Ich weiß nicht mehr weiter
Verfasst: 28. Mär 2008, 13:24
Hallo,
ich lese hier schon ein paar Wochen mit und möchte jetzt auch gerne mal meine Situation schildern. Vielleicht kennt ja der eine oder andere eine ähnliche Situation und hat ein Patentrezept für mich
Zur Vorgeschichte:
Das Verhältnis zu meiner Mutter war eigentlich nie richtig gut bzw. entspannt. Meine Eltern haben sich scheiden lassen als ich drei war und meine Mutter hat die Trennung m.M.n. nicht verarbeitet und war mit mir alleine überfordert. Als ich 12 oder 13 war, hat sie ihren jetzigen Mann kennengelernt. 10 Jahre lang haben beide weiter in ihren Wohnungen gewohnt und sind erst zusammen gezogen, als ich auszog. Allerdings hat meine Mutter die ganzen 10 Jahre lang immer nur davon geredet, dass wir bald eine Familie werden und ich dort dann mein eigenes Zimmer bekomme.
Ich bin dann ausgezogen sobald ich es mir leisten konnte, habe meinen Mann kennengelernt, geheiratet und unsere Tochter ist nun schon 20.
Nach meinem Auszug wurde unser Verhältnis etwas entspannter, aber leider nie so frei, wie ich es jetzt z.B. mit meiner Tochter – glücklicherweise – erlebe und lebe.
Meine Mutter hat mir sehr viel Liebe mitgegeben (das zumindest sagt mein Therapeut) , aber auch die „Anweisung“ ich solle immer schön artig sein und wurde auch immer dafür belohnt. Als meine Tochter so 10 Jahre alt war, merkte ich immer mehr, dass sie dies auch auf sie übertragen wollte. Mein Mann und ich waren uns einig, dass wir da einschreiten müssen und haben versucht, klarzumachen, dass wir unser Kind zu einem selbstbewussten, offenen und lebensbejahendem Menschen erziehen möchte. Mit der Erziehung hat es geklappt – dafür bin ich ziemlich dankbar – aber aufgrund dessen, dass meine Mutter eben eine andere – ich sage jetzt mal – Lebensweise oder –auffassung (ich weiß gerade nicht so recht, wie ich das auf die Schnelle formulieren soll) hat sind wir nun in ihren Augen ganz schrecklich, keiner hat sie richtig lieb usw.usf. Das volle Programm hat. Das meine Tochter damals damit überfordert war und aufgrund dessen nicht das von meiner Mutter erhoffte harmonische Verhältnis zwischen den beiden entstanden ist, versteht meine Mutter bis heute noch nicht. Sie erwartet als Oma ein Enkelkind, dass immer lieb ist, sich immer meldet, auf das sie stolz sein kann.
Aufgrund der daraus resultierenden endlosen nervenzermürbenden Diskussionen und auch Streitereien mit Tränen usw. hat sich natürlich das gesamte Verhältnis die letzten Jahre ziemlich verschlechtert. In der Folge habe ich mich ziemlich zurückgezogen und beschränke den Kontakt eigentlich auf 1-2 x wöchentliche Telefonate und vielleicht 1 x im Monat einen Besuch. Das ist natürlich in ihren Augen auch wieder ein Zeichen, dass ich eine schlechte Tochter bin. Bei anderen Familien laufe das ganz anders, nur sie hat so eine schlechte Familie. Wenn ich dann sage, in anderen Familien leisten aber auch beide Seiten ihren Beitrag, dann ist das auch wieder nicht richtig. Ich würde Tatsachen verdrehen usw.
Vor ca. einem halben Jahr ist es mal wieder eskaliert. Der Mann meiner Mutter ist aber ziemlich vernünftig und hat zu 95% meine Auffassung von der desolaten Situation bestätigt, also mir Recht gegeben, dass der Fehler halt zu 95% im Verhalten meiner Mutter liegt. Ich müsse jedoch halt als Tochter Verständnis haben und so weiter…..Das sind dann die restl. 5%.
Jedenfalls sind wir nach mehreren Stunden überein gekommen, einen Neuanfang zu starten. Das ist uns nur schwer geglückt, aus meiner Sicht jedenfalls. Irgendwie ist da wohl zuviel Porzellan schon zerschlagen worden.
Nun zu dem Auslöser für meine akute Tränenphase und für mein heutiges Posting:
Gestern besuchte sie mich. Es war eigentlich anfangs ganz nett. Ich bin ja schon immer froh, wenn wir uns einfach nur wie zwei Bekannte unterhalten können. Das wir nach all denn Jahren (ich bin mittlerweile fast 50) keine Harmonie und Innigkeit mehr erleben werden miteinander, damit habe ich mich abgefunden.
