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Mein Freund ist depressiv

Verfasst: 19. Jan 2008, 13:16
von Kitty456
Hallo an Alle,

mein Freund leidet schon seit längerem an Depressionen und Ängsten. Wir sind seit über vier Jahren ein Paar und waren sehr sehr glücklich. Wir haben alles miteinander geteilt, waren fast wie seelenverwandte. Wir hatten kaum Streit und waren wirklich sehr sehr glücklich. Im September 2006 fing aber alles an sich zu verändern. Mein Freund kippte auf der Arbeit um und wurde mit einem sehr sehr hohen Blutdruck und Schweißausbrüchen, Herzrasen ins Krankenhaus gebracht. Als sich nichts grawierendes herausstellte wurde er wieder entlassen. Als es öfter vorkam dass er Herzrasen und Bluthochdruck bekam ließ er sich behandeln. Doch auch EKG,EEG, MRT und und und ergaben kein Ergebnis. Als er sich in neurologische Behandlung begab, stand es aus seiner sicht schon so schlimm um Ihn (körperlich) dass er nicht mehr arbeiten gehen konnte und wollte umbedingt ins Krankenhaus um sich mal richtig durchchecken zu lassen. Er ließ sich nicht davon abbringen, dass er ein organisches Problem hat (Herzprobleme). Ich leidete die ganze Zeit mit Ihm und hatte natürlich Angst, dass es durch den wirklich hohen Blutdruck zu einem Herzingfarkt oder ähnlichen kommen könnte.

Als er endlich im Krankenhaus aufgenomen wurde, rief er mich gleich am ersten Tag an und war total aufgelöst, denn anders als er erwartete befand er sich nun auf einmal in der psychiatrischen Abteilung des Krankenhauses. Ich weiß noch ganz genau wie er sagte:"Ich glaube die denken hier ich hab was am Kopf. Ich will hier wieder raus." So kam es, dass er sich den nächsten Tag selbst entlassen hat. Als er die nächsten Wochen merkte, dass es nicht besser wurde, merkte er, dass er wirklich Hilfe braucht und ließ sich erneut einweisen. Der Aufenthalt dauerte ca. 5 Wochen. Danach noch ein Aufenthalt in einer Tagesklinik ca. 6 Wochen. Im September 2007 war sein letzter Tag in der Tagesklinik und gleichzeitig der Tag an dem es erst richtig schlimm für uns beide wurde.

Er kann nicht mehr in unserem zu Hause wohnen. Alles überfordert Ihn. Anfangs als er wegging meldete er sich gar nicht mehr. Ich bin fast gestorben vor Angst weil ich nicht wusste, was auf einmal los ist. 4 Monate wohnt er nun schon nicht mehr richtig zu Hause und wir sehen uns nur noch spuralisch, wenns ihm mal gut geht. Lügen kamen auch noch ins Spiel und das Vertrauen ist nun fast erloschen. Ich weiß ehrlich gesagt nicht mehr weiter, denn wir sind beide nicht mehr die die wir damals waren. Die Situation scheint so auswegslos. Ich liebe Ihn so sehr und möchte, dass wir es schaffen, aber ich habe keine Kraft mehr....

Kitty

Re: Mein Freund ist depressiv

Verfasst: 19. Jan 2008, 16:01
von BeAk
Liebe Kitty,

das ließt sich so als ob Du abhängig, wie ein Kind von der Mutter, von Deinem Freund bist.

Liebe Kitty, nicht Dein Freund ist dafür zuständig, das es Dir gut geht, sondern Du allein bist es.

Dein Freund muß sich um sich selber kümmern damit es ihm einigenmaßen gut geht, dann ist er auch wieder in das Lage Zeit mit Dir zu verbringen. Das tut er ja auch.

Kümmere Du Dich bitte um Dich, das es Dir gut geht. Das ist allein Deine Aufgabe.

Re: Mein Freund ist depressiv

Verfasst: 19. Jan 2008, 16:17
von Kitty456
Hallo Beatrix,

erstmal vielen Dank für Deine Antwort.
Also als abhängig von meinem Freund würde ich mich nicht bezeichnen. Aber die Veränderung in unserer Beziehung vollzog sich ebend rasend schnell.

