Verhalten meiner Chefin macht mich absolut fertig!

[Melancholia]

An meiner Arbeitsstelle war es bisher an jedem Arbeitstag so, dass wenn mir die Chefin eine neue Aufgabe gegeben hat, ich die Aufgabe so schnell und sorgfältig abgearbeitet habe, wie ich es nur konnte. Dabei war es so, dass sie jedesmal nach ca. 1 Stunde in mein Büro kam und die Arbeitsergebnisse sehen wollte, obwohl ich erst mit der Hälfte oder 1/3 der Aufgabe fertig war. Daraufhin sagte sie dann enttäuscht: "Wie, sind sie noch nicht fertig damit?!" Daraufhin versucht ich, mich mit der Aufgabe noch mehr zu beeilen, obwohl das gar nicht möglich war, denn ich arbeite ja schon von mir aus immer mit der mir höchstmöglichen Geschwindigkeit und gebe wirklich immer mein Bestes.

Ich habe meiner Kollegin mein Herz darüber ausgeschüttet, dass die Chefin mich immer so sehr zur Eile antreibt, insbesondere ging es dabei um das Bearbeiten von Texten für das QM-Handbuch. Ich habe wochenlang viele Überstunden gemacht, weil die Chefin das Handbuch so schnell wie möglich fertig haben wollte.

Als ich das nächste Mal am Arbeitsplatz ankam, sagte die Chefin zu mir "Ich habe Sie in den letzten Wochen gehetzt, dann können Sie nach Hause gehen, machen Sie frei für Überstunden." Es klang aber nicht danach, dass sie mir gerne frei gibt, sondern es klang wie ein Vorwurf, ich fühlte, dass das eine Bestrafung sein sollte, dass sie mich einfach wieder nach Hause schickt. Außerdem war das Handbuch noch nicht fertig, ich bin mir absolut sicher, dass sie eigentlich wollte, dass ich es fertig mache, was ich ihr auch angeboten habe, aber sie wollte es nicht. Als ich nach Hause ging, war ich innerlich am Boden zerstört.

Seit diesem Tag gibt meine Chefin mir fast keine Aufgaben mehr, sondern schickt mich immer zu den anderen Vorgesetzten. Ich bin mit den Nerven am Ende. Das ist wirklich ein Schlag ins Gesicht! Ich bin mir fast sicher, dass sich meine Chefin deshalb so verhält, weil meine Kollegin ihr erzählt hat, wie sehr ich mich über ihre Art, mich zu hetzten und zu drängeln, aufgeregt habe, sonst kann ich mir ihr Verhalten nicht erklären.

Während sie mich bis zu jenem Tag, an dem ich der Kollegin meinen Frust anvertraut habe, immer mit Arbeit zugeschüttet hat, lässt sie mich jetzt einfach links liegen, ignoriert mich, schaut gar nicht mehr danach, was ich überhaupt mache. Ich muss sie ausdrücklich darum bitten, dass sie mir eine Aufgabe gibt, und sie gibt mir Aufgaben mit großem Zögern und einer Art von Zurückhaltung, so als müsse ich ihr Vertrauen darauf, dass ich überhaupt gerne für sie arbeiten will, neu gewinnen, sie scheint irgendwie richtig beleidigt zu sein.
Ich bin darüber in höchstem Maße beunruhigt!

Seit dem Tag, an dem die Chefin mich einfach nach Hause geschickt hat, bin ich in noch tiefere Depressionen gestürzt. Ich habe Schlafstörungen, bin total niedergeschlagen, labil und weinerlich, weil es mir so starke seelische Schmerzen bereitet, wie die Chefin mit mir umgeht.

Ich habe den Fehler begangen, mich bei der Kollegin über das Verhalten der Chefin zu beschweren, anstatt meine Chefin selbst darauf anzusprechen, dass die Arbeit auch nicht schneller fertig wird, wenn sie andauernd so drängelt und dass ich dann mehr Fehler mache.

Mich belastet das Verhalten der Chefin so sehr, ich kann an überhaupt nichts anderes mehr denken, meine Stimmung ist total im Keller.

Ich muss meine Chefin darauf ansprechen, nur, was soll ich ihr bloß sagen?

Bitte schreibt mir, wie ihr in diesem Fall vorgehen würdet.