Nach 10 Minuten ging es aber leider wieder los. Meine Tochter und auch wir – mein Mann und ich – könnten es so gut haben und würden mit Geschenken überhäuft, wenn wir nur netter wären. Wobei mein Mann ihrer Meinung nach ein netterer Mensch ist, als wir beide, also meine Tochter und ich. Erst einmal habe ich mich nicht darauf eingelassen und gedacht, ich muss versuchen, das Gespräch in andere Bahnen zu lenken. Das gelang mir aber nicht, da sie immer mehr „ausholte“. Ich hätte ganz viele schlechte Eigenschaften, würde lügen und mit „allen“ Leuten über sie schlecht sprechen. Hierzu muss ich sagen, dass ich natürlich mit meiner besten Freundin, die ich mittlerweile schon über 30 Jahre habe und die auch die ganze Situation kennt, über meine Probleme spreche. Das erachte ich auch als reel, ich muss das ja schließlich auch verarbeiten, was da so auf mich eingeprasselt ist. Auf Nachfrage, welche schlechten Eigenschaften ich denn hätte, hat sie nichts geantwortet. Eine andere Freundin spricht mich jedes Mal, nachdem sie meine Mutter gesehen hat, an, und meint, ich müsse ihr dringend empfehlen zum Arzt zu gehen, da man das im Gesicht sehen kann, dass sie krank ist. Mein Vater wurde mir natürlich auch wieder auf dem Tablett serviert, wie schlecht er sie damals behandelt hat und dass sie mit mir alleine durchkommen musste, er sich um mich nicht gekümmert hat etc. Also das volle Programm. Ich kann das eigentlich alles gar nicht aufzählen, was sie noch vom Stapel gelassen hat. Dadurch dass ich in die Offensive gegangen bin, sprich ich habe versucht mit zu verteidigen, habe ich natürlich einiges auch noch schlimmer gemacht.
Ich bin inzwischen auch der Meinung, dass meine Mutter schwer depressiv ist.
Sie schwenkt auch immer schnell um. So hat sie mir z.B. gestern zwischendurch Geld gegeben, damit wir uns was gönnen können. Im gleichen Atemzug aber gesagt, dass sie nicht bereit ist mehr zu geben. Warum auch fragte ich sie, wir wollen das ja auch gar nicht. Ich habe ihr gesagt, dass sie ihr Geld nehmen soll, ich will es nicht. Das war natürlich auch nicht richtig.
Jedenfalls ging das alles gute 1 ½ Stunden so und ich habe immer nur gedacht, es muss mich ganz schnell jemand wecken, damit ich aus diesem Albtraum erwache.
Kaum war sie aus der Tür raus, fing ich an zu weinen und bis auf einige kurze Unterbrechungen tue ich das auch jetzt noch. Mein Mann war total entsetzt. Er meinte noch, an Ostern als wir dort waren, war meine Mutter „mal nicht so anstrengend“ vielleicht geht es ja doch noch bergauf.
Ich selbst mache mittlerweile eine tiefenpsychologische Therapie, die aber leider Anfang April ausläuft. Dort habe ich schon einiges verarbeiten können, aber bei diesen ganzen Rückschlägen fällt es mir doch langsam zunehmend schwerer, ein „normales“ Leben zu führen.
Ich habe nun beschlossen, den wirklich letzten Versuch zu starten und mit ihrem Mann ein Gespräch unter vier Augen führen. Entweder müssen wir meine Mutter dazu bewegen einen Arzt aufzusuchen und an ihrem Verhalten zu arbeiten oder ich muss den Kontakt abbrechen, so schwer mir das trotz allem auch fallen würde. Schließlich ist sie ja meine Mutter.
Ansonsten haben wir drei – mein Mann, meine Tochter und ich – ein glückliches und harmonisches Familienleben, einen kleinen Freundes- und einen großen Bekanntenkreis. Und zwischenmenschliche Probleme gibt es ansonsten mit niemandem. Sicherlich ist man mal mit dem einen oder andren nicht der gleichen Auffassung, aber das sind immer Lapalien und kommt wie ich meine in allen Lebensbereichen vor.
Meine Mutter hat keine Freundin, kein Hobby und sie haben nur einen kleinen Bekanntenkreis. So „normale“ Dinge sage ich jetzt mal, wie mal ins Kino gehen oder gegenseitige Essenseinladungen zu Hause mit Freunden kennen sie nicht so. Wir leben ein ganz anderes Leben.
