Berufstätig trotz Depression... wie macht ihr das?

landei
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Berufstätig trotz Depression... wie macht ihr das?

Beitrag von landei »

Hallo!

Mache mir mal wieder viel zu viele Gedanken und hätte gerne mal eure Meinung gewußt!

Seit Mai habe ich einen neuen Job, der war / ist ganz ok aber ich komme irgendwie trotzdem nicht klar.

Obwohl ich mich eigentlich für unwichtig und überflüssig fühle, so habe ich doch immer das Gefühl, die Kollegen und der Chef reden nur über mich hinter meinem Rücken, machen mir das Leben schwer und laden alles auf mir ab, als Neuling im Betrieb!

Zwar rede ich mir jetzt immer ein, das ich mir das nur einbilde, das ich gar nicht so wichtig bin, das sich alles nur um mich dreht... aber ich merke, wie es mir immer schwerer fällt morgens aufzustehen und wie leer ich abends bin.

Die Arbeit ansich macht mir ja Spaß und ich mache sie gerne aber irgendwie kann ich nicht mit anderen zusammenarbeiten. Ich möchte alles selber machen, am liebsten wäre mir das aber das ist nicht möglich, ich weiß!

Denke ja schon an Selbstständigkeit aber jeder rät mir im Moment davon ab, weil ich doch depressiv bin und mir ziemlich der Antrieb fehlt, meist scheitert das Vorhaben auch schon an der Planung, mit der ich mich alleine völlig überfordert fühle.

Wie macht ihr das im Job? Wie schafft ihr es, jeden Tag zur Arbeit zu gehen und euch nicht unterkriegen zu lassen?
Gestern bin ich das erste Mal wieder heulend nach Hause gefahren und habe mich gefragt, warum ich mir das antue aber ich will arbeiten, ich mag den Job aber ich komme einfach mit Menschen nicht klar, die mir was zu sagen haben, oder die mich bevormunden und kritisieren oder gar runter machen. Und ich habe schnell das Gefühl wertlos und unnütz zu sein, da reicht schon ein schiefer Blick oder ein Seufzen des Chefs, egal worüber, ich glaube es ist immer meinetwegen.

Bitte, schreibt mir doch mal eure Meinung und Sicht! Ich würde mich freuen!

LG und schönes Wochenende!

Das Schattenspiel
Dass mir der Hund das Liebste sei, o Mensch, sagst Du sei Sünde. Ein Hund bleibt Dir im Sturme treu, der Mensch nicht mal im Winde!

( Franz v. Assisi )
herbstsonne
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Re: Berufstätig trotz Depression... wie macht ihr das?

Beitrag von herbstsonne »

Hallo Schattenspiel,

das hört sich nicht gut an, was du da schreibst.
Für mich hört es sich so an, als würden zwei Anteile sich in dir streiten. Einer will ganz normal arbeiten und der andere will dies genau nicht. Der Letztere (ein sehr zerstörischer Anteil) scheint sehr die Oberhand bei dir gewonnen zu haben. Ich vermute mal, dass dir dies nicht das erste Mal passiert. Machst du eigentlich Therapie?

So wie du es beschreibst, hast du nicht so Probleme mit dem Menschen an sich, sondern sehr starke Autoritätsprobleme. Ich habe ein wenig über deine Diagnose gelesen und kann dir sagen, dass dies weniger ein Problem deiner Depressionen sind, sondern eines deiner Persönlichkeitsstörung. Auch deine Selbstwertproblematik (sehr stark ausgeprägt) ist für mich ein Hinweis darauf. Ich befürchte, dass ohne länger gehende Therapie dein Problem nicht behoben wird.
Ich spreche da aus Erfahrung. Zum Einen habe ich die gleiche Diagnose wie du erhalten und zum Anderen kenne ich das auch nur zu gut von mir. Ich kann dir aber auch sagen, dass dies in den Griff zu bekommen ist. Allerdings habe ich viele Jahre Therapie gemacht.

Sehe mein Posting mal als einen Denkanstoß. Ich kann ja auch sehr falsch liegen.

Liebe Grüße Herbstsonne.


Liebe Grüße Antje
landei
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Re: Berufstätig trotz Depression... wie macht ihr das?

Beitrag von landei »

Hallo Herbstsonne!

Danke für Dein Posting!

Nein, ich bin immer noch nicht in Therapie, finde einfach keine freie Therapiestelle, stehe aber jetzt auf einer Warteliste.

