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wir brauchen Euch!

Verfasst: 12. Sep 2007, 18:17
von 912318798
Liebe Angehörige!
Diese Seite
http://www.manfred-koschnick.de/coabhaengigkeit.htm
liest sich wirklich wunderschön.
Ich lebe sehr in dem Wissen, daß wir Euch mit unseren Eigenheiten ganz schnell mit hinunterziehen können und Ihr deswegen eine gewisse Schutzstellung einnehmen müsst.
Ich habe selbst einmal gepflegt.
Deshalb weiß ich, daß vollkommene Aufopferung auf lange Sicht zu nichts Gutem führt.
Allerdings, nachdem ich jetzt selbst erkrankt bin, weiß ich auch, daß uns übersteigerter Selbstschutz Eurerseits das Gefühl von Verlassen-werden und Hilfe-Entzug vermittelt, was uns in kritischen Phasen in die Verzweiflung treibt, und gute und schöne Phasen betrübt und zerstört!
Das Gefühl von Einsamkeit oder/und Mißachtung gehört zu den schrecklichsten Erlebnissen, denen ein Mensch ausgesetzt sein kann.
Und Lachen und Zuneigung stecken an und wirken sich sehr produktiv auf den "Milderungsprozess" aus.
Seht für Euch den Auftrag, nicht "gegen unsere Krankheit" zu leben, sondern MIT uns in der Bewältigung unserer Probleme.
Wir danken Euch jeden Tag dafür!

Liebe Grüße und bleibt stark

Jojo 1

Re: wir brauchen Euch!

Verfasst: 12. Sep 2007, 19:16
von Shine
Lieber Jojo.

Danke für diese Beschreibung,ich denke das mein Freund das genauso empfindet,nur er findet dafür nicht die richtigen Worte.Er hat sich aber für meine Geduld und mein Verständnis schon oft bedankt.

Ich für meinen Teil werde versuchen,ihn so anzunehmen wie er jetzt gerade ist,aber aufpassen,das ich nicht selbst,den Boden unter den Füßen verliehre.Eigentlich habe ich ihn schon so angenommen,wie er ist,jedoch zu große Erwartungen an ihn gehabt,die ich aber gott sei dank nur selten ausgesprochen habe.

LG Sunny

Re: wir brauchen Euch!

Verfasst: 15. Sep 2007, 10:25
von SternAngel
Hallo JoJo,

verzeihe mir meine etwas verbitterten Worte.

Du hast es sehr schön Beschrieben. Aber ist das allen auch bewusst?

Schönen Tag noch
Stamati

Re: wir brauchen Euch!

Verfasst: 19. Sep 2007, 20:46
von tina87
naja leider lässt IHR uns das selten wissen, diese erfahrung habe ich zumindest gemacht....

Re: wir brauchen Euch!

Verfasst: 19. Sep 2007, 21:38
von 912318798
Grüß Euch alle!
Ja, Ihr habt vermutlich Recht.
Die Erwartungshaltung an Euch erlebe zum Beispiel ich - wie vermutlich viele andere Betroffene auch - so, daß ich zu Anfang meiner Krankheit dachte:"Warum sieht mein Partner nicht, daß ich leide? Wie kann der normale Tagesablauf aufgenommen werden, wo ich doch in einer katastrophalen Verfassung bin? Warum weiß mein Partner nicht, daß ich seinen Hautkontakt brauche, Kuscheln, MIT mir gehen...?"
Kurzum: Man habe bitte einen Analytiker geheiratet zu haben, der ab dato nur für mich da ist!
Die Bedürfnisse von "Euch Gesunden" rückten für mich weit in den Hintergrund.
Und das alles hätte sollen in nonverbaler Form in Euer Bewußtsein gelangen.
Mittlerweile kann ich mich mitteilen und meine Bedürfnisse beschreiben.
Ich erlebe das gute Gefühl von Zusammenrücken und "...komm, wir schaffen das schon!" Und das hilft mir unglaublich weiter, gerade in solch einem extremen Tief, in dem ich mich zurzeit befinde.
Klar sind alle um mich gefordert, aber die Solidarität und der Zuspruch derer, die wir um uns haben, verhindert Verschlechterungen, was wiederum ihnen selbst zugute kommt. Nicht nur mir.
Es ist toll, jemanden zu haben, der auch zum Mittragen bereit ist und deshalb wiederhole ich mich: Wir brauchen Euch!
Und nicht zuletzt: Wir würden das Selbe auch für Euch tun, läge die Situation umgekehrt. Das weiß ich genau.
Und wir SIND dankbar!