Das wollte ich jetzt als abschließenden Baustein zum Gesamtbild sagen.
ich lese hier schon ein paar Wochen mit und möchte jetzt auch gerne mal meine Situation schildern. Vielleicht kennt ja der eine oder andere eine ähnliche Situation und hat ein Patentrezept für mich
Zur Vorgeschichte:
Das Verhältnis zu meiner Mutter war eigentlich nie richtig gut bzw. entspannt. Meine Eltern haben sich scheiden lassen als ich drei war und meine Mutter hat die Trennung m.M.n. nicht verarbeitet und war mit mir alleine überfordert. Als ich 12 oder 13 war, hat sie ihren jetzigen Mann kennengelernt. 10 Jahre lang haben beide weiter in ihren Wohnungen gewohnt und sind erst zusammen gezogen, als ich auszog. Allerdings hat meine Mutter die ganzen 10 Jahre lang immer nur davon geredet, dass wir bald eine Familie werden und ich dort dann mein eigenes Zimmer bekomme.
Ich bin dann ausgezogen sobald ich es mir leisten konnte, habe meinen Mann kennengelernt, geheiratet und unsere Tochter ist nun schon 20.
Nach meinem Auszug wurde unser Verhältnis etwas entspannter, aber leider nie so frei, wie ich es jetzt z.B. mit meiner Tochter – glücklicherweise – erlebe und lebe.
Meine Mutter hat mir sehr viel Liebe mitgegeben (das zumindest sagt mein Therapeut) , aber auch die „Anweisung“ ich solle immer schön artig sein und wurde auch immer dafür belohnt. Als meine Tochter so 10 Jahre alt war, merkte ich immer mehr, dass sie dies auch auf sie übertragen wollte. Mein Mann und ich waren uns einig, dass wir da einschreiten müssen und haben versucht, klarzumachen, dass wir unser Kind zu einem selbstbewussten, offenen und lebensbejahendem Menschen erziehen möchte. Mit der Erziehung hat es geklappt – dafür bin ich ziemlich dankbar – aber aufgrund dessen, dass meine Mutter eben eine andere – ich sage jetzt mal – Lebensweise oder –auffassung (ich weiß gerade nicht so recht, wie ich das auf die Schnelle formulieren soll) hat sind wir nun in ihren Augen ganz schrecklich, keiner hat sie richtig lieb usw.usf. Das volle Programm hat. Das meine Tochter damals damit überfordert war und aufgrund dessen nicht das von meiner Mutter erhoffte harmonische Verhältnis zwischen den beiden entstanden ist, versteht meine Mutter bis heute noch nicht. Sie erwartet als Oma ein Enkelkind, dass immer lieb ist, sich immer meldet, auf das sie stolz sein kann.
Aufgrund der daraus resultierenden endlosen nervenzermürbenden Diskussionen und auch Streitereien mit Tränen usw. hat sich natürlich das gesamte Verhältnis die letzten Jahre ziemlich verschlechtert. In der Folge habe ich mich ziemlich zurückgezogen und beschränke den Kontakt eigentlich auf 1-2 x wöchentliche Telefonate und vielleicht 1 x im Monat einen Besuch. Das ist natürlich in ihren Augen auch wieder ein Zeichen, dass ich eine schlechte Tochter bin. Bei anderen Familien laufe das ganz anders, nur sie hat so eine schlechte Familie. Wenn ich dann sage, in anderen Familien leisten aber auch beide Seiten ihren Beitrag, dann ist das auch wieder nicht richtig. Ich würde Tatsachen verdrehen usw.
Vor ca. einem halben Jahr ist es mal wieder eskaliert. Der Mann meiner Mutter ist aber ziemlich vernünftig und hat zu 95% meine Auffassung von der desolaten Situation bestätigt, also mir Recht gegeben, dass der Fehler halt zu 95% im Verhalten meiner Mutter liegt. Ich müsse jedoch halt als Tochter Verständnis haben und so weiter…..Das sind dann die restl. 5%.
Jedenfalls sind wir nach mehreren Stunden überein gekommen, einen Neuanfang zu starten. Das ist uns nur schwer geglückt, aus meiner Sicht jedenfalls. Irgendwie ist da wohl zuviel Porzellan schon zerschlagen worden.
Nun zu dem Auslöser für meine akute Tränenphase und für mein heutiges Posting:
Gestern besuchte sie mich. Es war eigentlich anfangs ganz nett. Ich bin ja schon immer froh, wenn wir uns einfach nur wie zwei Bekannte unterhalten können. Das wir nach all denn Jahren (ich bin mittlerweile fast 50) keine Harmonie und Innigkeit mehr erleben werden miteinander, damit habe ich mich abgefunden.