Es fällt mir einfach noch immer schwer zu unterscheiden, was Depression ist und was Persönlichkeitsstörung. Ich versuche mein Denken und Handeln besser zu analysieren und merke halt, das ich mir vieles einrede oder falsch verstehe.

Du hast Recht, es ist nicht die erste Stelle, wo es mir so ergeht. Es war schon immer so, nur nie so ausgeprägt. Ich hatte immer das Gefühl, irgendwas stört mich immer an der Arbeitsstelle und ich wurde unzufrieden und habe dann meine Arbeit gehaßt und die Stelle gewechselt aber langsam glaube ich halt, es liegt doch viel an mir und nicht an den Umständen.

Die einzige Arbeitsstelle wo es mir gut ging, war die, wo der Chef nie da war und ich mit einem Azubi alleine den Laden geschmissen habe. Da war ich dann also quasi der "Boss", ich habe alles geregelt und so gemacht, wie ich es wollte und das war dann auch ok für mich. Dann hat der Chef gewechselt und es kam zu Konflikten, weil ich meine "Freiheiten" aufgeben mußte und nach einer Pfeife tanzen sollte.

Anpassen - ich kann mich gut anpassen aber scheinbar bricht es irgendwann in mir zusammen.... früher hat es lange gedauert, jetzt kommen diese Gefühle schon nach wenigen Wochen an der neuen Arbeitsstelle.

Aber wenigstens schon mal gut, das es vielleicht gar nicht typisch Depression ist, denn ich habe auch in Fachliteratur gelesen, das eine Persönlichkeitsstörung in dem Bereich besser zu therapieren wäre als ne Depression ( wenn ich dann mal nen Therapeuten gefunden habe ).

Danke nochmal für deine Antwort!

Gruß Schattenspiel
Dass mir der Hund das Liebste sei, o Mensch, sagst Du sei Sünde. Ein Hund bleibt Dir im Sturme treu, der Mensch nicht mal im Winde!

( Franz v. Assisi )
Cookie
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Re: Berufstätig trotz Depression... wie macht ihr das?

Beitrag von Cookie »

Hallo,
mir geht es ganz genauso. Das hätte ich geschrieben haben können.
Ich glaube, es ist von allem etwas.
Wieso sollte es schlecht sein, wenn du dich schlecht unterordnen kannst? Vor allem, wenn es oft unsinnige Dinge sind, die die "Vorgesetzten" von einem wollen. Ist doch gut, wenn du in der Lage bist, selbstständig zu arbeiten.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich trotz aller Mühe es nicht schaffe, mich an Idioten anzupassen, das macht mich unglücklich und damit krank. Mobbing ist je heutzutage auch sehr beliebt, rausekeln von Kollegen, um den eigenen Arbeitsplatz zu sichern. Und wir Doofen denken auch noch, es liegt an uns.
Ich hatte an mehreren Arbeitsstellen dasselbe Problem und dachte auch schon, es liegt an mir. Jetzt hab ich einen Job mit einer vernünftigen Kollegin, mit der ich Hand in Hand arbeiten kann und es läuft super.
Im Zweifelsfalle hat sie recht und damit hab ich auch überhaupt kein Problem.
Mein Tipp wäre: Mach auf JEDEN FALL Therapie (mach ich schon seit Jahren) und finde dann in Ruhe einen Job, der zu dir passt. Es wird vielleicht eine Weile dauern, weil du ja erst herausfinden musst, was dein Charakter und was die Krankheit ist. Aber ich bin inzwischen sicher: Man kann seinen Platz finden. Gib nicht auf, auch wenn´s mal düster aussieht!
Viele Grüße
cookie
Morrigane
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Re: Berufstätig trotz Depression... wie macht ihr das?

Beitrag von Morrigane »

Das Problem hatte ich ebenfalls und dann kam Mobbing hinzu. Selbst die Chefs spielten mit, so dass ich auch nach TK-Aufenthalt und Therapie keine andere Lösung sah, als die Rente zu beantragen. Diese läuft, wie ich schon geschrieben habe, Ende des Jahres aus und mir geht es immer schlechter, falle von einem Tief ins andere.
landei
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Re: Berufstätig trotz Depression... wie macht ihr das?

Beitrag von landei »

Hey!

Erfahrungen mit Mobbing habe ich auch schon gemacht, das hat die ganze Problematik ausgelöst und den Stein ins Rollen gebracht.

