arbeitslos und im falschen beruf?

malona
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arbeitslos und im falschen beruf?

Beitrag von malona »

Hallo,

ich bin neu in diesem Forum und möchte mich kurz vorstellen.

Ich bin 45, habe zwei Berufe, einen mit akademischen Abschluß, aber ohne Berufspraxis, beide im psychosozialen Bereich.

ich bin jetzt arbeitslos geworden und muß mich bewerben (als Akademikerin), traue mir diese Arbeit aber eigentlich nicht mehr zu, möchte überhaupt aus diesem Arbeitsfeld heraus, bin aber inzwischen ohne Arbeit noch mehr isoliert, und habe auch nicht wirklich eine andere Alternative (in dem Alter!)

Könnte mich jetzt für teuer Geld noch weiter qualifizieren (und den Druck damit erhöhen)...

Ach so, nicht daß jemand glaubt, ich ginge so ganz ohne therapeutische Hilfe durchs Leben: mache seit drei Jahren Psychoanalyse. Beginne auch das langsam als Scheitern zu verbuchen...

gibt es hier Leute mir vergleichbaren Erfahrungen?

Gruß,
Malona
Sara32
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Re: arbeitslos und im falschen beruf?

Beitrag von Sara32 »

Hallo Malona!!!
Willkommen hier!
Wie Du an den letzten Treads hier siehst, betrifft die Problematik "arbeiten mit einer Depression" äußerst viele - insbesonders im sozialen Bereich, in 'Helferberufen'. Du bist nicht allein. Ich hoffe, das "beruhigt" dich zumindest ein wenig

Ich kann dir nämlich nicht wirklich zu irgendwas raten, dafür weiss ich auch zu wenig. Was Du z. B. für Berufserfahrung hast, wo genau Du gearbeitet hast, wie schwer die Symptomatik ist, wie bei dir vor Ort der Stellenmarkt ausschaut und vieles vieles mehr.

Ich selbst stecke leider gerade im 3. erfolglosen Versuch, in meinem Job (auch was soziales...) zu bleiben, ohne wieder krank zu werden. Da dies mein letzter Versuch sein soll und es depressionsmäßig von Mal zu Mal schlimmer wird, hadere ich nun verzweifelt mit der Entscheidung, mich krank schreiben zu lassen und evtl. eine Umschulung oder so zu machen.
Da ich aber auch einen akademischen Abschluss habe, kann ich mir so gar nicht vorstellen, was da eine gute Alternative sein könnte. Ein Aufbaustudium wird wahrscheinlich nicht gefördert.

Wie auch immer, meinst Du, Du könntest eine "Nische" auf dem Stellenmarkt finden, in der Du Deine 2 Berufe und Deine Berufserfahrung gut gebrauchen kannst, aber andererseits nicht so stark psychisch gesehen belastet wirst?
Oder kannst Du Dich nicht entscheiden, ob Du in dem einen oder anderen Beruf arbeiten oder Dich bewerben möchtest?

Liebe Grüße
malona
Beiträge: 9
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Re: arbeitslos und im falschen beruf?

Beitrag von malona »

Hallo Sara,

vielen Dank für deine Antwort.
Ich will ja gar keinen Rat, aber es hilft mir schon, von Menschen zu lesen, die sich mit ähnlichen Entscheidungen herumschlagen.

Ich mußte mich zwar nie krank schreiben lassen, meine Arbeitsleistungen haben auch nach außen hin nicht auffällig nachgelassen (lag unter auch daran, daß meine letzte Arbeitsstelle eher eine "Nische", deshalb aber auch keine wirklichen beruflichen Perspektiven geboten hat), habe aber außerhalb der Arbeit kaum was hinbekommen und war (bin) ziemlich isoliert.

Ich weiß nicht, ob du das auch kennst: Einerseits habe ich das Gefühl, eine spannende Arbeit, die mich fordert, würde mir auch wieder mehr Kraft und Selbstbewußtsein geben -diese chronische Unterforderung und damit ja auch wenig Bestätigung durch die Arbeit hat sich ja auch ziemlich aufs Gemüt geschlagen, schließlich habe ich vor acht Jahren mit enorm viel Kraftaufwand mein Diplom gemacht -und mir danach nicht zugetraut, damit aus meiner Nische rauszukommen.

Ich habe immer Angst, daß ich mich noch mehr schwäche, wenn ich mich aus der Arbeit zurückziehe. Wie siehst du das?

Gruß,
Malona.
Sara32
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Re: arbeitslos und im falschen beruf?

Beitrag von Sara32 »

Hallo Malona!
Ich glaub', ich versteh', was du meinst.
Hab' aber noch Fragen (siehe unten).
Bei mir ist's halt eher umgekehrt. Ich fühle mich überfordert (aber nicht intellektuell, sondern wegen des Klientels).
Beides macht krank. Sowohl Über- als auch Unterfoderung. Mein Problem ist, dass ich in der Arbeit die Bestätigung meines Selbstwertes suche. Und da ich kaum positives Feedback bekomme, denn die Klienten können dies nicht, und mein Chef sagt nur was, wenn was schief läuft. Das zerrt echt an meinem Selbstbewußtsein.

Ist es bei dir so gemeint, dass eine weitere 'Nische' dich unterfordern würde, aber du sicher sein kannst, dass es läuft, dass Du es schaffst?
Aber andererseits hast Du Dein Diplom gemacht, dieses beruflich noch nicht einsetzen konnte und es aber spannend finden würdest?
Und dass Arbeitslosigkeit Dir nicht gut tut?

Liebe Grüße!
malona
Beiträge: 9
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Re: arbeitslos und im falschen beruf?

Beitrag von malona »

Hallo Sara,

das Phänomen der Überforderung durch die Arbeit, das schwierige Klientel, die kenne ich auch, und das macht mir die Entscheigung auch so schwer: einerseits fühle ich mich davon ausgelaugt und fühle mich völlig inkompetent, andererseits fehlen mir auch Ansprechpartner und Themen, die mich intellektuell fordern. Also ich bin über- und unterfordert gleichzeitig!

