Loslassen?

Melakka1
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Loslassen?

Beitrag von Melakka1 »

Hallo Ihr Lieben,
stelle mir mal wieder die Frage: wie lange halte ich den Zustand des "Wartens" noch aus oder muss ich einfach lernen los zu lassen, obwohl es mir so sehr schwer fällt?
Vor einem halben Jahr hat sich mein Freund von mir getrennt, er befindet sich in einer depressiven Phase. Und obwohl er mir damals gesagt hat, er liebt mich nicht mehr, möchte ich uns nicht aufgeben. Den Kontakt hat er nicht abgebrochen, manchmal gehen wir spazieren oder sehen uns bei Freunden. Ich vermeide es, dann über meine Gefühle ihm gegenüber zu sprechen, weil ich Angst habe, das setzt ihn zu sehr unter Druck, andererseits habe ich auch das Bedürfnis, ihm zu zeigen/sagen, dass ich ihn noch liebe.
Auf der einen Seite möchte ich für ihn da sein in seiner Krankheit, auf der anderen wünsche ich mir manchmal, ihn aus meinem Leben und Denken zu verbannen, weil mich diese unerfüllte Hoffnung zermürbt. Ich frage mich oft, warum tue ich mir das alles eigentlich an, er will mich nicht mehr, das muss doch in meinen Kopf gehen. Tut es aber leider nicht.
Manchmal denke ich, ich hau' ihm meine Gefühle einfach um die Ohren, dann bin ich es los und muss mir nicht vorwerfen, dass ich es ihm nicht gesagt habe - auch auf die Gefahr hin, dass ich ihn ganz verlieren. Aber wann ist der geeignete Zeitpunkt? Spürt man den intuitiv, z. B. wenn er insgesamt mehr Emotionen zeigt? Wie geht ihr mit dem Thema Loslassen um?
Oder
Freue mich auf eure Meinungen.
(Bin erst morgen früh wieder am Rechner)
Liebe Grüße
doramaar
grenadierkapp
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Re: Loslassen?

Beitrag von grenadierkapp »

Hallo Doramaar,

habe mich vor einigen Tagen im Forum angemeldet, weil ich mit meiner Freundin wohl ähnliche Probleme haben.
Das Grundproblem für mich ist zu unterscheiden, was sie ist und was die Krankheit. Wahrscheinlich ist dies gar nicht möglich.
Unsere Beziehung begann letztes Jahr im Spätsommer und war sehr schön, wurde allerdings immer mal wieder unterbrochen durch einige Tage, wo sie depressive Phasen hatte. Im Dezember kamen dann Angstanfälle dazu, so daß sie ein Medikament (Opipramol) verschrieben bekam, was das wohl abfängt, aber sie ansonsten müde und empfindungslos macht. Im Januar wurde ihr Verhalten mir gegenüber zunehmend liebloser, auf Fragen folgte meist nur Schweigen und manchmal die Antwort, daß sie nicht reden könne. Im Laufe des Februars stellte sie dann nahezu alle Kontakte zu mir an, betonte allerdings, daß es nicht an mir läge und äußerte mehrmals detaillierte Suizidvorstellungen. Zwischenzeitlich ließ sie immerhin zu, daß ich ihr einen Psychiater vermittelte, bei dem sie letzten Donnerstag war, allerdings ohne mir etwas dazu mitzuteilen.
Ich habe mich nun nach Wochen des Leidens schweren Herzens entschieden, zumindest einen vorläufigen Schlußstrich zu ziehen, weil mich die Situation zu sehr belastet und ich keine Möglichkeiten zur Änderung sehe. ich bin weiterhin erreichbar und ansprechbar, aber Hoffung will ich mir keine mehr machen, ich muß auch an mich denken. Ich will sie nicht alleine lassen, aber ich kann mich nicht anbieten ohne Resonanz. So habe ich auch versucht, es rüberzubringen. Sie hat wahrscheinlich auch mehr als die Depression (Suizidversuche mit 15 bei Scheidung der Eltern, Selbstverletzungen, Psychiatrieaufenthalt, Drogenkonsum, Mißbrauch - volles Programm) und drückt sich wohl davor, das Faß richtig aufzumachen. Eine besondere Tragik dabei ist, daß sie ein fünfjähriges Kind zu versorgen hat, was bisher aber ganz gut geklappt hat. Inzwischen ist ihr immerhin bewußt, daß sie krank ist und es allein nicht schafft, läßt aber bestenfalls und auch nur halbherzig Symptomkurierung zu.
Fazit: Ich liebe sie weiterhin und wäre gern für sie da, aber sie mauert sich ein und läßt mich verhungern. Also ziehe iich mich zurück und versuche zu suggerieren, daß es mich trotzdem noch gibt.

Liebe Grüße

Klaus
Klaus
Melakka1
Beiträge: 18
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Re: Loslassen?

Beitrag von Melakka1 »

Hallo Klaus,
danke für deine Gedanken zu diesem schwierigen Thema. Man möchte da sein und unterstützen und sieht kein echtes Zeichen, das es vorwärts geht. Oder wie bei dir, das dieser Zustand immer mal wieder zurückkehrt, vielleicht gerade dann, wenn du gedacht hast, es geht ab jetzt aufwärts.

> Das Grundproblem für mich ist zu unterscheiden, was sie ist und was die Krankheit. Wahrscheinlich ist dies gar nicht möglich.>

Ich kenne meinen Freund schon gut 5 Jahre, aber mittlerweile frage ich mich auch, was war wirklich er oder was der Mensch, der sich nur verstellt hat, weil er sich eine Friede-Freude-Eierkuchen-Welt gewünscht hat. Es gab eigentlich fast nie Streit, was aber im Nachhinein kein Wunder ist, denn er wollte es immer allen recht machen.