Im Grunde habe ich jetzt einen guten Job, auch wenn ich vielleicht nicht dauerhaft dort bleiben kann - personelle Veränderungen, die aber wohl nichts mit mir zu tun haben und ich bin zuletzt gekommen udn muß entsprechend als erste wieder gehen.

Stört mich nicht, ich bin eh sehr wankelmütig, in Sachen Job und fange halt wieder nen anderen an.

Aber ich möchte mal zur Ruhe kommen, den perfekten Job für mich finden aber ich bezweifel, das es in meinem derzeitigen Beruf sowas geben wird.
Nur bin ich in meinem jetzigen Beruf fachlich gut und habe Angst etwas anderes zu beginnen... nicht nur die herkömmliche Angst zu versagen, sondern auch Existenzangst. Heute wird man doch über seinen Job definiert und wenn man arbeitslos ist, ist man ein Nichts.

Und was ich so gerne arbeiten würde, davon kann man nicht existieren und ich habe eh keine Ahnung, wie man sich alleine Selbstständig macht - und..... ich habe Angst vor einem Neuanfang, zumal ich keine Hilfe dabei habe.

LG
Schattenspiel
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( Franz v. Assisi )
hubsia
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Re: Berufstätig trotz Depression... wie macht ihr das?

Beitrag von hubsia »

Hallo Morrigane!
Deine Angst kann ich vollkommen verstehen, als
ich die Verlängerung beantragte sagten alle zu mir ach mach dir keine Sorgen warum soll das nicht klappen. Toll das ist so aufbauend, man wird immer bekloppter, aus diesem Grunde sage ich auch nur. Ich wünsche Dir viel Kraft und gutes Gelingen. Wenns schief geht sofort Einspruch erheben, notfalls bis vors Gericht.
Alles liebe Hubert.
Morrigane
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Re: Berufstätig trotz Depression... wie macht ihr das?

Beitrag von Morrigane »

Momentan ist bei mir wirklich ganz schlimm, fange immer wieder an zu erzählen, welche Schikanen ich ausgesetzt war. Kaum einer kann es verstehen und ich nerve wohl alle und höre "rege dich doch nicht auf, wenn du arbeiten gehst, kommst du in ein neues Amt und vielleicht sind da ganz nette Kollegen/innen". Das hilft mir gar nichts, da ich weiß, dass ich gar nicht erst dort ankommen würde.
Ist einfach ein Horror für mich. Hätte nicht gedacht, nachdem ich mich für ziemlich stabil hielt, dass ich so fallen kann.
Danke für den Trost. Und sicher werde ich meine verbleibende Kraft einsetzen, alles in die Wege zu leiten, dass mir der Weg zur Arbeit erspart bleibt.
Mein Leben habe ich soweit in Griff, wenn ich mich zur Zeit auch wieder zurückziehe und mein Mann auch oft verständnislos ist, weil ich nichts mehr unternehme. Das macht ja auch einiges Schwieriger. Morgen werde ich eine Bekannte in der Tagesklinik besuchen, vielleicht kann ich dort noch mit einem Therapeuten reden.
Frauschlotterbeck
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Re: Berufstätig trotz Depression... wie macht ihr das?

Beitrag von Frauschlotterbeck »

Hallo Morigane,

Mobbing kann einem echt das Leben zur Hölle machen.

Habe seit Jahren ganz gut mit Depressionen gearbeitet.
Seit dem letzten Jahr werde ich von meiner direkten Kollgein massiv gemobbt.
Immer um das gleiche Thema,habe mich dann bei meine Chefin beschwert. Musste mir dann anhören, wir wären beide Sturköpfe und sie will davon nichts wissen.

Mein Arzt hat mich dann krank geschrieben,hab dann meine Chefin darüber verständigt, sie meinte dann, es ging garnicht um dieses eine Thema,sondern um was ganz anders.

Warum duldet sie dann aber,dass mich meine Kollegin moppt?

Bin immer noch im Krankenstand und der Gedanke an Arbeit erzeugt bei mir Panik und Hilflosigkeit, weil ich meine Arbeit wirklich gerne gemacht habe.


Gruss

Juliane
Es geht aufwärts hat die Maus gesagt.............



als sie von der Katze die Treppe raufgetragen wurde
Morrigane
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Re: Berufstätig trotz Depression... wie macht ihr das?