Und das mit dem fehlenden positiven feedback ist eben auch sehr ausgeprägt. Ich denke immer, es würde mir dabei helfen, wenn ich an dieser Stelle fachlich so kompetent wäre, daß ich mir selbst dieses feedback geben kann?

ach, es ist komplizitert!
Malona
Sara32
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Re: arbeitslos und im falschen beruf?

Beitrag von Sara32 »

Hallo Malona!
Hab vorhin in der Psychotherapie richtig geackert, um diesen ganzen Mist mit der Arbeit in irgendeiner Form zu ertragen und eine Entscheidung zu treffen. Alle (Arzt und Therapeut und Freunde) sagen, ich soll aufhören mit dieser Art von Arbeit, aber ich habe solche Angst, dass es dann anderweitig nicht vorwärts geht.
Wie was das bei Dir? Lief der Vertrag aus?

Dass man sich ohne positives Feedback frei machen kann von den eigenen Erwartungen und dies vielleicht durch mehr (Berufs)erfahrung, geht bestimmt. Aber ich befürchte, als 'depressiver Mensch' ist das doppelt schwer.
Und ich denke und hoffe schon, dass es auch eine Arbeitsstelle gibt, in der man weder unter- noch überfordert ist. Obwohl mir eine Unterforderung im Moment fast lieber wäre...

Grüße
malona
Beiträge: 9
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Re: arbeitslos und im falschen beruf?

Beitrag von malona »

Hallo Sara,

ich weiß leider gar nichts über deine Arbeitssituation, aber deine Angst, nach einer Kündigung nichts für dich verbessern, kann ich gut verstehen.

Ich selbst habe nicht gekündigt, mein Arbeitsvertrag lief aus, ich habe aber auch nicht um eine Verlängerung gekämpft. Wie gesagt, war ich fachlich überqualifiziert, und das hat mit Kollegen und Vorgesetzten Probleme gemacht.

Ich hab auch ein super Arbeitszeugnis bekommen -wer meine Zeugnisse liest, käme nicht auf die Idee, daß ich mich so klein und unfähig fühle. Das macht es aber auch nicht leichter, denn ich wirke auf den ersten Blick wesentlich souveräner, als ich mich fühle (die apathischen Abende und Wochenenden bekommt ja keiner mit).

Liebe Sara, ich würde dich gerne noch etwas genauer zu deiner beruflichen Situation fragen, möchte das aber nicht in diesem öffentlichen Forum tun. ist das möglich?

Gruß,
Malona
Sara32
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Re: arbeitslos und im falschen beruf?

Beitrag von Sara32 »

Hallo Malona!
Wir können auch gern e-mailen.
Ist sonst für die anderen, die eventuell mitlesen, etwas langweilig
Wirke im Übrigen nach außen hin auch viel souveräner als ich mich fühle.
Ich e-maile dir gleich mal

Liebe Grüße!
steppenwolf1

Re: arbeitslos und im falschen beruf?

Beitrag von steppenwolf1 »

Hallo zusammen,

ich möchte mich gerne in diesen Thread einklinken, wenn es ok für euch ist.

Ich habe dasselbe Problem und finde es sehr schwierig, im Berufsleben Fuss zu fassen. Ich habe auch einen akademischen Abschluss, allerdings in der IT-Branche. Bin derzeit zum 4. mal in einer Klinik und soll nun eine Wiedereingliederung machen. Diese habe ich allerdings schon 2004 gemacht und ich verzweifle daran. Denke ich bin einfach fachlich inkompetent und möchte meinen Beruf an den Nagel hängen. Habe angefragt, ob ich eine Umschulung machen könnte, mein Therapeut ist dagegen. Bin derzeit sehr verzweifelt, da ich denke, dass es wieder so endet, wie das letzte mal ... nämlich in einer Überdosis Schlaftabletten.
Meine Gedanken dazu kann ich nicht äussern, da es schnell auch als emotionale Erpressung hingestellt wird.
Welche Möglichkeiten hat man sonst ?? Hartz 4 und eine ehrenamtliche Tätigkeit ??? Warum ist man nur so ausgeliefert ?

Gruss, s.wolf
landei
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Re: arbeitslos und im falschen beruf?

Beitrag von landei »

Auch von mir ein Hallo zusammen!

Also ich hat euer Gespräch hier im Forum keineswegs gelangweilt, ganz im Gegenteil. Ich war ein aufmerksamer leser eurer Beiträge und wenn ihr nun das Thema hier nicht weiterbesprecht, muß ich doch mal aktiv werden und mich einbringen

Für mich ist noch nicht klar, ob ich Über- oder Unterfordert bin, bzw. war. Weiß nicht mal ob ich meinen Beruf noch mag oder ob es nur die Arbeitsstellen waren, die mir alles vermiest haben, oder ob es die Depression ist oder die Frage nach dem Huhn und dem Ei!

War ich zuerst depressiv und habe dadurch meinen Beruf angefangen zu hassen oder hat mich der Beruf depressiv gemacht.

Ich bin jetzt seit zwei Monaten arbeitslos und wenn das schnöde Geld nicht wäre, käme ich mit der Situtation wunderbar klar.

Nein, ich bin keineswegs faul, ich habe nur einen anderen Lebensrhythmus entwickelt. Z.B. bin ich gerade eben erst aufgestanden ( es ist fast 14h ) und das ist nicht nur Sonntags so, sondern am liebsten die ganze Woche. Dafür bin ich dann aber nachmittags leistungsfähiger und sogar abends. Leider schlafe ich nachts sehr schlecht und komme meist erst morgends zur Ruhe.. wenn ich arbeite kann ich so nicht leben, muß früh raus und lange arbeiten und bin dann platt.

Auf der Arbeit ist nie einem aufgefallen, das ich depressiv sein könnte, ich habe immer funktioniert und meine Arbeit gut gemacht - leider auch ohne jegliches positives Feedback, ganz im Gegenteil ich wurde jahrelang vom Chef gemobbt, bis ich vor zwei Jahren den Zusammenbruch hatte.

Habe dann die Stelle gewechselt, sofort, ohne Erholungsphase und es kam der nächste Zusammenbruch.

Mir fehlt das Geld nur leider an allen Ecken und Kanten und deswegen muß ich wieder arbeiten und scheine zum 1.5. wieder eine neue Stelle gefunden zu haben.

Nun habe ich Angst!!! Angst, wieder zu scheitern! Angst, den falschen Beruf zu haben! Angst vor der Zukunft!

