abwarten und hoffen, hoffen, hoffen ...

Alles Liebe und sonnige Grüße von einem zurzeit erleichterten Sunchild

Re: Tochter, früheres Model, hat schwere Depression mit psychotischer Symptomatik

Verfasst: 9. Jul 2008, 23:07
von Wärme
Danke, Delta, für deinen einfühlenden Beitrag. Das hat mir sehr gut getan, dass es mir jemand nachfühlen kann, wie furchtbar schwer es ist, sein Kind so krank und leidend zu erleben. Aber auch sehr betroffen, von eurem Leidensweg zu erfahren. Ich wünsche euch sehr, dass auch du und dein Sohn ein wenig zur Ruhe kommen könnt.

Ich habe ja meinen Mann, der mir oftmals eine Stütze ist (geteiltes Leid ist immer noch halbes Leid) und eine Ma mit ihrem Mann und liebe Freudinnen - aber du stehst ganz alleine "deine frau" -und das ist bestimmt noch unsagbar viel schwerer. Absolute Hochachtung davor.

Was WIR uns vornehmen sollten, wir "zwei beiden" bzw. alle, die auch "angehörig betroffen" sind? Wir sollten inständig versuchen, über die Sorge um unsere "Kinder" (sie bleiben ja IMMER unsere Kinder) WIRKLICH nicht zu vergessen/zu schludern, dass wir auch - bzw. eigentlich sogar in erster Linie - die Pflicht haben, für UNS selbst in psychischer HInsicht gut zu sorgen (notfalls, indem wir uns Hilfe bei Fachleuten holen) und dass dies ebenso eine wichtige Verantwortung ist - damit sich womöglich anderenfalls ANDERE nicht wiederum um uns sorgen müssen .... Na, DAS ist nu aber'n Satz geworden ...

Lass es uns also angehen und uns, so ab und an - und wirklich nur uns - ganz bewußt etwas Gutes zu tun, d.h. Dinge zu machen, die wir genießen können, die uns Fröhlichkeit bringen usw. und die uns nach und nach wieder stärken/stählen, damit wir letztendich wieder mehr Kraft bekommen, uns um unsere "Kinder" zu kümmern.

So, nun hab ich hoffentlich bzw, vielleicht nicht nur dich sondern auch auch gleich mich ein klein wenig motiviert ! ... die Theorie ist immer so klar und einfach, gell?

Seufz.... so schwer - aber ich denke, wir können das echt schaffen !!!!

Einen ganz besonders lieben und sonnigen Gruss an dich von Sunchild

Ach ja - du kannst deinen Beitrag bearbeiten, indem du oben in deinem Beitrag auf das Bearbeiten-Icon klickst und dann meinen versehentlich eingefügten, zitierten Beitrag markierst und mit der Entfernentaste wieder löschst.

Re: Tochter, früheres Model, hat schwere Depression mit psychotischer Symptomatik

Verfasst: 9. Jul 2008, 23:44
von Wärme
Hallo Kroki! Auch deine Gedanken haben mir sehr geholfen und dank deines Tipps habe ich das "Hinterher" heute gleich einmal bei dem Arzt in der Klinik angesprochen; nämlich dass ich es aus der zurückliegenden Erfahrung als wenig sinnvoll erachte, dass ein so extrem wenig belastbarer Mensch, plötzlich wieder völlig auf sich allein gestellt ist. Ich konnte ihm (dein Tipp hatte mich daran erinnert) von einer Broschüre für Betroffene und Angehörige berichten, die mir der Psychater vor 4 Wochen gegeben hatte und in der von Möglichkeiten wie "Integrationsfirmen speziell für Depressive", bezahlte Abholdienste zu und von Tageskliniken, betreutes Wohnen etc. etc. etc. die Rede ist. Er hat das auch bestätigt und ich hoffe sehr, dass man seitens der Klinik diesmal einen "Anschluss vorbereitend in Arbeit nimmt".

Außerdem bietet man in der Klinik jeden 2. Montag eine offentliche Info-Stunde für Angehörige an. Etwas, was es wohl auch im letzten Jahr schon gab, auf das aber keiner hingewiesen hatte und was ich beim ersten Mal sehr, sehr gut hätte gebrauchen können, Denn damals als "Neuling" - aber auch noch heute - hat man ja soooooo viele Fragen und Ängste etc. etc. Jedenfalls bekommt jeder gleich seit neuem bei Aufnahme solch ein Informationsschreiben in die Hand gedrückt, sagte man mir. DAS ist doch wirklich etwas super POSITVES und ich werde diese Möglichkeit gleich nächsten Montag nutzen! Lobenswert von denen, näch?

Gute Nacht und einen schönen Tag wünsche ich dir und allen anderen morgen - Sunchild

Re: Tochter, früheres Model, hat schwere Depression mit psychotischer Symptomatik

Verfasst: 10. Jul 2008, 09:56
von Denker
Hallo sunchild,
na das klingt doch so, als ob sich bei deiner Tochter in Sachen Krankheitseinsicht einiges getan hat. Und die Voraussetzungen in der Klinik scheinen auch optimal zu sein. Was könnte dir im Moment besseres passieren? Zeit zu durchatmen!

Und das mit dem EFT ist garantiert kein Zufall! Würde mich freuen, wenn du dann irgendwann mal von deinen Erfahrungen berichtest.

Liebe Grüße
Denker