Beitrag von Morrigane »

Bei mir fing es auch mit einer neuen, jüngeren Kollegin an. Als ich das Gespräch mit meinem Chef suchte, meinte er nur, ich käme wohl nicht mit dieser zurecht, weil diese so temperamentvoll sei und ich halt die Stillere. Na ja, wenn man als temperamentvoll ansah, dass Wutausbrüche mit fliegenden Lochern oder Telefonhörern und Kraftausdrücken die Tagesordnung waren.
Selbst als eine Verleumdung offensichtlich war, hat sich der Chef nicht weiter darüber gekümmert. Man könne halt nichts machen, wenn derjenige, der mich beschuldigte, nicht den Namen sage, dass und das erzählt zu haben.
Spitze war dann ein Brief angeblich eines Bürgers an den obersten Chef, in dem mitgeteilt wurde, dass ich meine Arbeit liegen lasse würde, den ganzen Tag im Netz surfen würde, meine Homepage dort bearbeiten würde (was unmöglich war wegen der Programme !) und ich nur private Mails schreiben würde. Es war allerdings schon veranlasst worden, meinen PC zu überprüfen und kam zu dem Schluss, dass diese Vorwürfe nicht gegeben waren. Meinen Boss darauf hingewiesen, wieso Bürger wissen könnten, dass ich all dieses Fehlverhalten an den Tag lege, räumte er zwar ein, dass habe man auch schon überlegt. Getan wurde nichts.
Nach meinem Zusammenbruch wurde ich telefonisch weiterhin angerufen, wann ich endlich wieder arbeiten käme und drohte mir mit der betriebsärztlichen Untersuchung. Habe ihm gesagt, das käme mir sehr entgegen, wenn diese anordnen würde. Dann wollte er ein Gespräch wegen der weiteren Arbeit, falls ich nicht in die Stadt kommen könne, wollte er mich mit einer Kollegin zu Hause aufsuchen. Da bin ich in Panik verfallen. Habe eine Rechtsanwältin eingeschaltet, die dann darauf hinweis, dass diese Belästigungen in meinem Krankheitsfall nicht gerade eine schnellere Gesundung vorantreiben würde. Da wann dann auch Ruhe. Aber jetzt, wo bald der Antrag auf Verlängerung der Rente ansteht, kommt alles wieder so richtig hoch.
Bellasus
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Re: Berufstätig trotz Depression... wie macht ihr das?

Beitrag von Bellasus »

Hallo,

der Threadtitel ist für mich auch eine wichtige Frage, habe ja auch schon mal geschrieben dass ich jede(n) bewundere, die das schaffen. Meine Reha hat ja auch genau das zum Ziel.

Auch ohne Mobbing (wie sich das anfühlt weiß ich von früher, fühle mit euch) finde ich arbeiten mit Depression, ob gerade akute Episode oder nicht, schwer. Es ist doch eine ständige Gratwanderung zwischen den Anforderungen und Erfordernissen in der Arbeit einerseits und den eigenen Bedürfnissen andererseits. Letztes ja nicht, um sich einen faulen Lenz zu machen, sondern um gesund und letztlich arbeitsfähig zu bleiben.

In der Reha habe ich noch Sonderrechte, z.T. läuft der Alltag aber auch ganz normal ab, bin voll eingespannt im Büroablauf. Traue ich mich später in einem echten Job noch, für mich zu sorgen?

Wie macht ihr das, die im Beruf stehen? Ich tendiere dazu, offen zu sein, aber damit kann man sich auch den eigenen Ast absägen. Andererseits sind die Reserven nicht so da wie früher, wenn man den Mund hält geht es sicher auch nicht lange gut.

Für mich stellt sich auch die Frage, wieviel Reserve für das Leben außerhalb der Arbeit bleibt. Reicht die Zeit zum Regenerieren? Was ist, wenn privat was schiefläuft und sämtliche Kraft aufsaugt? Wo ist die Grenze zwischen arbeitsfähig und arbeitsunfähig?

Eine Info noch in diesem Zusammenhang: Wenn man nach einer beruflichen Reha an einem neuen Arbeitsplatz anfängt und mit offenen Karten spielt, kann der Arbeitgeber bei der RV einen finanziellen Lohnkostenzuschuß beantragen als Ausgleich dafür, dass er sich verpflichtet, gewisse Einschränkungen in der Leistungsfähigkeit des AN zu akzeptieren. Dieser Zuschuß kann bis zu einem Jahr gezahlt werden und wohl 30-40% der Lohnkosten ausmachen. Genauer weiß ich es jetzt auch nicht.