Einen neuen Beruf erlernen? Mit 32? Nochmal ne Ausbildung machen? Unterstüzung finde ich in dem Punkt nirgends. Ich habe eine kleine Vision, was ich lieber machen würde aber auch hier: ich habe Angst!!

Angst, das es wieder der falsche Beruf ist ( habe bereits drei Berufe erlernt und wurde in keinem glücklich! ). Dieser Beruf hat viel mit meinem Hobby zu tun und ich habe Angst, das ich nachher mein Hobby auch nicht mehr mögen würde.

Es ist schon eine Art Verzweiflung. Warum finde ich nicht das Passende für mich? Warum muß ich mich so durchs Leben quälen? Man verbringt nun mal die meiste Zeit auf der Arbeit und wenn die einem nicht zusagt, ist es die Hölle!

Im Juni habe ich meine Diplom-Prüfung! Ich habe neben der Arbeit noch ein Fernstudium laufen gehabt. Ich dachte, damit könnte ich mich beruflich verändern aber es ist nicht so. Es sollte in die Selbstständigkeit gehen aber der Gründungsberater hat mir abgeraten, mein Businessplan sagt das selbe und mein Therapeut rät mir in meiner derzeitgen Lage sowieso davon ab mir den Stress einer Selbstständigkeit anzutun.

Merke ja selber, wie schwer es mir fällt mich auf etwas zu konzentrieren, mich aufzuraffen, meinen simplen Tagesablauf zu schaffen, ohne große Pflichten... eine Selbstständigkeit würde ich so gar nicht packen, ich würde alles einfach verschlafen!

Warum ist es so schwer glücklich zu werden?

Gruß vom Schattenspiel
Dass mir der Hund das Liebste sei, o Mensch, sagst Du sei Sünde. Ein Hund bleibt Dir im Sturme treu, der Mensch nicht mal im Winde!

( Franz v. Assisi )
steppenwolf1

Re: arbeitslos und im falschen beruf?

Beitrag von steppenwolf1 »

Hallo schattenspiel,

wow, als ich Deine Aktivitäten gelesen habe, bin ich fast vom Stuhl gefallen. Was Du alles machst, kein Wunder, dass man auf die Idee der Überforderungen kommen könnte. Wie hast Du die vielen Ausbildungen machen können ? Wie hast Du sie finanziert ?
Ich wollte ne Umschulung machen, weil ich denke, ich bin im falschen Beruf und deshalb depressiv. Mein Thera ist anderer Meinung und sagte mir, wenn Sie umschulen wollen, müssen sie es selbst bezahlen. Das Geld hab ich nicht. Weiss allerdings auch nicht was richtig ist. Weiss auch nicht so richtig wohin.
Ist es wirklich so, dass ein erfülltes Privatleben einen auch wieder leistungsfähiger im Beruf werden lässt ? Ich zweifle daran sehr.
Viele Grüsse, s.wolf
landei
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Re: arbeitslos und im falschen beruf?

Beitrag von landei »

Hallo Steppenwolf!

Das mit den Ausbildungen war eigentlich simpel. Ich habe das Abitur damals nicht gepackt und wußte nicht, was ich machen wollte also wurde beschlossen, erstmal ne solide kaufmännische Ausbildung.

Das Leben im Büro war nicht mein Ding, habe ich dann festgestellt aber die Ausbildung brav zu ende gemacht. Direkt im Anschluß habe ich dann ein Fachhochschulstudium in eine ganz andere Richtung gemacht, viel mit Menschen und beratende Tätigkeit. In dem Beruf arbeite ich nun schon seit knapp 10 Jahren. Das Fachstudium habe ich mir mit Nebenjobs finanziert und ich bin stolz darauf, das ich es so gut gemeistert habe: tagsüber Schule und abends und an den Wochenenden arbeiten und zwischendurch lernen... aber ich habe immer gerne gelernt, wenn es Dinge sind, die ich lernen will und die mich interessieren.

In der Schule war das früher nicht so, da mußte man lernen und der Zwang hat mich abgehalten. Ist heute noch so, wenn ich etwas machen muß, dann sträube ich mich!

Irgendwann wurde es mir im Beruf langweilig, immer das Gleich immer das Selbe und ich habe überlege ein Fernstudium zu machen, weil ich ja auch nichts mehr zum lernen hatte. Habe dies und das angefangen aber wieder aufgehört, weil es mich nicht interessierte und bin dann bei interessanten Fernstudium hängen geblieben, was ich auch mit meinem Hobby in Verbindung bringen konnte. Also habe ich 4 Jahre neben dem Beruf studiert und mich so beschäftigt und mich von meinem Beruf quasi abgelenkt.

Als ich das Diplom dann in der Tasche hatte, wurde ich wieder kribbelig, mir fehlte sofort die nächste Herausforderung. Also habe ich die nächste Fachqualifizierung angestrebt; wieder ein Jahr beschäftigt. Dann letztes Jahr noch eine Fachqualifikation gemacht und dieses Jahr steht die dritte Fachqualifizierung mit Diplomprüfung ins Haus. Aber jetzt ist das ganze schon in die Richtung Zwang gegangen, das Lernen macht mir keinen Spaß mehr, ich fühle mich leer und weiß gar nicht, warum ich das alles mache, denn es ist nun klar, das ich in dem erhofften Beruf keine berufliche Zukunft habe, es nur als Hobby betreiben kann. Als mir das klar wurde, fing ich an zu verzweifeln und frage mich, warum ich das ganze Geld und die viele Zeit investiert habe?

Aber mich interessiert dieses Fernstudium sehr und ich bin mir sicher, das es zur Zeit an der Depri liegt, das es mir keinen Spaß macht und ich will diese Prüfung schaffen!!!!

Und nun nicht lachen! Wenn ich die schaffen sollte, habe ich schon wieder die nächsten Studiengänge ins Auge gefaßt! Verrückt oder?

Aber ich glaube, wenn ich nicht mehr lernen kann, bin ich innerlich tod! Habe ich mich selber aufgegeben!

Sicherlich hole ich mir über diese Freizeitgestaltung Annerkennung und Selbstbestätigung aber es macht mich auch irgendwie mürbe.