Nach 10 Minuten ging es aber leider wieder los. Meine Tochter und auch wir – mein Mann und ich – könnten es so gut haben und würden mit Geschenken überhäuft, wenn wir nur netter wären. Wobei mein Mann ihrer Meinung nach ein netterer Mensch ist, als wir beide, also meine Tochter und ich. Erst einmal habe ich mich nicht darauf eingelassen und gedacht, ich muss versuchen, das Gespräch in andere Bahnen zu lenken. Das gelang mir aber nicht, da sie immer mehr „ausholte“. Ich hätte ganz viele schlechte Eigenschaften, würde lügen und mit „allen“ Leuten über sie schlecht sprechen. Hierzu muss ich sagen, dass ich natürlich mit meiner besten Freundin, die ich mittlerweile schon über 30 Jahre habe und die auch die ganze Situation kennt, über meine Probleme spreche. Das erachte ich auch als reel, ich muss das ja schließlich auch verarbeiten, was da so auf mich eingeprasselt ist. Auf Nachfrage, welche schlechten Eigenschaften ich denn hätte, hat sie nichts geantwortet. Eine andere Freundin spricht mich jedes Mal, nachdem sie meine Mutter gesehen hat, an, und meint, ich müsse ihr dringend empfehlen zum Arzt zu gehen, da man das im Gesicht sehen kann, dass sie krank ist. Mein Vater wurde mir natürlich auch wieder auf dem Tablett serviert, wie schlecht er sie damals behandelt hat und dass sie mit mir alleine durchkommen musste, er sich um mich nicht gekümmert hat etc. Also das volle Programm. Ich kann das eigentlich alles gar nicht aufzählen, was sie noch vom Stapel gelassen hat. Dadurch dass ich in die Offensive gegangen bin, sprich ich habe versucht mit zu verteidigen, habe ich natürlich einiges auch noch schlimmer gemacht.
Ich bin inzwischen auch der Meinung, dass meine Mutter schwer depressiv ist.
Sie schwenkt auch immer schnell um. So hat sie mir z.B. gestern zwischendurch Geld gegeben, damit wir uns was gönnen können. Im gleichen Atemzug aber gesagt, dass sie nicht bereit ist mehr zu geben. Warum auch fragte ich sie, wir wollen das ja auch gar nicht. Ich habe ihr gesagt, dass sie ihr Geld nehmen soll, ich will es nicht. Das war natürlich auch nicht richtig.
Jedenfalls ging das alles gute 1 ½ Stunden so und ich habe immer nur gedacht, es muss mich ganz schnell jemand wecken, damit ich aus diesem Albtraum erwache.
Kaum war sie aus der Tür raus, fing ich an zu weinen und bis auf einige kurze Unterbrechungen tue ich das auch jetzt noch. Mein Mann war total entsetzt. Er meinte noch, an Ostern als wir dort waren, war meine Mutter „mal nicht so anstrengend“ vielleicht geht es ja doch noch bergauf.
Ich selbst mache mittlerweile eine tiefenpsychologische Therapie, die aber leider Anfang April ausläuft. Dort habe ich schon einiges verarbeiten können, aber bei diesen ganzen Rückschlägen fällt es mir doch langsam zunehmend schwerer, ein „normales“ Leben zu führen.
Ich habe nun beschlossen, den wirklich letzten Versuch zu starten und mit ihrem Mann ein Gespräch unter vier Augen führen. Entweder müssen wir meine Mutter dazu bewegen einen Arzt aufzusuchen und an ihrem Verhalten zu arbeiten oder ich muss den Kontakt abbrechen, so schwer mir das trotz allem auch fallen würde. Schließlich ist sie ja meine Mutter.
Ansonsten haben wir drei – mein Mann, meine Tochter und ich – ein glückliches und harmonisches Familienleben, einen kleinen Freundes- und einen großen Bekanntenkreis. Und zwischenmenschliche Probleme gibt es ansonsten mit niemandem. Sicherlich ist man mal mit dem einen oder andren nicht der gleichen Auffassung, aber das sind immer Lapalien und kommt wie ich meine in allen Lebensbereichen vor.
Meine Mutter hat keine Freundin, kein Hobby und sie haben nur einen kleinen Bekanntenkreis. So „normale“ Dinge sage ich jetzt mal, wie mal ins Kino gehen oder gegenseitige Essenseinladungen zu Hause mit Freunden kennen sie nicht so. Wir leben ein ganz anderes Leben.
Das wollte ich jetzt als abschließenden Baustein zum Gesamtbild sagen.