Da wir es nicht anders kannten, immer und jederzeit füreinander da zu sein (so sollte es ja auch in einer Beziehung sein), ist es jetzt schon sehr schwer damit umzugehen.

Ich weiß auch, dass nicht alles von jetzt auf gleich wieder den gewohnten Gang gehen kann. Das ist mir klar.

Das einzigste Problem für mich ist einfach, dass ich nicht verstehen kann, dass er sich nicht zu Hause wohnen kann?!

Vielleicht hat auch noch jemand anders Erfahrungen mit speziell dem "nicht zu Hause sein können"?

Ja, dass ich mich um mich selber kümmern muss weiß ich auch, aber das muss man sich halt immer wieder in den Kopf rufen und das ist nicht gerade leicht.

Liebe Grüße
Kitty

Re: Mein Freund ist depressiv

Verfasst: 19. Jan 2008, 17:11
von BeAk
Lieber Kitty,

die Aussage Deines letzten Satzes birgt die Verbesserung der Situation.

Es ist eben nicht normal, die Verantwortung für sich einem anderen Menschen zu übertragen, auch wenn Du es bisher als normal angesehn hast. Das funktionierte solange, bis Dein Freund zusammengebrochen ist.

Kümmere Du Dich um Dich. Trage Deine Verantwortung selber, Du bist erwachsen.
Damit nimmst Du Deinem Freund gewaltig Last von den Schultern und ihr hättet eine Chance, auf eine normale erwachsene Beziehung.

Es ist nun mal so, das Depressive die Nähe anderer nicht ertragen, um so mehr nicht ertragen je mehr Ansprüche an sie gestellt werden.
Versuche Deinen Freund so zu akzeptieren wie er ist, schweigend und abweisend, laß ihn einfach sein. Um so eher wird er dann wieder zu Kräften kommen.

Wenn Du das nicht schaffst, Deinen Freund sein zu lassen ohne etwas von ihm zu wollen, dann solltest Du dich um einen eigenen Therapeuten bemühen. Dieser könnte Dir helfen, mit der Situation umzugehn.

Re: Mein Freund ist depressiv

Verfasst: 19. Jan 2008, 17:25
von Joy
Hallo Beatrix,

deine Ratschläge in allen Ehren, aber so langsam kann ich sie nicht mehr lesen.

Glaubst du wirklich, dass dein Standardspruch "Jeder soll sich um sich selbst kümmern" immer so umgesetzt werden soll/kann ?

Als es mir mal so dreckig ging, hat mein Freund alles ertragen. Er hat sich gekümmert, nicht locker gelassen. Er hat viel, sehr viel Last auf sich genommen. Auch emotional.
Aber er hat es durchgestanden und mich unterstützt auf meinem Weg wieder halbwegs selber klar zu kommen.

Was meinst du, wie es gekommen wäre, wenn er sich von mir abgegrenzt hätte. Mir die Verantwortung für mich selbst überlassen hätte ? Er sein eigenes Ding gemacht hätte ?
Ich glaube, ich wäre nicht mehr auf dieser Welt.

Verstehst du was ich meine ?

Joy

Re: Mein Freund ist depressiv

Verfasst: 19. Jan 2008, 17:31
von Kitty456
Hallo Joy,

also Du hast recht, dass man sich nicht abgrenzen soll und kann.

Ich weiß, dass auch wenn er (mein Freund) es nicht sagt, doch sehr auf meine Hilfe und Unterstützung in jeglicher Form hofft.

Man solte in solch einer Situation wahrscheinlich nur die jenigen wirklich ziehen lassen die es wirklich wollen. Ich glaube momentan ist es grade bei uns an so einem Punkt.

Er kann und will meine Hilfe nicht annehmen und das ist für mich natürlich doppelt schwer.

Kitty

Re: Mein Freund ist depressiv

Verfasst: 19. Jan 2008, 21:24
von BeAk
Liebe Kitty,

eben, er will Deine Hilfe nicht.
Du kannst ihn nicht zwingen sie anzunehmen. Du leidst unter der Situation.
Du leidest darunter von ihm nicht die nötrige Aufmerksamkeit für Deine Bemühungen zu bekommen.
Du bist mit Deinen Kräften am Ende.

Dein Freund braucht Abstand um zu sich zu finden, nichts ungewöhnliches.
Er erträgt Deine Nähe nicht, auch normal während einer Episode.
Dein Freund möchte keine Hilfe von Dir. Mein Mann möchte auch keine Hilfe von mir wenn er depressiv ist.