Über ein intaktes Privatleben vieles auszugleichen? Da fragst du die Falsche! Ich habe kein Privatleben! Ich habe mich, auch wegen des Fernstudiums in eine selbstgewählte Isolation begeben.

Habe ein schlechtes Verhältnis zu meinen Eltern, die zwar im gleichen Haus leben wie ich, die mir aber immer und immer wieder einen reinwürgen, ich habe hier am Ort keine Freunde mehr ( meine drei besten Freundinnen leben jeweils immer gute 400-500km von mir entfernt ) und eine Partnerschaft habe ich auch nicht.

Was sollte mir also Halt geben?

Hänge gerade auch wieder über meinem Lernordner und versuche mich zu konzentrieren aber es geht nicht.

Nicht mal eine Stunde kann ich mich zusammenreißen. Denke die ganze Zeit, das draußen so schönes Wetter ist und ich hänge hier am PC und versuche mich mit Wissen zu stopfen... ich möchte gerne raus aber ich fühle mich wie an die Wohnung gefesselt! Als hätte ich gar nicht die Wahl raus zu gehen, ich muß einfach in der Wohnung bleiben!

Kann es nicht erklären!

viele Grüße zurück
Schattenspiel
Dass mir der Hund das Liebste sei, o Mensch, sagst Du sei Sünde. Ein Hund bleibt Dir im Sturme treu, der Mensch nicht mal im Winde!

( Franz v. Assisi )
Sara32
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Re: arbeitslos und im falschen beruf?

Beitrag von Sara32 »

Hallo Schattenspiel und Steppenwolf!
Ihr könnt Euch natürlich gern am 'Gespräch' beteiligen. Ich denke, dass dieses Thema letztlich viele beschäftigt.

@Steppenwolf
Dass Du Dich an Deinem Arbeitsplatz inkompetent fühlst, hat garantiert was mit der 'depressiven Einstellung' zu tun.
Was die Wiedereingliederung angeht: Was sagen denn die Ärzte und Therapeuten dazu, dass Du keine Sinn darin siehst und Du so verzweifelt bist? Es geht doch um Dich, das kannst Du doch bestimmt selbst einschätzen. Bist Du immer noch beim gleichen Arbeitgeber wie 2004? Wenn ja, dann frag doch den Arzt/Therapeut, was ihn/sie veranlaßt zu denken, dass es diesmal besser für dich verläuft. Und dass eine Umschulung nicht befürwortet wird, muss ja auch seine Gründe haben??? Ich find' das irgendwie merkwürdig. Was meint deine Therapeutin damit, dass Du die Umschulung selbst bezahlen musst? Dass Du keine vom Arbeitsamt oder der Rentenversicherung geförderte Umschulung machen kannst, sondern auf eigene Faust einen Ausbildungs- oder Studiumsplatz suchst?
Ich habe in Bezug auf meinen Therapeuten und Arzt nicht den Eindruck, 'ausgeliefert' zu sein - finde, das kann nicht Sinn einer Therapie sein. Abhängig-Sein aber in Bezug auf die finanzielle Situation. Vor Hartz IV würdest du noch 1 Jahr lang Arbeitslosengeld I bekommen. Und wenn Du weiter krank bist, dann Krankengeld.

@schattenspiel
Ich kann viele Deiner Ängste und Gedanken gut nachvollziehen! Da haben "Wir Depressive" ein ähnliches, ängstliches Strickmuster.
Allerdings scheint es in Deinem Beruf leichter zu sein, den Arbeitsplatz zu wechseln. In meinem Beruf ist es nicht so leicht, eine neue Stelle zu finden.
Schade nur, dass es mit der Selbstständigkeit schwierig ist. Das wäre vom Tagesablauf her ja eine super Idee für Dich. Du bist ja wahnsinnig qualifiziert und hast total Power, Ehrgeiz und vieles mehr. Ist es nicht möglich, Dein Konzept für die Selbstständigkeit zu überarbeiten? Vielleicht ist eine längere Auszeit noch wichtig für Dich - wenn's Dir finanziell irgendwie möglich ist. Zumal Du ja auch Kraft für die neue Stelle brauchen würdest. Und Du scheinst ja in der Tat noch mittendrin zu stecken in der Depression. Kriegst Du kein Krankengeld?

So, jetzt muss ich aber Schluß machen.
Deine "Sucht" nach dem Lernen/Studium klingt in der Tat etwas zwanghaft.
sonnenwurm
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Re: arbeitslos und im falschen beruf?

Beitrag von sonnenwurm »

Hallo zusammen!!

Auch ich bringe mich hier mal schnell ein, denn ich lese auch ganz interessiert mit!!!

@ Schattenspiel: Ich möchte dir einfach mal sagen, dass ich deine Art zu schreiben herrlich erfrischend finde ( ich musste mehrfach über manche Formulierung schmunzeln!!!) und als "Landei" bist du nicht allein hier...ich wohne übrigens nicht ganz so weit weg vom Kreis Neuss!

Als ich in deinem letzten Posting gelesen habe, was du alles so geleistet hast in den letzten Jahren musste ich an meine Geschichte denken.

Meine chaotischste Zeit war wohl, als ich einen Vollzeitjob in leitender Position hatte, nebenbei Abendschule, in der Prüfungsphase den Job gewechselt und im 3Schichtsystem gearbeitet, in eine neue Beziehung gestürzt und ein Umzug in eine andere Stadt....

Als ich dann die Zusatzausbildung in der Tasche hatte, in der neuen Wohnung saß und der gröbste Stress von mir abfiel war sie da: die erste depressive Phase!!!

Daraus habe ich aber nicht gelernt, habe noch ein paar Jahre in dem Tempo weitergemacht, noch ne Depri und noch eine....

Ich bin auch ein Mensch, der gar nicht genug lernen und wissen kann. Aber so langsam verstehe ich, dass das für mich der falsche Weg war...

Jetzt führt mich mein Weg erst einmal ins Bett, aber ich hoffe auf weitere interessante Beiträge!

Gute Nacht euch allen, Sonnenwurm
landei
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Re: arbeitslos und im falschen beruf?

Beitrag von landei »

Hallo und Guten Morgen an Alle hier!

Hihi, freut mich, wenn ich hier für einiges Schmunzeln sorgen kann Sonnenwurm!