Liebe Grüße
Annette




www.depressionsliga.de

- Betroffene für Betroffene -
herbstsonne
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Re: Berufstätig trotz Depression... wie macht ihr das?

Beitrag von herbstsonne »

Hallo Annette,

was du da schreibst, ist für mich auch gerade sehr aktuell. Ich stecke auch in einer Reha-Maßnahme. Ich will auch wieder auf den ersten Arbeitsmarkt. Aber ob ich es schaffe? Ich bin leider sehr streßanfällig (der Stress muss gar nichts mit der Arbeit zu tun haben) geworden und hoffe, dass sich das wieder legt. Allerdings arbeite ich erst 3 1/2 Stunden am Tag und momentan reicht mir das. Deine Frage "Wo ist die Grenze zwischen arbeitsfähig und arbeitsunfähig?", finde ich sehr spannend. Ich habe da noch keine Antwort gefunden. Aber wahrscheinlich muss sie sowieso jeder für sich finden.

Jetzt zu deiner Frage. Auf meiner letzten Arbeitsstelle war ich sehr offen und es war auch gut so. Aber ob das immer so zu trifft? Ich kenne einige Menschen, die auch offen waren und doch während des Krankenhausauffenthalt gekündigt wurden. Offenheit ja, aber bitte mit Grenzen. Eine Frau hat ihrem Arbeitgeber ihre Diagnose genannt; sie hatte neben den Depressionen auch noch eine Persönlichkeitsstörung. Wegen letzterer wurde sie dann gekündigt. Anders ist es sicherlich, wenn man schon als Genesende in einer Firma mit Lohnkostenzuschuss einsteigt. Da sind die Voraussetzungen anders.

Auf jeden Fall sind Depressionen und zugleich arbeiten gehen ein schwieriges Feld. In den ersten Jahren habe ich noch ein Studium fertig gemacht und gearbeitet. Heute würde so etwas gar nicht mehr gehen. Mittlerweile traue ich mir ja wenig zu. Ich weiss gar nicht, ob ich es je wieder auf dem ersten Arbeitsmarkt schaffe.


Lieben Gruß Herbstsonne


Liebe Grüße Antje
landei
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Wo fängt denn Mobbing an?

Beitrag von landei »

Hallo!

Ab wann spricht man denn von Mobbing?

Ich weiß ja nicht, ob es schon wieder Mobbing ist, oder ob ich einfach so überempfindlich reagiere.

Jedenfalls fühle ich mich unwohl und unerwünscht in dem Betrieb und von einer Kollegin besonders angegriffen.

Wir sind von der beruflichen Qualifikation gleichgestellt aber sie ist mir, durch eine längere Betriebszugehörigkeit, direkt überstellt.
( heißt das so? )

Manchmal habe ich das Gefühl, das sie sich in ihrer Stellung von mir bedroht fühlt, was Quatsch wäre, aber oft benimmt sie sich wie ein kleines Kind, das um irgendwelche Vorteile buhlt.
Immer schön beim Chef schleimen und sich mit der eigenen Meinung im Wind drehen.. aalglatt, nicht festzunageln und gerissen und hinterhältig.
Total nebenbei, fallen Kommentare im Beisein des Vorgesetzten, was ich für Fehler gemacht habe, oder wo ich mich angeblich nicht ordnungsgemäß verhalten hätte... und es klappt.

Mich mault der Chef viel häufiger an und ich hätte heute ein Gespräch vermutet, in Ruhe und unter vier Augen aber es kam nichts.

Mir reicht es so, diese fortwärende Quälerei um die eigene Existenz!

Warum kann ich nicht als Einsiedler in einer Blockhütte in Kanada leben? OK, ich kann kein Tier jagen, ich mag keinen Fisch, ich habe noch nie gecampt aber für das alles sucht sich Jane einen Tarzan und gut ist! Nur noch Natur und Ruhe und hin und wieder mal ein Grizzley zu Besuch!

Herrlicher Gedanke!

Aber man lebt ja hier sein Scheißleben!
Dass mir der Hund das Liebste sei, o Mensch, sagst Du sei Sünde. Ein Hund bleibt Dir im Sturme treu, der Mensch nicht mal im Winde!

( Franz v. Assisi )
Morrigane
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Re: Berufstätig trotz Depression... wie macht ihr das?