Was folgt daraus?

-Du belagst Deinen Freund solange bis er endgültig die Beziehung beendet, oder Du völlig mit den Nerven am Ende bist und selber einen psychiatrischen Aufenthalt brauchst.

- Oder Du überlegst, ob vielleicht doch sinnvoll sein könnte, Deinen Wunsch nach umsorgen erst mal an Dir auszuleben. So das es Dir besser geht und Du Kraft hast Deinen Freund auf seinem Weg durch die Krankheit weiter zu begleiten, so er das denn möchte.

Re: Mein Freund ist depressiv

Verfasst: 19. Jan 2008, 21:30
von BeAk
Liebe Joy,

ein Mensch der die Verantwortung für sich selber nicht mehr tragen kann, gehört ins Krankenhaus.

Ich glaube nicht, das man außerhalb einer geschlossenen Abteilung einen Menschen vom Suizid abhalten kann.

Und ja, jeder Erwachsene ist selber für sich verantwortlich!!!

Das schließt aber liebevolle Begleitung nicht aus, ganz im Gegenteil.

Re: Mein Freund ist depressiv

Verfasst: 19. Jan 2008, 23:41
von margie
hallo kitty!

ich kann zwar nicht genau was zu dem ""nicht zu Hause sein können" sagen, aber ich hab meine erfahrung mit meinem freund gemacht, wie es ist wenn man stark gemieden wird.
es schwer zu verstehen und zu akzeptieren, dass man der mensch ist, den er nicht ertragen kann.
am anfang war es für mich furchtbar, so wie du es ja auch gerade empfindest.

und ich finde es auch selbstverständlich dass man in gewisser weise von dem menschen abhängig ist, den man liebt. man sollte aber nicht sein ganzes handeln und leben nach ihm ausrichten. du hast nix davon, denn es ist anstrengend und hoffnungslos. hoffungslos sag ich, da es den partner auch unter druck setzen kann und er sich noch mehr zurückzieht. er tut dass auch nicht um dich zu verletzen, sondern weil er die nähe nicht ertragen kann. er hat eher angst, dass egal was er tut, macht, sagt dich mehr als verletzen würde. er will dir nicht zur last fallen.

ich wohn zwar mit meinem freund nicht zusammen, aber er meidet mich mehr als jeden anderen zur zeit.

man braucht auch selbst, finde ich, sehr viel zeit sich an solch eine situation zu gewöhnen und zu wissen wie man damit umgehen kann.
ich finde man muss auch leicht distanzieren emotional, da es sonst nicht lange ertragbar ist (zumindest bei mir).


du kannst dich gerne weiter um ihn bemühen, aber pass auf dass du ihn nicht damit unter druck setzt. frag lieber nach,ganz unverbunden, in wie weit du was alles machen darfst, aber hoffe nicht darauf dass du all zuviel zurück bekommst, wenn er dich gewähren lässt. aber schon allein nur mit ihm zu sprechen, ihn zu sehen, sollte quasi wie ein geschenk betrachten werden, da dies ihn wahrscheinlich schon stark fordert.
(ich versuch z.b. nur nen lockeren kontakt zu halten, damit er weiß dass er zeit, soviel er will, von mir bekommt, aber ich ihn nicht bedränge)

ich hoffe ein bisschen geholfen zu haben.

alles gute auf euren weiteren weg.

lieben gruß, margie

Re: Mein Freund ist depressiv

Verfasst: 20. Jan 2008, 12:25
von Kitty456
Hallo Margie,

erstmal vielen Dank für Deine Antwort.
Dein Beitrag hat mir wieder mal einen Schub voll Kraft verpasst.

Ich habe schon oft gemerkt, dass Druck genau das Gegenteil von dem bewirkt, was ich eigentlich will. Aber ich habe mir gesagt, dass ich momentan die Starke in userer Beziehung bin und viel mit einem Tun oder eben Nichttun beeinflusse.

Ich denke auch, dass wenn man sich viel mit der Thematik beschäftigt, man viel Verständnis aufbringen kann. Von mir hätte ich das eigentlich nie gedacht, dass ich mich so entwickle. Ich bin eigentlich vom Typ her genau das Gegenteil.