Tja, mir geht es heute nicht so gut. Zum Einen macht mich das Wetter fix und alle, ich bete hier schon für Schnee, weil ich in der Dachwohnung langsam vor mich hin gare und andererseits habe ich festgestellt, das es vielleicht wieder für länger meine letzte Woche "in Freiheit" sein könnte.

Muß ich wohl kurz erklären! Ich habe die kommende Woche ein sog. Probearbeiten in einer Firma, wo ich mich beworben habe und wenn das gut läuft, dann habe ich zum 1. Mai ne neue Stelle und damit wieder 6 Monate Urlaubssperre und einen neuen Tagesrhythmus.

Bin da momentan sehr zweigeteilt, zum einen würde ich mich freuen, wenn ich vielleicht endlich mal eine Stelle finden würde, die mir gefällt, oder wo ich es wenigstens die meiste Zeit aushalten könnte, zum anderen weiß ich halt nicht, ob ich dem gewachsen sein werde.

Zu der Bemerkung, ob es in meinem Beruf leichter ist eine neue Stelle zu finden: ich weiß es nicht, eigentlich nicht, jedenfalls habe ich das von anderen Kollegen gehört aber vielleicht habe ich wenigstens das Talent, zu erkennen, wo eine Bewerbung Sinn macht und wo nicht und nicht blind überall Bewerbungen hinzuschichen und entsprechend mit Absagen zugeschüttet zu werden.
Bis jetzt hat es immer mit max. 5 Bewerbungen geklappt und die Stellen, die einem vom Arbeitsamt gestellt werden, die kann man eh vergessen, die zähle ich auch nicht dazu.

Langsam wird es schwieriger, denn ich habe fast jährlich den Arbeitgeber gewechselt und das läßt aufhorchen aber da ich die Wechsel immer plausibel erklären konnte und man mir meine Krankheit nicht ansieht und meine Lernbereitschaft positiv bewertet, habe ich ich, Gott sei dank bis jetzt wenig Probleme mit dem Jobwechsel.

Es spricht einiges für die Stelle, die ich mir ausgesucht habe, vor allem sind die Arbeitszeiten besser und ich muß nicht mehr kilometerweit fahren... aber schaffe ich das gesundheitlich? Ich weiß es noch nicht. Werde die Woche Probearbeiten dazu nutzen es zu überprüfen.

Die Selbstständigkeit ist in der Kiste: "schöner Traum und ausgeträumt" abgelegt worden. Ich mache das ganze jetzt wohl noch als Nebengewerbe aber ohne Erfolg, weil mir auch das ganze Marketing nicht liegt und die Werbetrommel für mich selbst zu rühren, das kann ich schon gar nicht. Vielleicht habe ich irgendwann die Möglichkeit, eine Teilselbstständigkeit zu erlangen. Meinen Hauptberuf auf Teilzeit zu kürzen und meine Berufung mehr auszubauen... aber die Qualifizierung alleine ist es halt nicht, leider!

@Sonnenwurm: hast du denn jetzt mit dem Lernen aufgehört oder wie kann ich das verstehen?
Das könnte ich nicht, mit dem Lernen aufhören! Ich würde am liebsten alles lernen, was möglich ist, bzw. eigentlich möchte ich das alles können, das lernen wird langsam anstrengend
Fremdsprachen würde ich gerne sprechen können, außer Englisch, das habe ich mal gelernt aber ich habe kein Talent zum Vokabellernen, leider!

Es gäbe eine ganze Handvoll Berufe ich die gerne erlernen würde, einfach aus Interesse, nicht weil das meine Berufung wäre, nur so!

Leider kann ich auf Grund der Depression nicht mehr lange Zeit konzentriert lesen und auch Musik hören, was ich früher den ganzen Tag konnte ( es lief immer das Radio im Hintergrund ) nervt mich heute nur noch und ich höre kaum noch Musik. Wollte mich gestern aufraffen, das Radio anzustellen aber ich habe es sofort wieder abgestellt, weil ich sofort genervt war. Schade!

Diese Krankheit verändert einen ohne das man es will oder versteht!

habe heute schon wieder bis Mittags geschlafen, bin zwar jetzt recht munter und erholt aber ich falle trotzdem heute Abend wieder gerädert ins Bett und die Zeit dazwischen werde ich heute endlich zum Lernen für mein Examen nutzen.

In diesem Sinne für heute erstmal Tschüssi

Dass mir der Hund das Liebste sei, o Mensch, sagst Du sei Sünde. Ein Hund bleibt Dir im Sturme treu, der Mensch nicht mal im Winde!

( Franz v. Assisi )
sonnenwurm
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Re: arbeitslos und im falschen beruf?

Beitrag von sonnenwurm »

Hallo und guten Morgen !!

Also Schattenspiel, wenn du ab 1.5. wieder arbeiten gehst, dann übernehme ich die "Frühschicht" im Bett - denn ich bin ab 1.5. offiziell arbeitslos!

Scherz beiseite: ich kann gut nachvollziehen, dass dir da im Moment 1000 Dinge - pro und contra - durch den Kopf gehen! Da ist eine Woche zur Probe gar nicht schlecht: nicht nur der Arbeitgeber kann sehen, ob du geeignet bist, auch DU kannst entscheiden, ob du das willst und ob es passt!

Dass man einen neuen Rhytmus findet (seinen eigenen) so ist es mir auch ergangen. Die ersten Jahre meiner Berufstatigkeit hatte ich immer schön von Mo-Fr 8.00h bis 16.00h, wunderbar. In den letzten 6 Jahren habe ich in drei Schichten gearbeitet, an Wochenenden, Feiertagen und ohne irgendeine Regelmäßigkeit. Ich war immer fit, wenn der Wecker schellte und konnte sofort schlafen, wenn ich mein Bett sah.

Die ersten Anzeichen meiner Depri waren dann extreme Schlafstörungen. Nun bin ich ja schon viele Monate krank geschrieben, aber irgendwann habe ich MEINEN Rhytmus gefunden. So gegen 9.00h werde ich von allein wach und bin fit, gegen 23h geh ich ins Bett und schlafe durch. Herrlich!!