>Ich habe mich nun nach Wochen des Leidens schweren Herzens entschieden, zumindest einen vorläufigen Schlußstrich zu ziehen, weil mich die Situation zu sehr belastet und ich keine Möglichkeiten zur Änderung sehe. Ich bin weiterhin erreichbar und ansprechbar, aber Hoffung will ich mir keine mehr machen, ich muß auch an mich denken.>

Was meinst du mit vorläufig, wenn du doch eigentlich keine Hoffnung mehr machst? Oder vermischt sich da - genau wie bei mir - das Loslassen wollen mit dem es letztendlich doch nicht können?

>Also ziehe ich mich zurück und versuche zu suggerieren, daß es mich trotzdem noch gibt.>

Wie sieht das in der Praxis aus, heißt das hin und wieder eine sms oder rufst du sie an? Und belastet dich dieser kleine Moment der Kontaktaufnahme nicht nachhaltig?
Zurück ziehen und trotzdem Nähe vermitteln - da fehlt mir echt eine praktische Anweisung.

Wenn du deiner Freundin jetzt sagst, dass du sie liebst - wie reagiert sie in ihrer gefühlsarmen Stimmung darauf? Denkst du es ist gut, seine Gefühle unmissverständlich auszudrücken? Ich tue es im Moment nicht, weil ich Angst habe, er zieht sich vor mir zurück, eben weil er außer Freundschaft nichts für mich empfindet. Tja, und möglicherweise wird sich das nie mehr ändern. Das ist meine Sache mit dem Hoffen oder doch Loslassen.

Für heute bin ich weg vom Rechner, freue mich auf deine Antworten,

ganz liebe Grüße
doramaar
grenadierkapp
Beiträge: 11
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Re: Loslassen?

Beitrag von grenadierkapp »

Hallo Doramaar,

nur nebenbei: ich habe inzwischen auch Deine anderen Beiträge gelesen und weiß dadurch, daß Du wohl schon eine ganze Weile am Kämpfen und leiden bist. Ich danke Dir für Deine mitfühlenden Anmerkungen, die mir auch wieder ein Stückchen weiter helfen. Wie das bei mir wird, weiß ich noch nicht, aber irgendwann brauche ich eine Perspektive, mein Leben besteht auch aus meinen beiden kleinen Kindern (aus meiner gescheiterten Ehe), Freunden, Job und auch mir selbst.
Gestern rief mich meine Freundin (ich bleibe mal bei der Bezeichnung) tatsächlich mal an und es kam zu einem längeren, relativ offenen Gespräch. Sie hatte sich letzte Woche aufgrund akuter Suizidgefahr selbst in die Psychiatrie eingeliefert, wo sie 2001 schon mal war und zum Glück die gleiche Ärztin wieder fand. Diese konnte sich noch erinnern und hat sich ihrer angenommen. Sie bekam ein anderes Medikament und hat jetzt wöchentlich einen Termin, da sie sich geweigert hat, dort zu bleiben. Immerhin - ein Riesenfortschritt, noch vor 2 Wochen war dies unvorstellbar. Ihr ist auch inzwischen klar, daß es mehr als eine Depression ist und sie sich der therapeutischen Behandlung irgendwie öffnen muß. Sie hat wohl traumatische Erlebnisse bei der Scheidung ihrer Eltern erfahren müssen, deren Auswirkungen wohl auch eine Angst vor Beziehungen ist. Im gegenwärtigen depressiven Zustand ist ihr fast alles egal, vor allem auf emotionaler Ebene und daher auch unsere Beziehung, aber zunehmend auch die Beziehung zu ihrem Kind. Wie kann ich dann noch mit irgendwelchen Bedürfnissen von mir ankommen? Ich denke, sie braucht Zeit und muß erst mal mit sich jetzt klarkommen, in dem sie sich aktiv um sich kümmert. Ich würde sie dabei gerne unterstützen, aber sie sieht hier kein Bedürfnis. Sie will mich auch nicht direkt loswerden, es ist ihr einfach egal. Insofern bin ich schon fast wieder am Zögern, ob ich die Sache beenden soll.

Von mir aus rufe ich Sie weder an noch besuche ich sie, ich schicke gelegentlich eine SMS oder einen kleinen Brief. Weiteres muß von ihr ausgehen. Natürlich belastet mich jeder Kontakt, da er die Wunden wieder aufreißt und ich dann wieder leide, ziemlich massiv sogar. Aber ich bin trotzdem froh und dankbar für jede Kontaktaufnahme und denke, daß sie auch was davon hat, wenn sie das von sich aus macht. Ich versuche sie auch dabei nicht mehr zu irgendwelchen entscheidenden Aussagen hinsichtlich unserer Beziehung zu drängen. Ich lasse sie also ein Stück weit los, habe aber trotzdem noch nicht alle Hoffnung aufgegeben. Sie tut mir auch so leid, weil sie im Grunde genommen einsam und der Meinung ist, ganz allein mit emotionsloser Härte gegen die Welt ankämpfen zu müssen. Das ist halt ihre Überlebensstrategie aus der Vergangenheit und das sie die nicht so schnell – wenn überhaupt – aufgeben wird, ist mir klar. Aber dies ist keine Basis für eine Beziehung, was ihr inzwischen selbst klar ist. Insofern kann man die aktuelle Depressionsphase wohl auch als Anstoß verstehen, generell die eigene Lebensphilosophie zu überdenken.
Eine praktische Anweisung für Rückzug und Nähevermittlung kann ich auch nicht geben, ich bin auch nur am Rumeiern, weiß aber, wo meine Grenzen sind. Ich wäre auch an einer tiefergehenden Freundschaft interessiert, wo man sich von Zeit zu Zeit mit einem gewissen Tiefgang austauscht, dies war auch der Beginn unserer Beziehung.

