Befreiung von der Studiengebühr
Verfasst: 4. Mär 2008, 09:33
Hallo und guten Morgen,
ich habe hier im Forum ja bereits mehrfach mein Herz ausgeschüttet - der eine oder andere erinnert sich vielleicht noch daran.
Jedenfalls habe ich seit ich denken kann eine soziale Phobie, so gut wie kein Selbstwertgefühl (eigentlich alles, was bei Wikipedia unter 'Minderwertigkeitskomplex' zu finden ist) und ich kann mich auch nicht daran erinnern, jemals wirklich glücklich gewesen zu sein. Möglicherweise war ich schon immer irgendwie depressiv, in meinem leider doch schon sehr lange andauernden Studium hat sich das dramatisch verschlimmert. Ich habe eine Therapie gegen soziale Phobie und eine gegen Depressionen hinter mir, die mich zwar jeweils aus dem gerade vorhandenen Sumpf ziehen konnten, leider aber keinen langanhaltenden Erfolg mit sich brachten.
Ich bin davon überzeugt, dass meine diversen Probleme dafür verantwortlich sind, dass mein Studium bisher wenig erfolgreich verlaufen ist. Dieses Semester habe ich es endlich geschafft, ein neues, weniger forderndes Studium zu beginnen, wobei ich auch mit meinen neuen Kommilitonen gut auskomme.
Leider sieht es jetzt finanziell etwas mau aus, da nun die Studiengebühren dazukommen, ich kein BAföG mehr bekomme (kein Leistungsnachweis möglich), das Kindergeld bald wegfällt etc.
Zwar habe ich einen Nebenjob, aber aufgrund des vollgestopften Studenplans relativ wenig Zeit dafür. Und mittlerweile ist mir "das Studieren" auch wirklich wichtig, sodass ich auch nur in Ausnahmefällen eine Vorlesung verpassen möchte.
Ja ich weiß, ich habe viel zu lange gewartet (habe 2003 mit dem ersten Studium begonnen), habe viel zu oft den Kopf in den Sand gesteckt und nicht an Morgen gedacht, konnte mich nicht entscheiden, bin im Selbstmitleid versunken, anstatt etwas an der Situation zu ändern, war öfter beim Unipsychologen auf der Couch gesessen als in meinen Vorlesungen, aber im Endeffekt weiß ich, dass ich studieren und keine Ausbildung machen will. Ich weiß, dass ich nicht zu doof dafür bin (habe sehr wenige, dafür aber sehr gute Noten) und habe auch das "Bedürfnis, etwas zu wissen". Das Schlimme ist nur, dass ich momentan noch nicht weiß, ob ich es auch wirklich schaffe durchzuhalten (psychologisch). Dabei weiß ich genau, dass ich mit "weniger" nicht zufrieden wäre und mir immer vorhalten würde, dass es "nur" an meinen Problemen gescheitert ist, ich es aber ansonsten geschafft hätte. Deshalb will ich unbedingt studieren, damit hoffentlich bald fertig werden und mir damit beweisen, dass ich doch etwas leisten kann. Vielleicht wird dann ja alles besser...
Lange Rede, kurzer Sinn:
Ich möchte einfach eine zweite Chance, aber die finanzielle Lage (die ich mir natürlich selbst eingebrockt habe), lässt es so nicht zu. Es gibt die Möglichkeit, sich von der Studiengebühr (oder zumindest der Langzeitgebühr) befreien zu lassen, wenn eine schwere Erkrankung vorliegt, die die Studiendauer verlängert. Ich müsste dafür zu einem Psychiater gehen, der ein Gutachten (?) erstellt. Diesen Schritt habe ich leider auch schon zu lange vor mir her geschoben und schon zweimal Studiengebühren gezahlt. Denn ich befürchte, dass sich ein solches Gutachten auch negativ auswirken kann; wenn überall steht, dass ich "verrückt"/krank bin. Vielleicht muss ich das dann meinem späteren Arbeitgeber mitteilen, vielleicht bekomme ich dadurch Probleme mit diversen Versicherungen (ArbeitsunfähigkeitsV, private RentenV etc.). - Wobei die Krankenversicherung das aufgrund meiner zwei Therapien vermutlich sowieso schon weiß.