Liebe Grüße an alle und bleibt stark

Jojo 1

P.S.: Ich weiß noch etwas: In diesem elenden Lebensabschnitt seit ich erkrankt bin, ist mein Partner merklich erstarkt und kann Dinge ganz anders anpacken!

Re: wir brauchen Euch!

Verfasst: 19. Sep 2007, 22:35
von Shine
Hallo Ihr!

Meinem Freund geht es zur Zeit auch wieder besser.Und ich merke,daß er mir dankbar ist für mein Durchhaltevermögen.Und es ist zur Zeit sehr schön,aber ich weiß ja das es nicht von langer Dauer sein wird,bis sein Depri wieder losgeht.(Da er ja keinerlei Ambitionen für eine Therapie hat.)

Leider!

LG Sunny

Re: wir brauchen Euch!

Verfasst: 19. Sep 2007, 23:15
von SternAngel
Guten Abend,

@tina87
Ja ich habe es getan, wäre auch für alles bereit gewesen. Nur auch wir "Gesunden"(na ja wer ist wirklich gesund)sind Menschen und müssen teilweise mit unseren Sachen arbeiten. Wenn wir aber nicht die Chance bekommen aus unseren eigenen Sachen zu lernen und "ihr" in die Phase fallt "...ich weiß nicht ob ich dich liebe oder nicht.." und das ganze dann beendet, kann ich meine Liebe und meinen Entschluss nur dadurch zeigen, als dieses Entschluss zu respektieren in dem ich mich nicht mehr melde obwohl ich nach wie vor da bin und ihr in Gedanken beistehen.

@JoJo
Ich denke deine Beschreibung trifft es auf den Kopf. Nur manchmal denke ich es wäre für Depressive Menschen hilf reich, wenn die eigene Depression angenommen würde anstatt sie zu bekämpfen. So hatte ich es gemacht. Aber auch "wir" müssen lernen und die Zeit dazu bekommen.

@Sunny
das freut mich riesig für dich, du hast ja schon einiges durchgemacht. Ja aber ihr geht gestärkter in die neue Phase wieder rein. Nicht immer ist das Ziel der Weg, sondern der Weg das Ziel.

In diesem Sinne schönen Abend
Stamati

Re: wir brauchen Euch!

Verfasst: 21. Sep 2007, 18:14
von flubber
Hallo zusammen,

@Jojo,
vielen Dank fuer Deine aufmunternden Worte. Leider hoere ich das viel zu selten. Im Gegenteil, oftmals wird verbal noch auf mich eingeschlagen. Da ist es wirklich schwer nicht die Fassung zu verlieren. Toll, dass Du Dich hier gemeldet hast.

@stamati,
ich gebe Dir Recht, die Krankheit wird viel zu selten angenommen und akzeptiert. Und bewusst machen sie die wenigsten Betroffenen, was auf Seiten der Angehoerigen passiert. Aber das ist ja gerade das teuflische an dieser Krankheit: diese Ich-bezogenheit. Mit all ihren Konsequenzen...

@all
die vielleicht provokante Frage, die schon haeufiger im Forum aufgetaucht ist: Warum tun wir Angehoerigen uns das an? Fuer die zweit netten Tage im Jahr? Nehmt es bitte nicht persoenlich. Wieviel Schmerz und Kummer ertragen wir, bis wir wirklich die Reissleine ziehen?
Bitte nicht falsch verstehen, ich frage mich eben nur warum wir uns das antun. Ich weiss, dass es fuer den jeweiligen Partner wichtig ist, jemanden neben sich zu wissen. Das hat Jojo ja noch einmal deutlich gemacht.

Liebe Gruesse,
flubber

Re: wir brauchen Euch!

Verfasst: 21. Sep 2007, 19:48
von SternAngel
Guten Abend
Flubber, diese Ich-Bezogene kommt nur so rüber.
Als Depressiver Mensch hast du gerade die Kraft an dich zu denken(und das ist schon schwierig), da ist es kein Egoismus in dem Sinne. Du bist gar nicht im Stande an die anderen zu denken. Und wenn doch dann denkst du,du schadest deinem Partner weil du selber ja nicht mit dir klar kommst, es ist zuviel.