Ich laß es für heute erst mal dabei, der Text wurde schon wieder lang genug. Ich bin froh, daß es dieses Forum gibt, ich habe für uns beide auch das Buch gekauft, man versteht doch einiges besser und sieht, daß es noch andere gibt, die so leiden müssen. Das tröstet zumindest mich ab und zu.

Viele liebe Grüße
Klaus
Melakka1
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Re: Loslassen?

Beitrag von Melakka1 »

Hallo Klaus,
ja, ich bin auch froh, diese community gefunden zu haben, denn das ganze Thema ist ja derart komplex und dabei so wenig greifbar. Zu Anfang dachte ich, ich werde verrückt, weil ich verzweifelt nach logischen Zusammenhängen für das Verhalten meines Freundes suchte. Von den Selbtvorwürfen ganz zu schweigen. Zu erkennen, dass es nicht an mir liegt, das er krank geworden ist, ist eine wichtige Erfahrung, die ich hier gemacht habe. Sonst geht man ja völlig zu Grunde.

Du schreibst, deine Freundin sieht keinen Bedarf darin, dass du ihr hilfst. Auch mein Freund (so nenne ich ihn einfach weiterhin) ist in dieser Hinsicht eher unzugänglich. Das Merkwürdige ist, dass er einerseits normal zu funktionieren schein (Job, Haushalt, Small talk über unsere Bekannten, auch mal über einen Witz lachen), aber alles was Emotionen betrifft, ist wie ausgelöscht.
Mit dem "Zeit geben" hast du sehr recht aber mir macht es Schwierigkeiten, dass ich diesen Zeitraum gern abstecken würde, er lässt sich aber nicht definieren und vor allem nicht absehen. Das ist EIN Knackpunkt an der Sache, jedenfalls bei mir. Die Ungeduld.
Ich werde auch weiterhin mit Rückzug und Nähe kämpfen müssen, so wie du.
Ich wünsche dir viel Kraft und das dir dieses Forum dabei hilft,
bis dahin,

liebe Grüße doramaar
grenadierkapp
Beiträge: 11
Registriert: 3. Mär 2008, 13:27

Re: Loslassen?

Beitrag von grenadierkapp »

Hallo Doramaar und Daniela,

ich danke Euch für eure ermutigenden Worte und bewundere Euch für eure Geduld.

Ich habe mich ja nun entschlossen, einen durchaus symbolischen Schlußstrich darunter zu setzen, in dem ich am Samstag meine restlichen Sachen bei ihr abhole, wenn ich auch immer noch etwas Hoffnung habe.

Mit einiger Zeit Abstand sehe ich die Sache bei mir nunmehr aber so, daß meine Freundin von Anfang an daran gedacht hatte, die Beziehung nicht allzuweit gedeihen zu lassen, obwohl es ihr gut ging dabei. Sie hat wohl resutlierend aus ihrer Lebensgeschichte als Scheidungskind, mißbrauch und einigen anderen Dingen ein generelles Problem, sich dauerhaft auf einen anderen Menschen einzulassen 8Bezeihungsangst etc.). Die aktuelle Depressionsphase ist m. E. hiervon nur ein Symptom, das sie sicherlich zumindest temporär auch wieder in den Griff kriegen wird. Damit ist aber das eigentliche Problem noch nicht gelöst. Immerhin ist ihr dies bewußt, aber sie ist noch nicht soweit, dieses tieferliegende Problem anzugehen. Wann und ob sie das überhaupt jemals macht, steht in den Sternen. Bzgl. mich oder auch anderen hat sie keinerlei Bedürfnisse mehr (wobei das wohl zu einem Gutteil auch an der Depression und der Medikamentation leigen dürfte), insbes. keins mehr nach Nähe, mit Mühe und Not schafft sie das gerade noch für ihr Kind. Da sie auch andererseits die Alltagsprobleme lieber alleine oder mit anderen als mit meiner Unterstützung bewältigen will, ziehe ich die Konsequenzen. Die Tür ist nicht zu, das weiß sie, aber ich kann mich nicht hinterher tragen wie ein Geschenk, was keiner will, bei allem Verständnis und aller Liebe. Positiv kam von ihr immerhin Anfang der Woche, daß es ihr leid tut und ich ihr nicht egal bin. Ich weiß nicht, ob das ein Hoffnungsschimmer sein kann. Ich will ihr gerne verbunden bleiben, das wird auch von meiner Seite so bleiben, aber ich werde außer gelegentlichen, relativ unverbindlichen Kontaktaufnahmen wohl nichts unternehmen, ich ertrage dieses Schweigen, Warten und Zurückweisen nicht länger. Sie weiß dies alles, wenn wirklich Interesse noch da sein sollte, bin ich immer erreichbar. Ich denke nicht, daß ich sie damit leichtsinnig verlasse, ich akzeptiere ihren Wunsch nach Rückzug und mache das offiziell, was sie in der Praxis schon seit Wochen so gemacht hat.
Sie tut mir so unendlich leid, weil sie so allein ist und verletzt hinter ihrer Schutzmauer sitzt, aber was soll ich denn noch machen? Ich verhungere draußen vor dieser Mauer, ich will doch auch leben! Ich habe auch 2 kleine Kinder (3 und 5, bin geschieden), die wollen auch was von mir haben und ihren Vater mal wieder lachen sehen.

Sorry, wenn sich das alles so negativ anhört, aber so isses halt. Laßt Euch trotzdem nicht runterziehen.

Liebe Grüße

Klaus
Klaus
srcek
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Re: Loslassen?

Beitrag von srcek »

Lieber klaus!