Aber wenn man liebt tut man so einiges .

Margie, wie lange besteht denn der Zustand zwischen Dir und Deinem Freund schon? Und wie lange seit Ihr ein Paar?
Hatte er schon Depressionen als Ihr Euch kennengelernt habt?

Liebe Grüße,

Kitty

Re: Mein Freund ist depressiv

Verfasst: 20. Jan 2008, 13:38
von Elomyr
Liebe Kitty,

ich habe zwar weder mit meiner Freundin zusammen gewohnt, noch sind wir so lange zusammen, wie Du mit Deinem Freund. Aber ich kann Deine Situation und Deine Gedanken in einigen Punkten sehr gut nachvollziehen. Vor allem, dass Du schreibst, Du hättest das Gefühl die Stärkere in der Beziehung zu sein. Oft denke ich das auch, jetzt gerade auch wieder, da ich (leider nur telefonisch, da wir weit auseinander wohnen) meiner Freundin helfen muss, ihren Alltag zu strukturieren, sie an Pausen zu erinnern und ihr immer wieder einfach nur zuzuhören.

Aber in meinen Augen wäre es fatal, ihr das Gefühl zu vermitteln, dass ich dadurch stärker sei als sie. Ich bin eben gesund, sie momentan nicht. Wer der Stärkere von beiden ist, kann man wohl kaum sagen. Sie zeigt durch ihren Umgang mit der Krankheit so viel Stärke, die ich in ihrer Situation vielleicht überhaupt nicht aufbringen könnte. Ich weiß es nicht.

Mir hat es sehr geholfen bzw. mir fängt es gerade an zu helfen, dass ich mich informiere: hier im Forum, mit Hilfe des Buches "Schattendasein" usw. Davon hast Du ja selber auch schon geschrieben.

Hilft Dir das jetzt weiter, was ich hier von mir gegeben habe? Vermutlich nicht, außer dass wieder erfährst, dass es auch anderen ähnlich geht wie Dir. Auch wenn es nicht so extrem zu sein scheint wie bei Dir, muss auch ich immer wieder mit Zurückweisungen und objektiv gesehen ungerechten Vorwürfen zurecht kommen. Und dabei will ich doch nur helfen, aber das geht eben oft doch nur durch geduldiges Warten und Zuhören oder einfach nur Dasein für den Fall, dass man gerade gebraucht wird.

Liebe Grüße sendet Dir Elomyr

Re: Mein Freund ist depressiv

Verfasst: 20. Jan 2008, 14:08
von Kitty456
Hallo Elomyr,

Danke für deinen Beitrag. Doch ich muss sagen es hilft mir sehr, wenn jemand an meiner Geschichte teilnimmt, bzw. etwas dazu schreibt.
Da fühlt man sich nicht so alleine .

Natürlich gebe ich meinem Freund nie das Gefühl, dass ich momentan die Stärkere bin. Das rufe ich mir immer wieder selbst ins Gedächtnis, um mir die Sache selber erträglicher zu gestalten.

Ebend hatten wir wieder übers Handy Kontakt und man merkt wirklich, dass es nur positiv sein kann einfach nur da zu sein und keinen Druck auszuüben und VORALLEM nich alles zu hinterfragen.

Vieles kann sich mein Freund auch nicht erklären (warum er so oder so handelt) und da
kann es natürlich auch wieder Druck aufbauen, wenn man sich erklären muss, wenn der Andere dies oder das wissen will. Aber bis man an so einem Punkt als Angehöriger ankommt, ist es ein harter und steiniger Weg.

Liebe Grüße an Alle
die Kitty

Re: Mein Freund ist depressiv

Verfasst: 20. Jan 2008, 16:08
von BeAk
Liebe Kitty,

der Gund warum ein Depressiver Nähe emotional nahestehender Menschen nicht erträgt ist, das er nicht in der Lage ist, emotional zu reagieren.
Es fühlt sich selber nicht mehr, fühlt keine Emotionen.
Wenn Du Deinen Freund ansprichst, sendest Du automatisch eine Emotionale Botschaft und erwartest auch eine solche Antwort. So funktioniert Komunikation.

