Gutachtertermin

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Farinelli
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Registriert: 5. Jul 2006, 19:34

Gutachtertermin

Beitrag von Farinelli »

Hallo!

Ich habe am Mittwoch einen Gutachtertermin bei einer Psychiaterin. Ende Oktober habe ich Erwerbsminderungsrente beantragt. Ich habe mich schon ein bisschen informiert über den Ablauf und was "erwartet" wird (dieses Merkblatt hat mir da weiter geholfen).
Nun bin ich irgendwie ziemlich verunsichert. Da steht, man darf so gut wie gar nichts mehr auf die Reihe bringen, man sollte eher "ungepflegt" dort hingehen....
Nun bin ich einfach trotz langjähriger depressionen, PTBS, Suizidalität...ein sehr disziplinierter Mensch, d.h. ich nehme mich zusammen bis ich wieder zusammen breche. Ich habe eine liebe Familie und ein Kind, dem ich, glaube ich, eine ganz gute Mutter bin und gehe auch einem Hobby nach. Fakt ist aber auch, dass ich, wenn ich voll gearbeitet habe immer schlechter dran war, immer depressiver wurde und fats unmenschliche Kräfte aufbringen muss um dann noch weiter zu machen
Das ist wie einen Marathon laufen-täglich.
Und unweigerlich führt es zum Zusammenbruch.
Wie mache ich das der Ärztin klar ??? Wenn man mich so sieht, erkennt man meinen Kampf und die Depri neinfach nicht gleich, da ich auch oskarreif schauspielern kann.
Habt ihr Erfahrungen ???? Außerdem habe ich panische Angst vor Ärzten, besonders eben mir fremden und habe Angst, dass ich Mittwoch keinen klaren Satz / Gedanken zu fassen kriege und eben nicht für mich , meinen Antrag einstehen kann.
Ich würde mich über Hilfe....eurerseits sehr freuen.

Gruß Farinelli
rofie07
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Re: Gutachtertermin

Beitrag von rofie07 »

Hallo Farinelli.

Ich hatte am 2. Januar den Gutachtertermin wegen EU Rente und mir einen Spickzettel wie von Tikor Jokusch empfohlen gemacht und abgegeben. Weil ich bei den Gutachter vom MDK kein Wort rauskriegte. Ich hatte nur meine ganzen Symtome aufgeschrieben.

Kennst du die Internetseite www.rentenburo.de von Tikor Kokusch

Dort solltest du einmal unter ..die Gewährung öffentlicher Leistungen unter 2.3 was ist beim Gutachtertermin zu beachten lesen.

Lieber alles etwas dramatischer machen als das ganze zu gelassen zu sehn.

Er hatte meine Konzentration getestet und das ging so er sagte mir 10 Wörter und dann mußte ich ihm sagen wie viel ich davon behalten habe. Ich sagte ihm 3 Wörter, obwohl ich 5 behalten hatte.

Danach sollte ich einkaufen gehen und innerhalb von einer Minute Artikel aufzählen die ich einkaufen kann. Auch dabei hatte ich mich zurückgehalten. Dann fragte er mich noch einmal wie viel von den 10 Wörtern ich dann jetzt noch nennen kann und ich nannte nur 2 obwohl ich auch noch 4 behalten hatte.

Zu meiner momentanen Situration muß ich sagen, dass ich seit 2 Jahren wegen Depressionen AU bin, habe Reha und Krankenhaus hinter mir und werde mit 58 Jahren auf dem Arbeitsmarkt nicht mehr gebraucht.

Ich drücke dir die Daumen.

Gruß rofie
Maria
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Registriert: 3. Mai 2005, 21:55

Re: Gutachtertermin

Beitrag von Maria »

Hallo Farinelli,

deine Zweifel an solch obskuren Ratschlägen finde ich sehr berechtigt:

Da steht, man darf so gut wie gar nichts mehr auf die Reihe bringen, man sollte eher "ungepflegt" dort hingehen....


Also Entschuldigung, so einen Stuss habe ich selten gehört. Und was den Beitrag von Rofie angeht: Diese Methoden halte ich, wenn ich auf meine Erfahrung schaue, für nicht erfolgversprechend. Man muss bedenken, dass ein großer Teil der Gutachter wohl genügend Menschenkenntnis und Erfahrung besitzt, um einen Kranken richtig einschätzen zu können.

Was den Herrn Rentenberater angeht: Seine Absichten werden höchstwahrscheinlich nicht so viel mit reiner Nächstenliebe zu tun haben, sondern eher damit, dass auch ein Rechtsanwalt gut leben will.

Mein Tipp: So hingehen wie man sonst auch rumläuft und erzählen was Sache ist bzw. einfach die Fragen beantworten.

Viele Grüße von Maria
Farinelli
Beiträge: 11
Registriert: 5. Jul 2006, 19:34

Re: Gutachtertermin

Beitrag von Farinelli »

Habt Dank ihr beiden für die Tipps.
Ich habe heute den termin gehabt und habe authentisch meine Probleme und Einschränkungen geschildert, nicht über-und nicht untertrieben.
Es lief gut und ich bin froh, dass ich nicht versucht habe, etwas zu spielen oder etwas vorzugeben, was ich nicht bin.

Den Gutachtern ist das Merkblatt Jokusch inzwischen ein Begriff und ich denke (nach meinem heutigen Eindruck und nach Rücksprache mit meiner Ärztin), dass es keinen guten Eindruck macht, sich daran genau zu halten, da das die wenigsten Ärzte täuscht und nur einen schlechten Eindruck hinterlässt.