Ich kann gut nachvollziehen, dass du es leid bist, vor dieser Mauer zu warten. Und du hast Recht. Du musst auch mal wieder lachen und dein Leben leben, das vergessen wir anfangs viel zu oft.
auch ich denke immer wieder darüber nach, ob es noch irgendeinen Sinn macht, so weiterzumachen. Ich lebe zwar mein Leben, aber ich denke noch viel zu viel an meinen Freund. glücklich bin ich nicht, aber auch nicht zu traurig, um nicht Freude an meinem Leben zu haben. mir fehlt nur etwas....
Aber auch wenn ich öfter hoffnungslos bin, ich werde wohl weiterhin ihm alle zwei Monate einen Brief schreiben und vielleicht wird es nochmal zu einem Kontakt kommen. Aber das steht in den Sternen, und ich muss mein Leben leben, und darf mich von seinem Rückzug nicht runterziehen lassen.
Manchmal denke ich mir, mann du bist doch total weil du dass alles mitmachst. Aber dann denke ich an diese Verbundenheit, die wir beide miteinander hatten, und das gibt mir immer wieder Mut weiterzumachen. Ob es was bringt? Immerhin gebe ich ihm wohl Kraft, was er mir ja mit der Sms zu Valentinstag ausdrücken wollte.
Tja, nun mache ich mal Schluss, damit es nicht zu lang wird

Liebe Grüsse
Daniela
andy1980
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tja

Beitrag von andy1980 »

Wer hätte das gedacht, dass ich mich mal noch aktiv in einem Forum über Depressionen und deren Auswirkungen und Betroffenen beteilgen würde.

Im Juni letztes Jahr kennengelernt und die schönsten Monate meines Lebens mit ihr (und ihren zwei kleinen Jungs) verbracht.

Heute gemäss Ihr Schluss. Sie will nicht noch die Bürde auf sich tragen, den Ansprüchen einer Beziehung gerecht werden zu müssen. Lieb gesagt, kanns auch verstehn, aber ändert natürlich nix daran dass ich die wunderschönen Zeiten im Kopf habe.

Zudem erfahre ich heute, dass sie diesen Zustand der schweren Depression schon einmal hatte. Ein halbes Jahr lang. Der Grund warum es aufgehört hat? ich. Tja, dass das natürlich nicht des Rätsels Lösung sein wird auf lange Sicht, hätte ich damals schon gewusst.

Jetzt sind alle Probleme wieder da, seit Dezember immer schlimmer geworden, jetzt auf dem Siedepunkt. Keine Gefühle mehr, keine Energie mehr, nur noch im Bett bleiben, die bekannten Sympthome.

Seit einigen Wochen in Behandlung, ohne Medikamente.

Ich möchte noch für Sie da sein, nach dem Lesen im Forum und einigen anderen Seiten bin ich zwiegespalten. Kann ich das? Bringts was? Sie möchte klar den Weg alleine gehen, aber sagen das nicht alle welche dieser Krankheit verfallen sind?

Sie hat noch Gefühle für mich, ich bin ihr nicht "egal", ich liebe sie, immer noch.

Gibt es tatsächlich keine Richtline, einen Zeitrahmen, woran man sich halten kann? Dauert dieser Zustand so wie er jetzt ist Jahre, werde ich damit nicht fertig werden. Ist er in 2-3 Monaten vorüber würde ich mich dafür hassen, sie "aufgegeben" zu haben.

Keine Ahnung ob dieser Text verständlich ist, detaillierter ist leider zur Zeit nicht möglich, sorry...
am15590
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Re: Loslassen?

Beitrag von am15590 »

Hallo Doramaar, hallo Klaus,

habe eure Beiträge hier mit großem Interesse gelesen und erkenne meine eigene Situation
darin wieder. Auch meine Freundin hat mir vor 3 Wochen gesagt sie möchte unsere 7
jährige Beziehung beenden weil bei ihr plötzlich eine Depression ausgebrochen ist.

Auch ich stelle mir dieselben Fragen wie ihr beide. Auch bei mir ist das nun eine Gratwanderung
zwischen Rückzug und Nähe, von sie mit sich alleine lassen und Kontakt aufnehmen.

Wie ist es euch den seit Ende März ergangen ? Habt ihr endgültig losgelassen oder ist
es wie bei mir im Moment sozusagen eine "ruhende Beziehung" ?

Ich würde mich sehr auf eine Antwort freuen.

Hi Andy,

tja, auch ich hätte nicht im Traum daran gedacht mich mal hier in diesem Forum wieder zu finden
Womit ich natürlich das Forum nicht herabwürdigen will. Im Gegenteil.

>Ich möchte noch für Sie da sein, nach dem Lesen im Forum und einigen anderen Seiten bin ich
>zwiegespalten. Kann ich das? Bringts was? Sie möchte klar den Weg alleine gehen, aber sagen das
>nicht alle welche dieser Krankheit verfallen sind?

Ja ich glaube das sagen so gut wie alle Depressiven in dieser Situation. Meine hat das ganz ähnlich
formuliert. Depressive müssen sich in dieser Phase völlig auf sich selbst und ihre Therapie konzentrieren.
Sie haben nicht die Kraft weiter eine Beziehung zu führen. Du wärest da nur eine Belastung für sie,
weil sie dann denkt, sie müsste für dich das sein und dir auch das geben was in einer Beziehung
notwendig ist. Und genau das kann sie im Moment auf keinen Fall leisten.

Es bleibt dir also nur wie uns anderen hier auch, Geduld zu üben und dabei dein eigenes
Leben nicht zu vernachlässigen. Das wird wahrscheinlich das härteste was du jemals in deinem
Leben gemacht hast. Du musst das verleugnen was du eigentlich so sehr sehnst: die Nähe zu
ihr.

Wie lange das dauern kann weiss ich nicht. Nach dem was ich so hier und anderswo lese, bewegt
sich dieser Zeitraum von 3 Monaten bis zu mehr als einem Jahr. Selbst wenn diese Zeit vergangen
ist, gibt es leider keine Sicherheit das ihr wieder zusammen kommt. Das hängt wohl davon ab,
wie groß die Liebe vorher war und ob die Beziehung vielleicht sogar ein Teil der Ursache der Depression ist. Letzteres kann man ja wohl in deinem Fall ausschliessen.