Nun aber zu ein paar Punkten, auf die ich gern eingehen möchte:
Lernen: nein, ich habe das Lernen nicht aufgegeben. Ich halte es sogar für erstrebenswert, sein Leben lang zu lernen. Aber ich habe einen anderen Bezug dazu. Ich habe früher, glaube ich, nur gelernt, um abgelenkt zu sein. Ich hatte nie Zeit für anderes, weil ich ja immer lernen oder arbeiten musste. Das war ne prima Ausrede für mich und von meinen Mitmenschen bekam ich vermeintlich Anerkennung "Boh, wat du alles schaffst".

Wenn ich mir nun etwas aneigne, dann aus anderen Gründen - ich schiebe es nicht mehr vor. Als ich damals die 3 Jahre Abendschule hinter mir hatte und mein Zeugnis in der Hand hatte, war eine totale Leere da. Keine Freude, kein Stolz - nur die Frage:"Und was mach ich jetzt?"

Heute kann ich einfach nur mal SEIN - ohne etwas tun zu müssen.

Schattenspiel, du hast geschrieben "Die Krankheit verändert einen". Ja, so habe ich das auch empfunden und anfangs dachte ich oft "Ich will wieder so sein wie früher".
Wenn ich ehrlich bin, weiß ich gar nicht, wie oder wer ich früher war. Ich weiß, welche Erwartungen, Träume, Wünsche ich hatte. Aber wer ICH bin???? Und wieder so werden??? NEE!

Ich habe jetzt ein paar Monate Therapie hinter mir und so ganz langsam lege ich Schicht für Schicht von meiner äußeren Hülle ab und guck mal rein, wer oder was da so ist. Ich habe mich ent - täuscht.

Meine Arbeit war mir z.B. immer das Wichtigste und als ich mich endlich entschlossen hatte, mich krank schreiben zu lassen, da war ich so gefrustet, habe so sehr mit mir gehadert. Hatte doch jahrelang für diese Arbeit gelernt und mich weitergebildet, mir den A.... aufgerissen und nun soll ich das aufgeben.

Wenn ich mich aber nun frage, warum ich diese Arbeit überhaupt gemacht habe, dann muss ich mir eingestehen, dass das gar nicht hätte funktionieren können!!!
Jaja, wir in den helfenden Berufen *wink rüber zu Malona und Sara*

Überforderung und Unterforderung: Ja, genau das kenn ich: intellektuell ein so tolles ansprechendes Arbeitsfeld und doch wird meine FÄhigkeit gar nicht gebraucht oder gefragt, also fühlte ich mich stark unterfordert in meiner Tätigkeit. Aber völlig überfordert mit der Art der Menschen.

Und damit meine ich nicht nur das schwierige Klientel, sondern vor allem die SCHWIERIGEN KOLLEGEN!!!!
Daraus resultierte das Gefühl von Inkompetenz, dann folgte die Unsicherheit, Fehler schlichen sich in die Arbeit ein. EIN GRAUS!!!
Ich könnte Bücher drüber schreiben!!!

Mache hier aber mal einen Stopp, sonst sprenge ich den Rahmen!
Sonnenwurm
landei
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Re: arbeitslos und im falschen beruf?

Beitrag von landei »

Hallo und guten Abend Sonnenwurm!

Da es in meiner Dachwohnung noch so angenehm warm ist ( 28°C ) kann ich eh nicht schlafen und hänge hier noch was vor dem Internet. Habe ja eh Schlafstörungen aber die Hitze macht es nur noch schlimmer

Noch steht ja gar nicht fest, ob ich am 1. Mai wieder arbeiten gehen werde. Ich sollte mit dem pro und contra aufhören und einfach die Woche abwarten und sehen, wie es mir gefällt, bzw. ob es mir zu viel ist oder nicht. Aber ich mache mir nun mal Gedanken! *nerv

Schlafstörungen habe ich, seit ich denken kann. Schon als Kind konnte ich Abends wegen Grübelns nicht einschlafen, deswegen habe ich das nie als "nicht normal" empfunden, bis mir der Arzt sagte, das es nicht normal sei. Leide ich deswegen vielleicht schon immer an Depressionen und habe es nur nie gewußt?

Wer weiß!

Ja, ich glaube auch, das ich u.a. lerne, um mich abzulenken und um eine Entschuldigung zu haben, warum ich keine Zeit für etwas anderes habe. Lernen und Arbeiten, das war immer mein ganzer Lebensinhalt und irgendwie ist mir dabei der Spaß am Lernen verloren gegangen.

Derzeit sitzte ich ja gerade in den Vorbereitungen für meine Diplomprüfung und ich merke, das ich mich von Tag zu Tag mehr zwingen muß zu lernen und heute habe ich das erste Mal wirklich mit dem Gedanken gespielt, diese Prüfung abzusagen und es einfach sein zu lassen. Wen stört es schon, ob ich ein Diplom habe oder nicht? Es wird eh nur in einem Ordner verschwinden und nie wieder von Nutzen sein.

Den Lernstoff habe ich hier und ich kann ihn auch in Ruhe in den nächsten Jahren lernen, ohne Prüfungsdruck, dann, wenn es mir wieder Spaß machen könnte, diesen Bereich zu lernen. Was treibt mich zu der Prüfung? Im Grunde nur der Frust, das ich so viel Geld in diese Ausbildung gesteckt habe, das ich einen Abschluß haben möchte aber ist das ein akzeptabler Grund für den ganzen Stress wieder?

Was meinst du damit, das du dich enttäuscht hast? Das versteh ich nicht so ganz.

Unterfordert mit den Fähigkeiten und Überfordert mit der Art Menschen - das trifft es sehr gut, dem kann ich nur zustimmen! Aber ich hatte bis jetzt wenigstens immer sehr nette Kollegen, über die kann ich nicht meckern, wirklich nicht. Aber ich war auch immer der flexible Teil, der immer einspringen konnte und half - so ist das halt mit den Menschen die in helfenden Berufen arbeiten *wink zurück!

Da es hier nun mal nicht kühler werden wird, werde ich mal mein Lager auf dem Balkon aufschlagen und auf meinen Kater warten, der noch auf nächtlicher Tour ist!

Gute Nacht an alle hier und einen schönen Wochenstart auch wenn es bei mir derzeit recht grüblerisch und miesgelaunt zugeht!