Die Frage warum wir uns das antun, weil wir unseren Partner lieben.

Ihr Entscheidung, ihr Weg. Die Tür ist und bleibt offen, ....
Ich gehe inzwischen meinen Weg.

Stamati

Re: wir brauchen Euch!

Verfasst: 22. Sep 2007, 14:47
von BeAk
Liebe Jojo,

ich denke der Text von Manfred Koschnik zeigt deutlich, das es nicht um alleinlassen geht. Sondern darum das ein jeder die Verantwortung für sich selber trägt/tragen sollte, sowohl der Kranke wie auch der Angehörige.
Denn alles andere trägt nur zur Verfestigung der Störung bei.

Ein Kranker muß seine Krankheit immer selbst bewältigen, niemand kann ihm das abnehmen.
Ein Angehöriger kann nur begleiten, aber nicht helfen.

Re: wir brauchen Euch!

Verfasst: 26. Sep 2007, 09:21
von flubber
Hallo Stamati,

ich habe noch einmal ueber die Ich-bezogenheit nachgedacht. Ich glaube schon, dass es durchaus Faelle gibt in denen sich die Depression mit Egoismus paart. Zumindest habe ich das so erlebt. Wenn es um eine akute Periode geht, gebe ich Dir Recht: Wer mit sich selbst und der Krankheit kaempft, hat schon genug zu tun. Um den Partner kann sich der Betroffenen dann nicht auch noch kuemmern.

Allerdings wird in mehreren Beitraegen im Forum deutlich, dass einige Betroffene nicht nur in den Phasen akuter Depression ihrer Wege gehen ohne Ruecksicht auf Verluste.

Ich persoenlich finde dieses "Tuer offenhalten" gefaehrlich. Es liest sich so, als wuerde der endgueltige Schritt um Abstand zu gewinnen nicht vorgenommen. Wie willst Du die Tuer offenhalten und gleichzeitig Dein eigenes Leben leben?

Entschuldige die provokante Frage.

Liebe Gruesse,
flubber

Re: wir brauchen Euch!

Verfasst: 26. Sep 2007, 10:05
von SternAngel
Guten Morgen Flubber,

die Frage ist nicht provokant sondern angebracht.Will es dir gerne erklären
Meine Ex hatte, hat und wird in meinen Herzen einen besonderen Platz haben, natürlich habe ich im Moment noch nicht ganz los gelassen. Aber indem ich mich auf mich Konzentrier mir gutes tue(was momentan teilweise gelingt), möchte ich von diesem Schmerz der Trennung weg kommen, was mich aber nicht hindert sie weiter zu lieben. Leute treffen, Spass haben, und einfach meinen Weg gehen ohne Sie einzuplanen. Da Sie in meinem Herzen ist , ist die Tür offen und ich lebe meinen Weg.

Jetzt muss ich dazu sagen das liest sich ziemlich easy, ist es aber nicht. Ich habe in den letzten Wochen sehr viel mit mir gekämpft und gleichzeitig versucht mit dem Schmerz der Trennung, des Freundschaftscutt meiner Ex umzugehen. Vorgestern hatte ich sie nach 2 Wochen mal wieder angerufen, das ganze hat dann so geendet das sie gesagt hat sie will nicht reden und hat aufgelegt. Gestern hat sie mein Verhalten auf ihrer Blockseite als "suboptimales Verhalten" und das "ich sie nicht in ruhe lasse" dargestellt. Aber was noch in diesem Block stand hat mir klar gemacht ihr geht es alles andere als gut. Natürlich hat es im ersten Moment weh getan, natürlich will sie mich damit auch vergraulen, damit sie sich bestätigt fühlt. Aber ich weiß das Sie das nicht mit absicht macht. Sie kann im moment nicht anders. Wie und ob ich darauf reagiere weiß ich noch nicht.

Wie lange ich diese Tür ganz auflasse , kann ich dir im Moment nicht sagen.

Aber das ist der Weg den ich meine mit Tür auflassen.

Schönen Tag noch
STamati