Sorry, ich hoffe dir nicht jeden Mut genommen zu haben mit meinen Gedanken, aber so sehe
ich die Sache.

Viele Grüße,


g-kater
grenadierkapp
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Re: Loslassen?

Beitrag von grenadierkapp »

Hallo zusammen,

was mich wirklich überrascht hat, ist der anscheinend sehr ähnliche Ablauf bei Euch anderen Angehörigen, was ja auch schon mal ein kleiner Trost ist.
Bei uns ist es inzwischen so, daß der letzte Kontakt jetzt gut 2 Wochen her ist. Ich melde mich nach wie vor nicht bei ihr, sie rief gelegentlich noch an, sagt aber dann so gut wie nichts. Mich belastet aber derzeit jede Art von Kontakt ganz massiv, weil dann wieder alles hochkommt und ich hinterher nur wieder aufgelöst bin. Das letzte Telefonat haben wir deshalb auch einvernehmlich, aber ratlos und frustriert abgebrochen. Sie ist aufgrund der Medikamente und der Therapie derzeit sachlich nüchtern und emotionslos und neutral. Ich bin ihr nicht egal, aber mehr auch nicht. Dadurch, daß ich nicht genauso unverbindlich sein kann, auch wenn ich mir es noch so vornehme, mache ich einen Kontakt auf diesem von ihr vorgegebenen Niveau nahezu unmöglich. Ich schaffe es derzeit nicht. Ich werde ihr in den nächsten Tagen wieder mal schreiben und dies darzulegen versuchen.
Sie sagt, daß es schön mit uns war und ihr sehr gut getan hat und es schade ist, daß es jetzt so gekommen ist. Immerhin. Aber ich kann sie nicht ganz aus der Verantwortung nehmen. Es ist nicht so gekommen, sie ist letztendlich auch für ihr eigenes Handeln verantwortlich und nicht nur irgendein Schicksal. Wenn dem so ist, dann hat sie es auch in der Hand, es wieder zum Guten zu ändern, wenn sie es wirklich will, auch wenn sie es jetzt vielleicht nicht kann. Ihr war bewußt aus früheren Krisen, daß eine solche Entwicklung kommen wird und auch im Gange ist und hat erst viel zu spät Hilfe in Anspruch genommen und vor allem mit mir nicht offen darüber gesprochen geschweige denn den Versuch gesagt, gemeinsam etwas zu unternehmen und diese Krise durchzustehen. Hört sich jetzt alles vorwurfsvoll an, sieht sie aber selbst so.
Es ist alles unendlich schwer und wird immer noch schwerer, ich sehe keine Perspektive außer mich zurückzuziehen und alleine klarzukommen, was mir auch irgendwann gelingen wird. Ich wage nicht, mir auch nur die kleinste Hoffnung zu machen, das ist mir zu gefährlich für mich selbst.
Sorry, aber einen anderen Weg sehe ich derzeit nicht. Sollte von ihrer Seite irgendeine Kontaktaufnahme erfolgen oder gar mehr, bin ich da und das weiß sie. Aber ich will und kann nicht warten.

Liebe Grüße

Klaus

P. S. Wahrscheinlich alles irgendwie wirres Geschriebsel, aber es ist einfach alles gesagt und mir geht es nicht gut in der Situation.
Klaus
andy1980
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Re: Loslassen?

Beitrag von andy1980 »

Hallo Klaus

Krass was Du schreibst, ähnlich geht es mir, viel zu ähnlich sogar. Der einzige Unterschied liegt wohl derzeit noch darin, dass sie mich noch von sich aus anruft.

In Therapie ist sie zwar seit 2 Monaten 1x wöchentlich, allerdings hat sie sich bisher nicht wirklich geöffnet dem Psychiater gegenüber. Zudem ist ihr erst seit gut 2 Wochen wirklich bewusst, dass sie unter einer Depression leidet.

Wie auch immer, was Du auch schreibst, so geht es mir genauso. Ich mag nicht mehr. Heute haben wir eine Stunde telefoniert. Einerseits scheint sie sich zu verstellen (und sich irgendwo auch Mühe zu geben dadurch) und mich nach meinem Wohlergehen zu erkunden.

Tja, mein Wohlergehen ist zur Zeit nicht gerade das beste. Dazu sei noch zu erwähnen dass meine Wohnung beschissen ist (eine Studne von meinem "umfeld" entfernt, ich bin dran mir wieder eine im alten Bereich zu suchen) der Job derzeit befristet ist und die "Beziehung" so wie sie jetzt ist nur von Erinnerungen lebt.

Das Problem dabei ist in erster Linie dass die Zeit das ganze von mir entfernen lässt. Ich lebe ein Singledasein, gehe wieder weg, treffe mich dauernd mit freunden und gehe wohnungsbedingt nicht mal nach hause wenns nicht sein muss. Sprich die Frage nach meinem Wohl kann kaum die richtige sein, auch wenns klar nett gemeint ist.

Ich habe "Angst" dass wenn dieser Zustand, so wie er derzeit ist, noch Wochen anhalten würde, ich Sie, die Person die ich liebe, geliebt habe, was auch immer, vergessen würde.

Es ist eine beschissene Situation. Denn einerseits will ich die Person zurück, mit der ich kanpp ein Jahr die schönste Zeit meines Lebens verbracht habe und andererseits ist die Person jetzt, die eigentlich dieselbe sein sollte maximal ein Schatten Ihrer selbst.