Bis dann
Dass mir der Hund das Liebste sei, o Mensch, sagst Du sei Sünde. Ein Hund bleibt Dir im Sturme treu, der Mensch nicht mal im Winde!

( Franz v. Assisi )
sonnenwurm
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Re: arbeitslos und im falschen beruf?

Beitrag von sonnenwurm »

Hallo zusammen

So, nachdem ich den Vormittag recht missmutig zugebracht habe, geht es mir nach einem Mittagsschläfchen wieder besser und ich kann mich der Antwort auf deine Frage widmen...

Schattenspiel, du fragst wie ich das meine, dass ich mich ent - täuscht habe.

Als ich gerade krankgeschrieben war habe ich meiner Thera wochenlang vorgejammert, dass ich so enttäuscht bin: von den Kollegen, von meinem Arbeitgeber, von den Ämtern, von meiner Familie etc.
Ganz sanft hat sie mich dann zu folgernder Sichtweise gebracht:
Der Begriff "Enttäuschung" wird ja oft mit einem Beigeschmack von Vorwurf gebraucht "Ich bin enttäuscht von dir".

Er besagt aber lediglich, dass man eine Täuschung aufgedeckt hat. Es war für mich ganz wichtig, dass so zu sehen. Ich dachte ja, dass alle und alles mich getäuscht hat, alle böse ausser mir!!!
Aber Tatsache ist: ich habe mich getäuscht. Ich hatte falsche Vorstellungen, Ziele, Erwartungen etc.

Als Beispiel: ich hatte letztes Jahr meine gesamte Familie zu meinem Geburtstag eingeladen, viele sind nicht gekommen, die, die da waren haben sich unmöglich benommen und es war ein sehr schlimmer Tag für mich, ich hatte danach einen Totalzusammenbruch.

Hatte ich mir doch so sehr gewünscht, alle um mich zu haben, einen schönen Tag zu verleben, einen Bruder hatte ich zwei Jahre nicht gesehen und ich hatte damit gerechnet, dass er doch wohl kommen würde.

Das waren also meine Wünsche und Erwartungen. Tatsache ist aber, dass meine Familie ganz authentisch war, so wie nun halt die Realität ist - wir haben wenig Kontakt, Interessenlosigkeit, man ist halt verwandt miteinander. Ich habe durch die Runde geblickt und plötzlich ganz klar realisiert, dass meine Familie nun mal nicht so ist, wie ich sie mir wünsche. Ich hatte mich getäuscht!!!

Oder im Job: ich hatte die Vorstellung, dass ich als Heilpädagogin den Menschen helfen möchte, ein möglichst eigenständiges und selbstbestimmtes Leben zu führen. Habe alles Mögliche bewegt und mir den A... aufgerissen, um das zu erreichen.
Aber die Teams in denen ich gearbeitet habe, hatten da ne andere Devise: sauber und satt, das reicht! Eigenständigkeit der Bewohner bedeutet ja schließlich mehr Arbeit in Form von mehr Konfrontation mit Individuen. Das war gar nicht gefragt!!!

Und ich wundere mich, warum ich in keinem Team funktioniere, warum ich anecke und ausbrenne... Ich hatte mich getäuscht.

Ich kann die Menschen nicht ändern, ich kann nur meine Konsequenzen daraus ziehen. Für manche Dinge lohnt es sich zu kämpfen, andere muss man akzeptieren lernen.

So wie du mit deiner Diplomprüfung: Wenn du die Entscheidung triffst, die Prüfung vielleicht später abzulegen, damm sieh das nicht als Versagen. Dann ist das eine eigenständige, selbstverantwortliche Entscheidung, die DU FÜR DICH getroffen hast. Und es ist durchaus mutig auch sagen zu können: das kann ich zur Zeit nicht leisten.

Ich hoffe, das war jetzt irgendwie verständlich?

Mal ne Frage an die anderen Schreiber: seid ihr noch da????

Liebe Grüsse, Sonnenwurm
landei
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Re: arbeitslos und im falschen beruf?

Beitrag von landei »

Hallo Sonnenwurm!

Mein Tag war es heute auch nicht. Mir war nur nach schlafen auch wenn ich mich so durch den Tag gequält habe, geschafft habe ich doch nichts.

Die Gedanken kreisen und ich komme von Hölzchen auf Stöckchen und finde doch keine Lösungen für imaginäre Probleme.

Das klingt alles sehr logisch, was du schreibst und ich sehe ja auch ein, das ich in vielem meine Einstellung ändern muß. Sicher erwarte ich zu viel oder das Falsche von meinen Mitmenschen und bin dann enttäuscht. Gute Erkenntnis aber an der Umsetzung muß man hart arbeiten.

Wegen meiner Diplomprüfung mache ich mir halt immer noch Sorgen. Ich weiß, das ich es jetzt nicht schaffen werde, ich bin einfach völlig leer und der Druck, unten den ich mich setzte, ich und kein anderer, den halte ich nicht aus.

Es sind so viele Dinge, die ich verändern muß: Ansichten, Verhalten, Vorurteile, Arbeit, soziales Umfeld... eigentlich scheint es darauf hinauszulaufen, das ich ein ganz neues Leben aufbauen muß, eines, das meinem alten nicht mehr ähnelt, denn das alte Leben hat mich krank gemacht!

Es fühlt sich an, als könnte man das alles gar nicht leisten und das es so unendlich viel Kraft braucht und das ich es alleine niemals schaffen kann und dann noch die Verzweiflung, das niemand da ist, der einem helfen kann!

Es ist heute echt nicht mein Tag. Ich leg mich wieder unter meine Decke, zusammen mit Teddy und meinem Katerchen!

LG
Dass mir der Hund das Liebste sei, o Mensch, sagst Du sei Sünde. Ein Hund bleibt Dir im Sturme treu, der Mensch nicht mal im Winde!

( Franz v. Assisi )
sonnenwurm
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Re: arbeitslos und im falschen beruf?

Beitrag von sonnenwurm »

Ein tröstendes "Hallo" an dich, Schattenspiel!

He, hast du auch so einen bemitleidenswerten Teddy, der immer dran glauben muss, wenn es dir schlecht geht?? Vielleicht sollten unsere beiden Teddys eine Selbsthilfegruppe gründen, die hätten bestimmt viiiiiiel Gesprächsstoff...