Könnt Ihr mir sagen, ob es der richtige Schritt wäre, mich als "krank" attestieren zu lassen? Oder muss ich dadurch mit Schwierigkeiten rechnen?
Weiterhin habe ich noch eine "Versicherungsfrage". Ich bin bereits im Rahmen eines "Starterpakets" versichert (Berufsunfähigkeit etc.). Diese Versicherung wurde lange vor der ersten Therapie abgeschlossen. Nach der ersten Therapie gegen soziale Phobie habe ich dann noch eine private Rentenversicherung abgeschlossen, meine soziale Phobie aber nicht als Krankheit angegeben. Damals war ich davon überzeugt, "geheilt" zu sein, denn die Therapie wurde ja auch erfolgreich beendet. Jetzt habe ich gelesen, dass das völlig egal sei und dass Versicherungen gerne Leute, die irgendwann eine Therapie gemacht haben, ablehnen. Zahle ich nun meine Beiträge völlig sinnlos? - Es ist doch nur eine Rentenversicherung und ich habe gewiss nicht vor, diese vorzeitig in Anspruch zu nehmen...
Das Delikate an dieser ganzen Geschichte ist, dass meine Schwester bei der Versicherung arbeitet und alle für mich abgeschlossen hat. Aus Scham habe ich nichts von meinen diversen Problemen erzählt. Ich glaube, ich müsste mit ihr darüber reden, alleine schon, um Klarheit zu bekommen. Aber ich trau mich einfach nicht, mich zu outen. Klar, sie merkt zwar schon, dass ich "ruhig" und "sensibel" bin, aber dann wird sie mich doch wirklich für verrückt halten...
So, das wars. Hoffentlich habe ich nichts vergessen. Ich wäre Euch für Ratschläge sehr dankbar.
Gruß
Walli
ich habe hier im Forum ja bereits mehrfach mein Herz ausgeschüttet - der eine oder andere erinnert sich vielleicht noch daran.
Jedenfalls habe ich seit ich denken kann eine soziale Phobie, so gut wie kein Selbstwertgefühl (eigentlich alles, was bei Wikipedia unter 'Minderwertigkeitskomplex' zu finden ist) und ich kann mich auch nicht daran erinnern, jemals wirklich glücklich gewesen zu sein. Möglicherweise war ich schon immer irgendwie depressiv, in meinem leider doch schon sehr lange andauernden Studium hat sich das dramatisch verschlimmert. Ich habe eine Therapie gegen soziale Phobie und eine gegen Depressionen hinter mir, die mich zwar jeweils aus dem gerade vorhandenen Sumpf ziehen konnten, leider aber keinen langanhaltenden Erfolg mit sich brachten.
Ich bin davon überzeugt, dass meine diversen Probleme dafür verantwortlich sind, dass mein Studium bisher wenig erfolgreich verlaufen ist. Dieses Semester habe ich es endlich geschafft, ein neues, weniger forderndes Studium zu beginnen, wobei ich auch mit meinen neuen Kommilitonen gut auskomme.
Leider sieht es jetzt finanziell etwas mau aus, da nun die Studiengebühren dazukommen, ich kein BAföG mehr bekomme (kein Leistungsnachweis möglich), das Kindergeld bald wegfällt etc.
Zwar habe ich einen Nebenjob, aber aufgrund des vollgestopften Studenplans relativ wenig Zeit dafür. Und mittlerweile ist mir "das Studieren" auch wirklich wichtig, sodass ich auch nur in Ausnahmefällen eine Vorlesung verpassen möchte.