Ich mach Ihr überhaupt keine Vorwürfe, warscheinlich gehts ihr noch schlechter als mir, allerdings zweifle ich mit jedem Tag mehr an mir selbst, ob ich das alles packen werde bis der Tag der Besserung eintritt.

Wir geben uns beide noch Zeit, nächste Woche hat sie wieder Therapie und sagte zumindest, was mich sehr erleichtert, dass sie sich endlich "zu erkennen" geben würde, das tut gut zu hören.

Tja, was schreib ich hier, ihr kennt die Situation ja alle zu genüge, und es tut irgendwie schon gut zu lesen, dass man wenigstens nicht der einzige ist, dems ähnlich geht.

Gibt's Leute die Erfahrung damit haben oder damit "pralen" könnten, dass sich die Depression nach einem schwerwiegenden Tiefpunkt wieder entspannt hat nach einigen Wochen? Oder hilft hier wirklich nur konsequente Therapie u.U. mit Zuhilfname von Medis? Ich denke die Gespräche (wenn ich nicht gerade einen beschissenen Tag hatte) tun ihr gut, was mir wiederum auch gut tut. Aber nur immer übers Telefon zu sprechen ist komisch und man vergisst wie die Person wirklich "ist".

arghl. hilflosig und ratlosigkeit macht sich breit.

hoffe der text war nicht zu mühselig zum lesen.
BeAk

Re: Loslassen?

Beitrag von BeAk »

Lieber Andy,

die Depression ist eine schwerwiegende Erkrankung. Sie verschwindet nicht so einfach wieder.

Ist Dir eigendlich schon mal in den Sinn gekommen, das auch Du ernsthaft erkranken könntest und dann vielleicht 2 Monate im Krankenhaus verbringen mußt.

Was würdest Du dann von Deiner Partnerin erwarten?


Ich denke niehmand das was dagegen, wenn Du Dich mit Freunden triffst. Das ist absolut richtig und wichtig.

Nur was hat das mit den möglichen Ende Deiner Beziehung zutun?

Und wieso ist Deine Freundin für Deine Wohnsituation verantwortlich?
andy1980
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Re: Loslassen?

Beitrag von andy1980 »

Der Punkt ist doch, dass man bei einer "normalen" Krankheit immer noch etwas zurückerhält und sei es nur die Bemerkung "ich liebe Dich". Schwinden solche Dinge und man erhält _überhaupt nichts_ mehr, ist es nun mal verdammt schwer.

Oder in anderen Worten: Wäre die Krankheit nicht da und das Verhalten das selbe, würde sich die Frage gar nicht stellen.

Die Frage ist jetzt, ob die Krankheit das Verhalten rechtfertigt und noch viel wichtiger, ob man damit umgehen kann.

Tja, wie gesagt, ich weiss es nicht und ehrlich gesagt glaube ich auch nur, dass die Zeit diese Antwort bringen wird.
BeAk

Re: Loslassen?

Beitrag von BeAk »

Ein Fieberkranker 40° C gibt auch nicht besonders viel Liebe zurück.

Jemand mit Kolliken windet sich und würdigt seinen Partner keines Blicks.

Ein frisch Operierter sagt noch nicht mal "guten Tag" und trägt vielleicht Windeln.

Lieber Andy, Du bist für Deine Bedürfnisse zuständig, nicht Dein Partner.
Denk mal darüber nach.
andy1980
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Re: Loslassen?

Beitrag von andy1980 »

sorry ich kann deine Meinung hier nicht umbedingt teilen. Die Frage stellt sich prinzipell ob man denn überhaupt (im Falle einer immer wiederkehrenden Depression welche über mehrere Wochen/Monate anhalten würde) überhaupt mit dieser Situation leben könnte/möchte.

Offensichtlich scheinst Du damit überhaupt kein Problem zu haben, ob das bei mir auch der Fall sein wird nach einem längeren Zeitraum, das weiss ich nicht. Schön wärs natürlich, aber versprechen kann ich das weder mir noch ihr...

Eine Beziehung stellt für mich einen äusserst wichtigen Teil in meinem Leben dar. Wenn dieser immer mal wieder in sich zusammenfällt und man tatenlos zusehen muss, kann das gut zu einem Problem führen.

Wie gesagt, man wird sehen was die Zeit bringt und wie sich das ganze weiterentwickelt. Warscheinlich ist es einfacher darüber zu sprechen bzw. einige Handlungsweisen zu "empfehlen" wenn man bereits Jahre Zeit hatte, sich damit zu beschäftigen und u.U. sich darauf einzulassen.
xam
Beiträge: 80
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Re: Loslassen?

Beitrag von xam »

Hallo Andy

>Die Frage stellt sich prinzipell ob man denn überhaupt (im Falle einer immer wiederkehrenden Depression welche über mehrere Wochen/Monate anhalten würde) überhaupt mit dieser Situation leben könnte/möchte.<
Diese Frage kannst nur du selbst beantworten, diese Entscheidung nimmt dir niemand ab.

Ich hatte - nach Monaten von ständigem Auf und Ab, von Nähe und Rückzug, nachdem es nur noch abwärts ging, nur noch Schweigen und Distanz vorhanden war, ich das Ende unserer Beziehung sah - ähnliche Gedanken wie du. Ich kann dich verstehen.
Doch durch den Klinikaufenthalt und die Therapie änderte sich wieder alles.
Wir können wieder miteinander reden, können gemeinsam etwas unternehmen, es gibt wieder Nähe. Auch wenn es noch nicht so ist wie am Anfang unsrer Freundschaft - es geht vorwärts.
Dies ist nur ganz kurz meine Erfahrung, die man sicher nicht verallgemeinern kann. Ob ich dir damit weiterhelfe? Ich weiß es nicht.

Gruß Xam
BeAk

Re: Loslassen?

Beitrag von BeAk »

Lieber Andy,

das ist wohl die Frage, ob Du bereit bist einen nicht perfekten Partner mit Schwächen zu akzeptieren.