Beitrag von Morrigane »

Ja, wo fängt Mobbing an. Ein schwierige Frage, die ich mir gestellt habe und mich selbst als zu empfindsam etc. sah.
Was Du geschrieben hast, kenne ich allzu gut, Kollegin setzt sich stets ins gute Licht, weist nebenbei auf Fehler der anderen hin, Arbeiten die von mir getätigt wurden und zur Info an sie weitergeben wurden, hat sie als ihre ausgegeben.
Ich rate Dir, schreibe jeden Tag die noch so kleinen Vorfälle auf, auch die Reaktionen Deiner Vorgesetzten. Versuche mit anderen Kolleginnen zu sprechen, ob denen etwas auffällt etc. Allerdings wird sich da wiederum jeder raushalten und es wird schwierig sein, Rückendeckung zu finden.
Ich habe es drei Jahre mitgemacht, bis der Zusammenbruch kam. Leider habe ich mich zu spät mit dem Thema beschäftigt.
Mein Rat: Führe ein Tagebuch über jede Kleinigkeit, notiere auch die Reaktionen Deines Chefs.
cool
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Re: Berufstätig trotz Depression... wie macht ihr das?

Beitrag von cool »

Es ist wirklich nicht leicht und manchmal total schwer.
Wichtig ist, ein abgegrenztes Arbeitsgebiet zu haben, damit klar ist, wer was macht und wer für was zuständig und verantwortlich ist.
Das ist leider aber oft schwammig geregelt.

Mit dem Aufschreiben der Vorfälle ist das so eine Sache, es gibt Situationen, da kommt man zu kaum einer Arbeit, weil man ständig dokumentiert.

Wichtig ist glaube ich, sich ein dickes Fell zuzulegen. Selbst wissen, das man wer ist und was kann. Ganz bewusst schauen, ob es andere Rollen im Leben gibt oder gab, in denen man gut klar kam. Und daraus seine Kraft ziehen.
Natürlich ist es verletzend, wie manchmal mit einem umgegangen wird. Wenn einen das aber zu sehr runterzieht, bestätigt man evtl. die vorherigen "Verleumdungen". *seufz*

Das kostet alles viel Kraft und macht nervös und ängstlich. Und traurig.
MeredithGrey
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Registriert: 19. Jun 2007, 14:00

Re: Berufstätig trotz Depression... wie macht ihr das?

Beitrag von MeredithGrey »

Ich stehe im Moment noch ziemlich am Anfang. Bin seit 14 Tagen wegen Depression krankgeschrieben und führe den Auslöser dieser Depression auf meine Situation auf der Arbeit zurück.

Ich bin mit Arbeit überhäuft worden und hab mich (laut Aussage meiner vorhergehenden Chefin) nicht dagegen gewehrt. Ich habe versucht mich zu wehren, habe aber immer nur kurzfristige Hilfen bekommen. Dann kam eine neue Chefin, die mir dann auch noch einen Teil meiner Aufgaben weggenommen hat und mir die Schuld in die Schuhe schieben wollte, weil ja angeblich alles falsch gelaufen wäre.

Jetzt wird mein Job von ZWEI !! neu eingestellten Kolleginnen übernommen und ich sollte ein anderes Aufgabengebiet übernehmen, aber es gibt keiner zu, dass der Job für mich alleine zu viel war. Was ich schon die ganze Zeit gesagt habe. Im Gegenteil, in meinem letzten Gespräch wurde sogar behauptet, dass sich mein Arbeitseinsatz extrem verschlechtert hätte. Echt eine Frechheit!!!!

Montag vor einer Woche bin ich zusammen gebrochen und bin jetzt total depressiv. Ich könnte den ganzen Tag nur im Bett liegen und fernseh gucken. Das lenkt mich ab. Bin auch schon bei einer Psychotherapeutin in Behandlung und nehme seit 4 Wochen Fluoxetin. Aber ich habe noch nicht den Eindruck das es wirkt. Ich bin auch körperlich so fertig, dass das alltägliche Leben (Duschen, Zähne putzen, Essen) für mich im Moment fast nicht zu bewältigen ist.

Also, ich gehe davon aus, dass ich die nächsten 2 bis 4 Wochen (grobe Schätzung) mit Sicherheit nicht wieder arbeiten gehen kann und habe Angst, dass ich gekündigt werde. Hab auch schon über eine stationäre Therapie nachgedacht. Hat jemand Erfahrungswerte damit, wie es ist, wenn man länger krank ist und Kündigungsschutz und so?