Ja ich weiß, ich habe viel zu lange gewartet (habe 2003 mit dem ersten Studium begonnen), habe viel zu oft den Kopf in den Sand gesteckt und nicht an Morgen gedacht, konnte mich nicht entscheiden, bin im Selbstmitleid versunken, anstatt etwas an der Situation zu ändern, war öfter beim Unipsychologen auf der Couch gesessen als in meinen Vorlesungen, aber im Endeffekt weiß ich, dass ich studieren und keine Ausbildung machen will. Ich weiß, dass ich nicht zu doof dafür bin (habe sehr wenige, dafür aber sehr gute Noten) und habe auch das "Bedürfnis, etwas zu wissen". Das Schlimme ist nur, dass ich momentan noch nicht weiß, ob ich es auch wirklich schaffe durchzuhalten (psychologisch). Dabei weiß ich genau, dass ich mit "weniger" nicht zufrieden wäre und mir immer vorhalten würde, dass es "nur" an meinen Problemen gescheitert ist, ich es aber ansonsten geschafft hätte. Deshalb will ich unbedingt studieren, damit hoffentlich bald fertig werden und mir damit beweisen, dass ich doch etwas leisten kann. Vielleicht wird dann ja alles besser...
Lange Rede, kurzer Sinn:
Ich möchte einfach eine zweite Chance, aber die finanzielle Lage (die ich mir natürlich selbst eingebrockt habe), lässt es so nicht zu. Es gibt die Möglichkeit, sich von der Studiengebühr (oder zumindest der Langzeitgebühr) befreien zu lassen, wenn eine schwere Erkrankung vorliegt, die die Studiendauer verlängert. Ich müsste dafür zu einem Psychiater gehen, der ein Gutachten (?) erstellt. Diesen Schritt habe ich leider auch schon zu lange vor mir her geschoben und schon zweimal Studiengebühren gezahlt. Denn ich befürchte, dass sich ein solches Gutachten auch negativ auswirken kann; wenn überall steht, dass ich "verrückt"/krank bin. Vielleicht muss ich das dann meinem späteren Arbeitgeber mitteilen, vielleicht bekomme ich dadurch Probleme mit diversen Versicherungen (ArbeitsunfähigkeitsV, private RentenV etc.). - Wobei die Krankenversicherung das aufgrund meiner zwei Therapien vermutlich sowieso schon weiß.
Könnt Ihr mir sagen, ob es der richtige Schritt wäre, mich als "krank" attestieren zu lassen? Oder muss ich dadurch mit Schwierigkeiten rechnen?
Weiterhin habe ich noch eine "Versicherungsfrage". Ich bin bereits im Rahmen eines "Starterpakets" versichert (Berufsunfähigkeit etc.). Diese Versicherung wurde lange vor der ersten Therapie abgeschlossen. Nach der ersten Therapie gegen soziale Phobie habe ich dann noch eine private Rentenversicherung abgeschlossen, meine soziale Phobie aber nicht als Krankheit angegeben. Damals war ich davon überzeugt, "geheilt" zu sein, denn die Therapie wurde ja auch erfolgreich beendet. Jetzt habe ich gelesen, dass das völlig egal sei und dass Versicherungen gerne Leute, die irgendwann eine Therapie gemacht haben, ablehnen. Zahle ich nun meine Beiträge völlig sinnlos? - Es ist doch nur eine Rentenversicherung und ich habe gewiss nicht vor, diese vorzeitig in Anspruch zu nehmen...
Das Delikate an dieser ganzen Geschichte ist, dass meine Schwester bei der Versicherung arbeitet und alle für mich abgeschlossen hat. Aus Scham habe ich nichts von meinen diversen Problemen erzählt. Ich glaube, ich müsste mit ihr darüber reden, alleine schon, um Klarheit zu bekommen. Aber ich trau mich einfach nicht, mich zu outen. Klar, sie merkt zwar schon, dass ich "ruhig" und "sensibel" bin, aber dann wird sie mich doch wirklich für verrückt halten...
So, das wars. Hoffentlich habe ich nichts vergessen. Ich wäre Euch für Ratschläge sehr dankbar.
Gruß
Walli