Oder ob Du erwartest, das Dein Partner immer 100% für Dich zur Verfügung steht und niemals ausfallen sollte.

Bist Du eigendlich sicher, solche Ansprüche selber auch ein Leben lang erfüllen zu können?

Bist Du sicher, nie eine Depression zu bekommen zu können?
grenadierkapp
Beiträge: 11
Registriert: 3. Mär 2008, 13:27

Re: Loslassen?

Beitrag von grenadierkapp »

Hallo zusammen,

ich muß doch sagen, daß mich die Tendenz mancher Beiträge etwas irritiert, konkret meine ich Deine, Beatrix. Ich denke, niemand der hier schreibenden Angehörigen ist so egoistisch, daß er nicht bereit ist, für den geliebten Partner Verständnis und Unterstützung aufzubringen. Dies zeigt allein schon die Tatsache, sich mit der Krankheit auseinanderzusetzen und dabei auf dieses Forum zu stoßen. Letztendlich ist die Teilnahme hier für jemand wie mich eine Möglichkeit, das Verständnis zu vertiefen, Erfahrungen auszutauschen und dadurch auch mit den eigenen Verlustängsten klarzukommen.

Ich sehe das geanuso wie Andy, daß man trotz der Erkrankung zwischendurch im Verlauf von Monaten mal irgendwas positives in Hinsicht auf die Beziehung erwarten kann und sei es noch so wenig oder auch nur die Vertröstung auf später oder sonstwas.

Vor allem, wenn ich wie in meinem Fall andererseits mitkriege, daß man sich sehr wohl mit anderen zumindest unterhalten oder Freizeit verbringen kann, nur eben mit mir nicht. Das muß ich irgendwann akzeptieren und daß ich daraus schon aus Selbstschutzgründen die entsprechenden Konsequenzen ziehe, ist zumindest für mich klar.
Wie soll man sich denn einem geliebten Menschen gegenüber verhalten, der sich mehr oder weniger ohne Kommentar zurückzieht, sich nicht mehr für einen auch nur alltagsmäßig interessiert, von sich weder privat noch alltagsmäßig irgendwas mitteilt, einem nicht sehen will, auf Mails, SMS, Briefe etc. nicht einmal mit einer Absage antwortet und nicht ans Telefon geht und das seit Monaten? Das heißt für mich, daß die Líebe eben nicht mehr da ist. Ist dann derjenige schuld, der diesen Zustand nicht mehr erträgt und es auch klar ausspricht, andererseits aber auch genauso klar Türen offenläßt, ohne dies allzu deutlich zu thematisieren, damit sich die Frau nicht gedräng fühlt?

Vielleicht sollte man darüber auch mal nachdenken, es ist durchaus nicht so, daß nur jeder für alles, was ihn betrifft, ganz allein verantwortlich ist. Zumindest in einer Liebesbeziehung habe ich auch eine Mitverantwortung für den Partner dahingehend, was einen fairen und liebevollen Umgang betrifft. Für mich ist eine Beziehung kein Konsum- oder Wegwerfartikel, auch nicht wenn man krank ist. Man kann ja hier auch sehr wohl von Partnerschaften mit einem depressiven Partner lesen, in denen zumindest gelegentlich mal irgendwie kommuniziert wird.
Ich muß auch dazusagen, daß meine Freundin auch schon früher, vor meiner Zeit, ähnliche Phasen hatte incl. professioneller Betreuung, so daß Ihrerseits der Verlauf bekannt war und für mich eben überhaupt nicht.
Klaus
BeAk

Re: Loslassen?

Beitrag von BeAk »

Lieber Klaus,

ja eine Liebesbeziehung ist keine Wegwerfartikel!!!
Ja, BEIDE tragen Verantwortung für das gelingen der Beziehung.

Nur kann man etwas überhaupt als Liebesbeziehung bezeichen, wenn man es nicht erträgt von seinem kranken Partner einige Wochen nicht beachtet er werden, weil dieser dazu nicht in der Lage ist?
Oder ist das vielleicht eher Konsumhaltung.

Ein schwer Depressiver kann keine nahe Beziehung führen, genauso wenig wie jemand mit gebrochem Bein tanzen kann.
Ein Depressiver kann aber meist sehr wohl mit einer beliebigen Personen belanglos quatschen.

Sicher mußt Du eine ausgesprochene Trennung akzeptieren, das gilt in jeder Partnerschaft.

Nur, ein Kranken zu verlassen, weil er nicht so funktioniert wie ein Gesunder, ist schon eine merkwürdige Einstellung.

Selbstschutz halte ich für extrem wichtig. Das bedeutet gut für sich zu sorgen. Sein Leben zu leben, ganz gleich wie ob es dem Partner gut geht oder nicht.

Aus Selbstschutz jemanden verlassen sollte man dann, wenn der Kranke einen psychisch oder körperlich schädigt, bewust oder unbewust.

Lieber Klaus, wenn Dir noch was an der Frau liegt, geh doch einfach zu ihr in die Wohnung und setz Dich still ihrgend woh hin.
grenadierkapp
Beiträge: 11
Registriert: 3. Mär 2008, 13:27

Re: Loslassen?

Beitrag von grenadierkapp »

Hallo Beatrix,

nur kurz ein paar Gedanken:

Angenommen, mein bisherigere Partnerin will wirklich nicht mehr mit mir zusammensein und leidet akut unter einer Depression. Wie soll sie sich mir mitteilen? Treib ich sie nicht noch mehr in die Enge, in dem ich sie aufgrund der Krankheit als unmündig ansehe und ihr Verhalten an mir ablaufen lasse? Wenn sie nicht in der Lage ist zu kommunizieren, was soll sie dann machen bzw. was soll ich denn machen? Es ist ja nicht so, daß ich nichts mehr mit ihr zu tun haben will, aber wenn sie alle Kontaktversuche meinerseits, auch die unverbindlichen, abblockt, kann doch - wenn überhaupt - nur von ihr was kommen.