Eigentlich hab ich den Job nämlich ganz gerne gemacht und würde, wenn ich wieder gesund bin, gerne wieder dorthin zurück.

Grüße
Meredith Grey
Alles wird gut
Morrigane
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Re: Berufstätig trotz Depression... wie macht ihr das?

Beitrag von Morrigane »

Es ist oft leider nicht machbar, in einem Büro eine klare Abgrenzung zu schaffen, da, gehen wir mal davon aus, dass 2 Kollegen/innen, dort sitzen. Es müssen Auskünfte gegeben werden, die Urlaubs-/Krankheitsvertretung muss übernommen werden. Wenn Person X dann nur betimmung und Person Y nicht mehr ans Telefon darf, weil sie sowieso keine Infos hat, wie fühlt man sich dann?
Es geht nicht darum, während der Arbeitszeit das Tagebuch zu schreiben, sondern abends, den Tag zu verarbeiten.

Meredith, wenn Du möchtest, kannst Du gerne mit mir privat Kontakt aufnehmen.
MeredithGrey
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Re: Berufstätig trotz Depression... wie macht ihr das?

Beitrag von MeredithGrey »

@Morrigane: Hallo, kannst du mir helfen? Wie kann ich denn privat mit dir Kontakt aufnehmen?
Alles wird gut
Morrigane
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Re: Berufstätig trotz Depression... wie macht ihr das?

Beitrag von Morrigane »

@Meridith, wenn Du oben auf das Blättchen mit Kopf klickst, kannst Du meine eMail-Addi einsehen.
herbstsonne
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Re: Berufstätig trotz Depression... wie macht ihr das?

Beitrag von herbstsonne »

Hallo Schattenspiel,

ich möchte noch mal zu ein paar Sätzen etwas sagen. Ich hoffe aber, dass du meine Worte nicht als verletzend empfindest. Das möchte ich nicht.
"Total nebenbei, fallen Kommentare im Beisein des Vorgesetzten, was ich für Fehler gemacht habe, oder wo ich mich angeblich nicht ordnungsgemäß verhalten hätte... und es klappt."
Warum sprichst du deine Kollegin nicht mal darauf an? So etwas musst du dir nicht gefallen lassen. Je länger du wartest, desto mehr Groll setzt sich bei dir fest und dann geht auch nichts mehr.


"Heute wird man doch über seinen Job definiert und wenn man arbeitslos ist, ist man ein Nichts."
Du hast die Ansichten deiner Eltern (Leistungsorientiertheit)schon sehr internalisiert. Ich war auch ziemlich lange arbeitslos und bin erst jetzt wieder in einer beruflichen Reha-Maßnahme, aber ich war trotzdem etwas und kein "Nichts". Ich neige auch leider dazu, die Erwerbsarbeit überzubewerten. Sie ist wichtig, weil sie den Lebensunterhalt sichert, aber nicht alles im Leben. Es gibt viele Menschen, die keine Arbeit bekommen, aber trotzdem sich Struktur selber erarbeiten müssen und auch trotzdem etwas aus ihrem Leben machen. Ich finde Erwerbsarbeit (abgesehen von Lebenssicherung) häufig ziemlich sinnlos bzw. sinnentleert. Ich glaube besser ist es, sich etwas Sinnvolles in seiner Freizeit zu suchen, etwas was Sinn gibt.

Ich war lange auf der Suche NACH DEM JOB. Mittlerweile denke ich, dass es DEN JOB nicht gibt. Jeder Job hat seine Vor- und Nachteile. Allerdings sollten die Vorteile überwiegen.
Ich bin auch der Meinung, dass es im nächsten Job nicht besser sein wird. Ich wünsche dir sehr, dass du bald eine Therapie machen kannst. Ich drücke dir zumindest alle Daumen.

Herbstsonne


Liebe Grüße Antje
landei
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Re: Berufstätig trotz Depression... wie macht ihr das?

Beitrag von landei »

Hallo Herbstsonne!

Drauf ansprechen? Wäre ne Möglichkeit aber man hat mir eh zu verstehen gegeben, das ich nach nem halben Jahr wieder weg sein werde, also ziehe ich das jetzt einfach nur als "Lückenbüßer" durch und erarbeite mir was Neues.

Ich mache in meiner Freizeit etwas sinnvolles, etwas das mir Spaß macht und mir Kraft gibt.