Du klingst sehr resigniert heut - naja, so Tage sind halt auch dabei. Ich habe auch oft voller Verzweiflung gedacht "es wird nie, nie besser" - und jetzt geht es mir seit einigen Wochen sehr viel besser und vieles erscheint mir plötzlich so einfach!

Aber es hat lange gedauert, die erste depressive Phase hatte ich vor über 5 Jahren und die letzte war vor fast genau einem Jahr ausgebrochen.

Sag mal, bist du denn in therapeutischer Behandlung? Ich denke, das könnte dir helfen auf deinem Weg. Durch muss man da eh allein, aber Begleitung und Hilfe kann man sich schon organisieren.

Ich wünsche dir erst einmal eine gute Nacht, Sonnenwurm
landei
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Re: arbeitslos und im falschen beruf?

Beitrag von landei »

Hallo Sonnenwurm!

Mein Teddy ist ne ganz arme Wurst, ich glaube der braucht echt bald auch ne Therapie. Meine Katzen kommen an so Tagen auch nur zu mir, wenn sie sehen, das der Teddy schon da ist, denn sonst nutze ich die beiden zum ausheulen und die finden das nicht so prickelnd.

Derzeit bin ich nur in ärztlicher Behandlung.

Ich muß mir demnächst nen Therapeuten suchen aber ich habe noch keine genaue Ahnung, was der Arzt sich für eine Therapierichtung vorstellt, das will er mit mir in ein paar Wochen besprechen, wenn ich den nächsten Termin bei ihm habe.
Bis dahin sollte ich mich von dem fehlgeschlagenen stationären Therapieversuch erholen, der wieder zu einem Zusammenbruch geführt hat, statt zu einer Besserung.

Mache mir auch viel zu viele Gedanken über die Krankheit und wo sie herkommt und was sie ausgelöst hat und warum ich nicht schon eher auf die Idee gekommen bin, mir ärztliche Hilfe zu holen aber so ist es halt nun mal.

Langsam vermute ich, das alles schleichend vor 7 Jahren begonnen hat. Da gab es einige heftige Veränderungen in meinem Leben und ich habe damals selbst oft gesagt:

das hat mir den Boden unter den Füßen weggerissen!

Aber man denkt schon, die Zeit heilt alles Wunden und wird schon wieder und all sowas und man versucht das Beste aus der Lage zu machen aber irgendwie hängt mir das wohl doch länger nach als gedacht!
Ist sicher ein Thema für die Therapie. Bin gespannt wie sowas ablaufen soll, wie kann reden helfen? Auch das Schreiben hier, es ist gut sich hier mitzuteilen aber wie kann es helfen seine Probleme und die Krankheit zu bewältigen?

Traurige und entmutigte Grüße

Schattenspiel
Dass mir der Hund das Liebste sei, o Mensch, sagst Du sei Sünde. Ein Hund bleibt Dir im Sturme treu, der Mensch nicht mal im Winde!

( Franz v. Assisi )
sonnenwurm
Beiträge: 275
Registriert: 26. Jul 2006, 16:14

Re: arbeitslos und im falschen beruf?

Beitrag von sonnenwurm »

Huhu!!

Ich hab gerade gesehen, dass dein Profil offen ist. Ist es ok., wenn ich dir ne mail schicke?

Sonnenwurm
Sara32
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Re: arbeitslos und im falschen beruf?

Beitrag von Sara32 »

Hallo und Guten Abend!
Sonnenwurm und Schattenspiel, habe Eure Beiträge interessiert gelesen. Bin also noch da, war aber nicht hier im Forum.

Habe beim Lesen so gedacht, dass "Wir Depressive" einfach zuviel denken. Nicht, dass andere dies nicht tun, aber ich muss sagen, dass meine Art zu denken mich zum Teil ganz schön fertig macht.
In der Therapie setze ich mich ja intensiv mit meinem Selbstbild auseinander, und an den Reaktionen meines Therapeuten meine ich doch manchmal zu erkennen, dass das schräg rüberkommt.

Sonnenwurm, Du bist ja so aufmerksam und liest immer mal wieder meine elendigen Probleme mit meinem Arbeitsplatz
Ich muss nochmal betonen, dass ich Dich bewundere, wie Du mit allem umgehst.
Wie geht's bei Dir eigentlich weiter? Du hattest geschrieben, dass eine Umschulung abgelehnt wurde.
Mir geht's seit 1 Woche etwas besser. Dabei war ich zuvor schon fast soweit, alles hinzuschmeißen. Das ist doch alles verrückt. Jetzt habe ich in 2 Tagen auch noch ein Gespräch mit meinem Chef, der ewig rumnervt und mich ausquetschen will. Meine Kollegen sind im Übrigen total nett. Wenn die nicht wären, würde ich mich da wohl auch gar nicht mehr hinquälen. Was mein Umfeld angeht, so ist das bei mir ein sehr stabilisierender Punkt. Ich habe tolle Freunde - das hab' ich während meines Geburtstagscafé auch wieder festgestellt

Ich meine schon zu wissen, warum ich arbeiten gehe oder was mich damals geritten hat, mich für diesen Studiengang entschieden zu haben.
Ach, es ist alles so 'ne Gefühlssache... Komm da einfach nicht weiter.

Habt noch nen schönen Abend!!!
landei
Beiträge: 197
Registriert: 13. Apr 2007, 10:46

Re: arbeitslos und im falschen beruf?

Beitrag von landei »

@ sonnenwurm: klar, habe es gerade erst freigeschaltet, die Technik!
Dass mir der Hund das Liebste sei, o Mensch, sagst Du sei Sünde. Ein Hund bleibt Dir im Sturme treu, der Mensch nicht mal im Winde!

( Franz v. Assisi )
sonnenwurm
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Registriert: 26. Jul 2006, 16:14

Re: arbeitslos und im falschen beruf?

Beitrag von sonnenwurm »

@schattenspiel: ist es korrekt, dass zwischen Name und 1975 ein Leerzeichen ist? Dann geht die mail nämlich nicht raus....habe das Leerzeichen weggelassen und dann ging sie weg. Aber stimmt dann die Adresse?
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