Ich kann nicht einfach zu ihr in die Wohnung gehen, wie stellst Du Dir das vor? Weißt Du, was für einen Druck dies aufbauen würde mit unvorhersehbaren Reaktionen? Sie stört ja schon meine bloße Anwesenheit. Die letzten Male, als ich dort war, habe ich mich bis zur Unkenntlichkeit kleingemacht, den Haushalt gemacht, mich um das Kind gekümmert, sie bei Prüfungsvorbereitungen unterstützt und ja nicht angelangt oder sonstwas. War für mich auch ok, immerhin etwas. Danach wieder tagelanges Schweigen und dann auf Nachfrage die Aussage, daß sie keinen Kontakt will. Da kann mir an ihr liegen, was ich will, an dieser Mauer scheitere ich, das hat nichts mit Konsum zu tun oder leichtfertigem Verlassen zu tun.

Ja, mir schadet das mittlerweile auch ganz massiv psychisch, je länger dieser Zustand geht. Ich werfe ihr das nicht vor, aber ich verstecke das auch nicht mehr. Ich weiß nicht, in welche Richtung ich mich noch verbiegen sollte, damit ist aber letztendlich niemandem gedient.

Sie spricht auch nicht belanglos mit mir, von ihrem Alltag und Belanglosem bin ich komplett ausgeschlossen, sie sagt, sie will das nicht.
Also akzeptiere ich den Zustand, sie weiß mich im Bedarfsfall zu erreichen, ich warte nicht mehr, schließe aber auch für die Zukunft nichts aus.

Mir wäre jede andere Lösung lieber, aber wir wissen beide keine andere.

Gruß

Klaus
Klaus
BeAk

Re: Loslassen?

Beitrag von BeAk »

Lieber Klaus,

die Kunst liegt darin, nichts zu tun oder nur wenig, wenn Du bei Deiner Partnerin bist und auch nichts zu erwarten.
Das heißt es muß garnichts sein und garnichts passieren. Niemand muß was sagen, einfach nur akzeptieren was ist.

Machmal kann man ein wenig sprechen. Machmal ist eine Umarmung möglich, oft aber nicht.

Du tust einfach was Du empfindest, ohne diese Partnerin zu nahe zu treten. Aber du erwartest von ihr keine Reaktion.
Das ist Begleitung.
Du könnstest Dich auch mit dem Kind beschäftigen oder so.

Es ist deine Sache es so zu versuchen, oder zu sagen, nein das ist mir nicht möglich.
andy1980
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Re: Loslassen?

Beitrag von andy1980 »

Zur Info an alle die hier mitlesen / mitgelesen haben, nur fair wie ich finde.

Nach den letzten zwei Wochen wo es die eine oder andere wirklich schöne Situation gab, die wir zusammen erlebten, hat meine Freundin schlussendlich vergangenen Donnerstag den Schlussstrich gezogen.

Ziemlich überraschend ehrlich gesagt, da ich der Meinung war, die letzten 2 Wochen seien deutlich besser geworden.

Wie auch immer, die Beziehung scheint für sie tatsächlich die grössere Belastung zu sein als für mich, da sie den Druck etwas geben zu _müssen_ nicht von sich nehmen kann. Ich kann das übrigens schon gar nicht, egal was ich sage.

Tja, So isses, sprich ich habe ihr gesagt, dass sie mich jederzeit anrufen kann wenn sie das möchte und ich den Kontakt weiterhin halten möchte so gut das geht. Schön wäre natürlich wenn sie wirklich wieder gesund werden würde irgendwann und wir dann evtl. wieder zusammenfinden könnten.

Aber wer weiss das schon, das liegt in Ferner Zukunt. Ihr Therapeut meint übrigens: Es sei keine schwere Depression, er kann es nicht genau abschätzen. Warscheinlich Erschöpfungsdepression. Medikamente nimmt sie nicht, 40 Minuten Sitzung pro Woche. Sie seinen am Anfang eines langen Weges.

Mein Leben geht auf jeden Fall weiter, ich hoffe das Ihrige ebenfalls, zumindest besser als das die letzten 2 Monate der Fall war.
BeAk

Re: Loslassen?

Beitrag von BeAk »

Lieber Andy,

eine Erschöpfungsdepression ist eine schwere Depression.
andy1980
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Re: Loslassen?

Beitrag von andy1980 »

Tja, ihr Psychiater scheint das ein wenig anders zu sehn. Da sie noch fähig sei ihr Leben zu führen handle es sich nicht um eine schwere Depression.

Gut, sie will sich nur noch unter der Bettdecke verkriechen, hat keinen Lebenswillen mehr, sieht alles nur negativ und hat Null Hoffnung auf besserung, aber is sicher nix...

Ich werde versuchen ihr ein guter Freund zu sein, was danach kommt wissen die Götter.
BeAk

Re: Loslassen?

Beitrag von BeAk »

Lieber Andy,

geh mal auf den Thread von Fregel/Bo und schau Dir das letzte Posting an.

Dort findest Du einen Link welcher sehr gute Infos zur Erschöpfungsdepression enthält.

Im übrigen plant ein Arzt/Therapeut keinen sehr langen Behandlungsweg, wenn es sich bei einer Erkrankung um eine Kleinigkeit handelt. Und auch die KK würden keine Monate, vielleicht jahrelange Psychotherapie bei Kleinigkeiten bezahlen. Es geht um einige Tausend Euro.

Das Deine Freundin nicht schwer erkrankt ist, wurde ihr zur Beruhigung gesagt oder sie hat es Dir zur Beruhigung gesagt.
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