Und eine Therapie rückt jetzt wiedererwartend auch näher!

Ich bin nicht verletzt oder so, ich finde es ja gut, wenn man ehrlich zu mir ist.

LG Schattenspiel
Dass mir der Hund das Liebste sei, o Mensch, sagst Du sei Sünde. Ein Hund bleibt Dir im Sturme treu, der Mensch nicht mal im Winde!

( Franz v. Assisi )
herbstsonne
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Re: Berufstätig trotz Depression... wie macht ihr das?

Beitrag von herbstsonne »

Hallo Schattenspiel,

erstmal freue ich mich für dich, dass es mit der Therapie bald klappt.
Auch wenn du bald wieder deinen Job verlassen musst, solltest du sie ansprechen. Tue es für dich!
Ich habe mir fest vorgenommen, dass kein Mensch mehr das Recht bekommt, mich abwertend zu behandeln. Mit jedem Male des Ansprechens wachse ich ein Stück. Ich stelle immer mehr mit Verwunderung fest, wie viele von den sog. "gesunden" Menschen sich anderen gegenüber abwertend verhalten -manchmal bewusst, aber häufig sehr unbewusst. Ich bin wie du (konnte ich deinen postings entnehmen) in der Kindheit endlos abgewertet worden. Damit ist jetzt Schluss.
Allerdings erfordert sehr viel Mut, die Frau anzusprechen und ich kann verstehen, wenn du den nicht hast. Das ist ja alles andere als einfach - vor allem, wenn man/frau nichts anderes kennt.

Ich wünsch dir alles Gute.
Herbstsonne


Liebe Grüße Antje
MeredithGrey
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Re: Berufstätig trotz Depression... wie macht ihr das?

Beitrag von MeredithGrey »

Hallo Herbstsonne,

ich hab mir für die Phase, wenn ich wieder arbeiten gehen kann, auch fest vorgenommen mich nicht mehr abwertend behandeln zu lassen und mit meiner Chefin zu sprechen. Aber eine kleine, aber nicht unwichtige Frage habe ich dazu: Woher hast du deinen Mut genommen? Ich trau mich nicht. Allein der Gedanke an ein Gespräch mit meiner Chefin lässt meinen Magen zusammen krampfen.

Liebe Grüße,
Meredith
Alles wird gut
herbstsonne
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Re: Berufstätig trotz Depression... wie macht ihr das?

Beitrag von herbstsonne »

Hallo Meredith,

Ein Gespräch mit der Chefin ist sehr, sehr schwer. Da musst du gut vorbereitet sein. Ich spreche schwierige Gespräche in Gedanken, manchmal auch als Selbstgespräche, mehrmals bzw. teilweise sehr häufig mit mir durch. Meine ambulante Betreuerin hat mir gestern einen guten Tipp gegeben: Das wovor man Angst,immer wieder sagen. In deinem Falle musste es dann heißen "Ich spreche mit meiner Chefin". Durch die Wiederholung soll dann die Angst bzw. Magengrummeln verschwinden. Rein vom Kopf her finde ich die Idee ganz gut. Allerdings konnte ich es noch nicht ausprobieren.
Ich weiss auch nicht wo der Mut herkommt. Aber ich einfach die S......voll. Und das scheint der Antrieb zu sein.

Ich hoffe, ich konnte dir helfen
Herbstsonne


Liebe Grüße Antje
MeredithGrey
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Re: Berufstätig trotz Depression... wie macht ihr das?

Beitrag von MeredithGrey »

Hallo Herbstsonne,

ja, du hast mir geholfen, aber ich habe heute auch ein Erlebnis gehabt, was mich nachdenklich gemacht hat. Und zwar hab ich mich mit meiner Mama gestritten und ich habe es endlich geschafft, ihr mal meine Meinung zu sagen, aber auch nur, weil ich wirklich sauer war. Wut treibt einen an. Ich glaube, ich sollte meine Wut öfter mal rauslassen.

Hast du vor demnächst wieder arbeiten zu gehen? Wenn du es schaffst, dein Gespräch zu führen würde mich interessieren wie du es gemeistert hast. Aber wie gesagt, man muss nur wütend genug sein, dann klappt das schon.
Mal sehen, ob ich, wenn mein Gespräch soweit ist, dann auch mit so guten Ratschlägen arbeite, wie ich sie hier gebe

Ganz liebe Grüße
und ein schönes Wochenende
Meredith
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