[cooki3]

[HelH3]

Liebe Melancholia,

du hast die Problematik ja bereits treffend analysiert, weißt, dass du mit deiner Chefin sprechen musst und verweigerst dich deiner Einsicht nicht. Das finde ich gut und mutig. Ich würde an deiner Stelle um einen Gesprächstermin unter 4 Augen bitten und dann nicht nur ihren Rückzug thematisieren, sondern auch ihr vorausgeganges Verhalten, welches bei dir als Druck/ Kontrollzwang ankam (natürlich etwas entschärfter formulieren;-)). Vielleicht könnt ihr euch darauf verständigen, dass du regelmäßig mit Feedback über den Stand der Bearbeitung zu ihr kommst, statt umgekehrt? Betone unbedingt auch, wie wichtig dir deine Aufgabe ist und dass gerade die Arbeit an einem QM-Handbuch (mit so etwas hatte ich auch jahrelang zu tun)viel Sogfalt erfordert. Vielleicht hat sie auch ganz andere Vorstellungen darüber, mit welchem Ansatz man diese Aufgabe erledigen sollte - frag sie einfach, und versuche auf jeden Fall, eine andere Art der Kommunikation zwischen euch vorzuschlagen. Du schaffst das bestimmt! Ich empfehle dir auch, ihr bezüglich deines Gesprächs mit der Kollegin den Wind aus den Segeln zu nehmen und Bedauern zu äußern, dass du nicht gleich direkt zu ihr gekommen bist. Du gehst doch trotz deiner depressiven Gefühle recht konstruktiv und rational an deine Probleme heran, das kann nur hilfreich sein. Ich wünsche dir alles Gute und drücke die Daumen:-)

LG Helena

[3241]

Hallo liebe Melancholia,

ich kann mich der Meinung meiner Vorredner auch nur anschließen.
Bei mir war die Sitation auf meiner Arbeit sowie das Verhältnis zu meiner Chefin auch das Tüpfelchen auf dem "i", was mich im Dezember 07 endgültig absacken lies. Seit dem bin ich krank geschrieben, gehe aber bereits wieder für ein paar Stunden tgl. arbeiten.
Natürlich hatte ich die gleichen Probleme wieder am Hals und merkte, dass ich nach meiner "Erholung" wieder absackte. Ich konnte das (Gott sei dank) mit meiner Psychotherapeutin besprechen.
Ich kann Dir aus meiner Erfahrung folgendes auf dem Weg geben:
Mache den ersten Schritt und spreche Deine Chefin auf ein 4-Augen-Gespäch an.
Wie bereits erwähnt, nimm Ihr den Wind aus den Segeln, in dem Du sie auf das Gespräch mit Deiner Kollegin ansprichst und dich dafür entschuldigst.
Achte beim Gespräch darauf, dass du das Ganze auf sachlicher Ebene (nicht auf emotionaler Ebene) verhandelst (also, keine Vorwürfe machen etc, sondern "ich hatte in letzer Zeit das Gefühl, dass...").
Lass Dich nicht in eine Ecke drängen, Deine Arbeit und die gute Ausführung ist dir wichtig. Wenn die bisherige Leistung deiner Chefin nicht gut genug ist, kannst Du sie ja fragen, ob sie mit dir gemeinsam einen Lösungsweg erarbeiten kann (den Spieß umdrehen).

Noch ein Tipp: Trainiere evtl. Gesprächssituationen öfters zu Hause vor dem Spiegel. Du kennst Deine Chefin, und kannst Dir sicherlich vorstellen, wie sie auf Deine Aussagen und Fragen antworten könnte.

Ich wünsche Dir viel viel Kraft und Glück dafür.
Niniel

[s-ch]

hallo Melancholia,

ich möchte meinen Vorrednern zustimmen. Was Deine Chefin mit dem Freinehmen gesagt hat, fand ich jetzt so wie es geschrieben dasteht ganz normal. Kann es nicht sein, dass Du da auch etwas hineininterpretiert hast und es Dir vielleicht gar nicht recht war, dass sie nichts mehr für Dich hatte?

Wenn ich fragen darf: mußt Du Dir immer von jemandem eine Arbeit geben lassen, Du hast keinen eigenen Tätigkeitsbereich oder immer einige Aufgaben im Körbchen? Das finde ich auch eher ungünstig, es klingt so nach "Azubi", wenn man sich jede Arbeit holen muß bzw. zuweisen lassen muß. Aber ich kenne natürlich Eure Arbeitsplatzsituation nicht.

Ein offenes Gespräch ist auf jeden Fall das beste. Es war menschlich verständlich, jedoch taktisch ungeschickt, hinter dem Rücken der Chefin bei Deiner Kollegin zu jammern, dass sie sich dadurch angepißt (sorry) fühlte, ist schon verständlich. Doch sowas ist ein Mißverständnis und kann bereinigt werden.

Viel Glück dabei, S.

[Olympia23]

Jemandem zu sagen "Rede einfach mit ihr" ist immer leicht gesagt, wenn man nicht in deiner Haut steckt. Allerdings muß ich mich dennoch meinen Vorrednern anschließen. Ein offenes Gespräch könnte durch aus hilfreich sein.
Vielleicht meinte deine Kollegin es aber auch gut und hat gesehen, wie du dich abgehetzt hast und hat deshalb mit der Chefin geredet.
Ehe du dich weiter fertig machst, sprich lieber mit ihr.