Danke jedenfalls für die Antworten, sie haben mir mehr Sicherheit gegeben.

Gruß Farinelli
Maria
Beiträge: 609
Registriert: 3. Mai 2005, 21:55

Re: Gutachtertermin

Beitrag von Maria »

Hallo Farinelli,

freut mich, dass es gut gelaufen ist! Vielleicht berichtest du irgendwann mal, ob du "durchgekommen" bist?

Alles Gute und Gruß von

Maria
Niobe_51
Beiträge: 11
Registriert: 18. Aug 2006, 23:21

Re: Gutachtertermin

Beitrag von Niobe_51 »

Hallo Farinelli,
Dein Termin ist ja nun gelaufen und ich wünsche Dir viel Erfolg.
Dennoch möchte ich zu Deinem Eingangsposting etwas bemerken:
Mir scheint, Du hast das berühmte Merkblatt (http://www.rentenburo.de/html/cont_100_01.html Absatz 2.3.)ein bisschen falsch verstanden.
Hier heißt es z.B.: Es sollen auch die kleinen Schwächen der Menschen beachtet werden. Erscheinen Sie zu einem Untersuchungstermin über die Maßen gepflegt, mit sorgfältig geputzten (lackierten) Fingernägeln, perfekt sitzender Frisur, gediegen angezogen, jugendlichem Äußeren und mit sicherem und durchsetzungsfähigem Auftreten, ist der erste Eindruck, den Sie hiermit auf den Gutachter machen, sehr positiv und eher gesund. Die Menschen (da gehören Gutachter auch dazu) können sich selten solchen äußerlichen Eindrücken verschließen und schnell ist eine Vormeinung da, nämlich dass eher gesund ist, wer so gut aussieht und auftritt. Deshalb haben Rentenbewerber, die jünger aussehen und / oder Jugendlichkeit ausstrahlen, oft mehr Probleme die Rente zu bekommen. Wenn dieses „jung aussehen“ z.B. in der Familie liegt, sollten Sie dies unbedingt erwähnen.

Diesen Absatz habe ich für mich bei meinem Gutachtertermin auf das Äußere (Gepflegte..) wie folgt interpretiert:
Ich habe mich geduscht und sauber und ordentlich angezogen – aber ich habe mich weder geschminkt noch in irgendeiner Weise besondere Körperpflege (z.B. enthaarte Beine, lackierte Fuß- oder Fingernägel, extra für den Termin gewaschene Haare, bzw. komplizierte Frisur) erkennen lassen. Bei der Wahl meiner Kleidung habe ich mich entgegen sonstigen Arztbesuchen, für eine völlig normale Alltagskleidung, die ich auch im Haus trage, entschieden, das soll heißen: einfach aber ordentlich. Nichts Chices oder besonders Modisches.

Und das war für mich die Wahrheit für einen Arztbesuch – und die war noch geschönt!
Denn Tatsache ist, in meinem Fall, ich verschanze meinen Gemütszustand eher hinter Schminke, eleganter modischer Kleidung usw. Tatsache in meinem Fall ist weiterhin: wenn ich wirklich ganz unten bin, muss ich mich sogar zum Zähneputzen und Duschen regelrecht in den Allerwertesten treten. Das kostet mich dann unendlich viel Energie. Ein Marathon eben, wie Du es auch so schön benennst
Trotz meines ‚Outfits’ beschrieb mich (53 J.) der Gutachter als ‚äußerst gepflegte, jugendliche, nicht altersentsprechende Frau. (**gg**, der müsste mich mal erleben, wenn es mir wirklich gut geht!)

Eine wesentlich ältere Freundin von mir ist die Rente auf Grund eines Gutachtens abgelehnt worden, die sie auf Grund ihrer massiven Fibro und Depris eingereicht hatte, weil sie zum Gutachtertermin mit einer tollen Hochsteckfrisur erschienen ist, die ihr ihre Tochter gemacht hatte. Angesprochen auf die Frisur hat sie ihre ‚Friseurin’ auch wahrheitsgemäß benannt.... Dieser Gutachter hat meiner Freundin sogar hinterher gesehen, ob sie selbständig ein Fahrzeug führen kann.... (All dieses tauchte im schriftlichen Gutachten auf....)

Zur Klärung Deiner Ansicht dient meiner Meinung nach auch folgender Absatz:
Zwei Dinge dürfen Sie nicht: Übertreiben und simulieren. Alles Andere müssen Sie aber wahrheitsgemäß schildern, auch wenn es unangenehm ist. Viel Unangenehmer ist es, wenn die Rente abgelehnt wird. Auch die zum Simulieren gegenteilige Vorgehensweise, nämlich dass Sie sich besser darstellen, als es der Fall ist, soll vermieden werden. Es ist zwar eine normale menschliche Regung, dass man zum Gutachtenstermin in möglichst guter Verfassung hingeht, aber genau das ist falsch. Wenn es Ihnen regelmäßig an 4 oder 5 Tagen in der Woche schlecht geht, dann sollen Sie nicht beim Gutachtenstermin darstellen, wie gut es Ihnen an einem der wenigen guten Tage geht.

Ich habe dieses hier geschrieben, damit für nachfolgende Leser ein besserer Eindruck hinterlegt wird.
Im übrigen: ich habe meine Rente auf Grund von Depris seit 01.02.06, zwar befristet bis 31.12.08, aber ich bin guter Dinge.

LG Niobe
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