Dein Freund spürt Deine unbewuste Erwartung und kann sie nicht erfüllen. Er fühlt sich unter Druck gesetzt. Druck verschlechtert aber die Depression. Dein Freund muß gut für sich sorgen, wenn er gesund werden will, das heißt Druck zu meiden.
Und das bedeutet einen Bogen um Dich zu machen, wenn er sich einer Komunikation mit Dir nicht gewachsen fühlt.

Zudem steht ein Depressiver unter Chronischen Stress, das ist ein Symptom der Krankheit. Allein schon sich zu kleiden, zu pflegen, Nahnung zu sich zu nehmen kann einen Depressiven an den Rand der Belastbarkeit bringen. Jede zusätzliche Information kann im Hirn nicht mehr verarbeitet werden, vergrößert den Stress.

Unter Information ist der Lärm spielender Kinder gemeit,
oder ein gewöhnliches Gespräch
oder aber auch die Bewegung einer anderen Person im Raum.

Im Grunde überfordert das Leben selber bereits den Depressiven.

Re: Mein Freund ist depressiv

Verfasst: 20. Jan 2008, 21:51
von margie
hallo kitty

es freut mich dass ich dir ein wenig helfen konnte bzw. mut zu sprechen.

ich würd dir gerne deine fragen an mich beantworten, dennoch kannst du quasi alles beim thema "sackgasse" nach lesen...es würden den rahmen sprengen, nochmals zu erzählen.

was mir geholfen hat in letzter zeit war einfach nur abzuwarten. wie schon ein in einem anderen thread: mit der zeit zeichnet sich der richtige weg ab.

wenn du natürlich weiter fragen hast, frag^^

liebe grüße
margie

ps: hab ich ganz vergessen irgendwann mal in meinen beiträgen zu erwähnen. ich bin nun mehr als 4 jahren mehr oder minder mit ihm zusammen, da es lange zeit ein harter kampf war und auch trennungen gab, aber diese zeiten sind zum glück knapp zwei jahre her. seitdem läuft es mit starken höhen und tiefen beständig. langsam aber stetig geht es bergauf.
dir noch alles weitere gute

Re: Mein Freund ist depressiv

Verfasst: 23. Jan 2008, 20:43
von tommi
Liebe Kitty,


es ist gefährlich zu glauben, stark sein zu müssen. Denn wenn ich stark sein muss und es eigentlich nicht möchte oder nicht kann, überfordere ich mich recht schnell. Deswegen kann man auch in deiner Beziehung seinen Gefühlen freien Lauf lassen. Denn das finde ich recht wichtig.
Es ist natürlich richtig, dass du deinen Freund im Moment recht schnell unter Druck setzen kannst. Ich habe aber auch das Gefühl, dass er den Kontakt zu dir weiter sucht. Deswegen finde ich es wichtig, dass du ihn einfach fragst und ich kann mir vorstellen, dass sich daraus wirklich tiefsinnige Gespräche entwickeln.
Auch wenn er nicht weiß, warum er so handelt, ist es wichtig, dass du genau das gesagt bekommst. Glaube mir, er weiß es wirklich nicht. Bea hat schon viel zu dem Thema eigene Gefühle wahrnehmen geschrieben. Wenn du nichts fühlst, kannst du nur über dieses nichts sprechen.

Wir haben als Angehörige das Problem, dass vieles so irreal ist und wir uns da auch nicht reindenken können. Das sollten wir auch nicht versuchen, es würde scheitern. Wir müssen es nur akzeptieren, mehr eigentlich nicht. Denn wenn wir das tun, nehmen wir die Krankheit unserer Partner ernst und somit auch unsere Partner.
Hier geht es um Vertrauen und m.E. kann man nur Vertrauen, wenn man ernst genommen und akzeptiert wird.

Versuche nicht den Hobbypsychologen zu spielen, sondern sei einfach für deinen Freund da, wenn er dich braucht. Höre ihm zu, wenn er reden will. Rede mit ihm, wenn er von dir was hören will. Er ist in Behandlung und tut für sich sein Möglichstes, um wieder gesund zu werden. Du kannst ihm dabei nicht helfen, vor Allem dann nicht, wenn er deine Hilfe nicht wünscht. Aber du kannst eben für ihn da sein, Kontakt halten, mit ihm einfach nur reden, über Belangloses... . Irgendwann wird er wieder mit dir leben.... .

Viel Kraft und Geduld.

Lieben Gruß
Tom